12.Tag Samstag 29.8.2020
Wasserfälle, Götter und ein bisschen Torf
Zum letzten Mal brechen wir vom Elda Guesthouse in Reykjahlíð auf ...

... und fahren entlang der Ostseite des Myvatn Sees nach Süden.


Island hat etwa 200 Vulkane die zu 30 Vulkansystemen gehören. An der Südseite des Myvatn-Sees gibt es eine vulkanische Besonderheit die eigentlich nicht dazu gehört – die Pseudokrater. Hier überfloß die Lava eines Ausbruchs ein Sumpfgebiet. Der entstehende Dampf sammelte sich zunächst unter der Lava und durchbrach schließlich in Explosionen die Lavadecke. Dabei wurden kraterförmige Öffnungen in die Lavadecke gesprengt. Die Krater standen also niemals mit einer Magmakammer in Kontakt und haben auch nie selbst Lava gefördert. Sie werden deshalb als Pseudokrater bezeichnet.

Weniger Pseudo sind die Mücken – die stehen schnell in enger Verbindung mit Nasen und Ohren und es scheint unmöglich ein Foto zu machen ohne schwarzen Fleck einer oder mehrerer dieser unerwünschten Flugkörper auf das Foto zu bekommen.

Also schnell weiter zu einem echten Touristen-Magneten an der Ringstraße etwa eine Stunde nach Westen entfernt – der Wasserfall der Götter – der Goðafoss mit seinem Canyon.

Einige Wasserfälle in Island sind mit Sagen und Geschichten verbunden. Eine besonders alte Sage rankt sich um den Goðafoss im Norden Islands. Sie reicht zurück ins Jahr 1000, als die Isländer den christlichen Glauben annahmen und ihre heidnischen Götter aufgeben sollten.
Der norwegische König Olav I. trieb die Christianisierung Skandinaviens voran. Den Isländern soll er mit dem Stopp der Holzlieferungen gedroht haben, wenn sie nicht zum Christentum übertreten würden. Auf diesen Druck hin entschieden die Isländer im Jahr 1000 auf einem Althing (Versammlung) in Þingvellir, das Christentum als Staatsreligion anzuerkennen und sich taufen zu lassen. Wobei sie eine salomonische Entscheidung trafen: Sie wurden Christen, aber im privaten Bereich durfte man seinen alten, nordischen Glauben weiterhin praktizieren.

Um die Annahme des Christentums als allgemeine Religion zu unterstreichen, soll der Gode Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson die letzten heidnischen Götterbilder in einen Wasserfall geworfen haben. Seitdem trägt dieser Wasserfall den Namen Goðafoss.

Dem Goðafoss kann man sich sowohl vom Westufer als auch vom Ostufer aus nähern – beide Seiten sind inzwischen auch für Gehbehinderte ausgebaut und bieten viele schöne Perspektiven auf den 158m breiten und 12m hohen Wasserfall des Flusses Skjálfandafljót und die Basaltsäulen durch die sich der Fluß gearbeitet hat.

Am Wasserfall gibt es eine Versorgungsstation, die sowohl unseren Vitra als auch uns mit der jeweils passenden Flüssigkeit etwas Gutes tun kann. Dann machen wir uns auf in die Hauptstadt des Nordens – nach Akureyri.

Blick auf den Fjord von Akureyri

Akureyri ist nicht nur die viertgrößte Stadt Islands und wichtiger Standort der Industrie des Landes, die Stadt wurde auch durch eine abwechslungsreiche Geschichte geprägt, die sich in den historischen Gebäuden wiederspiegelt. Akureyri ist umgeben von dem weit ins Land reichenden Fjord Eyjafjörður, der Halbinsel Tröllaskagi und südlich gelegenen Siedlungen, Bergen und Flüssen.

Akureyri ist zwar bemessen an den Einwohnerzahlen (18.191) „nur“ auf dem vierten Platz, besitzt nach der Hauptstadt Reykjavík (130.345) und deren Großraum (Kópavogur 33.205, Hafnarfjörður 27.357) aber die höchste wirtschaftliche sowie kulturelle Bedeutung des Landes – vor allem für den Norden.


Ein Wahrzeichen der Stadt ist die Akureykirkja ...

... und eine Besonderheit sind die Ampeln, bei denen das Rot von Herzen kommt.

Zwar meistens trocken - aber kein dolles Wetter - heute müssen wir uns mit diesem Regenbogen begnügen.

Danach gibt es mal einen kleinen Regenguss - aber als wir Richtung des Mueumshofes Glaumbær fahren, hat es sich wettertechnisch schon wieder beruhight.

Der Bauernhof Glaumbær ist einer der am besten erhaltenen Höfe, die in der für Island typischen Torfbauweise errichtet wurden.

Bis Ende des 19 Jahrhunderts war dies der typische ländliche Baustil. Holz stand als Baustoff nur in begrenzter Menge zur Verfügung. Die tragende Konstruktion wurde häufig aus Treibholz errichtet, da es durch die Einwirkung des Meerwassers sehr haltbar war. Die Außenwände bestanden aus dicken Torfschichten, das Dach war mit Gras gedeckt.

Torf ist unter den klimatischen Bedingungen Islands ein haltbarer Baustoff, die Konstruktionen überdauerten ohne Probleme 100 Jahre. Voraussetzung war allerdings die richtige Technik. Die Wände wurden meistens im Fischgrätenmuster aufgeschichtet, was ihnen die nötige Stabilität verlieh.

Besonders wichtig war der richtige Neigungswinkel des Grasdaches. Bei zu flacher Konstruktion staute sich das Wasser und drang durch das Dach ins Innere des Hauses, im schlimmsten Fall konnte das Dach unter der Last der vollgesogenen Grassoden sogar zusammenbrechen.
War der Winkel des Daches zu groß, bildeten sich bei trockener Witterung Risse und das Dach wurde undicht.


Wir unterstützen die isländische Gastronomie und gönnen uns in der wunderschönen Gaststube des Museums eine heiße Schokolade mit Sahne. Mit der Bedienung kommen wir ins Gespräch. Der Norden wäre weniger von dem quasi-Touristen-Lockdown betroffen als der Süden, weil der Großteil der Touristen (vor allem die Asiaten mit ihren Kurzreisen) sowieso im Süden unterwegs ist und der Norden es gewohnt ist, mehr von den Einheimischen besucht zu werden.
Auch das Isländische Schulsystem ist interesant. Viele Schüler die auf weit versprengten Höfen leben, gehen über die Woche in eine Art Schulinternat wo sie übernachten. Der Staat unterstützt auch die isländschen Studenten, finanziert z.B. Auslandsstudienaufenthalte, wo die Studenten viel mitbekommen und in die heimische Wirtschaft einfließen lassen sollen.

Wir fahren wieder nach Süden.

Der Tag begann mehr oder weniger mit einem tollen Wasserfall und er soll auch so enden – wenn auch mit einem weniger prominenten.
Südlich von Varmahlíð führt eine zunächst geteerte Strasse am Ende ungeteert zu einem Parkplatz. Von hier geht man etwa 500 m ...

... und erreicht den 20m hohen Reykjafoss, ...

... wo der Fluss Svartá über mehrere Stufen in einen Canyon stürzt.


Als Dreingabe findet man direkt oberhalb des Wasserfalls am Fluß den Fosslaug – eine heiße Quelle, die man zum Baden nutzen kann.

Mit den ersten Siedlern, den Wikingern und Kelten Mitte des 9. Jahrhunderts kamen auch die ersten Pferde auf die Vulkaninsel. Germanische und keltische Tiere wurden zu dieser Zeit gekreuzt und daraus entstand, die weltweit bekannte Rasse der Islandpferde, Isländer oder Islandponys, wie sie auch genannt werden.

Angepasst an die harten klimatischen Bedingungen des Landes sind diese Pferde sehr robust und auch vielseitig einsetzbar.Es wurde in der Zeit der Besiedelung von den Tieren erwartet, dass sie auch im Hochland ihre Arbeit erledigen und schwere Waren transportieren können. Dazu mussten sie zuverlässig in ihrer Tätigkeit und stark sein. Im Laufe der Jahre entwickelten die Islandpferde sich zu ausdauernden, leistungsstarken aber auch temperamentvollen Wesen mit vortrefflichem Orientierungssinn und Sehvermögen.

Die heute etwa 80.000 Islandpferde auf der Insel gehören zu der ältesten reinrassigen Pferdeart der Welt. Aber, hat ein Isländpferd jemals die Insel verlassen, darf dieses Pferd nie wieder auf die Insel zurück.

Bei Sauðárkrókur erreichen wir wieder die Küste ...

... und über die 764 den kleinen Weiler Rip, wo wir eine Hütte gemietet haben.

In der Kirche gleich nebenan könnten wir für wieder gutes Wetter eine Kerze anzünden…
Übernachtung: Farm Cottage Rip 1