23.Tag, Sonntag 18.9.2011 Heute müssen wir nochmal früh raus. Um 7 Uhr läutet der Wecker einen spannenden Tag ein.
Nach dem Frühstück sitzen wir um 8 Uhr in unserem Nissan und biegen nach Süden auf den Seward Highway ab.

Die bekannte Strecke am Turnagain Arm (eine Bucht des Cook Inlet) entlang ist heute Morgen besonders stark.

Licht, Wolken und Nebelstimmungen beherrschen die Motive, die uns immer wieder zum Anhalten zwingen. Hätten wir nicht einen fixen Termin - wir könnten mehrere Stunden schon auf den ersten Kilometern verbraten, die wir ja nun schon zum dritten Mal fahren.

Spannend ist das schon. Klappt es heute endlich mit dem Portage Gletscher und wie wird das Wetter dort sein ?
Zumindest hier ist es auf der Fahrt bis Girdwood herrlich.

Wir sind guter Dinge.
Was bei so einer Szenerie ja auch kein Wunder ist.

Eine Bilderbuchlandschaft.

Weiter geht es nach Süden.
Wir biegen auf die Portage Road ab. Nur noch wenige Meilen zum Ziel. Urplötzlich fahren wir in eine Nebelbank. Kaum mehr die Hand vor Augen zu erkennen – unter 10 Meter Sicht. So ein Mist!

Wir erreichen das Cruise Terminal. Noch ist etwas Zeit. Es ist kurz nach 9.30 Uhr und in knapp einer Stunde startet das Boot.

Wir sehen uns um – soweit das überhaupt geht. Oberhalb der Berge blickt der blaue Himmel durch aber hier unten am See wird die Nebelsuppe immer dichter.
Das Boot wird für die Fahrt gerade von einigen Mitarbeitern vorbereitet. Ich frage ob es noch Tickets gibt und ernte Gelächter. Wir wären bisher die Ersten – man würde uns also reinquetschen können.

Na gut – Tickets sind also nicht von einer Busgesellschaft oder ähnlichem geblockt – jetzt müsste nur noch dieser Nebel verschwinden.
Wir gehen in den Shop und stellen uns wegen Tickets an (danke an Andreas für den Tip mit dem 5$ Gutschein im Internet!). Schon fährt auch ein Bus heran – also ganz alleine sind wir nun nicht mehr – was zu erwarten war.
Als perfekter Zeitvertreib bieten sich (neben Schnittchen futtern) ...

... Aufnahmen der Berge der Umgebung an.
Auf den Berggipfeln und Gletschern wabert der Nebel und ringt mit den Strahlen der Sonne.

Großartige Berg- und Gletscherlandschaften wo der Nebel sich gelichtet hat.

Währenddessen ist der See auf dem in einigen Minuten die kurze Cruise startet, nun völlig im Nebel verschwunden.
Wenn man nicht wüsste, daß da Wasser ist – man könnte auch denken, daß das Boot auf dem Trockenen liegt.
Ob die Cruise so überhaupt Sinn macht ?

10:25 Uhr Boarding. Mit gemischten Gefühlen gehen wir an Bord.

Petras Gedanken sind leicht zu erraten.
Pünktlich legt das Boot ab, hinein in die dichte Nebelsuppe. Erinnert irgendwie an „ich sehe was, was Du nicht siehst".
Ob man überhaupt etwas vom Gletscher sehen kann ?

Wir gleiten durchs Wasser. Außer einem aus dem Nebel ragenden Gletscher auf der anderen Seeseite ist nichts - absolut nichts zu sehen.

Plötzlich tauchen Berge durch einen Nebelfetzen vor uns auf.

Nur wenige Sekunden später tauchen wir aus den Nebelschwaden heraus.

Als hätte jemand das Licht angeschaltet - ein unvermittelter Anblick der einem Schwinger von Vladimir Klitschko gleichkommt – nur dass wir auf den Beinen bleiben.

Vor uns breitet sich ein wahres Naturwunder aus, dem wir uns in strahlendem Sonnenschein Meter für Meter nähern.

Unfassbar.

Der Portage Gletscher - wie ein von der Prinzessin hübsch geküsster Frosch der (zwar nicht zum Prinzen) aber vom unsichtbaren Nebelungeheuer zum fantastisch strahlenden Gletscher wird.

Ein paar Sekunden hält man in einer Mischung aus Überraschung, positivem Schock und Freude fast die Luft an.
Dann löst sich die Anspannung, die Begeisterung bricht durch und wir genießen diesen Moment (aber nur kurz sonst gäbe es ja jetzt nichts zu sehen

).

Unser Captain fährt uns nah an die beiden Gletscherarme heran. Immer wieder dreht er das Boot damit wir alle Perspektiven und Ansichten der Eistürme geboten bekommen.

Eindeutig das Erlebnis mit der stärksten „Regie" dieser Reise.

Inzwischen ist auch der Nebel hinter uns dabei, sich völlig aufzulösen.

So bewundern wir auf der Rückfahrt auch die Bergmassive die den See umgeben.
Alleine dafür hätte sich die Tour schon gelohnt.

Unser Captain strahlt mit der Sonne um die Wette – so ein Wetter hätte er nur an wenigen Tagen im Jahr. Das glauben wir ihm sofort – wir haben es ja auch schon ganz anders hier erlebt.
Trotzdem ist man leicht fassungslos, dass man am letzten Tag an dem die Cruise überhaupt durchgeführt wird, dann schlußendlich so ein Wetter geschenkt bekommt.

Eine Stunde hat diese Fahrt gedauert – eine Stunde, die auf unserer persönlichen Hitliste ganz weit oben rangiert.
Wir gehen von Bord und sind noch schwer beeindruckt von diesem Erlebnis.

In der Gegend um den Portage Lake (an dessen Ostende der Gletscher liegt) gibt es auch noch einige Aussichtspunkte auf weitere Gletscher und Seen.
Wir fahren die wenigen hundert Meter hinüber zum Visitor Center.
Wir unterhalten uns einige Minuten mit der Rangerin und sehen uns um. Wir überlegen wie wir den Tag weiter gestalten wollen und entscheiden uns für die Fahrt nach Hope.

Gegen 13 Uhr brechen wir in Richtung Kenai Halbinsel auf. Weit kommen wir aber nicht. Neben der Straße gibt es einen kleinen See in dem eine Elchmutter mit ihren 2 Jung-Elchen durch's Wasser stapft.


Die Elche haben es nicht eilig und wir auch nicht.
So werden die Dateien unserer digitalen Aufzeichnungen wieder um einige Nummern erhöht.

Wir passieren das Kenai-Begrüßungsschild, biegen auf die 16 Meilen lange Stichstraße nach Hope ab und halten wenige hundert Meter nach der Abzweigung um einigen Wildwasserspezialisten bei ihrem Sport zuzusehen.

Kleinere Flüsschen gibt es aber auch.

Die 137- Seelen-Ortschaft Hope liegt am Südufer des Turnagain Arms.

Die Siedlung wurde 1896 mit dem Namen „Hope City" gegründet, als im Resurrection Creek Gold gefunden worden war. 1964 wurden viele Häuser beim Karfreitagsbeben zerstört.

In den Hinterlassenschaften, die der Besucher heute noch vorfindet, scheint, wie man gerne sagt "die Zeit stehen geblieben zu sein".

Wir gehen hinunter ans Wasser und blicken auf die Berge. Lässt sich sicher ganz nett aushalten hier – wenn man ganz gerne seine Ruhe hat.
Wir versuchen die Piste zum Resurrection Pass Trailhead. Fazit: einige Meilen übles Schlaglochfestival ohne Belohnung. Zur Zeit gibt es keine Lachse im Fluß – also auch kaum Chance auf eine Bärensichtung.

Wir fahren zurück und biegen noch einmal nach Portage ab. Es gibt neben dem Gletscher auch einige Aussichtsstellen an Seen und Gewässern die wir in der Hoffnung auf eine Tiersichtung abklappern wollen.
An einer dieser Stellen kommen wir mit einem Alaskaner ins Gespräch.
Thema Bären. Als Angler hat er natürlich selbst viele Stories über Bärenbegegnungen parat – was davon stimmt dürfen wir uns selber denken.
25$ zahlt ein Einwohner Alaskas pro Jahr – das war's. Danach hat er die Berechtigung (unter Einhaltung der Schutzzeiten ) mehr oder weniger zu jagen was ihm vor die Flinte kommt. Bei seiner Schilderung des Geschmacks von Bärenfleisch verziehen wir auf Kommando das Gesicht – wir lernen jedenfalls, daß Schwarzbären schmackhafter sein sollen als Braunbären – ausprobieren werden wir es sicher nicht.
Tiere sehen wir heute keine mehr – aber einige schöne Blicke auf Berge, Gletscher und Fluß gönnen wir uns noch, bevor es am Turnagain Arm zurück nach Anchorage geht.
Ein letztes Chili, dazu ein Bier und dann können wir zufrieden die Bettdecke über diesen Tag ziehen.
Übernachtung: Golden Lion Best Western, Anchorage
Preis: 81 $ / 90 $ (mit Steuer)
Kommentar: Super Zimmer, super Preis – also super !
Bild des Tages:
Am Portage Lake