Z.B. dort: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html ?
Witzig. Schreib doch mal rein aus Spass an den Beauftragten und beschwere Dich, dass das TUI Schiff keine Aufzüge hat. Dann bekommst Du ein mitleidvolles Antwortschreiben, dass man bedauerlicherweise nichts machen kann, weil das nicht geregelt ist. Das Porto kann man sich sparen.
Das stimmt zum Glück nicht so ganz. Es gibt das BGG (Behindertengleichstellungsgesetz).
Das habe ich bewusst nicht genannt, das ist eines der schlimmsten "Alibi" Gesetze in unserem Bürgerlichen Gesetzbuch. Da wird nämlich gar nichts geregelt, da steht dann (beispielsweise):
"Die Dienststellen und sonstigen Einrichtungen der Bundesverwaltung, einschließlich der bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sollen im Rahmen ihres jeweiligen Aufgabenbereichs die in § 1 genannten Ziele aktiv fördern und bei der Planung von Maßnahmen beachten"
Und was heißt das nun? "Gebt Euch Mühe oder nicht, wenn es nicht klappt, auch egal". Traurig aber wahr - gerade diese laschen "Gesetze" sind es ja Schuld, dass die Politiker ein ruhiges Gewissen haben, auf der anderen Seite überhaupt kein Druck vorhanden ist, um beispielsweise die Barrierefreiheit in öffentlichen Bereichen, oder Hotels oder Gaststätten oder sonst wo zu erzwingen. Genau das IST ja das Problem - die Politik denkt, man habe doch Gesetze gemacht, aber die sind wirkungslos. Wieso nicht nach amerikanischem Vorbild, ohne Behindertentoilette bekommt nicht einmal eine McDonalds-Filiale seine Lizenz?
Ich denke, dort muss man auch nicht zwangsläufig persönlich vorsprechen, oder? Das kann man sicher schriftlich erledigen.
Kann man natürlich, man muss allerdings dann seine Schwerbehindertenausweis per Post verschicken und es ist doch dennoch schizophren, wieso ist ausgerechnet dieses Amt nicht schwerbehindertengerecht? Ich habe das beispielsweise nicht gewusst und wir sind einfach hingefahren und dann schaut man doof aus der Wäsche, da rechnet man nicht mit (d.h. heute rechne ich damit, aber das ist eben der Lernprozess der stattfindet).
Ich kann ja nur von dem Amt reden, in dem ich arbeite, dort wird schon großen Wert auf Barrierefreiheit gelegt.
So soll es ja auch sein, aber die Integration von Schwerbehinderten ist eine Katastrophe. Es fehlt der Zwang und ohne Zwang gibt man sich Mühe oder auch nicht. Weißt Du, wieviele Lokale es in der Düsseldorfer Altstadt gibt, wo die Toilette wenigstens ebenerdig erreichbar ist? Mir fällt auf Anhieb nur das Schlösser Alt ein und das Uerige - und ich kenne eine ganze Menge Lokale dort. So etwas ist in den USA unvorstellbar.
Jetzt wird man sagen, ja ok, das sind alte Gebäude. Sehe ich auch ein, aber dass so gar nichts geht, ist schon schlimm. Und am neuerbauten Bereich im Hafen (da hätte man ja wirklich darauf achten können) haben auch fast alle Restaurants die Toilette im Keller. Ohne Aufzug.
Typisch sind auch solche Sachen: das Kaarster Rathaus ist vor 15 Jahren neu gebaut, hochmoderne Architektur. Im Anschluss an ein Jubliäumskonzert sollte für unseren Chor dort eine Feier stattfinden. Im Vorfeld habe ich das mit Mitsängern besprochen, die auch Beziehungen zur Stadt haben, es wurde ausdrücklich eine Behindertentoilette angepriesen. Als ich an dem Abend dann auf Toilette musste (und damals habe ich noch im Rollstuhl gesessen), habe ich nachgefragt. Man ging zusammen mit mir zu einem Aufzug - der tat es aber nicht. War geblockt. Der (stinkige) hinzugerufene Hausmeister (der hatte eigentlich längst Dienstschluss) musste den Aufzug freischalten. Endlich an der Behindertentoilette angekommen, das gleiche Problem von vorne - die Toilette war abgeschlossen. Der Hausmeister musste nochmal losziehen, um auch diesen Schlüssel zu holen. Als er endlich zurück kam und die Toilette aufgeschlossen wurde, stellte sich heraus, dass die Toilette nicht benutzbar war, die Putzfrauen (oder wer auch immer) hatten die Toilette pickepacke voll zugerammelt mit Putzkrempel und sonstigem Sperrmüll.
Wir sind dann mit dem Aufzug zurück nach oben und dann sind wir nach Hause gefahren, weil ich mir sonst buchstäblich in die Hose gemacht hätte. Du kannst Dir mit absoluter Sicherheit nicht vorstellen wie erniedrigend es ist, wenn Du nicht auf Toilette gehen kannst, wenn Du es gerne möchtest.
Aber das ganze Szenario ist typisch und stellvertretend für Deutschland. Zugepackte und entartete Behindertentoiletten habe ich inzwischen schon oft gesehen.
Natürlich gibt es dennoch ein paar Gesetze und Regelungen in Deutschland, die Behinderten helfen
sollen - aber genau da liegt das Problem. Manches geht (behinderte Berufstätige haben Anspruch auf 5 Tage mehr Urlaub, genießen besonderen Kündigungsschutz usw - aber das trifft leider nur 5% der Schwerbehinderten, die anderen 95% sind gar nicht der Lage zu arbeiten), manches ist ein schlechter Witz, wie beispielsweise die ganzen Steuernachlässe. Von welcher Steuer soll etwas nachgelassen werden, wenn man sowieso nur eine lachhafte Rente wegen Erwerbsunfähigkeit erhält? Wieso bekommt man stattdessen nicht einfach eine fixe Summe als Mehraufwand ausbezahlt (weil man Hilfe im Haushalt benötigt o.ä.), ähnlich wie Kindergeld? Das kommt wenigstens an, die Steuererleichterung ist das Papier nicht wert, auf dem sie verfasst wurde.
Ich könnte wahrscheinlich inzwischen ein ganzes Buch schreiben, was so alles im Argen liegt und was einfach nicht funktioniert. Und da sind gerade unsere skandinavischen Nachbarn um Welten weiter. Aber ausgerechnet in Deutschland tut sich so gut wie nichts. Da haben Einkaufsläden hohe Einstiegsstufen, Restaurants die Toilette im Keller, öffentliche Gebäude haben keine Aufzüge (in MG ist das Amtsgericht nur in der Parterre erreichbar - ich musste vor ein paar Jahren in den 1. Stock: ging nicht) usw. etc. pp. - es ist ein Katzenjammer. Und dass auf Behindertenparkplätzen allenfalls geistig Behinderte parken, weil es sie es als Kavaliersdelikt verstehen, ist sowieso der normale Alltag.