MO, 30.3.2015
Wir verlassen Mysore und sind auf dem Weg nach Ooty, so die Kurzform von Udhagandalam, einer Hill Station, die man auch sehr nett mit einem Toy Train erreichen kann, aber für den fehlt mir die Zeit, und außerdem mag ich es zwischendurch mal halten zu können, wo ich es möchte.
Wir fahren erst durch Reisfelder und Shekhar biegt für mich ein kleines Stück in eine Stichstraße ein, damit auch ein paar idyllische Fotos gelingen.
Es geht weiter durch das Bandipur Tigerreservat (die Bezeichnung ist glatt gelogen, denn hier gibt es schon lange keine Tiger mehr) und den Mudumalai-Park, in dem es auch nur Affen und Antilopen gibt.

Wir nähern und Ooty. Schade, dass ich nicht rechtzeitig geschaltet habe: Unterwegs eine Geschwindigkeitskontrolle, wer hätte das gedacht? Wieviel es wohl kosten mag NICHT bestraft zu werden?
Auf dem Weg ziehen wir vorbei an einer Prozession, eine Bestattung, der Tote wird ganz offensichtlich zur Feuerstelle getragen: Vorne die Männer mit dem Gestell mit dem Toten darauf, dahinter die Frauen.
Die Schule ist aus, Mädchen und Jungen gehen hier doch tatsächlich nach Geschlechtern getrennt in Schwärmen heim: Auf der einen Straßenseite lauter Mädchen, auf der anderen lauter Jungen. Ist echt wahr, I am not kidding you!
Wir nähern uns über 36 steile Haarnadelkurven Ooty, wo es deutlich kühler ist als bisher.
Zunächst geht es in die Teefabrik, in der ich mir die Produktion von Tee ansehen kann. Über allem liegt natürlich Teeduft. Und, was in den staatlichen Fabriken nicht so war, beim Verlassen wird man wie in den USA erst einmal durch den angeschlossenen Shop gelotst.

Nun geht es in den botanischen Garten. Hier wird das erste Mal versucht mich übers Ohr zu hauen, und das gleich zwei Mal. Der Eintritt beträgt 30 Rupies, aber das steht auf dem Schild direkt am Ticketschalter nur in der hiesigen Schrift bzw. Sprache. Ich soll 100 Rupies zahlen. Der Preis steht auch auf der Tafel, und 50 Rupies für die Kamera sind auch fällig. Ich sehe auf meine Quittung, auf der ein Eintritt von 30 Rupies steht, und auf die englische Tafel, die dieses als korrekt bestätigt. Ich gehe wieder zum Ticketschalter und sehe schon, wie sich mir eine Hand mit 70 Rupies Wechselgeld entgegenstreckt.
Dann werde ich angesprochen von einem jungen Mann. Der Fahrer habe ihn gebeten mich durch den Garten zu führen und mir hinterher auf dem Markt zu zeigen, wo ich Durians kaufen kann, die möchte ich nämlich gerne mal probieren oder zumindest sehen. Ich will erst automatisch dankbar nicken, als mir aufgeht, dass Shekhar nie im Leben jemanden losschicken wird als meinen Guide und dass er mir auch die Durian selbst zeigen würde.
Der botanische Garten ist schön grün und gepflegt, bietet aber nicht allzu viel. Und auch derjenige, der mir die Durians zeigen wollte, lässt sich nicht mehr blicken. Zurück am Auto stellt sich heraus, dass er wohl belauscht hat, wie Shekhar einen der Locals gefragt hat, ob es welche gibt in Ooty und dann gleich losgestürmt ist. Nun ja, ich habe es ja noch rechtzeitig bemerkt und werde auch bald Indienexpertin.
Und auch in Ooty gibt es eine alte Kirche, wenn ich richtig verstanden habe, das älteste noch bestehende Gebäude der gesamten Nilgiri-Mountains-Region.
Den Tag beschließe ich in einem herrlichen Heritage Hotel (Taj Savoy), in dem ich mich fühlen kann wie eine britische Großgrundbesitzerin, während von einer nahen Moschee der Imam seine Suren singt. Fast schon devot wird Memsahib vom Manager höchstpersönlich in Empfang genommen und ins Zimmer begleitet. Ich sei ein “Special Guest” und erhalte somit ein Upgrade auf ein besonders schönes Zimmer, erklärt er mir, während wir den fast 40 qm großen Schlafraum mit Kamin betreten, an den sich nochmals jeweils 10 qm Ankleidezimmer und Bad anschließen.
Ich relaxe auf dem gepflegten Grundstück und genieße Temperaturen, die einem deutschen Frühsommer bei leichter Brise in Norddeutschland entsprechen. Abends schreibe ich im Garten Reisebericht, während der Manager mich zum wiederholten Mal anspricht, ob alles zu meiner Zufriedenheit sei.
Aber dass um 22.30 Uhr jemand bei mir vor der Tür steht, mir strahlend mit dem Ausruf 'Food!' ein Tablett entgegenreckt und der Meinung ist, ich hätte den Roomservice bestellt, das geht denn doch zu weit. Gute Nacht!