9.Tag Mittwoch 26.8.2020Der Weg in den Norden im Blindflug

Am Morgen checken wir aus dem Fosshotel aus und fahren nach Osten. Am Jökulsarlon kommen wir allerdings nicht ohne Stop vorbei, ...

... um die Kunstwerken der Natur die heute in der Lagune umhertreiben zu würdigen.

Manche Eisbrocken schimmern blau. Ob wir diesen Gletscher als weiß, oder blau sehen, hängt damit zusammen, dass gewisse Lichtwellen von dem Eis absorbiert, also geschluckt werden.

Alle Farben, die der Mensch sehen kann, werden von dem Material, auf das sie treffen, geschluckt, nur das kurzwellige Blau nicht. Das Gletschereis entsteht nicht aus gefrorenem Wasser, sondern aus zusammengepresstem Schnee. Gletschereis funkelt in der Sonne nicht nur weiß, sondern manchmal hell- bis dunkelblau, weil das Eis vor allem kurzwelliges, blaues Licht reflektiert und die anderen Farben verschluckt.

Das ist besonders dann der Fall, wenn das Eis ohne Luftblässchen entstanden ist.

Weiter geht die Fahrt nach Höfn.
Kurz vor einem Tunnel biegen wir zum Viking Café ab. Wer jetzt denkt dass wir nur wieder unseren Kaffeekonsum ankurbeln wollen … na ja auch

aber hauptsächlich geht es hier am Strand von Stokksness tatsächlich um die Gegend.
“Iconic”, “Epic” sind Begriffe die Fotografen hier gerne in den Mund nehmen. Wir sind gespannt. Alleine schon, weil um auf den berühmten Strand von Stokksness zu kommen, ein Eintritt von ungefähr 5 € pro Person fällig wird. Für Islandverhältnisse mehr als ein Novum, weil die Natur generell nirgendwo etwas Eintritt kostet.
Wir lösen also ein Ticket am Automaten und fahren vor eine Schranke.

Das Ticket wird verschluckt, die Schranke hebt sich und wir können die Fahrt über eine kurze Piste auf einer Landzunge Richtung Leuchtturm fortsetzen.
Wir parken den Wagen, steigen aus und sehen … nichts. Die tollen Berge rund um das Vestrahorn sind vom Nebel verborgen. Hm….
Immerhin geht ein leichter Wind – also besteht Hoffnung dass sich da noch etwas tut.

Nicht mal 5 Minuten später kann man die Bergkette erkennen ...

...die sich hinter dem schwarzen Lavastrand erhebt.

Und ja … das hat durchaus was hier. Von der Ringstraße nicht so erkennbar sieht die Bergkette rund um Vestrahorn das sich heute ein Sahnehäubchen gönnt, und dem sich gerade auflösenden Nebel schon cool aus, egal ob man das Meer oder die Grashügel in den Vordergrund nimmt.

Auch die koffinierten Eindrücke im Viking Café sind durchaus positiv zu bewerten – also absolute Empfehlung für das Café und den kurzen Abstecher von der Ringstraße.

Weiter geht die Fahrt nach Nordosten aber so richtig kommen wir noch nicht voran, denn ein weiterer Stopp findet sich in unseren Unterlagen – 6 km nach dem Tunnel bei Höfn fahren wir auf eine kurze Piste Richtung Berge ab. Schon aus einiger Entfernung kann man ihn erahnen – den Skútafoss.

Auf dem kurzen Fussweg entlang einer Jeeppiste kommt man zunächst an einem anderen kleinen Wasserfall und erreicht dann den ebenfalls kleinen und eigentlich unscheinbaren Skútafoss.
Was ist dann hier eigentlich interresant?

Tja, wie im Leben auch, kommt es manchmal auf die Perspektive an.

Nun machen wir etwas Strecke an der 1 entlang der Küste nach Norden. Fjorde und Berge prägen das Bild.

Álftafjörður - der erste der Ostfjorde eröffnet mit schwarzen Kies- und Sandstrandbuchten die aneinander gereihten Gletschereinschnitte.

Unzählige Schwäne (isl. álfta), haben ein ausgedehntes Revier in den lagunenartigen versandeten Gewässern des Fjords.
Unser Wetterglück bekommt nun einen kleinen Dämpfer – Nebel überzieht die Küste und wenig ist mehr zu erkennen von den Basaltfelsen im Meer, den spektakulären Küstenbergen und der Brandung die kraftvoll die Vulkansteine bearbeitet.
Also erfolgt die Fahrt durch diese an sich durchaus reizvolle Landschaft leider im Blindflug. Immerhin halten wir dadurch weniger und kommen schneller voran.

In Djupivogur, dessen Hafen auch ein Opfer des Nebels geworden ist, bietet sich nicht nur der obligatorische Tankstop an.

Auch ein Kaffeestop im Vid Voginn wird nötig um die Nebelgeister zu vertreiben.
Dann geht es auf die letzte Etappe dieses Fahrtages. Den Berufjördur fahren wir nur bis zur Hälfte aus und zweigen dann auf die 939 – eine gut zu fahrende Gravelroad ab die uns doch einige Kilometer an der Küste spart aber ebenso durch den Nebel wenig der schönen landschaftlichen Eindrücke spendiert. Heute sind es 450 Kilometer und knapp 6 Stunden Fahrt.

In Egilstadir, wo die Preise deutlich günstiger sind als am Myvatn, stürmen wir den Supermarkt und die Vinbudin (den "Alkoholtempel" Islands).

Es folgen die letzten Kilometern durch graue Aschelandschaft, dann zeugen die dampfenden Säulen ...

...und das glitzernede Wasser davon, ...

... dass unser Ziel, der Myvatn, der Mücken-See erreicht ist.

Wir fahren in den Ort Reykjahlíð und zu unserem Quartier dem Elda Guesthouse. An der Unterkunft steht die Tür offen (wir sind ja in Island) aber niemand ist da. Der Anruf einer angepinnten Telefonnummer findet keinen Ansprechpartner. Offensichtlich ist die Saison in diesem Jahr so aprupt zu Ende gegangen, dass man kaum noch mit Kundschaft rechnet und der Laden nur noch sporadisch besetzt ist. So hinterlassen wir eine Nachricht über booking.com ...

... und fahren erst mal zum Fuß des Bergs Námafjall zum Heißquellengebiet Hverir.

Fumarolen (=Dampfaustrittsstellen), Solfatare (= nach Schwefel riechende Dampfaustrittstellen) und blubbernde Schlammtöpfe überziehen das Gebiet.


Vor allem die Schlammtöpfe sind spektakulär.

Die Farben der mondartigen Landschaft sind unbeschreiblich. Sand- und ockerfarben aber auch gelb, grün wo der Schwefel dominant ist. Pflanzen haben hier keine Chance.


Die abgesteckten Wege in Hverir sollte man nicht verlassen. Der Untergrund ist teilweise extrem locker und dünn, so dass man abseits der Wege jederzeit damit rechnen muss einzustürzen und darunter ist es 100° heiß ... kein angenehmes Erlebnis ...


Der zweite Versuch unser Zimmer zu übernehmen ist zunächst auch nicht erfolgreich.
Wir finden noch eine andere Telefonnummer, rufen an und erreichen den Vermieter, der zwei junde Teenager engagiert hat die Bude zu hüten, die wohl lieber Netflix geguckt haben.
Ein langer Tag findet sein Ende.
Übernachtung: Elda Guesthouse, Reykjahlíð