Hi!
Kurze Antwort auf die Ausgangsfrage: "Aber ja doch!"
Warum das so ist, kann dann schon nicht mehr so kurz und knackig beantworten, ich werde es aber trotzdem in einem Satz versuchen: "Weil der Urlaub dann so ist, wie wir ihn haben wollen".
Heißt das dann im Umkehrschluß, dass wir früher so Urlaub gemacht habe, wie wir ihn nicht haben wollte? Nein, auch das nicht. Auf gar keinen Fall. Jeder Urlaub war bisher ausnahmslos schön - egal ob es rückblickend die teuerste oder die preiswerteste Reise war.
Und wieso geben wir dann mehr Geld aus als früher? Nun ,wie das so ist im Leben, die Ansprüche steigen (5 Euro ins Phrasenschwein) und man findet heraus, was einem selbst am besten tut und auf was man getrost verzichten kann. Gerade in diesem Schritt, ich nenne ihn mal "persönliche Optimierung", liegt einiges an Möglichkeiten - zum einen was das Geldausgeben angeht, zum anderen aber auch was das Gefühl angeht einen bestmöglichen Urlaub gehabt zu haben.
Dabei muss das nicht zwingend mit Mehrausgaben verbunden sein. In einigen Aspekten ist das aber nun mal der Fall und damit sind die Kosten höher, als sie das früher waren. Dafür haben wir aber auch seit ein paar Jahren nach jedem Urlaub das Gefühl, dass er besser nicht hätte sein können:)
Und für was geben wir dann mehr Geld aus als früher? Das sind wohl hauptsächlich die Unterkünfte. Dabei brauche ich weniger einen Luxustempel mit dem hippsten Spa der Stadt (o.k. - in Singaur wird es wohl darauf hinauslaufen, aber das ist nochmal ne andere Geschichte) als vielmehr eine gute Lage und eine Zimmerqualität, die mich nicht schon im Vorfeld der Reise mit einem mulmigen Gefühl buchen lässt.
Auf was ich sehr gut verzichten kann, ist der Fernseher oder jeder weitere elektrische Schnick-Schnack (Wasserkocher, Kaffeemaschine, etc.) im Zimmer, so wie i.d.R. auf einen Pool. Wenn ein Fernsehr da ist, ist es die absolute Ausnahme, wenn der mal angeschaltet wird. Dafür würde ich keinen Cent mehr ausgeben. Wohl aber für die Lage der Unterkunft und ggf. auch für die Aussicht. In der Stadt selbst bedeutet das vorwiegend "zentral" oder sonst wie günstig gelgen. Außerhalb, bei Naturzielen, bedeutet es, dass meine Bleibe möglichst nah an meinem Ziel liegt. In Nationalparks sind das i.d.R. Cabins im Park und da wechseln wir z.B. im Yellowstone auch alle paar Tage die Quartiere im Park, einfach um möglichst nach an dem Bereich zu sein, den wir uns anschauen wollen.
Und dann gibt es da noch sowas wie die "Träume", die man sich einfach erfüllen will. Petra liebt den Pazifik und so war es ein Herzenswunsch in einer Cabin direkt am Pacific zu wohnen. Genau das hatten wir diesen Sommer gemacht und für drei Nächte ein ganz wunderbares kleines Holzhaus (Cabin war das schon nicht mehr) auf einem großen Privatgrundstück über dem Strand des Olympic National Park gebucht. Einsam gelegen und mit eigener Zufahrt, war es einfach nur perfekt. Blick auf das Meer und Firepit von der Hütte. Tagsüber kilometerlange Spaziergänge am Strand ohne einem Menschen zu begegnen und Abends in der Cabin einen gemütlichen Ofen angemacht, das war rundum perfekt. Wenn es sowas wie eine "Intensität der Erholung" gibt und man sie messen könnte, dann war der Zeiger dafür dort auf Vollausschlag.
Preislich war das aber auch nicht so abgehobem wie man vielleicht denken könnte. Es war sogar noch etwas billiger als die in allen belangen deutlich schlechteren Cabins der nahegelegenen Kalaloch-Lodge (Xanterra) zur gleichen Zeit gekostet hätten.
Sind es denn wirklich nur die Unterkünfte, nicht auch noch das Essen und das Auto bzw. der Flug? Beim Essen sind wir uns über die Jahre treu geblieben bzw. in einigen Punkten sogar noch einen Schritt preiswerter unterwegs als früher. Gerade in den USA lieben wir seit eh und jeh die typischen Diner und Truckstops. Dort, wo man zum Frühstück die 'Locals' trifft oder viele Trucks vorne dran stehen, da sind wir noch nie enttäuscht worden. Selbstverpflegung aus dem Supermarkt als Picnic oder einfach eine Portion Nissin Cup-Noodles, wenn es schnell gehen soll, das sind ebenfalls keine Kostentreiber. Abends dann gerne etwas warmes, aber da auch eher Diner oder Roadhouse als gehobenes Restaurant.
Die Preisentwicklung für unsere Flüge zu beurteilen fällt mir schwer, da wir in den letzten Jahren excessiv mein Meilenkonto bei LH geplündert haben. Hier und da haben wir aber auch mal einen Flug regulär gekauft und da finde ich die Preisentwicklung über die Jahre auch eher moderat.
Beim Mietwagen ist das sowieso der Fall. Wie Rainer schon schrieb, könnte man meinen, die Dinger sind über lange Sicht fast billiger geworden, jedenfalls nicht teurer. Auch unsere Ansprüche daran sind konstant geblieben: Etwas mit höherer Bodenfreiheit wenn es aufs Land geht und einfach nur eine viertürige Kiste, wenn wir in der Zivilisation bleiben.
Gibt es sonts noch etwas, was die Kosten nach oben treibt? Ja, so trivial es klingt: Es ist die Länge des Urlaubs der zugenommen hat. Unsere Urlaube werden länger. Entweder sind das im Sommer gute vier Wochen am Stück in den USA, oder über das Jahr verteilt eine ähnliche Anzahl an Urlaubstagen in zwei oder drei Etappen. Früher standen dem zwei Wochen Zelten an einem der Norditalienischen Seen gegenüber...
Nochwas zum Mautsparen auf französischen Landstraßen: Hat mein Vater auf dem Weg nach Spanien und zurück auch immer so gemacht und ich fand diese ewige Gondelei so gähnend ätzend langweilig, dass ich mir damals schon geschworen habe, das später einmal nicht zu machen.
Grüße aus der Pfalz,
Michael