Autor Thema: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016  (Gelesen 38587 mal)

MisterB

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Im März dieses Jahres war ich in Indien. Nicht verwunderlich, wenn man die Überschrift gelesen hat.
Die Reise war eine Rundtour durch Rajasthan (Nord-West Indien so grob) mit Start/Ende in Neu Delhi und anschließend ein Hopping per Flieger nach Varanasi, Kalkutta und Bombay.

Zu der Idee nach Indien zu reisen bin ich im Prinzip durch mehrere Dokus und Reportagen im TV gekommen. Voran fällt mir hier noch eine Sendung des WDR ein, bei der von den Straßenzahnärzten in Indien berichtet wurde. Desweiteren hatte ich auch eine kleine Reihe mit Namen "Ein Engländer in Indien" gesehen, die zum größten Teil einigermaßen lustig aus verschiedenen Teilen Indien berichtet.
Als zweiten Schritt habe ich mir einen aktuellen Lonely Planet gekauft und den durchgeackert. Angesichts von fast 1500 Seiten ist das glaube das richtige Wort.
Und dann habe ich Reiseberichte gelesen. Diese Berichte drehten sich sowohl um den Norden wie um den Süden. Ich habe dann für mich beschlossen, das mich der Norden (=Rajasthan) mit den vielen Maharadja Forts und Festungen und alten Städten mehr interessiert (Kopf oder Zahl, für irgendwas musste ich mich ja entscheiden).

Nun gab es die Aufgabe eine Firma zu finden, die eine Tour anbietet. Aufgrund von diversen Fundstellen bei Google und auch aus der Beschreibung in den Reiseberichten habe ich gelernt, das es in Indien eine recht verbreitete Reiseart ist, sich von einer Taxi Company durch die Gegend kutschieren zu lassen. Ich habe drei Companies angeschrieben. Zwei waren Funde bei Tripadvisor, bzw. Google. Der Dritte war eine Empfehlung hier aus dem Forum, bzw. aus einem der Reiseberichte.

Kurzer Abriss : Eine Company hat nach meiner Anfrage und Änderungswünschen an der Standardroute garnicht mehr geantwortet. Nummer 2 wollte mir zusätzlich zum Driver noch einen permanent mitreisenden Tourist Guide verkaufen. Nummer 3 hat immer schnell und zuverlässig geantwortet, meine Änderungswünsche berücksichtigt und am Ende den besten Preis gemacht.
Ashoks Taxi Tours (Mr. Ashok).

Da ich den Hals noch nicht voll kriegen konnte, habe ich dazu dann noch 9 Tage drangehängt und die Städte Varanasi, Kalkutta und Bombay mit auf den Plan genommen.

Als dann irgendwann alles in trockenen Tüchern war, bekam ich am Ende Skrupel, was ich mir da eingebrockt hatte.
Vorgreifend zum Reisebericht muss ich aber sagen, das es vor Ort total toll war, und die vielen schlimmen Dinge die zum Beispiel im Lonely Planet stehen, nicht im geringsten eingetroffen sind.

Die Planung nochmal etwas chronologischer und detaillierter kann man hier in diesem Forum und  hier auf meiner Webseite noch lesen.

Vor Ort habe ich eigentlich bis auf einzelne Tage immer Internet gehabt und daher immer mal wieder quasi live ungefiltert und so wie es mir aus den Fingern kam meine Kommentare in die Welt gepostet. Die Live-Posts kann man hier in diesem Forum auch  nachlesen (so ab Seite 5)

So. Jetzt aber schonungslos an den Start :

02.03. auf 03.03.2016 - Flug und ankommen in Neu Delhi

Frankfurt, Flughafen, gegen Mittag. Ich suche meinen Checkin Schalter. Ich habe durch Zusammenkratzen aller meiner Lufthansa Meilen Business Class nach Indien (und zurück) gebucht. Den Checkin Schalter finde ich aber nicht. Bei Economy Checkin werde ich wieder weggeschickt, offensichtlich können die mich nicht einchecken. Zumindest zeigt man mir den Weg zum Business Check In. Man. So ein Aufwand. Beim Checkin fragt die Frau ganz entgeistert ob ich wirklich nur eine Tasche dabei hätte. Sie wissen das sie zwei Gepäckstücke mit bis 32 Kilo mitnehmen dürfen ? Ja, das weiß ich, ich besitze aber garkeine 64 Kilo Klamotten, die ich mitnehmen könnte. Außerdem will ich in Indien ja auch noch fliegen und da darf ich dann nur eine Tasche mit 15 Kilo mitnehmen (oder draufzahlen).
Na gut. Die Dame sieht es ein und gibt mir noch auf den Weg das ich von der Business Lounge auch direkt ins Flugzeug einsteigen könne. Ach eine Lounge gibt es ? Ich muss ja zu meiner Verteidigung sagen das ich blutiger Business Anfänger bin und ich mich wohl auch normal beim Gate zum „normalen Volk“ hinzugesetzt hätte. Aber hey. Wenns ne Lounge gibt, dann nix wie hin.
Schön schön isses hier. Ruhig und bequem. Was zu essen gibt’s und das Franziskaner zum Zapfen. Herrlich. Ach ich muss ja gleich noch fliegen. Dann lieber doch nur ein Bier. In diesem schönen gemütlichen Ambiente geht die Wartezeit viel schneller rum. Für mich jedenfalls. Womit Herr Einstein bewiesen wäre, Zeit ist relativ.
Nach dem Einsteigen nehme ich in meinem Business Class Sitzmöbel Platz und bin erst mal damit beschäftigt herauszufinden was man wie wohin fahren und verstellen kann. Ich sehe ein paar Leute die Kopfhörer aufhaben. Als ich schon fragen will, wann denn die Kopfhörer ausgeteilt werden und wieviel die kosten, finde ich heraus, dass mein persönlicher Bose Noise Reduction Kopfhörer unscheinbar an meiner rechten Seite in einer Tasche baumelt.
Ich glaube das Flugbegleiter-Passagier-Verhältnis heute war nahe 1:1. Die Dame die offenbar für mich zuständig war sprach mich mit Namen an. Herr Steinke was wünschen sie noch, Herr Steinke kann ich ihnen noch etwas bringen. So ein kleinbisschen wurde mir das schon fast zuviel. Aber nur fast.
Interessant fand ich, das mir sogar das Essen geschmeckt hat und beim Lammcurry (zum Einstimmen auf Indien) soviel Gewürz dran war, das sogar ich das scharf fand. Kompliment.

 

Tja. Und eigentlich war der Flug dann schon fast zu schnell vorbei. So muss Fliegen sein. Mit Komfort und Service. Leider ist das aber auch einfach nur unvernünftig teuer. Ich bin zwar zukünftig für die Economy wahrscheinlich versaut, aber nochmal leisten werde ich mir die Business wohl dann doch nicht. Schade.
Der Flug in Business hat zumindest auch nicht verhindert das wir verspätet in Delhi gelandet sind. Die Verspätung des Fliegers, das lange Warten aufs Gepäck und dann noch die Einreisebeamten die die Stempel in Zeitlupe in den Pass gedrückt haben führten dann dazu, das ich anstatt geplant um ca. halb 2 um ca. 3 Uhr fertig war.
Am Ausgang vom Zoll wartete „mein“ Fahrer auf mich. Ich hatte von Ashoks Taxi Tours ein Bild bekommen, wie das Schild aussähe, mit der Hinweis darauf bloß nicht mit irgendjemandem mitzugehen, der nicht genau dieses Schild dabei hätte. Naja. Mein Fahrer Anil wartete mit eben jenem Schild am Ausgang und nach kurzer Begrüßung und kurzem Händeschütteln waren wir auch schon schnellen Schrittes auf dem Weg zum Parkhaus.
Eigentlich gab es Anweisung von Mr. Ashok ihn bitte nach Treffen mit Anil anzurufen damit alle Identitäten bestätigt werden konnten. Da ich mir aber sicher war beim richtigen Anil im Auto zu sitzen habe ich kurz gefragt, ob Anil auf dem Anruf-Prozedere besteht, ich würde es nicht. Er meinte dann auch das das alles garnicht notwendig sei und er mich jetzt lieber direkt zum Hotel bringen würde.
Gesagt, getan. Und schon kurz nach Verlassen des Flughafen-Bereiches bekam ich dann die direkte Einführung in „Fahren im nächtlichen Delhi“. Nachdem uns schon fast zwei Hunde vors Auto gesprungen waren kamen wir dem Innenstadtbereich näher. Hier wurde der Verkehr trotz nächtlicher Zeit immer stärker. Und hier wurde dann vermehrt kreuz und quer gerade so gefahren wie man wollte. Alles begleitet von andauerndem Hupen.

 

Es gab zwar große Kreuzungen mit Ampeln, die wurden aber nicht beachtet. Ob da jetzt rot war oder nicht, es wurde in die Kreuzung reingefahren. Sollten auch andere in der Kreuzung sein, ist man dann vorsichtig aufeinander zu gefahren und hat inbrünstig gehupt. Der, der dann am tollsten gehupt hatte, der ist dann um die anderen rumgefahren. Oder das war so ne Art indisches Geheimritual, wo von vorne herein klar war wer wann in welcher Reihenfolge fuhr und ich habe nur nicht erkannt. Kann auch sein.
Anderer Modus an Kreuzungen wo mehr als zwei Straßen aufeinandertreffen (die hatten ein paar so sternförmige Kreuzungen mit mehreren sich treffenden Straßen. Meist war da zwar ein großer Kreisel, teilweise aber auch eben nicht) : Jeder fährt unter Dauerhupen einfach drauflos und kurvt dann um jeden anderen herum bis man in der Richtung unterwegs ist in die man wollte. Das hat jeder so gemacht. Auch die Polizei. Also alles völlig normal. Ein regeltreuer Fahrer aus dem Westen hätte zwar spätestens hier aufgegeben und wäre schreiend davongerannt. Aber für die Inder war das alles ganz normal.
Am Hotel angekommen konnte ich gerade noch sehen, das die Gegend nicht die allertollste war. Die große Gupta Road war direkt vor dem Hotel und hier war auf 4 bis 6 Spuren (oder je nachdem wieviele Fahrzeuge nebeneinanderpassten) ein Dauerhupkonzert.
Der Türsteher musste noch kurz geweckt werden aber dann war er breit lächelnd zur Stelle und auch jemand an der Rezeption war jetzt um fast halb 4 in der Frühe zur Verfügung.
Hier auch erste Erfahrung mit Hotel Checkins. Mehr oder weniger seine ganze Reisegeschichte (wo kommt man her, wo will man wann hin, wie lange schon im Land, wie lange noch, Passnummer, Adresse in Deutschland, Telefon …..) musste bei jeder Ankunft in große Bücher, Kladden und Register eingetragen werden. Der Pass wurde immer fotokopiert (die Pass-Seite und das Visum). Offenbar stellt jede Hotelübernachtung in Indien einen großen Verwaltungsakt dar.
Endlich im Zimmer habe ich erst mal die zwei „complimentary“ Flaschen Wasser ge-ext und mich gefreut, dass das Zimmer mehr oder weniger genau der Beschreibung bei Booking entsprach und somit vollauf OK war. Einen Haken gabs. Der Verkehrslärm drang von draußen mit Macht rein. Aber jetzt war ich eigentlich doch schon so groggy, das mir das erst mal egal war.
Da es doch schon sehr spät, bzw. früh war, hatte ich mich mit Anil für um 10 Uhr (oder warens 11 ? Weiß ich garnicht mehr) verabredet. Die nächsten Stunden habe ich dann damit verbracht noch etwas Schlaf zu (ver)suchen.

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Andrea

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #1 am: 22. Mai 2016, 16:05:33 »
Klasse, endlich der Bericht! Ich fand ja deine Tagesinfos schon immer prima und freue mich auf die etwas ausführlichere Version samt Bildern  :) :) :)
Liebe Grüße, Andrea



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MisterB

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #2 am: 23. Mai 2016, 09:17:41 »
03.03.2016 - Sightseeing Neu und Alt Delhi
 
Jetzt bin ich mir sicher, das ich mich mit Anil für um 11 Uhr verabredet habe. Kurz vor 10 war ich interessanterweise schon wieder halbwegs fit, so das ich auch noch ein wenig vom Frühstück im Hotel mitnehmen konnte. Das Restaurant oben auf dem Dach konnte mich zumindest noch mit Kaffee und ein paar Früchten versorgen. Das war jetzt voll OK.

Von oben hat man auch einen schönen Blick auf die Gupta Road unter sich. Inklusive Abgase und Verkehrslärm. Nach Erstversorgung mit Koffein habe ich mich dann nach unten begeben und meinen ersten Schritt in die indische Wildnis gewagt. Was soll ich sagen. Das brüllende Leben. Ich bin zur Einstimmung mal nach links und rechts jeweils 50 Meter die Gupta Strasse hoch und runter gegangen und habe die Umgebung begutachtet. Also ein Hort der Ruhe wars zumindest nicht. Und hübsch und gepflegt sah es nun auch nicht aus. Eher gebraucht und abgenutzt. Grau dreckig. Manche Gebäude sahen aus wie ausgebrannt. Das wird aber nur so ausgesehen haben denke ich.

Ich habe mich nun einfach mal 15 Minuten ruhig in eine Ecke gestellt und den Verkehr beobachtet. Alleine dabei gab es schon Szenen wo ich normalerweise den Fotoapparat auf Dauerschuss hätte haben müssen. Nebenbei habe ich auch festgestellt wie das in Indien mit der Straßenüberquerung funktioniert. Bestimmt und mit festem Blick vorwärts durch die kleinen Lücken marschieren. Manchmal abwehrend die Hände hochhalten oder Tuktuks und Mopeds per Handzeichen anzeigen, wo, vorne oder hinten, sie nun an dir vorbeibrausen sollen. Und ich hatte auch schon festgestellt, das ich, wenn ich was zu trinken haben wollte, ich wohl oder übel auch auf die andere Seite der Straße musste. Den Spaß habe ich mir dann aber für später aufgespart.
 
 

Punkt 11 Uhr flog Anil ein. Zuerst gabs im Auto nochmal eine offizielle Begrüßung und dann kam Anil auch schnell zur Sache. Wir machen heute "Delhi angucken" und er hätte auch schon die Programmpunkte zusammengestellt.

OK. Ein wenig musste ich noch versuchen herauszufinden wie weit denn der Service von Anil geht, was er macht und was nicht. Daher habe ich freudestrahlend zugestimmt und gesagt : Fahr zu. :)

Jetzt bei Tag war die Fahrerei durch die Stadt noch um einiges aufregender. Jetzt waren die Straßen endgültig vollgestopft mit Fahrrädern, Rikschas, Autos, Tuktuks, Ochsenkarren und und und. Auf unserem Weg durch die Stadt kamen wir auch durch diverse Ecken von Old Delhi, mit Basaren, großen Kreisverkehren mit alten Uhrentürmen in der Mitte und offenbar sowas wie Gewerbestraßen, wo entlang des Weges nur kleine Lädchen für Leitern, Ziegelsteine, Zement, Sand, Dreck aller Art und Ochsentransporte waren.

Das war aus dem Auto heraus unglaublich interessant anzuschauen. Zuerst hatte ich ja das Gefühl, das hier alles dreckig und heruntergekommen war. Aber irgendwie findet man das nach relativ kurzer Zeit vollkommen normal und (ich habe es auf jeden Fall) akzeptiert, das dies das ganz normale Bild in Indien ist.

Als ersten Programmpunkt gab es heute das Rote Fort von Delhi. Das Fort ist eine riesige Befestigungsanlage inmitten der Stadt, die von den Briten als Kaserne genutzt wurde aber ursprünglich eine Mogulstadt war. So sagt es zumindest Lonely Planet.

Auf dem Parkplatz vom Fort angekommen gab es dann auch erst mal eine Einweisung von Anil: Also wir sind jetzt hier beim Fort. Der Eingang ist hier auf dieser Seite einmal ums Fort herum. Dort findest du auch die Ticketschalter. Dann schaust du dir das Fort an und wenn du damit fertig bist kannst du direkt gegenüber den Basar anschauen und wenn du diesen Basar dann durchgehst, kommst du zur großen Moschee, die Türme hast du eben schon gesehen als wir gefahren sind. Und wenn du dann mit allem fertig bist, kommst du zurück zum Parkplatz wo ich dann genau hier auf dich warte.
Briefing Ende.

 

 

Puh. Das war aber mal ein Pensum. Zumal man von der Moschee nur so vage die Türme irgendwo in der Ferne sehen konnte. Ich hatte so ein kleinwenig das Gefühl, das Anil mich testen wollte, in wie weit ich sein Briefing verstanden hatte und in wie weit ich mich selbstständig bewegen konnte. Obwohl ich nun garnicht darauf vorbereitet war irgendwie größere Strecken alleine meinen Weg zu finden (Handy mit Google Maps und sonstige Kartenhelferlein langen sicher im Hotel) habe ich gesagt : Alles OK, ich bin dann mal weg.

Vom Parkplatz aus muss man wirklich einmal fast um das Fort rumgehen bis man am "Lahore Gate" am Eingang ist. Ticket kaufen war einfach. Hier habe ich nun das erste Mal vom Ausländerschalter erfahren. Nicht-Inder müssen beim Ticketkauf immer an einen extra Schalter und müssen auch extra viel bezahlen. Wo der Inder lächerliche 5 Rupien bezahlt, bezahlt der Ausländer 250 oder auch schon mal 500 Rupien.

Bei der anschließenden Sicherheitskontrolle sind dann alle wieder gleich. Jeder wird gleich lustlos am piependen Scanner unkontrolliert durchgewunken.

Innerhalb des Forts, bzw. innerhalb der Befestigungsmauern stehen viele verstreute Gebäude die im Stil eines gemeinsam haben. Sie bestehen aus recht vielen Säulen und sind reich verziert. Alles sehr toll anzusehen.

Ich bin ein wenig rumgewandert und nach einer kleinen Pause habe ich das Fort dann verlassen und bin schnurstracks zur großen Kreuzung mit dem sich anschließenden Basar marschiert. Hier waren auch jetzt das erste Mal viele neue Freunde, die mir viel Gutes tun wollten. Eine Rikscha Fahrt oder eine Führung oder oder oder. Die Jungs waren aber alle freundlich und haben eine entschiedene Ablehnung meinerseits (fast) immer akzeptiert. Waren nur ganz wenige die mich recht penetrant verfolgt haben und alle Zeichen der Ablehnung ignoriert haben.

Anil hatte mir noch auf den Weg gegeben das ich bitte gut auf meine Sachen aufpassen sollte. Wobei ich jetzt bei allem überhaupt nicht das Gefühl hatte, das spezialisierte Klaubanden jetzt auf mich Jagd machen würden.

Nachdem ich heil die Straße überquert hatte stand ich direkt im Basarleben drin. Herrlich ! Gefühlt Tausende und Abertausende Menschen wuseln herum und haben scheinbar alle eine Aufgabe. Von allen Seiten wird man angerufen "Hey my friend come into my shop !" und an wirklich jeder Ecke und auf jedem Quadratzentimeter Bürgersteig findet man Läden und Waren. Alles natürlich solch fürchterlicher Nippes den ich nicht mit der Kneifzange anfassen würde. Aber fürchterlich interessant alles.

 

 

Ich bin diesen Chandni Chowk Basar jetzt eine ziemlich lange Strecke geradeaus hochgegangen. Aber irgendwie wollte da nun keine Moschee kommen. Ich hatte immer noch im Kopf das das Ding "Jama Masjid" hieß. Als ich dann so langsam keine Lust mehr hatte zu laufen, habe ich mir einen Rikscha Fahrer mit seiner Mofa Rikscha geschnappt und versucht ihm klarzumachen das ich zu diesem Masjid Ding hinwolle. "Dingsbums Masjid, big Mosque". Irgendwann ging ihm ein Licht auf und er nickte eifrig mit dem Kopf. 50 Rupies (ca. 60 Cent) fand ich jetzt auch nicht schlecht, also bin ich aufgestiegen.

Die nächste Zeit haben wir uns zusammen mit ganz vielen anderen Rikschas, Mopeds, Fahrrädern, Tuktuks und Ochsenkarren durch den Verkehr gequält. Ich kann sagen ich habe mich da hinten drauf sowas von amüsiert, das kann ich fast nicht beschreiben. Am Ende vom Basar (Ende = T-Kreuzung) fuchtelte der Fahrer dann zu irgendeinem Gebäude. Ich konnte zumindest sehen, das da auch Masjid dranstand. Es keimte in mir aber schon der Verdacht, das das nicht der Ort war wo ich eigentlich hingewollte hatte.

Wie ich später feststellte war ich zwar auch an einer Moschee gelandet, aber nicht an der "großen" Moschee sondern an einer mit dem Namen "Fathepuri Masjid". Knapp daneben. Ich habe mir die Moschee mal angesehen (Schuhe ausziehen bitteschön), war da aber recht zügig mit fertig.

Der Basar hier oben war noch recht interessant. Hier gabs jetzt keine komischen Klamotten mehr sondern nur noch zu großen Türmen aufgeschüttete Nüsse, Körner, Pfeffer, Koriander und alle möglichen Trockenfrüchte. Das war noch ganz nett zum Durchschlendern.

Habe da oben noch ein wenig die Gegend durchstreift, dann aber beschlossen das ich für den Tag eindeutig genug gelaufen war. Daher habe ich mir wieder eine Rikscha geschnappt (diesmal Fahrrad-Rikscha) und mich zurück zum Red Fort bringen lassen. Red Fort war offenbar bekannt genug als Ziel, so das ich diesmal auch da angekommen bin wo ich hinwollte.

Gegenüber vom Fort-Eingang habe ich noch eine Pause im Schatten eingelegt und bin dann später zum Auto gehumpelt. Ich hatte heute Sandalen an und hatte mir in den Dingern mittlerweile schon eine amtliche Blase gelaufen. Ich wollte das Laufpensum für den restlichen Tag nun ein wenig einschränken. Und ab morgen werden die bequemen Nike Treter aktiviert.

Zurück am Auto gabs dann das große Interview von Anil : Wie war es, was hast du alles gesehen, alles OK ? Natürlich war alles OK, und natürlich war alles klasse und natürlich hatte ich alles gesehen. Ich habe ihm natürlich nicht auf die Nase gebunden das ich die große Moschee knapp verfehlt hatte. So im Nachhinein war ich mir nämlich sicher, das ich seine Instruktionen am Ende nicht mehr so aufmerksam verfolgt hatte und wahrscheinlich den dezenten Hinweis darauf, das ich auf dem Basar an einer der großen Kreuzungen nach links hätte abbiegen müssen wohl einfach überhört habe.

Ich bin ja nach Ende der Tour nochmal einen Tag in Delhi. Und da habe ich mir vorgenommen, es an diesem Tag mit der großen Moschee nochmal zu versuchen. Aber davon brauchte Anil nix zu wissen :)

 

 

Ich denke das dies der Punkt war wo Anil jetzt wusste, das er nicht groß Babysitter spielen musste, sondern sicher sein konnte das ich mit knappen Instruktionen ausgestattet ganz gut alleine klarkommen würde. So hat sich denn auch der Rest unserer Tour gestaltet. Fort, Tempel, Palast angefahren, Ticketschalter ist da, Weg in die Stadt ist dort, bis später. Ich fand das recht angenehm. Mir hätte es nicht gefallen wenn er mir auf Schritt und Tritt gefolgt wäre um den Aufpasser zu spielen.

Jetzt war schon später Nachmittag und ich brauchte unbedingt was zu futtern. Anil fragte kurz die Rahmenbedingungen ab : Nobel oder normal ? Teuer oder billig ? Vegetarisch oder Fleischfresser ? Und mit den Vorgaben "normal", "billig" und "Fleisch" hat er mich dann irgendwo in Delhi (keine Ahnung wo er da hingekurvt ist) zu nem Lokal gebracht. Er kannte da irgendwie alle und es wurde sich mit Handschlag begrüßt und offenbar haben auch andere Taxifahrer Touristen hier abgeladen. Es waren aber auch andere Inder hier zum Essen, also wars keine komplette Touristenfalle. Eigentlich wars überhaupt keine Touristenfalle. Es war nämlich echt lecker und es war echt billig.

Anil hatte mich losgeschickt mit dem Auftrag bitte einmal Garlic Naan und eine halbe Portion Chicken Kadahi (oder so ähnlich) medium spicy zu ordern. LECKER ! Das Essen, ne Flasche Wasser und noch ne Sprite haben zusammen keine 1000 Rupien gekostet. Ich glaube 800 oder so. Er meinte nur, das er auch billigere Läden kennen würde, da könne er aber dann nicht unbedingt für die Hygiene garantieren. Ich habe ihm dann zugestimmt, das ich lieber ein paar Rupien mehr bezahle, dafür aber bedenkenlos alles Essen kann.

So gestärkt ging es jetzt noch zum letzten Tagesordnungspunkt. Dem Mahadma Ghandi Memorial. Hier wird der Ort geehrt, an dem Mahadma Ghandi damals verbrannt worden ist. Da wurde ein riesiger Garten angelegt und an der Stelle wo das Verbrennen stattgefunden hat ist ein großer schwarzer Marmor(?) Quader mit ewiger Flamme aufgestellt. Irgendwie war das in der Einfachheit wirklich sehr gelungen.

Man musste am Eingang seine Schuhe ausziehen und einem Schuhwächter zur Verwahrung geben. Beim Rausgehen wollte der Schuhmann dann eine "freiwillige" Spende von mir. Das stand natürlich nirgendwo. Das Mahnmal ist eigentlich umsonst. OK, die 20 Rupien sind jetzt nicht der Rede wert, aber irgendwie ging es mir jetzt nach ein paar Stunden schon auf den Keks das an jeder Ecke die Hand aufgehalten wurde. Und hier kam ich auch garnicht drumherum was zu bezahlen, schließlich hatte der Mensch ja meine Treter als Pfand. Wenn man schon keine Zwangsgebühr für irgendwas erfinden konnte, dann gabs halt die Allroundwaffe der "freiwilligen" Spende. Jetzt wusste ich auch warum jeder immer sagte man solle möglichst viele kleine Scheine (10er, 20er) dabei haben. Die wird man schneller los wie einem lieb sein kann.

So und jetzt war der Tag zu Ende. Zumindest hat Anil es so verfügt. Ich hätte ja noch irgendwas anderes anschauen können, aber Anil meinte es reichte für heute. Wir waren dann so um ca. halb 6 am Hotel und um ehrlich zu sein, fand ich jetzt auch das es für heute genug war. Ich war heute deutlich mehr gerannt als mir lieb war und ich musste jetzt erst mal ernsthafte Verarztungen meiner Füße vornehmen.

 

Zu Anils Ehrenrettung muss ich aber noch sagen, das ich später herausgefunden habe, warum laut Anil der Tag um 17 Uhr zu Ende war. Alle Sehenswürdigkeiten, Tempel, Paläste, Memorials .... machen um 16.30 Uhr, 17 Uhr oder 17.30 Uhr zu ! Wenn es nicht gerade irgendetwas öffentliches ist oder ein Park oder so etwas, dann ist da meist um spätestens halb 6 oder maximal 6 Uhr Sense. Von daher war die Info das man später am Tag nichts mehr machen kann von Anil sightseeing-technisch gesehen garnicht so falsch.

Im Hotel habe ich dann erst mal richtig gesehen was für ne fette blutige Blase ich am Zeh hatte und habe erst mal (ich habe ja schließlich alle Folgen Emergency Room gesehen und mein Schweizer Taschenmesser dabei) ne kleine Operation am offenen Zeh vorgenommen.

Ab sieben Uhr habe ich mich dann zum Dachrestaurant begeben, Bilder gesichtet, Mails geschrieben, Bierchen getrunken und dann schließlich noch die Küche getestet. Auch sehr lecker. Knusprig verkohltes Tandoori Hühnchen aus dem Holzkohleofen. Und der Abend mit Essen und Bier hat auch nicht wirklich Geld gekostet. 

Später im Bett hatte ich den Eindruck jetzt schon längere Zeit in Delhi zu sein. Dabei war das immer noch der erste Tag. Wow.


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Birgit

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #3 am: 23. Mai 2016, 13:12:10 »
Och, na ja, in den wunderschönen Lodhigardens hätte er dich noch für ein Stündchen aussetzen können um unter einem Baum zu entspannen und dir die turtelnden Pärchen überall ansehen können.

Ich hoffe, das wird am letzten Tag noch was.

Oh Mann, wenn ich an den Besichtigungstag in Delhi denke: Ich habe mindestens dreimal so viel angesehen, und Anil meinte, das passt zeitlich. Na gut, ich bin auch schon um 9 Uhr gestartet... Aber ich war abends soooo fertig mit der Welt und froh, dass ich den Folgetag nichts mehr vorhatte außer Pool und einen Bummel zum Sikh-Tempel ein paar Minuten vom Hotel entfernt...

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #4 am: 24. Mai 2016, 10:28:17 »
>>Oh Mann, wenn ich an den Besichtigungstag in Delhi denke: Ich habe mindestens dreimal so viel angesehen
Offenbar haben wir eine andere Geschwindigkeit beim "Sachen angucken". Alleine das Red Fort mit dem Basar hinten dran hat mich mehrere Stunden beschäftigt. Beim Mahadma warens ja auch schon so 17 Uhr um die Kante.

Um dann aufzuholen nutze ich dann die Zeit, die du am Pool verplemperst zum Sightseeing :)

Und mal ehrlich. Wenn ich die Nacht vorher um 4 Uhr irgendwas ins Bett gehe, dann stehe ich nicht um 9 Uhr auf. Oh Gott. Schreckliche Vorstellung :) Irgendwo solls ja noch Urlaub sein bitteschön ;) Also nur keinen Stress machen.

Gruß
Bernd
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #5 am: 24. Mai 2016, 10:29:30 »
04.03.2016 - Sightseeing Neu Delhi, Teil 2
 
So richtig viel geschlafen hatte ich ja diese Nacht auch nicht, aber interessanterweise ging mir der ganze Lärm jetzt schon deutlich weniger auf den Zeiger als gestern. Offenbar gewöhnt man sich an andauernden Lärm der wie eine Art Grundrauschen über allem liegt doch recht schnell.

Ich hatte mich mit Anil heute für 9 Uhr verabredet. 9 Uhr sollte auch für die künftigen Tage unsere morgendliche Standardzeit werden. Ich war heute um halb 9 noch schnell hoch aufs Dach gespurtet für Kaffee und ein paar Früchte. Und punkt 9 Uhr war Anil vor der Türe.

Auf meine Frage was er denn für heute so geplant hätte, meinte er nur, das wir heute ein paar Sachen etwas weiter weg, bzw. außerhalb des Zentrumsgewühls sehen würden. Gewissenhaft wie ich ja nun mal bin, hatte ich mich für jeden Ort der Tour anhand Lonely Planet und Herr Google vorbereitet. Ich hatte die laut Lonely Planet angesagten Sights rausgeschrieben und per Google mit Foto versehen als Liste zusammengeschrieben und ausgedruckt. Diese Liste habe ich Anil gegeben. Zuerst hat er ein etwas überraschtes Gesicht gemacht, dann hat er angefangen die Liste auseinanderzunehmen.

Nein das ist nicht gut, nein das ist zu weit weg, was, das soll ein Foto davon sein ? Das sieht aber mittlerweile ganz anders und heruntergekommen. Er hat kurz die Sachen abgehakt, die er selbst für heute vorgesehen hatte und zu den anderen Sachen irgendeinen Kommentar abgegeben. Ich hab ihn erst mal gewähren lassen.

Sein erster Stopp des Tages war denn auch direkt mal etwas, was ich garnicht auf der Liste hatte. Habe mich daran erinnert das ich das im Lonely Planet gelesen hatte aber dann nicht mit in meine Liste aufgenommen hatte, weil dabeistand das es weit außerhalb ist.
 
 

Qutb-Minar ist ein fast 80 Meter hoher Turm und Minarett umgeben von sehenswerten und reich verzierten Ruinen. Laut Wiki konnte man bis in die 80er sogar diesen Turm besteigen. Hui. Möchte nicht wissen wieviele Stufen man dafür überwinden musste. Der gesamte Qutb-Komplex ist eine islamische Gedenkstätte. Entsprechend viele Herren mit weißen Kittels und weißen Strickmützchen liefen auch herum. Offenbar gab es mal mehrere von diesem Riesentürmen, an einer Stelle kann man nämlich noch den zerbröckelten Sockel von einem Turm sehen.

Mir hats gefallen. Man kann schön rumschlendern und immer neue verzierte Ruinen entdecken. Am Parkplatz stehen noch viele Buden wo man noch kalte Getränke kaufen kann.

 

Weiter ging die Fahrt zum Lotustempel. Nachdem wir uns durch unglaublichen Verkehr und diverse Brücken, Auffahrten und Rampen gequält hatten, tauchte der Lotustempel vor uns auf. Hui. Das sah schon von der Straße recht toll aus. Vom Parkplatz immer den vielen Leuten folgend kann man durch schöne Grünanlage zum Tempel gehen. Die Form des Tempels soll eine sich öffnende Lotusblume darstellen. Mich hat es von der Nähe irgendwie an die Oper von Sydney erinnert.

Der Besuch ist ziemlich stringent geregelt. Bitte den Weg rechts rüber gehen, Schuhe ausziehen und in die Beutel stecken und mitnehmen, bitte weitergehen, bitte weitergehen, und jetzt bitte sammeln und die Begrüßung anhören, und jetzt bitte eintreten. Irgendwie war immer einer um einen herum der einen weitergescheucht hat. Zumindest innendrin konnte man so lange sitzen bleiben wie man wollte. Allerdings wars drinnen recht unspektakulär. Viele Stühle und ein großer leerer Innenraum. Wieder draußen dann das gleiche Spiel wie eben. Bitte den linken Weg nehmen, bitte jetzt die Schuhe wieder anziehen und den Beutel wieder abgeben, Danke, Auf wiedersehen.

Dafür das das Ding wirklich echt schön ist, war der Besuch irgendwie ziemlich unfreundlich getrieben. Hat auch insgesamt daher nicht wirklich lange gedauert.

Nächste Station, auch wieder nach unglaublichem Rumkurven über Stadtautobahn, Auffahrten und Abfahrten und durch viele Metro Baustellen, dann Humayuns Grab. Habe gerade extra nochmal im Lonely Planet nachgeschaut wie man es schreibt. Humayuns Grab war wohl auch eine der Topadressen in Delhi. Hier knubbelten sich Busse und noch mehr Busse und noch mehr Taxis. Mit anderen Worten es war ein Heidenbetrieb.

 


Auf dem Gelände hat es sich dann aber irgendwie (zum Glück) verlaufen, so das man das Grabmal auch ohne allzuviele Leute fotografieren konnte. Sah echt toll aus ! War irgendwie das Baby Taj Mahal. Oder auch Taj Mahal Testversion 0.1. Im Lonely Planet steht auch, das dieses Gebäude als Vorbild für das Taj Mahal diente.

Auf dem Gelände stehen noch ein paar andere Gebäude. Die sind aber nicht so schön wie das Haupthaus.

Als ich zurück im Auto war, sagte mir Anil freudestrahlend das er meine "Sehenswürdigkeitenliste" anderen Fahrern gezeigt hätte und die hätten gelacht was ich da alles rausgesucht hätte. Hm. Soso. Gelacht. Ist ja schön das ich zur Belustigung der Taxizunft beigetragen habe. Aber ich habe da nicht wenig Zeit rein versenkt und mir Mühe gegeben und schließlich ist das alles was der Lonely Planet so empfiehlt. Sorry das ich nicht über hundert Jahre Erfahrung vor Ort verfüge und mein Wissen nur aus dem Buch ist.

Ich glaube das Anil sogar gemerkt hat, das er mir da ein wenig auf die Füße gestiegen ist. Er hat fortan keine weiteren Bemerkungen zu meinen Listen gemacht. Wir haben uns dann beide darauf geeinigt, das ich das mit bestem Wissen aus dem Buch abgeschrieben habe. Wenn er als "Mann vor Ort" berechtigte Zweifel an einem der Orte hätte, dann könne er sie gerne anbringen, die letzte Entscheidung läge aber trotzdem bei mir.

 


Nach dieser Definition unserer weiteren Geschäftsbeziehung meinte Anil das es jetzt Zeit wäre für den Lunch. Wir sind wieder dahin gefahren wo wir gestern auch schon waren. Ich hatte heute morgen nur nen Kaffee getrunken und ein Stück Melone gegessen. Von daher war das ganz OK, mal was aufzufüllen. Ich habe ihm aber auch gesagt, das wenn wir in den nächsten Tagen auf Tour wären, ich eigentlich keine Lust hätte so früh zu essen, weil ich das nicht gewohnt sei. Zu Hause esse ich auch immer erst Abends wenn ich von der Arbeit heimkomme. Das war OK für Anil.

Heute hatte ich nicht Medium Spicy bestellt, allerdings dabei vergessen zu sagen das ich nur ne halbe Portion will. Folge war das ne große Schüssel Chicken mit scharfer Soße kam und ich hinterher pappsatt rausgerollt bin. Sooo sehr spicy war "normal spicy" garnicht. Hatte nen kleinen Nachbrenner aber die Zahnfüllungen sind noch drin.

Unsere nächste Station passte jetzt ganz gut. Die Lodi Gardens. Ein großer Stadtpark. Da konnte ich nen schönen Verdauungsspaziergang machen. Schön ruhig wars hier. Kein Hupen und Lärmen. Nach meiner Runde durch den Park habe ich mich auf eine Bank im Schatten gesetzt und Leute beobachtet. Dabei sind mir immer wieder die Augen zugefallen. Irgendwann bin ich dann aufgestanden und gegangen. Hätte ich noch ein paar Minuten länger da gesessen, ich wär voll eingepennt.

Nächste Station : Indira Ghandi Museum. Anil hat sich so ausgedrückt als ob das das Beste seit geschnitten Brot sei. Das ehemalige Wohnhaus von Indira Ghandi ist zum Museum mit vielen alten Bildern und Gegenständen aus ihrem Leben umgebaut worden. Ich muss jetzt ehrlich sagen, das ich da relativ lustlos durchmarschiert bin, mir hats nicht so viel gegeben. Ja, ich habe das Gesicht auf den Bildern erkannt. Aber über die Frau und ihren Teil in der indischen Geschichte weiß ich zu wenig als das es mich jetzt so sehr interessieren müsste.

 


Der Weg den sie gegangen ist, als sie (von den eigenen Leibwächtern!) erschossen wurde, ist mit einer Art Acrylplatten ausgelegt und gekennzeichnet und an der Stelle wo sie erschossen wurde, ist eine dicke Glasplatte im Boden und ein Soldat hält Wache.

Wenn ich vorher gewusst hätte, das wir hier hinfahren und was genau dieses Museum ist und zeigt, hätte ich wohl mit Anil verhandelt, ob wir das nicht gegen etwas anderes (potentiell interessanteres) von "meiner" Liste hätten austauschen können.

Nächste Station war der Rajpath, der Königsweg, und das India Gate. Der Rajpath ist eine sehr breite und schnurgerade Prachtstrasse an deren einem Ende der Regierungspalast steht und an dessen anderem Ende eben das India Gate, welches ein Kriegsdenkmal ist, steht. Leider kann man wegen der sauberen Luft nur sehr schlecht von einem zum anderen Ende sehen geschweige denn Fotos machen. Ich habs probiert. Ergebnis : grauer Adler auf grauen diesigen Grund.

Die ganze Gegend ist recht schön rausgeputzt. Kein Wunder. Die Regierung inszeniert sich. Bei uns in Berlin rund ums Kanzleramt und Brandenburgtor sieht es ja auch wie geleckt aus, was man vom Rest Berlin nicht unbedingt überall sagen kann. So wars hier auch.

Wir sind die Prachtstraße noch hoch zum Regierungspalast gefahren. Ich bin noch ausgestiegen (Anil : Bitte schnell machen, eigentlich darf ich hier garnicht stoppen). Aber auch zu Fuß kam ich nicht näher an den Zaun ran um ein vernünftiges Foto von dem Palast zu machen. Da standen überall uniformierte und bewaffnete Leuts rum. Schade. So sieht man eigentlich fast nur Zaun auf dem Bild.

Auf den Rückweg sind wir an einem Gebäude vorbeigekommen, was laut Anil das Parlamentsgebäude wäre. Auf meine Frage wie man die Sitzungen besuchen könne, sagte Anil, das es in Indien nicht möglich sei die Parlamentssitzungen zu besuchen. Das wäre alles hinter verschlossenen Türen. Komisch. Entweder hat Anil mich falsch verstanden oder Indien hat ein recht eigenes Demokratieverständnis. Bloß nicht öffentlich machen was wir so treiben dort drin. Naja.

 


Nächster Programmpunkt war dann etwas unerwartet : Treffen mit Mister Ashok persönlich. Keine Ahnung wie ich dazu gekommen bin. Wir sind auf jeden Fall jetzt wieder in den alten Teil Delhis gefahren und haben das (Stadt)Büro von Ashoks Taxi Tours angesteuert.

Nettes Detail an Rande. Wir sind dabei durch eine lange Straße gekommen, die anscheinend das Reparaturzentrum für alle fahrenden Vehikel der Welt war. Ganze Straßenzüge lang wurden Tuktuks, Autos, Mopeds und Fahrräder repariert. Da lagen ganze auseinandergenommene Getriebe auf der Straße. Hoffentlich haben die das am Ende des Tages auch wieder zusammengekriegt. Oder da fährt jetzt einer mit ein paar Zahnrädern weniger in der Gegend rum. Ein guter Mechaniker behält immer was übrig :)

Aber zurück zu Ashok. Ja so ganz uneigennützig war die Audienz nicht. Mister Ashok wollte Geld ! Die Hälfte der Tour als Anzahlung. Das wusste ich aber schon vorher. Diesbezüglich wurde immer mit offenen Karten gespielt. Hälfte der Tour bei Beginn, ein Viertel auf der Hälfte der Tour und den Rest am Ende. Als Anil ihm sagte das ich an einem Geldautomat kein Glück hatte und wir noch ne Wechselstube suchen müssten, meinte Ashok, er würde auch Euro nehmen und mir gerne was rauswechseln.

Im folgenden wurden die IPhones gezückt und Beträge ausgerechnet. Ich fand das er mir nen fairen Wechselkurs geboten hat und so haben wir gerechnet und gerechnet. Die Hälfte der Tour (aufgerundet 350 Eu) habe ich ihm in bar direkt in die Hand gedrückt. 200 weitere Euro hat er mir in Rupies rausgewechselt. Jetzt war ich all meine Euros los, hatte aber den ersten Zahltag für die Tour schon gemacht und endlich indisches Bargeld in der Tasche. Die bisherigen Ausgaben hatte ich von den 50 Euro bestritten die ich im Flughafen während des Wartens auf des Gepäck umgetauscht hatte.

Die nächste Zeit haben wir nun damit verbracht Tee (mit Milch) zu trinken und zu reden. Lustig fand ich, als Ashok mich fragte was meine Interessen wären und ich sagte das ich mir sehr gerne viele Sachen anschauen möchte was Forts und Tempel und Co. ist, Anil mich aber definitiv nicht zum Shoppen fahren müsse. Da haben beide herzhaft angefangen zu lachen als ob ich den lustigsten Witz der Welt gemacht hätte. Ashok meinte nur, wenn es irgendwas zu beschweren gäbe dann sollte ich das direkt machen und nicht mitnehmen, drei Wochen unzufrieden sein und dann am Ende mich bei ihm beschweren. Das wäre nicht gut für mich. Ich solle ja einen schönen Urlaub haben und mich nicht ärgern. Wir haben uns drauf geeinigt, das wenn irgendwas ist, ich das zuerst sofort mit Anil kläre. Wenn das nichts bringt dann solle ich ihn, Ashok, zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Er würde das dann schon regeln.

Ich fand den Besuch jetzt ganz nett. Zuerst dachte ich das wird ne steife förmliche Unterhaltung mit dem Scheff. War aber garnicht so. War echt nett.

 

Da es jetzt auch schon steif auf die 17 Uhr zuging meinte Anil das wir ja eigentlich fertig wären für heute, aber einen Tempel hätte er noch für mich. Und zwar den Lakshmi Narayan Tempel. So weit mussten wir auch nicht fahren. Das war vom Ashok Büro garnicht so weit weg. Der Parkplatz ist auf der Rückseite. Der Eingang ist auf der Straßenseite auf Höhe der Straße. Das heißt vom Parkplatz kommend muss man erst mal am Tempel rechts vorbei die Treppen runtermarschieren. Das musste ich auch erst einmal herausfinden. Zuerst bin ich wenig verloren oben auf der Rückseite des Tempels rumgeirrt.

Der ziemlich bunte Tempel mit den vielen Türmchen und Spitzen und Erkern und und und ist ein Hindu Tempel. Es darf jeder rein, allerdings erst nach Abgabe von Schuhen und Fotoapparaten. Also leider keine Bilder von Innen. Und natürlich wollte der vorher sehr freundliche Wächter später Geld für die Aufbewahrung von Schuhen und Kamera. "Mister! Money!". Fehlte nur noch der Nachsatz "Sofort, verdammtnochmal". Irgendwie sind die Inder nicht bei allen Dingen freundlich.

So jetzt wars aber auch wirklich spät geworden. Jetzt wars Zeit fürs Hotel. Ich habe noch in dem kleinen Lädchen auf der anderen Straßenseite Getränke für lächerliche Rupienbeträge gekauft (2-Liter Flasche Wasser 30 Rupien !) und im Zimmer den Flüssigkeitshaushalt wieder aufgefrischt. Ich hatte heute den Tag über eindeutig zu wenig getrunken. Da muss ich mir für die nächsten Tage mal was einfallen lassen. Zuerst muss ne Pulle Wasser ins Auto und dann brauche ich kleinere Flaschen, 0,5er oder so, die ich in der Hosentasche mitnehmen kann.

Später gings wieder aufs Dach. Wieder lecker gegessen und kaltes Kingfisher gabs auch. Morgen gehts dann los mit der Rundtour. Morgen gehts gen Agra.
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #6 am: 24. Mai 2016, 12:04:40 »
Hast du das Essen eigentlich jemals als scharf empfunden? Manchmal habe ich nämlich den Eindruck, dass die Asiaten uns Europäern nur "die halbe Wahrheit" auftischen, zumindest hier in Europa. Mein Essen bestelle ich immer scharf, aber irgendwie empfinde ich es immer nur als pikant. Egal ob mein Chinamann oder neulich beim Thailänder, wo ich thai-scharf bestellt habe. Das ist alles sehr gut gewürzt, aber eben nicht so, dass ich Unmengen von Flüssigkeit dazu bräuchte. Ist das alles nur ein Gerücht mit dem scharfen Essen?

Das schärfste, das ich gegessen habe, war beim Mexikaner eine als Deko zum Essen beiligende Chilischote. Die war bestimmt 15cm lang und ich habe eine Weile gebraucht. bis ich die verputzt hatte.

Deine Vergleiche "Mini Taj Mahal" oder "Oper in Sidney" finde ich übrigens sehr treffend, denn diese Gedanken schossen mir beim Anblick der Gebäude auch gleich in den Kopf.
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #7 am: 24. Mai 2016, 14:57:40 »
Also das in Indien habe ich nicht als allzu scharf empfunden. Allerdings muss ich sagen, das ich gerne "gut gewürzt" esse und da wohl ein wenig höhere Schwellwerte habe :) Aber ich habe auch eher das Gefühl, das in Indien auch oft mit "spicy" nicht unbedingt "scharf" oder "burning sensation" bedeutet, sondern "nur" sher intensiver Geschmack nach vielen unterschiedlichen Gewürzen.

Ich war in Delhi ja an zwei Tagen im gleichen Laden (irgendwas mit "Three Chinmey's" meine ich). Am ersten Tag habe ich nach Anils Rat "medium spicy" bestellt und am nächsten Tag "normal". Soooo viel Unterschied war da jetzt nicht. Das "normal" hatte nen kleinen Nachbrenner aber nicht allzu schlimm. Wie geschrieben. Mir sind nicht die Zähne geschmolzen :)

Irgendwo, ich glaube in Jaisalmer, wo ich die Cumin-und-noch-viele-andere-Gewürze - Kartoffeln entdeckt hatte, da wars mal gut spicy. Aber jetzt auch nicht "scharf" und "brennen" spicy, sondern auch eher sehr intensiver Geschmack durch den massiven Einsatz unterschiedlicher Gewürze.

Aber Asiaten können durchaus auch mega-burning-spicy. Hab mal in Hong Kong auch sowas Curry-Artiges gegessen. Da ist der Schweiss aber in Strömen geflossen. Und nachher dachte ich, meine ganze Mundhöhle wäre wund. Die haben auch direkt dazu so ne Art Jogurt serviert damit man zwischendurch immer mal löschen konnte :)

Gruß
Bernd
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #8 am: 25. Mai 2016, 11:50:08 »
05.03.2016 - schmutziges Agra und schönes Taj Mahal
 
Auch heute Morgen habe ich es noch geschafft Kaffee und Obstteller zu konsumieren. Das Auschecken war dann auch erfreulich unspektakulär. Das Restaurant hatte ich ja immer direkt bar bezahlt, so das auf der Abrechnung auch genau nur der Betrag von der Booking Bestätigung stand. Ich hatte ja im Vorfeld viel gelesen darüber das man aufpassen solle das da nicht noch irgendwelche versteckte Kosten oder Steuern oder sonstwas draufgeschlagen werden. Hier war nix davon der Fall. Alles problemlos und die Zahlung mit der Kreditkarte klappte auch auf Anhieb.

Anil wartete schon vor der Türe und als erste Amtshandlung habe ich ihm meine Sightseeing-Liste für Agra unter die Nase gehalten. Und ihm gleichzeitig schon angedroht das er jetzt für jeden Tag so ne Liste kriegt. Er hat dazu nix weiter gesagt, zumindest für Agra gabs aber auch nur die drei Standardsachen, mehr gabs da eh nicht unbedingt zu tun.

Wir haben recht lange gebraucht um aus dem Altstadtgewühl heraus und auf breite und vernünftige Straßen zu kommen. Die gabs sogar. Im Dunstkreis von Delhi gab es richtig tolle 6-spurige German Autobahns. Verlässt man Delhi, kommt man recht schnell an all den Sattelitenstädten vorbei, die um Delhi herum existieren oder gerade entstehen. Irgendwie schienen die alle nur Sektornummern zu haben. Wo wohnst du ? In Delhi, Sektor 12.
 
 

Teilweise waren diese Städte auch noch im Bau. Das sah dann so aus, das es ne Abfahrt gab und von dieser Abfahrt dann eine breite Straße auf irgendeinen Acker führte und dort dann auch aufhörte. War wohl teilweise schon recht weit in die Zukunft geplant der Bebauungsplan.

Die toll ausgebaute Straße auf der wir uns befanden und die ich durchaus mit einer Autobahn in Deutschland vergleichen konnte, war eine Mautstraße. Im Verlauf der Tour nach Agra mussten wir an diversen Mautstationen unseren Obolus entrichten. Obwohl die Straßen wirklich in gutem Zustand waren kam man nicht wirklich zügig vorwärts. Das Tempolimit ist 100 und Anil ist die ganze Zeit mit 80, höchstens 90 gefahren. Sehr viel schneller hätte jetzt auch garnicht funktioniert. Mautstraße heißt hier nur : In gutem Zustand. Mautstraße verhindert aber nicht das zumindest zwischen den Mautstellen alles an Vehikeln, Lastwagen, Fußgängern etc. unterwegs ist was man sich nur denken kann. Da stehen Leute am Rand die aufs Gemeinschaftstaxi warten, da fahren Bauern mit dem Traktor vom Feld auf die Straße um die Kartoffeln oder Rüben von A nach B zu fahren, da werden am Rand LKW beladen oder repariert. Fußgänger gibt’s auch, die mal eben auf das Feld auf der anderen Seite wollen und manchmal kommt einem auch ein Auto entgegen.

Mit anderen Worten, auch hier herrschte Krieg, die Straße war nur ein wenig breiter und weiter einsehbar als sonst. Zumindest auf tiefe Schlaglöcher musste man nicht aufpassen. Das ist doch schon was.

Die Kosten für die Straße waren übrigens im Tourpreis enthalten. Ich gehe mal davon aus, das Anil im Laufe der drei Wochen mit Maut und Rajasthan Road Tax ein paar (tausend) Rupies bezahlen musste. Manchmal was etwas unter hundert Rupies, manchmal habe ich auf den großen Schildern aber auch was von 350 pro PKW gesehen. Keine Ahnung obs für Tourist Taxis noch nen Rabatt gab.

Delhi nach Agra mit Taj Mahal kann man bei allen Companies auch als Tagestour buchen. So weit isses also nicht von Delhi aus. Wir waren auch eigentlich recht zügig dort. Schon im Einzugsgebiet von Agra meinte Anil dann nur : Agra dirty, only Taj Mahal beautiful. Hm. Kurz drauf wusste ich dann was er meinte. Hier wars jetzt ja mal total anders als in Delhi.

Hier lagen Müllberge an der Straße, im Müll wühlten wilde Schweine drin rum oder alternativ Kühe. Überall war Dreck. Das Leben und die Geschäfte fanden hier auch an und auf der Straße statt, aber deutlich dreckiger und abgewirtschafteter als noch in Delhi.

 


A propos Kühe. Hier waren die alle. Hatte ich in Delhi noch die heiligen Kühe auf den Straßen vermisst, so konnte man sich in Agra fast nicht retten.

Irgendwo im dicksten Gewühl zwischen ein paar Straßenkarren und Kühen hielt Anil dann an. Jenseits der bröckeligen Mauer war das Itmad-ud-Daulah. Von der Dreckstrasse tritt man durch die Toreinfahrt und schwupps steht man im Angesicht einer gepflegten Grünanlage und eines wirklich wunderschönen Baus. Auch wieder ein Mausoleum. Also Mausoleen können die in Indien, hat wohl alte Tradition :)

Das war jetzt mal ne schöne Unterbrechung. Man muss übrigens die Schuhe ausziehen, wenn man rein will. Oder alternativ (kleine) Schuhüberzieher nutzen, wo aber einer wieder die Hand für aufhält.

Auf unserer Seite des Flusses über ein paar Eisenbahnbrücken drüber und durch mehrere Slumgebiete durch kamen wir dann zum Park Mehtab Bag. Von diesem Park aus hat man einen schönen Blick auf das Taj Mahal von jenseits des Flusses. Man kann sich den Eintritt in den Park übrigens sparen, wenn man der Straße noch ein wenig folgt und dann in einen kleinen Pfad links abbiegt. So kommt man nämlich auch direkt an den Fluss und der Blickwinkel ist nicht wesentlich anders als aus dem Park.

 

 

Da war zwar eine Absperrung mit dem Hinweis auf irgendwelche Grabungen(?), da bin ich aber dran vorbei marschiert. Nach einer ganzen Zeit, als ich schon alle Bilder im Kasten hatte, kam ein (bewaffneter!) Wachmann und hat mich mit lautem Trillerpfeifen-pfeifen und wedeln mit sowas wie nem Taktstock zurück zitiert. Ich bin wieder über die Absperrung zurück und habe ihm freundlich zugelächelt (Namaste) und bin gegangen. Was genau er jetzt bewacht hat weiß ich nicht, er hat sich aber auch nicht weiter um mich gekümmert sobald ich wieder auf der richtigen Seite des Flatterbandes stand.

In einer fliegenverseuchten Straßenbude beim Park haben Anil und ich dann erst mal einen Tee getrunken. Da musste man die Tasse aber schon zuhalten, so viele Fliegen schwirrten da rum. Dabei konnte man aber schön das Straßentreiben beobachten. Kinder spielten Cricket und Leute kamen mit Mulis mit Ziegelsteinladung vorbei oder Leute mit Ochsen im Schlepptau. Das war schon interessant. Und eben so ganz anders als noch in Delhi. Ich fand es schon unglaublich wie sich die Eindrücke alleine von einer Stadt in die nächste so dermaßen verändern können.

Die nächste Station war nun das Agra Fort. Dazu mussten wir fast den ganzen Weg wieder zurück bis zum Itmad-du-Daula um die offenbar in jede Richtung einzige Straßenbrücke über den Fluss zu erreichen. Dabei konnte man noch schön die ganzen Freiluftwäschereien am Fluss beobachten. An der einen Stelle wurde gewaschen, daneben standen noch ein paar Wasserbüffel im Schlamm und dann wurde die Wäsche am Ufer schön zum trocknen ausgebreitet. Schön bunt sah es ja aus, aber wird das nicht sofort wieder dreckig ???

Am Parkplatz vom Agra Fort angekommen gab es dann die übliche Einweisung. Eingang da, Ticketschalter dort, lass dir Zeit, ich warte genau hier. Das Agra Fort ist genauso wie auch das Fort in Delhi eine riesige Befestigungsanlage mit dicken Mauern und vielen einzelnen Gebäuden innendrin. Allerdings hatte ich beim Agra Fort jetzt eher das Gefühl das die dicken Mauern ganz eindringlich ausdrückten : Du kommst hier nich rein, versuchs erst garnicht. :)

Innendrin habe ich mir die Gebäude angeschaut. Auch wieder sehr detailliert verziert alles. Nebenbei hat man von der Fluss Seite noch einen schönen Seitenblick aufs Taj Mahal. Als ich mich dann nach viel rumschlendern mal in Ruhe in einer Ecke in den Schatten gesetzt habe und nur beobachtet habe sind mir auch die ganzen Affen aufgefallen, die auf den Wiesen ihr Unwesen trieben. Anil meinte noch zu mir, das Agra wohl stellenweise ein ziemliches Affenproblem hätte.

 

 

So. Jetzt musste aber erst mal eine Stärkung her.  Dazu ist Anil von der Zufahrt zum Taj Mahal in einem Kreisverkehr stracks weiter gefahren und dann bei einem Restaurant eingehalten. Ich habe keine Ahnung wo genau das jetzt in Agra war, ich weiß nur noch es war ein blaues Haus und hatte im ersten Stock eine Terrasse zum draußen unter den Bäumen sitzen.

Anil hat sich hier dann ausgeklinkt. Er meinte ich müsse mich zwar nicht hetzen, aber für das Essen sollte ich mir jetzt nicht viel länger als eine Stunde Zeit lassen. Spätestens 16:45 solle ich losgehen, damit ich um 17:30 wenn das Taj Mahal zu macht mein Ticket gekauft hätte. Letzter Einlass nur mit vor 17:30 gekauften Tickets. Anschließend, nach Taj Mahal, solle ich dann wieder zum Restaurant zurückkommen wo er warten würde. OK. Mal ne neue Variante, aber nicht schlimm. Der Fußweg zu den Ticketschaltern war vielleicht 500 Meter oder so. War jetzt kein Gewaltmarsch.

Das Essen war recht gut. Mit mir saßen noch zwei andere Deutsche draußen. Das Restaurant war auch so ein Hotspot wo diverse Taxifahrer die Leute hingebracht haben. Nett war dann am Ende als ich zahlen wollte. Der Kellner kam zu mir und verkündete mir mit verschwörerischer Miene, wenn ich wolle, könnte ich ohne offizielle Quittung das Essen auch ohne Steuern bezahlen. Das sei ja viel billiger. Und hielt mir nen abgerissenen Notizzettel mit den addierten Beträgen fürs Essen hin. Die anderen da (er zeigte auf die zwei Deutschen) würden von ihm gleich die offizielle Quittung mit Steuern kriegen. Für mich würde er es aber auch ohne Steuern machen. Ich habe ihn lächelnd angesehen und dabei versucht, gedanklich zu erkunden was er mir jetzt gerade gesagt hatte und ob da irgendeine krumme Tour dahintersteckte. Ich habe für mich zumindest keinen Nachteil erkannt und habe ihm die 560 Rupien bezahlt die auf dem Abreisszettel standen und noch ein wenig Trinkgeld dazu in die Hand gedrückt. Er war glücklich und ich habe mich schnell abgesetzt. Nicht das noch die Steuerpolizei in der Ecke auftaucht  :)

Am Taj Mahal war ich überpünktlich und mein Touristenticket hatte ich schnell gekauft. Neben dem Ticketfenster standen drei Herren, die sich, als ich das Ticket in den Händen hatte, rührend um mich gekümmert habe. Mit meinem Ticket hätte ich ja auch jetzt das Anrecht auf meine Umsonstflasche Wasser und natürlich auch auf die kostenlosen Schuhüberzieher. Und ab diesem Punkt habe ich jetzt nicht mehr so richtig zugehört oder habe mich verhört. ICH meine ja dann gehört zu haben wie einer der Herren sagte, dass es auch noch den kompetenten Herren rechts neben mir geben würde, der mir jetzt noch zeigen würde, wo ich hingehen müsste und wo der Eingang wäre.

Auf jeden Fall hatte ich jetzt plötzlich einen Inder an meiner Seite der mich sofort fürsorglich zugequatscht hat und mit mir mitgegangen ist. Wir kamen nun an den Eingang und dort war eine Schlange von Leuten wie im Phantasialand zur Rushhour an der Wildwasserbahn. Mein neuer Freund hat mich nun ins Schlepptau genommen und ist mit mir an allen Leuten vorbei gegangen, hat dem Wächter der Tore ganz vorne schnell noch die Hand geschüttelt und Schwupps waren wir drin.

 

 

Mittlerweile war auch mir klar geworden, das ich nicht schnell genug nein gesagt hatte und ich mir jetzt einen (offiziell oder inoffiziell, keine Ahnung) Guide angelacht hatte. Ich hatte schon darüber nachgedacht, wie ich ihn so freundlich wie möglich jetzt wieder loswerden könnte, dachte aber jetzt nach der Sache mit der Einlass-Warteschlange, das er doch echt nützlich sein könnte. Und so habe ich das Spiel jetzt einfach mitgespielt.

Sein Englisch war gut verständlich und er hat sofort am Haupttor angefangen zu erklären und mir die Infos und Jahreszahlen, wer wann warum was nur so um die Ohren gehauen. Hey. Der hatte echt was drauf. Naja. Um es kurz zu machen. In der nächsten Stunde bin ich mit ihm durch die Gärten und durchs Taj Mahal gepilgert. Er hat viel erklärt und viel gezeigt. Die Warteschlange der Leute, die ins Taj Mahal reinwollten, ging einmal um das Gebäude rum. Wir standen an einer Seitentür. Wir gehen durch die Seitentür durch, wieder wird dem Wächter am Ende der Treppe die Hand geschüttelt und schwupps waren wir auch im Taj Mahal drin. Super ! Den Jung hätte ich direkt auch für den Rest der Rajasthan Tour angagiert.  :)

Das Gebäude selbst ist schon wirklich sehr sehr schön. Wenn man sich von der Nähe die ganzen Einlegearbeiten in den Marmor angesehen hat, hat man keinen Übergang oder eine Naht entdecken können. Drinnen sind im Marmor Edelsteine in Form von Blumen in den Marmor eingebettet. Mein Guide ist da mit einer kleinen Taschenlampe dran vorbei gegangen und die halbe Wand war plötzlich blutrot oder tiefblau am Leuchten. Wirklich wunderschön.

Auf dem Weg zurück nahm jetzt die Frequenz der Hinweise auf seinen Shop und das ich dort supertolle Ringe und sonstigen Schmuck kaufen könne merklich zu. Das war auch der Punkt wo ich die Sache beendet habe und ihm für seine Dienste gedankt habe. Ich habe ihm 300 Rupien in die Hand gedrückt und mich freundlich verabschiedet. Als ich dann noch länger in Erwartung des Sonnenunterganges da gesessen habe, hatte ich ja eigentlich ein schlechtes Gewissen. Für ne gute Stunde Programm ihm knapp 4 Euro zu geben empfand ich dann schon selbst ein wenig wenig.


Nuja. Die Sonnenuntergangsstimmung hat mich nicht länger verweilen lassen. Nach den ersten Anzeichen der Dämmerung bin ich gegangen. Ich hatte lange genug Taj Mahal angeschaut. Auf dem Weg zurück zum Restaurant wurde ich noch Zeuge einer handfesten Schlägerei und Kühe blockierten eine Gasse so das ich einen Umweg gehen musste. Tolle Gegend hier.

Anil war schnell gefunden und dann mit ihm zusammen das Hotel für den Abend auch. Direkt an der Rezeption habe ich schon gemerkt, das die sich hier schon ziemlich nobel und etepetete anstellten. Die gebuchte Suite war aber richtig klasse. Zwei Räume, zwei große Fernseher, großes Bad, großes bequemes Bett, große bequeme Sitzecke. Klasse. Das Hotel hatte zwei Restaurants. Eines im Erdgeschoss wo es auch Frühstück gab und eines „rooftop“. Beide hatten die gleiche Karte. Ich denke aus diesem Grund war unten auch nix los und oben dafür Betrieb.

Abzug in der B-Note. WLAN klappte irgendwie nicht. Dafür war das Essen gut und lecker. Anstatt Chicken hatte ich heute mal Lamm (oder Hammel oder Ziege, irgendwas anderes halt). Kingfisher gabs auch. Während des Essens ging draußen ein Wolkenbruch nieder. Es schüttete wie aus Eimern. Den restlichen Abend gabs dann immer mal wieder kleine Stromausfälle. Scheinbar war die Infrastruktur in Agra nicht ganz wasserdicht.

Gute Nacht.

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #9 am: 26. Mai 2016, 15:27:21 »
06.03.2016 - Fatehpur Sikri, Tempel mit Stufen, Tempel mit Affen und schließlich Jaipur

Wunderbare Nacht. Schön ruhig. Kein Lärm aus den Nachbarzimmern oder sonstwoher. Eigentlich viel zu schade um direkt wieder auszuchecken. Ich habe zusammengepackt und mich mit meiner Tasche hinunterbegeben. Sofort stürzten Leute auf mich zu um mir die Taschen aus der Hand zu reißen. Ich habe den Jungs aber gerade noch klar machen können das ich die Taschen erst mal nur abstellen will, weil ich noch frühstücken wollte.
Im Frühstücksrestaurant war ein größeres Buffet aufgebaut mit allem was man so am Morgen sehen will. Ich habe also einen Tisch angesteuert, die Schlüsselkarte abgelegt und bin direkt zum Buffet um erst mal nen Saft zu holen. Ich habe schon gemerkt das ich mit Blicken verfolgt wurde. Dann habe ich den Toastautomat ins Visier genommen. Entsetzen macht sich breit. Als ich gerade einen Toast darin verarbeiten wollte, kam jemand auf mich zu und bedeutete mir mit freundlichen aber bestimmten Gesten das ich mich doch bitte hinsetzen solle, die Tätigkeiten am Buffet oblägen ausschließlich dem Personal.
Also habe ich mich jetzt wieder gesetzt und das Personal seine Arbeit machen lassen. Natürlich habe ich jetzt jeden für jede Toastscheibe und jeden Kaffee extra laufen lassen. Sie wolltens ja so.
Offenbar bin ich für Indien bzw. für dieses Hotel zu selbstständig. Ich kann es nur bis zu einem gewissen Grad vertragen wenn mir alles hinterhergetragen wird oder wie hier zugetragen wird. Naja.
Später beim Checkout klappte meine Kreditkarte nicht. Die Dame versuchte es zweimal und nix ging. Ich hätte noch ne Amex Karte gehabt, die haben sie aber nicht genommen. Ich war gerade schon bei Mastercard am klingeln, als die Dame es noch ein drittes Mal versuchte und oh Wunder, diesmal ging die Zahlung durch wie als wenn nix gewesen wäre. Nochmal Glück gehabt. Warum das zweimal abgelehnt wurde und dann plötzlich klappte (und den ganzen Resturlaub hindurch auch immer geklappt hat, egal wo) ? Keine Ahnung. Ich muss nicht alles wissen.
Anil war unterdessen schon vorgefahren und nach den jetzt schon üblichen Fragen wie Alles OK ? Wie war das Hotel ? Was das Zimmer gut ? War das Essen gut ? Gings jetzt los in Richtung Jaipur. Anil meinte, für die ca. 250 Kilometer würden wir schon so 5 Stunden brauchen und weil wir auf der Strecke noch ein paar Stopps geplant hatten, wären wir auch erst relativ spät in Jaipur. Kein Problem.

 

 

Der erste Stopp des Tages war jetzt nicht so sehr weit von Agra weg, sagen wir mal im ersten Viertel des Weges, und zwar Fatehpur Sikri. Eigentlich sind das zwei Sehenswürdigkeiten für den Preis von einer. Einmal eine weitläufige Palastanlage, und dann eine große Moschee. Vom Parkplatz aus fährt ein Zubringerbus die paar Meter zum Palast hoch. Rund um die Bushaltestelle hat sich ein kleines Touristendorf entwickelt mit etlichen Läden.
Ich bin noch kurz zur Toilette gegangen und hatte dann ab dem Klo einen recht penetranten Menschen an der Backe der mich zu seinem Shop lotsen wollte. Natürlich hat er alle seine drei Worte in Deutsch ausprobiert und war durch nichts abzuwimmeln. Wahrscheinlich wär der noch mit mir in den Bus gestiegen. Ich bin ihn erst losgeworden als ich ihm versprochen habe auf der Rücktour bei ihm vorbeizuschauen. Shop Nummer 54 (oder so ähnlich) hat er mir immer wieder nachgerufen. Natürlich dachte ich, bei den vielen Touristen die mit den Bussen wieder ankommen weiß der ja später garnicht mehr wer ich bin und ich bin ihn endlich los.
Der Bus kostet 20 Rupien und wird bis zur Hutschnur vollgemacht. Dichtgedrängt und mit fremden Leuten auf dem Schoß schaukelt es dann hoch bis zum Haupteingang des Palastes. Es war wohl so, das Fatehpur Sikri mal die Hauptstadt des Mogulreiches war und dieser Palast hier oben, bzw. das weitläufige Gelände mit den vielen Gebäuden, der Königspalast war. So gibt es den Hauptpalast, Audienzhallen, den Privatpalast, die Frauengemächer und und und.
Jedes der Gebäude ist reich verziert und für sich in seinem Stil ziemlich sehenswert. Natürlich boten sich am Eingang viele als Guide an. Denen konnte ich aber entfliehen. Muss aber dabei sagen, dass ich doch ein wenig verloren durch die große Anlage gestapft bin. Zum Glück gab es an den Eingängen zu den Gebäuden meist große Texttafeln, wo noch die Historie erklärt wurde. Den Ausgang, bzw. Seitenausgang und Weg zur Mosche habe ich auch erst im zweiten Anlauf gefunden. Trotzdem kann man sich das auf jeden Fall mal anschauen. War schön.
Die Mosche thront auf einem Hügel mit steilen Treppen. Wenn man die Treppen hochsteigt muss man stellenweise erst mal den ganzen Ziegen ausweichen die es sich auf der Treppe gemütlich gemacht haben. Wahrscheinlich Bergziegen :)
Den ganzen Weg vom Palast zur Moschee und die Treppen hoch hatte ich wieder einen penetranten Herren an meiner Seite, der die ganze Zeit unaufgefordert Ratschläge gab. Jegliches offensichtlich geäußerte Zeichen des Desinteresses wurde übersehen. Als ich die Treppen hochgestiegen war und in die Moschee reinwollte habe ich ihm schließlich 20 Rupien in die Hand gedrückt mit dem Hinweis, dass ich ab jetzt gerne alleine wäre.
Die Schuhe muss man ausziehen, darf sie aber in der Hand tragen. Das ist auch gut so, weil es auch hier einen Seitenausgang gibt, wo die Bushaltestelle ist für den Bus zurück zum Parkplatz. Man geht also nicht da raus wo man hergekommen ist, sollte seine Schuhe daher besser mitnehmen.
In der Moschee drin steht man erst einmal auf einem riesigen aber fast leeren Platz. Etwas zurückgesetzt steht ein kleines weißes Gebäude. Das schien das Hauptheiligtum zu sein, weil irgendwie da jeder hinstrebte. Später habe ich gelesen, das es ein Mausoleum ist und hier Frauen hinkommen um sich segnen zu lassen in der Hoffnung Schwanger zu werden. Ich bin auch mal in dieses Mausoleum rein (allerdings ohne Hintergedanken bei der Segnung :) ). Drinnen sind alle im Kreis um den Schrein herummarschiert, haben Tücher auf den Schrein gelegt und beim Rausgehen hat der Priester einem mit einer Art Reisigbesen auf den Kopf geklopft. Das war dann wohl der Segen. Interessant.

 

 

Natürlich hatte ich auch hier direkt wieder jemanden am Ar…, der mir ungefragt alles erklären wollte und nachher wollte das ich zu seinem Shop komme. Hui. Das wurde spätestens jetzt aber echt nervig. Und wenn das nicht genug gewesen wäre, taucht jetzt plötzlich auch noch der Typ von eben wieder auf, dem ich draußen 20 Rupies gegeben habe damit er mich in Ruhe lässt.
Jetzt konnte ich wirklich fast nicht mehr freundlich bleiben. Als ich ihn komplett ignoriert habe und konsequent in eine andere Richtung gegangen als er, hat er irgendwann von mir abgelassen.
Ich bin dann raus zum Bus. Der wurde auch wieder vollgestopft bis oben hin (bei den ganzen kleinen und dünnen Leuten hatte ich die ganze Zeit das Gefühl unglaublich viel Platz zu benötigen) und später wurden wir dann alle unten beim Touristendorf wieder ausgespuckt.
Kaum bin ich aus dem Bus ausgestiegen steht mein „Freund“ von heute früh vor mir. Hallo, wir gehen jetzt zu meine Laden, das hast du eben versprochen ! AAAAAARGH !!! Hatte er nichts anderes zu tun als auf mich zu warten ? Als ich dann schnurstracks zum Parkplatz marschiert bin, hat er hinter mir einen ziemlichen Tamtam aufgeführt. Als ich bei Anil im Auto saß habe ich nur gesagt schnellstens weg hier ! Ich glaube wenn jetzt nur noch einer auf mich zugekommen wäre um mir ungefragt was zu erzählen oder um mich in seinen Shop zu lotsen, wäre ich auf der Stelle zum Massenmörder geworden. Mir stand es bis Oberkante Unterlippe.
Im Nachhinein mit ein wenig Abstand muss ich sagen, dass das hier in Fatehpur Sikri wirklich das penetranteste und nervigste des ganzen Urlaubes war. Überall anders haben alle ab einem bestimmten Punkt ein klares Nein akzeptiert und haben einen in Ruhe gelassen. So nervig wie hier sollte es die restlichen 3 Wochen nicht mehr werden.
Wir sind jetzt erst mal noch ne ganze Zeit gefahren, dann ist Anil aber rangefahren um Mittag zu machen. Er hatte sich vorgenommen mir vegetarisches Essen zu zeigen. Es kamen zwei große Pötte mit a) einer eher grünen Pampe wo definitiv Erbsen, Bohnen und Linsen und sowas drin waren. Und noch undefinierbar anderes. Und b) im anderen Pott etwas eher rotes, etwas brockiger. Da waren wohl Paprikas, Chillis und sowas drin für die rote Farbe. Und Käsewürfel. Sehr suspekt. Dann kam Brot dabei. Anil zeigte mir dann was man mit dem Brot macht und wie man es am besten faltet damit man dann mit rechts schön aus dem Topf schaufeln kann.
Also mein Fall wars nicht. Das rote Zeug konnte man noch am ehesten essen, das grüne ging ja garnicht. Ich habe aus Anstand mal noch einen Brotfladen aus Topf Rot zu mir genommen, dann aber alles weitere abgelehnt. Habe erst mal ne Flasche Cola geext um den Geschmack einigermaßen zu töten.
Ergebnis des Experimentes : Das ist nicht meines. Das schmeckt mir nicht. Man könnte auch sagen, das man mich damit jagen könnte. Also das gibt’s nicht wieder. Das habe ich sofort beschlossen. Anil gegenüber habe ich das zwar nicht so deutlich ausgedrückt, ich glaube aber es ist rübergekommen, das ich das nicht unbedingt nochmal brauche. Lieber Chicken in allen erdenklich Ausprägungen :)
Unser nächster Halt auf der Strecke waren die Abhaneri Steps. Der Tempel ist auf drei Seiten von geometrisch abstrakten Treppen eingefasst, der Tempel selbst ist die vierte Seite und bildet damit ein fast 20 Meter tiefes Becken. Das ist natürlich jetzt die uninformativste Beschreibung die es geben kann, mir fällt aber irgendwie nix anderes ein. Am besten auf den Bildern selbst schauen. Die Treppen gehen in mehreren Kaskaden hinunter zum Wasserbecken. Und irgendwie kann man, wenn man draufschaut, garnicht so wirklich sagen, wo jetzt die eine Treppe anfängt oder die nächste aufhört. Wenn man lange genug draufstarrt und versucht die Geometrie zu erfassen dann flimmern einem die Augen weil das garnicht richtig auflösbar ist.

 

 

Also einen Besucht ist es allemal wert, ob man sich hier länger aufhalten kann wage ich aber zu bezweifeln. Neben dem Treppentempel ist an der Straße noch ein anderer Tempel, der wohl recht alt ist. Er sah recht zerfallen aus. Zumindest die vielen Steine die rundherum wie abgefallen rumliegen deuten darauf hin. Hier kann man sich mal umsehen, der Tempel hat auch ein paar kunstvoll behauene Pfeiler.
Der ganze Ort Abhaneri schien irgendwie jetzt nochmal ne Nummer ländlicher und „einfacher“ zu sein, als der Rest wo wir bisher hergefahren sind. An der Straße zum Dorf waren viele Frauen mit Töpfen und Kannen und sonstigen Gefäßen auf dem Kopf unterwegs. Die Herren waren auf abenteuerlich zusammengebauten Fuhrwerken unterwegs. Das sah irgendwie aus, als ob an einen Motor vier Räder drangebaut wurden und obendrauf ein Sitz und ne Lenkstange. Fertig ist die Büchse. Leider leider sind alle Bilder die ich beim Fahren durch die Seitenscheibe gemacht habe nix geworden.
Als wir schon fahren wollten hat mich Anil noch zu etwas „was ich dir unbedingt zeigen muss“ geschleppt. Ein alter Mann hat eine Art Mühlstein als Töpferscheibe betrieben und dort Krüge und Kannen und sowas getöpfert. Ganz nett, aber jetzt auch nicht die Attraktion des Tages. Spätestens als noch ein anderer Taxifahrer mit Kundschaft da reinkam und die auch noch ne Töpfervorführung bekamen und mir Anil ins Ohr sagte das ich dem Alten jetzt doch noch so ca. 50 Rupien geben solle für seine Arbeit, war ich doch ein wenig ungehalten wegen dieses „Touristenstops“. Im Auto habe ich mich dann mit Anil geeinigt das er mir zukünftig vorher sagt was er für tolle Sachen für mich parat hat, so dass ich vorher mein Veto einlegen kann.
Als ich ihm dann noch sagte das ich das schonmal selbst gemacht hätte, in der Schule, im Werkunterricht 5. Klasse, da hat er mich nur komisch angeschaut. Ich glaube er hat mir das nicht geglaubt.
Nun. Jetzt schon eindeutig am Nachmittag ging es jetzt zum letzten Stopp, dem Affentempel ganz in der Nähe von Jaipur. Der Tempel liegt in den Bergen und als wir dann den ersten Anstieg vor uns hatten meinte Anil, er müsse jetzt die Klimaanlage ausmachen, sonst würde das Auto den Berg nicht schaffen. Der Tata war ein wenig schwach auf der Brust. Aber mit offenem Fenster gings dann auch. Kurz vor dem Tempel gings noch durch einen kleinen Ort. Die Hauptstraße war fast komplett von Kühen blockiert, die sich auch durch nichts davon abbringen ließen da stoisch rumzuliegen. Anil ist in Zeitlupentempo um die Kühe rumgekurvt. Immer penibel drauf bedacht, ja keines der Tiere mit irgendeinem Autoteil zu berühren. Wenn mal wieder ein Tier so nahe kam das eine Berührung wahrscheinlich wurde hat er fast angefangen zu jammern und hat sich immer wieder durch Verneigen und Beten zu seinem Affengott dafür bedankt, das die Kuh dann doch im letzten Moment abgedreht hat. Also irgendwie war das fast schon ein denkwürdiges Schauspiel. Ganz ohne Berührung und dezentes Anschubsen gings aber doch nicht. Da wird Anil wohl heute später noch ne extrarunde mit seinem Affengott für verhandeln.
Der Affentempel selbst liegt vom Parkplatz aus ein wenige weiter oben in einer Felsschlucht. Vom Parkplatz aus geht’s noch an anderen Tempeln vorbei. Eigentlich kostet es keinen Eintritt, allerdings muss man wiedermal eine besondere „Kameraerlaubnis“ kaufen. Nebenbei stehen einem dann noch diverse Leutchen auf den Schuhen die noch Donations für den/die Tempel haben wollen.
Einem habe ich sogar eine Spende von 50 Rupien gegeben, er war sehr freundlich und nicht nervig und da habe ich es am ehesten eingesehen. Habe sogar eine Quittung bekommen. Mal schauen was das Finanzamt sagt wenn ich diese Quittung über horrende 50 Rupien abrechnen will :)

 

 

Kurz vor dem eigentlichen Affentempel war noch ein anderer Zausel, der recht penetrant auch irgendwas von mir wollte. Spende oder Affenfutter verkaufen. Keine Ahnung. Als ich ihn ignoriert habe und einfach weitergegangen bin hat er hinter mir noch richtig laut rumlamentiert. Bis dann die nächsten Leute gekommen sind und als neues Opfer bearbeitet wurden.
Irgendwie hatte ich mir unter dem Affentempel mehr vorgestellt. Mehr Affen. Insgeheim hatte ich wohl gedacht, das man sich regelrecht durch die fiesen Affenhorden durchkämpfen muss um zu überleben. Aber nein. Es war ganz gesittet. Die Anlage liegt recht schön in dieser Felsschlucht, der Tempelsee in den Felsen sieht ganz nett aus und die Affen sitzen friedlich in der Ecke und mampfen irgendwelche Blumenkränze oder Körnerzeugs. Oben raus waren auch noch ein paar kleine Schweinchen unterwegs.
Ich habe noch ein wenig die paar Affen beobachtet, wirklich lange aufgehalten habe ich mich aber nicht.
Als ich zurück am Auto war, wars so ca. 17 Uhr und jetzt langte es auch für heute. Zeit für Hotel. In Jaipur waren wir letztlich recht fix. Anil brauchte aber ein wenig um das Hotel zu finden. Hatte so den Eindruck das ich gleich noch eine Stadtrundfahrt bekommen habe. An diversen Stadttoren kamen wir vorbei, an einem riesigen (Bollywood) Kino und an ein paar McDonalds und KFCs. Nach etwas rumkurven und telefonischer Nachfrage beim Hotel war dann der richtige Abzweig gefunden. Ich muss aber auch zur Verteidigung von Anil sagen, das man das Hotel erst erkannt hat, als man unmittelbar vor der Türe stand.
Checkin wieder mit dem üblichen Verwaltungsakten, Dokumentation der Reiseroute, Pass kopieren etc. verbunden. Zimmer war wunderbar. Die gebuchte Suite war ein großer Wohnraum, ein großes Schlafzimmer und noch ein großes Bad dabei. Sehr schön. Hier kann man es gut aushalten.
Später bin ich noch ins Restaurant. Essen gut, Bier kalt. Danke. Gute Nacht.
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #10 am: 27. Mai 2016, 18:44:18 »
07.03.2016 - Amber Fort, Stadtpalast und dann krankgeschrieben

Heute Nacht muss mich eine Blitz-Fluggrippe erwischt haben. Mitten in der Nacht bin ich mit Schüttelfrost aufgewacht. Und dazu ging es mir garnicht so wirklich gut. Nachdem ich mich wieder entschüttelt hatte und wieder geradeaus gehen konnte, habe ich als Sofortmaßnahme erst mal alles eingeworfen an Tabletten derer ich habhaft werden konnte. Ein paar Ibus und Aspirin+C später habe ich mich wieder hingelegt und bis zum nächsten Morgen dann das Bettzeug einmal komplett klitschnass durchgeschwitzt. Zum Glück hatte ich mich mit Anil für heute um 10 verabredet, so das ich mir am Morgen etwas Zeit lassen konnte.
Am Morgen meldete sich dann auch noch mein Magen. Das konnte ich aber erfolgreich mit zwei Imodium bekämpfen. Interessanterweise ging es mir am Morgen garnicht sooo sehr übel. Ich konnte mich zumindest für Kaffee und Toast beim Frühstück aufraffen. Das Frühstücksbuffet bestand hier irgendwie hauptsächlich aus warmen Sachen. Alles Zeugs was ich nicht unbedingt zum Frühstück haben will. Ich habe noch versucht nen Orangensaft zu kriegen. Nein der sei nicht Bestandteil des Frühstücksbuffet, den müsste ich bezahlen. Ach. Nein Danke. Lass mal stecken.
Erste Sightseeingstation heute war das Jaipur Fort, bzw. Amber Fort. Das thront unweit der Stadt in den Bergen auf einem Bergrücken. Anil wollte aus einem unerfindlichen Grund, das ich da hochmarschiere. Aber warum soll ich denn da hochmarschieren, wenn es Elefanten gibt, die einen hochbringen. Ich glaube Anil fand das einfach nur viel zu teuer. Nachdem ich aber darauf bestanden habe, hat er mir gezeigt, wo ich mich für die Elefanten anstellen musste. Der Ritt hoch kostet 1.500 Rupien und ist im Vergleich mit anderen Sachen schon sehr teuer. Dementsprechend standen beim „Boarding“ auch hauptsächlich europäisch bzw. allgemein westlich aussehende Leute. Das war mir aber ehrlich egal. Zum einen war mir nicht besonders gut und zum anderen wollte ich einfach auf dem Elefanten sitzen.

 

 

Die Tiere haben ein Bänkchen auf dem Rücken, auf dem man es sich bequem machen kann. Allerdings nicht allzu bequem, weil das doch mordsmäßig geschüttelt und geholpert hat. Man musste sich schon gut festhalten. Ich hatte dem Reiter 2.000 Rupien gegeben und wartete nun auf meine 500 Wechselgeld. Zuerst fing er an, das er ja kein Wechselgeld hätte. Ja egal, ich will 500 haben. OK. Ich habe hier 200 und der Rest ist Trinkgeld. Ok ? NEIN. Ich will 500 haben. Nebenbei stehen beim Aufstieg alle drei Meter Schilder wo in riesigen Lettern draufsteht, das man KEIN Trinkgeld geben soll.
Der Typ hat mich bis fast beim Absteigen immer weiter genervt ich solle ihm den ausstehenden Betrag als Trinkgeld geben. Als ich am Ende immer noch darauf bestanden habe, hat er plötzlich noch drei Hunderter irgendwo hergezaubert (und mich wohl ziemlich verflucht).
Mir war zuerst oben im riesigen Innenhof der Festung nicht so ganz klar, wo hier was war und wo ich nach Kauf meines Ausländertickets jetzt hin sollte. Die Beschilderung war ein kleinwenig dürftig. Nachdem ich dann anderen Leuten einfach mal hinterhergelaufen bin (offenbar wussten die irgendwie wo es lang ging), war ich dann auch „drin“.
Die Festung ist recht groß und die einzelnen Bereiche sind in der Regel alle in eigenen Gebäuden um Innenhöfe herum drapiert. Manche Bereiche waren sehr reichhaltig verziert und manche Räume recht prunkvoll ausgestattet. Wenn man oben auf einer der Dachterrassen steht lohnt aber auch mal ein Blick rundherum. So weit man blicken kann sieht man auf den Bergen rundherum andere kleinere Festungen, Mauern und Befestigungsanlagen. Scheinbar war die ganze Gegend hier voll damit.

 

 

Vom Berg runter geht es nur zu Fuß. Der Elefantentransport ist nur Oneway hoch. Daher bin ich dann doch über den Fußweg beim Auto rausgekommen, wo Anil wartete. Fazit Amber Fort : Ja ist schön, muss man machen wenn man da ist. Elefant ist kein Muss, erspart aber eine Wanderung bergauf.
Erstmal sind wir in den Bergen geblieben und zum Narhargarh Fort gefahren. Dieses Fort hatte ich auf meiner Liste. Für Anil wars einer der „Nicht-Muss-Stopps“. Er fands scheinbar nicht so gut. Ich habe dieses Fort dann natürlich auch besichtigt. Viel kann ich garnicht dazu sagen. Ich bin eher schnell durch die Räume geflitzt, so sehr richtig interessant wars wirklich nicht. Einzig der schöne Überblick über Jaipur von oben war recht beeindruckend. Das ist auch hängen geblieben, vom Rest des Fort ist garnicht nicht mehr viel auf der Festplatte im Kopf. Ach ja. Jaipur wird ja auch die Pink City genannt. Davon konnte man von oben vom Fort im Überblick über die riesigen Ausdehnungen der Stadt in der Fläche aber garnix erkennen.
Im Auto natürlich die übliche Frage „Wie wars“. Als ich dann sagte das es jetzt nicht sooo dolle war, kam natürlich direkt die Retourkutsche a la „Das habe ICH ja vorher gesagt, aber du wolltest hin und deshalb bin ich hingefahren“. So ganz hatte er meine Ansage bezüglich meiner „Sehenswürdigkeitenliste“ wohl noch nicht verdaut. Ich habe diese Bemerkung auch garnicht weiter kommentiert und einfach überhört. Mittlerweile war mir auch nicht mehr ganz so dolle zumute. Ich hatte genug damit zu tun noch geradeaus zu gucken. Da war mir echt egal was Anil so meinte.

 

Jetzt gings aus den Bergen wieder zurück in die Stadt. Und nun direkt ins Altstadtgewühl zum feudalen Stadtpalast. Der City Palace hat mir gut gefallen. Ich hatte zwar mittlerweile ziemlich abgebaut und musste alle paar Meter Pause einlegen weil ich keine Kraft mehr hatte, aber mir hats gefallen. Besonders hervorzuheben sind hier ein paar Innenhöfe mit absolut fantastisch verzierten Balkonen. Vor allem die Verzierungen mit Pfauen als Figuren fand ich sehr sehr sehenswert.
Um die Ecke vom City Palace ist noch Jantar Mantar. Ich zitiere jetzt einfach mal aus der offiziellen Beschreibung. „Jantar Mantar ist eine Sammlung von 19 architekturellen astronomischen Instrumenten“. Tja. Da standen nun diverse große und kleine (Beton-)Gebilde in der Gegend rum, die Sonnenuhren oder sonstige astronomische Gebilde darstellen sollen. Also mir hats nicht wirklich viel gegeben. Am Ende habe ich mich fast geärgert das ich da Geld für ausgegeben habe.

 

 

Nach langer Rast habe ich mich dann wieder zum Parkplatz zurückgeschleppt. Ich habe Anil gefragt was er heute noch geplant hatte. Es stand jetzt nur noch der Palast der Winde auf dem Plan. Der Rest des Tages sollte dann die freie (Alt-)Stadtbesichtigung sein. OK. Auf den Palast der Winde habe ich mich noch eingelassen. Das war nur durchs nächste Stadttor und hoch die Straße. Da habe ich mich noch hin begeben und mir dabei noch ein wenig den Basar bzw. das Basartreiben angeschaut. Der Palast der Winde ist ein Gebäude mit einer sehr aufwändig verschnörkelten und verzierten Fassade. Er liegt direkt an einer fetten Hauptstraße, die man garnicht so einfach überqueren kann um auf die andere Seite zu kommen und Bilder zu machen. Man kann auch in den Palast rein. Das habe ich mir aber jetzt gespart, weil jetzt konnte ich endgültig nicht mehr. Nach einem kleinen Zwischenhoch war ich dafür umso tiefer gestürzt. Ich habe noch einen Geldautomaten gefunden, bei dem ich auch erst mal drei Versuche gebraucht habe bis ich klar genug im Kopf war um den richtig zu bedienen. Nee. Es ging jetzt echt nicht mehr. Ich bin nur noch irgendwie zurück zum Auto gekommen und habe Anil gesagt das für heute Schluss sei und er mich bitte ins Hotel fahren soll.
Das hat er auch getan und sich dabei noch tausendmal erkundigt ob er sonst noch etwas tun könne oder helfen könne. Das war ganz nett, aber ich musste jetzt einfach ins Bett und bis morgen schlafen. Was jetzt glücklicher Zufall war, das es morgen erst um 12 zur Elefantenfarm gehen sollte. Anil hatte morgen frei und ich meinen Elefantentag bei elefantastic.

 

 

Es war jetzt so ca. 15 Uhr und nach Einwurf der nächsten Runde Ibus und sonstiger Dinge habe ich mich wirklich ins Bett gelegt. Später am Abend bin ich noch ins Restaurant und habe als Beruhigung für den Magen etwas gewohntes gegessen. Chickenburger mit Fritten. Musste jetzt einfach mal sein. Der Burger war sogar ganz gut. Nur das Spiegelei da drauf war doch eher etwas überraschend.
Nach dem Essen gings sofort wieder ins Bett wo ich auch bis zum nächsten Mittag um 11 verblieben bin.

 


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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #11 am: 28. Mai 2016, 15:43:21 »
Nun habe ich endlich alles nachgelesen und bin wieder einmal begeistert  :thumb: Nur die nervigen "Guides" oder was immer gefallen mir gar nicht und ich kann so schlecht abwimmeln  ::)

Hoffentlich geht es dir morgen besser, denn die Elefanten möchte ich natürlich auch gerne sehen.

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #12 am: 29. Mai 2016, 16:56:37 »
08.03.2016 - Sir, Your Elephant is ready for you

Blitzgrippe, Blitzheilung ? Nein, nicht so ganz. Allerdings gings schon besser als gestern. Gut war das ich heute bis um 11 pennen konnte. Pickup war um 12. Im Restaurant habe ich sogar noch nen Kaffee bekommen um halb 12. Ein Anzugträger der an der Bar rumstand fragte, warum ich so spät dran sei für einen Kaffee. Als ich ihm dann von dem späten Pickup für die Elefantenfarm erzählt habe meinte er nur "Oh dann haben sie noch garnichts gegessen heute morgen" ? Schwupps wurden ein paar anwesende Kellner mit schnellem Hindi instruiert. Am Ende des Redeschwalls konnte ich dann noch „no charge“ verstehen. Na bitte, geht doch. Die Jungs waren auf einmal alle schnell unterwegs und flitzten hin und her. Offenbar war der Anzugträger wohl der Chef des Tages. Kurze Zeit später stand neuer Kaffee, Saft und eine Obstplatte vor mir. Und das wirklich mit ohne „charge“.

Der Pickup für elefantastic war pünktlich und ich ganz gut gestärkt. Wenn ich es heute bei den Elefanten ruhig angehen lasse, dann stehe ich den Tag wohl sehr gut durch.

Ganz ehrlich weiß ich jetzt garnicht in welche Richtung wir jetzt gefahren sind. Ich meine es wäre ein Stück die selbe Strecke wie gestern zum Fort gewesen, aber irgendwann gings dann in ganz unbekanntes Terrain.

 

Ich wurde bei den Elefanten dann herzlich begrüßt und konnte auch schon sehen, wie die Elefanten herbeigeführt wurden und in Reih und Glied aufgestellt wurden. Kurz darauf hieß es dann „Sir, your Elephant is ready for you“. Ein Satz den man jetzt auch nicht alle Tage hört.

Jetzt gings los. Unter Aufsicht (der Elefanten ….. äh …. Trainer war immer in der Nähe) ging es jetzt erst mal los, das Tier mit genug Futter freundlich zu stimmen. Die nächste Stunde habe ich nun damit verbracht, meinem Elefanten Essen zu reichen. Ganz fasziniert habe ich immer beobachtet, was er mit dem Rüssel so alles anstellen konnte. Einer freundlichen Umarmung war er auch nicht abgeneigt. Der Trainer hat noch versucht mir irgendwelche Worte beizubringen, die wohl irgendwas mit „Essen“ oder „Futter“ bedeuten sollten. Ich habe es aber nicht ganz verstanden und war auch nicht in der Lage es auszusprechen. Ele hat mir aber auch so mit dem Rüssel das Futter aus der Hand genommen, was will man mehr.

Nach dem Essen für den Elefanten gabs dann Essen für die Menschen. Wir wurden ins Auto gepackt und zum Wohnhaus vom Elefantenscheff gefahren, wo die Mutter schon das vegetarische Essen vorbereitet hatte. Da mein Magen immer noch ein wenig rumpelte und ich auf das vegetarische Essen nun garkeine Lust hatte, habe ich nur kleinste Anstandshäppchen genommen. Das brachte sobald die Mutter auf den Plan. Ich musste danach in der Folge mehrmals beteuern das das Essen gut sei und auch überhaupt alles in Ordnung sei :)

 

 

Die Familie schien recht tieraffin zu sein. Draußen vor der Türe gabs einen schläfrigen Hund von der Art Labrador, drinnen lief dann noch ein Mops durch die Gegend und während des Essens hoppelte plötzlich ein Kaninchen um den Tisch herum. Sehr süß.

Interessant fand ich, das unsere Runde so international wild durcheinandergewürfelt war, jeder aber irgendwie schon beim anderen gewesen war. Es gab Spanier, Deutschland und Kanada. Und eine Indische Familie aus Bombay, wenn ich mich recht erinnere. Der Inder war schon in Deutschland, die Spanier schon in Kanada, ich schon in Spanien und die Kanadier waren sowieso schon überall gewesen. War sehr lustig das Gespräch untereinander.

Dann gings wieder zurück und jetzt stand das Anmalen der Elefanten auf dem Programm. Nach einer nochmaligen Begrüßung und Umarmung und durch Rüssel beschnuppert werden gabs dann ein paar Pötte Farbe auf die Hand und jeder durfte loslegen, „seinen“ Elefanten möglichst bunt zu „verschönern“. Manchmal hat der Elefant zwar schon ein wenig mit dem Kopf geschüttelt, meist hat er es aber schon über sich ergehen lassen.

Anschließend gings zum Elefantenwaschen. Ich denke das Anpinseln diente auch nur dem Hauptzweck einen Grund zu schaffen, den Elefanten zu wässern. Das war schon eine ziemlich lustige Sache. Erst mit dem großen Schlauch abduschen. Bitte auch hinter die Ohren und am Hals noch etwas, danke. Danach bekam ich ein, im Vergleich zum Elefanten, lächerlich kleines Bürstchen in die Hand gedrückt und jetzt hieß es schrubben.

 


Nachdem ich mit Kopf und Seite fertig war habe ich das Tier bestiegen (Leiter wurde gestellt) und durfte dann den Nacken schrubben. Immer mit viel Wasser aus dem Schlauch so das ich nach kurzer Zeit selbst vollkommen nass war. Ich fand das alles sehr amüsant. Hätte ich den ganzen Tag machen können.

Nach der Badestunde musste der Elefant wieder an die Arbeit. Er bekam ein Kissen auf den Rücken geschnallt und es ging los zum Elefantenritt durch die Umgebung. Mir ist sofort aufgefallen wie ruhig und sanft und hübsch gemächlich das Tier unterwegs war. Da oben auf dem breiten Rücken wars eigentlich ganz gemütlich. Absolut kein Vergleich zu der Schaukelei auf den Rückenbänken am Amber Fort. Das hätte man auch keine Stunde ausgehalten.

Auf unserem Weg brannte ein Busch. Konnte man auch schon hören wenn man in der Nähe war. Die Flammen schossen teilweise recht hoch heraus. Der Elefant hat sich strikt geweigert an dem Busch vorbeizugehen. Erst als der Guide den Elefant in großem Bogen um den Busch mit Kommandos herumnavigierte ließ er sich dazu bewegen weiterzugehen. War ein kleiner Angsthase der Ele.

Später gabs nochmal ne kurze Pause als der Elefant urplötzlich stehen blieb und nach kurzen Stillstand plötzlich die Niagarafälle unter mir losplätscherten. Er hat mal schnell das ganze Wasser wieder abgeworfen, das ich ihm vorher in den Rüssel gespritzt habe. Ich meine auch das er nachher deutlich erleichterter war :)

 

Die Zeit ist gerast. Während der ganzen Fütterung, Waschung und Wanderung hatte ich garnicht gemerkt, das es schon später Nachmittag war. Schade das es schon vorbei war. Hätte gerne nochmal nen Waschgang gemacht oder so.

Aber leider gings nun zum Auto und damit wieder zurück ins Hotel wo ich dann auch so gegen 18 Uhr aufgeschlagen bin. Nebenbei habe ich mich heute auch prächtig erholt. Während des ganzen Tages war ich so beschäftigt, ich habe garnicht gemerkt das ich noch leicht angeschlagen war.

Im Restaurant gabs nochmal den Chickenburger mit Ei und Fritten. Einfach weils gestern so gut geschmeckt hatte. Und ein Bierchen gabs heute Abend auch um den tollen Tag gebührend zu ehren.

Kurzfazit des Tages : Super ! Das hat echt Spaß gemacht. Ich will auch nen Elefanten haben. Wann kommt man den Tieren nochmal so nahe und kann so direkt mit den Tieren agieren. Toll. Das hat am Ende des Tages auch den doch etwas höheren Preis (ca. 60 Euro, verglichen mit anderen Sachen in Indien schon teuer) relativiert. Ich kann jedem den Besuch nur empfehlen. Die Durchführung es sehr professionell. Letztendlich ist es bis auf den letzten Buchstaben genauso wie auf der Webseite beschrieben.

www.elefantastic.in

 

 
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #13 am: 30. Mai 2016, 09:58:14 »
Endlich habe ich aufgeschlossen. Da hast du ja viel gesehen und erlebt in den letzten Tagen. Das Veggie-Futter scheint offfensichtlich nicht für dich gemacht zu sein, bei der Abwehrreaktion, die dein Körper gezeigt hat. Hoffentlich geht es jetzt weiter aufwärts, wo doch der Eli seine heilenden Kräfte eingesetzt hat  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #14 am: 30. Mai 2016, 11:16:54 »
09.03.2016 - Am heiligen See in Pushkar
 
Die heutige Etappe nach Pushkar war eine der kürzeren Fahrten. 150 Kilometer. Abfahrt um 9 Uhr bedeutet wir sind am Mittag ca. da. Erst mal Checkout im Wall Street Hotel. Alles easy. Inder im Hotel haben offenbar alle ein fotografisches Personengedächtnis. Ich bin nur aus dem Fahrstuhl heraus, da haben die schon die richtigen Unterlagen hingelegt. Die wussten da alle genau wer ich war und in welchem Zimmer ich wohnte. Gestern hatte ich den Schlüssel an der Rezeption abgegeben. Am Abend musste ich nicht einmal die Zimmernummer sagen. Ich bin zur Rezeption gekommen und da wurde mir schon der richtige Schlüssel entgegengereicht.

Checkout war easy. Alles richtig. Anil wartete schon. Natürlich fragte er wie es mir ginge. Da konnte ich glücklicherweise Entwarnung geben. Noch nicht wieder bei 100% aber auf gutem Wege. Die letzte Nacht hatte richtig gut getan. Nur Husten blieb mir erhalten. Und das sollte er auch noch für die nächsten drei Wochen.

Den Weg nach Pushkar sind wir eigentlich in einem Rutsch durch. Es ging meist über vernünftige Mautstraßen recht zügig (wenn man das von 80 Km/h sagen kann) voran. Anil meinte schon bei Abfahrt das das Hotel nicht mit dem Auto zu erreichen sei. Als wir nahe Pushkar waren hat er daher beim Hotel angerufen und es wurde ein Treffpunkt ausgemacht, wo ich dann abgeholt werden sollte.

 

 

Das hat auch geklappt. Als wir ca. 1 Minute am vereinbarten Ort gewartet hatten kam jemand vom Hotel mit dem Moped vorbei und hat mich aufgegabelt. Ich hatte für die eine Nacht alles Nötige in meinen kleineren Handgepäcktrolly gepackt. Der wurde vorne zwischen die Beine genommen und ich hinten drauf auf den Sitz und schon ging die wilde Fahrt durch die Gassen los. Huiiiiii.

Das Hotel konnte man wirklich nur per Moped erreichen, soviel stand mal fest. Wahlweise Fahrrad oder zu Fuß wäre auch gegangen. 

Beim Checkin gabs erst mal die nette Info das mein gebuchtes „Deluxe Doppelzimmer“ nicht verfügbar wäre. Ich habe den Mann nicht ganz genau verstanden, aber irgendwas hat er gefaselt von jemand sei krank und würde das Zimmer länger benötigen. Hmmmmmm. Das stattdessen angebotene „Standardzimmer“ sollte ich aber dafür für 650 R die Nacht kriegen. Das wäre bei wohlwollender Umrechnung 8 Euro. Das Zimmer war jetzt nicht das größte, hatte aber ein großes Doppelbett und das Bad war auch begehbar. Also alles in Allem für 8 Euro vollkommen OK. Leider gabs keine Klimaanlage sondern nur einen Propeller unter der Decke.

Ich habe ja gesagt und kriegte gleich noch das Passwort für das WLAN mitgeteilt.
 
 

 

Für den Rest des Mittag/Nachmittag war jetzt Ortserkundung angesagt. Pushkar liegt an einem (heiligen) See und entlang der Haupt-Marktstraße gibt es diverse Tempel. Mal kucken was ich so finde.

Von der Lage her war das Hotel Everest perfekt. Man musste eigentlich nur der Gasse am Hotel nach unten folgen. An vielen Lädchen und Geschäftchen wo viel gebrutzelt und frittiert wurde vorbei. Und schon stand man direkt vor dem Hauptteil des Sees, dem Brahma Ghat. Sehr praktisch.

Auf der Treppe saßen ein paar gewandete Herren mit langen Bärten, die mich, als ich interessiert in deren Richtung schaute, mit vielen Gesten zum Näherkommen aufforderten. Hier wollte ausnahmsweise mal keiner Geld von mir. Es gab nur einen kleinen Hinweis darauf das ich die Schuhe ausziehen solle an Fuß der Treppe und „no pictures of bathing people“.

Ich bin also am Wasser noch ein wenig rumgegangen und habe die Leute beobachtet bei ihren vielfältigen Aktivitäten am und im Wasser, beim Wäsche waschen oder beim Diskutieren im Schatten auf den Treppen. Hin und wieder kam mal ne Kuh vorbei. Das erste Mal das ich gesehen habe wie Kühe Treppen hochsteigen. Sieht ein wenig unbeholfen aus, geht aber gut.

Leider konnte ich nicht bis ganz an Wasser ran, weil das alles in der prallen Sonne lag und ich mir sofort, als ich auch nur einen Fleck Treppe berührt habe der nicht im Schatten lag, Brandblasen an den Mauken zugezogen habe. Ich habe mich ja doch wirklich gewundert, wie die ganzen Inder da munter auf den heißen Steinen rummarschiert sind. Denen hats nicht wirklich etwas ausgemacht.

 

 

Als ich genug gesehen hatte bin ich draußen die Marktstraße hoch in Richtung des Brahma Tempels gegangen. Rund um den Fuß der Treppe war ein dicker Betrieb. Am Rand hatten ein paar Typen ihre Stände aufgebaut und die nahmen die Schuhe entgegen die man natürlich ausziehen musste. Daneben stand eine Art in die Jahre gekommener Schrank mit abschließbaren Fächern. Da musste ich meinen Fotoapparat einschließen.

Als ich die Treppe betrat, bekam ich dann von jemanden Blumen in die Hand gedrückt. Für den Tempel. Aha. Und sofort war jemand da, der mir unbedingt alles erklären und zeigen musste. Natürlich nicht für Geld, neiiiiin, er arbeitet für den Tempel und macht das freiwillig. Das er später ne „freiwillige“ Spende will hat er natürlich verschwiegen.

Mein neuer Freund hat mich nun durch den Tempel geführt und mir ein paar Dinge erklärt. Was die einzelnen „Heiligtümer“ bedeuten, wie ich nun welche Blume mit welcher Farbe hinlegen muss und wo ich die Glocke läuten darf. Ich muss schon sagen, das ist definitiv nicht mit einer unserer Kirchen bzw. Kirchenritualen vergleichbar. Andere Länder, andere Sitten.

Ich hatte mir ja schon gedacht das der Typ am Ende die Hand aufhält und Geld will. Als er aber plötzlich meinte, dass er die nun fällige Spende gerne in Euro oder auch Dollar hätte und er da recht fette Beträge in den Mund nahm, habe ich doch erst mal doof geschaut. Ich habe ihm gesagt das er sich seine Euro oder Dollar in den Wind schreiben kann und er von mir jetzt 50 Rupies und etwas Kleinkram bekommt. Uiuiuiiii. Da habe ich aber was losgetreten. Der junge Herr hätte mich wohl am liebsten gelyncht. Er hat noch die ganze Treppe runter hinter mir hergezetert. Unten stand dann plötzlich jemand der jetzt seinen Obulus für die Blumen kassieren wollte, die er mir eben ungefragt in die Hand gedrückt hat. Grrrr. OK. Letztendlich hätte ich mir das denken können. Auch Blumen drückt einem beim Tempel keiner aus Nächstenliebe in die Hand. Als dann aber noch der Schuhmann eine Schuh-Aufbewahrungsgebühr haben wollte und der Typ mit seinen Schließfächern eine Schließfach-Benutzungsgebühr, da ist mir ja doch fast der Kragen geplatzt. Ich konnte nur schwer ruhig bleiben. Die Schuhe musste ich ausziehen und es gab keine andere Möglichkeit die Schuhe zu deponieren. Den Fotoapparat musste ich abgeben und musste ihn da einschließen. Und für solche Zwangs-Sachen muss ich dann noch zahlen. Grrrrrrrrrrrrrr

OK. Nicht Aufregen, du bist im Urlaub. Und beim nächsten Tempel bist du schlauer. Jeder muss einmal reinfallen und daraus lernen. 

Also bin ich wieder die Marktstraße runter und habe mir die Lädchen angeschaut. Und bei dem ganzen Terz habe ich ganz vergessen vom Tempel noch Fotos zu machen.

 

 

Irgendwie war da auf der "Main-Market-Road" recht viel Touristen-Zeugs bei. Viele Stände die irgendwelchen Lederkram im Angebot hatten. Wenn man sich mal die Leute ein wenig genauer angeschaut hat (ich habe mich noch wo hingesetzt und was getrunken, hieß irgendwas mit Monkey Cafe), dann konnte man schon den Eindruck bekommen, das hier die letzte Ruhestätte für alle Althippies, Aussteiger und Möchtegerngurus des Westens wäre. Viele ergraute und verlebte Gestalten in Kaftanen und wallenden Tüchern mit Zauselbärten stapften da rum. Und das waren keine Inder. Alternativ zum Zauselbart wären auch noch Rastas im Angebot gewesen.

Auf dem weiteren Weg bin ich noch bei einem Sri Raghunatha Swami Tempel vorbeigekommen. Da wurde aber offensichtlich gebaut. Das war mehr Baustelle als Tempel. Weiter vorbei am Gautam Ashram gings zum Sri Vaikunthanatha Swamy Tempel. Der sah mal ziemlich gut aus mit dem fast spitz zulaufenden „Dach“ und den ganzen Verzierungen. Als ich rein wollte, wurde plötzlich ein träge rumsitzender Wachmann munter. Er stoppte mich und zeigte nur mit ernstem Gesicht auf ein Schild auf dem „No Foreigners“ stand. Schade. Ausländer müssen leider draußen bleiben. Also die Sri Swamy Leute wollen keine Fremden im Tempel. OK. Zumindest durfte ich aber den Tempel von außen nach Belieben fotografieren.

Hey. Und einen Geldautomaten habe ich noch gefunden. Endlich Bargeldversorgung. Lustigerweise ist es in Indien scheinbar so, dass wenn man eine Bank gefunden hat, der Geldautomat garantiert niemals im Schalterraum zu finden ist, sondern irgendwo nebenan in einem kleinen unscheinbaren Kabuff, wo auch garantiert kein Schild von einer Bank mehr dransteht. Als ich das mal herausgefunden hatte, habe ich plötzlich überall Geldautomaten gefunden. Gewusst wie.

Nach der kleinen Tempeltour bin ich nun so langsam wieder Richtung Hotel gepilgert. Ich glaube es war jetzt so ca. 4 Uhr und im Lonely Planet stand auch nix mehr drin, was jetzt ein Must-See in Pushkar gewesen wäre. Daher bin ich zum Hotel und habe mich ein wenig hingelegt.

Am Abend gings dann aufs Dach zum Essen. Restaurant war vegetarisch. Es gab aber auch Nudeln mit diversen Soßen. War ganz OK. Aber jetzt auch nicht der Superhit. Also für Abends gibt’s im Ort denke ich schon bessere Alternativen.


Fazit Pushkar : Hmmm. So ganz hat mich Pushkar nicht wirklich überzeugt. Man könnte auch sagen, dass es mir nicht gefallen hat. Das ganze Ambiente war jetzt nicht so dolle. Auf der „Main-Market-Road“ musste man dauernd aufpassen, dass man in der Menge aus Einheimischen und gestrandeten Hippies nicht von Mopeds totgefahren wurde, die todesmutig durch die Menge gepflügt sind. In Zwei von Drei Tempel durfte ich nicht rein. Und Leuten im Wasser zuzusehen ist auch nur für eine begrenzte Zeit interessant. Zur Zeit der Kamelmesse ist die Stadt wohl komplett anders und eine große Kirmes. Ich möchte nicht ausschließen das es mir zu dieser Zeit gefallen würde. Jetzt und hier aber eher nicht.

Fazit Unterkunft : Das „Hotel Everest“ war ja jetzt in Indien die erste „Budget-Unterkunft“. Auch wenn mein gebuchtes „Deluxe“ Zimmer verfügbar gewesen wäre, es hätte glaube ich 11 Euro gekostet, wäre es wohl genauso „Standard“ gewesen. Ich glaube der Unterschied zwischen „Deluxe“ und „Standard“ war die Klimaanlage. Ich denke bei richtig Hitze ist die sinnvoll. Jetzt bei beginnendem Sommer hat der Propeller aber ausgereicht. Alles in Allem sehr Basic. War aber alles vorhanden. Und es war sauber. Die Beschreibung und die Bilder bei booking.com waren vollkommen ehrlich.

Das Essen im „Rooftop-Restaurant“ war zumindest am Abend nich so dolle. Das Frühstück war aber gut.

Auch wenn ich nicht alle Bewertungen bei Booking nachvollziehen kann (sowohl positiv wie negativ) war es für eine Nacht vollkommen OK. Ein Reinfall wars definitiv nicht. Tendentiell, wenn ich nochmal nach Pushkar komme (was ich bezweifle), würde ich mir aber ein anderes Hotel suchen.
Meine kleine Reiseseite
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