Autor Thema: Alltag in Corona-Zeiten  (Gelesen 64458 mal)

Birgit

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #90 am: 22. April 2020, 20:31:10 »
Nee, Silke, er muss sich nicht darum kümmern, dass die Presse ihn richtig und im Zusammenhang zitiert. Das ist Aufgabe eines seriös praktizierten Journalismus, nicht nur das herauszureißen, was man für Schlagzeilen bzw. gute Verkaufszahlen oder viele Klicks braucht.

Er hat als Konsequenz dazu angedroht, den Podcast einzustellen und keine Infos mehr zu liefern. Das will ich persönlich beispielsweise nicht, weil ich es verstehe, seine Podcasts einzuordnen und zu erkennen, wann er seine persönliche Meinung äußert, übrigens in der Regel ausdrücklich als solche kennzeichnet (was er jederzeit darf, auch wissenschaftlich betrachtet) und wann er Ergebnisse von Studien zitiert oder interpretiert.

Und von "möglicherweise" zu sprechen, ist genau richtig, wenn er etwas nicht mit Gewissheit sagen kann. Da hat er keine andere Wahl, und nur das ist serlös. Wir reden nämlich über nichts, was mathematisch ins Letzte berechnet werden kann wie der genaue Zeitpunkt und Ort, an dem eine Raumfähre wieder auf der Erde ankommt, sondern es geht hier viel um Statistik und Betrachtungen, was mit einer größeren oder kleineren Wahrscheinlichkeit passieren kann, wenn man an bestimmten Stellschrauben oder Variablen dreht. Das hat er an anderer Stelle des Podcast erklärt, auf den der Artikel sich bezieht.

In diesen derzeit wieder mal beliebten Schwurbel- und Verschwörungstheoriebeiträgen wird gerne mal bemängelt, dass sich nebulös gehalten werde, keine stichhaltigen Zahlen genannt würden. Die das postenden Dummköpfe kapieren oftmals nicht, dass genau das eben nicht seriös wäre, und dass es zu einer seit 3 Monaten grassierenden Seuche eben noch keine verlässlichen Zahlen geben kann. Das kann man den Menschen mit den oft markigen und beifallheischenden Worten nicht verübeln, die haben eben meistens noch nicht in einer Statistikvorlesung gesessen und haben sich wohl noch nie mit so etwas wie Methodenlehre oder wissenschaftlichem Arbeiten fundiert befasst. Was also ist seriös? Zu sagen, dass man zu etwas noch nichts weiß, ist in der Situation ganz sicher das Seriöseste, was man tun kann. Aber sorry, ich schweife ab, nur habe ich mich über solche horndämlichen Ergüsse in den letzten Tagen wiederholt massiv aufgeregt.

Eine Reproduktionszahl von >1 bedeutet auch nicht jeden Tag 5000 mehr. >1 bedeutet, dass man schnell bei einem exponentiellen Wachstum ist. Aufgrund der Zeitverzögerung zwischen Ursache und Wirkung würde man diese aber erst dann feststellen, wenn es ggf. schon zu spät ist. Und dann ist man rasend schnell bei einer starken Auslastung der Klinikbetten, die man nicht eben mal fix wieder stoppen kann, eben auch wegen der Zeitverzögerung zwischen Ursache und Wirkung. Ein langsamer Anstieg der Corona-Patientenzahl auf den Intensivstationen bedeutet also sehr wohl ein Alarmzeichen, wenn man weiß, dass es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit der Beginn eines exponentiellen Anstiegs ist und kein linearer Verlauf.

Du erwartest im übrigen auch sehr viel von jemandem, der da 30 bis 40 Minuten frei redet. Bei einem geschriebenen Text kann man stundenlang an den Formulierungen herumfeilen und hier und da ein andere Wort wählen. Aber bei aller Sorgfalt ist das beim gesprochenen Wort einer nicht vorbereiteten und abgelesenen Kombination von Frage und Antwort nicht möglich, selbst wenn die Gesprächsthemen vorher abgesprochen sind. Das erfahre ich leider auch immer wieder bei meinen Kunden, dass jemand kommt und sagt: "Sie haben aber gesagt, dass..."

Du musst ihn nicht täglich hören, übrigens seit Ostern ohnehin nur noch MO, MI und FR. Ich persönlich fühle mich sehr wohltuend in Vorlesungen zur Methodenlehre zurückversetzt, finde das Gebiet wahnsinnig interessant und kann einordnen und damit umgehen, was er berichtet. Ich lerne sehr viel in dieser Vorlesung "Virologie für Anfänger". Und deshalb nervt Drosten mich kein bisschen, erst recht lange nicht so sehr wie so viele selbst ernannte Hobbyvirologen und Hobbypolitiker an ihren mittlerweile nur noch virtuellen Stammtischen, die von außen betrachtet alles besser wissen, vor allem dann im Nachhinein gut reden haben, dass sie ja gleich gesagt haben und schon lange gewusst haben, dass...

Und hier dann doch noch ein paar Zahlen...

https://www.nytimes.com/interactive/2020/04/21/world/coronavirus-missing-deaths.html

Silke

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #91 am: 22. April 2020, 20:53:22 »
Da müsste man sich anmelden, sonst kann man das nicht lesen.

Ansonsten ist es eben wie bei Allem, es gibt viele unterschiedliche Meinungen.

Zu der Reproduktionszahl:  wenn du jetzt über mehrere Tage tägliche Neuinfizierungen von um die 2000 hast, und diese dann wieder auf die schon dagewesenen Zahlen von um die 5000 Fälle pro Tag (gleicbleibend über einen längeren Zeitraum) steigen, steigt zwischendurch die Reproduktionszahl auf weit über 1, geht dann wieder auf 1. Und das, ohne dass es ein Drama wäre.

Und ich habe nochmal in die Zahlen geguckt, wir hatten vor einer Woche in Berlin eine Auslastung der Intensivbetten von 30%, jetzt ist die seit einigen Tagen bei konstant 33%.

Silke

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #92 am: 22. April 2020, 20:56:44 »
Ich konstruiere mal eine Zukunftssicht, die (vielleicht) die eigentliche Problematik zeigt:

das Virus ist anscheinend hochansteckend, es ist insbesondere für sehr alte Menschen mit vielen Vorerkrankungen tödlich. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen beträgt in Deutschland 81 Jahre (das ist enorm!).

Jetzt gehe ich mal vom "Best-Case" aus, es steht bereits im Januar eine Impfung zur Verfügung. So wie es eine Impfung gegen Grippe gibt. Wie sicherlich jeder weiß, wird die Grippeimpfung jedes Jahr in Deutschland wie "sauer Bier" angeboten, aber sie wird von weniger als 40% der Bevölkerung angenommen. Jetzt wenden wir diese Erkenntnis auf das Corona Virus an. Wir haben eine Impfung, aber max. 40% lassen sich überhaupt impfen. Insbesondere lassen sich alte Leute oft überhaupt nicht mehr impfen, egal wogegen. Auch das ist bekannt.

Jetzt haben wir also alles getan und alles erreicht - und was wird passieren? Es werden immer noch die alten Menschen krank werden, es werden Tausende sterben. Denn das Virus ist nun einmal vorhanden, das wird nicht verschwinden. Es werden nur die Menschen nicht erkranken, die sich per Impfung schützen. D.h. aber im Klartext, wenn man es dann endlich "laufen läßt" (wo ja alle Welt drauf wartet), dann wird es wieder "eine wuchtige Infektionswelle" geben und es werden Tausende und Abertausende alter Menschen sterben. Schlicht und ergreifend, weil es ganz vielen von ihnen (bereits heute) vollkommen egal ist. Was ist denn dann? Es ist nämlich gar nichts gewonnen, wenn sich nicht ausnahmslos alle Menschen impfen lassen und diese Vorstellung ist vollkommen unrealistisch. Das machen viele Impfgegner nicht, egal was ist.

Sollen wir also bis in alle Ewigkeit vor dem Virus vor Schrecken erstarren, weil es unter den alten resp. immungeschwächten Menschen besonders viele Opfer gibt? Es wäre zumindest konsequent, wenn wir auch dann weiter unsere Wirtschaft zerstören und opfern. Ich halte es für Wahnsinn. Aber ich habe noch niemanden getroffen, der diese Dinge mal bis zu Ende gedacht hat. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass mit dem Impfstoff die Welt so ist, wie sie vorher war. Das wird nicht so sein und deswegen müssen wir JETZT schon anfangen zu begreifen, dass es so ist, wie es ist und nicht in panischer Angst unsere ganze Wirtschaft zerstören. Ich finde es wirklich schrecklich und auch da haben wir erst die allererste kleine "Welle" hinter uns. Es wird noch viel mehr Leid und Arbeitslose geben, viel mehr Insolvenzen, das wird alles noch um Faktoren schlimmer werden, bis wirklich gar nichts mehr geht. Wenn nicht endlich mehr Wirtschaftsexperten gehört werden, die eben NICHT nur mit dem Finger wedeln und vor "wuchtigen Infektionswellen" warnen.
Es wird eine Impfpflicht geben, wenn es einen Impfstoff gibt.

Ansonsten seh ich das inzwischen ähnlich. Aber es werden immer mehr Stimmen laut, die das auch so sehen. Hoffen wir, dass diese schnell gehört werden.

Birgit

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #93 am: 22. April 2020, 21:01:15 »
Wo muss man sich anmelden? Meinst du den Artikel aus der New York Times? Ich bin dort nirgendwo angemeldet?

Und was meinst du mit "es gibt viele unterschiedliche Meinungen"? Zu welchem Thema genau?

Susan

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #94 am: 22. April 2020, 21:02:44 »
Ich stimme dir da vollkommenzu, Rainer!
Das ist irgendwie genau das, was ich von Anfang an nicht begriffen habe.
Damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird, belasten wir die Wirtschaft extrem. Und was wird das Ziel sein? Ein Impfstoff und/oder ein Medikament, die auch nicht jedermann nutzen. Nebst -im besten Fall -  einen Riesenberg von Schulden für all die Hilfen, die gezahlt werden müssen.

Wegen der Impfung kommen mir als Vergleich eher die Pocken in den Sinn. Ich weiß nur dunkel, wie das damals mit der Pockenimpfung gewesen ist. Irgendwie war die gesetzlich vorgeschrieben und zwar für über 100 Jahre bis man meinte der Virus sei ausgestorben. Ob den Entscheidern etwas ähnliches für Corona vorschwebt? Und ist das heute noch so durchsetzbar wie im letzten Jahrhundert?

Natürlich ist es schrecklich tragisch, was in Italien, Spanien, New York und so weiter passiert. Doch egal, was geopfert wird, es kann nicht jeder beschützt und gerettet werden, so sehr wir das auch hoffen.

Ich denke, mittlerweile hat jeder so viel über den Virus und die Krankheit gehört, dass er sich und seine Lieben schützen kann, wenn er es will. Und so müsste es eigentlich keinen Zwang mehr von oben geben. 



Vor einigen Posts wurde gefragt, ob wir jemanden kennen, der Corona  infiziert ist/war.  Unsere Antwort: nein, wir kennen keinen einzigen, der positiv getestet wurde.
Kennt ihr denn Fälle?


 
Liebe Grüße
Susan


Horst

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #95 am: 22. April 2020, 21:06:39 »
Jetzt gehe ich mal vom "Best-Case" aus, es steht bereits im Januar eine Impfung zur Verfügung. So wie es eine Impfung gegen Grippe gibt. Wie sicherlich jeder weiß, wird die Grippeimpfung jedes Jahr in Deutschland wie "sauer Bier" angeboten, aber sie wird von weniger als 40% der Bevölkerung angenommen. Jetzt wenden wir diese Erkenntnis auf das Corona Virus an. Wir haben eine Impfung, aber max. 40% lassen sich überhaupt impfen. Insbesondere lassen sich alte Leute oft überhaupt nicht mehr impfen, egal wogegen. Auch das ist bekannt.

Jetzt haben wir also alles getan und alles erreicht - und was wird passieren? Es werden immer noch die alten Menschen krank werden, es werden Tausende sterben. Denn das Virus ist nun einmal vorhanden, das wird nicht verschwinden. Es werden nur die Menschen nicht erkranken, die sich per Impfung schützen. D.h. aber im Klartext, wenn man es dann endlich "laufen läßt" (wo ja alle Welt drauf wartet), dann wird es wieder "eine wuchtige Infektionswelle" geben und es werden Tausende und Abertausende alter Menschen sterben. Schlicht und ergreifend, weil es ganz vielen von ihnen (bereits heute) vollkommen egal ist. Was ist denn dann? Es ist nämlich gar nichts gewonnen, wenn sich nicht ausnahmslos alle Menschen impfen lassen und diese Vorstellung ist vollkommen unrealistisch. Das machen viele Impfgegner nicht, egal was ist.
Sehe ich anders Rainer. Ein Virus, dass erstens weit ansteckender und für Ältere dadurch gefährlicher ist und dich zweitens gerade als ältere Person zu Hause einsperrt (oder die latente Gefahr dazu droht) kann man bezüglich impfen nicht mit der Grippe vergleichen. Deswegen gibt es ja keine Ausgangsbeschränkung. Es kann dann sogar soweit gehen, dass z.B. nur der ins Stadion, Kino, Theater usw. darf, der einen Impfschutz vorweisen kann (würde ich als Politiker so beschließen) - denn das wäre die schnellste und einfachste Möglichkeit zu filtern. Da muss man sich dann halt entscheiden - Impfung und Herzensverein im Stadion oder ungeimpft am Radio ...


Sollen wir also bis in alle Ewigkeit vor dem Virus vor Schrecken erstarren
Nein. Vieles könnte man mit cleveren Lösungen problemlos öffnen und zulassen ohne wirklich höhere Ansteckungsgefahr. So gesehen bin ich bei Dir, einerseits mehr zu riskieren, andererseits Bereiche die jetzt mit der Heckenschere abrasiert wurden (ohne Sinn und Verstand) wieder in Öffnungsszenarien einzubeziehen.
Wenn die Abstandsregel größtenteils eingehalten wird und Massenveranstaltungen ausbleiben - sollte das auch händelbar sein, ohne unsere medz. Kapazitäten zu überforden wenn die Zahlen insgesamt dadurch auch wieder etwas steigen. Letzteres, da gebe ich Dir recht, wird sich auf Dauer nicht verhindern lassen (das Thema kann uns noch weit länger beschäftigen als man wahrhaben möchte, wenn nichts sensationelles passiert was sich jetzt noch nicht abzeichnet).

Ob es richtig gewesen wäre mehr und schneller zu öffnen oder das schon zu viel war wie es die Virologen meinen, werden wir in ein paar Wochen sehen.



Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Rainer

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #96 am: 22. April 2020, 21:19:53 »
Sehe ich anders Rainer. Ein Virus, dass erstens weit ansteckender und für Ältere dadurch gefährlicher ist und dich zweitens gerade als ältere Person zu Hause einsperrt (oder die latente Gefahr dazu droht) kann man bezüglich impfen nicht mit der Grippe vergleichen.

Erstens wissen wir gar nichts, ob das Virus mehr oder weniger ansteckend ist. Es ist neu, es trifft auf braches Land. Aber ob es wirklich "ansteckender" als irgendwelche Grippeviren ist, das wissen wir nicht. Angeblich waren im Winter 2017/2018 knapp 10 Millionen(!) Krankmeldungen im Zusammenhang mit Grippe beim RKI eingegangen - das ist eine flotte Zahl. Nicht von ungefähr ist auch die Zahl der Toten, damals starben 25000 Menschen. Da hat nicht ein einziges Käseblatt überhaupt ein Wort drüber verloren.

Und was die Impffreudigkeit betrifft: da bin ich ZUTIEFST überzeugt, dass es den meisten Menschen scheißegal ist, wogegen sie sich NICHT impfen lassen. Das ist ja auch die Stimmung im Lande mit ausgesprochenen "Coronapartys" und ähnlichem. Und wer es mir nicht glaubt, den nehme ich gerne mit, aber ich habe schon mit vielen alten Menschen gesprochen, die definitiv im Grunde das sagen, was auch zentraler Inhalt Deiner Aussage ist: sie wollen nicht eingesperrt werden. Aber die Folgerung, dass sie sich impfen müßten, die ist ÜBERHAUPT nicht gegeben, das ist denen egal! Und warum auch nicht, dann gibt es eben ein paar Tausend mehr Tote pro Jahr.

Ich kriege wirklich ANGST, richtig ANGST und es geht JETZT SCHON LOS: https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/lieferengpass-bei-medikamenten-wegen-corona-verschaerft-ibuprofen-chloroqin-propofol-100.html

Indiens Pharmaindustrie stottert jetzt bereits, elementarste Medikamente werden nicht mehr produziert. Das wird VIEL SCHLIMMER werden, und dann werden MILLIONEN sterben und nicht nur alte Senioren mit multiplen Vorerkrankungen. Ich werde als einer der ersten sterben, wenn ich meinen Blutdrucksenker nicht mehr bekomme oder meinen "Blutverdünner". Das wird 100% so kommen! Da setze ich alles drauf, was ich besitze. Wer setzt dagegen?

Ich kann es nur wiederholen, aber es hört leider keiner zu: der Versuch, die Anzahl Infektionen dauerhaft klein zu halten ist SCHWACHSINNIG. Die Hoffnung auf eine Impfung BRINGT NICHT DIE LÖSUNG. Sie wird nur dafür sorgen, dass 40% weniger Tote zu beklagen sind, wenn überhaupt. Wir müssen uns damit abfinden, dass wir eine Epidemie haben, die für schwache Menschen den Tod bedeutet. DAS IST EBEN SO. Aber der Versuch, der aktuelle Versuch, das mit der Brechstange zu verhindern, wird NOCH VIEL MEHR UNHEIL UND TOTE zur Folge haben. Davon bin ich zu 100% überzeugt und keinen Promille weniger. Es ist Irrsinn.

Silke

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #97 am: 22. April 2020, 21:31:32 »


Wo muss man sich anmelden? Meinst du den Artikel aus der New York Times? Ich bin dort nirgendwo angemeldet?

Und was meinst du mit "es gibt viele unterschiedliche Meinungen"? Zu welchem Thema genau?

Ja, wenn ich auf den Link der New York Times klicke, kommt eine Anmeldemaske.

Meinungen speziell zu: wie empfindet man die Aussagen von Drosten? Was hält man von den Maßnahmen, die es gibt, von den Lockerungen, vom Zeitpunkt der Lockerungen?
Eigentlich gibt es doch zu jedem Thema unterschiedliche Meinungen, oder?

Rainer

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #98 am: 22. April 2020, 21:57:25 »
Gerade habe ich wieder eine Sendung mit unserem Herrn Maas gesehen. Da labert er herum, dass man italienische Strände in diesem Sommer wohl nicht besuchen sollte.

Da kriege ich Pickel, wenn ich das sehe. Unsere Politikidioten verkacken einfach alles, sie lernen aus nichts. Was interessiert denn jetzt ein Strand in Italien - in Indien passiert die absolute Katastrophe! Da machen ganze Antibiotika Fabriken zu! Was muss man machen, damit unsere Politikidioten endlich mal dahin schauen, da, wo es knallt? Wieder einmal wird der gleiche Fehler gemacht wie immer, "das ist doch ganz weit weg". Das ist in wenigen Wochen HIER und dann ist es wieder einmal ZU SPÄT. Herr Maas, was muss man machen, damit Sie endlich die WICHTIGEN Dinge sehen und nicht die Strände von Italien?

Mich grausts. Ich kann es nicht fassen. Diese Hackfresse (sorry, aber ich habe echt Wut im Bauch) sieht nichts, weiß nichts, macht nichts. Nur mit wichtiger Miene dumpflabern, nicht nach Italien zu fahren. O man, das wird uns allen in wenigen Wochen SCHEISSEGAL sein. Wieder einmal.

Horst

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #99 am: 22. April 2020, 22:57:00 »
Erstens wissen wir gar nichts, ob das Virus mehr oder weniger ansteckend ist.
Alleine dadurch, dass es in der Bevölkerung keine Resistenzen dagegen gibt (im Vergleich zur Grippe - die ich wohl 10 Jahre nicht bekommen habe - obwohl ich in meinem Job von virenverseuchten Teilnehmern umgeben bin)  ist es das vielleicht nicht medizinisch aber im Endeffekt offensichtlich schon, wenn man an die exponentielle Kurve denkt die wir hatten.



Und was die Impffreudigkeit betrifft: da bin ich ZUTIEFST überzeugt, dass es den meisten Menschen scheißegal ist, wogegen sie sich NICHT impfen lassen. Das ist ja auch die Stimmung im Lande mit ausgesprochenen "Coronapartys" und ähnlichem.
Vergangenheit.
Ich komme ein bisschen rum.
Die Autobahn - gähnend leer. Schon vor der Maskenpficht hatten viele Masken auf. Menschenansammlungen sieht man überhaupt nicht mehr. Viele springen fast zur Seite wenn man im Wald des Wegs längs kommt. Jeder hält Abstand ein - egal ob ich in der Fränkischen Schweiz beim Wandern bin, neuerdings wieder im Baumarkt, beim Bäcker oder sonstwo.
Die Leute haben ANGST (oder zumindest tiefen Respekt vor dem Virus)!
Ältere sind da eventuell fatalistischer (schon viel erlebt) - deshalb bin ich der Meinung - wenn wir in der Lage wären - die Leute über einen Impfschutz zu schützen und die wollen das nicht - wäre es eben so, wenn es sie erwischt. Dann ist es ihre freie Entscheidung die man respektieren sollte. Dann hat der Staat als Schutzfunktion auch sein Ding gemacht. Solange es das nicht gibt, muss man in alle Richtungen (mit)denken.

 

Indiens Pharmaindustrie stottert jetzt bereits, elementarste Medikamente werden nicht mehr produziert. Das wird VIEL SCHLIMMER werden, und dann werden MILLIONEN sterben und nicht nur alte Senioren mit multiplen Vorerkrankungen. Ich werde als einer der ersten sterben, wenn ich meinen Blutdrucksenker nicht mehr bekomme oder meinen "Blutverdünner". Das wird 100% so kommen! Da setze ich alles drauf, was ich besitze. Wer setzt dagegen?
Ich sicher nicht, denn mit einem Gesundheitsminister Spahn, der bereits die Warnungen zu Corona, und die schriftlich gemeldeten Engpässe zu Masken und Schutzausrüstung für das Medizinische Personal "nicht gelesen" hat, ist nicht zu erwarten, dass er weitsichtig Probleme im voraus bearbeitet (die eigentlich längst da sind). Die Politiker sind ja schon überfordert, wenn sie Probleme lösen sollen die wir schon haben.
Schon lange ist es ein Thema das in Asien zu viele Medikamente für den deutschen Markt hergestellt werden und diese Abhängigkeit fatal ist. Ich lese nichts davon, dass sich da nun etwas kurzfristig ändert ...

Maas ist da ein ganz kleines Licht. Hauptsache Frisur und Brille sitzt und seine Partei hat einen Posten in der Regierung besetzt.
Ansonsten ja auch eher im nichtmedizinischen Bereich unterwegs - was man ihm hier zugute halten muss.
Aber er steht ja als Beispiel für die Anderen, die sich abgucken was Österreich und Co unternehmen, den größten Teil davon fragwürdig abkupfern und sich als Helden der Nation feiern lassen.


Übrigens ich frage mich warum man darüber nicht mehr hört:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/genesene-helfen-corona-patienten-in-regensburg-mit-blutplasma,RwiAzvr
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Silke

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #100 am: 23. April 2020, 07:16:27 »


Erstens wissen wir gar nichts, ob das Virus mehr oder weniger ansteckend ist.
Alleine dadurch, dass es in der Bevölkerung keine Resistenzen dagegen gibt (im Vergleich zur Grippe - die ich wohl 10 Jahre nicht bekommen habe - obwohl ich in meinem Job von virenverseuchten Teilnehmern umgeben bin)  ist es das vielleicht nicht medizinisch aber im Endeffekt offensichtlich schon, wenn man an die exponentielle Kurve denkt die wir hatten.



Und was die Impffreudigkeit betrifft: da bin ich ZUTIEFST überzeugt, dass es den meisten Menschen scheißegal ist, wogegen sie sich NICHT impfen lassen. Das ist ja auch die Stimmung im Lande mit ausgesprochenen "Coronapartys" und ähnlichem.
Vergangenheit.
Ich komme ein bisschen rum.
Die Autobahn - gähnend leer. Schon vor der Maskenpficht hatten viele Masken auf. Menschenansammlungen sieht man überhaupt nicht mehr. Viele springen fast zur Seite wenn man im Wald des Wegs längs kommt. Jeder hält Abstand ein - egal ob ich in der Fränkischen Schweiz beim Wandern bin, neuerdings wieder im Baumarkt, beim Bäcker oder sonstwo.
Die Leute haben ANGST (oder zumindest tiefen Respekt vor dem Virus)!


Dann müsstest du mal in Berlin unterwegs sein. Die Stadt ist so voll, es gibt nur wenig Unterschied zu normalen Zeiten.
Abstand? An manchen Stellen ja, an manchen nicht.
Masken? Nur ganz vereinzelt.
Und leider fallen wieder bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders durch Gruppenbildung und Nichteinhaltung der Regeln auf.


Birgit

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #101 am: 23. April 2020, 07:22:33 »
Zitat
Ich komme ein bisschen rum.
Die Autobahn - gähnend leer. Schon vor der Maskenpficht hatten viele Masken auf. Menschenansammlungen sieht man überhaupt nicht mehr. Viele springen fast zur Seite wenn man im Wald des Wegs längs kommt. Jeder hält Abstand ein - egal ob ich in der Fränkischen Schweiz beim Wandern bin, neuerdings wieder im Baumarkt, beim Bäcker oder sonstwo.
Die Leute haben ANGST (oder zumindest tiefen Respekt vor dem Virus)!

Ich komme auch ein bisschen rum und kann das leider nicht so bestätigen:

Wenn man am Wochenende auf allseits beliebten Pfaden in der Stadt unterwegs ist, ist ein Begängnis wie sonst auch. Wenn ich an einer Engstelle stehe und warte, dann wird es ignoriert, Leute schlängeln sich durch.

Zwei Mal schon habe ich mir auf einen Hinweis doofe Bemerkungen gefangen ("Man kann's auch übertreiben" und "Haben Sie ein Problem?"), und das waren Stellen, an denen die Betreffenden locker auch einen Meter mehr Abstand hätten halten können.

Im DM sind die Gänge nach wie vor mit Aufstellern mit Aktionsangeboten wie Sonnencreme oder reduzierten Osterdekoartikeln vollgestellt und machen es eng.

Masken tragen trotz Maskenpflicht ab morgen nur etwa 10%, mindestens die Hälfte derjenigen allerdings dort, wo man sie nicht braucht, beispielsweise beim Radfahren. Hätte ich einen Laden wie eine Bäckerei oder eine Eisdiele, hätte ich den Mitarbeitern schon längst Masken aufgesetzt, hier macht das niemand.

Auch in der Firma sitzen 6 Leute dicht gedrängt in relativ kleinen Räumen. Ich wurde begrüßt mit: "Kannst ruhig reinkommen, wir haben alle nichts." In einer unserer Außenstellen habe ich angeboten, unsere derzeit leeren Räume zum Entzerren zu nutzen, wollten sie nicht.

Zitat
Ältere sind da eventuell fatalistischer (schon viel erlebt) - deshalb bin ich der Meinung - wenn wir in der Lage wären - die Leute über einen Impfschutz zu schützen und die wollen das nicht - wäre es eben so, wenn es sie erwischt. Dann ist es ihre freie Entscheidung die man respektieren sollte. Dann hat der Staat als Schutzfunktion auch sein Ding gemacht.

Finde ich nicht, wenn man mal den Begriff der "Herdenimmunität" heranzieht: Meiner Meinung nach sollte ein Impfstoff erst denen angeboten werden, die besonders geschützt werden müssen, dann allen. Und je nachdem, wie sich Infektionszahlen dann verhalten, sollte es zur Pflicht werden. Ohnehin gehe ich davon aus, dass es zumindest für diejenigen eine Impfpflicht geben wird, die viele Kontakte haben wie medizinisches Personal, Lehrer und Verkaufspersonal.


Birgit

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #102 am: 23. April 2020, 07:30:39 »
Zitat
Und leider fallen wieder bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders durch Gruppenbildung und Nichteinhaltung der Regeln auf.

Oh ja, bei uns auch: Ingenieure bei uns in der Firma, die gemeinsam mit anderen über einem Computerbildschirm brüten, statt das zur Verfügung gestellte "Teams" zu nutzen, Familien, die dicht gedrängt diskutieren, ob das Geld noch für Kippen reicht, miteinander Sport treibende Menschen in teurer Laufkleidung und auf teuren Fahrrädern, die jede kleine Lücke nutzen, eine Ärztin, die 2 weitere Familien zu ihrer Familie zum Essen einlädt...

Horst

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #103 am: 23. April 2020, 09:31:07 »
Dann kommt nach Bayern, da herrscht noch Zucht und Ordnung ...  ;)

Übrigens: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Neue-RKI-Corona-Fall-Studie-Einfluss-der-Kontaktsperre-eher-maessig-4702096.html

Zitat
Das am 9. April veröffentlichte Ergebnis berücksichtigt Erkrankungstermine bis hin zum 4. April. Man sieht den starken Einfluss der Schulschließung am 16. März jedoch so gut wie keinen Einfluss durch die Kontaktsperre am 23. März.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Horst

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Re: Alltag in Corona-Zeiten
« Antwort #104 am: 23. April 2020, 09:53:37 »
Ohnehin gehe ich davon aus, dass es zumindest für diejenigen eine Impfpflicht geben wird, die viele Kontakte haben wie medizinisches Personal, Lehrer und Verkaufspersonal.
An eine Impfpflicht im Zusammenhang mit Corona glaube ich nicht.
Wenn ein Impfstoff schon verfügbar sein sollte, bevor die eigentliche Pandemie vorbei ist (also früher als in 5-10 Jahren was vielleicht halbwegs normal wäre), dann hat man viele übliche Sicherheitsaspekte weggelassen. Anders wäre das nicht möglich. Das heißt, das Zeug dürfte auch ein Restrisiko birgen, zumindest im Vergleich zu herkömmlichen Impfungen.
Siehe hier

Aber gut - wie man zuletzt gesehen hat, der Bürger erträgt viel ...
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.