Logbuch 17.06 Felsendörfer der Mesa Verde Der Aufbruch verzögert sich ein wenig; die Oma fühlt sich kränklich.

Ist nicht ganz klar, ob sie sich beim Rafting verkühlt hat oder ihr das Essen in Taos nicht bekommen ist. Vorsichtshalber wird das Fieberthermometer angefordert. Schließlich kommt das Okay und wir fahren weiter nach Westen.
Es geht zur Mesa Verde, einem gut 600 m hohen, bewaldeten und zerklüfteten Tafelberg. Ab etwa 1200 n. Chr. siedelten hier für rund 100 Jahre die so von den Navajo getauften Anasazi und bauten ihre Felswohnungen in die Klippen der Mesa. Warum sie diese relativ schnell wieder verließen, ist nicht abschließend geklärt. Vermutet wird eine Dürreperiode.
Erster Stopp ist das Far View Visitorcenter des Mesa Verde NPs. Wir haben Glück und bekommen noch Tickets für die Ranger–Tour zum Cliff Palace. Dafür müssen wir noch einige Meilen weiter fahren zum
Chapin Mesa benannten Arm des Tafelbergs. Die Senioren verzichten auf die Wanderung und machen es sich auf einem Picknickplatz im Schatten gemütlich.

Insgesamt gibt es auf der Mesa rund 600 Felsbehausungen, von denen nur wenige Siedlungen wie Cliff Palace bildeten. Diese ist wohl die bekannteste, allein ist man dort kaum. Im 20 Minuten Takt gibt es größere Gruppenführungen. Wir sind schätzungsweise 30; begleitet von Ranger und Geschichtslehrer Dan, für den dies ein Sommerjob ist. Wenn wir das richtig verstanden haben, bekommen dort Lehrer in den Sommerferien nur Gehalt, wenn sie solch eine "Freiwilligenarbeit" machen. Hier hören wir erstmals vom Juniorranger-Programm, schenken dem aber (leider) keine Beachtung.

Cliff Palaceist in einem großen Felsalkoven errichtet; hier war Platz für rund 150 Räume und 23 Kivas. Übrigens kein Palast, sondern eher ein Dorf mit wahrscheinlich 100 Einwohnern; vielleicht eine Art Verwaltungs- oder Zeremonienzentrum. Seit 1190 n.Chr. wurden hier Gebäude aus Sandstein, Erde, Wasser, Asche und Holzbalken errichtet. Bereits um 1300 n. Chr. waren diese wieder verlassen.



Vom Rand des Tafelbergs gar nicht mal so weit entfernt.

Wie tief es unten in die Schlucht geht, ist schwer zu erkennen. Eine Besonderheit von Cliff Palace ist der vierstöckige, viereckige Turm - alle anderen sind rund.

teilweise rekonstruiert
Wieso der anders ist, wäre noch zu erforschen


In den Felsbauten und anderen Dörfern der Pueblo Kultur findet man immer wieder kreisrunde, zumindest teilweise unterirdische Bauten, von den Hopi Kiva genannt. Sie enthalten eine Feuerstelle, einen Luftschacht und steinerne Sitzbänke. Aus archäologischen Funden wurde geschlossen, dass es Versammlungsräume waren; anfangs z.B. für gemeinsames Kornmahlen und Weben, später auch für religiöse Zeremonien.

Wieder entdeckt wurden die Felswohnungen 1888 von zwei Cowboys auf der Suche nach verirrten Rindern. Einer der beiden, Richard Wetherill, widmete sich daraufhin der Erforschung und Ausgrabung der Ruinen. 1906 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt, damit die Überreste nicht weiter ausgeplündert werden.

Die gut einstündige Tour endet am anderen Ende des Felsenalkovens; durch einen Felsspalt und mittels Leitern kommen wir wieder zum Plateau der Mesa.

Die Führung war ausgesprochen interessant. Dank des am Canyon de Chelly erstandenen Buches hat auch Colin viel begriffen. Vor allem ist er begeistert, dass es hier genauso aussieht wie bei den Apachen in Winnetoons.

Jetzt haben wir uns eine Erfrischung verdient. danach nehmen wir noch die beiden Rundstraßen mit Aussichtspunkten auf weitere Felsbauten unter die Reifen.


Balcony House
auch auf einer Rangertour zu besichtigen - mit einiger Leiterkletterei.

Cliff Palace vom Sun Temple Overlook aus
von hier sehen wir auch gut die Felsspalte durch die wir geklettert sind

Spruce Tree House
kann auf eigene Faust erkundet werden. Auf diese Wanderung und weitere haben wir wegen Oma Zustand verzichtet. Weiter geht es zum nächsten Quartier nach Cortez. Bei der Abfahrt von der Mesa haben wir nette Aussichten auf die Gipfel der Colorado Rockies und ins Tal.


Cortez ist nicht weiter erkundenswert. Wir beziehen Zimmer in der Econo Lodge; Oma ruht sich aus, der Rest geht Baden. Das Abendessen ist auch gesichert: gegenüber gibt es ein Denny's.


Es stellt sich heraus, dass die Senioren mit unserem Fieberthermometer nicht zurecht kamen. Sie haben es genutzt wie ihr altes und den Fertig-Piepton unseres digitalen einfach nicht gehört

Eine erneute Messung unter Aufsicht ergibt doch leichtes Fieber bei Helma. Als gelernte Pflegehelferin verordne ich erstmal je ein Aspirin heut abend und morgen früh.

PS: Es gibt keine Karte von der Etappe. Im Winter möchte Google wohl nicht auf die Mesa fahren ;-)