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Allgemeines => Reiseberichte => Thema gestartet von: Horst am 03. Oktober 2019, 20:15:16

Titel: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 03. Oktober 2019, 20:15:16
Hallo zusammen,

für ein Fotobuch hatte ich mal einen Bericht über die Tour letztes Jahr in Spanien geschrieben, also da es den Text schon mal gibt und da wir zu der Gegend hier noch nicht ganz so viel im Forum haben, möchte ich den nun mit Euch teilen, Bilder gibt’s natürlich auch dazu. :)
Also poliert Eure Spanisch-Kenntnisse auf, nehmt Sonnencreme und Regenschirm mit und kratzt jeden Funken Flexibilität zusammen den Ihr finden könnt, dann seid Ihr bereit für diese Tour. ;)




Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/ei8sk2q.jpeg)

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/coasti3jyf.jpeg)

Prolog:
Nachdem es uns im Sommer 2017 im Norden Spaniens gut gefallen hatte, wollten wir als Wiederholungstäter auch in der ersten Osterferienwoche 2018 eine Tour durch die nördlichsten Regionen der iberischen Halbinsel fahren. Der Plan klang gut – weniger los als im Sommer und Spanien wettermäßig  – ein vermeintlich gutes Osterziel.
Also wurde an einem Tourenplan gefeilt, der uns an der Küste des Baskenlandes, durch Kastilliens nördliches Bergland und durch schöne Orte in die Picos de Europa und schließlich an die einsamen Küsten Galiziens ganz im Nordwesten bis nach Santiago de Compostela führen sollte.
Bei der Tourenplanung stellte sich überraschend heraus – dass auch das Herz Spaniens – also das großräumige Zentrum des Landes um Madrid herum einiges zu bieten hat, was für eine spätere Reise (hüstel) gesammelt wurde.


Kurz vor der Reise:
2018 hatte der Kalendergott Ostern derart früh geplant und das Wetter hierzulande ist jetzt wenige Tage vor Abreise so mies, dass man schon fürchtet, die Ostereier in den Schnee platzieren zu müssen. Der bange Blick geht nun folglich auch auf die Wetterkarten Spaniens (4 Apps landen auf meinem Handy!) und die Aussichten sind durchaus unheilverkündend. Wenn das nicht besser wird haben wir uns mit unserem Reiseziel zu dieser Jahreszeit ziemlich verzockt.
Es kommt, wie es kommen musste, alle Apps wechseln sich nur in der Art und Bezeichnung des Regens (bis hin zu Schneeregen) ab, der für die nächsten Tage im Norden Spaniens dauerpräsent sein soll. Wir entscheiden uns, die beiden bereits vorgebuchten Nächte an der Küste des Baskenlandes einfach durchzuziehen und dann, wenn sich nichts ändert, einen leicht chaotischen Kurswechsel nach Süden zu unternehmen,  in die Wundertüte der Zentral-Spanien-Sammlung zu greifen und sich Einiges rund um die Hauptstadt Madrid anzusehen – also Toledo & Co …?
Wir werden sehen … was wir sehen … noch ist alles offen.



Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 03. Oktober 2019, 21:30:40

1.Tag Freitag 23.3.2018

Tagesstrecke: Bilbao - Barrika - Gaztelugatxeko - Getaria



Frühmorgens kräht der digitale Hahn auf dem Handy und kündet vom Ende der kurzen Nachtruhe.
Das Thermometer im Auto zeigt 1,5°C an – Plus wohlgemerkt, aber was ist das für eine miese Märztemperatur, wenn es eigentlich schon egal ist ob sie Plus oder Minus ist?
Auch wenn man schon wirklich Übung darin haben sollte, ein bisschen läuft so ein Reisetag schon etwas ferngesteuert. Man ist planmäßig verunsichert etwas vergessen zu haben, ängstlich in einen Stau auf der Autobahn nach München verwickelt zu werden, fixiert fast manisch den Check Inn Schalter damit man seine Koffer los wird (wobei ich noch mit einem Aufschrei dem Koffer hinterher hopse, als sich bei dem Self Check Inn der Koffer plötzlich auf dem Gepäckband ruckartig einen Meter nach vorne bewegt, während ich den Aufkleber noch nicht dran habe), hat irgendwas im Handgepäck vergessen, was dann nicht mitdarf …man ist eben  urlaubsreif!


Der Lufthansaflug startet minimal verspätet, um 11.30 Uhr, Richtung Bilbao, das bereits 2 Stunden und 3 Sudoku später, erreicht ist.
In unseren Mietwagen, einem Fiat 500 der Firma Budget, bekommen wir nach kleinen Umbauarbeiten auch unsere 2 Koffer im Kofferraum unter, dann noch schnell die Rückbank mit unseren Sachen zumüllen  und schon geht es los – nach Norden und gleich an die Küste.

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc08910u2ksi.jpg)
Wir hoffen auf ein paar regenarme Stunden und steuern die kleine Gemeinde Barrika an, wo man bei Ebbe (die gerade den Strand freilegt) herrliche Rippen (ein sogenannter Flysch) bewundern kann.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc08972pmjz0.jpg)
Auch die Surfer geben sich bei gutem Wellengang wie heute an diesem Strandabschnitt an der Playa Barrika das Brett in die Hand.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc089292qj26.jpg)
Der Flysch von Barrika




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc08938y7jot.jpg)




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc08953hkkra.jpg)





(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc090000okm2.jpg)
Unser zweites Ziel an diesem Nachmittag ist nicht weit entfernt und mit einem kleinen strammen Abstieg vom Parkplatz auch unkompliziert zu erreichen. Deutlich schwieriger ist dagegen die Aussprache des sehenswerten Mini-Inselchens, das nicht nur zwei eingebaute Felsbögen, die wie eine Doppelgarage für Kleinboote aussehen und eine malerische Kirche an höchster Stelle (als mit kürzestem Weg zum Chef nach oben) sein eigen nennt: San Juan de Gaztelugatxe.
Nein, das ist nicht mit der Faust in die Tastatur getippt, das heißt wirklich so. ;)




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09045n2jlu.jpg)
Die lange, geschwungene, steile Treppe, die die Verbindung zwischen der Insel und dem Festland bildet, ist im Gegensatz zum Namen dieses Ortes nur eine kleine Herausforderung.


(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09076v6j7o.jpg)
Über die tatsächliche Anzahl der Stufen herrscht zwar Uneinigkeit, sicher ist jedoch, dass sich der Weg lohnt.
Wenn man das Ende der Stufen erreicht hat, kommt man zu der Stelle, an der laut Legende Johannes der Täufer seinen Fußabdruck hinterlassen hat. Seinen Fußstapfen zu folgen soll angeblich Glück bringen.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09063vkkpy.jpg)
Eigentlich ist es hier oben auch üblich die Glocke der Kirche dreimal zu läuten – das soll u.a. die Fruchtbarkeit erhöhen. Ok Nachwuchs ist ja schon vorhanden – da bleibt die Glocke besser stumm …



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc090319gkzy.jpg)
Der Blick schweift von oben auf die Klippen die den Wogen des Golfs von Biskaya trotzen und auch ein weiterer Arch (Felsbogen) stemmt sich den Schaumkronen des nun ansteigenden Meerespegels entgegen.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09092txjxn.jpg)
Einen doch schweißtreibenden Aufstieg später sind wir wieder am Parkplatz und fahren weiter nach Westen, wo wir nach einer Stunde kurz nach Sonnenuntergang das kleine Getaria, 20 km westlich von San Sebastian, am Golf von Biskaya  erreichen. Ein hübscher Ort mit sehenswertem Hafen, eindrucksvoller Kirche und einer Mini-Altstadt.
Heute hatten wir Glück mit dem Wetter – nur hie und da mal ein paar Regentröpfchen – letztendlich besser als vorhergeweissagt – der richtige Regenguss kommt dann schließlich in der Nacht. Das Zimmer in der Pension Katrapona ist schön und bietet einen herrlichen Blick auf den Hafen, die Leute sind sehr nett und auskunftsbereit (typisch spanisch) – kann man absolut weiter empfehlen.

Übernachtung:
Katrapona, Getaria, Baskenland
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: serendipity am 04. Oktober 2019, 08:29:22
 :beifall: da bin ich doch gerne dabei - ist meine geplante Nordspanienreise ja dieses Jahr dem Hausumbau zum Opfer gefallen. Nordspanien steht aber immer noch ganz weit oben auf meiner Liste.

Ich mag deine Schreibe  :thumb: und die Bilder vom Flysch sind wunderbar.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Silvia am 04. Oktober 2019, 09:28:26
Ich steig auch zu, Nordspanien steht auch für Ostern auf unserer Wunschliste, wenn auch z.Zt. etwas weiter nach hinten gerutscht.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 04. Oktober 2019, 10:31:46
Guten Morgen an die Damen. :)
Schön, dass Ihr dabei seid und lasst Euch mal überraschen wo es noch so hingeht. ;)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 04. Oktober 2019, 11:10:58
Sind nicht nur Damen hier...   8)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 04. Oktober 2019, 12:10:16
Buenos dias Senor  ;)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 04. Oktober 2019, 12:31:58
Muchas Gracias!

P.S.: Wir waren am 23.3.2018 auch im Urlaub, wie mir jetzt erst auffällt. Normalerweise mache ich das nicht, aber weil es doch ganz nett ist, hier ein Fremdfoto in Deinem Bericht, wo waren wir am 23.3.2018?


(https://www.eumerika.de/smf/gallery/4_04_10_19_1_00_02.jpeg)


Kleiner Hinweis: auch hier wird nur etwas weiter südlich Spanisch gesprochen.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 04. Oktober 2019, 17:23:46
Tucson - Saguaro NP tippe mal auf West.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Christina am 04. Oktober 2019, 18:11:29
Nordspanien interessiert mich auch sehr, da bin ich gerne mit dabei und gespannt, wo es euch wettermäßig hin verschlagen hat.

Das Auto habt ihr deshalb so klein gewählt, weil es das günstigste war oder ist man dort in der Gegend wegen engen Straßen und Parkplätzen mit etwas kleinem besser dran?
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 04. Oktober 2019, 18:20:52
Tucson - Saguaro NP tippe mal auf West.

Fast.

Noch näher an der Grenze.





Da das hier natürlich NICHT als Bilderrätsel mißbraucht werden soll: wir waren am 23.3.2018 im "Organ Pipe Cactus National Monument". Das Foto entstand auf dem sog. "Ajo Mountain Drive", ein ca. 50km langer, holperiger Rundkurs durch Kakteen.

Jetzt geht es aber in Spanien weiter (wo wir 2018 übrigens auch zur "Stipvisite" waren, im Rahmen einer AIDA Tour haben wir in "Ferrol" angelegt, wo auch der bekannte "Jakobsweg" nach Santiago de Compostella entlang geht.) Vielleicht wart Ihr ja dort auch, wir werden sehen....
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 06. Oktober 2019, 09:09:56
Da hatte ich Tomaten auf den Augen, auf dem Bild sieht man ja sogar einen Organ Pipe. :-[


Hi Christina,so klein war das Auto gar nicht, es wird noch eine Stelle im Bericht kommen, wo es zu gross war.
Prinzipiell tut man sich in Spanien leichter wenn der Wagen nicht zu gross ist.
Ich suche mal später ein Foto vom Auto raus - bin noch unterwegs.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 06. Oktober 2019, 11:51:56
Prinzipiell tut man sich in Spanien leichter wenn der Wagen nicht zu gross ist.

Mit einem Fiat 500 macht man da sicherlich nicht ALLES falsch.... ich hätte allerdings Sorge, das Gepäck nicht verstaut zu bekommen (unabhängig von dem ohnehin viel zu sperrigen Rollator). Aber für eine Woche Spanien nimmt man ja auch weniger mit als für 3 Wochen USA. Wobei es ja unglaublicherweise (nachdem Fiat bei Chrysler eingestiegen ist) auch in den USA inzwischen Fiat 500 zu sehen gibt. Wenn Dir das einer in den 70er Jahren erzählt hätte, hättest Du ihn ausgelacht.

In Spanien sieht man zwar mehr Seat Ibiza (eigentlich ist das auch DIE Touri-Kiste schlechthin), aber ein Fiat 500 ist definitiv konsequent. In Italien wiederum geht es in manchen Städten (Florenz u.ä.) kaum anders. Spätestens in der Toskana versteht man, warum es Fiat 500 gibt.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Paula am 06. Oktober 2019, 13:03:47
Dieser Reisebericht kommt mir wie gerufen :-) falls es nächstes Jahr nichts wird mit USA (hängt noch davon ab ob wir beide in der gewünschten Zeit Urlaub bekommen) wird es Nordspanien werden, wir waren jamal ein paar Tage an der Küste im Baskenland wegen Altamira und es hat uns da wahnsinnig gut gefallen und wir haben uns vorgenommen mal die ganze Küste bis Santiago abzuklappern. Madrid und das Zentrum stehen auch noch auf unserer Liste. Aber ich hoffe natürlich für gutes Küstenwetter für euch  8)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 06. Oktober 2019, 13:13:35
ich hätte allerdings Sorge, das Gepäck nicht verstaut zu bekommen
Klar die Karre ist jetzt kein Wohnmobil.  ;)

Aber 2x 20kg Koffer haben gerade so in den Kofferraum gepasst.

Hier noch ein Foto von der Seite:
(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09086rjk8j.jpg)

@Paula
willkommen in Spanien - wohin es Dich jetzt dann auch verschlägt  ;)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 06. Oktober 2019, 13:17:14


2.Tag Samstag 24.3.2018

Tagesstrecke: Getaria - San Sebastian - Sakoneta - Zumaia - Getaria



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Das Licht, das an diesem Morgen durch die Verandatür fällt, lässt Hoffnung keimen, dass der Tag ein paar Strahlen Vitamin D bereithalten könnte. Am Hafen wo wir unseren Wagen geparkt hatten, schaukeln die Boote sogar in der Sonne.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09129j2j7e.jpg)
Für den Vormittag steht ein Besuch in der Kulturmetropole des Baskenlandes – San Sebastian an. Etwas außerhalb von Getaria bietet sich an der Straße, die für einige Kilometer dem Küstenverlauf folgt, auch der Blick auf das schmucke Hafenstädtchen von Osten her an.


(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc091634kk2z.jpg)
Nach einer guten halben Stunde ist San Sebastian, das auf baskisch Donostia heißt, erreicht.
Das Meer ist heute auf Krawall gebürstet und die Wellen peitschen in immer höheren Wellenbergen auf Felsen und Küste zu. Wir kreisen erst mal durch die Stadt. Die Auffahrt auf den Monte Igueldo bleibt uns nach einigen Anläufen wegen Bauarbeiten verwehrt.


(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09149t8k2t.jpg)
Aber auch auf Meereshöhe gibt es in San Sebastian einiges zu sehen – zum Beispiel die "Peines del Viento" – die Windkämme – ein Kunstobjekt von Eduardo Chillida an seine Heimatstadt.  Eduardo Chillida war also nicht der Erfinder des Chillis sondern folglich  ein berühmter Bildhauer dessen raumgreifende Skulpturen u.a. auch an vielen Orten in Deutschland (Berlin Bundeskanzleramt) zu finden sind. Vielleicht hätte er mal den Berliner Flughafen probieren sollen … mehr als (abstrakte) Kunst kann man aus dem wohl auch nicht mehr machen ...




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09136r2kcw.jpg)
Am westlichen Ende der Bucht, umspült von Atlantikwogen, ragen drei große Eisenskulpturen – die Windkämme - aus dem Felsen hervor.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc012692sksy.jpg)
Immer wieder brechen die drei Greifer die hohen Wellen der lebhaften See. Der gebrochene Stein im Dreieck der Skulpturengruppe zeugt vom Kampf der Naturgewalten seit Millionen von Jahren. Ein gelungenes Schauspiel mit Spassfaktor - auf den nächsten großen Wellenbrecher zu warten und dabei möglichst selbst nicht nass zu werden.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc091589rj1x.jpg)
Die Stadt selbst wird von einem altehrwürdigen Charme dominiert. Ein leicht in die Jahre gekommenes Seebad, das zusammen mit seinem französischen Pendant Biarritz schon vor Jahrzehnten die Anziehungspunkte an der Biskaya-Küste darstellte.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09237hdkqf.jpg)
San Sebastian punktet auch in Sachen Kultur, Kunst, mit zum Teil einzigartiger Küchenkunst ....


(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc091699rjl2.jpg)
... und als Hochburg für Surfer. Beim Blick auf den Wellengang heute kann letzteres wirklich nicht überraschen.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc092276sklt.jpg)
Wir drehen eine Runde durch die Stadt, erleben auch eine lautstarke Demonstration. Ein Anzeichen dafür, dass auch im Baskenland der Widerstand gegen die spanische Regierung und die Separatismusbestrebungen nicht ad acta gelegt wurden.
Die Basken bezeichnen sich selbst gerne als die „ältesten Europäer“. Über Jahrhunderte hinweg bewahrten sie ihre Traditionen gegenüber Römern, Mauren und der kastilischen Krone. Während der Franco-Diktatur hatten sie unter besonders scharfen Repressionen zu leiden, ihre Kultur und Sprache (das Euskera) wurden unterdrückt. So entstand 1959 die ETA (Euskadi Ta Askatasuna – Baskenland und Freiheit) und der bewaffnete Terror begann, bis er 2011 mit einem Beschluss der ETA endete.

Wir gönnen uns einen Kaffee gegen die doch frischen Temperaturen von rund um die 10°C, die bei der teilweise durchaus steifen Brise und gelegentlichen Regentröpfchen eine innerliche Erwärmung notwendig machen.





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Am frühen Nachmittag verlassen wir San Sebastian und fahren zurück nach Westen, nach Sakoneta (nähe Zumaia). Auf der Autobahn kommen wir in einen heftigen Regenguss, der uns schon stark an unserem Hauptziel des Tages zweifeln lässt. Eine enge einsame Straße (und noch mehr Zweifel) führen bis zu einem Bahnübergang. Hier parken wir den Wagen und laufen hinab zur Küste.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09251skj8c.jpg)
Immerhin lässt der Regen etwas nach und zumindest das Timing passt – Minusebbe von 1,5m (also 1,5 m unter normalem Meeresniveau) gute Bedingungen ...



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09296ghkd8.jpg)
... um die Schieferrippen – den „Flysch“ von Sakoneta freizulegen.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc093161hkca.jpg)



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc093384vjk7.jpg)
Wir tasten uns in den Rinnen nach vorne zum Meer, wo das Wasser an tieferliegenden Rinnen an uns vorbeispült ...




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09348j1jui.jpg)
... und wir auf den Nachbarstrand blicken können, ...




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09334slkow.jpg)
... der eine Felswand präsentiert, die wie in Lamellen gerippt erscheint.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc01352ogklp.jpg)
Immer wieder setzt Regen ein, dann müssen vor allem Kameras und Frisur (;-) ) gerettet werden – zumindest ersteres gelingt.
Sakoneta, das ist schon großes Kino  – gerade bei diesen intensiven Bedingungen wirkt die Natur hier noch ein bisschen gewaltiger. Gelegentlich bricht die Sonne durch – manchmal gibt es auch Regen und Sonne gleichzeitig – das volle Programm von oben.


Wir wollen schon den Rückweg antreten, überlegen es uns kurzfristig anders und klettern bei äußerst weichem matschigem Boden auf einem Pfad den Hügel hinauf.
Während ich schon überlege, wie weit unten im Koffer meine Ersatzhose verstaut ist, wenn es mich gleich hinlegt, möchte die Natur noch eine Zugabe oben drauf setzen.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09378fkkzo.jpg)
Von oberhalb des Gipfels – bietet sich nicht nur ein herrlicher Blick auf den Küstenverlauf...



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09372znk3l.jpg)
... wir werden auch noch mit einem perfekten Regenbogen belohnt.
Ein Anblick, der sich tief in die persönliche Festplatte brennt.




Danach geht es ins benachbarte Zumaia. Dort lassen wir unsere Erlebnisse bei einem Cappuccino mit einem Teller Fisch-Tapas sacken.
Am Abend sind wir zurück in Getaria und kehren im Restaurant unterhalb unserer Unterkunft ein. Natürlich Fisch – genauer gesagt Seeteufel kommt uns auf den Teller. Schmeckt ganz ok, aber wenn teuflisch, dann eher der Preis mit 40€ (ohne Beilagen) für die 2 Personen-Platte, denn geschmacklich war das nun nicht unbedingt ein sexuelles Erlebnis für den Gaumen. Ok, aber eben nur ok und gewürzt wird im Baskenland sowieso eher zurückhaltend – also an alle Gourmetbanausen wie mich - Salzstreuer im Lokal gleich ins Visier nehmen.


Aber prinzipiell keine Sorge – wer mal nach Nordspanien möchte – die Preise sind sonst eher niedrig, dafür die Lebensfreude der Menschen hoch.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/wpeap10e_1_dsc009250vjpl.jpeg)
Noch eine kleine Anmerkung ganz anderer Art.
Auf Reisen bewährt sich oft so etwas wie ein Talisman, der zum guten Gelingen der Unternehmung beitragen soll. Etwas ungewollt und vielleicht auch etwas ungewöhnlich wird das bei uns eine Orange.   :o
Gekauft zum kurzfristigen Verzehr, wird sie uns bis zum Ende als treuer Begleiter, auf jedem Zimmer abends aufs Neue entgegenblicken (scheinbar etwas vorwurfsvoll ,da sie auch an diesem Tag wieder verschmäht wurde) … und ungewollt die komplette Reise bis Santiago an unserer Seite sein  – buenos dias muchacho … ;)
 

Übernachtung:
Katrapona, Getaria, Baskenland

Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Silv am 06. Oktober 2019, 17:22:19

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09372znk3l.jpg)
... wir werden auch noch mit einem perfekten Regenbogen belohnt.
Ein Anblick, der sich tief in die persönliche Festplatte brennt.


Ich glaube, ich habe gerade ein Dejà vu... Habe ich das Foto nicht schonmal irgendwo gesehen?

Ich schaue übrigens auch mit rein.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 06. Oktober 2019, 21:57:16
Hi Silvia,

wenn ich mich nicht vertue war das mal im Rahmen eines Bilderrätsels hier schon mal drin.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Silvia am 07. Oktober 2019, 08:12:18
Ich finde die  „Flysch“ spitze  :toothy9:   ... und dann noch der Regenbogen  :herz:
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Christina am 07. Oktober 2019, 18:34:52
San Sebastian gefällt mir richtig gut und die Küste mit den Lamellen-Klippen - ein Traum! Das wäre auch dann noch sehenswert, wenn man den Flysch mangels Ebbe nicht sieht, denke ich.

Euer Fiat 500 war dann das etwas größere Modell, da gibt es ja noch die richtig kleinen drei-Türer, das wäre mit Gepäck für zwei Personen wahrscheinlich nicht mehr so ideal.

Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 08. Oktober 2019, 15:27:55
Euer Fiat 500 war dann das etwas größere Modell, da gibt es ja noch die richtig kleinen drei-Türer, das wäre mit Gepäck für zwei Personen wahrscheinlich nicht mehr so ideal.
Ja die 2 Koffer gingen gerade so rein wenn man die Abdeckung auf den Rücksitz gelegt hat.
Noch kleiner hätte für uns nicht mehr gepasst.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 08. Oktober 2019, 17:39:08
3.Tag, So 25.3.2018

Tagesstrecke: Getaria - Miranda del Ebro - Mirador Convento de la Hoz - Toledo


Die Wetterlage der kommenden Tage verheißt für den Norden Spaniens nichts Gutes.
Beschissen wäre geprahlt ...
Regen-Fetischisten könnten auf ihre Kosten kommen, denn im Wetterbericht finden sich nahezu alle erdenklichen Formen der Himmelstränen im Angebot: Sprühregen, Nieselregen, Starkregen, mäßiger bis starker Regen, Schneeregen … oder auch „nur“ Regen… alles dabei, was das Herz begehrt.
Die Haut braucht ja bekanntlich ab 30 mehr Feuchtigkeit, aber auf diese spezielle Erfahrung nordspanischer Regenvarianten wollen wir dann doch gerne verzichten. Die Gedankenspielerei Notplan B , den wir seit ein paar Tagen zumindest nach den Wettervorhersagen im Hinterkopf haben, die ursprüngliche Tour über den Haufen zu schmeißen und einfach nach Süden, bzw. nach Zentralspanien zu flüchten, nimmt Realität an.
Als Aufhänger nehmen wir uns mal die besonders schön gelegene Stadt Toledo, alles Weitere muss noch aus dem Boden gestampft werden. Irgendwann am Ende geht es auf jeden Fall nach Nord-Westen, denn unser Rückflug von Santiago de Compostela ist ja fix.
Während unser Fiat 500 auf der Autobahn nach Süden Kilometer um Kilometer abspult und die besungenen Regenvarianten auf unserer Windschutzscheibe ihr Showprogramm abhalten, werden auf dem Co-Pilotensitz bereits mit Karten, Handy und ein paar Unterlagen, die vor der Reise noch schnell als Notfall ausgedruckt wurden, mögliche Übernachtungsziele recherchiert, die man dann als Nachtlager buchen kann.


(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09402cdkhg.jpg)
Das Baskenland liegt hinter uns und Kastilien-Leon ist erreicht. Wälder, Berge, dazwischen findet man weit verstreut liegende winzige Dörfer, und einfache, weite Landschaften mal karg, mal lieblich und ein endloser Horizont. Von hier aus legten die Königreiche Kastilien und Leon die ersten Grundsteine für das heutige Spanien.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc0940344kjz.jpg)
Auf dem Weg nach Toledo könnten wir ein wenig Natur einschieben.
Hier soll es einen richtigen Canyon geben, der mit einigen Flussschleifen durch die Landschaft mäandert. Die Gegend hier, etwa eine Autostunde nördlich von Madrid, weist allerdings nicht wirklich darauf hin, dass hier mehr als eine Furche im Boden zu finden ist. Die Handynavigation führt uns bei Aranda de Duero weg von der wenig befahrenen Autobahn auf eine einsame Landstraße, von der eine weitere noch kleinere Straße abzweigt, bei der vielleicht bestenfalls alle paar Stunden mal ein Auto vorbeikommt. In einem fast gänzlich verlassenen Nest (ein Auto in der Woche?) zweigt von hier eine nicht asphaltierte Schlagloch-Piste ab, die uns auf die Westseite des Flusses führen soll und uns immer weiter ins Hinterland bringt.
Wirklich gar nichts weist darauf hin, dass hier außer ein paar Bäumen, Schlaglöchern und dem Sand auf und neben der Piste noch irgendwas Erwähnenswertes daher kommt und dass sich dieser Abstecher überhaupt lohnt.
Laut Google-Navigation ist das eingegebene Ziel erreicht. Wir parken unseren Wagen und laufen los.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09420b5koa.jpg)
Eine Jeep-Piste führt durch niedrige Baumvegetation und schließlich tatsächlich zu einem wirklich sehenswerten Canyon, dem Hoces de la Duartion – also den Flussschleifen des Rio Duration.



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc094176ojhh.jpg)
Gänsegeier kreisen über einer alten Klosterruine und die rotbraune tiefe Felsschlucht kommt wirklich so überraschend, dass man fast hineinfallen könnte. Die alte Klosterruine (Monasterio Nuestra Senora de la Hoz) wirkt in dieser einsamen Landschaft fast ein wenig mystisch. Hier hatte man früher sicher wirklich seine Ruhe …



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09426q7jp9.jpg)




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09442kzk2q.jpg)



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09491aekym.jpg)
Nach einer Stunde an der Schlucht fahren wir zurück in die Zivilisation. Zurück auf der Autobahn kommen wir über einen Pass auf dem noch tiefster Winter herrscht – das Thermometer zeigt schattige 2°C an – nicht nur deswegen verspüren wir die Lust uns mit einem Nachmittagskaffee etwas aufzuwärmen.
In Buitrago Lozoya fahren wir von der Autobahn ab, drehen eine kleine Runde durch den hübschen mittelalterlichen Ort und kehren zum obligatorischen Cafe con Leche ein.


(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc09496k2j6b.jpg)
Die letzte Fahretappe führt uns mitten durch Madrid und durch einen elendslangen Tunnel, in dem sich die Navigation von Google Maps folgerichtig verabschiedet und wir ein wenig den Faden verlieren, aber uns letztendlich doch erfolgreich Richtung Toldeo durchkämpfen.
Ein weiterer Kampf ist die Zimmerbuchung für die weiteren Tage. Der kurzerhand vorgesehene Ort (Plasencia) für 2 Übernachtungen ist wegen der Karwoche völlig ausgebucht. Die Heilige Woche vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag ist in Spanien wirklich das Ereignis des Jahres und wird durch nichts übertroffen. Also gibt es einen Plan C mit zwei anderen Orten statt einem. Ohne moderne Technik und Internet unterwegs (die Versorgung ist in Spanien mindestens ähnlich gut oder schlecht? wie in D) ist alles so in der Kürze der Zeit nicht machbar. Zumindest das Zimmer für Toledo hatten wir gestern Abend schon gebucht und das steuern wir nun an – ein nettes Hotel am südlichen äußeren Radius der Altstadt und somit sind wir inzwischen auch in Kastilien-La Mancha – der Region der Windmühlen und des traurigen Helden Don Quijote - angelangt.



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Noch am Abend gönnen wir uns einen ersten Rundgang durch Toledo, eine der absolut sehenswertesten Städte Spaniens, am Rio Tajo.



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Highlight Toledos ist die mächtige Kathedrale die wir zur zur blauen Stunde bewundern dürfen.



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Wir beschließen in einem Bistro mit einem Bier und ein paar Tapas den Abend. Ein langer Tag mit vielen Kilometern und gut 5 Stunden Fahrt hat uns ins Zentrum Spaniens geführt. Immerhin hat sich der Aufwand schon mal gelohnt, denn das Wetter ist hier mit Anfang 20°C und Sonne erfreulicher als das Regenspektakel im Norden.


Übernachtung:
Hotel Casona de la Reyna, Toledo, Kastillien-La Mancha
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Silvia am 09. Oktober 2019, 20:21:47
Wow, das ist ja mal ein Schwenk ... aber klar, bei den Wettervorhersagen ...


Die Klosterruine find ich genial, da würd ich gerne mal rumstreunen und dann Toledo  :herz:   grad mal nachgesehen 1996 war ich dort, wird Zeit mal wieder hinzufahren  ;D   
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 09. Oktober 2019, 23:08:51
Also Toldeo ist absolut einen Besuch wert ... und die Umgebung hat auch ihren Reiz. :)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 09. Oktober 2019, 23:17:19
4.Tag, Mo 26.3.2018


Tagesstrecke: Toledo - Barrancas de Burujon - Lagartera

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Bei herrlichem Sonnenschein starten wir an diesem Morgen unseren Stadtrundgang durch Toledo. Wir beginnen wieder bei der mittelalterlichen Brücke über den Rio Tajo, der Puente de San Martin, dem westlichen Zugang Toledos, errichtet im 14.Jahrhundert – also ganz schön alt.



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Noch hält sich der Touristenansturm in Grenzen. Später wird hier deutlich mehr los sein – immerhin ist Toledos Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe und dadurch leider auch im fernen Japan oder China bekannt, und da gerade die Chinesen mit ihren Landsleuten bekanntermaßen in kleinen Armeen ausrücken, werden sich die noch leeren Straßen und stillen Plätze der 80.000-Einwohnerstadt bald mit mehr Leben füllen als uns lieb ist.
Toledo kann man mit Fug und Recht geschichtsträchtig nennen. Über 2000 Jahre hat die Hauptstadt der autonomen Region Kastilien-La Mancha bereits auf dem Buckel, und liefert somit zusammen mit Avila und Segovia die historischsten Zeugnisse Europas auf spanischem Boden.
Die Temperaturen sind jetzt am Vormittag noch etwas frisch, später soll es 18°C werden – durchaus angenehm für eine Stadtbesichtigung. Wir spazieren entlang der inneren Stadtmauer zum Nordtor und kehren (mal wieder) für einen Cafe in eine der vielen Bars ein.





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Während einige Teile der Stadt nur für Fußgänger vorgesehen sind, gibt es im Osten der Altstadt an der Plaza Zocodover auch eine große Straße, an der die Busse im Sekundentakt aneinander vorbeidonnern. Obwohl die Plaza eigentlich durchaus ansehnlich ist, halten wir es hier nicht lange aus – der Trubel und der Busverkehr passen irgendwie so gar nicht zum Flair und Charme dieses geschichtsträchtigen Vorzeigegesamtkunstwerks.



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Wir spazieren lieber wieder zur Kathedrale, die bei Tag genauso eindrucksvoll und mächtig wirkt wie am Vorabend.




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Gegen Mittag verabschieden wir uns von der Altstadt Toledos. Auf dem Weg über den Rio Tajo lockt uns die Uferlandschaft um die Puente de Alcantara-Brücke zu einem kleinen Spaziergang ein. Den Rio Tajo, an dem diese Perle Spaniens 100m über dem Fluss errichtet wurde, sollte man übrigens von seiner Wertigkeit nicht unter den Tisch fallen lassen. Immerhin handelt es sich hier um den mit 1007 km längsten Fluss der iberischen Halbinsel, der durch viele Provinzen fließt, wichtig für Naturschutzgebiete, Städte, Landwirtschaft und Energieversorgung ist und schließlich bei Lissabon in den Atlantik fließt.



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Kein Toledobesuch sollte zudem ohne den fantastischen Blick auf die Stadt, von einem der auf der anderen Flussseite liegenden Aussichtspunkte enden. 
Ein herrlicher Anblick eines Stadtensembles, das Schaufenster einer der schönsten Städte Spaniens. Für unseren Geschmack manchmal ein bisschen zu herausgeputzt aber definitiv eine ganz tolle (Klein-)Stadt.




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Zeit für einen Themenwechsel. Raus aus der Stadt – etwas mehr Platz um uns rum, weniger Leute dafür mehr Natur – danach steht uns jetzt der Sinn. Wir verlassen Toledo Richtung Westen und fahren über schnell immer einsamer werdende Landstraßen zu einem Stausee (Embalse de Castrejon), der genau wie Toledo seine Existenz dem Rio Tajo zu verdanken hat.

Wie wir gerade auf dieser Reise erleben dürfen - in Spanien gibt es noch einige Orte mit makelloser natürlicher Schönheit, die der breiten Öffentlichkeit bisher größtenteils verborgen geblieben sind. Das galt auch lange für den Barrancas de Burujón (Burujón Canyon), eine Landschaft, die gefühlt besser in den wilden Westen Amerikas passt, als nach Spanien. Völlig einsam und unbekannt war diese Gegend zumindest so lange, bis Coca-Cola auf die Idee kam, hier einen Werbeclip zu drehen. Verirrten sich davor kaum eine Handvoll Besucher an einem guten Tag hierher, werden jetzt Musikvideos, TV-Serien und Autowerbung gedreht. Selbst in der Karwoche ist der Zustrom aber noch erträglich – alles in allem sehen wir vielleicht 10 Leute in den 2 Stunden, die wir uns hier aufhalten – also absolut ok.



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Die Barrancas de Burujón sind eine Reihe von kupferfarbenen Canyons, die durch die Erosion von Lehm durch Wasser und Wind entstanden sind und das Flussbett des Tajo zu einem sehnigen, gewundenen Kanal gemacht haben, der in die Erde gegraben wurde. Die Wände der Schlucht erstrecken sich über einen ganzen Kilometer und erreichen an verschiedenen Stellen über 100 Meter Höhe.



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Am Canyonrand folgt ein Pfad der Szenerie und bietet auf vielen Aussichtspunkten den Blick hinab auf den roten Sandstein und den Stausee. Besonders hervorzuheben sind die verschiedenen Vogelarten wie Störche, Kormorane, Reiher und andere bedrohte Arten wie der Uhu, die Schwarzgeier und der iberische Reichsadler, die in diesem Naturschutzgebiet ihre Heimat gefunden haben.




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Wir fahren weiter nach Westen. Bei Lagartera verlassen wir die Autobahn. Einen Kreisverkehr später sind wir schon bei unserem Etablissement für die Nacht. Zunächst zucken wir etwas zusammen, als wir die Werbetafel für die Disko entdecken – aber die Tage, wo hier richtig was los war, liegen wohl schon „etwas“ zurück. Zunächst ist überhaupt nirgendwo jemand zu sehen – wir stehen erst mal vor verschlossenen Türen.
Wir wählen die Telefonnummer auf der Reservierungsbestätigung, woraufhin der Angestellte, der hier wie ein Leuchtturmwärter auf einer einsamen Insel die Stellung hält, in seiner Jogginghose zu uns herunterkommt. Ein lustiger, leicht chaotisch wirkender Typ, der uns auf unser Zimmer führt – wie immer alles sauber und ok –aber die Heizungsrohre sind eigentlich nur Attrappe – da funktionslos. Die Heizung wird über einen röhrenden Lüfter angeboten (lohnt sich sicher nicht bei so wenig Gästen in dem großen Bunker die Heizung anzuwerfen), den man nur mit Gehörschutz ertragen kann und den wir nachts lieber ausschalten und uns in eine warme Decke einpacken. Der Blick auf die schneebedeckten Berge zeigt, dass es hier nachts durchaus schattig werden kann.



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Das benachbarte Oropesa, auf einem sanften Hügel errichtet, ist in 5 Minuten mit dem Auto erreicht. Ein klassisches Beispiel für die oft sehenswerten Orte dieser Region mit kleiner Altstadt und hier auch mächtiger Burganlage.



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Auffallend sind auch hier die vielen Störche, die uns in Kastillien-La Mancha zum ersten Mal begegnen und die teilweise mitten im Ort auf höheren Hausdächern ihre Horste für den Nachwuchs errichtet haben.



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Im netten Zentrum Oropesas kehren wir in ein Restaurant ein – wobei die Preise nicht ganz mit der Beschaulichkeit des Örtchens mithalten können und schon etwas überteuert wirken. Das Essen ist ok und damit der Preis dazu passt, müsste das Täubchen in unserem Eintopf schon Brieftaube am spanischen Königshof gewesen sein. 

Auch morgen steht wieder ein Mix aus Stadtkultur und Natur an - dazu viel Sonne -
Wir sind froh, dass wir dem Regen im Norden entflohen sind.

Übernachtung:

Inn El Huesped del Sevillano, Lagartera, Kastilien-La Mancha
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Christina am 10. Oktober 2019, 17:52:14
Na toll, neben Nordspanien wurde die Reiseliste gerade eben auch noch um Zentralspanien erweitert ;D

Ihr seid ja extrem flexibel, so weit vom eigentlichen Reiseziel abgewichen bin ich noch nie, das mag ich nämlich eigentlich gar nicht, zumal auf die Wettervorhersage soweit es über einen oder zwei Tage hinausgeht, so wenig Verlass ist.

Toledo sieht wirklich sehr interessant aus und die Landschaft drumherum auch. Der Canyon vom "Fahrtag" war aber auch absolut toll und dann auch noch so schön einsam.

Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 10. Oktober 2019, 19:31:41
Ihr seid ja extrem flexibel, so weit vom eigentlichen Reiseziel abgewichen bin ich noch nie, das mag ich nämlich eigentlich gar nicht, zumal auf die Wettervorhersage soweit es über einen oder zwei Tage hinausgeht, so wenig Verlass ist.

So extrem hatte ich das auch noch nie.
Da kam auch mehreres zusammen - zum einen 5! Wetterdienste - die alle nur Katastrophenwetter für eine Woche in unseren geplanten Regionen anzeigten, dann eben die tolle Region im Zentrum als Ausweichmöglichkeit (bei der ich zufällig bei der Recherche für den Norden dort auf viele schöne Ziele gestossen war und die mir schon mal für eine spätere Tour abgespeichert hatte) und eben das schöne Wetter weiter südlich.


Aktuell sieht es so aus, als wenn wir nächstes Jahr Ostern auch wieder ins spanische Zentrum reisen (mit Endpunkt Valencia an der Ost-Küste) und mindestens noch eine weitere Tour dorthin muss auch noch sein um die Orte zu besuchen die ich gerne sehen möchte aber nicht alle in die eine Tour nächstes Jahr passen.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 11. Oktober 2019, 16:56:21
Absolut tolle Eindrücke! Egal wo. Ist alles toll.

Wie sieht das dann für Behinderte aus? Ich weiß, dass Spanien "von oben" einiges für Behinderte tut, Hotels und Restaurants sollen (müssen?!) behindertengerecht sein. In Barcelona (November 2018) ist mir aufgefallen, dass an der großen zentralen Straße ("La Rambla"?!) viele Bordsteine moderat abgesenkt sind. Sylvia und ich würden wahrscheinlich auch mit dem PKW anreisen, statt Flug und Mietwagen. Nach Bilboa sind es von uns 1.400km, das macht

a) ein gnadenloser Heizer in einem Rutsch
b) ein moderater Schnellfahrer in zwei Tagen (könnten wir dabei sein, Sylvia weiß, wo das Gaspedal liegt und wie man drauf tritt)
c) ein gemütlicher Tourist in drei Tagen
d) .... und alles andere ist zu lahm  :-[

Der "Druck" steigt jedenfalls, wir müssen endlich auch mal Touren innerhalb von Europa machen. Spanien ist jetzt neu auf dem Wunschzettel, nach Skandinavien (Schweden, Norwegen reizt uns extrem), Italien (inkl. Gardasee) und Balkanstaaten (ohne konkrete Vorstellung). So oder so wollen wir ohne Flug anreisen, da wir "Privatiers" sind, bringen wir auch die notwendige Zeit mit und sind nicht auf einen zeitsparenden Flug angewiesen. Die spannende Frage ist immer die Frage nach den Möglichkeiten für Behinderte. Parkplatzsituation, Treppen/Aufzüge etc., Steigungen innerhalb der Stadt (Lissabon beispielsweise geht GAR NICHT).

Du kannst ja mal am Ende Deines Vortrags etwas mehr über "Inklusion" in Spanien erzählen, vorausgesetzt Dir ist überhaupt irgendetwas aufgefallen.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 11. Oktober 2019, 18:01:57
Wie sieht das dann für Behinderte aus?

Hi Rainer,
ich muss gestehen, dass ich jetzt nicht konzentriert darauf geachtet habe (was ich nächstes Jahr Ostern mal genauer in Augenschein nehmen werde, jetzt wo ich weiß dass Du konkretes Interesse an dem Land hast).
Ich denke jedenfalls dass sich in Spanien da einiges tut.
Siehe u.a. auch hier: https://www.spain.info/de_DE/reportajes/cultura_accesible_para_todos_en_espana.html#
(da sind auch Städte genannt wo die Umsetzung schon recht gut funktioniert).

Ein Grund der mich im Gegensatz zu Italien zum Spanien-Fan gemacht hat ist die angenehme und hilfsbereite Art der Menschen. Wenn ich daran denke, wieviel Mühe man sich schon mit Besuchern ohne Behinderung macht, gehe ich davon aus, dass man in dem Fall seitens der Bevölkerung noch eine Schippe drauflegt und Vieles möglich macht.

Der "Druck" steigt jedenfalls, wir müssen endlich auch mal Touren innerhalb von Europa machen.
Was hat Dich zu diesem Entschluß gebracht?



Du kannst ja mal am Ende Deines Vortrags etwas mehr über "Inklusion" in Spanien erzählen, vorausgesetzt Dir ist überhaupt irgendetwas aufgefallen.

Aus meinem aktuellen Bericht kann man neben den Städten sehr gut die Aussichtspunkte am Burujon Canyon besuchen. Der Viewpoint ist jeweils direkt an den Parkplätzen.
Ich schreibe mal am Ende noch mal etwas zu den genannten Zielen wenn der Bericht fertig ist - was aus meiner Erinnerung geeignet wäre.


Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 11. Oktober 2019, 18:04:40
5.Tag, Di 27.3.2018


Tagesstrecke: Lagartera - Monfragüe Nationalpark - Plasencia - Meandro del Melero - El Barco de Avila


Überraschenderweise ist morgens an der Kaffee-Bar des Hotels einiges los – und so müssen wir nicht unkoffeiniert in den Tag starten.



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Die nahe Autobahn bringt uns in den Westen Spaniens – sogar bis in eine Region von der wir wohl kaum gedacht hätten, da irgendwann mal hinzukommen – die Extremadura. Die Extremadura ist ein doch recht abgelegenes Gebiet an der portugiesischen Grenze mit Bergen, Wäldern, Seen und sehr viel Einsamkeit. Sie ist größer als die Schweiz, Belgien oder die Niederlande und zählt aber zu den am dünnsten besiedelten Gebieten ganz Europas mit gerade mal einer Million Einwohner.





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Diesen Vormittag haben wir uns für eine Naturlandschaft entschieden, den
Nationalpark Monfragüe.
Als Motto des Parks könnte „hol's der Geier“ ganz gut passen, denn das Parkgebiet an der Mündung des Tietar in den Tajo ist  bekannt für die vielen großen Greifvögel, die dort brüten, allen voran die größte Brutkolonie der Mönchsgeier in Europa, was der Landschaft sogar den Status eines UNESCO-Biosphärenreservats eingebracht hat.




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Kein Wunder also dass der Park ein El Dorado für Ornithologen ist, die mit Fernrohren und Teleobjektiven bewaffnet, die eher an eine Panzerfaust erinnern, überall im Park anzutreffen sind.



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Landschaftlich ist Monfragüe eine grüne Wasseroase, deren Stauseen den Lebensraum für viele Tierarten erst ermöglichten.




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Die schönste Aussicht im Park genießt man am Salto de Gitano – einer breiten Felsspalte im Stausee über der die Mönchsgeier in Scharen kreisen.




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Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Plasencia. Eigentlich wollten wir in dem Städtchen übernachten – aber dank dem Trubel der Karwoche (wieder viele geschmückte Balkone zu bewundern) ein Ding der Unmöglichkeit.
Wir kreisen auf der Jagd nach einem Parkplatz durch die Innenstadt des 40.000-Einwohner-Städtchens und werden schließlich fündig.




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Unser Mittagsspaziergang führt uns durch eine pulsierende, sehr ursprüngliche Altstadt ...



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... mit großem Markt an der Plaza Mayor und vielen schönen Plätzen, ...



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... von denen sich einer auch dafür eignet, unseren Koffein-Haushalt mit einem leckeren Cappuccino in wohlwollende Bahnen zu lenken.



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Ausländische Touristen sind hier in der Extremadura, im Westen Spaniens kaum zu finden – also wie überhaupt Spanien jenseits von Andalusien und den Stränden an der Mittelmeerküste, außerhalb der Karwoche und der spanischen Ferien im August, noch ein echter Geheimtipp ist, auf den wir sicher noch zurück kommen.



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Unser nächstes Ziel führt uns nach Westen an die Grenze zu Portugal. Durch noch einsamere Gegenden, die nur von wenigen Bauern, Kühen und dafür von vielen Störchen bewohnt scheinen, schlagen wir uns (auf am Ende auf einer für PKW etwas Konzentration abnötigenden Schlaglochpiste) zum Medano del Melero durch.



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Eine Flussschleife des Rio Antigua schlängelt sich hier so malerisch um eine Bauminsel, das es fast ein wenig unwirklich erscheint. Die Natur weisst eine Kreativität auf, die das menschliche Vorstellungsvermögen immer wieder überrascht. Ein wundervolles Stück Natur.



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Vom Mirador kraxeln wir etwas abenteuerlich auf einen weiter unten verlaufenden Weg hinunter, da es uns reizt, den Weg zum Flussufer hinunter zu gehen.



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Dort lassen wir uns nieder und genießen die Sonne und das sanfte Plätschern des Flusses der gemächlich an uns vorbeiströmt.



Weniger gemächlich wäre die Kraxelei auf undefiniertem Weg wieder hinauf zum Mirador und zum Auto. Wir entscheiden uns für einen anderen Weg ohne zu wissen, wohin der führt und schlagen uns dann irgendwann durch den Wald den Berg hinauf Richtung Auto durch. Eine wahre Durchschlageübung, bei der wir irgendwann schon fast befürchten, nie mehr die Straße zu erreichen...
Die Buckel-Schlagloch-Piste führt uns wieder hinab ins Tal und zurück auf Asphalt, wo wir uns noch mit einem Kaffee für die letzte Etappe bis El Barco de Avila stärken.




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Die Strecke führt wieder zurück nach Kastillien-Leon und wir gewinnen an Höhe.



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Vorbei an einigen Storchennestern erreichen wir den hübschen Ort und checken im von unterwegs vorreservierten Hotel ein, ...



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... das einen tollen Blick auf das Castillo, ...



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... die alte römische Brücke und die schneebedeckten Berge der Sierra de Gredos bietet.
Wieder ein abwechslungsreicher, schöner, sonniger Tag … gerne noch mehr davon.



Übernachtung:

Hotel Mirador Sierra de Gredos, El Barco de Avila, Kastilien-Leon 
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 11. Oktober 2019, 18:43:17
Was hat Dich zu diesem Entschluß gebracht?

Es ist die Summe vieler Dinge. Zum einen überlege ich schon seit Jahren darüber nach, ob man einen "USA Urlaub" nicht  auch in Europa machen kann?! Also quasi diese Art des unbeschwerten Fahrens und Übernachtens und von einem Ort zum nächsten zu fahren. Es ist ja nicht so, dass wir nie Urlaub in Europa machen - nur haben wir noch nie so einen Auto in der Art des USA Urlaubs gemacht. Wir haben in Touristenhotels auf den Balearen und insbesondere auf den Kanaren gewohnt, wir haben Ferienhäuser gemietet (vor allem in Dänemark), wir sind mit Kreuzfahrtschiffen von einem Hafen zum nächsten getuckert.

Speziell auf der letzten Kreuzfahrt (Norwegen) waren Sylvia und ich einhellig der Meinung, dass man dieses tolle Land nicht vom Schiff aus kennenlernen kann. Natürlich kann man auf dem Schiff die tollen Fjorde vom Wasser aus sehen, aber wenn es weiter ins Landesinnere gehen soll (und da hätte uns vieles gereizt), dann reicht eine Stipvisite mit dem Schiff nicht aus.

Dann kommen natürlich hier die Reiseberichte und die vielen Fotos dazu und alles zusammen führt dazu, dass wir das endlich mal konkret in Angriff nehmen wollen. Es gibt weder einen zeitlichen Rahmen, noch eine konkrete Vorstellung, wo es hingehen soll (d.h. natürlich gibt es einige Ziele, aber noch nichts wirklich konkretes). Auf Grund meiner Behinderung fangen wir deswegen immer damit an, erst einmal "abzuklopfen", was behindertentechnisch möglich ist. Und genau deswegen habe ich jetzt einfach mal hier gefragt. Irgendwann haben wir genügend Informationen und Pläne beeinander, dass es wirklich auch umgesetzt wird. Das muss nicht dieses Jahr sein, es muss auch nicht nächstes Jahr sein. Aber möglich und vorstellbar ist alles.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 11. Oktober 2019, 20:22:08
Ok.
Bei mir haben ja bestimmte Gründe dazu geführt, dass ich es seit einigen Jahren hauptsächlich mein "Unwesen" in Europa treibe.
Aber ferne Reisen habe ich ja schon viele gemacht und Europa hat ja durchaus auch seine schönen Ecken, wie ich die letzten Jahre erleben durfte.

Selbst die Schweiz könnte ich mir durchaus für Euch vorstellen - da die bequemen Bahnen barrierefrei zu tollen Aussichtspunkten bis auf 2869m führen  (https://www.aletscharena.ch/destination/barrierefrei/) - da wäre auch kein Flug nötig aber ganz billig wird es aufgrund der teilweise stattlichen Berg-Bahnpreise trotzdem nicht. Aber die Unterkunftspreise waren ok.
Irgendwann mache ich hier auch noch mal einen Bericht über meine Schweiz Tour diesen Sommer - ganz großes Kino.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 13. Oktober 2019, 11:03:27


6.Tag, Mi 28.3.2018


Tagesstrecke: El Barco de Avila – Garganta de los Infiernos - Avila


Es gibt Tage, da gelingt alles, egal wie man sich anstellt – da passt es einfach.
Heute ist nicht so ein Tag … wobei der Tag nicht unbedingt was dafür kann – heute ist es einfach so, dass man bei seinen eigenen Handlungen aufpassen sollte … das war uns allerdings erst am Ende des Tages so richtig bewusst.

Der Morgen ist in El Barco de Avila sonnig, aber aufgrund der höheren Lage doch noch recht kühl.  Ich lade Gepäck ins Auto, wobei mir fast das erste Malheur des Tages passiert – was uns die Tage zuvor nicht aufgefallen war – der Wagen verschließt sich nach einigen Minuten selbst, wenn die Türen geschlossen sind. Es war ein glücklicher Zufall, dass ein Seitenfenster offen war – der Autoschlüssel lag auf dem Sitz.
Doch einigermaßen erschrocken mache ich noch schnell ein Foto vom Hotel und der Umgebung, wobei sich der Kameragurt löst und ich gerade noch verhindern kann, dass der Fotoapparat auf den Boden kracht.


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Nach einem Kaffee im Hotel fahren wir in den Ort zu der alten römischen Brücke und machen ein paar Aufnahmen.


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Auch im Ort selbst drehen wir noch eine Runde, vorbei an der alten Kirche …



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… und dem Castillo, …



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… das wieder einige Störche auf seinen Burgzinnen beheimatet.


Von hier fahren wir durch das  Valle del Jerte, das Jerte Tal – in ganz Spanien bekannt für seine zwei Millionen (!) Kirschbäume, bis nach Cabezuela del Valle, wo es ein Besucherzentrum gibt und wir uns für eine besondere Naturexkursion und eine kleine Wanderung bereit machen wollen. Vorher fallen uns zwei Dinge auf.
Erstens –  eine unserer Kamerataschen ist weg. Der Foto zum Glück nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass wir die Tasche in Barca de Avila bei der Kirche auf eine Bank gelegt hatten (wir wollen nachsehen, wenn wir am Nachmittag wieder am Ort vorbeikommen) und der Rucksack, den ich eigentlich für die Wanderung mitnehmen wollte, hat ein Ölbad genommen. Vom Salat den es gestern Abend auf dem Zimmer gab, hatten wir das restliche Oliven-Öl in eine verschließbare Pet-Flasche umgefüllt, leider nicht wirklich gut verschraubt, was meinem Rucksack auf der Rückbank ein Ölbad wie bei einer Thai-Massage einbrachte - nur ohne Massage.
Na ja … an manchen Tagen werden Fehler eben bestraft.


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Wir begeben uns auf den Wanderweg Los Pilones, gewinnen in einem Wald schnell an Höhe und erreichen den Fluss, der an der Konstruktion dieses Seitentals zum Valle del Jerte regen Anteil hatte.




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Wunderschön ist es hier, weiße Granitfelsen die vom grün schimmernden Fluss bearbeitet werden – eine wundervolle Landschaft – die man wohl bei uns gedanklich eher weniger mit Spanien in Verbindung bringen würde – aber das gilt ja für viele bei uns völlig unbekannte Regionen Spaniens, die nicht an der Costa Brava oder in Andalusien zu finden sind.





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Der Weg (eine Richtung etwa eine Stunde) ist wirklich schön, aber er bietet noch einen echten Höhepunkt – die Garganta del Infierno – eine Verengung des Flusses, durch die
sich der Fluss regelrecht durchgearbeitet und dabei muldenförmige Auswaschungen zurückgelassen hat.



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Also kein Inferno sondern ein kleines Wunder – bei dem sich Baumeister Natur wieder selbst übertroffen hat.







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Wir spazieren an den Rundungen und Auswaschungen vorbei, folgen noch einige Meter dem Fluss über Stock und Stein und kehren nach einer kleinen Pause wieder zurück zum Auto. Dort gibt es den Nachmittagskaffee und ein Eis (wir sind ja in Spanien) – dann geht es weiter zurück nach Norden.





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Im Tal wollen wir noch eine zweite Wanderung machen. Wir entscheiden uns für ein Gebiet namens Los Papuos, an dessen Fluss es ein paar kleinere Wasserfälle geben soll. Die Wanderung folgt zunächst einer Teerstraße den Hügel hinauf. Schon hier haben wir leichte Orientierungsschwierigkeiten, finden aber dann doch den richtigen Weg, der schließlich den Asphalt verlässt




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… und gelangen nach einer Stunde zu einer schönen Flussstelle …



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… an der sich das Wasser kaskadenförmig den Hang hinab arbeitet.

Auf dem Rückweg kommen wir von unserem Weg ab, laufen wie aufgeschreckte Hühner zunächst den falschen Weg weiter, wieder zurück, wieder weiter, bis dann doch die Entscheidung fällt  - das ist verkehrt. 10 Minuten zurück finden wir dann doch wieder „unseren“ Weg, der zurück zur Asphaltstraße und zum Auto führt.

Die Kameratasche in El Barco del Avila ist natürlich an so einem Tag nicht mehr da – na ja, nicht dramatisch, Genauso wenig wie die anderen Flops, die uns heute widerfahren sind – aber deren Häufung ist heute schon bemerkenswert und der Tag ist ja noch nicht zu Ende.



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Kaum ein Ende nehmen in dieser Region die Storchennester, ...




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… die wir in jedem Örtchen, an diversen Masten und alten Türmchen wahrnehmen können.



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Etwa 1 Stunde ist es noch nach Avila – einer der eindrucksvollsten Städte Spaniens.
Sie ist nicht nur die höchstgelegene aller spanischen Städte (1131m über Meeresspiegel),  sondern seit 1985 auch Weltkulturerbe der UNESCO.



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Wichtigstes Monument ist die 2500 Meter lange, komplett erhaltene, romanische Stadtmauer (11. bis 14. Jahrhundert erbaut) mit ihren 88 Türmen und 9 Stadttoren.



Wir steuern unsere Hotelunterkunft an.
Städte und Parken ist in Spanien nicht immer völlig problemlos. Meist hilft nur das Parkhaus, gerade bei den historischen Altstädten, mit vielen autofreien Zonen (was ja auch schön ist). Wir bekommen erklärt, wohin wir unser Auto stellen können und erhalten den Schlüssel für die Tiefgarage um die Ecke. Das Parkhaus hat eine enge 90° Grad Kurve, die uns (wir belassen es mal bei „uns“) zum Verhängnis wird. Wobei das Problem eigentlich dadurch entsteht, dass unser Fiat keine normale Handbremse, sondern einen Knopf hat, bei dem man nicht klar erkennt, iss sie nun drin oder iss sie nun nicht drin.
Fazit1: Handbremse war nicht drin
Fazit2: Der Fiat rummst schwer gegen die Wand und wir werden kurz durchgeschüttelt.
Ergebnis: einige Dellen und Kratzer und beide Lichter auf der Fahrerseite hat es herausgehoben, der Kunststoffrahmen ist gebrochen.
Es gelingt mir die Lichter von Hand wieder an die vorgesehene Position zu drücken. Ein Mitarbeiter vom Hotel besieht sich den Schaden am Auto und bestärkt uns, erst mal nichts weiter zu unternehmen.

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Das Auto ist nach dem kosmetischen Eingriff wieder fahrtüchtig, die Lichter funktionieren noch, na ja … Shit Happens, aber es gibt schlimmeres.
Eigentlich hatten wir noch Glück, das nix dramatisches kaputt gegangen ist, was die Weiterfahrt behindert hätte. So endet dieser Tag in einem übrigens sehr gediegenen Hotel in einer schönen mittelalterlichen Stadt, die wir uns morgen Vormittag in Ruhe ansehen, mit einem Paukenschlag der uns aber immerhin mit einem blauen Auge (und grünem Salat auf dem Zimmer  - mit immer noch ausreichend Olivenöl ) davon kommen lässt.

 
Übernachtung:

Hotel El Encanto, Avila, Kastilien-Leon
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 13. Oktober 2019, 14:53:28
Was habt Ihr denn für komische Fototaschen? Die kleine Sony RX100 passt doch problemlos in so eine "Gürteltasche", die kann eigentlich weder abfallen noch kann man sie irgendwo liegen lassen?! Das ist immer mein persönliches, subjektives Kriterium, ob eine Kamera eine "Kompaktkamera" ist: sie muss in so eine kleine Tasche passen, die ich dann am Hosengürtel (auf der rechten Seite) befestigen kann.

Man muss natürlich einen Hosengürtel tragen....
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 13. Oktober 2019, 18:46:18
Ja Rainer, wir haben zwei dieser Gürteltaschen. "Eine Person" trägt sie am Gürtel, die andere nicht.  ;)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Heike Heimo am 13. Oktober 2019, 18:52:03
Blöd so ein Zwischenfall mit dem Auto. Wahrscheinlich gab es nach eurer Rückkehr noch einen kleinen Papierkrieg. Wenigstens blieb es fahrbereit. Gut das kein anderer Betroffen war, dass kann gleich einen halben Tag kosten.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: serendipity am 13. Oktober 2019, 20:05:52
Absolut tolle Eindrücke! Egal wo. Ist alles toll.

Mir geht es genauso, ich bin total begeistert von deinem Bericht und habe mit Peter schon über die Möglichkeit "Spanien" gesprochen - evtl. 2021, da ich dann gerne 3 Wochen mit eigenem PKW machen würde. Ich muss Mal die Möglichkeiten Ferienwohnung/Ferienhaus checken, da das mit Hund sinnvoller ist. Auf jeden Fall nehme ich dann deinen Bericht als Grundlage.

Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad. Das muss noch ein paar Jährchen warten  ;D
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 13. Oktober 2019, 21:46:55
Blöd so ein Zwischenfall mit dem Auto. Wahrscheinlich gab es nach eurer Rückkehr noch einen kleinen Papierkrieg.
Ja, in der Regel muss man diverse Dokumente hochladen u.a. einen Schadensbericht vom Vermieter, den Kreditkartenbeleg, einen Nachweis des Kontoauszugs dass der Betrag abgebucht wurde und Fotos vom Schaden - also am besten selber Fotos machen, dann muss man keine vom Vermieter organiseren.

Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 13. Oktober 2019, 21:49:16
Absolut tolle Eindrücke! Egal wo. Ist alles toll.

Mir geht es genauso, ich bin total begeistert von deinem Bericht und habe mit Peter schon über die Möglichkeit "Spanien" gesprochen - evtl. 2021, da ich dann gerne 3 Wochen mit eigenem PKW machen würde. Ich muss Mal die Möglichkeiten Ferienwohnung/Ferienhaus checken, da das mit Hund sinnvoller ist. Auf jeden Fall nehme ich dann deinen Bericht als Grundlage.

Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad. Das muss noch ein paar Jährchen warten  ;D
Ja im Sommer ist die Ecke nix. - Osterferien sind ideal - also für Lehrer maximal 16 Tage, wenn man alle 3 Wochenenden mitnimmt.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 13. Oktober 2019, 23:07:53
Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad.

Wie erfrischend kühl! In Mönchengladbach war es dieses Jahr im Sommer bis zu 41 Grad....
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 14. Oktober 2019, 16:47:29


7.Tag, Do 29.3.2018


Tagesstrecke: Avila – Ponferrada – Las Medulas – El Ferrol




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Schön, ruhig und entspannt, allerdings auch nur 5°C warm (oder kalt), so präsentiert sich Spaniens höchstgelegene Stadt Avila (1132 m) an diesem Morgen.




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Die Altstadt ist größtenteils Autofrei, auch das trägt zu einem gemütlichen Rundgang durch die mittelalterlichen Gassen bei.




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Hier im Zentrum Spaniens, in Kastillien trifft man auch immer wieder auf den traurigen Helden Don Quijote (im Bild rechts !!!!!). 




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Störche in einer Stadt sind ein gutes Zeichen und unterstreichen, das Avila alles andere als eine hektische laute Stadt ist.



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Gegen Mittag verlassen wir Spaniens höchste Stadt und bewegen uns auf der Autobahn Richtung Nordwesten in gebührendem Abstand vorbei an den Metropolen Valladolid und Leon. 





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Am frühen Nachmittag erreichen wir Ponferrada …




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… mit seiner eindrucksvollen Templerburg aus dem 12.Jahrhundert.




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Seine Bedeutung bekam die 65.000 Einwohner zählende Stadt bereits im 11.Jahrhundert, als der damalige Bischof hier eine Brücke für die Pilger des Jakobswegs bauen ließ.

Der Jakobsweg – im Norden Spaniens, ist ja gefühlt der Grund für 90% der ausländischen Touristen diese Region zu besuchen. Von den vielen Naturwundern, schönen Orten und wundervollen Küsten bekommen die oft gar nichts mit, das ist ja auch gar nicht der Sinn dieser Pilgertour. Es gibt auch nicht den einen Jakobsweg, sondern ein ganzes Netzwerk von Wegen, das sich über West-Europa (vor allem in Deutschland, Frankreich und natürlich Spanien) erstreckt.
Das Ziel (wenn man mal davon absieht, dass ja eigentlich der Weg das Ziel ist) ist die Hauptstadt der Autonomen Region Galizien – Santiago de Compostela – zufälligerweise auch das Ende unserer etwas anderen Pilgerreise – für uns weniger Selbstfindung sondern eher die Suche nach sehenswerten Orten, schönen Momenten, vielen neuen Eindrücken und entspannten freundlichen Menschen. All das findet man in Spanien – und das vielleicht auch besonders hier in den nördlicheren Gebieten Spaniens, die abseits der Süd- und Ostküste weniger von ausländischen Touristenhorden überlaufen sind und sich dementsprechend noch nicht so sehr an die Handtuchkrieger angepasst haben. Das Ziel des Jakobswegs, Santiago de Compostela, soll ja in seiner Kathedrale den Leichnam des Apostels Jakob beherbergen – Anlass für Pilgerreisen und Wallfahren in den Nordwesten Spaniens seit Jahrhunderten.




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Südwestlich, eine halbe Autostunde von Ponferrada entfernt, gönnen wir uns einen kleinen Abstecher von unserer Strecke in den Nordwesten nach Galizien. Das Ziel heißt Las Medulas und ist ein Naturwunder, das allerdings gar nicht von der Natur geschaffen wurde.
Es handelt sich hier eigentlich um einen Akt der Zerstörung und zwar in Form einer alten „Baugrube“ - trotzdem UNESCO Weltkulturerbe – wie geht das denn?
Heute, nach wie vor in der Karwoche, ist der Zugang nicht direkt mit dem eigenen Fahrzeug möglich. Wir müssen ein Ticket kaufen und die letzten wenigen Kilometer den Berg hinauf mit dem Bus zurücklegen. Das Wetter hat sich, wie angekündigt, übel zusammen gezogen.




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Wind und Regen peitschen über den kurzen Weg zum Aussichtspunkt Mirador Orellan …




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… auf die unglaubliche Szenerie aus rot-orangenen Sandtürmen und Spitzen, ...



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… die an manchen Stellen ausgehöhlt und durchlöchert sind.




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In der Ferne sehen wir das gleichnamige Städtchen Las Medulas.




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Nicht natürliche Erosion hat die merkwürdigen Kegel und Spitzen aus einem Gemenge von roter Erde, Steinen und Fels geschaffen, sondern menschlicher Erfindungsreichtum -High Tech von vor zweitausend Jahren. Mit Wasserkraft sprengten die Römer den weichen roten Sandstein, um an die goldhaltigen Schichten zu gelangen. Wie mit Maulwurfsgängen wurde die Erde durchhöhlt, um den Bedarf und die Gier der römischen Herren nach dem Edelmetall, aus dem sie ihre Münzen prägten und Schmuck fertigen ließen, zu sättigen





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Was wir heute sehen, blieb da stehen, wo der Druck der Wassermassen die Berge nicht vollständig zerreißen konnte. Nach heutigen Berechnungen bewegten die Römer in den 200 Jahren ihres Bergbaus hier 93 Millionen Kubikmeter Erde um rund 4700 Kilogramm Gold herauszuwaschen.
Las Medulas wirkt wie ein abstraktes Kunstwerk. Doch es ist ein zugängliches Kunstwerk mit Wanderwegen, die man auch vom Aussichtspunkt erkennen kann und die uns trotz des schlechten Wetters locken.





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Ein rutschiger, matschiger und deshalb für die Reinheit unserer Gewänder nicht ganz ungefährlicher Pfad führt uns hinab ins Tal.





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Besonders beeindruckend wirken hier unten die knorrigen, fast mystischen Stämme der zahlreichen Esskastanien, die im Gesamtkunstwerk Las Medulas wie Installationen wirken, die gezielt  hierher in die Landschaft gestellt wurden, um den surrealen Eindruck dieser Gegend noch zu verstärken.
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Der erzwungene Bustransfer hat jetzt aber auch einen Vorteil – wir müssen nicht wieder hinauf zum Mirador, sondern können zum Versorgungsörtchen Las Medulas wandern und uns von dort mit einem anderen Bus zurück zu unserem Auto kutschieren lassen.

Die letzte Etappe bedeutet noch mal einige Kilometer auf der Autobahn bei Dauerregen.
Nach gut 2 Stunden erreichen wir unser Hotel an der Westküste in Ferrol.
Für den nächsten Tag ist auch wieder großräumig starker Niederschlag angedroht. Es gilt also irgendwo ein Regenloch zu finden und sich ansonsten eben bei Regen durchzuschlagen.
Wohl kein Tag, an dem man Angst vor einem Sonnenbrand haben muss ...
 
 
Übernachtung:

Hotel Valencia, Ferrol, Galizien
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Christina am 14. Oktober 2019, 18:54:44
Das war ja ein Ritt durch unglaublich tolle Städte und Landschaften. Und nur weniges davon kenne ich (sowieso nur dem Namen nach) - also Spanien bietet noch Stoff für sehr viele Urlaube, ich bin absolut begeistert.

Doof euer Pannen-Tag, aber zum Glück nicht wirklich etwas schlimmes, wie Verletzungen oder verlorene Unterlagen, SD Karten o.ä. Ich hoffe, ihr hattet eine Kaskoversicherung ohne SB?

Rainer, Reisen in Europa wie in den USA mit regelmässigen Hotelwechseln sind auf jeden Fall möglich (zur Frage, wie behindertengerecht es ist, kann ich allerdings nichts sagen). Paula hat hier ja einige Berichte eingestellt, über solche Reisen (ich meine Frankreich und Belgien, Niederlande), ich habe mit Peter 2010 eine zwei Wochen Tour durch Luxemburg, Belgien und Frankreich gemacht. Dank Internet ist das auch hinsichtlich spontaner Hotelbuchungen gut möglich, das war in den 90iger Jahren noch der Unterschied zu den USA/Kanada, wo man einfach die "Motel-Distrikte" der jeweiligen Städte angefahren hat und sich ein Hotel gesucht hat, in Europa muss meist irgendwie vorher wissen, wo sich Hotels befinden (aber eben durch das Internet heute kein Problem mehr). Da die Entfernungen zwischen Sehenswürdigkeiten in Europa aber wesentlich kleiner sind, als in den USA, bevorzugen wir inzwischen je nach Dauer der Reise, einen oder zwei feste Standorte, da es dann von dort genug zu sehen gibt.

Horst, aus meiner Sicht ist auch Frankreich abseits von Paris und der Mittelmeerküste und außerhalb der französischen Schulferien noch ein "Geheimtipp", auf unseren Reisen dort in den letzten Jahren, waren wir oft fast alleine unterwegs.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: serendipity am 14. Oktober 2019, 22:08:24
Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad.

Wie erfrischend kühl! In Mönchengladbach war es dieses Jahr im Sommer bis zu 41 Grad....

Joa, aber nach Mönchengladbach möchte ich bei diesen Temperaturen auch keine Reise unternehmen ...

Du hast insofern Recht, dass wir in den beiden letzten Jahren hier in Deutschland im Sommer oft Temperaturen über 30 Grad hatten. Bin ich jedoch zuhause, kann ich diesen mit vielfältigen Methoden entgegen wirken: Außendusche, mich im Inneren zurückziehen usw.  Aber in Spanien möchte ich mich natürlich nicht zurückziehen, sondern das Land und die Landschaft genießen ... bei über 30 Grad habe ich mittlerweile damit ein Problem, vor fünf Jahren war das noch ganz anders - vielleicht werde ich auch einfach alt  ;D
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Silvia am 15. Oktober 2019, 08:45:44
Es gibt Tage, da gelingt alles, egal wie man sich anstellt – da passt es einfach.
Heute ist nicht so ein Tag … wobei der Tag nicht unbedingt was dafür kann – heute ist es einfach so, dass man bei seinen eigenen Handlungen aufpassen sollte … das war uns allerdings erst am Ende des Tages so richtig bewusst.

 :lach:  Kenn ich - an manchen Tagen wäre es besser gewesen, man bliebe im Bett!!

Ansonsten wieder herrliche Eindrücke, sowohl von Stadt und Natur   :happy:
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 15. Oktober 2019, 13:00:01
Joa, aber nach Mönchengladbach möchte ich bei diesen Temperaturen auch keine Reise unternehmen ...

Ehrlich gesagt würde ich auch bei anderen  Temperaturen keine Reise nach Mönchengladbach unternehmen ...  :totlach:

@Horst: Das ist ja nun wirklich ein Zufall - wir haben vor einem Jahr auf der Kreuzfahrt justament genau in Ferrol angelegt... (theoretisch hättest Du Kreuzfahrtschiffe sehen können, da legen eigentlich alle Schiffe an, die dort entlang eine Route fahren). Wir hatten aber kaltes Nieselwetter und sind nur ein paar Straßenzüge durch die Fußgängerzone gelatscht. Wenn ich Deine Fotos sehe, weiß ich, dass ich nochmal mit dem Auto nach Spanien muss (was ja eigentlich auch nicht wirklich eine neue Erkenntnis ist, aber jetzt habe ich Infos aus erster Hand!).
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 15. Oktober 2019, 18:21:44
Wir hatten aber kaltes Nieselwetter
Ja -  das Wetter in all seinen Schattierungen wird auch ein Thema am folgenden Tag sein und das überwiegend schlechte Wetter im Norden war ja mitbestimmend für diese Tour.
In der Fußgängerzone von Ferrol waren wir nicht - aber das wäre natürlich ein Klopper gewesen wenn wir uns da begegnet wären.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 17. Oktober 2019, 19:14:16


8.Tag, Fr 30.3.2018



Tagesstrecke: El Ferrol – Faro Cabo Prionorio – A Coruna – Kap Fisterra – Cascada de Ezaro – El Ferrol



Diesen Tag beginnen wir betont gemütlich. Beim Blick aus dem Fenster ist die Motivation in hektischen Aktionismus zu verfallen auch begrenzt -  es gießt aus Kübeln.
Da kombiniert es sich gut, dass wir heute das erste Mal sogar ein Frühstück inkludiert haben. 4 Apps befinden sich zum Thema Wetter auf meinem Handy – und selbst wenn ich ihnen drohe, sie alle zu löschen – keine mag mir wirklich irgendwo viel Hoffnung auf regenfreie Momente machen. Am Nachmittag könnte es am Kap Finisterre vielleicht mal eine Duschpause geben. Ansonsten- egal in welche Himmelsrichtung das gleiche – Regen.



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Trotzdem raffen wir uns auf. Die Regenjacken sind ja noch von gestern griffbereit – wir fahren los und wollen nach einigen Tagen im Inland wieder Küste sehen. Die gibt es, dazu mit einem feschen Leuchtturm an der Cabo Priorino. Noch beeindruckender sind die Wellenberge,die unaufhörlich auf die Felsen und Steilküsten klatschen und sich mit weißer Gischt hoch auftürmen. Ein echtes Schauspiel hier an der Costa da Morte – der Todesküste – so martialisch benannt, weil es hier ungewöhnlich viele Schiffsunglücke und Todesopfer gab.
Bei dem Wellengang kein Wunder …


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Bei miesem Wetter ist eine Stadt ja oft noch am besten. Also entscheiden wir uns für die Fahrt nach A Coruna, die sich auf der südlichen Seite der Ria de Betanzos befindet.
Übrigens – eine Ria „ist ein Küstentyp mit einer schmalen und langen, tief in das Land eindringenden Meeresbucht.“
Wer jetzt sagt – na ja ein Fjord halt – dem muss im Klugscheißermodus angemerkt werden, dass im Gegensatz zu Fjorden eine Ria nicht durch Gletscher gebildet wurde.
Alleine wegen A Coruna würde man sich sicher nicht in ein Flugzeug setzen, aber die Stadt ist ganz nett, gilt als Surferhochburg, ist spanisch-typisch entspannt und hat auch fast spanisch-typisch ein UNESCO-Welterbe im Programm. Spanien liegt bei diesen UNESCO-Stätten weltweit im übrigen hinter Italien auf Rang 2 mit 42 dieser erhaltenswerten Orte.



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Also klar, wohin uns unsere Fahrt durch A Coruna führen soll – zum Wahrzeichen der Stadt, dem sogenannten Torre de Hercules, dem Herkules-Turm hinaus zur Küste. Vor uns waren hier vor allem Phönizier, Kelten und natürlich die Römer, die den Turm im 2.Jahrhundert errichteten. Damals war halt noch Wertarbeit – nicht so wie heute, wo alles einen Tag nach dem Auslaufen der letzten Garantie seinen Geist aufgibt und weggeschmissen werden muss. Heutzutage beim Qualitätsmanagement geht es wohl oft  hauptsächlich darum sicher zu stellen,  dass das Produkt auch zuverlässig nach 2 Jahren kaputt geht …




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Wir ziehen die Regenkapuzen auf und laufen in Richtung des alten Turmes.





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Eine überraschend schöne Gegend mit herrlichem, fast spektakulärem Küstenverlauf.




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Sogar der Regen hört für den Moment auf, so dass wir weiter entlang der Küste nach Osten …




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... zu den Menhires por la Paz, den Skulpturen aus Granit von Manolo Paz spazieren können.




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(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc00654cejuf.jpg)
Immer wieder gibt es einen kurzen Regenguss, aber dazwischen spendiert der Himmel Zauberlicht – ein echter Glücksfall – und das macht uns großen Spaß hier.





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(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc01799u6jak.jpg)
Als wir zum Aufbruch blasen, öffnet auch der Himmel wieder seine Pforten und der nächste Dauerregen steht an. Kein Problem – wir fahren weiter nach Süden.
Unterwegs treffen wir immer wieder auf die pittoresken Kornspeicher namens Horreo, …




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc006789ykfa.jpg)
 ...die typisch für die nordwestspanischen Provinzen Galizien, Asturien und Leon sind.






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Unser Ziel ist das Ziel vieler in Galizien - das Kap Finisterre – das „Ende der Welt“.
Die Klippen und der Leuchtturm des Kap Finisterre bilden vermeintlich das wortwörtliche Ende der iberischen Insel und des westlichen Festlandeuropas (wobei das nicht ganz stimmt, das liegt in Portugal ein paar Kilometer weiter südwestlich am Cabo da Roca).




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Viele Sagen und Legenden ranken sich um diesen magischen Ort und es soll manchen Besucher gegeben haben, der Unglaubliches von den Klippen entdeckte. Was davon auch immer wahr sein mag, Fakt ist, dass Finisterre zu einer der schönsten Küsten Galiziens gehört, ...




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc00701onkkg.jpg)
... an dem sich viele Jakobs-Pilger über das Jahr hin einfinden und ihr Schuhwerk, das sie auf der Wanderung trugen „in die Freiheit entlassen“.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc00694-bearbeitet-bv2kwm.jpg)



(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc00741tfk8l.jpg)
Historisch ist Finisterre aber aus einem ganz anderem Grund Endziel der Jakobwanderer. Die Jakobsmuschel gehört schon seit Urzeiten zur Tradition des Jakobswegs und ist Erkennungszeichen aller Pilger. Kann man sie heutzutage ganz einfach in Santiago de Compostela, oder anderen Stationen auf dem Jakobsweg kaufen, so mussten die Pilger früher die beschwerliche Reise nach Finisterre auf sich nehmen. Erst dort konnten sie sich eine der Jakobsmuscheln aus dem Meer holen, als Beweis, dass sie den langen Weg bis nach Santiago de Compostela gemeistert haben.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc0069672kdg.jpg)
Auch wir werden belohnt, dass wir den Weg hierher nach Finisterre (wenn auch mit Motorunterstützung) gemeistert haben -  es regnet nicht (oder nur ein paar Tröpfchen), die Sonne scheint durch die Wolken und es gibt sogar noch einen Regenbogen – schon der zweite auf dieser Reise. Allerdings pfeift hier auch der Wind über die Halbinsel des Kaps, dass man schon aufpassen muss, nicht vom Felsen geweht zu werden.




(https://www.eumerika.de/abload.de/img/dsc00744vqja4.jpg)
Von Finisterre fahren wir nicht direkt zurück nach Ferrol obwohl es schon spät ist – ich habe mir noch fest eingebildet einen Wasserfall sehen zu müssen. Just nachdem wir den Parkplatz am Ezaro Wasserfall erreichen und ich mir den Fotoapparat griffbereit um den Hals hänge und den Weg zur Aussichtsplattform des Wasserfalls antrete, kommt so ein heftiger Regenguss herab, frei nach dem Motto – zu viel Gier wird bestraft. Mehr oder weniger patschnass nehme ich wieder Platz im Wagen.
So endet ein Tag, der viel zu bieten hatte. Viel Wetter, viel Landschaft, viel Geschichte und Geschichten und die Bestätigung, dass unverhofft doch immer was tolles passieren kann, man muss sich nur aufraffen …


Übernachtung:

Hotel Valencia, Ferrol, Galizien
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Susan am 17. Oktober 2019, 21:02:03
Der Bericht kommt ja jetzt wie Faust auf Auge  ;)

Einige der Strecken in Zentralspanien sind wir grad (mal wieder) gefahren und dachten uns, dass es doch spannend sein müsste, da mal länger Zeit zu verbringen. Und schon lieferst du uns Anreize und Ziele  ;D  Also ist die Herbstour 2020 so gut wie gebongt.

Schöne Eindrücke und tolle Bilder von einer eher unbekannten Gegend  :thumb: Bis auf den Pannentag und den ein oder anderen Guss war das doch ein prima Überraschungsei  ;D
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 17. Oktober 2019, 21:24:30
Hi Susan,

ja, dafür dass die Tour rein aus der Not geboren wurde war sie wirklich toll und hat den Blick für Regionen Spaniens geöffnet, die noch "Munition" für einige Reisen bieten. :)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 18. Oktober 2019, 17:37:35


9.Tag, Sa 31.3.2018



Tagesstrecke: El Ferrol – Vixia Herbeira - Faro Cabo Ortegal – Acantilados de Loiba – Santiago de Compostela




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Nach dem Frühstück im Hotel geht es gegen 10 Uhr (also auch heute wieder recht gemütlich) und nach dem Auschecken aus dem Hotel, Richtung Nordküste Galiziens.
Regen sollte heute eher die Ausnahme sein, auf Sonne dürfen wir hoffen, also eine erfreuliche Perspektive für unseren letzten kompletten Reise-Tag (morgen gibt es vor dem Heimflug nur noch einen kurzen Santiago-Rundgang) dieser Überraschungs-Ei-Tour.






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Als erstes geht es gleich mal an einer der vielen Möglichkeiten an den Strand …




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 ... aber bei 15° ohne Badehose und Liege sondern nur für einen kleinen Spaziergang und Entdeckungstour zwischen meerumspülten Felsen.






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Immer wieder gibt es an der Nordküste die Möglichkeit eine Stichstraße an die Küste oder zu einem Leuchtturm zu nehmen. Nach Lust und Laune gondeln wir ein wenig die Gegend ab, halten für ein paar Fotos und orientieren uns dann nach Osten zur Serra de Capelada – einer Gebirgskette an der Nordküste, deren landschaftlicher Höhepunkt Klippen mit einer Höhe von 620 m sind und die man auf ihrer Hochfläche entlang der Küste, mit unzähligen Aussichtspunkten gesäumt, erleben kann.




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Hier oben gibt es auch immer wieder Wildpferde, zum Teil direkt an der Straße und unzählige Kühe, zwischen deren Hinterlassenschaften man an den Aussichtspunkten Slalom laufen darf.




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Der Blick auf die Küste wie bei Chao do Monte oder O Cruceiro ist aber den einen oder anderen Hüftschwung wert.





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Den Höchsten Punkt erreicht man am Monte Hebreira wo sich ein kleiner „Kittelwascher“ abregnet – heute zum Glück das einzige Mal.








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Das ist schon bemerkenswert, denn unser nächster Halt gilt als einer der regenreichsten Orte Europas. Es geht ans Kap Ortegal, dem Punkt, an dem die Biskaya und der Atlantische Ozean zusammentreffen.
Die Natur hat sich mal wieder Mühe gegeben. In der Verlängerung der Landspitze erstrecken sich hintereinander drei Felsgipfel, die Aguillóns. Ptolemäus (ein Mathe-Nerd vor rund 2000 Jahren als die Griechen noch die Nummer 1 im Rechnen waren und wussten das zu viel Minus schlecht ist) nannte sie im ersten Jahrhundert Trileuco, die drei Weißen. Der Name könnte von der weißen Gischt herrühren, die diese Felsen umschäumt. Eine andere Erklärung besagt, dass die Felsen vom Guano der dort nistenden Vögel, weiß gefärbt waren.




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In Ortigueira einem hübschen Hafenort an der Ria Ortigueira legen wir einen Stop für einen Kaffee und einen kleinen Snack ein. Gar nicht so einfach ein freies Plätzchen zu bekommen. Die Bars sind voll – die einheimische Bevölkerung trifft sich anläßlich des Karsamstags in den Bars und Kneipen des Ortes.




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Von befreundeten Fotografen war uns ein ungewöhnlicher, im Meer stehender Doppelfelsbogen für diesen Küstenabschnitt genannt worden. 



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Der zeigt sich am Mirador de Pena Furada, zu dem eine Piste führt, die zwar letztendlich unproblematisch ist aber man sich schon unterwegs fragt, wo man da jetzt eigentlich rauskommt. Es würde uns nicht überraschen wenn jetzt ein Hinweisschild käme, „zum Ende der Welt noch 1km“.
Als wir an einem Bauernhof landen, an dem ein Bauer gerade seinen Esel mit der Heugabel mit Heu belädt, hat das schon wirklich etwas von am Ende der Welt angelangt zu sein.



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Die Aussicht vom Mirador Pena Furada (ungekennzeichnet, führt einfach ein Pfad an die Küstenklippen) ist toll.



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Die Aussicht wird sich aber gleich noch steigern, denn wir fahren die Piste  noch weiter nach Osten, zu den Acantilados de Loiba!



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Das Bänkchen am Aussichtspunkt hat in Insiderkreisen scheinbar Kultstatus. Hierher hat es doch einige Leute auf einer leichter zu bewältigenden Teerstraße geführt, es ist an diesem Karsamstag gut was los und alle wollen ihr Foto mit der Bank.
So ist das in Internetzeiten – nur ungewöhnlich, dass mal eine Holzbank zum Star wird.
„Die beste Bank der Welt“ hat eine schottische Band nach einem Festival im Örtchen Loiba auf diese Bank gekritzelt und der Spruch ist im Web viral gegangen.




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Der Blick von der „besten Bank der Welt“ ist auch wirklich selten schön. Es gibt schlechtere Orte seine Mittagspause zu verbringen.
In beide Blickrichtungen ragen spektakulär Felsen aus dem Meer die sich den Wellenbergen entgegenstemmen.





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Wir spazieren die Küste entlang und finden immer wieder herrliche Ausblicke, die wir abseits der berühmten Bank auch alleine genießen können.




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Der Nachmittag ist bereits gut voran geschritten. Es steht die letzte Etappe dieser Reise nach Santiago den Compostela an. Die 2 Stunden Fahrt unterbrechen wir noch einmal in einem kleinen Nest und checken dann Im Hotel ein, bringen den Wagen, der letztendlich nach seiner Kopfnuss gut durchgehalten hat ins Parkhaus und verkosten einige unserer Reste auf dem Zimmer, wobei auch unsere treue Orange mal wieder zum Vorschein kommt. Die wird aber – wie man es hier im Westen Galiziens macht, zwar nicht als Schuh am Kap Finisterre, sondern eben hier im Hotel, vielleicht für den Nächsten der einen Talisman braucht, zurück gelassen.

Übernachtung:
Pension O Xardin de Julia, Santiago de Compostela, Galizien
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Christina am 18. Oktober 2019, 18:01:03
Auch wenn der Wind und die Regengüsse zwischendurch vor Ort den Aufenthalt sicher nicht unbedingt angenehm gemacht haben, rein optisch waren es zwei wunderbare Tage, die den vorherigen sonnigen Tagen in nichts nachstehen. Die Küste mit den Felsen davor im Meer erinnert mich ein bisschen an den Nordwesten der USA, gerade bei der "Internet" Bank.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 18. Oktober 2019, 18:15:03
Hi Christina,

wenn man im Sonnenschein unterwegs, ist man vielleicht einen Tick entspannter und kann zudem die Sonne genießen, bezüglich Fotografieren ist schlechtes Wetter (mit mal einem Sonnenstrahl) oft besser, da es dramatische Licht- und Wolkenstimmungen liefert.
Insgesamt nach Veränderung der Route hat es auf jedenfall gepasst mit dem Wetter so wie es war. :)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Silvia am 20. Oktober 2019, 13:58:41
Ich hab jetzt auch wieder nachgelesen, gefällt mir gut die "Ecke", wobei ihr ja teilw. ziemliche Strecken gefahren seid um dem Regen zu entkommen. Küsten und Leuchttürme finde ich immer toll    :thumb:   
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: serendipity am 20. Oktober 2019, 17:16:33
Herrje Horst, du weißt ja gar nicht, was du mit deinem Bericht tust :) - Ich muss dahin! Und somit hast du die
Sommerferien 2021 schon verbucht.

Ich bin so begeistert und glaube, die wenigsten Menschen erwarten diese Landschaft in Spanien. Diese Vielfältigkeit der Landschaft in Verbindung mit historischen Städten und gutem Essen und Wein - ok, in Italien gibt es das auch. Mir schwebt eine dreiwöchige Tour mit jeweils zwei Tagen für An- und Abreise mit dem eigenen Auto an - da kann man sich auch in Frankreich noch ein wenig etwas ansehen  :)

In der roten Jacke mag ich dich am liebsten!
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Paula am 20. Oktober 2019, 18:25:36
Hallo Horst,

Das ist ja wirklich eine erstaunliche Reise. Wie gut wenn man flexibel ist und dem schlechten Wetter ausweichen kann. Uns ging es mal ähnlich mit einem Bretagne-Urlaub der ungeplanterweise in Südfrankreich endete weil es in der Bretagne nur noch geregnet hat.
Was mich jetzt besonders überrascht hat ist Avila, das scheint ja wirklich eine tolle Stadt zu sein und erinnert mich auf den ersten Blick an Carcassonne. Und einem kann ich auch voll und ganz zustimmen: die Spanier sind total angenehme, nette und hilfsbereite Leute und schon allein deshalb steht Spanien hoch oben auf unserer Wunschliste.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 20. Oktober 2019, 21:40:50
Ich hab jetzt auch wieder nachgelesen, gefällt mir gut die "Ecke", wobei ihr ja teilw. ziemliche Strecken gefahren seid um dem Regen zu entkommen.
Das stimmt aber immer noch besser als eine Woche im Dauerregen zu verbringen.  ;)
Geplant wäre die Tour anders abgelaufen und zu große Strecken mag ich eigentlich auch nicht mehr fahren.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 20. Oktober 2019, 21:43:47
Herrje Horst, du weißt ja gar nicht, was du mit deinem Bericht tust :) - Ich muss dahin! Und somit hast du die
Sommerferien 2021 schon verbucht.

Wenn Du wüsstest, was ich in Zentral-Ost-Spanien inzwischen alles auf meinem Zettel habe  ;) - da sind inzwischen Ziele für mindestens 2-3 Reisen zusammen gekommen.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 20. Oktober 2019, 21:45:59
Was mich jetzt besonders überrascht hat ist Avila, das scheint ja wirklich eine tolle Stadt zu sein
Kann ich bestätigen und durch die Höhe angenehme Temperaturen.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 20. Oktober 2019, 21:52:11
10.Tag, So 1.4.2018




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Heute stehen wir noch einmal früh auf. Zumindest eine kleine Runde wollen wir durch die Altstadt des berühmten Santiago de Compostela drehen. Unser Flug geht mittags, deshalb sind wir kurz nach Sonnenaufgang auf den Beinen und steuern die nur einen Steinwurf von unserem Hotel entfernte historische Altstadt an.




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Natürlich ist es jetzt am Morgen noch fast wie ausgestorben, die Läden haben  noch geschlossen, es sind kaum Passanten unterwegs.




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Trotzdem fällt schon auf, dass die Stadt äußerst sehenswert ist und natürlich schon immer gut durch den Tourismus verdient hat.




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Gewaltig wirkt die große Kathedrale, …



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… zu der die Muschelsymbole auf dem Kopfsteinpflaster in den Gassen führen.




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Die Kathedrale und darin die Gebeine des heiligen Jakob, ist das Ziel der Pilger am Jakobsweg. Dieser Weg dürfte für die Stadt das größte Geschenk sein, das man sich denken kann und das alles wegen ein paar Beinknochen in einem Grab, dass man vor 1200 Jahren gefunden hat. Im Mittelalter pilgerten sogar mehr Menschen nach Santiago als nach Jerusalem.
Hier in Compostela erhalten die Pilger auch ihre Urkunde wenn sie brav alle Stempel unterwegs gesammelt haben.
Compostela mit 100.000 Einwohnern auch Hauptstadt der autonomen Region Galizien wurde von der UNESCO (tja, mal wieder) zum Weltkulturerbe erklärt. Der Camino de Santiago (Jakobsweg) wurde zwei Jahre später zum ersten europäischen Kulturweg erhoben. Ich wusste gar nicht dass es sowas gibt.






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Als wir die erste große Chinesengruppe entdecken werden wir daran erinnert, dass es Zeit wird den geordneten Rückzug anzutreten. Santiago hätten wir uns gerne länger angesehen aber besser so, als gar nicht und die Tour hat nun mal nicht mehr Tage.  Dafür haben wir viele andere tolle Ziele gesehen – dazu weiter unten noch mal was.

Die Fahrt vom Hotel zum etwas außerhalb der Stadt befindlichen Flughafen, dauert nur eine halbe Stunde. Bei der Abgabe des Mietwagens weise ich darauf hin, dass das  Fahrzeug beschädigt wurde, und zeige der Mitarbeiterin auch die Lampen. Die nimmt sie aber gar nicht zur Kenntnis, sondern interessiert sich nur für einen Kratzer am Außen-Spiegel.
Von mir aus … sowieso egal, ein Fall für die Versicherung, der im übrigen schon etwas aufständisch ist. Beim Vermieter Holiday Autos (Sitz Irland) einen Deutsch sprechenden Mitarbeiter an die Muschel zu bekommen – nicht ganz einfach. Einen Mitarbeiter der zuständigen Versicherung (auch Sitz Irland) zu bekommen – gar unmöglich. Selbst meine E-Mail kommt als unzustellbar zurück. Läuft alles über ein Online-Formular – bei dem man sich registrieren muss, zig Dokumente hochladen muss, dann nochmal aufgefordert wird Dokumente hochzuladen und dann nochmal. Nach diesem Online-Kraftakt und weil ich zum Glück alles hatte was denen eingefallen ist – wurde der Schaden reguliert.
Nächstes mal wieder „billiger-mietwagen.de“ mit besserem Versicherungs-Support.




Ausführliches Fazit:

Eine Reise nach Spanien ist prinzipiell immer schön. Das liegt auch an den Menschen die einerseits sehr entspannt, andererseits hilfsbereit, nachsichtig mit Ausländern und anders als teilweise andere Südländer, überhaupt nicht aufdringlich sind.
Dazu bietet Spanien eine schier unglaubliche Vielfalt an Kultur, Geschichte, historischen und modernen Bauwerken, überhaupt tollen Städte, dazu aber immer wieder überraschende, abwechslungsreiche Natur nicht nur an den Küsten, die im Norden ja absolut grandios sind. Schneebedeckte Berge, Wüsten, Seenlandschaften, Olivenhaine, Wasserfälle, Canyons … eigentlich fast unvorstellbar, dass hier nicht für jeden was dabei ist.
Unsere Tour sollte ja eigentlich in den Norden führen und die Regionen dort (Kantabrien und Asturien) näher erkunden. Das fiel dem Wetter zum Opfer aber die Alternative hat mir so gut gefallen, dass ich gerne noch mehr aus der Zentralregion Spaniens kennen lernen möchte. Auch die Ziele die diesmal im Norden nicht geklappt haben, sind nicht  vom Schirm.

Erkenntnisse/Plus & Minus:
- Das Wetter war für den Norden Ende März zu schlecht  - vor allem wenn man auch in den höheren Regionen und nicht nur an der Küste unterwegs sein will.
- Das Landesinnere ist sehr dünn besiedelt und man fährt durch viele ländliche arme Gegenden, manche Orte wirken verlassen
- Sprache/Verständigung: Man kommt in Spanien außerhalb der bekannten Touristenziele mit Englisch nicht immer wirklich voran. Mit einer Mischung aus Spanisch-Bruchstücken, Handy-Übersetzung, Hand-und-Fuß-Gestick und guter Laune, klappt das irgendwie trotzdem. Die Spanier haben Geduld und viel Toleranz.
Richtig Englisch wird in Spanien vielleicht in einem Fremdsprachenkino gesprochen – Englisch ist typisch südländisch – nicht verbreitet (auch nicht bei den Jungen).
In Städten wo man auch auf Ausländer vorbereitet ist wie in Toledo oder Avila ist es deutlich besser.
- Die Autobahnen sind im Gegensatz zu uns völlig leer
- Spanien ist entspannt und entspannt auch seinen Besucher





Schwer zu sagen was diesmal am stärksten war.

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Letztendlich finde ich Sakoneta bei Ebbe schon absolut sensationell

Weitere Highlights der Tour waren für mich:

- die Küste bei Barrika (bei Ebbe) und der Zungenbrecher San Juan „G...“
- Toledo mit seiner Lage herausragend schön, wenn auch etwas überlaufen
- Weil in der Landschaft so unerwartet, ist für mich auch der Barranco de Burujon ein absolutes Fest für die Augen.
- Las Medulas: toller Aussichtspunkt aber unbedingt wegen den alten verwitterten Bäumen das Gebiet auch von unten ansehen
- Unerwartet schön und durch die Kunstinstallation abwechslungsreich ist die Küste am Herkulesturm in A Coruna
- die schönste Ecke Galiziens sind die Acantiladas de Loiba
- wer nach Galizien reist, muss auch ans Kap Finisterre!



Die Tour war ein österliches Überraschungsei. Anders als sonst war da kein popliger Kunststoff aus China drin sondern tolle Landschaften, Städte die fast vor Kultur und Geschichte platzen und Küstenregionen die zu dieser Jahreszeit von großen Wellen, die an die Küste und ihre oftmals wie kleine Soldaten davorstehenden Felsen, krachen.
Die Route war extrem abwechslungsreich nur mit 2600 km für 10 Tage zu viel Fahrerei.
Das war so ja nicht geplant – aber Spanien sieht uns hoffentlich wieder.
Ein schönes Land und liebe Leute.



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So, die Rote Jacke hat fertig  ;)
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Silv am 21. Oktober 2019, 07:08:50
So, die Rote Jacke hat fertig  ;)

 :thumb:
Vielen Dank fürs Mitnehmen. Bin momentan sehr schreibfaul, habe aber immer mitgelesen. Mir hat's sehr gut gefallen!
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Christina am 21. Oktober 2019, 19:47:08
Horst, vielen Dank für einen weiteren (!) Bericht, der mir schon wieder (!) ein Reiseziel mehr auf meine Liste gebracht hat, nach Irland nun auch noch Nord- und Zentralspanien  ;D, wobei ich Santiago de Compostela wegen zu viel Rummel und Hype darum auslassen würde und mich die Küste am meisten angesprochen hat.

Mal sehen, wann es bei uns klappt, wir würden dann vermutlich auch fliegen wie ihr.

Schön, dass mit dem Schaden am Auto schließlich noch alles gut für euch ausging, für mich aber eine erneute Bestätigung, nur über den ADAC zu buchen, da hat man (so zumindest meine Erfahrung) immer deutschsprachige, kompetente Leute am Telefon.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Susan am 21. Oktober 2019, 21:59:52
Herzlichen Dank für den interessanten Reisebericht, bin sehr gern mitgefahren.

Das waren tolle Eindrücke aus einer Gegend Spaniens, durch die wir bisher meist leider nur durch gebraust sind. Das war eine schöne Mischung zwischen spannender Küste und geschichtsträchtigen Städten, ganz nach meinem Geschmack!

Ansonsten geht es mir wie Christina - demnächt wird es wohl ein paar "Folge Horsts Spuren"-Touren geben  :zwinker: Besonders, wenn dann noch der Schweizbericht kommt  :floet: 

 :danke:
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: serendipity am 22. Oktober 2019, 16:58:35
Vielen lieben Dank, für den tollen Bericht!

Mir hat es so gut gefallen, dass ich zunächst für den Sommer 2021 einen dreiwöchigen Trip nach Nordspanien planen werde mit jeweils zwei Anfahrts- und Abfahrtstagen und Übernachtungen in Frankreich - denn da habe ich auch noch ganz viel offene Punkte  ;)

Ich bin sehr gerne mit euch gereist und habe die vielfältigen Eindrücke genossen!
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 22. Oktober 2019, 19:54:46
Freut mich, dass es Euch gefallen hat und wir eine weniger bekannte Ecke beleuchten konnten.  :)



Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 22. Oktober 2019, 21:09:36
Wie bitte? Schon wieder vorbei? Ich bin ein Trottel, ich habe das nicht richtig gelesen.

Ja man, natürlich wieder mal eine herrliche, wunderbare "Horst-Dokumentation", wie ich sie seit vielen Jahre liebe, aber VIEL ZU KURZ! Nimm nächstes Mal eine Tüte mehr Zeit mit! Das ist für alle Beteiligten definitiv eine Steigerung. Mehr kann ich nicht dazu beitragen (armselig, ich weiß). Wir müssen mal "in medias res" gehen und privat ein Treffen gebacken bekommen. Die Zeit läuft uns immer wieder weg.

Liebe Grüße von
Rainer & Sylvia
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 23. Oktober 2019, 18:36:16
Ja, Zeit wird zunehmend wertvoller ... und gerade auf Reisen wäre noch mehr und noch länger wünschenswert.
Man macht halt was man kann und das ist ja mehr als das, was bei vielen Anderen geht.
Die längere Reise gibt es eher wieder im Sommer (Schweiz dieses Jahr war mit 2 Wochen auch etwas länger) und da hoffe ich ja, dass es 2020 mal wieder was mit Vulkanhausen wird.

Ansonsten melde ich mich demnächst mal wieder bei Dir ...


Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Rainer am 23. Oktober 2019, 20:01:46
und da hoffe ich ja, dass es 2020 mal wieder was mit Vulkanhausen wird.

Ah - ein Rätsel!

In der Summe der Dinge wahrscheinlich... Island?! Kann aber auch ein Irrtum vom Amt sein, dann vielleicht doch Yellowstone? Aber ich denke, Island kommt eher hin. Ich hoffe, dass Du keine Enttäuschung erleben wirst, ich habe viele schreckliche Dinge gelesen über den "Übertourismus" in Island. Da sind wir natürlich alle zusammen auch mit Schuld dran. Aber das tröstet nicht wirklich.

P.S.: Gerade trifft eine Nachmeldung ein.... es könnte ja auch Lanzarote werden. Rein geografisch gesehen. Aber ich bleibe dabei, ich setze Island auf Nummer 1.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 23. Oktober 2019, 23:39:27
Ja schon.

Und auch wenn ich dann 7 Jahre nicht da war, habe ich meine Quellen (https://blog.synnatschke.de/europe/iceland/island-wo-selbst-schlechtwetter-wunderschoen-ist/), bin auf dem neuesten Stand und habe schon meinen Plan mit den veränderten Umständen umzugehen. :)


Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Christina am 24. Oktober 2019, 18:28:41
Auch auf Island gibt es vermutlich abseits der typischen Touristenhotspots ruhige Ecken, das Problem sehe ich dort eher bei den teuren Unterkünften und Mietautos. Außerdem habe ich gelesen, dass es seit diesem oder letztem Jahr eine Rückgang beim Tourismus gibt, wie weit das schon spürbar ist, weiß ich natürlich nicht.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Horst am 24. Oktober 2019, 20:44:17
Hi Christina,

alles richtig was du schreibst. Ende August hoffe ich auf ein günstigeres Auto.
Für Zimmer kenne ich Orte die etwas günstiger sind.
Aber alles in allem nicht gerade ein Billig-Urlaub.
Titel: Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
Beitrag von: Heike Heimo am 29. Oktober 2019, 20:08:25
Danke für diesen interessanten Bericht, aus einer Gegend, mit der ich mich noch sehr wenig beschäftigt habe. Jedenfalls einen Besuch wert.