3. TagBrrrrrr heute geht es kalt los. Der Blick auf das Thermometer neben der Haustüre des Schlaftracktes zeigt klirrend kalte
-32°C an .... Schon auf den wenigen Metern zum Hauptgebäude zum Frühstück frieren einem sämtliche Härchen in der Nase zu ........
Ein kurzer Blick auf unser Programm zeigt - heute geht es zu einem Rentierhirten mit Schneemobil-Schlittenfahrt - und das bei der Kälte??? Schnell noch nen heißen Tee getrunken. Dann kam die erlösende Nachricht "the Tour will start one hour later" ... wow, beeindruckend, eine ganze Stunde später? Ahhhh ich will nicht ;-)
Zurück auf dem Zimmer stellt sich dann recht schnell die Frage "was ziehen wir alles an"? Mein Fazit: ich hatte zu wenig an, es wäre sicherlich noch mehr gegangen. Und außerdem habe ich den großen Fehler gemacht, die Schneestiefel vom Hotel anzuziehen, statt meinen eigenen Bergstiefeln (ohne Winterfütterung). Vermeintlich dick eingepackt ging es dann wenig später mit einem Kleinbus ca. 10 Kilometer Richtung Osten. Dort trafen wir dann auf Petri Mattus, der mitten in dieser Einsamkeit mit seiner Familie wohnt.
Nachdem wir alle mit Helmen ausgestattet waren, hieß es Platznehmen im Holzschlitten, der hinter ein Schneemobil gespannt war und auf gings - weit hinaus in die finnische Wildnis zu den Rentieren. Schon unterwegs gab es wundervolle Landschaften zu bewundern ...


und dann war es endlich so weit - die ersten Rentiere waren zu sehen. Nur von dem lauten Motor scheinen sie sich nicht so besonders zu stören, eher kam es einem fast so vor, als wollten sie uns ärgern ...

kaum, dass wir an den Futterplatz heranfuhren, konnten wir im Wald sogar noch einen Elch erkennen. Der hat dann aber doch recht schnell das Weite gesucht und war kurz darauf wieder weg ...

Durch lautes rufen hat Petri dann seine Tiere angelockt und der zuerst noch recht leere Futterplatz war sehr sehr schnell voll mit Rentieren, die sich wieder mal nicht von uns Menschen haben stören lassen. Ein Traum für jeden Fotografen und Tierliebhaber ...




(mein absolutes Traumbild)


Nachdem sich unsere erste Hysterie wegen den Tieren gelegt hatte, wurde mal eben schnell ein Feuerchen geschürt, ein Bäumchen gefällt (als Halterung für die Kaffeekanne) und Kaffee gekocht



....... einfach nur herrlich ...... ach ja, wie kalt war es noch gleich? .... egal ..... die Zehen tauen schon wieder irgendwann auf ......
Zurück am Wohnhaus mussten wir dann mit einem Lasso noch versuchen einen Rentierkopf zu fangen, aber Petri meinte danach, wir dürften ruhig alle wieder fahren, er kann keinen von uns Tollpatschen brauchen, wir taugen nicht ;-)
Uf, nach diesem Vormittag gings erstmal zum Mittagessen und danach wieder mal sehr entspannt mit den Schneeschuhen über den See und in die andere Richtung. Dass wir uns dabei fast verlaufen würden und nur durch stures zurück verfolgen der Spuren wieder zurück an das Hotel kamen war uns zu dem Zeitpunkt nicht so ganz bewusst ....


Wegweiser mitten "im" See ...


Nach dem Abendessen stand eine entspannte Runde in der Sauna an, bevor wir uns später wieder hinaus wagen wollten. Es ist unglaublich, wie anstrengend anziehen sein kann, wenn man zuvor schön eine Stunde in der Sauna saß und dann zig Lagen übereinander anziehen sollte .... aber der Reihe nach ... Kamera auf dem Stativ montiert, Voreinstellungen getroffen. Skiunterwäsche, zwei Paar Socken, Leggins, Fleecepulli, eigene Skihose, Softshellweste, eigene Skijacke, Fleeceschal, dünne Mütze, darüber den Schneeanzug vom Hotel, die eigenen Stiefel (die 100mal wärmer waren als die Winterstiefel), dicke Mütze, dünne Handschuhe, dicke Handschuhe ... und go ... nix wie raus aus dem Hotel ... :-) Aber so lassen sich -25°C und leichter Südostwind durchaus an die drei Stunden aushalten ... und diesmal hatten wir so was von Glück ... da spürt man dann noch nichtmal mehr wie kalt es eigentlich ist, die Glücksgefühle wärmen unglaublich gut ...







Sämtliche Bilder hier sind in einem Zeitfenster von ca. 1,5 Stunden entstanden ... und kaum hat man so was live erlebt, meint man, man "könne" gar nicht ins Bett gehen, die Angst noch mehr so tolle Augenblicke zu verpassen ist einfach zu groß ... aber als nach einer weitern Stunde nichts passiert war, die Füße nach Wärme schrieen und die Akkus trotz Wärme in den Hosentaschen sehr schnell leer waren, blieb uns nichts anderes übrig ...