So, es geschehen noch Zeichen und Wunder - heute gibt es wenigstens schon einmal einen weiteren Reisetag unseres Urlaubs:
07. April 2013, Sonntag: 12. Tag, Silvery City - Pinetop-Lakeside via Coronado Trail Scenic BywayAuch heute früh ist es, wie schon am Tag davor, sonnig aber frisch. Ein weiterer schöner Tag kündigt sich an. Aber nichtsdestotrotz, es kündigt sich Unheil an. Schon seit mehreren Tagen dominiert im Weather Channel die Nachricht von einer gewaltigen Störung, die sich in der Mitte der Woche im Pazifik etwas unterhalb des Nordpols aufgebaut hat und die sich auf die Reise Richtung US Westküste macht.
Dieses Tiefdruckgebiet soll den Jetstream auf ungewöhnliche und seltene Weise "verbiegen". Zum einen wird der ganze Jetstream sehr weit südlich verschoben und zum zweiten (und das ist unser spezielles Problem) bildet sich eine Art "Tropfen", eine Ausbeulung nach unten, genau über Arizona / New Mexico / Texas (Westen), die bis nach Mexico herunterreicht. In Folge dessen soll es ab Montag sehr windig werden und in den Folgetagen einen derben Temperatureinbruch geben - und diese Prognose trifft (leider) auch ziemlich genau zu. Noch wissen wir aber nicht, was das genau bedeuten wird. Dieses Tiefdruckgebiet wird den Namen "Walda" bekommen. Walda wird uns nachhaltig beeindrucken.
Heute aber soll uns das nicht bekümmern, zum Frühstück geht es heute ausnahmsweise mal zum Burgerking, der nahegelegene Subway hat uns gestern nicht so gut wie sonst gefallen, es gab da ein Problem mit der Sauberkeit und deswegen gibt es heute eben mal einen Whopper zum Frühstück - essen wir auch gerne.
Anschließend begeben wir uns auf die Reise Richtung Pinetop, wir wollen aber nicht den kürzesten Weg durch die Mogollon Mountains fahren (was allerdings auch eine schöne Strecke ist), sondern auf der Seite von Arizona über den parallel verlaufenden
Coronado Trail Scenic Byway, was uns u.a. durch die Minenstadt Clifton führt. Also fahren wir zunächst die 180 Richtung Mogollon Mountains, um dann aber nach etwas mehr als 50 Meilen auf die 79 Richtung Westen und Arizona zu verzweigen. Beim Übergang nach Arizona machen wir erneut eine Stunde "gut", da Arizona nicht die Sommerzeit mitmacht. Da wir aber in wenigen Tagen nach Texas zurückfahren wollen, lassen wir unsere Uhren einfach auf der momentanen Uhrzeit stehen, um nicht der Versuchung zu erliegen, immer später morgens aufzustehen, was sich dann in Texas rächen würde, weil es dann schon 2 Stunden Differenz sind.
Unsere Fahrt führt uns durch Steppenlandschaft, die insbesondere durch das leuchtend hellgelbe Gras gekennzeichnet ist:

Im weiteren Verlauf geht es in Serpentinen durch die Berge und immer wieder hat man an Aussichtspunkten eine grandiose Aussicht, die allerdings auch immer wieder schwer einzufangen ist, "in echt" sieht es einfach größer und beeindruckender aus:

Schließlich erreichen wir Clifton, hier sind wir vor 3 Jahren schon einmal gewesen, wurden aber von einem Schneesturm überrascht und mussten sogar nach weiteren 30 Meilen aufgeben und umkehren, da wir keine Chance hatten, den Pass zu überqueren. Obwohl wir dieses Jahr 6 Wochen früher sind, ist es heute kein Problem. Clifton ist die Schlaftstadt der gewaltigen Kupfermine, die sich entlang unseres Wegs befindet. Ein recht netter Ort, der fast schon abenteuerlich nah an die Felsen gebaut wurde. Wir machen dort eine kleine Pause am Visitorcenter, Sylvia "muss mal" und ich fotografiere so lang einfach das Scenario:

Anschließend verlassen wir Clifton Richtung Norden und es geht steil hoch in die Berge. Nach wenigen Meilen wird ein Scenic View angekündigt - wir wissen natürlich schon, was uns erwartet, nämlich die gigantische Kupfermine von Clifton. Obwohl heute Sonntag ist, herrscht dort reges Treiben:




Nach gefühlten 100 Fotos reißen wir uns aber endlich los und fahren weiter. Also dieser Aussichtspunkt lohnt sich wirklich, das ist schon ein ganz schönes Loch, was die da gebuddelt haben.
Unsere Fahrt geht weiter in die Berge, es geht immer höher (der Pass liegt auf ca. 3.000m) und wir erreichen den "offiziellen" Aussichtspunkt des Coronado Trails. Leider ist die Sicht von hier Richtung Süden, was für das Fotografieren denkbar ungünstig ist, aber dennoch wollen wir hier zeigen, auf welchem Weg wir diesen Aussichtspunkt erreicht haben. Hier oben ist es inzwischen sehr angenehm, es ist trocken kühle Luft, aber die Sonne hat eine enorme Kraft und gleicht die kühlen Temperaturen mit ihren warmen Strahlen problemlos aus. Wunderbares Wetter!



Der weitere Streckenverlauf ist höchst abwechslungsreich, es geht in Wälder, dann wieder in die bekannte Steppe, man fährt auf Serpentinen durch die Berge usw. etc. pp. - das ist schwer in Worte und Bilder zu fassen, ich kann jedem nur empfehlen, diese Strecke selbst zu fahren, es ist ein wunderschönes Stück Natur:


Leider sind große Teile des Waldgebiets offensichtlich den verheerenden Bränden vor 2 Jahren zum Opfer gefallen, überall stehen versenkte Baumstämme, wo beim letzten Besuch noch prachtvolle Tannen u.ä. standen. Das ist insbesondere deswegen schade, weil es natürlich schon bei weitem nicht mehr so attraktiv wirkt und weil wir auch die Hoffnung hatten, ein bißchen "Wildlife" zu sehen. Wir haben dieses mal ein Teleobjektiv dabei, was uns vor drei Jahren schmerzlich gefehlt hat, als links und rechts "Deers" im Wald zu sehen waren.
Zwar kündigen entsprechende Warnschilder immer wieder Hirsche und ähnliches an und fordern zu langsamer Fahrweise auf - aber unser Bemühungen, ein Tier zu erheischen, werden nicht belohnt. Sicherlich haben sich die Tiere weiter in den Wald zurückgezogen, wo die Baumrinde ggf. noch nicht so verbrannt ist, denn hier an der Straße ist es teilweise doch etwas trostlos, wie sich der Wald darstellt.
Nach einigen Stunden und nicht mehr allzu weit von unserem Ziel entfernt scheinen wir dann aber doch noch Glück zu haben - ich erkenne jedenfalls auf der rechten Seite ein paar große dunkle Flecken im Geäst und bin mir sicher, dass das ein großes Tier sein muss. Ich fahre das Fenster herunter und wir nähern uns langsam an - und tatsächlich, da steht etwas. Ich nehme meinen Fotoapparat, das Tele ist zum Glück schon drauf, wir nähern uns einer Schneise, wo ich endlich freie Sicht habe ... das Tier bewegt sich auch nicht fort, was für ein Glück ... jetzt sind wir da, ich fixiere und löse aus - juchhu - Treffer versenkt - endlich habe ich ein junges Kalb fotografiert.....

Künstlerpech! Hätte ja auch ein Hirsch sein können. Mutter Kuh steht auch nicht weit weg und schmatzt uns gelangweilt an, wir entscheiden kühn, die beiden wieder in Ruhe zu lassen und fahren weiter. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir dann Pinetop-Lakeside (bzw. hier ist eigentlich erst 16.00 Uhr, aber wir wollten ja unsere eigene Zeit leben) und wir suchen gezielt das Super8 auf. Da hatten wir vor drei Jahren schon übernachtet, damals aber eben Anfang Juni. Pinetop ist ein "multifunktionaler" Ferienort und besteht eigentlich nur aus einer einzigen langen Hauptstraße, wo sich die Motels und Restaurants und Läden aneinanderreihen. Auf Grund der hohen Lage ist es im Winter ein Skiort und wegen der Nähe zum Lake im Sommer ein Ort für Wassersport. Entsprechend ist dort zwei mal Saison, aber dieses mal schaffen wir es wirklich genau "zwischen" diese beiden Stühle. Es ist wenig los, im Super8 angekommen erfragen wir die Roomrate - nur 59$ plus Tax. Letztes mal haben wir fast genau das doppelte bezahlt (was für dieses Motel zu teuer ist, die Zimmer sind zwar nicht schlecht, aber schlicht und nichts besonderes). Uns genügt es aber.
Wir freuen uns auf das Abendessen, denn schon beim letzten Besuch hatten wir das nahegelene
Clarks Steakhouse gefunden, wo wir ein ausgesprochen gutes Prime Rib bekommen hatten - darauf hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Als wir am Abend den Laden betreten, ist dieser gähnend leer - es ist wirklich keine Saison. Beim letzten Besuch war es knackevoll (und das heißt was - die haben sehr viele Sitzplätze, verteilt auf verschiedene Räume). Wir sind anscheinend alleine, setzen uns in eine Booth nahe der Theke, um uns wenigstens mit dem Inhaber ein wenig zu unterhalten, der uns auch bestätigt, dass wir genau in der Low Season gekommen wären.
Dennoch gibt es ein Full Menu und selbstverständlich bestellen wir das Prime Rib, was hier noch mit Kräutern aus dem Mesquite Grill veredelt wird. Ich bestelle den "Cowboy Cut" und selbst der Kellner muss etwas lachen, als er mir den gigantischen Fleischklumpen serviert, der Koch hat es gut mit mit gemeint. Sylvia bestellt sowieso nie die großen Portitionen. Eigentlich wollte ich auch nicht mehr diese Riesendinger essen, aber es schmeckt wirklich köstlich und ich futtere das ganze Steak auf. Superlecker - eine absolute Empfehlung an alle, die es mal nach Pinetop Lakeside verschlägt. Zusammen mit ein paar Bierchen sorgt das Abendessen wie immer dafür, dass ich müd und satt noch in vollen Klamotten nach dem Abendessen auf dem Bett einschlafe. Das war insgesamt ein schöner Tag, auch wenn der sonst sehr sehenswerte Coronado Trail doch leider auch unter den schweren Bränden gelitten hat.
Zum Abschluss des Tages planen wir noch den nächsten Tag, da soll es erst einmal Richtung Petrified Forest / Badlands NP gehen, im Anschluss wollen wir dann noch bis Gallup fahren, dort wollen wir die nächste Übernachtung verbringen. Insgesamt soll es wieder Richtung Osten mit Ziel Texas, resp. Amarillo gehen. Da wir wissen, dass das Wetter "schwierig" wird in den nächsten Tagen, wollen wir es so aufteilen, dass wir in Amarillo mit der nachfolgend versprochenen Wetterbesserung eintreffen.