6. September Villeneuve-lès-Avignon & AvignonNach all der Natur darf es heute mal eine Städteerkundung sein. Da liegen einige in Rollerentfernung. Der Gatte hat sich für den ersten kurzen Abstecher in die Provence entschieden.
Leider gibt es keine direkte Nebenstrecke zum Ziel, das Fahren auf der teilweise vierspurigen N100 ist mit dem Zweirad recht nervenaufreibend. Erster Halt:
Villeneuve-lès-Avignon 
So neu wie der Name denken lässt, ist die Stadt aber nicht. Es begann wie so oft mit einem Kloster, der um 980 herum gegründeten Benediktinerabtei Saint-André, und Leuten, die sich in der Nähe ansiedelten. Im Jahr 1293 gründete der französische König Philippe IV, der Schöne, am westlichen Rhône-Ufer eine neue Stadt. Sie sollte eine Konkurrentin Avignons werden; die Provence war damals ein eigenständiges Reich. Als Avignon zur Papststadt wurde, wählten die Päpste und Kardinäle das Westufer als Erholungsort und errichteten in Villeneuve prächtige Paläste.
1360 wurde eine Festung auf dem Mont Andaon gebaut, das Fort Saint-André. Sie sollte die Abtei vor Angriffen gefürchteter Söldnerscharen schützen, die im damals tobenden Hundertjährigen Krieg umherzogen, und ebenso die Grenze des Königreichs. Als die Provence an Frankreich angeschlossen wurde, verloren Festung und Stadt an Bedeutung. Und noch mehr als die Rhône um 1770 ihr Bett nach Osten verlagerte. Im 19. Jahrhundert wurde Villeneuve bevorzugter Wohnort für wohlhabende Bürger von Avignon, die von hier einen schönen Blick auf ihre Stadt hatten. Dies ist bis heute so geblieben.
Vom Parkplatz aus spazieren wir als erstes hinauf zur Festung. Die wirkt schon von unten imposant, von nahen erst recht.

Den Eingang bildet die Königsburg mit den Zwillingstürmen. Die Passage war damals durch zwei hintereinander folgende Fallgitter gesichert.

Rechts geht es zur Abbeye Saint-André, die leider montags nicht geöffnet hat. Schade, schade, sie soll einen schönen Garten haben. Also geht es nur zu einem Rundgang in das Fort. Da haben wir Glück, ist der letzte Einlass vor der Mittagspause.

Auch hier müssen wir das Impfzertifikat vorzeigen. Wir bekommen eine Broschüre in Deutsch mit auf den Weg.
Von den einst 190 Wohnhäusern aus dem 17. Jhd. ist nur noch eines erhalten geblieben. Das habe ich versäumt abzubilden, war wohl nicht so fotogen

Auf einem Kieselweg spazieren wir zur nördlichen Wehrmauer und dann die Westmauer entlang.


Die Burg verfügte über ein doppeltes Wehrsystem: Nischen mit Bogenschießscharten am Boden und auf den Mauern Brustwehre. Sonst gibt es weiter keine Häuser. Nur ein Plakat, das den Bau von neuen Wohnungen in der Festung ankündigt. Leider waren keine Bilder dabei, wie das denn aussehen soll.

Das einzige Gebäude, das wir noch sehen, ist
Chapelle Notre Dame de Belvezet. Sie diente bis zum 14 Jahrhundert als Pfarrkapelle. Ein schlichter Bau mit wenig zu sehen im Innern. Wir verweilen trotzdem etwas, denn dort ist es schön kühl. Die Temperaturen draußen nähern sich nämlich der 30 Grad Grenze.


Blick zum Tour des Masquez (Magier)
Laut Infoblatt sollte der das Unglück auf sich ziehen, um Schaden vom Rest des Forts abzuwenden. Wie, ob der z.B. verhext wurde oder so, stand leider nicht dabei. Der Turm besteht aus einem sehr hohen Saal und einer Treppe zum Wehrgang.

Displays mit Leuten stehen in mehreren Räumen der Burg, der Sinn hat sich uns nicht so ganz erschlossen

Der Typ hier verfolgte einem immer so mit den Augen, dem würde ich den Magier abnehmen

An Wänden und am Boden befinden sich verschiedene Steinmetzzeichen sowie Einritzungen von Soldaten und Gefangenen.
Wir dachten, wir könnten uns die engen Wendeltreppen im Turm sparen. Doch der Weg unten ist abgesperrt. Man kommt leider nur über den Wehrgang und die Türme zum Ausgang. Also: "wat mutt dat mutt", Treppe rauf geht ja noch. Wegen des Hanggefälles verläuft die Südmauer in Stufen zu den Zwillingstürmen.


Aussicht auf die Stadt

Plattform der Zwillingstürme

Blick hinüber nach Avignon

Dann geht es an den Abstieg über die alten Wendeltreppen. Da brauche ich alle Konzentration und habe keinen Nerv mehr, die Räume im Turm anzuschauen

Die da wären: Gefangenen"hof", Quasi-Bäckerei mit einem Brotbackofen und Gerichtssaal.
Vielleicht ist es euch aufgefallen: wir waren da so ziemlich allein unterwegs. Leider finden wir keinen Schattenplatz für eine Pause. Im Stehen leeren wir eine Flasche Wasser und folgen dem Wegweiser Richtung Altstadt. Die wirkt jetzt zur Mittagszeit bis auf ein paar Lunchgäste auch recht ausgestorben.




ein Farbtuper in all dem Beige


Ich habe erst hinter gelesen, dass es noch ein zweites Kloster mit Garten im Ort gibt. Das haben wir verpasst. Am Bouleplatz finden wir schließlich ein schattiges Plätzchen unter einer Platane für ein Apfelpicknick.
Kurze Verschnaufspause ...