16. Tag – Samstag, 03.10.
Nach zwei wunderbaren Wochen auf Rügen steht heute leider die Abreise an. Aber immerhin geht es noch nicht direkt nach Hause, eine Übernachtung auf ungefähr halbem Weg habe ich noch.
Nach dem Frühstück mache ich noch den Abwasch, packe die restliche Sachen zusammen und ins Auto, bringe den Müll raus und fahre dann beim Vermietungsbüro vorbei, wo ich die Wohnungsschlüssel in den dafür vorgesehenen Briefkasten werfe. Um 7.45 Uhr fahre ich dann los, es hängen dunkle Wolken am Himmel und es stürmt ziemlich heftig, da fällt mir der Abschied von der Insel immerhin nicht ganz so schwer. Ich bin fast alleine auf der Straße und dementsprechend schon um 8.30 Uhr auf der Rügenbrücke.
Mein Ziel für heute ist Goslar, vermutlich wäre es sinnvoll wie bei der Anreise von Celle über die A14 und dann ein Stück auf Bundes- und Landstrassen zu fahren, statt über die A7 an Hamburg vorbei, aber ich habe nichts konkret geplant und lasse daher heute einfach mal das Navi machen. Wie erwartet führt es mich in Richtung Hamburg, da es (und damit stelle ich einen weiteren Minuspunkt der Navis fest) in die Routenplanung keine «Erfahrungen» mit einfließen lassen kann (das könnte man doch sicher auch programmieren) und nur aufgrund der aktuellen Situation beim Start bzw. beim Abzweig zur Alternativroute entscheidet. Und klar, am Feiertagssamstag um ca. 9 Uhr morgens, als ich die Abfahrt von der A20 zur A14 erreiche, ist auf der A7 noch kein Stau und daher diese Route für das Navi die schnellere.
Je weiter ich nach Westen fahre, desto mehr Verkehr. Gegen 9.45 Uhr mache ich eine Toiletten- und Bananenpause an der Raststätte «Fuchsbau» an der A20.
Bald kommen dann die ersten Staumeldungen für die A1 und die A7 und kurz vor Hamburg beginnt dann gefühlt ein Dauerstau bzw. zumindest zähfliessender Verkehr für die nächsten Stunden.
Gegen 12.15 Uhr mache ich Tank- und Mittagspause und suche mir dafür ausgerechnet den heruntergekommensten Rastplatz aus, den ich je erlebt habe (Rastplatz Hamburg Stillhorn/Tankstelle Altenfelder Weg). Es gibt nur den kleinen Shop, der zur Tankstelle gehört, dahinter ein Toilettengebäude, die Parkplätze sind z.T. nur geschottert und wo geteert, voller Schlaglöcher. Außerdem sind praktisch alle Parkplätze mit LKW belegt, als PKW Fahrer muss man sich mühsam eine Lücke suchen und am schlimmsten, alle Mülleimer und Mülltonnen quellen vor Müll über, der sich auch auf der Straße verteilt. Da weiß ich kaum, wo ich mein Brötchen essen soll, ohne dass es mich ekelt. Höhepunkt ist dann noch eine Familie, die einfach am Straßenrand parkt, der ca. 10 jährige Sohn steigt aus und pinkelt vor den Augen aller einfach auf die Wiese.
Nach dieser unerfreulichen Rast quäle ich mich weiter in Richtung Süden und komme dann gegen 15.30 Uhr endlich an meiner Unterkunft in Goslar, dem Gästehaus Graul, an. Schon im Zeitpunkt meiner Buchung Anfang August war es schwierig in Goslar ein freies Zimmer zu finden, das in Gehweite der Innenstadt war und trotzdem Parkmöglichkeiten bot. Der Hausherr empfängt mich in Jogginghosen, was ich nicht so passend finde, das Zimmer ist aber modern eingerichtet, das Bad allerdings sehr eng und schon länger nicht mehr modernisiert.
Nach einer kurzen Pause mache ich mich auf den Weg ins wenige Gehminuten entfernte Stadtzentrum. Ich habe mir wie für Celle den Stadtführer «Goslar an einem Tag» gekauft, habe aber hier durch meine späte Ankunft noch weniger Zeit als für Celle und suche mir daher einzelne Punkte, die mir am sehenswertesten erscheinen, aus. Zunächst schaue ich mir den Marktplatz und dessen Umgebung an – und bin ziemlich begeistert. Diese Mischung aus Fachwerk und Schiefer (nicht nur auf den Dächern, sondern auch an den Hausmauern) ist absolut neu für mich. Toll auch das Fehlen jeglicher modernen Gebäude. Ich kaufe mir noch zwei Kugeln Eis in der Tüte und lasse mich durch die Gassen treiben. Wie aufgrund der ausgebuchten Unterkünfte zu erwarten, ist es relativ voll, fotografieren eher schwierig.
Ich komme an der Marktkirche vorbei und anders als in Celle habe ich Glück und bin gerade noch rechtzeitig für den letzten Einlass zum Turmaufstieg (2,50 EUR) da. Der Ausblick über rote und graue Dächer und Kirchtürme bis zu den schon herbstlich gefärbten Wäldern des Harzes ist wunderschön, zumal für ein paar Minuten auch noch die Sonne herauskommt.
Als ich wieder unten bin, gehe ich in Richtung des bekanntesten Bauwerks Goslars, der Kaiserpfalz. Eine Innenbesichtigung ist heute natürlich nicht mehr möglich, auch hier wird um 17 Uhr geschlossen und das ist in wenigen Minuten. Ich schaue mir die Domvorhalle an, zum Gelände der Pfalz gehörend, aber direkt an einen Parkplatz grenzend. Das Gebäude war früher, wie der Name schon sagt, der Vorbau eines großen Doms, bereits 1050 errichtet. Der Dom zerfiel und wurde 1822 abgerissen, nur die Domvorhalle blieb bis heute erhalten. Man kann die Vorhalle nicht betreten, statt der Türen befindet sich eine Glaswand am Eingang, innen sieht man (eher schlecht als recht) unter anderem eine Kopie des Thronsessels, der im Mittelalter von den Kaisern genutzt wurde und auch von Kaiser Wilhelm I. 1871.
Ich habe heute noch nicht allzu viel gegessen und neben der Domvorhalle lacht mich die Gaststätte «Weite Welt» an. Nach dem Essen (Flammkuchen Caprese und Rhabarbersaftschorle EUR 17,30) fühle ich mich wieder fit und spaziere den Hügel zur Kaiserpfalz hinauf. Das Gebäude, das Kaiserhaus, ist das einzig noch erhaltene der Pfalz (und die Ulrichskapelle, die an das Kaiserhaus angrenzt), die aus zahlreichen Gebäuden bestand. Der heutige Zustand geht auf eine Renovierung Ende des 19. Jh. zurück. Vor dem Kaiserhaus stehen Reiterdenkmäler für Kaiser Barbarossa und Kaiser Wilhelm I, sowie Kopien der Braunschweiger Löwen.
Ich spaziere den Hügel wieder hinab und durch die sehr idyllischen Gassen der Altstadt abseits des Zentrums.
Langsam wird es ruhiger in der Stadt, die Tagesausflügler sind weggefahren und die anderen Gäste sitzen beim Essen, daher kann ich mir nun nochmal in Ruhe die schönen Gebäude am Markplatz und Schuhhof anschauen.
Gegen viertel vor sieben wird es für Bilder aus der Hand zu dämmrig, ich überlege kurz, das Stativ aus dem Auto zu holen, auf dem Weg zur Unterkunft setzt aber Regen ein, daher beende ich die Stadtbesichtigung und gehe in mein Zimmer.
Wetter: überwiegend bewölkt, kurze sonnige Abschnitte, ca. 20 °C