Donnerstag, 3.10.2013 - AnreiseHeute ist ein besonderer Tag - gleich im doppelten Sinne. Nicht nur dass es nach New York geht, nein, Tim wird heute 15. Der Tag findet damit in zwei Teilen statt: Morgens Glückwunsch und Geschenke für Tim, ab Mittag dann der Weg an den Flughafen und der Flug nach New York. Wir rollen also gegen Mittag los, es ist kaum Verkehr um Frankfurt herum und so gelangen wir rasch und entspannt an den Flughafen. Das Auto stellen wir im Parkhaus direkt am Terminal 1 ab. Kauft man im Voraus das Parkticket, dann liegt das preislich ungefähr in der Region von den Parkplatzanbietern, die außerhalb liegen und einen Shuttle anbieten - nur dass man eben nicht shutteln muss. Den Check-In haben wir schon von zu Hause aus erledigt und am Baggage-Drop ist praktisch auch nichts los, so dass wir unsere beiden Reisetaschen ohne große Warterei gleich loswerden. Sowohl an der Passkontrolle, als auch an der Sicherheitskontrolle haben wir ebenfalls keine Leute vor uns. Wahrscheinlich auch halb aus Langeweile darf ich dann mit der Fotoausrüstung zum Sprengstofftest. Trotz dieses kleinen Umwegs haben wir von der Haustür bis zum Abflug-Gate weniger als zwei Stunden gebraucht. Das geht selten so schnell.
Nach ein wenig Lesen und einem Imbiss beginnt auch schon das Boarding. Die Ansage, dass der Flug ausgebucht ist und jeder wirklich nur ein Handgepäck-Stück in die Kabine mitnehmen darf, verpufft (erwartungsgemäß) fast wirkungslos - ebenso die Aufforderung, dass doch bitte zuerst nur die Passagiere mit Sitzen in den hinteren Reihen boarden sollen. Irgendwann geht es dann auch für uns durch das Drehkreuz und kaum ist Tim durch, nimmt ihn ein sehr gewissenhafter Mitarbeiter vom LH-Bodenpersonal zur Seite. Er möge doch bitte mal seinen Handgepäck-Trolley in diese Schablone stellen. Noch sind wir guter Dinge, denn schließlich haben wir den Trolley damals als handgepäck-tauglich gekauft. Entweder ist der Trolley seit dem gewachsen oder die Schablonen sind geschrumpft oder der Trolley war schon immer etwas zu groß? Jedenfalls geht er nur seeeehr press in die Prüfschablone und er ist wohl tatsächlich ein bis zwei Zentimeter zu dick. Also darf er nicht an Board und wird stattdessen in den Frachtraum wandern. Der LH-Mensch hat es sehr eilig damit und wir müssen ihm zunächst noch etwas deutlicher erklären, dass wir vorher noch ein, zwei sehr wichtige Sachen, wie z.B. Tims Zahnschiene, herausnehmen werden. Anschließend gelangen wir ohne weitere Zwischenfälle zu unserem Sitzplatz in Reihe 42. 3-4-3 ist die Bestuhlung der 747 und wir haben den Dreierblock an der rechten Seite. Kaum haben wir uns eingerichtet, geht es auch schon los.
Der Flug als solches verläuft problemlos. Das Essen ist o.k. und ich genieße meine Reiseliteratur, das Buch 'Hartland, zu Fuß durch Amerika' von Wolfgang Büscher. Klasse Empfehlung, Danke Horst!
Richtig Spaß haben auch die Schwedinnen ein paar Reihen vor uns. Sie bechern reichlich Rotwein und sind irgendwann so zu, dass sie anfangen über die Sitzreihen zu klettern um sich gegenseitig zu besuchen. Verrückte Hühner! Wir beschließen, dass wir, wenn irgendwie möglich, vor denen an der Immigration stehen wollen. Schwer vorherzusagen, was passiert, wenn die in dem Zustand auf den richtigen Officer treffen. Das wollen wir uns jedenfalls lieber im Rückspiegel anschauen.
Irgendwann später, auf dem Weg von der Toilette zurück zu meinem Platz, ist in meinem Gang der Getränkewagen unterwegs - und hält gerade bei den Schwedinnen. Kein Problem, denke ich mir und beschließe dann eben noch mal zurück zu den Toiletten zu gehen, dort die Flugzeugseite zu wechseln, auf der Gegengerade dann runter bis zu den anderen Toiletten um von dort wieder auf meiner Seite zurück zu meinem Platz zu gelangen. Klingt kompliziert, bedeutet aber eigentlich nur einmal im großen Kreis durch die Kabine zu gehen. Während ich so unterwegs bin, lacht mich auf einmal jemand an und sagt "Hallo!". Es ist Dirk, ein Arbeitskollege, der sein Büro eine Etage unter meinem hat. Beide wussten wir nicht, dass wir gleichzeitig unterwegs sein werden und die Überraschung ist da natürlich groß, dass man sich ausgerechnet im Flieger trifft.
Überpünktlich erreichen wir schließlich JFK, landen dort mehr oder weniger sanft und dürfen, eben weil wir viel zu früh dran sind noch ein wenig "auf dem Vorfeld rumlungern" bis unser Gate endlich frei wird. Die Maschine beginnt sich dann rasch zu leeren und zu meiner Überraschung können die Schwedinnen sogar noch ganz passabel laufen. Wir lassen sie auf dem Weg zur Immigration trotzdem wie geplant hinter uns und reihen uns in der Schlange ein, die auf den ersten Blick nicht sehr lang ist. Die Halle ist dabei so aufgeteilt, dass etwa die Hälfte der Schalterkabinen für Residents vorgesehen ist und die andere Hälfte für die Visitors. So weit so gut, blöder Weise sind aber bei den Visitors gerade mal drei Schalter in Betrieb und entsprechend langsam geht es erst mal voran. Bei den Residents sind immerhin sieben Schalter besetzt und damit sind die auch recht schnell durch. Nach dem weit und breit kein Resident mehr in Sicht ist, öffnen sich auch die Resident-Schalter für die Visitors und wir sind nach knapp 1,5h auch schon an der Reihe. Unser Officer ist super freundlich und erzählt gleich, dass er Vorfahren aus Deutschland und Italien hat und irgendwie scheint er den ganzen Stempel- und Fingerabdruck-Kram nebenher zu erledigen. Ich frage ihn noch, ob denn der Government-Shutdown der Grund dafür sei, dass so wenig Schalter besetzt sind. Er meint dann aber, dass sie davon praktisch nicht betroffen sind und dass das die übliche Besetzung für diese Wochen- und Tageszeit ist.
Am Gepäckband warten schon unsere Taschen auf uns und auch Tims zwangseingechecktes Handgepäckstück ist dabei. Weiter geht es ohne Verzögerung durch den Zoll, raus in die Ankunftshalle und vorbei an mehr oder weniger aufdringlichen "Limousinen-Agenten", die uns alle very special prices für den Transfer nach Manhattan machen wollen. Unser Weg führt uns aber zum AirTrain, mit dem wir von unserem Ankunftsterminal zur Mietwagenstation am Federal Circle fahren. Dort geht es direkt zu Hertz und an der Anzeigetafel sehe ich neben meinem Namen die Stellplatz-Nr. angeschrieben, an der bereits ein weißer Chevy Impala auf uns wartet. Auf den ersten Blick eigentlich o.k. - wäre da nicht eine Sonderausstattung, die wir weder bestellt haben noch sonst wirklich haben wollen: Der Wagen hat am Lenkrad eine Lenkhilfe angeschraubt. So einen Knauf, wie man ihn sonst von Gabelstaplern kennt oder vielleicht noch von früher von Opa Heinz aus der Nachbarschaft, der dafür in Russland einen Arm gelassen hat. Ist aber kein Problem, denn schließlich gibt es ja in vielen Hertz-Stationen die sog. Gold-Choice, eine Choiceline für Gold-Service Kunden. So suchen wir uns dort einfach ein anderes Fahrzeug in unserer Klasse aus, ebenfalls einen Chevy Impala und in schickem grau. Wir prüfen noch kurz, ob er einen Platepass-Transponder besitzt. Den hat er und damit wird er endgültig unser Wagen für die nächsten Tage.
An der Stelle ein vorweg genommenes Fazit zu dem Fahrzeug: Der Chevy Impala ist die blechgewordene Bankrotterklärung der amerikanischen Automobilindustrie. Er wurde in voller Absicht und mit chirurgischer Präzision an den rudimentärsten Kundenanforderungen vorbei entwickelt – komplett! Wie kann es sonst bspw. sein, dass ein amerikanisches Fahrzeug im aktuellen Modelljahr (wir reden hier von 2013!) und in der Größe vergleichbar zu einem VW Passat hinten überhaupt keine Getränkehalter hat und vorne zwei Stück, die so dämlich verbaut sind, dass der Hintere nur eingeschränkt zugänglich ist, wenn im vorderen ein Becher steckt?
Das sollen wir aber erst später merken und für vier Tage ist das auch nicht wirklich schlimm. Ab geht es also zur Ausfahrt. In meinem Kundenprofil bei Hertz sind die Firmenkonditionen hinterlegt, die ein prepaid-Fuel ausdrücklich ausschließen. Jeder Versuch, das bei der Buchung doch noch aufzunehmen, ist bisher gescheitert, eben mit Verweis auf das hinterlegte Profil. Nun bin ich damit immer gut klargekommen und habe vor Abgabe den Mietwagen eben noch mal vollgetankt. Gerade hier in New York bin ich aber wirklich nicht scharf darauf, auf dem Weg zum Flughafen noch eine Tankstelle zu suchen und so frage ich einfach bei der Ausfahrt nach, ob ich bitte für diese Anmietung, die prepaid-Fuel Option haben kann – und es klappt!!!
Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Hotel, dem Hampton Inn JFK Airport. Zwar haben wir unser US-Navi im Gepäck, aber unser Mietwagen hat als kleines Goodie ein Hertz Neverlost-Navi an Board und wir beschließen, einfach das zu nutzen für die kurze Strecke vom Flughafen zum Hotel. Es ist zwar nur etwas mehr als eine Meile, aber es geht „kreuz und quer“ über Zubringer und U-Turns bis zum Ziel. Dabei zeigen sich zwei Sachen: 1. Die New Yorker fahren wie die Schweine. 2. Das Hertz Navi macht die Sache nicht einfacher. Bisher kannte ich es so, dass die Amerikaner entweder schnell fahren, wenn nicht viel Verkehr ist, oder es ist viel Verkehr und dann geht es eher langsam. Hier, rund um den Flughafen, hat sich eine unheilvolle Mischung aus beidem gebildet. Es ist viel Verkehr und es wird sehr schnell gefahren. Als wäre das nicht schon anstrengend genug, nach mehr als 20h auf den Beinen und im Dunkeln, gibt das Navi die Abbiege-Hinweise genau dann, wenn man an der Ausfahrt vorbei ist. Toll, wirklich toll. Wir schaffen es damit zwar noch ins Hotel, beschließen aber ab morgen unser mitgebrachtes Navi zu nutzen.
Der Rest des Abends ist schnell erzählt: Wir beziehen unser Zimmer, irgendwo im zwölften Stock des Hotels und schauen noch mal ins Restaurant nebenan. Die Speisekarte reist aber keinen vom Hocker und sogar für ein Bier sind wir zu müde. Zu Hause hatten wir uns noch vorgestellt, dass es toll sein muss an seinem Geburtstag abends in New York einen Burger zu essen, aber selbst das Geburtstagskind will eigentlich lieber ins Bett. So heißt es um 22:30 „Licht aus und Gute Nacht!“
Es war ein dicht gepackter (Anreise)tag und morgen werden wir in Amerika aufwachen und den Indian Summer suchen! Dann gibt es auch die ersten Bilder.

Gute Nacht, Amerika!