Und den nächsten Tag schicke ich gleich hinterher, denn es hat zwar nicht viel weniger geregnet, aber es für mich einer der schönsten Tage überhaupt
Samstag, 30.07.2016- Highlight RyfylkevegenAls mein Wecker um 7 Uhr klingelt, regnet es schon wieder oder immer noch - wer weiß das schon.
Ich gehe erst einmal duschen und anschließend zum Frühstück. Da es mittlerweile einmal nicht regnet, schaffe ich es zumindest das Auto trocken zu beladen.
Heute habe ich eine lange Strecke vor mir, es geht nach Roldal und das sind immerhin 230 km. Google rechnet mir 5 Stunden und 11 Minuten für diese Fahrt aus. Zunächst fahre ich wieder nach Lauvvik, um von dort mit der Fähre nach Oanes überzusetzen. Die Fähre fährt hier alle 30 Minuten, es kommt also nicht zu langen Wartezeiten, und kostet für mich und Auto 73 NOK, also ungefähr 8 €.
Auch heute fahre ich eine norwegische Landschaftsroute, den sogenannten
Ryfylkevegen. Hier ist "der Weg das Ziel". Hinter jeder Kurve eine neue Landschaft - eine schöner als die andere. Weite Fjorde, Berge, Seen, hübsche rote und weiße Häuser. Die Schönheit dieser Landschaft lässt sich fotografisch nicht einfangen und das trotz der vielen Wolken und Schauern, die mich den ganzen Tag begleiten. Ich genieße wirklich jeden Kilometer und halte so oft wie möglich an.






Insgesamt ist die Straße gut ausgebaut und lässt sich für norwegische Verhältnisse auch recht zügig befahren. Manchmal wird es aber schon ziemlich eng. Wenn dann ein WoMo, LKW oder Bus entgegen kommen, kann es sein, dass man rechts auf sehr auf Tuchfühlung mit der unbehauenen Felswand geht oder rückwärts zu einer der häufigen Ausweichstellen zurückfahren muss.
Meinen ersten längeren Halt mache ich dann am Svandalsfossen. Über 540 Stufen kann man neben dem Wasserfall hinaufsteigen. Ist der Wasserfall neben und unter der Straße ein schmaler, aber wilder Sturzbach, so entwickelt er oben seine wirkliche Schönheit - also auf jeden Fall nach oben laufen!
Die Treppen und der teilweise unbefestigte Pfad ist durch den Regen etwas glitschig und ich warte an strategisch günstigen Stellen, den von oben kommen zwei Pärchen und die Damen tun sich mit dem Abstieg etwas schwer und brauchen zum Geländer auch noch die Hilfe ihrer Partner.







Ich komme mit dem Abstieg aber gut klar, muss ich ja auch, wenn ich den Mann schon zuhause lasse ;-).
Nach dem kleinen Städtchen Sauda, in welchem ich Rukola, eine Zucchini, eine Zwiebel und eine Paprikaschote kaufe, wird die Landschaft einfach grandios.
Zunächst fahre ich durch ein steiles, dunkles Tal, das wilder nicht sein könnte. Durch steile, schroff abfallende, kantige Felsen verläuft ein wilder Bergbach. Die Straße ist weitgehend einspurig. Abenteuerlich!
Weiter geht es höher und höher. Plötzlich, nach einer Biegung, eine völlig neue Landschaft wie von einem anderen Planeten. Bei 900 Metern Höhe ist die Baumgrenze erreicht. Ich fahre durch das spärlich mit Gras bewachsene Fjell, vorbei an verwunschenen Seen. Dazu die Bewölkung, die teilweise die Landschaft verschlingt und auch mich zu verschlingen droht. Fast unwirklich und ich kann mich gar nicht einkriegen bzw. satt sehen. Da ich ganz alleine bin, mir kommen oben auf dem Fjell vielleicht zwei Autos entgegen, kann ich mein Glück auch einmal richtig laut rausschreien. Man mag mich für bekloppt halten, aber ich fühle mich wie ein Kind, für das Weihnachten und Geburtstag zusammen auf einen Tag fällt. Oft läuft mir dann das ein oder andere Tränchen, heute ist es ein Glücksschrei - liegt vielleicht am Norden: Ronja Räubertochter hat schließlich auch ihren "Schrei".
Für die insgesamt 47 km brauche ich drei Stunden. Immer wieder halte ich an, laufe ein Stück, fotografieren, staune, genieße!
Ich muss mich jetzt schon für die Fotos entschuldigen, denn sie bringen in keinster Weise die "liebliche Schroffheit" der Landschaft zur Geltung.


















Als dann noch Schafe unvermittelt am Straßenrand auftauchen, bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht - wer braucht da schon Sonnenschein?


Diese beiden rannten im vollen Schafsgalopp aufs Auto zu - man sieht es an den wehenden Ohren ;-) - um kurz vor dem Auto
quietschend zu bremsen und ihr Fell am Kühler zu schrubbeln.





Es ist einfach so schön hier, dass ich richtig traurig bin, als die Straße in vielen Serpentinen wieder nach unten führt.
Es ist schon nach 18 Uhr, als ich in Roldal eintreffe. Ein kleiner Ort mit vielen Campingplätzen und einer schönen Stabkirche.



Ich beziehe meine Luxus-Hytta auf dem Roldal Hyttegrend. Sie ist wirklich nett eingerichtet und hat sogar eine Spülmaschine, die ich jedoch nicht nutze, da ich nur eine Nacht hier bleibe. Eindeutig aber die tollste Hytta der Reise!

Nachdem ich das Bett gerichtet habe, schenke ich mir auf grandiosen Tag ein Glas Wein ein, richte einen Tomaten-Rukola-Salat und koche mir eine Gemüse-Reis-Pfanne.
An diesem Abend sitze ich lange draußen, genieße die Aussicht und beobachte den unter mir liegenden Campingplatz.
Unterkunft: Roldal Hyttegrend und Camping, Roldal, Hytta mit Selbstverpflegung, 950 NOK = 102 €