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Allgemeines => Reiseberichte => Thema gestartet von: Christina am 19. Dezember 2022, 17:56:21

Titel: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 19. Dezember 2022, 17:56:21
Hallo Ihr Lieben,

wie immer hab ich einige Zeit gebraucht, aber nun kann ich ein bisschen Sommer Feeling im trüben und kalten Winter verbreiten. Auch wenn viele gerade kaum Zeit fürs Forum zu haben scheinen, hoffe ich auf ein paar Mitreisende in und um Helsinki 10 Tage im Juni/Juli 2022.

Auch wie immer gibt es am Anfang recht viel Text, der aber bald weniger wird. Heute erstmal nur das Vorwort, dafür hab ich auch mal eine Collage gebastelt, damit der Teil nicht ganz bilderlos bleibt.

Vorwort

Es ist Ende April, meine letzte Reise nach Flandern ist gerade mal fünf Wochen her – und schon wieder spüre ich das Fernweh. Eigentlich wollte ich erst im Herbst wieder verreisen, endlich steht im September oder Oktober mal wieder ein Urlaub mit Peter an, aber bis dahin ist es noch so lange hin  ;D und wer weiß schon, was Corona im Herbst macht. Andererseits ist es eher schwierig in den nächsten Monaten einen passenden Reisetermin zu finden, der Mai, eigentlich einer meiner Lieblingsreisemonate wäre dieses Jahr wunderbar nutzbar, ohne das sonst so häufig in diesem Monat liegende Pfingsten. Aber Mai ist eindeutig zu früh nachdem die letzte Reise erst Ende März war. Und Anfang Juni ist dann Pfingsten mit den beiden Donnerstag Feiertagen davor und danach, also Urlaub erst ab dem 20.06 möglich und das ist dann schon mitten in der Sommerreisezeit. Also doch lieber erst im Herbst weg?

Nö, erstmal schauen, ob es nicht doch Möglichkeiten gibt. Irgendwas im «Norden» muss es sein, wegen der Temperaturen, Hitze möchte ich vermeiden. Da stehen einige Ziele auf meiner Liste, Skandinavien, Großbritannien, Irland, Island und Kanada. Die letzten beiden scheiden nach einem Blick auf Flug-, Mietwagen- und Unterkunftspreise und -verfügbarkeiten wieder aus, da wäre eine wesentlich frühere Buchung und auch mehr Planungszeit nötig.

Letztendlich engt sich die Wahl (nach Überprüfung der Preise und der Unterkunftsverfügbarkeiten, letztere als Hinweis darauf, ob mit vielen anderen Reisenden zu rechnen ist) auf Cardiff, Liverpool (in GB kommen bei einer Soloreise nur Städte in Betracht, da ich alleine nicht im Linksverkehr fahren möchte) oder Helsinki ein. Nach längerer Recherche und vielen Grübeleien, entscheide ich mich dann für Helsinki. Also doch Urlaub im Sommer? Ja! Wie es scheint, ist in Helsinki ein Besuch im Sommer möglich, ohne in Touristenmassen zu versinken, zumindest deuten Hotelauslastung und -preise und auch die kaum vorhandenen Papierreiseführer und Onlineberichte dies an.

Der Flugpreis liegt zwar deutlich über dem bisher für innereuropäische Flüge gezahlten, aber die Kröte schlucke ich eben, dafür wird die Bahnfahrt von/zum Flughafen günstiger dank 9 Euro Ticket (auch wenn ich blöderweise zwei Tickets brauche, da ich Ende Juni abfliege und im Juli zurückkomme) und auch die Hotelpreise in Helsinki sind relativ moderat für eine europäische Hauptstadt.

Nach der Entscheidung für Helsinki bin ich länger am Überlegen, ob ich Helsinki auf 2, 3 Tage beschränken und danach/davor eine kleine Rundreise durch den Süden Finnlands machen soll (insgesamt habe ich 10 Tage). Da würde sich für eine Woche eine schöne Route ergeben. Letztlich entscheide ich mich dann für ausschließlich Helsinki als Standort, ein Mietauto ist recht teuer und die Unterkünfte «auf dem Land» ziemlich gut gebucht, z.T. schon ausgebucht und auch dementsprechend höherpreisig als in der Hauptstadt. Bei der Detailplanung wird sich sicherlich der ein oder andere Tagesausflug mit den Öffis ergeben.

Am 1. Mai buche ich schließlich den Flug und die Unterkunft. Nun kann also die Detailplanung beginnen und damit auch die Vorfreude auf den Urlaub. Planung ja, Vorfreude – schon wieder – eingetrübt. In Laufe des Mais häufen sich die Meldungen über völlig überlastete Flughäfen praktisch überall in Europa, es gibt an jedem Punkt zu wenig Personal, endlose Wartezeiten bei Check-in und Kofferabgabe, sowie verspätet oder gar nicht ankommendes Gepäck sind die Folge. Als Konsequenz werden Flüge in großer Zahl gestrichen, täglich erwarte ich eine entsprechende Mail von LH, die aber, ich kann’s kaum glauben, nicht kommt.

Mein Abreisetag rückt näher und die Situation bessert sich überhaupt nicht, im Gegenteil wegen Pfingst- und dann Sommerferien wird es eher noch schlimmer. Ich überlege, ob ich auf irgendeinen späteren Zeitpunkt umbuchen soll (einmal umbuchen ist kostenlos möglich, Tarifdifferenz allerdings zu zahlen), oder ob ich nur mit Handgepäck fliegen soll (sehe ich eigentlich nicht ein, dann hätte ich den günstigeren Light-Tarif buchen können), wie früh ich am Flughafen sein sollte, vielleicht sogar in Flughafen Nähe übernachten?

Und als ob all dies nicht schon genug Anspannung verursacht, entdecke ich am Tag vor Abflug beim letzten Blick auf meine Kreditkartenabbuchungen eine verdächtige Abbuchung von einem Händler in Vilnius über nur EUR 3,39. Das sieht deutlich nach einer Probeabbuchung mit meinen gehackten Kreditkartendaten aus. Und da Litauen doch sehr nah bei Finnland liegt, werden die Daten wohl bei einer meiner Onlinebuchungen bzw. -zahlungen im Zusammenhang mit meinem Urlaub in Helsinki abgegriffen worden sein. Mist, Mist, Mist, jetzt müsste ich die Karte eigentlich sperren lassen, aber erstens schreibt das Hotel, dass es beim Einchecken die Kreditkarte, mit der gebucht wurde, sehen will und zweitens ist dies meine einzige Kreditkarte. Letzteres wäre kein wirkliches Problem, da Finnland in der EU und vor allem im Euro Raum liegt und somit die EC-Karte statt der Kreditkarte genutzt werden könnte. Und nun? Einfach die Abbuchung erstmal ignorieren? Schließlich bin ich nicht verpflichtet, außerhalb der monatlichen Abrechnung meine Abbuchungen zu überprüfen, aber das ist mir dann doch zu heikel. Also rufe ich beim Kreditkartenanbieter an und gerate immerhin an einen sehr hilfsbereiten und verständnisvollen Mitarbeiter, der mich etwas beruhigen kann. Er sieht das Ganze nicht so dramatisch, 3,39 EUR wären ja nicht die Welt und ob da noch was nachkomme, wisse man nicht, ich könne die Karte rein vorsichtshalber sperren lassen oder sie weiternutzen, aber während des Urlaubs täglich die Abbuchungen kontrollieren, und außerdem für den Fall der Fälle etwas mehr Bargeld mitnehmen, an sich wäre ich in Finnland aber auch mit der EC-Karte gut aufgehoben.

Er mailt mir dann das Beschwerdeformular, das ich ausfüllen soll. Ich entscheide mich schließlich, die Karte nicht sperren zu lassen und kreuze auf dem Formular daher «Belastung kann nicht zugeordnet werden» an. Außerdem fahre ich nochmal zur Bank zum Geldabheben, wofür ich eigentlich gar keine Zeit mehr habe und natürlich, wie kann es anders sein, ist der Automat, der am nächsten zu meinem Wohnort liegt außer Betrieb und ich muss nochmal zehn zusätzliche Kilometer zurücklegen.

Zu Corona: während meines Urlaubs gibt es bei der Einreise nach Finnland für Geimpfte keine Einschränkungen, in Finnland gibt es keine (mich als Touristin betreffenden) Corona Regeln, auch keine Maskenpflicht. Bei An- und Abreise gilt im Flugzeug Maskenpflicht (an die sich sowohl Personal als auch Passagiere halten) und auch im Zug nach/von FRA, nicht aber im Flughafen.

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/collage1x3f3g.jpg)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 20. Dezember 2022, 13:10:43
Hallo Christina,

die Fotos gefallen mir, also bin ich dabei  :)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 20. Dezember 2022, 15:53:59
Hallo Christina,

Zitat
Auch wenn viele gerade kaum Zeit fürs Forum zu haben scheinen, hoffe ich auf ein paar Mitreisende in und um Helsinki 10 Tage im Juni/Juli 2022.

das bringt die Vorweihnachtszeit so mit sich, aber ich bin dabei  :adieu:.

Zitat
... dafür hab ich auch mal eine Collage gebastelt

Die ist dir als Appetizer gut gelungen  :thumb:.

Zitat
Er sieht das Ganze nicht so dramatisch, 3,39 EUR wären ja nicht die Welt und ob da noch was nachkomme, wisse man nicht

Bei mir begann das damals mit Kleinbeträgen und steigerte sich. Zum Schluss waren es über 8000 €, die über China usw. abgebucht wurden. Ich hatte das schon öfter, bekam das Geld aber glücklicherweise immer schnell gutgeschrieben.

Ich gehe davon aus, dass das bei dir nicht der Fall war und bin auf den Bericht gespannt.



Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 20. Dezember 2022, 18:10:03
Herzlich willkommen Silvia und Ilona. Morgen startet der erste Tag.

Ilona, das mit der Kreditkarte bei dir hört sich aber nicht gut an, du hast sie also gar nicht sperren lassen, sondern immer nur das Geld zurückgefordert?

Bei mir war es so, dass das Geld nachdem ich diesen Antrag am Tag vor dem Urlaub gestellt hatte, schon während des Urlaubs wieder draufgebucht war (hab schon bei der Kontrolle der Abrechnungen einen Schreck bekommen, da ich dachte, die in Vilnius haben schon wieder abgebucht, bis ich dann das Pluszeichen vor dem Betrag gesehen hab ;D). Und seither gab es bis jetzt keine unberechtigte Abbuchung mehr, daher hab ich die Karte bisher nicht sperren lassen. Vielleicht war das tatsächlich ein Test und nachdem ich den Bertrag zurückgefordert habe, haben sie gemerkt, dass sie damit nicht durchkommen, denn ein Versehen kann so eine Abbuchung ja wohl nicht sein. Oder reicht dafür ein Zahlendreher in der Kreditkartennummer? Ich kenn mich da nicht aus. Bei mir hat vielleicht auch geholfen, dass die Karte dann im Juli zeitlich abgelaufen war, d.h. ich hab dann die neue Karte verwendet, die aber die gleiche Kartennummer hat, aber ein anderes Ablaufdatum (wobei man das ja einfach rekonstruieren kann, wenn man das vorherige Ablaufdatum kennt) und natürlich eine andere CVS Nummer (aber es gibt ja noch genug Shopping Seiten, wo man die gar nicht braucht).
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 20. Dezember 2022, 19:22:12
Hallo Christina,

die Kreditkarte ließ ich sofort sperren, als ich den Missbrauch bemerkte. Da waren die ganzen Abbuchungen schon verbucht. Das ging innerhalb 24 Stunden von Kleinst- bis hohen Beträgen.

Hätte ich die Karte nicht sperren lassen, wären die Abbuchungen weitergegangen. Das war nur ein Unternehmen, das aus vielen Ländern die Abbuchungen veranlasste. Mittlerweile habe ich bestimmte Länder gesperrt.

Meistens wurde die Karte nach einem USA Urlaub missbraucht, d. h. vermutlich beim Check-in die Daten abgegriffen. In dem einen Fall war es nach einer Online-Reservierung eines Hotels in Übersee.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 21. Dezember 2022, 17:50:18
Hallo Christina,

die Kreditkarte ließ ich sofort sperren, als ich den Missbrauch bemerkte. Da waren die ganzen Abbuchungen schon verbucht. Das ging innerhalb 24 Stunden von Kleinst- bis hohen Beträgen.

Hätte ich die Karte nicht sperren lassen, wären die Abbuchungen weitergegangen. Das war nur ein Unternehmen, das aus vielen Ländern die Abbuchungen veranlasste. Mittlerweile habe ich bestimmte Länder gesperrt.

Meistens wurde die Karte nach einem USA Urlaub missbraucht, d. h. vermutlich beim Check-in die Daten abgegriffen. In dem einen Fall war es nach einer Online-Reservierung eines Hotels in Übersee.

Das war dann nochmal deutlich heftiger als bei mir. Nach einem USA Urlaub hatte ich das auch mal, da hat aber schon das Kreditkartenunternehmen bzw. deren Software selbst gemerkt, dass da was nicht stimmen kann, da es eine Vor Ort (also in USA) Zahlung war, als ich längst wieder zurück zu Hause war (da ich den Flug mit der Karte gebucht hatte und danach zu Hause die Karte auch schon wieder genutzt hatte, "wussten" die, dass ich nicht mehr in den USA war). Da ging die Abbuchung dann gar nicht durch und die Karte wurde gleich gesperrt.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 21. Dezember 2022, 18:22:42
1. Tag – Mittwoch, 29.06.

Wie üblich schlafe ich in der Nacht vor dem Urlaubsstart eher schlecht, es kommen nur wenige Stunden Schlaf zusammen. Schon um 4.15 Uhr muss ich aufstehen, kleines Frühstück und um kurz nach 5 Uhr fährt mich Peter in den Nachbarort, von hier fahren halbstündlich S-Bahnen in Richtung FRA (genauer gesagt Mainz, dort dann umsteigen), vom Bahnhof an meinem Heimatort wäre ein solch früher Start (besser gesagt solch frühe Ankunft am Flughafen) nicht möglich, mein Flug startet um 9.15 Uhr.

Die Bahn fährt pünktlich um halb sechs ab, um 6 Uhr steige ich in Mainz Römisches Theater in die S-Bahn nach FRA um und bin auch weiterhin pünktlich um halb sieben am Flughafen.

Der Lufthansa Bereich im Terminal 1 bietet fast den für mich von meinen letzten (Randzeiten)reisen gewohnten Anblick, ein paar Leute mehr sind da. Ich habe schon online eingecheckt, drucke mir aber am Automaten noch meine Bordkarte aus, die selbst zu Hause ausgedruckte funktioniert oft nicht und mit dem Handy möchte ich nicht herumwedeln. Erst der dritte Automat funktioniert, gut, dass so viele zur Verfügung stehen.

Ein paar Schritte weiter stehen die Baggage Drop Automaten, auch hier muss ich nicht warten und bin meinen Koffer schnell los. Na, das lief doch schon mal viel besser als erwartet.

Auf dem Weg zu den A Gates mit dem Sky Train trinke ich noch das restliche Wasser aus meiner Flasche, an der Sicherheitskontrolle herrscht ebenfalls gähnende Leere, die Elektronik kommt separat, dann gehe ich durch den Body Scanner. Nichts piepst und trotzdem winkt mich eine der Sicherheitsdamen zu sich heran – und führt eine Leibesvisitation durch, wie ich sie noch nie erlebt habe. Entweder hat sie Langeweile oder ich wurde mittels eines Zufallsgenerators ausgewählt, denn ich trage (es ist ja heißes Hochsommerwetter) ein dünnes weißes T-Shirt, eine Baumwollhose ohne Knöpfe oder Reißverschlüsse und bin barfuß in leichten Sneakern, wo ich da an meinem Körper etwas unsichtbar verstecken sollte, was der Body Scanner nicht aufspürt, weiß ich nicht. Jedenfalls greift sie mir unter ständigen Entschuldigungen von vorne und hinten in den BH und den Schlüpfer und streift dann an meinen Beinen so kräftig hinunter, dass sie fast meine Hose mit runter zieht (zum Glück sind es nur ein paar Zentimeter) und das Ganze nicht hinter einem Sichtschutz, sondern vor Augen aller. Einfach herrlich! :(

Na ja, auch das geht vorüber und trotz dieser Aktion bin ich eine halbe Stunde nach dem Aussteigen aus dem Zug schon mit allem fertig. Bis zum Abflug habe ich nun noch zwei Stunden totzuschlagen, aber besser so als zu knapp.

Als erstes gehe ich zu einem der Trinkbrunnen, die es erfreulicherweise seit einiger Zeit in FRA gibt und fülle meine zwei mitgebrachten leeren Wasserflaschen auf. Dann vertrete ich mir die Beine im Gang entlang der Gates und kaufe mir eine Butterbrezel als zweites Frühstück und ein belegtes Baguette fürs Mittagessen (wenn alles wie geplant läuft, bin ich zwar zur Mittagsessenszeit schon am Flughafen Helsinki, aber ich will für eventuelle Verspätungen vorbereitet sein).

Nach der Butterbrezel spaziere ich nochmal herum und komme auch an einer der großen Anzeigetafeln vorbei, da stehen viele sehr aufgeregte Menschen, ich kriege mit halbem Ohr ein Telefonat mit, «…alle Flüge gecancelled…». Oh nein, es wird doch nicht jetzt noch so kurzfristig mein Flug ausfallen! Ich getraue mich kaum, auf die Tafel zu schauen, sehe als erstes tatsächlich eine ganze Reihe «cancelled» und dann meinen Flug mit der vorgesehenen Abflugszeit- da fällt mir ein Stein vom Herzen, wobei, richtig entspannen werde ich erst können, wenn ich tatsächlich in der Luft bin.

Später erfahre ich, dass die Software der Flugsicherung ausgefallen war und deshalb nur wenige Flüge an diesem Morgen/Vormittag starten konnten. Da hatte ich wirklich Glück.

Um viertel vor neun Uhr beginnt das Boarding, meine Hoffnung mit einem reservierten Platz in einer der letzten Reihen einen freien Platz neben mir zu erreichen, erfüllt sich nicht, der Flug ist vollständig ausgebucht. Neben mir sitzt ein kleiner Junge, daneben sein Papa und über den Gang Mama und zwei Töchter. Anfangs bin ich wenig begeistert, da der Bub am Handy spielt und ständig laut seinem Papa über irgendwelche Spielzüge Mitteilung macht, aber schon kurz nach dem Start schläft er ein und wird erst wieder bei der Landung wach. So habe ich einen ruhigen, kaum Platz einnehmenden Sitznachbarn.

Nach dem Start habe ich einen schönen Blick auf den Taunus, dann kommen Wolken und ich schlafe ein Runde. Als ich aufwache, sind alle Wolken verschwunden und unter uns ist bereits die Ostsee zu erkennen. Ich mache einige Bilder mit dem Handy, ein Vergleich mit Google Maps ergibt, dass es sich möglicherweise um die Ecke Fischland-Darß-Zingst handeln könnte, dann die Küste Dänemarks (entweder die Insel Bornholm oder das Festland) und schließlich die Schärenküste Südfinnlands zu sehen ist.

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Bei diesen schönen Ausblicken geht der Flug schnell vorbei, in der LH Economy gibt es nun ja kein kostenloses Essen oder Trinken (bis auf eine kleine Flasche Wasser) mehr. Auf das Essen kann ich bei einem so kurzen Flug verzichten, habe außerdem wie gesagt, selbst vorgesorgt, so ein Becher Kaffee oder Tee wäre allerdings schon nett. Ich bin überrascht, wie viele Leute sich dann kostenpflichtig einen Kaffee und auch eine Kleinigkeit zu Essen bestellen, da wird sich die Lufthansa sicher bestätigt fühlen bzw. sich ärgern, dass sie nicht schon früher das kostenlose Essen und Trinken abgeschafft hat. Wobei die Preise erstaunlicherweise ziemlich identisch mit denen am Flughafen FRA sind, zumindest diesbezüglich kann man nicht meckern.

Kurz vor der (pünktlichen) Landung (12.40 Uhr, eigentlich 11.40 Uhr, aber Finnland ist eine Stunde voraus) ziehen ein paar dünne Wolken auf, die dafür sorgen, dass Landeanflug und Landung extrem wackelig werden, und ich mal wieder kurz vor dem Benutzen der Spucktüte bin, zum Glück beruhigt sich mein Magen nach der Landung aber schnell wieder.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass HEL nicht der erwartete große Hauptstadtflughafen ist, ringsum nichts als Wald und die hier typischen Granitfelsen, so gut wie keine anderen Flugzeuge sind zu sehen. Dieser Eindruck bestätigt sich nach dem Verlassen des Fingers, nach der hallenartigen Deckenhöhe in FRA, geht man hier, gefühlt, durch ein Wohngebäude, an den Kofferbändern spaziere ich erstmal vorbei, so klein und unscheinbar befinden sich die Bänder in einer Art Nische neben dem Gang. Allzu lange muss ich nicht auf meinen Koffer warten (auch hier habe ich also Glück). Da ich erst um 15 Uhr im Hotel einchecken kann, trödle ich dann durch die allgemeine Flughafenhalle, diese ist ganz neu gestaltet, gefällt mir sehr gut, alles überwiegend in weiß und damit sehr hell, aber es ist sehr klein, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. In den Restaurants ist fast nichts los, ich habe keine Lust etwas zu bestellen, sondern esse mein in Frankfurt gekauftes Baguette, nachdem ich endlich einen der wenigen Sitzplätze ergattern konnte (dass es nur eine Handvoll Sitzplätze im Bereich vor der Sicherheitskontrolle gibt, finde ich allerdings nicht sehr gelungen).

Nach dem Baguette ist noch genug Zeit für einen Kaffee, es gibt hier eine Filiale des «Espresso House», einer Kette, die ich schon aus Kopenhagen kenne. Ich bestelle einen Cappuccino und einen (extrem leckeren, weil total schokoladigen) mud cake (EUR 10,70).

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Die Bahnstation liegt weit unter der Erde, auf einer steilen Rolltreppe geht es in zwei Abschnitten in die Tiefe.

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Ich kaufe mir am Automaten zwei Tickets, für heute ein Einzelticket bis ins Zentrum (EUR 4,10) und weiter zu meinem Hotel, mehr fahre ich heute nicht mehr und ein 7-Tagesticket für den Großraum Helsinki (EUR 44,00), das ab der ersten Aktivierung gelten wird.

Die Fahrt im ziemlich leeren Zug zum Hauptbahnhof dauert ca. 35 Minuten.

[Exkurs Sprache (n): meine ersten Planungsschritte (wie immer, erstmal mit Hilfe von Google Maps versucht mir einen Überblick zu verschaffen, wo liegt der Flughafen, der Hauptbahnhof, der Hafen, ein paar Hauptsehenswürdigkeiten, wo könnte eine gute Lage für die Unterkunft sein? Welche Tickets gibt es für die Öffis, was kosten sie?) haben sich unerwartet schwierig gestaltet, bis mir endlich zwei Dinge klar waren – erstens in Helsinki und Südfinnland (im Rest des Landes weiss ich es nicht) sind alle Ortsnamen, Straßennamen und damit auch Haltestellennamen immer zweisprachig, finnisch und schwedisch. Das führt im besten Fall nur zu einer kleinen Verwunderung, wenn sich die Namen nur minimal unterscheiden und im schlechtesten Fall zu vollständiger Verwirrung, wenn ein Ort heute so und morgen ganz anders heißt (wenn sich die Namen in den beiden Sprachen komplett voneinander unterscheiden und im Internet mal die finnische, mal die schwedische Version gezeigt werden). Zweitens, Finnisch hat keinerlei Bezug zu einer anderen europäischen Sprache, es ist daher nicht möglich ohne tatsächliche Sprachkenntnis Begriffe aus einer anderen Sprache abzuleiten (mit wenigen Ausnahmen). Man muss sich also davon verabschieden zu denken, man würde auf einer Karte sicher den Flughafen unter der Bezeichnung Air/Aero/usw. finden, nein, wenn nicht gerade die schwedische Bezeichnung angezeigt wird, muss man die Begriffe nachschlagen. Ein paar Beispiele: Flughafen = lentoasema, Bahnhof = rautatieasema, Hafen = satama, Strand = ranta, Marktplatz = kauppatori, Insel = saari, Restaurant= ravintola, Zentrum = keskusta.

Diese Wörter habe ich im Laufe meiner Planungen dann recht schnell gelernt, dazu dann noch ein paar Wörter, die man immer nutzen kann, wie danke = kiitos, hallo/guten Tag = moi, Tschüß = moi, moi. Und ganz witzig eins, zwei, drei = yksi, kaksi, kolme. Immerhin werden im Finnischen die Worte genauso gesprochen wie geschrieben und die Betonung liegt, wie im deutschen, auf der ersten Silbe.]

Vom Bahnhof muss ich einige Meter bis zur Tramhaltestelle gehen und, obwohl ich es mir auf Google Maps vorher genau angeschaut habe, ich verpasse die nächstgelegene Haltestelle. Das ist aber kein Problem, ich steige dann an der darauffolgenden ein. Von dort ist dann schon die nächste Haltestelle «Hesperian Puisto» meine Ausstiegshaltestelle.

Auf dem Weg ins Hotel fallen mir dann schon zwei typisch finnische Eigenheiten auf, vor jeder Haus-/Eingangstür eines Mehrfamilienhauses ist ein «Schuhbesen» montiert, vermutlich um im Winter den Schnee von den Schuhen abzustreifen und die Dachrinnen der Mehrfamilienhäuser enden nicht unterirdisch, sondern kurz über der Straße und damit dort das Wasser geordnet abfließen kann, ist eine kleine Rinne quer in den Gehweg gefräst, die das Regenwasser von der Dachrinne zum Randstein führt. Letzteres ist an sich kaum auffällig, wenn man aber mit einem Rollenkoffer auf den dortigen Gehwegen entlang geht, fahren die Kofferrollen natürlich in jede Rinne – macht ganz viel Spaß ;D. (Fotos dazu später)

Das Einchecken im Töölö Towers Hotel im Stadtteil Etu-Töölö geht problemlos, ich habe alle Daten schon online hinterlegt, meine Kreditkarte muss ich entgegen den Angaben dort nicht vorlegen (es wäre also kein Problem gewesen, wenn ich ohne oder mit einer anderen Karte unterwegs gewesen wäre), ich werde nur gefragt, ob ich über die hinterlegte Karte bezahlen möchte oder auf andere Weise. Im Laufe der Buchung hatte ich angefragt, ob ich ein Zimmer in einem der oberen Stockwerke wegen der netteren Aussicht bekommen könnte und tatsächlich, mein Zimmer liegt im 11. von 12 Stockwerken.
[Zum Hotel und dessen Buchung auch noch ein kleiner Exkurs: ich hatte zunächst über booking.com die einfachste Kategorie (Einzelzimmer mit Kühlschrank und Nutzung einer Gemeinschaftsküche) gebucht und ein paar Tage später mir das ganze mal auf der Hotelhomepage angeschaut, da waren die einzelnen Zimmerkategorien viel genauer dargelegt und man konnte dort auch direkt buchen, das habe ich probehalber mal gemacht – und bin fast vom Stuhl gefallen, dasselbe Zimmer mit exakt den gleichen Leistungen kostete 200 EUR weniger als bei booking. Eine höhere Kategorie, nämlich ein Einzelzimmer mit eigener Küche war immer noch 100 EUR günstiger als die einfachste Kategorie bei booking. Nachdem ich hundertmal überprüft habe, ob das beim Hotel wirklich die gleichen Leistungen wie bei booking sind, habe ich das bessere Zimmer, also mit eigener Küche direkt beim Hotel gebucht und nach der Bestätigung die Buchung bei booking storniert. Ich habe dann immer mal wieder bei booking reingeschaut, das Zimmer war immer entweder so teuer wie bei meiner Buchung oder z.T. nochmal 100 EUR teurer.]

Das Hotel, das aus zwei Türmen besteht, hat eher Studentenwohnheim Charakter, es war früher ein Wohnheim für die Angestellten des nahegelegenen Krankenhauses und wurde 2011 vom jetzigen Betreiber erworben, renoviert und wird nun als Hotelunterkunft vermietet. Es gibt neben den Einzelzimmern auch Doppelzimmer und Appartements mit einer unterschiedlichen Anzahl an Zimmern. Frühstück ist immer inklusive, geputzt und Bettwäsche/Handtücher gewechselt wird nach sieben Tagen.

In den Gängen des Hotels ist es unfassbar heiß und im Zimmer nicht wirklich kühl, aber etwas angenehmer, ich reiße die Fenster gleich auf, zum Glück bin ich so weit oben, da werde ich beruhigt auch die ganze Nacht offenlassen können, damit die Temperatur einigermassen aushaltbar wird. Den Bewertungen entsprechend könnte die Sauberkeit etwas besser sein, aber damit kann ich leben, keine andere Unterkunft (im ähnlichen Preisbereich) hat mich mehr angesprochen.

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Ich mache nur eine kurze Pause im Zimmer, das schöne Wetter möchte ich gleich für erste Erkundungen nutzen. Nicht weit vom Hotel entfernt liegt eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Helsinki, Temppeliaukion kirkko (Tempelkirche, auch Felsenkirche genannt). Sie ist fast vollständig in einen Granitfelsen (diese finden sich überall in der Stadt) hineingebaut, nur das Kuppeldach ist von außen zu sehen. Die Kirche gilt als eine der schönsten in Skandinavien und ist das Ergebnis eines Architekturwettbewerbs. 1961 hat man sich für den Plan der Architekten Timo und Tuomo Suomalainen entschieden, die die Idee hatten, die Kirche nicht wie üblich in die Höhe zu bauen, sondern nach unten in den Felsen hinein.

Der Eintritt kostet EUR 5 (in diesem Urlaub habe ich mich gegen eine «City Card» entschieden, da es diese nur bis zu einer maximalen Dauer von 3 Tagen gibt, ich aber 10 Tage hier bin und mich nicht mit den Besichtigungen auf drei Tage drängen lassen möchte, außerdem sind nur wenige eintrittspflichtige Sehenswürdigkeiten geplant) und auch hier empfängt mich, um es nett auszudrücken, eine kuschelige Innentemperatur. Von den im Reiseführer angedrohten Touristenmassen ist zum Glück kaum etwas zu sehen, es ist eine größere Gruppe Asiaten da (die ersten, die ich in dieser Masse seit Corona sehe und es werden die einzigen in diesem Urlaub sein), diese verlassen, wie üblich, aber sehr schnell wieder die Kirche und ich kann mir alles in Ruhe anschauen. Wirklich sehr beeindruckend wie der Raum von Felswänden umgeben ist, sehr schlicht gehalten, das gefällt mir sowieso und es spielt gerade eine Organistin, was bei der guten Akustik in dieser Kirche ein wunderbarer Genuss ist.

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Von der Kirche spaziere ich zum Friedhof Hietaniemi auf der gleichnamigen Halbinsel gelegen und der größte Friedhof Finnlands. Hier ruhen viele der bekanntesten Persönlichkeiten des Landes, leider gibt es aber keinen Plan (mit dem ich eigentlich gerechnet habe), aus dem die Lage der einzelnen Gräber ersichtlich wäre, so schlendere ich nur etwas durch die schattigen Grabreihen mit herrlichem Blick aufs Meer.

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Bald verlasse ich den Friedhof, um ihn auf einem Fußweg direkt am Meer zu umrunden. Auf der Landzunge gegenüber befand sich früher ein grosses Krankenhaus, heute wird das Gelände als Park genutzt.

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Nach einiger Zeit erreiche ich Hietaranta, den größten Sandstrand Helsinkis, der bei diesem traumhaften Wetter natürlich sehr gut besucht ist.

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Mir ist das eindeutig zu voll, daher spaziere ich am Wasser weiter in Richtung Norden, wo es auch schon bald wieder ruhiger wird.

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Gegen 17 Uhr bin ich am Café Regatta, einem der bekanntesten Cafés der Stadt. Über 100 Jahre alt hat es nur einen winzig kleinen Innenraum, in dem sich im Winter die Gäste drängen, jetzt im Sommer kann man direkt am Wasser draußen sitzen, Besonderheit ist ein großer Grill an dem man sich die im Café gekauften Würste selbst grillen kann. Erstaunlicherweise ist gerade sehr wenig los (sind ja auch alle am Strand  ;D und gehen vermutlich wesentlich später erst etwas essen und trinken), ich hole mir am Verkaufsfenster eine warme Lachs-Reis-Pastete und einen Apfelsaft (EUR 8,70) und esse gemütlich mit Blick aufs Wasser. 

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Gesättigt marschiere ich noch ein kleines Stückchen weiter nach Norden bis ich eine weitere sehr bekannte Sehenswürdigkeit der Stadt erreiche, das Sibelius Monument. Jean Sibelius (1865 -1957) ist der bekannteste Komponist Finnlands, das Monument wurde 1967 von Eila Hiltunen erschaffen und gleich nach Enthüllung extrem kritisiert, da die Stahlröhren an Orgelpfeifen erinnern, Sibelius aber nie für Orgel komponierte. Hiltunen wollte mit den Röhren eigentlich an Baumstämme erinnern, da die Natur Finnlands Sibelius wohl bei seinen Kompositionen inspirierte und ergänzte nach der umfassenden Kritik an seinem Denkmal dieses mit einer Büste des Komponisten.

Mir gefallen die Stahlröhren wie sie von der Abendsonne beschienen werden und zwischen den Bäumen und auf den typischen Granitfelsen stehen.

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Vom Denkmal gehe ich dann zurück in Richtung Hotel, kurz davor befindet sich der K-Supermarket, wo ich ein paar Kleinigkeiten zum Essen einkaufe. Die Preise sind natürlich deutlich höher als bei uns, scheinen mir aber etwas geringer als die in Kopenhagen zu sein.

Gegen 18.30 Uhr bin ich wieder im Zimmer. Auspacken, Reisenotizen, mit Peter telefonieren, ein bisschen im TV zappen (neben den finnischen Sendern gibt es sehr viele Sender aus GB in Originalsprache mit finnischen Untertiteln), lesen und gegen 22 Uhr kann ich nach dem langen Tag meine Augen nicht mehr offen halten und schlafe sehr schnell ein.

Damit ist klar, dass ich mit der fehlenden Dunkelheit, die bei vielen zu Schlaflosigkeit führt, keine Probleme habe. Das Zimmer hat zwar Verdunklungsvorhänge, aber wie schon geschrieben, ist die Temperatur im Zimmer nur bei geöffnetem Fenster aushaltbar, und zwar geöffnet ohne Vorhang davor, dieser ist so dicht, dass er kaum Luft durchlassen würde. Gegen 20 Uhr beginnt die Sonne in mein Zimmer zu scheinen (zum Glück auf die dem Bett gegenüberliegende Wand und nicht direkt aufs Bett) und bleibt bis nach 22 Uhr da, total merkwürdig bei Sonnenschein einzuschlafen. Ich wache kurz gegen Mitternacht auf, da ist die Sonne eigentlich seit einer Stunde untergegangen, es ist aber nur leicht dämmerig mit einem hellen Rand am Horizont, eine ganz eigenartige Lichtstimmung ist das.

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Gegen 4 Uhr geht die Sonne wieder auf und als mein Wecker um 6 Uhr klingelt ist es natürlich schon wieder taghell (so ein Sommertag hier hat über 18 h Tageslicht). Damit ist auch klar, es gibt in diesem Urlaub keine Sonnenuntergangsfotos und auch keine Nachtfotos.

Wetter: sonnig, ca. 27 °C

Kosten
Hotel Töölö Towers 9 Nächte EUR 693,00 (Studio mit Kitchenette, inkl. Bettwäsche, Handtücher, 1x Zwischenreinigung, Endreinigung, Frühstück), gebucht über Hotel Website
Flug EUR 281,02 (Lufthansa Economy Classic mit Aufgabegepäck und Sitzplatzreservierung, gebucht über LH Website)
Bahn nach/von FRA 18 EUR (2 x 9 EuroTicket)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 21. Dezember 2022, 20:26:12
Na ob das wirklich ne Sicherheitsbeamtin war?  ;D

Wir fahren über Silvester nach Füssen, und weil ich im Umkreis von ca 4 Fahrstunden keinen freien Platz auf einem Campingplatz mit Wellnesbereich bekommen habe, sind wir tatsächlich mal wieder in einem Hotel. Dieses habe ich auch direkt über dessen Website gebucht. Bei booking.com war es auch teurer.

Schöner erster Tag.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 22. Dezember 2022, 13:55:23
Das war ein Anreisekrimi  :girly:.

Zitat
Zweitens, Finnisch hat keinerlei Bezug zu einer anderen europäischen Sprache,

Das kann man so nicht sagen, denn Finnisch und Ungarisch (https://de.wikipedia.org/wiki/Finno-ugrische_Sprachen) sind miteinander verwandt.

Zitat
Nach einiger Zeit erreiche ich Hietaranta, den größten Sandstrand Helsinkis, der bei diesem traumhaften Wetter natürlich sehr gut besucht ist.

Super, dass es so warm/heiß war, dass der schöne Strand genutzt werden konnte.

Für dein Appartement war das allerdings ungeschickt. Vielleicht müssen sich die Finnen in ein paar Jahren doch noch Klimaanlagen zulegen.

Zitat
keine andere Unterkunft (im ähnlichen Preisbereich) hat mich mehr angesprochen.

Das kleine Bad erweckt den Eindruck, als ob man auf dem Schiff wäre. So eine Nasszelle hatte ich mal auf einer Fähre. Aber für eine Person reicht es und du bist sowieso den ganzen Tag unterwegs. Der Tag hat da im wahrsten Sinne des Wortes 24 Stunden :cool2:.



Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 22. Dezember 2022, 18:13:40

Wir fahren über Silvester nach Füssen, und weil ich im Umkreis von ca 4 Fahrstunden keinen freien Platz auf einem Campingplatz mit Wellnesbereich bekommen habe, sind wir tatsächlich mal wieder in einem Hotel. Dieses habe ich auch direkt über dessen Website gebucht. Bei booking.com war es auch teurer.

Das habe ich jetzt seit Corona schon einige Male festgestellt auch zum Teil für Mallorca, keine Ahnung an was das liegt.

Zitat
Zweitens, Finnisch hat keinerlei Bezug zu einer anderen europäischen Sprache,

Das kann man so nicht sagen, denn Finnisch und Ungarisch (https://de.wikipedia.org/wiki/Finno-ugrische_Sprachen) sind miteinander verwandt.

Für dein Appartement war das allerdings ungeschickt. Vielleicht müssen sich die Finnen in ein paar Jahren doch noch Klimaanlagen zulegen.

Ich weiß ;D, das habe ich auch gelesen und eigentlich auch geschrieben, aber dann aus dem Text hier rausgeschlöscht, weil er mir eh schon sehr lange erschien und ich auch irgendwie überhaupt keine Verbindung zu Ungarisch sehen kann, ich kann zwar kein Ungarisch, aber ein Freund ist aus Ungarn mit kaum aussprechbaren Nachnamen und hat auch einiges zur Sprache schon erzählt, da geht es oft um "Sz" und "y" und fast alles wird anders ausgesprochen als geschrieben, daher denke ich, dass das vermutlich irgendwelche weit zurückliegenden Sprachwurzeln sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Finne heute einen Ungarn versteht, aber vielleicht sehe ich das auch völlig falsch. Hast du da irgendwelche Verbindungen, oder einfach nur so gegoogelt?

Das mit den Klimaanlagen in Finnland habe ich mir auch gedacht. So gut wie in jedem Innenraum (außer Geschäfte und Öffis) war es fast unerträglich warm, sogar in allen Kirchen, die ich eigentlich aus anderen Ländern als kühl im Sommer kenne.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Susan am 22. Dezember 2022, 19:07:35
Hi,

tatsächlich bin ich momentan etwas knapp an Forumszeit, was nicht nur am Advent liegt  :-[ Helsinki möchte ich mir trotzdem nicht entgehen lassen, bin also dabei  :winkewinke:

So eine übergriffige Sicherheitsbeamtin habe ich ja noch nie gesehen. Ansonsten hattest du ja Glück mit dem Flug. Und auch das Zimmer schaut soweit ganz nett aus.

Die Felsenkirche ist schon mal sehr interessant, das Denkmal hätte ich auch eher als Orgel denn als Bäume angesehen  ;)  Und der Strand ist genau das richtige zum Relaxen zwischen den Besichtigungen.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 23. Dezember 2022, 13:25:34
... daher denke ich, dass das vermutlich irgendwelche weit zurückliegenden Sprachwurzeln sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Finne heute einen Ungarn versteht, aber vielleicht sehe ich das auch völlig falsch.

Das ist doch bei den Germanischen Sprachen (https://de.wikipedia.org/wiki/Germanische_Sprachen) genauso. Ich verstehe weder Norwegisch, Schwedisch, noch Afrikaans. Von Färöisch und Isländisch ganz zu schweigen. Eigentlich verstehe ich nicht mal die Niederländer, es sei denn, sie sprechen Deutsch :zwinker:.

Hast du da irgendwelche Verbindungen, oder einfach nur so gegoogelt?

Ilona ist ursprünglich ein ungarischer Name und zur Hälfte habe ich ungarische Wurzeln. Ich guugelte nur, damit ich den Link einfügen kann.

Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 23. Dezember 2022, 18:15:18
... daher denke ich, dass das vermutlich irgendwelche weit zurückliegenden Sprachwurzeln sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Finne heute einen Ungarn versteht, aber vielleicht sehe ich das auch völlig falsch.

Das ist doch bei den Germanischen Sprachen (https://de.wikipedia.org/wiki/Germanische_Sprachen) genauso. Ich verstehe weder Norwegisch, Schwedisch, noch Afrikaans. Von Färöisch und Isländisch ganz zu schweigen. Eigentlich verstehe ich nicht mal die Niederländer, es sei denn, sie sprechen Deutsch :zwinker:.

Hast du da irgendwelche Verbindungen, oder einfach nur so gegoogelt?

Ilona ist ursprünglich ein ungarischer Name und zur Hälfte habe ich ungarische Wurzeln. Ich guugelte nur, damit ich den Link einfügen kann.

Interessant, dass du da sozusagen persönlich mitreden kannst. Aber bei den germanischen Sprachen muss ich dir widersprechen, denn doch, man "versteht" als deutsch Sprechender doch sehr viel Niederländisch, Schwedisch, Dänisch zum Beispiel. Vor allem, wenn man es liest und sich dabei vorstellt, wie es klingt (hatte Susan in ihrem Schweden Bericht auch erwähnt). Deshalb war ich ja so überrascht vom Finnischen, dass da (fast) überhaupt kein Wort irgendeine Verbindung zum Deutschen oder Englischen, Französischen hat. Flughafen heißt auf Dänisch z.b. Lufthavn, auf Schwedisch Flygplats, Hauptbahnhof auf Schwedisch z.B. Central Station. Oder drei heißt auf Schwedisch und Dänisch Tre, auf Niederländisch drie. Also sehr viele sehr ähnliche Worte.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 23. Dezember 2022, 18:37:14
Hallo Susan, schön dass du auch noch dabei bist, jetzt kommt noch ein halber Tag, dann wird es wohl erst Montag weitergehen.

2. Tag – Donnerstag, 30.06. - 1. Teil

Frühstück gibt es ab 7 Uhr und kurz danach bin ich im Frühstücksraum im Erdgeschoß des Hotelgebäudes. Es sind schon einige Leute da, hauptsächlich Einzelreisende in ihren 20igern, ich vermute, dass sie irgendwelche Kurse an der Uni oder einer sonstigen Einrichtung machen, aber auch einige Pärchen, die ich als Touristen ansehe. Das Buffet bietet alles an kalten und warmen Speisen, was man so erwartet, zu erwähnen ist die große Auswahl an dunklen (Voll)kornbroten und -brötchen und die Tatsache, dass alles ohne jegliche Einzelverpackung auskommt. Der Schwerpunkt beim Frühstück in Finnland scheint auf herzhaften Speisen zu liegen, süße Sachen sind in der Minderheit, was mir sehr entgegenkommt.

Gegen 8 Uhr starte ich dann meine heutige Besichtigungstour. Wie schon in Kopenhagen beginne ich nicht klassisch mit dem Stadtzentrum, sondern werde heute und morgen (also Donnerstag und Freitag) Ziele am Rande der Stadt besuchen, die als beliebte Naherholungsgebiete am Wochenende sicherlich von Einheimischen gut besucht sein werden. Für heute und morgen hoffe ich dort auf relative Ruhe.

Ich spaziere wieder zum Wasser, komme wie schon gestern Abend am Café Regatta

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und dem Sibelius Monument vorbei, heute im Morgenlicht. Von hier gehe ich weiter in Richtung Norden, immer am Wasser entlang. Nur wenige Leute sind unterwegs und ich genieße die Ruhe, die noch angenehmen Temperaturen und die herrlichen Blicke übers Wasser.

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Oft sind versteckt liegende Häuser zu sehen, darunter auch Mäntyniemi, der Amts- und Wohnsitz des finnischen Präsidenten (neben einer weiteren Wohnung im Stadtzentrum), natürlich von einem hohen Zaun umgeben und mit vielen Bäumen und Büschen vor Blicken geschützt.

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Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde kommt mein erstes Ziel heute in den Blick, die Insel Seurasaari (auf Schwedisch übrigens Fölisön und damit ein Beispiel für eine völlig unterschiedliche Bezeichnung in den beiden Sprachen, beides heißt übersetzt Fohleninsel) und die Holzbrücke, die auf die Insel führt.

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Die Insel ist jederzeit und kostenlos für Fußgänger zugänglich, ungefähr die Hälfte des Geländes gehört zu einem Freilichtmuseum. Dieses wurde ab 1909 aufgebaut, aus allen Teilen Finnlands wurden alte Gebäude hierhergebracht, so dass man nun 87 historische Gebäude vom 18. bis 20. Jahrhundert anschauen kann. Die Gebäude können auch von innen besichtigt werden und es gibt Angestellte in der passenden historischen Bekleidung, beides allerdings nur zu den Öffnungszeiten und bei Kauf eines Eintrittstickets. Laut meinem Reiseführer öffnet das Freilichtmuseum um 9 Uhr, merkwürdigerweise ist nun um wenige Minuten vor neun das Tickethäuschen geschlossen und außer ein paar Joggern ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Na gut, dann erkunde ich die Insel eben ohne Innenbesichtigungen, von den zahlreichen ausgeschilderten Wegen wähle ich den der einmal rund um die Insel führt.

Es ist wunderbar hier, der Weg führt oft durch schattenspendenden Wald, die alten Häuser sind so aufgestellt, dass es wirkt, als ob sie «natürlicherweise» hier stehen und immer wieder kommt man über Granitfelsen ans Wasser.

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An einer Stelle steht man genau gegenüber von Mäntyniemi,

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an der Inselspitze ist die Kalevalakehto zu bestaunen, ein eiförmiges Häuschen aus Holz, das von Architekturstudenten aus Finnland und den USA 2010 errichtet wurde. Es soll an das finnische Nationalepos Kalevala erinnern, das unter anderem die Entstehung der Welt aus einem Ei beschreibt.

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Viele Gänse und Vögel sind zu sehen, es gibt einige ziemlich zutrauliche Eichhörnchen und eine Vielzahl von blühenden Pflanzen.

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Gegen Ende meiner Runde um die Insel komme ich an einem Strandbad vorbei und treffe auf einige Leute, die mit Badetaschen sicherlich auf dem Weg dorthin sind.

Gegen viertel nach 10 Uhr bin ich wieder an meinem Ausgangspunkt angekommen, das Tickethäuschen ist aber immer noch unbesetzt. Ich ruhe mich ein bisschen auf einer Bank aus und schaue nochmal in meinen Reiseführer, tja, wer richtig :verlegen: lesen kann ist mal wieder im Vorteil, ab 9 Uhr ist zwar von Mitte Mai bis Mitte September geöffnet, zwischen Mitte Juni und August aber erst ab 11 Uhr, dafür abends länger. Bis 11 Uhr hätte ich aber sowieso nicht gewartet und mir hat es auch ohne geöffnete Häuser sehr gut auf Seurasaari gefallen.

Über die schöne Holzbrücke verlasse ich die Insel wieder und bin nur ein paar hundert Meter weiter an meinem nächsten Ziel, der Villa Tamminiemi. Diese war Amts- und Wohnsitz des in Finnland sehr beliebten Präsidenten Urho Kekkonen. Während seiner Amtszeit von 1956 bis 1981(! ) war er auch international ein sehr bekannter Politiker, der es verstand während des Kalten Kriegs Finnland zwar westlich orientiert, aber auch mit gutem Verhältnis Russland gegenüber zu positionieren. Zum Beispiel fand 1975 die erste Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki statt. Kekkonen legte die Grundlage für die Entwicklung Finnlands von einem der ärmsten Länder Europas zu einem der begütertsten der Welt. Kekkonen lebte nicht nur privat in Tamminiemi, sondern empfing dort auch Staatsgäste, ging unter anderem mit Willy Brandt und Leonid Breschnew in die im Garten stehende Sauna, um dort schwitzend zu verhandeln.

Die Villa ist noch so eingerichtete wie zu Kekkonens Zeiten und kann besichtigt werden. Dies erst ab 11 Uhr (hier wusste ich es), so dass ich zunächst eine Runde durch den Garten drehe und mir das Haus von allen Seiten sowie das abseits stehende Saunagebäude anschaue.

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Zusammen mit einer Handvoll Finnen betrete ich dann um 11 Uhr das Gebäude, es sind Plastiküberzieher über die Schuhe zuziehen und 12 EUR zu bezahlen. Darin enthalten ist auch eine Führung, diese gibt es allerdings leider nur auf Finnisch, ich spaziere daher alleine durch die Räume. Der Einrichtungsstil und die Kunstwerke (teils von Kekkonen selbst ausgesucht, teils Staatsgeschenke) gefallen mir gut, aus heutiger Sicht hat der Präsident eher bescheiden gelebt.

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Im kleinen Souvenirshop am Eingang kaufe ich einen Urho-Kekkonen Schlüsselanhänger, was irgendwie den Mann an der Kasse gesprächiger macht, als er es vorhin beim Bezahlen des Eintritts war. Er erzählt mir noch einiges über Haus und Präsident (weil es ja keine Führung auf Englisch gibt) und sagt mir dann noch, dass auch das Saunagebäude von innen besichtigt werden kann. Dorthin gehe ich dann, auf halbem Weg eilt mir der Angestellte hinterher (wer nun an der Kasse ist, keine Ahnung), weil ihm eingefallen ist, dass das Saunagebäude gar nicht offen ist. Er schließt mir nicht nur auf, sondern zeigt mir auch alles und erzählt nochmal vieles über die politischen Treffen, die hier stattfanden. Sehr nett. Die anderen Besucher sind aufgrund der Führung noch länger im Haupthaus und kommen erst zur Sauna, als ich wieder gehe. Für Fotos ist es in der Sauna leider zu dunkel.

In einem weiteren Nebengebäude der Villa befindet sich das «Café Adjutant» mit schattigen Aussensitzplätzen mit Blick übers Wasser. Es ist kurz vor zwölf Uhr, da bleibe ich doch gleich zum Mittagessen hier. Wie üblich in Finnland wird am Tresen bestellt und bezahlt, die Gerichte sind auf einer Tafel aufgelistet, aber nur auf Finnisch. Ich bitte daher den Angestellten mir zu übersetzen, was er auch sehr ausführlich und unter zu Hilfenahme des Kochs, den er aus der Küche holt, macht. Ich kann mir gar nicht alles merken und nehme etwas, das ich als Gemüse und Reis verstehe, mit einer hausgemachten Zitronenlimo bezahle ich EUR 18,60. Das Essen wird an den Tisch gebracht, es stellt sich als eine Art kalte Gemüsebowl heraus (ohne jeglichen Reis ;D), das Gemüse ist eingelegt, wie ich es eigentlich nur von Essiggurken kenne, auf jeden Fall schmeckt es sehr lecker und bei den hohen Temperaturen schön erfrischend. Brot und Butter sind auch noch dabei.

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Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, dass man sich nach Bestellen und Bezahlen nicht nur das Getränk, sondern auch Besteck und Servietten selbst zum Tisch mitnimmt und muss dies nachholen, nachdem das Essen auf dem Tisch steht. Als ich zurückkomme weisen mich die Gäste an den Nachbartischen daraufhin, dass sie die Vögel verscheucht haben, die in meiner Abwesenheit versuchten, mein Essen zu klauen. Ja, da hätte ich auch dran denken können, denn ich habe schon beobachtet, wie riesige schwarz-graue Raben, die ich schon auf Seurasaari gesehen habe, an einem noch nicht abgeräumten Tisch herum gepickt und sogar Geschirr umgeworfen haben.

Teil 2 des Tages folgt bald....
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 26. Dezember 2022, 18:24:16
2. Tag - Donnerstag, 30.06. - 2. Teil

Nach dem Essen spaziere ich unter anderem durch Wohngebiete mit «Wohnblocks» südöstlich in Richtung Töölö Bucht. Die Mehrfamilienhäuser sind zum Teil in einer braun-grauen Farbe verputzt, wie man sie früher oft im Osten Deutschlands sah. Interessant außerdem, es gibt immer wieder auf Grünflächen zwischen den Häusern kleine Kioske aus Holz mit ein paar Stühlen und Tischchen davor, wo sich die Bewohner der umliegenden Häuser Kleinigkeiten zum Essen und Trinken kaufen und sich treffen können (im Sommer zumindest). Manchmal befindet sich der Kiosk in einer Wohnung im Erdgeschoss, aus deren Fenster dann verkauft wird. Leider habe ich davon überhaupt keine Fotos gemacht. Was mir sonst noch auffällt, Balkone gibt es kaum und wenn doch, kann man sie mit Glaswänden verschließen, Blumen oder sonstige Pflanzen befinden sich dort fast nie.

Am nördlichen Ende der Töölö Bucht liegt das Olympia Stadion, das für die Spiele von 1940 im Stil des Funktionalismus geplant und gebaut worden war. Diese wurden dann wegen des Kriegs auf 1952 verschoben. Der denkmalgeschützte Bau wurde in den letzten Jahren renoviert und hat nun glücklicherweise wieder geöffnet. Denn auch wenn mich das Stadion abgesehen vom Blick von außen nicht weiter interessiert, habe ich es mir doch als Anlaufpunkt ausgesucht und zwar wegen des 72 m hohen Aussichtsturms.

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Ich bezahlen EUR 6,50 und kann dann mit dem Aufzug (fast) bis zur Aussichtsplattform fahren. Von hier hat man einen tollen Rundumblick auf Helsinki und seine Vororte, das Zentrum ist allerdings ein gutes Stück entfernt, so dass man dessen markante Gebäude nur undeutlich sehen kann. Deutlich wird aber, dass es in und um Helsinki sehr viel Wasser gibt, dass die meisten Häuser nicht mit Dachplatten gedeckt sind, sondern Blech(?)dächer haben und dass die Hausfassaden bevorzugt in Pastellfarben gehalten werden. Auch gut zu sehen ist der nahegelegene Vergnügungspark Linnanmäki.

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Vor dem Olympia Stadion befindet sich eine Statue von Paavo Nurmi (1897-1973), einem der «Nationalhelden» Finnlands, ein Langstreckenläufer, der in den 1920igern neun olympische Gold- und drei Silbermedaillen gewann.

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Vom Nordufer der Töölö Bucht spaziere ich ans erhöht liegende Ostufer, sehr schön sind in der Ferne einige der architektonisch wichtigsten Gebäude der Stadt zu sehen, allerdings muss ich sehr entsetzt feststellen, dass mehrere davon wegen Renovierung vollständig «verhüllt» sind. Darüber bin ich sehr enttäuscht, ich wusste zwar von der Renovierung der Finlandia Halle, ich hatte das aber eher als Innenrenovierung verstanden, oder, dass ein Teil mit einem Gerüst versehen ist, niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass man das Gebäude an sich fast überhaupt nicht sehen kann. Außerdem sind noch weitere Gebäude dort verhüllt, warum man das alles gleichzeitig machen muss, erschließt sich mir nicht. Hätte ich das gewusst, hätte ich vielleicht ein anderes Urlaubsziel gewählt und Helsinki auf später verschoben.

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Am Ostufer stehen, meist versteckt hinter Bäumen, noch einige alte Kapitänsvillen aus Holz. In einer davon befindet sich das «Café Taideterassi». Ich bin noch satt vom Mittagessen, aber eine kurze Pause mit einem kühlen Getränk und eine Toilette kann ich gut gebrauchen. Ich kaufe einen Cold Brew (kalter Kaffee) (EUR 4,70) und setze mich auf die Außenterrasse mit schönem Ausblick. Auch hier sollte man sich vor Vögeln in Acht nehmen. Diesmal sind es Möwen, die es zwar nicht auf mein Getränk abgesehen haben, ich kann aber beobachten, wie der Dame vom Nachbartisch das Gebäckteil, das sie gerade zum Mund führen wollte, aus der Hand von einer Möwe weggeschnappt wird.

Nach der Pause setze ich meinen Weg rund um die Bucht fort, vom Westufer ist das Café in dem ich vorhin saß, gut zu sehen.

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Östlich der Töölö Bucht, auf der anderen Seite der Bahnlinie ist der Stadtteil Kallio. Interessant hier ist die Kallio Kirche, sie liegt auf dem höchsten Punkt des Stadtteils und ist daher weithin sichtbar. Die 1912 erbaute mit Granit verkleidete Kirche ist ein Beispiel der finnischen Nationalromantik / Jugendstil, innen sind Fenster- und Türbögen schön entsprechend dem Jugendstil bemalt und vor der Kirche fällt mein Blick passenderweise auf ein wunderschönes Wohnhaus im Jugendstil.

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Mein Spaziergang führt mich vom Hügel auf dem die Kirche steht hinunter ins Zentrum des Stadtteils mit einigen Geschäften, Restaurants und Cafés. Inzwischen ist es 16 Uhr, sehr heiß und ich bin schon viel gelaufen, daher bin ich sehr froh, eine Pause im sogar klimatisierten Innenraum der «Patisserie Teemu Aura» machen zu können. Bei Karottenkuchen und Cappuccino (EUR 10,00) ruhe ich mich aus.

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Eine halbe Stunde später bin ich gestärkt genug, um noch ein letztes Ziel für heute anzugehen, die Insel Tervasaari (Teerinsel), die nicht weit vom Café über einen Damm betreten werden kann. Wie der Name schon sagt, gab es früher hier ein Teerlager, heute besteht die Insel aus einem großen Park mit vielen Bänken unter schattenspendenden Bäumen, einem gut besuchten Badestrand (Wiese, kein Sand) und schönen Blicken in Richtung Zentrum, zur Eisbrecherflotte, die an der Nachbarhalbinsel Katajanokka ankert, zum Viertel Kalasatama, das zurzeit zu einem modernen Wohngebiet umgestaltet wird, dem Kohlekraftwerk Hanasaari (der Betrieb wird Ende 2023 eingestellt und Energie aus erneuerbaren Energiequellen produziert) und zum Kirchturm von Kallio hinter Jachthafen und modernen Wohngebäuden.

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Nach einer Pause auf einer Bank verlasse ich die Insel und gehe zur nächsten Tramhaltestelle, ich aktiviere mein gestern gekauftes 7-Tages-Ticket und fahre zurück ins Hotel, wo ich gegen 17.45 Uhr ankomme.

Wetter: sonnig, ca. 28°C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 27. Dezember 2022, 10:28:25
 :girly:, da hast du wieder ganz schön Kilometer zu Fuß zusammen bekommen :thumb:.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 28. Dezember 2022, 18:21:29
Auch wenn sich das Interesse an Helsinki sehr in Grenzen zu halten scheint, mach ich mal weiter. Den heutigen Tag gibt es auch wieder in zwei Teilen.

3. Tag – Freitag, 01.07. - 1. Teil

Gegen 8 Uhr mache ich mich wie geplant auf den Weg zu einem weiteren Ziel außerhalb des Zentrums, das morgen und übermorgen, also am Wochenende sicherlich recht voll sein wird oder besser gesagt noch voller, denn die Festungsinsel Suomenlinna ist nicht nur ein Ausflugsziel der Einheimischen, sondern auch ein Hauptziel von Helsinki Touristen. Die Insel ist nur per Boot erreichbar, zwei Linien fahren die Insel an, beide legen im Hafen von Helsinki ab.

Daher nehme ich die Tram in Richtung Zentrum, das ich durchqueren muss, um zum Hafen zu kommen. Vor Suomenlinna habe ich nun aber doch noch ein Zwischenziel im Zentrum, nämlich eine weitere Hauptsehenswürdigkeit von Helsinki, den Dom am Senatsplatz. Dort bin ich gestern Nachmittag/Abend zufällig mit der Tram vorbeigefahren (auf dem Weg zurück zur Unterkunft) und war vom Anblick so begeistert, dass ich beschlossen haben, diesen heute Morgen noch einzuschieben, wer weiß, ob es an den nächsten Tagen auch noch so sonnig ist.

Ich steige also am Senatsplatz aus und bewundere den Dom in all seiner Pracht, mit seiner erhöhten Stellung und weiß leuchtend im Sonnenlicht bietet er einen sehr beeindruckenden Anblick. Zum Glück ist es zu dieser Uhrzeit auch noch recht ruhig, die bunte Sportlergruppe in Pride Week Kleidung gibt dem ganzen einen schönen Farbtupfer.

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Finnland hat anders als die meisten anderen europäischen Staaten keine lange Geschichte mit Königen oder Kaisern und den entsprechenden Schlössern und sonstigen Palästen, sondern wurde bereits im 13. Jh. Teil Schwedens. In dieser Zeit wurde Turku im Südwesten des Landes (Provinz) Hauptstadt. 1809 ging Finnland nach dem für Russland erfolgreichen Finnlandkrieg an Russland. Zar Alexander I. machte 1812 Helsinki zur Hauptstadt, ließ dem Land aber ansonsten (anders als unter schwedischer Herrschaft) weitgehende Freiheiten hinsichtlich kultureller und innenpolitischer Entscheidungen. Erst 1917 wurde Finnland dann unabhängig, als Staatsform entschied sich das Parlament für eine Republik.

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/220701_004_forumk8i13.jpg)

Der Senatsplatz und die darum gruppierten Gebäude gehen auf die Zeit zurück, als Helsinki vom Zaren zur (Provinz)Hauptstadt gemacht wurde. Auch wenn er sich sonst nicht weiters in die inneren Angelegenheiten Finnlands einmischte, die Gestaltung der wichtigsten Teile der Stadt bestimmte doch er (bzw. seine Nachfolger). 1808 war die bis dahin relativ kleine Stadt durch ein Großfeuer fast völlig zerstört worden. Der Zar beauftragte den nach Russland ausgewanderten Berliner Architekten Carl Ludwig Engel mit dem Wiederaufbau der Stadt. In den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten entstand so ein in Pastellfarben gestaltetes, bis heute weitgehend erhaltenes Stadtzentrum, ein, in kleinerem Maßstab, Abbild von St. Petersburg.

Mit dem Bau des Doms wurde 1832 begonnen, fertiggestellt wurde die lutherische Domkirche 1852. Das Innere der Kirche werde ich an einem anderen Tag besichtigen, ebenso werde ich mich dann mit den anderen Gebäuden rund um den Senatsplatz beschäftigen. Auffällig in der Mitte des Platzes ist die Statue des Zaren Alexander II von 1894, umgeben von Figuren, die Gesetz, Wissenschaft, Kunst, Frieden und Arbeit symbolisieren.

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/220701_003_forumn4cha.jpg)

Nach diesem schnellen Zwischenstopp gehe ich zum Hafen. Nach kurzem Suchen finde ich die „richtige“ Anlegestelle des Bootes zur Insel Suomenlinna. Es gibt zwei Gesellschaften, die die Insel ansteuern, bei der von mir ausgesuchten kann man mit den normalen Tickets für die Öffis in Helsinki fahren, aufgrund meines 7 Tagestickets kostet es mich also nichts. Leider ist dies die einzige der zahlreichen Inseln vor Helsinki, bei der die Überfahrt zum öffentlichen Nahverkehr gehört.

Ich suche mir einen Platz auf dem Oberdeck, da es noch so früh am Morgen ist, ist das kleine Boot ziemlich leer und ich kann zum Fotografieren auch meinen Platz wechseln.

Während der Fahrt hat man schöne Blicke auf die „Skyline“ von Helsinki und auf einige der Inseln. Sehr beeindruckend sind die riesigen Fähren (hauptsächlich nach/von Tallin und Stockholm), die trotz ihrer Größe die schmalen Passagen zwischen den Inseln nutzen und im Hafen von Helsinki anlegen.

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Die Fahrt dauert nur ungefähr 20 min, so dass ich gegen 9 Uhr ankomme. Auf Suomenlinna folge ich den in meinem Reiseführer und in einem vorab aus dem Internet ausgedruckten Flyer eingezeichneten Wegen (die auch vor Ort ausgeschildert sind), die zu den interessantesten Punkten der Insel führen. Auch hier hat die frühe Uhrzeit den Vorteil, dass ich zunächst so ziemlich der einzige Tourist auf der Insel bin. Heute ist es um diese Uhrzeit deutlich wärmer als gestern, schon jetzt ist es für meinen Geschmack mindestens 5 Grad zu warm, aber das kann ich irgendwie ausblenden und mich an der Schönheit der Insel im Sonnenlicht erfreuen.

Suomenlinna ist eine ehemalige Festungsinsel. Schon bevor Helsinki zur (Provinz)hauptstadt wurde, hat man die Insel (und einige kleinere in der Nähe liegende) zum Schutz vor Feinden ausgebaut, zunächst waren es die Schweden im 18. Jh (Sveaborg = Schwedenburg), dann die Russen im 19. Jh., die eine Garnisonsstadt auf der Insel einrichteten. Von 1917 bis 1978 wurde sie schließlich vom unabhängigen Finnland genutzt (Suomenlinna = Finnenburg) und seit 1991 ist sie Teil des Weltkulturerbes. Natürlich sind noch überall die Spuren der militärischen Vergangenheit ersichtlich, aber auch aktuell wird sie nicht nur für den Tourismus genutzt, sondern es leben auch ca. 800 Menschen dauerhaft hier.

Gleich am Hafen steht das rosafarbene ehemalige russische Kasernengebäude, durch dessen offenes Tor ich durch einige Straßen mit hübschen Holzhäusern (auch diese stammen aus der russischen Zeit) komme, leider ist die Straße (und viele andere im „bewohnten“ Teil der Insel) eine Großbaustelle. Als nächstes erreiche ich die Inselkirche, erbaut als russisch-orthodoxe Garnisonskirche, seit 1920 lutherisch und mit der Besonderheit, dass ihr Turm gleichzeitig auch Leuchtturm ist.

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Nächster erwähnenswerter Punkt ist der Hauptplatz der ursprünglichen Festung, entworfen von Augustin Ehrensvärd, dessen Grab sich in der Mitte des Platzes befindet. In den Gebäuden ist heute ein Museum zur Militärgeschichte untergebracht, es gibt außerdem zahlreiche weitere Museen auf Suomenlinna, bei diesem schönen Wetter verbringe ich meine Zeit aber lieber im Freien.

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Interessant der Blick auf das Trockendock aus den 1760iger Jahren, eines der weltweit ältesten sich noch in Betrieb befindlichen Trockendocks, das heute zur Restaurierung von historischen Schiffen genutzt wird.

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Ab hier wird es nun richtig idyllisch, ich finde einen Weg, der fast durchgängig sehr nahe am Wasser entlangführt und ich genieße das Grün, die vielen Blumen, die Felsen, das Meer mit zahlreichen Buchten und die Blicke hinüber Richtung Helsinki.

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Schließlich erreiche ich die Königspforte, das Wahrzeichen von Suomenlinna, erbaut 1753/54 diente es in schwedischer Zeit als Haupteingang zur Insel.

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Vorbei an einigen sehr nett gelegenen Häusern

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und Buchten

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komme ich zum Informationszentrum der Insel, ab hier ist es vorbei mit der Ruhe, inzwischen sind sehr viele Touristen auf Suomenlinna unterwegs, allerdings hauptsächlich zwischen Hafen/Dorf und diesem Zentrum, ab hier werden auch Führungen angeboten, es gibt ein WC und einen Souvenirshop, wo ich mir ein paar Postkarten und Briefmarken kaufe.

Dann gehe ich erstmal zurück zum Hafen und ruhe mich auf einer Bank im Schatten aus, schraube das Teleobjektiv drauf und mache einige Fotos vom gegenüberliegenden Hafen von Helsinki.

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Dann ist auch schon wieder Mittagszeit und die Frage nach einem passenden Restaurant stellt sich. Laut Flyer gibt es eigentlich eine Vielzahl von unterschiedlichen Restaurants und Cafés, tatsächlich haben viele davon aber gar nicht geöffnet oder machen gerade erst auf und bieten nur kalte Snacks zum Essen an, so dass ich nochmals bis ans Ende der Insel, nahe der Königspforte gehe. Im Hof der dortigen „Pizzeria Nikolai“ ist noch viel Platz, ich bestelle eine Pizza mit Shrimps und Blauschimmelkäse, dazu einen Eistee (EUR 20,50). Die Pizza könnte deutlich heißer sein, sonst ist sie recht gut und ich bin gesättigt.

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Nach der Mittagspause spaziere ich wieder zurück zum Hafen, kaufe im dortigen Supermarkt Wassernachschub und nehme das nächste Schiff zurück nach Helsinki.

Fortsetzung folgt....
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 28. Dezember 2022, 21:47:28
Der Dom sieht wirklich toll aus. Auch sonst gefallen mir die Gebäude, wohl auch wegen der Farben.  :)
Gab's für die kleine Dose Eistee so ein großes Glas?  ;)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 29. Dezember 2022, 11:05:30
Auch wenn sich das Interesse an Helsinki sehr in Grenzen zu halten scheint, mach ich mal weiter.

 :thumb: Auf jeden Fall, Christina. Du machst das doch in erster Linie für dich, um die Reise Revue passieren zu lassen.

Städtereisen sind so gar nicht meins, aber dennoch bin ich gerne an Bord :adieu:. 
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Susan am 29. Dezember 2022, 17:26:14
Hatte jetzt endlich Muße Helsinki in Ruhe zu genießen  8)

Toll, dass es so viele Wege am Wasser entlang gibt. Die Museumsbauten auf der Fohleninsel sehen ja wirklich wie ein gewachsenes Dorf aus. Schade, dass die erst so spät aufmachten, das Innere hätte mich schon interessiert. Allerdings hätte ich auch nicht solange gewartet. Die Vorstellung bzw. Legende, dass die Welt aus einem Ei geschlüpft sein soll, ist mal was anderes.  ^-^

25 Jahre ein und derselbe Präsident, das gibt es auch selten. Dafür hat er ja recht unspektakulär gewohnt, sehr sympatisch. Witzig, so eine alte Telefonanlage durfte ich in meinem ersten Bankjahr auch noch bedienen. Und jetzt wissen wir auch, was es wirklich heißt "schweißtreibende Verhandlungen"  ;)

Das Jugendstilhaus, der Dom und die Holzhäuser gefallen mir auch, hoffe es gibt noch mehr davon. Selbst in der Festungsanlage schaut es hübsch aus.

Das Wetter ist ja prachtvoll

Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 29. Dezember 2022, 18:12:29
Der Dom sieht wirklich toll aus. Auch sonst gefallen mir die Gebäude, wohl auch wegen der Farben.  :)
Gab's für die kleine Dose Eistee so ein großes Glas?  ;)

Die Pastellfarben haben mir auch sehr gut gefallen und irgendwie sieht man selten Fotos von Helsinki, so dass das auch trotz meiner Reisevorbereitung eine sehr schöne Überraschung war.

Das Glas hat man, wie auch die Dose, selbst genommen aus einem Regal, da habe ich irgendwie nicht richtig hingeschaut und natürlich das größte, das verfügbar war, gegriffen :verlegen:

Auch wenn sich das Interesse an Helsinki sehr in Grenzen zu halten scheint, mach ich mal weiter.
:thumb: Auf jeden Fall, Christina. Du machst das doch in erster Linie für dich, um die Reise Revue passieren zu lassen.


Klar mache ich das für mich, aber halt nur das Schreiben vom Bericht, den dann auch noch zusammen mit den Fotos hier einzustellen, ist ja schon noch mal eine extra Arbeit (kennt ihr ja), die ich mir ohne jegliche Kommentare nicht machen würde.


Und jetzt wissen wir auch, was es wirklich heißt "schweißtreibende Verhandlungen"  ;)

Da hast du Recht, auf den Zusammenhang bin ich noch gar nicht gestoßen.

Es kommen noch sehr viele hübschen Häuser und auch noch viele naturnahe Wege.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 29. Dezember 2022, 20:06:06
Na dann... Für Natur bin ich immer zu haben.
Viele Grüße aus Füssen
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 30. Dezember 2022, 18:09:01
3. Tag – Freitag, 01.07. - 2. Teil

Nach der Mittagspause spaziere ich wieder zurück zum Hafen, kaufe im dortigen Supermarkt Wassernachschub und nehme das nächste Schiff zurück nach Helsinki.

Dort komme ich gegen 14 Uhr an und gehe durch die am Wasser gelegene Alte Markthalle, hier befinden sich heute kleine Restaurants, Souvenirgeschäfte und auch Lebensmittelstände. Leider ist es auch hier drin mal wieder unerträglich heiß, so dass ich nach einem Schnelldurchgang die Markthalle wieder verlasse.

Für den Nachmittag habe ich mir die Halbinsel südlich des Hafens ausgesucht. Erster Stopp ist die Deutsche Kirche, die nicht nur von Mitgliedern der deutschen Gemeinde Helsinkis genutzt wird, sondern auch häufig als Hochzeitskirche, was ich nach Besichtigung des Inneren auch gut nachvollziehen kann.

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Außerdem ist sie umgeben von einem Park, was bei einer Hochzeit ja auch sehr nett ist. In diesem Park befindet sich der Observatoriumsberg mit einem von C. L. Engel (Architekt des Doms) entworfenen Observatorium und laut Reiseführer soll es eine tolle Aussicht auf Stadt und Hafen geben. Letztere gibt es im Winter, wenn die Bäume ihr Laub verloren haben oder gab es vor zig Jahren, als die Bäume noch niedriger waren, jetzt leider nicht (mehr), vielleicht habe ich auch nur die richtige Stelle nicht gefunden.

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Vom Observatoriumsberg komme ich in ein Gebiet mit Mehrfamilienhäusern, dazwischen steht das riesige Gebäude der Russischen Botschaft, umgeben von einem hohen Zaun und davor, in der Nähe des Eingangs wacht ein Polizeiauto. Das ist in diesen Zeiten schon ein etwas merkwürdiges Gefühl vor einer Russischen Botschaft zu stehen, auf ein Foto verzichte ich lieber.

Nicht weit entfernt ist die St. Henrik Kathedrale, eine der wenigen katholischen Kirchen in Finnland.

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Und dann komme ich erneut in einen Park, den Kaivopuisto, mit Bäumen, Granitfelsen und bis ans Meer reichend. Vom höchsten Punkt habe ich einen schönen Ausblick auf Meer und Inseln, dann gehe ich bis hinunter ans Wasser, von wo aus ich mir nochmal mein Ziel von heute Morgen, Suomenlinna aus der Ferne anschauen kann.

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Auf dem Weg am Meer entlang in Richtung Westen erreiche ich bald das „Café Ursula“ mit gemütlichem hellen und modernen Innen- sowie großem Außenbereich. Ich bestelle einen Cold Brew Latte und einen sehr leckeren Lemon Meringue Pie (EUR 12,30) und suche mir einen Platz, der zugleich Meerblick und Schatten bietet.

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Nach einer ausführlichen Pause folge ich dem Weg am Wasser weiter nach Westen

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bis ich den Weg in Richtung Jugendstilviertel Eira verlasse. In Helsinki gibt es insgesamt eine sehr hohe Dichte an Jugendstilgebäuden, in diesem Viertel sind es außergewöhnlich viele Wohngebäude, von der Villa bis zum Mehrfamilienhaus errichtet zwischen 1904 und 1914.

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Auch eine passende Kirche gibt es, die Agricola Kirche (allerdings von 1935), benannt nach dem finnischen Reformator Mikael Agricola. Lieder ist die Kirche selten geöffnet und natürlich auch jetzt geschlossen.

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Ich lasse mich eine Weile durchs Viertel treiben,

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Auf diesem Foto ist ganz links vor dem blauen Auto eine der bereits von mir erwähnten nach unten offenen Wasserrohre zu sehen, auch die Rinne im Boden ist gut zu erkennen.


dann trübt sich der Himmel etwas ein und bei mir macht sich der lange, heiße Tag bemerkbar, daher suche ich mir die nächste Tramhaltestelle und fahre mit einmal Umsteigen zurück Richtung Hotel. Nach einem schnellen Supermarkteinkauf fürs Abendessen bin ich gegen 18.00 Uhr wieder in meiner Unterkunft.

Wetter: sonnig mit Schleierwolken, später zunehmend bewölkt, ca. 28°C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 31. Dezember 2022, 11:33:19
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:thumb: Da wohnt wohl ein (erfolgreicher) Eishockeyspieler.

Die Hochzeitskirche und das Jugendstilviertel gefällt mir sehr gut.

28°C ist für die Finnen bestimmt auch ungewohnt und da kann man froh sein, wenn man nicht in der stickigen Markthalle arbeiten muss.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silvia am 31. Dezember 2022, 13:48:32
 :adieu: Ich steige auch noch mit zu .... Finnland ist noch ein einziger weißer Fleck auf meiner Scandinavian-Karte  :verlegen:

Mir qualmen ja schon die Füße beim Lesen wenn ich sehe was du für Strecken zurücklegst   :respekt:   Mir gefällt die Mischung aus Natur und Kultur, schade das die Häuser im Freilichtmuseum nicht offen hatten, aber 2 Std. hätte ich auch nicht darauf gewartet
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 02. Januar 2023, 18:52:18
Hallo Silvia, schön, dass du auch noch dabei bist, Finnland scheint allgemein unter den skandinavischen Ländern das am wenigsten von ausländischen Touristen besuchte zu sein, nur vom Gefühl her,  da es überall so ruhig zuging, insbesondere kaum ausländische Autonummern oder Sprachen zu hören waren (auch nicht bei meinen Ausflügen).

Ilona, die Schlittschuhe fand ich witzig, ich denke auch, da muss ein großer Eishockeyfan wohnen.

Jetzt geht es weiter, dieser Tag ist mal "kurz" genug für einen einzigen Post.

4. Tag – Samstag, 02.07.

Für heute war eigentlich das Stadtzentrum für meine Erkundungen geplant, in der Straßenbahn gestern habe ich aber auf den dortigen Info Monitoren gesehen, dass heute eine „Pride Parade“ durch die Stadt ziehen wird. Das hat mir am Abend das Internet bestätigt und da ich keine Lust auf die deshalb zu erwartenden Menschenmassen und Straßensperrungen habe, werde ich heute nochmal Ziele außerhalb des Zentrums ansteuern.

Am Wochenende gibt es erst ab 8 Uhr Frühstück daher ist es schon 9 Uhr als ich mit der Tram ins Zentrum fahre, bei der dortigen Post meine gestern auf Suomenlinna gekauften und abends geschriebenen Postkarten einwerfe und in die U-Bahn in Richtung Westen einsteige. Die Metro fährt bis in die an Helsinki angrenzende Stadt Espoo (nach Helsinki auch gleich die zweitgrößte des Landes), ich steige an der Haltestelle Tapiola, das auch schon zu Espoo gehört, aus.

Tapiola wurde in den 1950iger Jahren als sog. „Gartenstadt“ erbaut. Damals musste dringend sehr viel neuer Wohnraum geschaffen werden, dieser sollte sich aber trotzdem in die Natur integrieren. Es wurden sehr bekannte Architekten engagiert und das Projekt war bzw. ist wohl ein Erfolg geworden. Auch das Zentrum von Tapiola gehört dazu, auch wenn hier eher die Architektur, als die Natur im Vordergrund steht. Man sieht deutlich, dass die Gebäude nicht mehr die neuesten sind, dennoch gefallen mir die um einen künstlichen See herum gruppierten Gebäude, die ganz in weiß gehalten sind, gut mit ihrer Rechteckform, auch das unmittelbar daneben gelegene Einkaufszentrum ist an diese Bauweise angepasst, hier wird zurzeit einiges neu gebaut. An einer Seite des Sees ist ein recht großes, flaches Badebecken, das kostenlos und allgemein zugänglich ist, dort planschen sehr viele kleine Kinder, deshalb habe ich davon keine Fotos gemacht.

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Die Wohngebäude befinden sich in einem weitläufigen Waldgebiet hinter dem Zentrum von Tapiola, das ist zumindest bei den heute sehr drückenden Temperaturen zu weit zu Fuß, weshalb ich nach meiner Runde im Zentrum zurück zur U-Bahn Station gehe und eine Station zurück in Richtung Osten fahre.

Hier steht noch mehr Architektur, die ich mir anschauen möchte, nämlich die Aalto Yliopisto = Aalto Universität. Hier in Espoos Stadtteil Otaniemi befindet sich ein Universitätscampus mit Gebäuden der bedeutendsten Architekten Finnlands, allen voran dem Namensgeber der Uni Alvar Aalto (1898 – 1976). Aaltos Periode begann im Anschluss an den Jugendstil bzw. die Nationalromantik in den 1920iger Jahren mit Gebäuden vergleichbar dem deutschen Bauhausstil. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt Aaltos auf Naturmateriealien und Gebäuden, die sich in die umgebende Natur integrierten. In dieser Zeit wurde der Uni Campus in Otaniemi gebaut, Hauptmaterial der von Aalto entworfenen Gebäude ist roter Ziegelstein.

Leider muss ich feststellen, dass mich das Baustellenpech scheinbar verfolgt, nachdem schon die Finlandia Halle, ebenso von Aalto entworfen (in seiner zweiten „weißen“ Periode) an der Töölö Bucht völlig von Bauplanen verhüllt ist (siehe 2. Tag), sind hier nun zwar nicht die Gebäude selbst durch Gerüste o.ä. verunstaltet, aber ihr Anblick schon, viele Straßen und Plätze sind aufgerissen, dadurch ist vieles nicht zugänglich bzw. sind viele hässliche Absperrgitter zu sehen. Dazu noch die unsägliche Hitze, das drückt schon ein bisschen auf mein Gemüt.

Aber gut, ich schaue mir die von Aalto entworfenen Gebäude so gut es geht an, das wichtigste Gebäude ist das halbrunde Audimax (von 1964), leider komme ich nicht richtig nah heran.

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Nicht weit entfernt befindet sich das auch von Aalto entworfene Shoppingcenter,

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dahinter sehe ich zwei Roboterfahrzeuge, die selbständig die Straße überqueren und auf dem Gehweg weiterfahren (zu Hause habe ich nachgeschaut was der aufgedruckte Text auf Deutsch heißt, vermutlich mehr schlecht als recht übersetzt: „Ist dem Laden die Milch ausgegangen?“ „Ich hole ab.“ „Lade die App Starship herunter.“).

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Die aufgerissenen Straßen ziehen sich über den Campus bis an den Rand des nächsten wichtigen Gebäudes, „Dipoli“. Das Kongresszentrum (ursprünglich Gebäude der Studentenschaft) von 1966 wurde nicht von Aalto, sondern von Reima Pietilä und Raili Paatelainen entworfen und ist aus Naturstein, Kupfer, Holz und Beton erbaut und für mich das schönste Gebäude hier, es passt wunderbar in die Umgebung mit Wald und Granitfelsen. Wenn ich allerdings die riesigen Fensterflächen sehe (es sind 500 Fenster, davon sind nur 4 identisch untereinander) hoffe ich für die Studenten (hier finden gerade vermutlich Sommerkurse statt, zahlreiche junge Leute gehen in das Gebäude hinein), dass es eine Klimaanlage gibt, sonst muss es unerträglich heiß sein.

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Hinter „Dipoli“ befindet sich ein weitläufiges Waldgebiet mit weiteren Campus-Gebäuden, unter anderem das merkwürdig geformte „Teknologföreningen“ aus Beton ebenfalls von 1966, hier drin war einmal die erste Disko Helsinkis und auch heute ist dort noch eine Bar/Club/Restaurant.

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Es folgen Studentenwohnheime, nur eines davon wurde von Aalto entworfen, das wellenförmige Gebäude ähnelt dem von Aalto zuvor gebauten Studentenwohnheim der MIT in Boston (ich bin nicht ganz sicher, ob es das auf meinem Foto ist).

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Ältere Wohnheime ebenfalls aus Ziegelsteinen wurden in den 1950iger als Athletenunterkunft für die Olympischen Spiele gebaut.

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Auf dem höchsten Punkt des Campus befindet sich die Kapelle von Otaniemi, gebaut von Kaija und Heikki Siren, ist sie im umgebenden Wald kaum zu sehen (was natürlich so gewollt ist), leider hat die Kirche im Sommer am Wochenende nicht geöffnet.

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In einem großen Bogen spaziere ich an weiteren Wohngebäuden vorbei und dann auf einem Waldweg direkt am Wasser bis ich wieder auf dem Campus ankomme.

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Rund um die U-Bahnstation wurden in den letzten Jahren eine Reihe von neuen Gebäuden errichtet.

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Hier erhole ich mich eine Weile im Schatten, dann mache ich mich auf die Suche nach etwas zum Essen. Im modernen Gebäude am U-Bahn Eingang befinden sich einige (Fastfood) Restaurants, die meisten haben aber geschlossen oder es ist kein einziger Gast da. Das gefällt mir alles nicht so und ich hoffe auf meine nächste geplante Station.

Mit der Metro fahre ich ein paar Stationen in Richtung Helsinki und steige im Stadtviertel Ruoholahti aus. Dieses liegt auf der Halbinsel Länsisatama (Westhafen), auf der sich früher neben dem Containerhafen ein Industriegebiet befand, unter anderem war die Nokia Kabelfabrik hier angesiedelt. Der Containerhafen wurde an eine andere Stelle umgesiedelt, hier fahren aber noch Fähren in Richtung Osteuropa und Russland ab (letztere gerade natürlich auch nicht mehr), außerdem gibt es eine große Werft (hier werden vom größten russischen Schiffsbauunternehmen „United Shipbuilding Corporation“ hauptsächlich Eisbrecher gebaut), viele moderne Bürogebäude und dazwischen viele ebenso moderne Wohnviertel.

Obwohl es hier einiges an Restaurants geben soll, schaffe ich es diese nicht zu finden und irre irgendwie ein bisschen planlos umher (warum ich nicht meinen Reiseführer aufgeschlagen habe und den dortigen Angaben auch zu Restaurants einfach gefolgt bin? Keine Ahnung, ich dachte, ich würde mich auch so zurechtfinden). Schließlich kaufe ich an einem Kiosk zwei Tacos und ein Wasser, Sitzplätze gibt es, leider aber alle in der prallen Sonne. Beim Preis von EUR 7,20 für 2 Tacos habe ich schon vermutet, dass sie nicht riesig sein werden, aber dass sie so klein sind - gerade mal handtellergroß ist das eine nette Vorspeise, satt werde ich nicht, aber immerhin ist der erste Hunger gestillt.

Nicht weit entfernt ist ein Supermarkt, dort kaufe ich nach dem Essen noch ein belegtes Baguette für später. Nun kann ich Länsisatama / Ruoholahti in Ruhe anschauen. Von der gegenüberliegenden Wasserseite sehe ich die große Werft (im Hintergrund die Jugendstilkirche in Eira),

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dann geht es durch modern gestaltete Wohnviertel bis zu einem sehr hübsch mit vielen Pflanzen angelegten Kanal. Auf einer der schattigen Bänke dort mache ich meine zweite Mittagspause mit dem Supermarktbaguette.

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Endlich satt und erholt spaziere ich am Wasser weiter vorbei am „High-Tech-Center“ mit fünf modernen, 2001 fertiggestellten Bürogebäuden, bis zum Ende der Halbinsel. Dort befindet sich die ehemalige Nokia Kabelfabrik, schon seit 1991 ein großes Kulturzentrum mit verschiedenen Museen, Galerien, Kunstschulen usw. Allerdings wirkt das ganze wie ausgestorben, so dass ich von einem Besuch absehe, das Fotografie Museum dort hätte mich eigentlich schon interessiert.

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Stattdessen gehe ich über die Brücke, die Länsisatama mit der nächsten (Halb)insel Lauttasaari verbindet. Auf Lauttasaari spaziere ich am Hafen mit Blick hinüber nach Länsisatama vorbei

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und möchte dann eigentlich zu den sich im Süden und Westen von Lauttasaari befindlichen Stränden weitergehen. Aber die Entfernungen habe ich unterschätzt, zumindest bei der heutigen drückenden Hitze kann ich mich nicht motivieren den Weg auf mich zunehmen. Bei nächster Gelegenheit biege ich daher ab und gehe zur nächsten Metrostation. Im dortigen kleinen Einkaufszentrum ist auch eine Filiale des „Espresso House“, im klimatisierten Inneren des Cafés erhole ich mich bei Cappuccino und Himbeer Cheesecake (EUR 9,50).

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/220702_038_forumqocog.jpg)

Nun geht es mit der Metro wieder eine Station zurück nach Ruoholahti, von dort dann zu Fuß durch die küstennahen Parks in Richtung Töölö. Vor dem mir bereits vom ersten Tag bekannten Friedhof mache ich einen Abstecher zum ehemaligen Krankenhausgelände, das ist heute ein allgemein zugänglicher Park.

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/220702_039_forumggdie.jpg)

Es gibt auch ein rustikales Café, eher ein Verkaufsstand, dort kaufe ich einen Cold Brew (die Kosten von EUR 3,90 zahle ich in bar, das Mädel, das am Stand arbeitet kann nicht rausgeben, ich hätte ihr allerdings sowieso die 10 Cent als Trinkgeld dagelassen und sage daher, dass ich das Rückgeld nicht möchte/brauche. Das nimmt sie irgendwie nicht ernst und überlegt laut, ob und wo sie nicht doch noch 10 Cent auftreiben könnte. Erst als ich nochmal sehr energisch sage, dass ich das Rückgeld nicht möchte, akzeptiert sie es so. Also Trinkgeld scheint in Finnland wirklich ziemlich unbekannt zu sein, ich dagegen finde EUR 3,90 für einen Kaffee, den ich mir selbst aus einem großen Tetrapack zapfen muss und einer Milch, die schon leicht ausflockt, zu teuer, da kommt es auf 10 Cent nicht mehr an.)

Immerhin liegt die Terrasse fantastisch und ich kann meinen teuren Kaffee unmittelbar am Wasser sitzend ausgiebig genießen.

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Nach der Pause gehe ich, vorbei am wieder gut gefüllten Sandstrand Hieteranta, in Richtung meines Hotels. Im Supermarkt kaufe ich noch was fürs Abendessen ein, gegen 18 Uhr bin ich zurück in meinem Zimmer.

Wetter: sonnig, leicht bewölkt, gegen Abend stark bewölkt, ca. 29 °C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 03. Januar 2023, 16:39:13
Helsinki ist eine moderne und vor allem sehr fortschrittliche (Roboter) Stadt  :thumb:.

Der Himbeer-Cheesecake sah wirklich klasse aus, dafür der Cold Brew aus dem Tetrapack weniger.

Zitat
Erst als ich nochmal sehr energisch sage, dass ich das Rückgeld nicht möchte, akzeptiert sie es so.

Ich stelle mir gerade vor, wie dem Mädel die Kinnlade runterfiel :totlach:.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 03. Januar 2023, 18:01:42

Der Himbeer-Cheesecake sah wirklich klasse aus, dafür der Cold Brew aus dem Tetrapack weniger.

Zitat
Erst als ich nochmal sehr energisch sage, dass ich das Rückgeld nicht möchte, akzeptiert sie es so.

Ich stelle mir gerade vor, wie dem Mädel die Kinnlade runterfiel :totlach:.

Der Kaffee an sich war in Ordnung, die flockende Milch war optisch nicht so toll, zum Glück hatte es keine weiteren Auswirkungen.

Das mit den 10 Cent war wirklich merkwürdig, die wollte irgendwie noch ins nebenanliegende Haus rennen, in dem auch die Toiletten waren und wohl auch ein Lagerraum/Büro für den Getränkestand und dort nachfragen/nachschauen - wegen 10 Cent!
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Susan am 03. Januar 2023, 18:21:01
Das Jugendstilviertel ist ganz nach meinem Geschmack  8)  Moderne Bauten interessieren mich meist weniger, der Campus (naja auch nicht ganz soo modern) ist wenigstens schön begrünt. Schade, dass du da auf so viele Baustellen gestoßen bist.

So ein Einkaufs-Robo käme mir auch oft gelegen  ;)

Jedenfalls scheint man in Helsinki immer lecker Kuchen essen zu können. Das wäre was für den Gatten einen Trip dorthin schmackhaft zu machen.  ^-^
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 04. Januar 2023, 18:12:47

So ein Einkaufs-Robo käme mir auch oft gelegen  ;)

Mir auch, aber so langsam wie die gefahren sind, würde das nur für kurze Strecken sinnvoll funktionieren.

5. Tag – Sonntag, 03.07. - 1. Teil

Heute möchte ich das Stadtzentrum besichtigen, dorthin begebe ich mich nach dem Frühstück gegen 9 Uhr ausnahmsweise mal zu Fuß, sind ja nur zwei Tramhaltestellen.

Ich starte beim Senatsplatz mit dem Dom, den ich ja am Freitag schonmal im Schnelldurchlauf angeschaut habe. Dort habe ich auch schon etwas zur Geschichte des Senatsplatzes, der als Gesamtensemble entworfen wurde, geschrieben.

Für den Dom nehme ich mir heute viel Zeit, schaue ihn von allen Seiten an. Die Innenbesichtigung muss ich nach kurzer Zeit abbrechen, da alle Touristen gebeten werden den Dom zu verlassen, ein Gottesdienst beginnt bald. OK, da muss ich an einem der nächsten Tage nochmal wiederkommen.

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Im gelben Gebäude auf der rechten Seite des Platzes (wenn man mit dem Rücken zum Dom steht) ist die Universität untergebracht,

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daneben die Finnische Nationalbibliothek (in ähnlichem Stil und Farbe, kein Foto). Auch für die Bibliotheksinnenbesichtigung muss ich nochmal wiederkommen, sie hat sonntags nicht geöffnet.

Ebenfalls in zartem Gelb gehalten ist das Gebäude auf der linken Platzseite. Dies ist das Regierungspalais, heute Sitz des/der Ministerpräsidenten/in.

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In den Gebäuden gegenüber vom Dom, die zur Hundertjahrfeier Finnlands 2017 renoviert wurden, befinden sich Geschäfte und Restaurants, ganz links im grauen, etwas niedrigeren Haus ist das Stadtmuseum, das Haus ist das älteste erhaltene Haus Helsinkis von 1757 (stand also schon vor der Gestaltung des Senatsplatzes durch Carl Ludwig Engel).

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Nun gehe ich in einem Bogen hinter dem Senatsplatz entlang in Richtung Hafen.

Gleich hinter dem Dom steht die Heilige Dreifaltigkeitskirche, auch dort gerade Gottesdienst.

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Ums Eck ist die Bank von Finnland, der Sockel des J.W. Snellman (1806-1881, Philosoph, Journalist, Politiker, der es gegenüber dem russischen Zaren ab Mitte des 19. Jh. durchsetzen konnte, dass die Finnmark das gültige Zahlungsmittel in Finnland wurde, bis dahin war es der sehr instabile russische Rubel und dass Finnisch Amtssprache wurde) Denkmal zeigt noch Einschlusslöcher der russischen Luftangriffe von 1944. Direkt gegenüber befindet sich das wunderschöne Ständehaus, 1891 errichtet und einem griechischen Tempel nachempfunden.

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Weiter komme ich am neugotischen Ritterhaus vorbei, früher Treffpunkt des russischen Adels, heute Konzerthaus.

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Auf dem kurzen Weg zum Hafen habe ich nun einen schönen Blick auf die Uspenski Kathedrale, neben dem Dom das zweite markante Gebäude in der Skyline von Helsinki. Die Kathedrale werde ich mir später noch genauer anschauen.

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Im Hafen ist gerade eine Vielzahl von Fähren unterwegs, wieder bin ich überrascht, wie klein diese riesigen Schiffe die Gebäude rund um den Hafen wirken lassen.

Der große freie Platz direkt am Hafen ist der Marktplatz, wo sich täglich eine Vielzahl von Ständen mit frischen Lebensmitteln, aber auch Souvenirs und Snacks befinden.

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Mit dem Rücken zum Wasser stehend sehe ich folgende Gebäude auf der nördlichen Straßenseite: an der Straßenecke ist etwas zurückversetzt das gelbe Präsidentenpalais (das heute nicht mehr die ganz große Bedeutung hat, da der Präsident auf der Halbinsel Mäntyniemi residiert, das habe ich am Tag 2 gesehen, bei der Insel Seurasaari), es folgt der Oberste Gerichtshof, ein kleineres Gebäude das ein Restaurant beherbergt und dann die Schwedische Botschaft, dieses Gebäude hat entfernte Ähnlichkeit mit dem königlichen Schloss in Stockholm. Der Standort der Botschaft direkt am Hafen zeigt die große Bedeutung die Schweden für Finnland hat. Das große hellblaue Gebäude ist das Rathaus von Helsinki.

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Auf dem Marktplatz selbst ist neben den Marktständen der „Stein der Zarin“ zu sehen, ein Obelisk mit dem russischen Doppeladler, der an den Besuch des Zaren Nikolaus I. und seiner Frau Alexandra 1833 erinnert und am Ende des Marktplatzes ein Brunnen mit der Figur „Havis Amanda“. Die Dame ist nackt, 5 m hoch, wurde in Paris gefertigt, 1908 hier aufgestellt und war in den ersten Jahren wegen ihrer Nacktheit und Größe sehr umstritten.

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Hinter dem Brunnen beginnt die „Esplanade“, ein langgezogener Park gesäumt von teuren Geschäften, Restaurants und einem der besten Hotels Skandinaviens, dem „Kämp“. Eines der Restaurants ist das „Kappeli“, ein Holzschlösschen von 1867, schon immer Treffpunkt der Prominenz der Stadt.

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In der Mitte des blumengeschmückten Parks steht das J.L. Runeberg-Denkmal mit der Statue des finnischen Nationaldichters (1804-77), geschaffen von seinem Sohn Walter.

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Die „Esplanade“ endet mit dem Schwedischen Theater.

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In den Quer- und Parallelstraßen zur „Esplanade“ in Richtung Hauptbahnhof befinden sich eine ganze Reihe von Geschäften, Kaufhäusern und Einkaufszentren.

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Schließlich erreiche ich den Hauptbahnhof, eines der auffälligsten Gebäude Helsinkis, Architekt war einer der bekanntesten Architekten des Landes (neben Alvar Aalto), Eliel Saarinen, er gewann 1904 den Wettbewerb um das Bahnhofsgebäude, das dann 1916 fertiggestellt war.

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Rund um den Bahnhof befinden sich einige interessante Gebäude, unter anderem die Finnische Nationalgalerie Ateneum, das Finnische Nationaltheater in Stil der Nationalromantik und die moderne Universitätsbibliothek von 2012, für deren Innenraum steht wieder ein zweiter Besuch an, da sie heute geschlossen ist.

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Nach Norden hin wird es ruhiger, im Kaisaniemi-Park ist der Botanische Garten mein nächstes Ziel. Dieser ist kostenlos zugänglich, eher klein und bescheiden bepflanzt (vor allem vermisse ich blühende Pflanzen), gibt aber mit dem Gewächshaus ein schönes Bild ab (das Gewächshaus kostet Eintritt, bei den aktuellen Temperaturen ist aber ein feucht-heißes Gewächshaus sowieso der letzte Ort an dem ich sein möchte).

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Im Botanischen Garten gibt es das „Café Viola“ in einem hübschen Holzhaus, die Innenräume mal wieder viel zu warm, aber zum Glück mit Sitzplätzen auf dem schattigen Platz davor. Hier möchte ich zu Mittag essen, leider gibt es das im Reiseführer beschriebene Lunchbuffet heute nicht, da Sonntag. Aber da ich nun mal hier bin und weitere Restaurants recht weit entfernt in der Innenstadt sind, gebe ich mich mit einem Stück der durchaus leckeren Spinat-Feta-Quiche und einer kleinen Pastete zufrieden, dazu eine Grapefruitlimo (EUR 12,00).

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Fortsetzung folgt bald...
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 04. Januar 2023, 22:17:58
Mir wären das ja ein paar Gebäude zu viel, aber auf den Fotos schau ich sie mir gerne an. Sie sehen sehr schön aus, vor allem mit diesem tollen blauen Himmel!
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 05. Januar 2023, 15:09:16
Hallo Christina,

hast du schon mal daran gedacht, einen Städteführer zu schreiben? So detailliert wie du die einzelnen Gebäude beschreibst, solltest du das in Erwägung ziehen.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 05. Januar 2023, 15:39:27
Hallo Christina,

hast du schon mal daran gedacht, einen Städteführer zu schreiben? So detailliert wie du die einzelnen Gebäude beschreibst, solltest du das in Erwägung ziehen.

Da hast du Recht, Ilona! Incl. Tipps für den Nachmittagskuchen  ;)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 05. Januar 2023, 18:07:15
Mir wären das ja ein paar Gebäude zu viel, aber auf den Fotos schau ich sie mir gerne an. Sie sehen sehr schön aus, vor allem mit diesem tollen blauen Himmel!

Ja, das war jetzt wirklich Stadt pur, immerhin mit zwei Parks und total entspannt ohne Großstadthektik, am Nachmittag wird es noch ein bisschen ländlicher - insgesamt aber der "städtischste" Tag des ganzen Urlaubs.

Ilona, Susan - leider gibt es schon recht viele Reiseführer, und meine Beschreibungen hier sind ja Zusammenfassungen bzw. meine eigenen Worte verschiedener Quellen wie Reiseführer oder Wikipedia.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 06. Januar 2023, 18:04:02
5. Tag – Sonntag, 03.07. - 2. Teil

Nach der Mittagspause im Botanischen Garten gehe ich wieder zurück in die Innenstadt. Das Denkmal „Die drei Schmiede“ von 1932 gegenüber vom Kaufhaus „Stockmann“ kann ich nicht ohne Menschen davor fotografieren, vielleicht komme ich auch hierher noch ein weiteres Mal. Ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs ist das „Sokos Hotel Vaakuna“, ein sehr auffälliger und dominierender Bau auch aufgrund der dunklen Farbe, gebaut 1952 für die Olympischen Spiele. Gegenüber steht der „Lasipalatsi“ (Glaspalast), so benannt wegen der Fensterfront, das Gegenteil vom „Vaakuna“, hell und niedrig, in den 1930iger ursprünglich als Provisorium errichtet, bis heute erhalten und ein Beispiel für den funktionalistischen Stil.

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Nun folge ich der Hauptverkehrsstraße aus der Stadt heraus (die auch zu meinem Hotel führt und mir daher bereits bekannt ist), der Mannerheimintie, benannt nach Marschall Mannerheim, unter anderem führte er die finnische Armee im Winterkrieg gegen Russland 1939 bis 1940, den er zwar nicht gewinnen, aber Finnlands Souveränität gegenüber Russland sichern konnte. Schon zuvor war er Marschall während des finnischen Bürgerkriegs auf Seiten der Konservativen gewesen und bestätigte als provisorisches Staatsoberhaupt 1919 die demokratische Verfassung der Republik Finnland, die heute noch gilt. Sein Standbild steht an der nach ihm benannten Straße vor dem Museum für Gegenwartskunst „Kiasma“, das zu den bereits von mir erwähnten vielen von Baustellen (teilweise) verhüllten bedeutenden Gebäuden der Stadt gehört. Es wurde vom amerikanischen Stararchitekten Steven Holl geschaffen und 1998 eingeweiht. Ich schlendere kurz durch den Museumsshop, finde aber nichts Interessantes.

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Hinter dem „Kiasma“ befindet sich eine tieferliegende riesige Grünfläche mit dem „Musiikkitalo“ (Musik Haus) einem Konzerthaus von 2011 in dunklen Farben, einer modernen Skulptur davor (sie heißt „Laulupuut“ = Lied-Bäume, ist knapp 13 m hoch, geschaffen von Reijo Hukkanen 2012, zu sehen sind ein Hechtkopf und Klavierdeckel – der Künstler ließ sich vom Lied „Lied eines Hechts“ inspirieren und vom finnischen Nationalinstrument, der Kantele  = griffbrettlose Kastenzither) und der Zentralbibliothek „Oodi“ (= Ode), erst 2018 eröffnet. Sie ist für jedermann zugänglich, neben Büchern gibt es dort Konferenzräume verschiedener Größe, Tonstudios, Computer, Spielkonsolen, sogar Nähmaschinen, viele unterschiedliche Sitzplätze, ein Café und eine Dachterrasse.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite der Mannerheimintie steht der finnische Reichstag. Das neoklassizistische Gebäude wurde 1931 eingeweiht.

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All die genannten Gebäude kann ich vom Vorplatz der „Oodi“ und von ihrer Dachterrasse, die ich nun besuche, sehen. Leider auch viele eingerüstete Gebäude, vom Vorplatz wird nochmal die Verhüllung des „Kiasma“ deutlich (davor die Glasfassade des Verlagshauses „Helsingin Sanomat“) und vom Dach die Verhüllung der „Finlandia Halle“, die an das „Musiikkitalo“ anschließt und ganz in weiß (Marmor und Granit) 1971/75 eröffnet wurde. Architekt war wie bereits erwähnt Alvar Aalto – wieder bin ich traurig, dass ausgerechnet dieses bedeutsame Gebäude fast bis zur Unkenntlichkeit verhüllt ist (das niedrige dunkle Gebäude davor ist nur ein Provisorium, in dem sich während der Renovierung das Café befindet).

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Im Café der „Oodi“ gibt es für mich eine Pistazienschnecke (also Pistazie statt Zimt) und einen Cold Brew (EUR 8,00). Fotos vom schönen, hellen Inneren der Bibliothek kann ich nicht machen, es wuseln zu viele Leute herum, aber vielleicht komme ich auch hier in den nächsten Tagen nochmal her.

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Von der Bibliothek gehe ich zurück Richtung „Latsipalatsi“, überquere den Platz vor dem größten Einkaufszentrum Finnlands, dem „Kamppi“ mit der ovalen „Kapelle der Stille“ (aus Holz, auch diese leider geschlossen heute), eingeweiht 2012 und stehe dann auf der Rückseite des „Lasipalatsi“. Die interessanten weißen Knubbel und der weiße Turm gehören zum „Amos Rex“, einem privaten Kunstmuseum.

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Den Rest des Tages werde ich auf einer (Halb)insel verbringen. Mit der Tram fahre ich von der Haltestelle „Lasipalatsi“ zur Haltestelle „Tove Janson Park“ (ach ja, Tove Janson, kennt ihr bestimmt, die Erschafferin der Mumin Comics, sie ist in Helsinki geboren und aufgewachsen, ich kannte sie und die Mumin Figuren allerdings nicht, am Lasipalatsi gibt es einen Shop mit allen möglichen Mumin Souvenirs, dort war ich vorhin drin, gut gefallen hätte mir eine kleine, ca. 5 cm hohe Muminfigur aus Holz, aber EUR 10 dafür waren mir dann doch zu viel) auf der Halbinsel Katajanokka.

Erster Besichtigungspunkt ist die Uspenski Kathedrale, die größte russisch-orthodoxe Kirche Nordeuropas. Entstanden ist sie 1868 im altrussischen Stil und das Innere ist mit viel Gold und bunten Verzierungen sehr beeindruckend, aber auch etwas überladen für meinen Geschmack. Wie der Dom steht die Kathedrale auf einem Granithügel, so dass man einen guten Blick über die Häuser hin zum nahen Dom hat.

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Gegenüber der Uspenski Kathedrale steht ein weiteres Alvar Aalto Bauwerk, der Hauptsitz des finnisch-schwedischen Forst- und Papierkonzern „Stora Enso“ von 1962. Das Gebäude ist allerdings sehr umstritten, auch ich bin nicht wirklich begeistert, passenderweise wird es das „Zuckerstück“ genannt (weil würfelförmig und weiß). Kurzer Exkurs in die Jetztzeit: im Buch, das ich gerade lese, steht vorne wo die ISBN, der Verlag usw. genannt sind, "Das für dieses Buch verwendete FSC zertifizierte Papier Lux Cream liefert Stora Enso, Finnland". Bis vor meinem Helsinki Urlaub hätte mir das gar nichts gesagt, jetzt musste ich sofort an dieses Gebäude denken.

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Nun spaziere ich auf der Nordseite von Katajanokka meist direkt am Wasser entlang. Zunächst geht es an einigen Restaurants vorbei, die sich in ehemaligen Hafenmagazinen befinden. Dann hat man schöne Blicke auf die prächtigen Häuser entlang des östlichen Hafenbereichs.

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Nächster interessanter Punkt ist die Flotte der finnischen Eisbrecher, die hier den Sommer verbringen (die hatte ich ja schon von weitem von der gegenüberliegenden „Teerinsel“ gesehen).

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Der Weg führt weiter am Wasser entlang mit Blicken erst auf die modernen Wohngebiete nördlich, dann von der Südseite von Katajanokka zum Kirchturm von Suomenlinna (kein Foto).

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Ebenfalls an der Südseite der Halbinsel ist ein großes Fährterminal für die Fähren nach Tallin und Stockholm, hier mache ich eine kurze (Toiletten) Pause und möchte eigentlich mit der Tram zurück ins Stadtzentrum fahren. Diese fährt jedoch sehr selten, wohl abgestimmt auf die Fähren, so gehe ich den Rest auch noch zu Fuß bis ich wieder bei der Uspenski Kathedrale anlange.

Dann nehme ich die Tram bis zur Töölö Bucht, von hier aus gehe ich am Wasser entlang, das Nachmittagslicht ist einfach so schön, bis zur Oper und dann durch das Wohngebiet zurück Richtung Hotel, einen kurzen Stopp mache ich wieder am Supermarkt (der auch sonntags geöffnet hat), wo ich mein Abendessen kaufe. Gegen 17.30 Uhr bin ich wieder im Hotel.

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Wetter: sonnig, starker Wind, ca. 27° C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Susan am 07. Januar 2023, 21:34:16
Ein wenig erstaunt hat mich, dass im Dom die Touristen gebeten wurden wegen des Gottesdienstes zu gehen. Kenn das eher so, dass der zwar angekündigt wird, man aber eingeladen ist zu bleiben (obwohl dann doch die meisten gehen). Das Innere der Kirchen finde ich angenehm schlicht, obwohl mir auch die opulentere Kathedrale gefällt.

Ansonsten hat Helsinki eine interessante Mischung aus alten und neuen Gebäuden. Grün ist ja auch einiges dabei, doch wie du hätte ich hier und da mehr Blumen erwartet; etwa auf dem Platz vorm Reichstag oder zumindest im botanischen Garten.

Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich keine Freundin von Zimtschnecken, da hört sich die Pistazienvariante viel  besser an. ;)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 08. Januar 2023, 10:27:31
Zitat
Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich keine Freundin von Zimtschnecken, da hört sich die Pistazienvariante viel  besser an
Da bin ich ganz bei dir, zumindest wenn es um die Schwedischen Zimtschmecken geht. Die saftigen, großen Cinnamon Rolls aus den USA mag ich aber sehr  :sabber:.

Zitat
Mit der Tram fahre ich von der Haltestelle „Lasipalatsi“ zur Haltestelle „Tove Janson Park“ (ach ja, Tove Janson, kennt ihr bestimmt, die Erschafferin der Mumin Comics, sie ist in Helsinki geboren und aufgewachsen, ich kannte sie und die Mumin Figuren allerdings nicht

 :weissnicht: Also ich kannte die nicht und musste erst einmal guugeln :verlegen:, dass es sich dabei um Nilpferdtrolle handelt.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 09. Januar 2023, 18:19:38
Susan, im Dom waren noch gar keine Gottesdienstbesucher, ich denke, die haben abgeschlossen und später für den Gottesdienst wieder geöffnet. Außer mir war sowieso nur die asiatische Familie, die man auf dem Foto mit dem Sonnenstern auf den Treppen sieht, dort.

Im Botanischen Garten fand ich es merkwürdig, dass so wenig geblüht hat, sonst gab es schon einige Parks mit sehr schönen Blumenbeeten z.B. die Esplanade oder bei der Kirche im Jugendstilviertel. Insgesamt waren es aber tatsächlich relativ wenig Blumen, dafür sehr viel Natur, in die nicht weiters eingegriffen wurde. Liegt vielleicht auch an der kurzen Sommersaison dort, ich hatte glaube ich auch schon erwähnt, dass auf den Balkons der Wohnungen sehr selten Pflanzen zu sehen waren.

Ich mag sowohl Zimtschnecken als auch hier die Pistazienvariante (die ich bisher nicht kannte).

Ilona, da bin ich ja froh, dass es noch andere Leute gibt, die die Mumins nicht kennen, ich kenne die wenigsten Comicfiguren, da mich meine Eltern als Kind selten fernsehen ließen (und später hatte ich keine Lust auf Zeichentrick mehr), Peter kennt das alles und macht sich immer lustig, was mir alles entgangen ist.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 09. Januar 2023, 18:38:18
6. Tag – Montag, 04.07.

Beim Frühstück, das es heute wieder ab 7 Uhr gibt, beeile ich mich etwas, denn um halb neun muss ich am Hauptbahnhof sein, es steht ein Tagesausflug «aufs Land» an.

Wie immer bei Städtetrips habe ich bei der Vorbereitung geschaut, welche Möglichkeiten es für Tagesausflüge aus der Stadt raus gibt. Dabei ist mir Hanko/Hangö aufgefallen. Das 9000 Einwohner Städtchen liegt 127 km südwestlich von Helsinki, ist mehrheitlich schwedischsprachig und gilt als die finnische Sommerstadt. Schon zur Zarenzeit und durchgehend bis heute war/ist der Ort ein Seebad, dementsprechend gibt es viele alte Holzvillen aus der Zeit zwischen 1880 und 1940. Es gibt mehrere Sandstrände im Wechsel mit Felsküste, man kann zum südlichsten Punkt Finnlands wandern und einen Schiffsausflug zum Bengtskär Leuchtturm in den Schären vor Hanko machen. Diese beiden Aktivitäten benötigen allerdings einiges an Zeit, scheiden daher bei einem Tagesauflug leider aus. Bei der Touristinfo habe ich verschiedene Informationsbroschüren bestellt und kostenlos zugeschickt bekommen. Alles ist superschön gestaltet und zusammen mit den Fotos und Beschreibungen im Reiseführer und Internet war mir klar, dass ich von diesem Ort begeistert sein würde.

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Lange hat mich allerdings zögern lassen, dass obwohl Hanko eigentlich an das Eisenbahnnetz angeschlossen ist, unterwegs ein Wechsel von Bahn zu Schienenersatzverkehr stattfindet (schon seit Jahren) und mit Schienenersatzverkehr habe ich von zuhause und auch einem Ausflug in die Umgebung von Stockholm sehr schlechte Erfahrung gemacht. Oft ist nicht klar, wo genau der Bus als Zugersatz abfährt, oft hat Zug oder Bus Verspätung und es wird nicht gegenseitig gewartet. Da ich Hanko aber unbedingt besuchen möchte, entscheide ich mich dann schließlich das Risiko einzugehen.
Am liebsten hätte ich spontan während meines Helsinki Aufenthalts das Zugticket gebucht, um den Ausflug an einem Tag mit schönem Wetter machen zu können, die Ticketpreise bei der finnischen Bahn steigen jedoch stark an, je näher der Abfahrtstermin kommt. So bin ich dann nochmal ein Risiko eingegangen und habe das Ticket ein paar Wochen vorher gebucht, in der Hoffnung nicht gerade einen Regentag zu erwischen.

Was das Wetter angeht, habe ich auf jeden Fall schon mal Glück gehabt, auch heute scheint wieder die Sonne. Gestern Abend habe ich nochmal im Internet nachgeschaut, hätte ich das Ticket erst gestern gekauft, hätte es das doppelte vom von mir bezahlten Preis, für finnische Verhältnisse günstige EUR 15,80 (Hin- und Rückfahrtkarte), gekostet.

Der Zug fährt pünktlich um 8.36 Uhr am Hauptbahnhof ab, nach einer Stunde Fahrt durch leicht hügelige Landschaft, überwiegend landwirtschaftlich genutzt, erreicht er den Ort Karjaa, hier ist nun der Wechsel auf den Bus nötig. Entgegen meinen Befürchtungen läuft alles problemlos, ein Großteil der Leute aus dem Zug wechselt auf den Bus, so dass ich nur den anderen hinterher gehen muss, außerdem ist der Weg zur Bushaltestelle ausgeschildert.

Sogar zwei Busse warten schon, die aber nicht voll werden, ich habe einen Zweier-Sitz während der Fahrt, die eine Stunde dauert, für mich alleine. Die Landschaft hat sich geändert, wir fahren küstennah (aber ohne Ausblicke aufs Meer) hauptsächlich durch Wald, es erinnert mich sehr an Teile von Westkanada, von der geteerten Hauptstrasse gehen immer wieder geschotterte Strassen in den Wald ab, die ins Nichts zu führen scheinen, am Beginn stehen aber immer ein oder mehrere Briefkästen, irgendwo in der Ferne werden also Wohnhäuser stehen.

Der Bus hält mehrmals, manchmal wartet ein Fahrgast an einer Haltestelle mitten im Nichts, ein größerer Ort ist Ekenäs/Tammisaari mit mehreren Haltestellen.

Gegen 10.30 Uhr erreicht der Bus das Bahnhofsgelände von Hanko, der Endstation. Ca. eine Viertelstunde dauert der Spaziergang von hier ins Zentrum des Örtchens.

Mein erstes Ziel ist die Sandbucht im Zentrum und schon jetzt bin ich begeistert und froh, den Ausflug angetreten zu haben. Es ist einfach herrlich hier, der Strand, die Felsen, die Ruhe und Gelassenheit der Leute, die ersten Holzvillen, die ich hier schon sehen kann.

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Nicht weit vom Strand entfernt steht der Wasserturm, eines der Wahrzeichen des Ortes. Er wurde 1943 auf dem höchsten Hügel des Orts errichtet, nachdem der alte Wasserturm 1941 von den sowjetischen Truppen bei ihrem Abzug nach dem «Winterkrieg» zerstört worden war.

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Das Schöne am Turm ist, die offene Plattform ganz oben ist für Touristen geöffnet. Ganz klar, dass ich da hinauf möchte. Pünktlich zur Öffnung um 11 Uhr bin ich am Turm. Man tritt in einen Aufzug und fährt nach oben. Dort werde ich von einer sehr netten Dame empfangen, bei der ich den Eintritt von EUR 5 entrichte und die mir dann auch gleich einiges zu Hanko erklärt und zeigt. Die Aussicht ist überwältigend, nicht jeder Blick von einem (Aussichts)turm ist lohnenswert, der hier aber definitiv. Weder Glas noch Gitter stören den 360° Blick, auch einige kostenlos nutzbare Ferngläser sind installiert (damit kann ich in der Ferne mehrere Leuchttürme sehen). Die Führerin gibt mir noch einige Tipps zum Mittagessen und ein Spazierziel für den Nachmittag, dann kommen andere Gäste, denen sie sich zuwendet und ich kann den Blick nochmal in Ruhe genießen.

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Wieder am Boden gehe ich durch den Ort in Richtung Hafen und der dortigen Felsbucht.

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Wie von der Dame vom Wasserturm empfohlen, gibt es rund um den Hafen eine Vielzahl von Restaurants, ich entscheide mich für das «Stranden», das einen «Lunch» anbietet. Draußen sind alle Schattenplätze belegt, aber im Innenraum, der hier ausnahmsweise mal klimatisiert ist, ist noch genug Platz. Der «Lunch» stellt sich als All-you-can-Eat Buffet heraus, inklusive Wasser, Säfte und Kaffee kostet das ganze nur erstaunliche EUR 15. Wunderbar, heute kann ich mich mittags mal satt essen, es gibt verschiedene Salate, Brot, Hühnchen in Mango Soße, panierter Fisch, Kartoffeln und Reis als Beilagen, alles sehr lecker. Sogar eine Mousse-au-Chocolat steht als Nachtisch bereit, darauf verzichtete ich allerdings, ich möchte ja später sicherlich wieder eine Kuchenpause machen.

Nach dem Essen setze ich meinen Orts- und Küstenspaziergang fort. Vorbei an einigen alten Villen und immer wieder Blicken aufs Wasser erreiche ich das Hanko Casino, ein Jugendstil Gebäude aus dem Jahr 1910. Davor sind noch die ziemlich vertrockneten Reste des Mittsommerfestes zu sehen.

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Zwischen der Sandbucht vor dem Casino und der darauffolgenden Bucht erstreckt sich eine felsige Landzunge, über die ein Wanderweg bzw. eher Spazierweg, genannt «Liebespfad» führt. Wie ist das schön hier! Es geht über Granitfelsen, durch lichten Pinienwald, mal auf Holzstegen, mal muss man den Weg über die Felsen ein bisschen suchen, Aussicht übers glitzernde Wasser gibt es fast immer. Und es ist wunderbar ruhig hier, nur wenige andere Leute nutzen diesen Weg. Zwischendrin setze ich mich auf einen Felsen und genieße eine ganze Zeit lang den Aus- und Anblick.

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Am Ende des Pfads geht es noch ein ebenes Stückchen durch Wald, bis ich den nächsten Strand erreiche.

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Und an diesem Strand ist wohl das Zentrum der Badeurlauber. Im Wasser ist eine riesige Hüpfburg mit Rutschen, Trampolins usw. verankert, von so etwas habe ich als Kind nicht mal geträumt, damals war man schon mit einer einzigen großen Rutsche zufrieden. Im Wald hinter dem Strand gibt es einen Spielplatz, mehrere Tennisplätze (auf Stelzen, umgeben von Glaswänden), Minigolf und ein Kiosk/Restaurant. Dementsprechend knubbeln sich hier auch recht viele Urlauber, dennoch bin ich positiv erstaunt, dass es im Vergleich z.B. zur deutschen Ostsee (die ich ja 2018 von Hamburg aus unter gleichen Bedingungen erlebt habe – Hauptsaison, bestes Wetter, unter der Woche) nicht überfüllt ist. Auch Parkplätze sind noch frei.

Ich gehe weiter, an der Straße parallel zum Wasser stehen auch hier wieder einige wunderschöne Villen.

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An die «Hüpfburg» Sandbucht schließt sich eine weitere an, wesentlicher länger, der Sand ist fast bis zum Wasser von Gras bewachsen. Ein Fuß-und Fahrradweg läuft parallel zum Wasser unter zumindest ein bisschen schattenspendenden Bäumen, dahinter stehen wieder einige alte Villen, da fange ich doch das Träumen an, in so einer Villa eine Woche verbringen, morgens schon eine erste Runde im Meer schwimmen, durch Hanko bummeln, dann auf der Terrasse vor dem Haus Kaffee trinken, nochmal Schwimmen. Ach ja, dabei weiß ich doch genau, dass ich das nicht mal einen einzigen Tag aushalten würde und den ganzen Tag unterwegs wäre.

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Auf der kleinen Landzunge am Ende dieser Sandbucht steht ein hübsches altes Holzhaus, in dem sich ein Restaurant/Café befindet. Dieses besteht schon sehr lange und ist ziemlich bekannt, 1927, zur Zeit des absoluten Alkoholverbots in Finnland, kaufte Marschall Mannerheim (dessen Statue ich gestern in Helsinki vor dem Kiasma angeschaut habe), der in Hanko ein Ferienhaus hatte, das Café und nannte es «Neljän Tuulen Tupa» (= "Haus der Vier Winde"). Mit dem Alkoholverbot nahm man es nicht so genau.

Leider habe ich vom Café kein Foto gemacht, nur vom ebenso hübschen Holzhaus auf der benachbarten Landzunge und von der nächsten Sandbucht.

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Ich finde auf der Terrasse gerade noch ein Einzelplätzchen im Schatten (drinnen ist es zwar wieder sehr nett eingerichtet, aber mal wieder viel zu warm) mit direktem Blick aufs Meer, aus der Eistruhe suche ich mir ein vermeintliches Vanille-Schokoeis in der Waffel (ähnlich wie Cornetto) aus, dieses entpuppt sich aber als Vanille-Lakritzeis. Schmeckt aber gar nicht mal schlecht, obwohl ich kein Lakritzfan bin (EUR 7,50 zusammen mit einem Wasser).

Nach der Eispause mache ich mich auf den Rückweg Richtung Zentrum von Hanko. Die Granitfelsen lohnen einen Blick von nahem, erstaunlich, was darauf so alles wächst. Ich umrunde den Jachthafen, das halbrunde Gebäude des Segelvereins stammt aus dem Jahr 1938.

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In einem ehemaligen Lagerhaus am Hafen sind Dekogeschäfte und ein Café eingerichtet, ich stöbere ein bisschen durch die z.T. recht hübschen Sachen und mache dann nochmal eine Pause bei einem Cappuccino und einem Rhabarberblätterteiggebäck.

Dann muss ich mich so langsam auf den Weg zurück zum Bahnhof machen. In der Fußgängerzone schaue ich noch in einige Geschäfte hinein, kaufe aber nur im Supermarkt was, ein Sandwich fürs Abendessen später auf der Rückfahrt.

Um 17.20 Uhr fährt der Bus pünktlich in Hanko ab. Unterwegs hält er wesentlich öfter als auf dem Hinweg und wird richtig voll, viele haben nun Feierabend und fahren mit dem Bus nach Hause. In Karjaa hat der Zug nach Helsinki etwas Verspätung. Auf der Zugfahrt denke ich nochmal über den schönen Tag nach, ich bin wirklich froh, dass ich diesen Ausflug gemacht habe und sollte ich mal eine Mietautorunde durch Südfinnland drehen, wird Hanko für mindestens zwei Nächte ein Ziel sein.

In Helsinki wechsle ich dann vom Zug in die Tram und bin nach einem kurzen Supermarktstopp gegen 19.45 Uhr wieder in meiner Unterkunft.

Wetter: sonnig, gegen Nachmittag Schleierwolken, ca. 28°C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 10. Januar 2023, 13:34:30
Ich war und bin zwar immer noch eine "Fernsehnase", aber diese Nilpferd Comics kenne ich auch nicht... :weissnicht:

Also den 6. Tag wäre ich komplett mit dir mitgegangen. Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Lakritzeis hatte ich in Schweden/Norwegen ja auch 2 mal (und noch weitere Lakritzsüßigkeiten, die es bei uns nicht gibt  ^-^) - das könnte es auch bei uns geben. Was mir allerdings heute fehlt ist ein Foto vom Rhabarberblätterteiggebäck  ;)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 10. Januar 2023, 17:57:21
Ich war und bin zwar immer noch eine "Fernsehnase", aber diese Nilpferd Comics kenne ich auch nicht... :weissnicht:

Also den 6. Tag wäre ich komplett mit dir mitgegangen. Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Lakritzeis hatte ich in Schweden/Norwegen ja auch 2 mal (und noch weitere Lakritzsüßigkeiten, die es bei uns nicht gibt  ^-^) - das könnte es auch bei uns geben. Was mir allerdings heute fehlt ist ein Foto vom Rhabarberblätterteiggebäck  ;)

Dann scheinen die Mumins hier doch nicht so bekannt zu sein, ich meine ich hätte sie erst kürzlich in der TV Zeitschrift in irgendeinem Kinderprogramm gesehen.

Ich bin kein so großer Lakritzfan, so im Eis war es o.k., ich hatte Peter dann noch verschiedene Lakritzsachen mitgebracht, da er das total mag und da waren so Lakritzstücke pur und intensiv dabei, da hab ich nur ein Stück probiert - mehr hättte ich nicht runter gebracht, selbst Peter fand das etwas zu heftig.

Foto vom Mittagessen hab ich nicht gemacht, weil so selbst auf den Teller geschöpft, sah es nicht so toll aus und das Blätterteigteil habe ich dann völlig vergessen zu fotografieren ;D.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Paula am 10. Januar 2023, 19:52:49
Hallo Christina,

Ich hatte in letzter Zeit privaten Stress und daher keinen Nerv für Reiseberichte aber nun hat sich die Lage entspannt und ich bin hinterhergereist  :)
Ich muss gestehen dass ich von Finland oder Helsinki gar nichts weiß, aber ich habe als Kind die Mumins Bücher geliebt!
Dass es so warm war überrascht mich jetzt wirklich, ich hätte eher Angst gehabt dass es zu kühl ist, wenn ich im Sommer in Urlaub fahre will ich auch Sommerwetter. Das es dann drinnen sogar zu warm ist…ist das jetzt der Klimawandel oder war es dort im Sommer schon immer so?

Helsinki sieht sehr gepflegt aus, irgendwie sehr wohlhabend- so kommt es bei mir rüber. Die Strecken die du jeden Tag zurück legst wären mir aber glaube ich zuviel, notierst du dir wieviel Kilometer du gehst?
Die Kleinstadt heute mit den Holzvillen ist ja wirklich eine Sehenswürdigkeit, wie ist es denn dort am Land, in der Stadt würde ich ja erwarten dass englisch gesprochen wird, war das am Land auch so? Besonders gut hat mir der Wanderweg über Granit gefallen, in den Wassertümpeln hätte ich nach Urzeitkrebschen gesucht, das hat mich sehr an den Südwesten der USA erinnert.

Schade dass so viele Gebäude die du anschauen wolltest im Renovieren begriffen waren, sowas ist wirklich ärgerlich  >:( insgesamt ist es aber architektonisch sehr interessant, das hätte ich definitiv nicht erwartet, ich hätte mir eine etwas öde eher osteuropäisch aussehende Stadt erwartet. Ich bin gespannt wie es weitergeht!
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 11. Januar 2023, 13:31:54
Ich habe mal eine Karte spendiert, damit wir nachvollziehen können :zwinker:, wo du dich an dem Tag herumgetrieben hast .



Dort aufm Land gefällt es mir besser und ich bin froh, dass du dich mittags endlich mal sattessen konntest.

Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 11. Januar 2023, 18:24:09
Ilona, vielen Dank für die Karte (da müsste ich noch schauen, wie man die hier einfügt).

Paula, schön, dass du noch nachgelesen hast und gut, dass es sich bei dir entspannt hat. Was das Wetter angeht, denke ich, dass die ziemlich hohen Temperaturen am Klimawandel liegen, aber der Süden Finnlands ist "schon immer" die sonnigste und wärmste Ecke in Skandinavien gewesen, habe ich irgendwann bei der Reisevorbereitung gelesen. Susan und Silvia waren ja (fast) zeitgleich in Schweden und Norwegen unterwegs, hatten aber nicht das durchgängig schöne Wetter wie ich in Helsinki.

Du hast jetzt natürlich nur meine Fotos gesehen, mein Eindruck von der "Modernität" war eher andersherum als deiner, vielleicht auch wegen der unterschiedlichen Erwartungen. Ich hatte Finnland als super modernes Land, so von wegen Nokia und Digitalisierung eingeordnet und überhaupt nicht mit etwas "osteuropäischem" gerechnet. Im Vergleich mit Stockholm und Kopenhagen hat es aber tatsächlich viele sehr nicht moderne Ecken. Viele der Mehrfamilienhäuser auch nahe am Zentrum hatten diese graue Farbe, wie ich sie aus der ehemaligen DDR kenne, da wurde sicherlich seit Ewigkeiten nicht mehr frisch gestrichen, die Fenster waren erkennbar ebenfalls sehr alt. Der Supermarkt in Hanko war auch schon seit langem nicht mehr modernisiert worden und auch die kleinen Geschäfte in Hanko und einem weiteren Ort (von dem ich noch schreiben werde) waren eher einfach und "altmodisch". Sehr sauber war es aber tatsächlich überall, Bettler oder Obdachlose habe ich so gut wie gar keine gesehen.

Ich hab nur am ersten (vollen) Tag meine gelaufenen Kilometer aufgezeichnet, da waren es ca. 20 km und am Tag an dem ich bei der Aalto University war (ca. 17 km). Da ich ja den ganzen Tag unterwegs bin und viele Pausen dazwischen sind, war es mir eigentlich nie zuviel.

Englisch wurde überall bestens gesprochen, auch bei meinen "Landausflügen", Speisekarten waren immer (bis auf das Café bei der Villa Tamminiemi) auch auf Englisch, Fahrkartenautomaten konnte man immer auf Englisch umstellen, also völlig problemlos.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 11. Januar 2023, 18:42:12
7. Tag – Dienstag, 05.07.

Schon beim Aufstehen merke ich, dass die Temperaturen etwas niedriger sind, als an den letzten Tagen um diese Zeit und der Blick auf die Wettervorhersage bestätigt das, ab heute soll es ein paar Grad weniger und ein paar Wolken mehr als bisher haben. Da bin ich froh drüber, mir war es an den vergangenen Tagen doch immer ein bisschen zu warm.

Nach dem üblichen Frühstück und Tramfahrt ins Stadtzentrum stehen zunächst ein paar «Nachholer» von meiner Zentrumsbesichtigung am Sonntag auf dem Plan.

Als erstes gehe ich zur Kapelle der Stille gleich hinter der Haltestelle am Lasipalatsi. Diese war am Sonntag außerplanmässig geschlossen, heute ist sie planmässig geschlossen, sie öffnet nämlich erst um 10 Uhr, na gut, dass soll wohl nicht sein in diesem Urlaub. Nächster Stopp sind die «Drei Schmiede», am Sonntag saßen rund um die Skulptur einige Leute, heute kann ich sie in Ruhe von allen Seiten fotografieren.

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Dann gehe ich zur neuen Unibibliothek, die am Sonntag geschlossen war. Bis ich den Eingang finde, lege ich einige Meter unnötig zurück, der Anblick ist die Mühe aber absolut wert. Wie ein Raunschiff scheint das ovale Treppenhaus über der Eingangshalle zu schweben, sehr beeindruckend. Und von solch gemütlichen Sitzplätzen am großen Fenster konnte man zu meinen Unizeiten nur träumen.

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Nicht weit von der neuen Unibibliothek entfernt ist der Dom, dort konnte ich wegen des Gottesdienstes am Sonntag nur kurz hineinschauen. So prachtvoll der Dom von außen ist, so schlicht ist er im Inneren. Er wirkt schön hell mit den hellblauen Wänden/Decke und «aufgeräumt», ich mag das.

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Und nochmal eine Bibliothek schaue ich mir an, jetzt die Finnische Nationalbibliothek, auch am Senatsplatz gelegen. Diese ist ebenfalls sehr beeindruckend, allerdings das genaue Gegenteil der modernen neuen Unibibliothek. Die Nationalbibliothek wurde 1844 gebaut und ähnelt im inneren eher einer Kirche als einer Bibliothek. Wunderschön! Leider bleibt mein Besuch auf den ersten Raum und immerhin den Blick in die Kuppel begrenzt, wenn man weitergehen möchte, muss man Taschen/Rucksäcke am Eingang ablegen, leider gibt es keine Schließfächer, sondern alles liegt auf dem Boden, zwar hat der «Portier» am Eingang einen Blick darauf, er ist aber nicht durchgehend da und er weiß auch gar nicht, wem welche Tasche gehört. In Helsinki gibt es zwar kaum Taschendiebstahl und die Einwohner sind diesbezüglich auch völlig entspannt, wie ich schon z.B. an den Badestränden sehen konnte, mir ist das aber trotzdem zu riskant. So wichtig sind die weiteren Innenräume der Bibliothek dann auch nicht.

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Auch der Zutritt zum an die Bibliothek angrenzenden Hauptgebäude der Universität ist mir nicht möglich, hier sind es Bauarbeiten, die eine Besichtigung unmöglich machen.

Die «Nachholer» habe ich für heute abgehakt, nun gibt es was Neues. Am großen Platz vor der Bibliothek Oodi und dem Kiasma beginnt die «Baana», eine ehemalige Bahntrasse, die für Fahrradfahrer und Fußgänger meist unterhalb des allgemeinen Strassenniveaus bis nach Ruoholahti führt. Unterwegs gibt es einige Graffitis anzuschauen, es gibt Bereiche mit Bänken und einen Helsinki Schriftzug, gedacht als Sitzmöglichkeit, deshalb liegend, ich finde nur eine Möglichkeit ihn von oben anzuschauen, dort stört ein Geländer den Blick.

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Vom Ende der Baana fahre ich mit der Tram zurück ins Zentrum. Am schönen Platz beim Schwedischen Theater

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beginnt der Designdistrikt. Hier gibt es viele kleine Geschäfte mit Mode und Dekogegenständen (daher Designdistrikt), Bars und Restaurants, alles etwas kleiner als im Stadtzentrum zwischen Esplanade und Hauptbahnhof. Auch das Designmuseum und das Museum für finnische Architektur sind in diesem Viertel, beide würden mich eigentlich interessieren, aber das Wetter ist einfach zu schön für intensive Museumsbesuche. Ich komme an der Johanneskirche vorbei und sehe einige schöne Jugendstilgebäude. (Ich weiß gar nicht, warum ich in diesem Viertel kaum Fotos gemacht habe, es gab einige sehr hübsch und aufwändig gestaltete Plätze und Fußgängerzonen, aber irgendwas hat mich immer gestört und vom Foto machen abgehalten.)

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Zurück im Zentrum bummle ich durch einige Abteilungen des großen Kaufhauses Stockmann, finde aber nichts Kaufenswertes.

Zum Mittagessen suche ich mir «Robert’s Coffee Jugend» aus, eine Filiale der «Robert’s Coffee» Kette, die sich in der Straße parallel zur Esplanade in einem Haus von 1816 befindet und eine der wenigen Möglichkeiten in Helsinki bietet, eine Jugendstilräumlichkeit von innen zu sehen. Das heutige Lunchgericht ist ein großer Salat mit Hähnchenfleisch, mit wie immer leckerem dunklem Brot so viel man will und Wasser (aber das gibt’s eigentlich immer kostenlos) für EUR 11,90. Die Räumlichkeit ist wunderschön mit der gewölbten Decke, den Säulen und der Malerei, dazu moderne Möbel. Zum Fotografieren leider etwas zu dunkel und ich möchte auch keine anderen Gäste auf den Fotos.

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Der Nachmittag wird eine Kombination aus (nochmal) Design und Natur. Mit der Tram fahre ich Richtung Norden in den erst in den 2000er Jahren gegründeten Stadtteil Arabianranta. In der ehemaligen Arabia Manufaktur (die sich hier natürlich lange vor dem Bau des Wohngebiets befand) ist heute ein Outlet für verschiedene finnische Designer und ein Museum mit Arabia und Iittala Produkten eingerichtet. Ich kannte die Marken Arabia und Iittala bisher nicht, das sind beides traditionsreiche finnische Designmarken, Arabia stellt seit 1873 Porzellan her (unter anderem Sammeltassen mit Mumin Motiven), Iittala seit 1881 Glaswaren.

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Ich schaue mich zunächst im kostenlosen Museum um, dort bin ich der einzige Besucher, die Ausstellungsstücke werden etwas lieblos auf Tischen und Regalen bzw. Vitrinen präsentiert, sehr interessant ist es trotzdem, es werden bekannte Porzellan- und Glaswaren aus jeder Designepoche seit der Gründung von Arabia und Iittala bis heute gezeigt. Ikea hat wohl einige der Designvorlagen übernommen ;D, ich erkenne große Ähnlichkeiten z.B. zum Kerzenhalter aus Glas für Teelichter, den es bei Ikea in verschiedenen Farben seit Jahren gibt (vier davon haben in grün den Weg in unser Wohnzimmer gefunden). Wie so häufig in Innenräumen in Helsinki an diesen Tagen ist es aber auch hier sehr warm, so dass ich nicht allzu lange verweilen kann.

In den Outlet Verkaufsräumen im Erdgeschoß ist es deutlich kühler (und deutlich voller) und ich bummle recht intensiv durch die Räume von Arabia/Iittala und Finlayson. Einige (wenige) der Trinkgläser von Iittala würden wunderbar an unseren Esstisch passen, auch preislich gut leistbar, allerdings habe ich Sorge, dass Glas die Rückreise egal ob im Hand- oder Aufgabegepäck nicht übersteht und verzichte auf den Kauf. Die meisten Stücke würden allerdings sowieso nicht zu unserem Einrichtungsstil passen und wären mir trotz Outletpreisen auch viel zu teuer. Wenn ich ein Trinkglas für 30 EUR (oder mehr) in der Hand habe, fällt mir das alleine schon deshalb auf den Boden ;D.

Bei Finlayson bin ich aber dafür erfolgreich. Auch Finlayson ist eine traditionelle finnische Marke und zwar für Heimtextilien. Es gibt herrlich bunte, moderne Bettwäsche, leider entsprechen die Maße nicht den deutschen, aber ich finde zwei Paar Topfhandschuhe und einen Tischläufer.

Das Café im Gebäude hat leider geschlossen und im umliegenden Wohngebiet finde ich keins, daher mache ich eine Pause auf einer Bank mit einem Müsliriegel. Wieder mal sitze ich mit Blick aufs Wasser, denn auch dieses Stadtviertel liegt direkt am Wasser und hat entlang der Bucht eine schön angelegte Grünfläche mit Fußgänger- und Fahrradweg und Bänken.

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Nach der Pause spaziere ich weiter und erreiche durch ein Wäldchen eine Fußgänger- und Fahrradbrücke, die zur Insel Lammassaari führt. Die Insel ist ein Naturschutzgebiet, es gibt einen bewaldeten Teil mit Spazierwegen und sumpfige Gebiete, die nur auf Holzbohlenwegen begangen werden können. Mittels der Holzbohlenwege kann man auch das felsige Ende der Insel erreichen.

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Am Beginn der Spazierwege steht ein Eiswagen, hier nehme ich mir eine Kugel Karamelleis in der Waffel (EUR 3,80) mit auf den Weg.

Dann folgt ein wunderbar abwechslungsreicher Spaziergang durch lichten Wald mit den typisch nordischen Birken, einem sehr gut begehbaren Bohlenweg und einem recht schwierig zu begehenden zweiten Bohlenweg, die Holzplanken sind hier sehr wackelig und bei Gegenverkehr ist ein Ausweichen schwierig, Granitfelsen, die für Finnland typischen kleinen Ferienhäuser aus Holz (Mökki, die hier sind allerdings sehr «basic», wenn ich es richtig einschätze, ohne Strom- und Wasseranschluß, dafür sicherlich mit Sauna in unmittelbarer Nähe zum Haus) und immer wieder Blicke in die «Zivilsation».

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Während meiner «Inseltour» nimmt der Wind immer mehr zu und ich bin froh, als ich auf dem Rückweg die Bohlenwege hinter mir habe, vor allem den schwankenden. Auf dem Weg zurück zur Tramhaltestelle in Arabianranta nimmt der Wind plötzlich Sturmstärke an, die Sonne verschwindet, wegen des durch die Luft wirbelnden Sandes von den Wegen im Grüngürtel entlang der Bucht, packe ich meine Kamera schnell ein und gehe bei erster Gelegenheit weg von Wasser und Sand in die Wohnsiedlung. Das war eine sehr gute Idee, denn kurz darauf beginnt es zu schütten, ich kann mich gerade noch rechtzeitig unter ein Vordach stellen. Zum Glück hält der Regen nicht lange an, während ich warte, kann ich endlich die bereits erwähnten «Schuhbürsten» fotografieren, die in Helsinki vor jedem Mehrfamilienhaus stehen.

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Schon wieder bei Sonnenschein gehe ich zur nächsten Tramhaltestelle Richtung Zentrum.

Dort gehe ich noch in die «Akademische Buchhandlung», sie ist eine der größten Buchhandlungen Europas und wurde vollständig von Alvar Aalto entworfen, Eröffnung war 1969. Es gibt auch eine Abteilung mit englischsprachigen Büchern, die Bücher sind aber (was ja eigentlich zu erwarten war) ein paar Euro teurer als in Deutschland, so dass ich auf einen Kauf verzichte. Es gibt auch ein Café in der Buchhandlung, das entpuppt sich jedoch eher als Restaurant mit Bedienung, so dass ich den Starbucks, ebenfalls in der Buchhandlung, bevorzuge. Hier trinke ich noch meinen bislang ausgefallenen Kaffee (Iced Cappuccino) und esse einen der leckeren, großen Softcookies dazu (EUR 8,30).

Dann nehme ich die Tram in Richtung Hotel, noch ein kurzer Supermarkteinkauf und gegen 18.30 Uhr bin zurück in meiner Unterkunft.

Wetter: sonnig, nachmittags mehr Wolken, kurzer Gewitterschauer, ca. 22°C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Susan am 11. Januar 2023, 22:47:14
Sorry, zur Zeit bin ich wieder bei meiner "Lieblings"beschäftigung, dem Entrümpeln  :P und abends immer platt und unlustig. Die letzten Tage in Helsinki muss ich mir dann nochmal in Ruhe anschauen. Die Bilder schauen schon mal sehr nett aus.

Das mit den Mumins habe ich auch glatt überlesen. Ich hatte zwei Bücher mit Geschichten von denen geerbt - keine Comics - und die geliebt. Noch heute spiele ich gern deren Sommeromen durch: ist der erste Schmetterling, den man im Frühling sieht, gelb erlebt man einen tollen aufregenden Sommer  ^-^ Die Mumins sahen einen goldenen und erlebten dann viele Abenteuer. Leider, leider sieht man heutzutage gar nicht mehr so viele Schmetterlinge.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 12. Januar 2023, 16:31:00
Zitat
Das heutige Lunchgericht ist ein großer Salat mit Hähnchenfleisch, mit wie immer leckerem dunklem Brot so viel man will und Wasser (aber das gibt’s eigentlich immer kostenlos) für EUR 11,90.

Da kann man nicht meckern.

Zitat
... und bin nach einem kurzen Supermarktstopp gegen 19.45 Uhr wieder in meiner Unterkunft

Hast du dir da täglich was für eine Brotzeit am Abend geholt? Nachmittags dürfen wir ja immer am Essen teilhaben, aber abends nicht.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 12. Januar 2023, 18:05:16
Mit den Mumins muss ich mich wohl nochmal beschäftigten, ich dachte bisher, das wäre ein Comic und daraus dann ein Zeichentrickfilm.

Was musst du denn so häufig entrümpeln Susan? Noch von den Eltern/Schwiegereltern? Das ist mir bisher zum Glück erspart geblieben (außer bei Umzügen unser eigenes Zeug, aber da hatte sich nie allzu viel angesammelt).

Ilona, zum Abendessen habe ich mir je nachdem wieviel Hunger ich noch hatte mal nur etwas Gemüse (meist Tomaten) und Obst (meist Brombeeren) und Joghurt gekauft oder auch mal ein Mikrowellengericht und etwas Schokolade muss auch immer sein (da schreibe ich noch etwas dazu). Da hab ich mir keine Details aufgeschrieben und auch keine Fotos gemacht.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 13. Januar 2023, 15:33:04
Ilona, zum Abendessen habe ich mir je nachdem wieviel Hunger ich noch hatte mal nur etwas Gemüse (meist Tomaten) und Obst (meist Brombeeren) und Joghurt gekauft oder auch mal ein Mikrowellengericht und etwas Schokolade muss auch immer sein (da schreibe ich noch etwas dazu). Da hab ich mir keine Details aufgeschrieben und auch keine Fotos gemacht.

Fotos müssen da auch keine sein. Ich war nur neugierig :zwinker:.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 13. Januar 2023, 18:08:18
Diesen Tag muss ich mal wieder in zwei Teile teilen.

8. Tag – Mittwoch, 06.07. - 1. Teil

Heute mache ich nochmal einen Ausflug aus Helsinki heraus, diesmal geht es 50 km in östlicher Richtung nach Porvoo, mangels Bahnanschlusses statt mit dem Zug mit dem Fernbus. Der Bus fährt um 9.10 Uhr ab, so dass ich nach Frühstück und Straßenbahnfahrt ins Zentrum noch Zeit für eine kleine Runde habe.

Schon auf dem Weg vom Hotel zur Tramhaltestelle fielen mir die vielen riesigen Finnlandfahnen auf, an jedem Mehrfamilienhaus wehte eine von den riesigen Fahnenmasten. Nun sehe ich sie auch hier im Stadtzentrum, ich weiß, dass heute nicht der finnische Nationalfeiertag ist, weshalb dann die Fahnen hängen ist mir nicht klar, mal sehen, wen ich da im Laufe des Tages mal fragen kann.

Ich gehe zum Bahnhof, die Jungs am Eingang haben statt Fahnen Trikots an, eine witzige Idee. Auf dem Platz neben dem Bahnhof kann ich nun das Finnische Nationaltheater und das davor stehende Aleksis-Kivi-Denkmal ohne störende Festbuden (die am Sonntag dort noch standen), fotografieren. Aleksis Kivi (1834 – 1872) schrieb als erster Schriftsteller seine Werke auf Finnisch und machte damit finnisches Theater erst möglich.

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Nun wird es Zeit zur Bushaltestelle zu gehen, die Fernbusse fahren im Untergeschoß des Einkaufszentrum Kamppi (neben dem Lasipalatsi) ab. Der Wartebereich ist mit Glastüren von den Busparkplätzen getrennt, erst wenn ein Bus eingefahren, die ankommenden Leute ausgestiegen und deren Gepäck entladen ist, darf man den Außenbereich betreten. Wie auch das Zugticket habe ich das Busticket schon einige Wochen vorher online gekauft, da es immer teurer wird, je näher der Reisetag herankommt. So zahle ich für die Rückfahrkarte (mit reserviertem Platz im oberen Stock in zweiter Reihe (erste Reihe hätte Aufpreis gekostet) EUR 9,80.

Die Fahrt dauert 50 min, erst geht es recht lange durch Helsinki mit mehreren Haltstellen, dann auf die Autobahn. Kaum zu glauben, wie leer diese ist (in beide Richtungen), fast keine Lkw und wenige Autos. Die Landschaft ist ähnlich wie die westlich von Helsinki Richtung Hanko, hügelig, viele landwirtschaftlich genutzte Felder, immer wieder ein Bauernhaus.

Pünktlich erreicht der Bus Porvoo. Die Stadt hat 50.000 Einwohner und ist die zweitälteste des Landes. Entstanden ist die Stadt wegen der Lage am Fluss Porvoonjoki und den hier vorhandenen natürlichen Gegebenheiten für einen sicheren Hafen, nicht weit von der Mündung des Flusses ins Meer. Die Altstadt aus dem 18. Jh. ist weitgehend erhalten, die modernen Bauten wurden glücklicherweise neben dem Altstadtbereich errichtet. Besonderheit sind die roten Speicherhäuser direkt am Flussufer und bedingt durch die Lage am Hang, der schöne Anblick, den man vom gegenüberliegenden Flussufer auf die Altstadt hat.

Die Altstadt beginnt nicht weit vom Busbahnhof, auch für Porvoo konnte ich mir einen Stadtplan mit den Sehenswürdigkeiten vom Tourismusbüro (auch hier wieder auf Deutsch) kostenlos zuschicken lassen, so dass ich gleich mit meinem Rundgang starten kann. Nach nur wenigen Schritten bin ich begeistert, das ist Idylle pur, die alten bunten Holzhäuser, die Straßen noch mit groben Steinen gepflastert, die Holzzäune – einfach herrlich!

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Ich erreiche den Dom, dessen Backsteinfassade den ganzen Ort überragt. Dies ist das einzige Gebäude in Porvoo, das aus dem Mittelalter erhalten blieb, und wie im Mittelalter in Finnland üblich, stehen Kirche und Kirchturm getrennt voneinander. Der Dom ist im Inneren in weiß und grün gehalten mit hübschen Gewölbemalereien und Votivschiffen. Mit dem Fotografieren tue ich mich etwas schwer, eine kleine Gruppe mit Reiseführer, der sich von einem einheimischen Führer die Kirche erklären lässt und diese Infos dann in der Landessprache der Gruppe an diese weitergibt, hält sich hartnäckig lange dort auf (durch die Übersetzerei dauert es ewig, wobei ich meine Zweifel habe, ob die Mitreisenden tatsächlich an all diesen Einzelheiten zum Dom interessiert sind), ich kann fürs Fotografieren ja viel Geduld aufbringen, aber so viel Zeit will ich dann doch nicht im Dom verbringen, mal sehen, vielleicht komme ich später nochmal her.

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Unterhalb des Doms sind die touristischeren Straßenzüge mit Museum (ehemaliges Rathaus, rosa Gebäude), Cafés, Restaurants und kleinen Läden, noch sind auch hier nur wenige Leute unterwegs.

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Vom Fluss am Rande der Altstadt blickt man auf ein Neubauviertel, das sehr gelungen wie ich finde, die Farben und Architektur der alten Speicherhäuser nachahmt.

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Etwas von der Altstadt entfernt stehen einige weitere historische Häuser, eines davon ist das Runeberg Haus, das ehemalige Wohnhaus des Nationaldichters (seine Statue habe ich auf der Esplanade in Helsinki am Sonntag gesehen und auch im hiesigen kleinen Stadtpark befindet sich eine, in einem weiteren Park steht auch eine Büste seiner Frau Frederika) und seiner Frau ist heute ein Heimatmuseum. Obwohl der Eingangsbereich sehr einladend aussieht, habe ich auf eine Besichtigung keine Lust (was mich nachträglich etwas ärgert, wäre sicher sehr interessant gewesen).

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Über eine Fußgängerbrücke überquere ich den Fluss

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und spaziere durch das sehr schön angelegte Neubauviertel, besonders die vielen Blumen gefallen mir.

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Bevor ich fürs Mittagessen wieder auf die andere Flussseite wechsle, gibt es die ersten Blicke auf die Altstadt und besonders auf die roten Speicherhäuser. Das sieht schonmal vielversprechend aus, da freue ich mich auf später.

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(https://www.eumerika.de/abload.de/img/220706_048_forumd1d81.jpg)

Zum Mittagessen gibt es hier viel Auswahl, die Restaurants in den Speicherhäusern am Fluss erscheinen mir zu touristisch und teuer, ich entscheide mich daher für ein kleines Burgerrestaurant „Beside Burgers“ auch am Flussufer, aber außerhalb des Altstadtbereichs. Es gibt nur Außensitzplätze, das Wetter ist ja dafür passend. Ich bestelle, wie immer am Tresen, eine Zitronenlimo und einen Burger mit Pommes für EUR 17,00. Der Burger wird mir an den Tisch gebracht, vor dem Essen mache ich noch ein paar Fotos. Plötzlich spüre ich von hinten/oben eine Bewegung und beuge mich instinktiv über mein Essen, da fliegt eine Möwe dicht über mich hinweg. Ich bin total erschrocken und habe sehr viel Glück gehabt, dass es der Möwe nicht gelungen ist, meinen Burger zu schnappen. Na super, nun sind viele Möwen über mir in Warteposition und essen kann ich nicht, ich muss mein Essen mit Händen und Körper beschützen. Die wenigen anderen Gäste, die bis auf einen, alle nur etwas trinken und deshalb kein Möwenproblem haben, beobachten mich. Bald bemerkt auch die Köchin/Bedienung/Angestellte meine Lage und kurbelt die riesigen Sonnenschirme auf – damit sind die Möwen unschädlich gemacht und ich kann endlich essen. (Warum der eine auch Burger essende Gast keine Möwenprobleme hatte, weiß ich nicht.)

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Fortsetzung folgt....
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 15. Januar 2023, 13:25:23
Damit wir uns alle besser orientieren können, ist hier die Map:



Wie kamst du auf diesen Ort? Viel los war da ja nicht, aber immerhin gab es was zu essen  :thumb:.

Die Möwen sind schon sehr frech. Gut, dass die Frau die Sonnenschirme aufspannte.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 15. Januar 2023, 15:46:32
Die bunten Holzhäuser mit dem blauen Himmel - toll!
Glück gehabt mit der Möwe  :o
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Susan am 15. Januar 2023, 18:10:01
Was musst du denn so häufig entrümpeln Susan? Noch von den Eltern/Schwiegereltern? Das ist mir bisher zum Glück erspart geblieben (außer bei Umzügen unser eigenes Zeug, aber da hatte sich nie allzu viel angesammelt).

Von den Schwiegereltern haben wir noch ein paar Gartenschuppen durch zu sehen, aber jetzt ist der Haushalt meiner Eltern dran und die haben einfach viel zu viele Keller  ::) Manches ekelige kommt da zutage und manches Kuriose, wie z.B. ein Gummi-Katzentier auf Rollen, mit dem  ich als Kind immer "Gassi" gegangen bin  ^-^ Das Teil ist jetzt mindestens 54 Jahre nicht mehr genutzt - aber aufbewahrt. Vielleicht finde ich ja sogar noch meine alten Muminbücher ;)

Porvoo erinnert mich jetzt stark an Schweden, sehr hübsch anzusehen die alten Holzhäuser. Auch das neue Viertel gefällt mir.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 16. Januar 2023, 17:58:29
Ilona, nochmal vielen Dank für die Karte.

Porvoo ist eine der Haupttouristenattraktionen in Südfinnland, steht im Finnlandreiseführer mit Sternchen und auf der (sehr tollen und ausführlichen) Homepage der Stadt Helsinki als mögliches Ausflugsziel. Am Nachmittag war in den Gassen mit den Geschäften und Restaurants schon sehr viel los (da hab ich dann nicht mehr fotografiert), in den aus meiner Sicht eigentlich hübscheren Nebengassen hat sich fast kein anderer Tourist hinverirrt, wie fast überall wird es ruhig, sobald man ein bisschen zu Fuß gehen muss und es keine "Attraktionen" wie Läden oder Cafés mehr gibt.

Susan, da beneide ich dich nicht, auch wenn es sicher schöne Momente sind, altes Spielzeug oder Bücher wieder zu entdecken. Meine Eltern haben zum Glück nicht ganz so viel aufbewahrt, hat sich aber jetzt sowieso alles erledigt, als mein Vater ins Pflegeheim kam, ist meine Mutter Hals über Kopf aus dem Haus ausgezogen und hat nur ein paar persönliche Sachen mitgenommen, für alles andere wurde vor dem Verkauf eine Entrümpelungsfirma beauftragt. Und in ihrer jetzigen 2 Zimmer Wohnung mit kleinem Kellerabteil kann sich nicht mehr viel ansammeln.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 16. Januar 2023, 18:39:06
8. Tag – Mittwoch, 06.07. - 2. Teil

Nach der aufregenden Mittagspause überquere ich wieder den Fluss und spaziere den Hügel hinauf. Durch lichten Wald führt ein Weg auf der Höhe parallel zum Fluss mit herrlichen Blicken hinüber zur Altstadt. Auch eine weitere kleine Fußgängerbrücke ist zu sehen, diese war in früheren Zeiten die einzige Möglichkeit der Flussquerung in Porvoo.

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Ich gehe den Hügel auf Höhe der alten Brücke wieder hinab und folge nun dem Pfad, der unmittelbar am Flussufer (parallel zum eben begangenen Höhenweg) entlang führt. Das ergibt natürlich wieder ganz andere Blicke auf die Altstadt – ach einfach nur schön, ich kann gar nicht aufhören zu fotografieren und diesen perfekten Blick, auf einer Bank sitzend, zu betrachten.

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Nicht erst in der heutigen Zeit findet der Anblick der Altstadt viel Bewunderung, auch schon im 19. Jh war dies so. Unter anderem der Maler Albert Edelfelt (1854-1905) malte seine Heimatstadt Provoo aus unzähligen Perspektiven, an einigen Stellen stehen große Tafeln die das Bild, das an dieser Stelle von ihm gemalt wurde, zeigen. Mit einer Büste wird in der Altstadt an ihn erinnert.

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Ich gehe den Weg am Flussufer wieder zurück, überquere die Fußgängerbrücke

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und biege nach links ab, weg von der Stadt. Hier ist man schon wieder in der Natur, neben dem Fluss gibt es einen Teich, viele Gräser und natürlich auch von hier wunderschöne Blicke auf den Ort.

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Entlang des Flussufers stehen vereinzelt Häuser.

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Bald verlasse ich den Weg entlang des Flusses und besteige den bewaldeten Linnamäki (Burgberg). Hier liegen die Ursprünge von Porvoo, die Burganlage aus dem 8. – 14. Jh. ist die älteste frühmittelalterliche Befestigungsanlage Finnlands, der gesamte Hügel steht unter Denkmalschutz. Viel ist allerdings von den ehemaligen Bauten nicht mehr zu sehen, hauptsächlich sind es Vertiefungen im Boden, ehemalige Keller-bzw. Vorratsräume. Auf mehreren Schautafeln wird auf Finnisch, Schwedisch, Englisch und Russisch Geschichtliches erklärt.

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Der Maler Edelfelt hat Porvoo auch von hier oben gemalt, damals waren die Bäume wohl noch nicht so hoch/dicht wie heute oder er ist vom realen Anblick abgewichen, beim Malen ist das im Gegensatz zum Fotografieren ja möglich.

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Zurück im Ort statte ich dem Dom einen erneuten Besuch ab. Nun kann ich ohne allzu lange warten zu müssen, Fotos von der Kirche ohne Menschen machen.

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Für meine Kaffeepause suche ich mir „Ani’s Café“ aus, Cappuccino und Rhabarberkuchen mit Vanillesauce (EUR 9,50) sind lecker.

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Ich bummle ein bisschen durch die Souvenir- und Krims-Krams-Geschäfte, da spricht mich aber irgendwie überhaupt nichts an. Dann spaziere ich noch am Fluss entlang in die andere Richtung als bisher, also Richtung Mündung des Porvoonjoki ins Meer, da soll es auch sehr schöne Wege durch die ufernahe Natur und eine Insel geben. Ich muss aber bald einsehen, dass die wenige Zeit, die mir vor Abfahrt des Buses verbleibt, dafür nicht ausreicht, so dass ich umdrehe, mir noch zwei Kugeln Eis (Salted Caramel und Pistazie, EUR 5,50) kaufe und schließlich zum Busbahnhof zurückgehe.

Der Bus fährt wieder pünktlich um 16.50 Uhr in Porvoo ab, es fahren deutlich mehr Leute mit als auf dem umgekehrten Weg heute Morgen, auch der Verkehr ist etwas dichter, wir kommen aber nur mit 5 Minuten Verspätung in Helsinki am Kamppi um 17.45 Uhr an.

Bislang hat es sich noch nicht ergeben, dass ich jemanden nach dem Grund für die heutige Beflaggung fragen konnte. Nach dem Aussteigen aus der Tram an der Haltestelle beim Hotel muss ich an der Fußgängerampel warten, neben mir wartet eine Frau, die ich anspreche. Sie sagt, dass es ein Dichter Tag sei, der alljährlich mit der Beflaggung gefeiert wird. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob damit ein bestimmter Dichter geehrt wird oder Schriftsteller im Allgemeinen (Bücher haben in Finnland einen sehr hohen Stellenwert, es gibt unzählige Bibliotheken, auch auf dem Land, die rege genutzt werden). Aber mit dieser Information kann ich dann zu Hause herausfinden, dass am 06.07. dem finnischen Dichter Eino Leino (1878-1926) gedacht wird und es gleichzeitig Tag des Sommers und der Dichtung ist. Außerdem gibt es zahlreiche weitere Flaggentage, z.B. 05.02. Nationaldichter J.L. Runeberg, 28.02. Tag des Nationalepos Kalevala und der finnischen Kultur, 09.04. Tag der finnischen Sprache, 12.05. Snellman Tag und Tag der finnischen Kultur, 09.08. Tove Jansson und Tag der finnischen Kunst, 28.08. Tag der Natur, 10.10. Aleksis Kivi und Tag der finnischen Literatur).

Mein fast täglicher Supermarkteinkauf auf dem Weg zurück zum Hotel fällt heute etwas größer aus, für Peter kaufe ich als Mitbringsel zwei Packungen mit Lakritz Süssigkeiten, für mich nehme ich noch etwas von der finnischen Fazer Schokolade mit und eine von den haltbaren Einkaufstaschen mit Mumin Motiv, finde ich immer schön, wenn man zu Hause beim Einkaufen an den Urlaub erinnert wird.

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Gegen 18.30 Uhr bin ich im Hotel.

Wetter: sonnig, teils wolkig, teils starker Wind, ca. 22 °C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Paula am 17. Januar 2023, 11:18:47
Hallo Christina,

nun hinke ich schon wieder hinterher  :(
ich habe am Freitag erfahren dass meine Tante gestorben ist, am Wochenende waren wir aber unterwegs und ich hatte jetzt gestern Streß die Fahrt und Übernachtung in Genf zu organisieren Urlaub zu beantragen etc...

du läufst echt 20 km  :o ich glaube das schaffe ich nicht...

Die Unibibliothek ist ja der Wahnsinn, das schlägt die München Unibücherei um Längen! So richtig tolle Bibliotheken kenne ich in Deutschland gar nicht (außer die abgebrannte Anna Amalia aus dem Fernsehen), soviel zum Thema Dichter und Denker... und die finnische Nationalbibliothek ist ja eine Pracht! Meine Tasche irgendwo hinzulegen würde ich mich auch nicht trauen (außer es sind keine Wertgegenstände drin...) da kann es in Finnland nicht viel Diebstahl geben, das ist ein deutliches Zeichen dass es den Finnen gut geht!

Porvoo ist wirklich wunderschön, das ist dann wohl das Rothenburg ob der Tauber von Finnland? Dass einem Möven eine Pommes klauen habe ich in Holland auch schon erlebt, ich hatte aber noch nie Angst dass sie regelrecht angreifen, das ist ja echt krass!


Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 17. Januar 2023, 15:48:54
Zitat
Unter anderem der Maler Albert Edelfelt (1854-1905) malte seine Heimatstadt Provoo aus unzähligen Perspektiven

Das kann ich verstehen, denn die Eindrücke vom Nachmittag sind bilderbuchmäßig :beifall:.

Zitat
Der Maler Edelfelt hat Porvoo auch von hier oben gemalt, damals waren die Bäume wohl noch nicht so hoch/dicht wie heute oder er ist vom realen Anblick abgewichen, beim Malen ist das im Gegensatz zum Fotografieren ja möglich.

Ich denke, dass damals die Bäume noch klein waren oder vielleicht, außer dem mit den Luftwurzeln, noch gar nicht vorhanden.

Zitat
für mich nehme ich noch etwas von der finnischen Fazer Schokolade mit

Quasi finnische Joghurette  :zwinker:.

Der Rhabarberkuchen sah auch lecker aus, aber bei mir dürfte der nicht in Sauce schwimmen.

Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 17. Januar 2023, 17:43:53
Paula, das tut mir leid mit deiner Tante, hoffentlich wird es bei dir bald wieder ein bisschen ruhiger.

Die Bibliotheken in Helsinki waren wirklich beeindruckend.

20 km über den ganzen Tag verteilt und fast ohne Höhenmeter, das schaffst du sicher auch.

Ilona, Kuchen in Vanillesauce scheint in Finnland so ein bisschen Tradition zu sein, mir wurde das auch in Hanko angeboten, da habe ich aber abgelehnt, hier weiß ich gar nicht mehr, ob das nicht ungefragt drauf war, aber es war nicht schlecht, man darf nur nicht zu langsam essen, sonst wird der Kuchen weich ;D
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 18. Januar 2023, 18:01:04
Und nochmal ein zweigeteilter Tag:

9. Tag – Donnerstag, 07.07. - 1. Teil

Heute ist leider schon wieder mein letzter voller Urlaubstag. Ich überlege, ob ich lieber zum Wandern in den Nuuksio Nationalpark fahre oder nochmal auf eine Insel. Der Nationalpark ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, mit der U-Bahn nach Espoo und dann mit dem Bus zum Nationalparkeingang, er liegt im Landesinneren und soll schöne Wanderwege mit Wald, Seen und Felshügel haben. Einige Zeit überlege ich hin und her und entscheide mich am Ende für eine Insel, das hatte ich mir schon fast gedacht, dass das das Ergebnis sein würde ;D, das Meer hat bei mir eben immer größere Anziehungskraft als andere Landschaften. Vorteil eines Inselbesuchs ist außerdem, dass ich dann genug Zeit davor und danach habe für ein paar letzte «Kleinigkeiten».

Inseln stehen ziemlich viele zur Auswahl, ich wähle Vallisaari, neben Soumenlinna gelegen, auch eine ehemals militärisch genutzte Insel, aber anders als Suomenlinna erst seit wenigen Jahren für Besucher zugänglich.

Nach dem Frühstück gegen 8 Uhr mache ich mich zu Fuß auf den Weg Richtung Hafen. Ich nehme nochmal den schönen Weg entlang der Töölö Bucht.

Das Gebäude der Finnischen Nationaloper habe ich mir noch gar nicht näher angeschaut, das wird nun nachgeholt. Wie die Finlandia Halle ist es ganz in weiß gehalten. Eröffnung war 1993, Architekten waren Eero Hyvämäki, Jukka Karhunen und Tapio Parkkinen. Ein sehr nüchterner Bau für eine Oper finde ich.

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Weiter geht’s am Wasser entlang und bald kommt die traurigerweise verhüllte Finlandia Halle ins Blickfeld, dazu habe ich ja schon was geschrieben. Irgendwann werde ich nochmal mal nach Helsinki reisen und mir dann das Gebäude ohne Baustelle anschauen.

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Auf die Finlandia Halle folgt die rosa Villa Hakasalmi aus den 1840ern, heute ein Kunstmuseum.

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Daran schließt das Musiikkitalo an, das Konzerthaus von 2011 mit der markanten dunklen Skulptur am Eingang. Auch dazu habe ich schon etwas geschrieben.

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Gegenüber liegt die Bibliothek Oodi, in der ich am Sonntag schon war. Da sie bereits geöffnet hat, gehe ich nochmal hinein und kann dank der frühen Stunde nun auch noch Fotos von ihrem schönen Inneren und der Terrasse machen, es sind noch fast keine Besucher da.

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Auf direktem Weg gehe ich nun zum Hafen, um 10 Uhr legt das nächste Schiff nach Vallisaari ab, die Hin- und Rückfahrt kostet EUR 6,90, das Ticket kann ich an Bord kaufen. Ich setze mich aufs offene Oberdeck, nun kann ich tatsächlich noch meine dünne Windjacke, die ich jeden Tag mit dabei und noch nie gebraucht habe, nutzen, der Fahrtwind ist heute sehr frisch.

Wieder habe ich während der Überfahrt einen schönen Blick auf Dom und Häuserfassaden entlang des Hafens, auf kleine Inselchen und auf Suomenlinna, wie oben schon geschrieben, die Nachbarinsel von Vallisaari.

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Um Vallisaari führt ein 3 km langer ausgeschilderter Rundweg, an den man sich auch halten muss, wie gesagt wurde die Insel militärisch genutzt, ist zwar seit ein paar Jahren für Besucher offen, abseits der markierten Wege können sich aber immer noch Minen und sonstige gefährliche militärische Überreste befinden, eine Hälfte der Insel ist noch komplett gesperrt. Die vielen Warnschilder und Beschreibungen der zunächst zivilen, dann militärischen Vergangenheit, sowie die verfallenen Überreste von Wohnhäusern und Bunkeranlagen sorgen für eine etwas unheimliche Atmosphäre, wohl auch, weil ich fast alleine bin (es war zwar noch eine ganze Reihe andere Leute auf dem Boot, aber wo die nun sind, keine Ahnung, jedenfalls nicht auf diesem Rundweg).

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Ich komme an einem idyllischen See vorbei, auch hier wird ausdrücklich davor gewarnt, dort zu baden, da sich im Wasser Überreste von allerlei militärischem Material befindet, in dem man sich verfangen könnte.

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Der Weg führt dann aus dem Wald heraus und unmittelbar an der Küste entlang, hier ist immer wieder Suomenlinna zu sehen und es fahren wieder die riesigen Fähren durch die Engstelle zwischen den beiden Inseln.

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Die felsigen Buchten sind wieder wunderschön - zum herumklettern und sich auf einen Felsen setzen bestens geeignet.

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Immer wieder gibt es erhöhte Aussichtspunkte, von denen die Blicke bis nach Helsinki und weit über das Meer reichen – einfach schön. Dazu noch Sonne, Wolken und Wind – das genieße ich nochmal ganz bewusst und ausführlich, weil morgen um diese Zeit werde ich bereits am Flughafen oder auf dem Weg dorthin sein.

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Zur Mittagszeit bin ich am Ende des Rundwegs angelegt und erreiche den Hafen. Hier gibt es ein Café und ein Bistro, beide mit vielen Außensitzplätzen mit Hafen- und Meerblick und leider nur einem einzigen schattigen Bereich, der von einer größeren Gruppe belegt ist, na ja, setze ich mich halt in die Sonne, immerhin es nicht mehr so heiß wie in den ersten Urlaubstagen.

In beiden Restaurants gibt es hauptsächlich Snacks wie Hotdogs, ich entscheide mich daher für die einzig nahrhaftere Variante, Chili con carne, auch wenn das für mich eher ein Gericht für kalte Tage ist.

Als das Essen an meinen Tisch gebracht wird, bin ich daher positiv überrascht, dass es nicht viel mit dem Chili con carne wie ich es kenne zu tun hat (Hackfleisch in einer Bohnen-/Tomatensoße), sondern aus viel Reis mit Hackfleisch und knusprigen zerkleinerten Tacos besteht, das kann man auch an einem Sommertag essen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren trinke ich mal wieder ein 7up- und bin entsetzt, sobald es nicht mehr eiskalt ist, schmeckt es abartig süß, das war das letzte Mal für mich (Kosten Gericht und Getränk: EUR 16,00).

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Fortsetzung folgt...
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 19. Januar 2023, 14:34:11


Die militärische genutzte Vergangenheit der Insel kann man nicht übersehen.

So ein finnisches Chili ist mal was anderes  :thumb:. Möwen scheinen dort glücklicherweise keine gewesen zu sein.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 19. Januar 2023, 17:59:45
Danke für die Karte, Ilona.
Nein, erstaunlicherweise gab es überhaupt keine Möwen oder andere Vögel (wie die Raben z.B. am Restaurant bei der Villa Tamminiemi), da war ich echt froh, denn so was kann einem das Essen ganz schön vermiesen.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 20. Januar 2023, 18:08:29
9. Tag – Donnerstag, 07.07. - 2. Teil

Nach dem Essen spaziere ich über den Fußgängerdamm zur kleinen Nachbarinsel Kuninkaansaari, auch hier gibt es einen kleinen Rundweg (2,2 km). Im Wasser neben dem Damm schwimmt ein «Wasseriglu», darin kann man übernachten (über Google finde ich heraus, dass es sogar eine Toilette hat, eine Heizung, einen Gasgrill auf der Außenplattform und einen kleinen Gaskocher für Tee und Kaffee im Inneren. Das ganze «Gebäude» ist eigentlich verglast, wegen der Sommertemperaturen aber zur Zeit abgedeckt, damit es die Sonne nicht allzu sehr aufheizt. Ab 290 EUR pro Nacht ist man dabei, auch im Winter bei Eis und Schnee kann es gebucht werden.).

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Auch auf diesem Inselchen gibt es verfallene Bunker, man kann sogar hineingehen, das finde ich schon etwas grenzwertig, völlig ungesichert und man könnte sich in diesem Gänge-Labyrinth doch verlaufen, daher mache ich nur ein paar Schritte hinein und drehe wieder um. Es gibt einen idyllischen Sandstrand in einer ruhigen Bucht, hier bleibe ich ein Weilchen und eine felsige Bucht.

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Mit dem Schiff um 13.30 Uhr fahre ich zurück nach Helsinki, vorbei am kleinen Inselchen Lonna, auch ehemals militärisch genutzt und weiteren Mini-Inseln (schon von der Fahrt nach/von Suomenlinna bekannt).

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Am Hafen hat man einen schönen Blick auf das «Zuckerstück» Gebäude von Aalto vor der Uspenski Kathedrale (darüber habe ich schon geschrieben) und dem «Allas Sea Pool», ein seit 2016 bestehender teils schwimmender Komplex mit Schwimmbecken, Saunen und Restaurant.

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Als ich am Samstag auf dem Gelände der Aalto University war, hatte der Souvenirshop der Uni geschlossen. Da ich gerne ein T-shirt der Uni hätte und nun noch Zeit ist, nehme ich Tram und Metro dorthin. Das Geschäft hat heute geöffnet und ich kann wie gewünscht ein T-shirt erstehen, sonst spricht mich nichts an.

Zurück im Zentrum mache ich Kaffeepause, nochmal bei «Robert’s Coffee Jugend» mit Iced Latte und Brownie (EUR 9,70).

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In einem Museum war ich in diesem Urlaub noch nicht (abgesehen von der Villa Tamminiemi), nun besuche ich noch das im Reiseführer hochgelobte Stadtmuseum am Senatsplatz. Der Eintritt ist kostenlos und im Gegensatz zum Reiseführer muss ich leider sagen «you get what you pay for», ich finde das Museum enttäuschend, es stellt die Stadtgeschichte von Helsinki erst ab 1930 dar und auch nur in einzelnen Aspekten, das Hauptaugenmerk wurde vermutlich auf die kindgerechte Darstellung gelegt, es gibt vieles zum «mitmachen», mir ist das zu ungenau und oberflächlich, außerdem wird das ganze Museum irgendwie als Spielplatz genutzt, außer mir sind eigentlich nur Eltern mit einer Vielzahl (von leider recht ungezogenen) Kindern da. Was mir in Erinnerung geblieben ist, ist die Einführung von Bars Ende der 1960iger Jahre, in denen nur Bier (kein stärkerer Alkohol) ausgeschenkt wurde. Damit sollte der Konsum von stark alkoholhaltigen Getränken, der trotz des staatlichen Alkoholmonopols sehr hoch war, reduziert werden. Die Bars waren erfolgreich und deshalb kann man seit 1969 Bier in Supermärkten kaufen und auch in Cafés trinken – die skandinavischen Länder haben wirklich ein merkwürdiges Verhältnis zum Alkohol.

Nun mache ich noch einen ausgedehnten Spaziergang durch die Einkaufsstrassen des Stadtzentrums, hier lassen sich viele schöne Jugendstil Elemente an den Fassaden entdecken.

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Irgendwann wird es dann aber doch Zeit ins Hotel zurückzukehren. Nach dem Abendessen mache ich die Küche sauber und fange etwas mit packen an, auch das Online Einchecken für den Flug morgen erledige ich.

Wetter: teils sonnig, teils wolkig, starker Wind, ca. 22°C
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 21. Januar 2023, 13:56:12
So ein Wasseriglu ist zwar eine nette Idee, aber für mich gehört das in die Kategorie "Dinge, die die Welt nicht braucht".

Zitat
Auch auf diesem Inselchen gibt es verfallene Bunker, man kann sogar hineingehen, das finde ich schon etwas grenzwertig, völlig ungesichert und man könnte sich in diesem Gänge-Labyrinth doch verlaufen, daher mache ich nur ein paar Schritte hinein und drehe wieder um

So groß sind die doch nicht. Auf der Insel sind das kleine Befestigungsanlagen (https://www.discoveringfinland.com/de/destination/kuninkaansaari-island/). Die ähneln denen von Südtirol.

Unter Helsinki gibt es eine riesige Bunkeranlage (https://www.myhelsinki.fi/de/sehen-und-erleben/helsinki-im-untergrund), aber auf den Inseln nicht. Wenn das Begehen gefährlich wäre, wären die mit Sicherheit gesperrt.

Zitat
Wetter: teils sonnig, teils wolkig, starker Wind, ca. 22°C

Kaum neigt sich deine Reise dem Ende zu, wurde die Temperatur erträglich. Wettertechnisch hast du immer Glück :thumb: .
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Paula am 22. Januar 2023, 15:00:39
Also heute hätte ich mich wohl für den Nationalpark entschieden. Auf einer Insel wo ich wo möglich auf eine Miene trete falls ich unabsichtlich vom Weg abkomme, das wäre mir zu gefährlich. Aber es ist ja gut gegangen!
Ich wäre am letzten Tag wohl in dem schwimmenden Pool geblieben, das schaut doch klasse aus mit der Kulisse dahinter! Den merke ich mir auf jeden Fall für den Fall dass ich mal im Sommer nach Helsinki komme.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 23. Januar 2023, 13:26:22
Ich wäre sicher auch in den Nationalpark  ^-^

Was ja so gar nicht meins ist, mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen...
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 23. Januar 2023, 18:43:47
Tut mir leid für euch, dass ich nicht in den Nationalpark bin, aber ich war sehr froh, nochmal das Meer genießen zu können und dann auch noch Zeit für Souvenir T-shirt und Jugendstilgebäude zu haben, der Nationalpark hätte mit An- und Abreise und Wanderung den ganzen Tag in Anspruch genommen.

Ilona, die Seiten, die du verlinkt hast, kenne ich, über diese Untergrundstadt kam auch mal was im Fernsehen im Zusammenhang mit dem Ukraine Krieg und möglichen Angriffen auf Finnland, das wären dann natürlich auch Schutzbunker mit genug Platz für die Einwohner Helsinkis. Die Bunker auf der Insel waren sicher nicht so riesig, aber es war Stockdunkel und die Wege waren ziemlich verzweigt, daher sah es für mich nicht so vertrauenserweckend aus, aber klar, es wird sicherlich niemand dort tagelang verloren gehen.

Für mich bräuchte es das Wasseriglu auch nicht, aber manche Leute suchen ja immer irgendwelche Besonderheiten und das Außergewöhnliche.

Silvia, ich nutze die Öffis super gerne, viel lieber als das Auto, weshalb ich auch schon vor Mallorca ein bisschen Bammel hab wegen dem Mietauto, aber dort erreicht man leider vieles mit den Öffentlichen nicht.

Paula, in diesem Schwimmbecken am Hafen zu baden, ist sicher toll, mir ist im Urlaub da nur immer die Zeit zu schade, da gibt es immer so viel was man anschauen kann.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 23. Januar 2023, 18:47:03
10. Tag – Freitag, 08.07.

Abreisetag. Mein Flug geht erst um 13.30 Uhr, eigentlich bleibt also noch Zeit für einen letzten Spaziergang durchs Viertel ums Hotel und am Wasser der Bucht entlang. Aber auch die Homepage des Flughafen Helsinki warnt vor längeren Wartezeiten als üblich und empfiehlt genug Zeit vor dem Abflug einzuplanen. Daher mache ich mich gegen Viertel vor neun nach Frühstück, Packen und Auschecken gleich auf den Weg zum Flughafen.

Das Ticket für Straßenbahn und Zug habe ich mir gestern an einer der größeren Stationen am Automaten schon gekauft, an der Haltestelle beim Hotel (und der Mehrheit der «normalen» Tramstationen) gibt es keine Automaten und auch nicht in der Tram, da muss man die App nutzen, die ich mir aber wegen ein paar Tagen Urlaub sicher nicht herunterlade und meine Kontodaten (wenn es überhaupt möglich wäre mit einem ausländischen Konto) angebe. Der Zug ab Hauptbahnhof zum Flughafen ist wie schon bei der Anreise ziemlich leer und schon um 9.45 Uhr komme ich am Flughafen an.

Im dortigen Supermarkt kaufe ich mir noch zwei Sandwiches für eventuell irgendwann später im Laufe des Tages. Am Automaten drucke ich meinen Boardingpass und den Gepäckanhänger aus – und muss mich dann in die Schlange vor dem Baggage Drop stellen, da die eigentlich zahlreich vorhandenen Gepäckautomaten scheinbar nicht von der Lufthansa genutzt werden können (verstehe ich nicht, warum man diese Automaten nicht für jeglichen Flug programmieren kann, sondern nur von den «vorgegebenen» Fluggesellschaften genutzt werden können, das ist ja z.B. in Frankfurt genauso, dass die LH Gepäckautomaten auch nur für LH Flüge genutzt werden können).

Obwohl die Schlange eigentlich recht kurz ist, dauert es endlos, denn leider wird weder von zahlreichen Fluggästen noch den Mitarbeitern am Schalter ernst genommen, dass es sich eigentlich (laut eigener Beschilderung) nur um einen Baggage Drop Schalter handelt. Und so haben die Leute zig Anliegen, da werden Stapel von Papier aus den Taschen geholt, geredet – alles, aber nicht einfach der Koffer abgegeben. So dauert es tatsächlich 45 Minuten bis ich endlich an der Reihe bin- und ich bin nach wenigen Sekunden fertig – Koffer aufs Band gestellt, gesagt, dass der Anhänger schon dran ist, ich auch den Boardingpass schon habe, die Mitarbeiterin weist mich auf die Maskenpflicht ab Boarding und während des Flugs hin und das wars.

Der Flughafen Helsinki wurde erst in den letzten Jahren/Monaten renoviert bzw. ist noch nicht ganz fertig. Dementsprechend modern ist alles, der Bereich der Security steht mitten im Raum und trennt den allgemein zugänglichen Bereich davor, vor dem nur für Fluggäste dahinter ab, man kann aber beidseitig jederzeit direkt dran vorbeigehen oder zuschauen. Die Scanapparate sind natürlich auch neu und so muss man weder Flüssigkeiten noch Elektronik auspacken, das nimmt doch einiges an Stress und Hektik aus dem Ablauf. Viel ist auch hier nicht los, so dass ich schnell durch bin, ich muss weder durch einen Body Scanner noch werde ich abgetastet. Als ich dann auf das Tablett mit meinem Rucksack warte, fällt mir der Mann vor mir auf, er stützt sich mit beiden Händen am Band auf und fällt dann plötzlich nach hinten um. Ich bin total geschockt, zum Glück gibt es in diesem Bereich viele Leute, die sich mit Erster Hilfe bestens auskennen. Der Mann wird in stabile Seitenlage gebracht und kurz darauf ist auch schon ein Sanitäter/Notarzt zur Stelle. (Da der Securitybereich wie gesagt so offen im Raum ist, komme ich später noch mal dran vorbei, da sitzt der Mann auf einem Stuhl beim Blutdruckmessen und spricht mit dem Sanitäter/Arzt, das ist also nochmal gut gegangen.)

Es ist jetzt 11 Uhr und ich vertreibe mir die Zeit mit einem langen Spaziergang entlang aller Gates, durch die Shops (wo ich nichts finde) und nochmal eine zweite Runde.

Zum Mittagessen überlege ich erst zu Burger King zu gehen, direkt daneben ist aber ein Pub, da kostet es nur unwesentlich mehr und ich kann mich gemütlich hinsetzen und werde bedient. Ich esse Fish and Chips (EUR 20,70), sehr lecker, dazu gibt es kostenlos Wasser zum Trinken.

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Danach bummle ich nochmal herum, dann gibt es einen letzten Kaffee beim Espresso House (so endet der Urlaub wie er angefangen hat), einen Cafè Latte und einen Caramel Pecan Bun. Hier könnte man sogar im Freien sitzen mit Blick aufs Rollfeld, da es aber wieder sonnig und heiß ist, bleibe ich drin.

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Der Flug startet gegen 14 Uhr mit einer halben Stunde Verspätung. Wie mit Buchung eines Fensterplatzes ziemlich weit hinten erhofft, bleibt heute tatsächlich im sonst ziemlich gut gefüllten Flugzeug tatsächlich der Mittelplatz frei. Gleich nach dem Start kann ich schöne Blicke auf Helsinki genießen und viele Punkte ausmachen, an denen ich in den letzten Tagen war, auch mein Hotel kann ich erkennen.

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Der weitere Flug verläuft ereignislos, in Frankfurt warte ich ungefähr zwanzig Minuten auf meinen Koffer, was etwas länger ist, als ich es von innereuropäischen Flügen gewohnt bin, aber in diesen Zeiten ist man ja froh, wenn der Koffer überhaupt mitgekommen ist.

Die Fahrt mit dem Zug nach Hause wird eine Geduldsprobe. In Alzey muss ich umsteigen, der Anschlusszug hat Verspätung, die aber (wieder mal typischerweise) nur etappenweise angegeben wird, d.h. erst sind es angeblich nur fünf Minuten, daraus werden zehn usw. und am Ende sind es 45 Minuten. Hätte ich das von Anfang an gewusst, hätte Peter mich in Alzey abgeholt. Na ja, ganz am Ende der Reise richtet die Verspätung wenigstens keinen Schaden mehr an.

Um 18.30 Uhr ist mein Urlaub dann endgültig zu Ende :(.


Wetter: in Helsinki und Frankfurt sonnig, ca. 22°C

Ein Fazit folgt in den nächsten Tagen...
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Paula am 24. Januar 2023, 13:22:41
Hallo Christina,

da hast du ja Glück gehabt dass es die Tickets für die Öffis auch noch am Automaten gibt, In Dallas gibt es die nur noch über eine App und da muss man natürlich eine Kreditkarte hinterlegen (würde ich sonst auch nie machen aber in Dallas wird man halt gezwungen und es hat gut funktioniert. Wer kein Smartphone hat kann in Dallas nicht Bus fahren..)
am Flughafen draußen zu sitzen mit Blick auf die Rollbahn stelle ich mir klasse vor (Sonnenschirme vorausgesetzt  ;) )  und der Blick vom Flieger auf Helsinki ist klasse! Zugfahren ist nur noch nervig! Das ging mir letzte Woche genauso, selbst in der angeblich so gut funktionierenden Schweiz kann man das vergessen. Zug fahre ich nur noch wenn Auto gar nicht in Frage kommt (bis Genf war es einfach zu weit).
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 24. Januar 2023, 15:37:47
Hallo Christina,

wahrscheinlich hatten die am Flughafen in Helsinki den CT-Scanner schon. In Frankfurt wird/wurde der auch eingeführt und dann geht das alles hoffentlich schneller. Die Arbeitsplätze dieser unfreundlichen Security Mitarbeiter der Subunternehmen werden dadurch rationalisiert.

Die virtuellen Kaffeepausen am Nachmittag werde ich künftig vermissen :zwinker:. Backen können sie, die Finnen.

Dein Gepäck kam in Frankfurt erstaunlich schnell an, das war bei uns im Oktober anders. Mehr dazu am Ende meines Reiseberichts.

Nun bin ich noch auf's Fazit gespannt.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 24. Januar 2023, 18:16:43
Paula, die Entwicklung, dass man manche Dinge überhaupt nicht mehr ohne Smartphone machen kann, finde ich ziemlich bescheuert, auch weil es so ein Aufwand ist, wenn man die entsprechenden Sachen nur mal als Urlauber braucht. In Dallas hatte ich damals schöne Monatskarten aus Pappe, eine hab ich ins Fotoalbum geklebt.

Zug fahren ist zur Zeit wirklich furchtbar, bei uns wird zur Zeit einiges an der Strecke gebaut bzw. renoviert und noch schlimmer, einige Strecken sind so alt, dass die Bahn aus Sicherheitsgründen nur noch ein langsames Tempo erlaubt, dadurch gibt es Verspätungen, Zugausfälle, Chaos. Und ab nächstes Jahr wird es für ein paar Jahre noch schlimmer, da wird die komplette Bahnstrecke ab Mannheim auf der anderen Rheinseite Richtung Norden neu gemacht, dadurch kommt auch auf unserer Rheinseite der Fahrplan komplett durcheinander, vor allem werden viele Güterzüge fahren und dadurch wesentlich weniger Passagierzüge. Aber dass es in der Schweiz auch so schlimm ist, hätte ich nicht erwartet, wir haben ja ein paar Jahre dort gelebt und waren immer begeistert von der Pünktlichkeit, Preis (wenn man ein sog. Halbtax Abo hatte) und guten Verbindungen.

Ilona, von den neuen CT Scannern in Frankfurt hab ich auch schon gehört, ich vermute aber mal, dass noch nicht alle Scanner neu sind, na ja, im Februar werde ich es ja erleben.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 25. Januar 2023, 18:03:20
Fazit:

All den Stress, den ich mir vor Reisebeginn wegen möglicher langer Warteschlangen am Flughafen, nicht ankommenden Gepäcks und meiner Kreditkarte gemacht habe, war zum Glück völlig umsonst. Alles hat bestens geklappt.

Auch mit dem Reiseziel hatte ich mal wieder viel Glück, wie erhofft, gehört Helsinki (noch?) nicht zu den «Top Zielen», die völlig von Touristen überrannt werden. Trotz sommerlicher Hochsaison war es nirgends voll, im Gegenteil, ich habe mich immer wieder mal gewundert, wie ruhig es zuging. Während des gesamten Urlaubs, also die Tagesausflüge zu den ländlicheren Zielen eingeschlossen, habe ich gerade mal eine Handvoll Autos mit ausländischen Kennzeichen gesehen, die meisten davon aus dem Nachbarland Estland. Auf den Strassen Helsinkis und auf der Autobahn von und nach Porvoo floss der Verkehr zu jeder Tageszeit, es gab nicht mal ein Anzeichen von Stau, auch Tram und Metro war nie überfüllt, immer gab es einen Sitzplatz für mich.

Helsinki als auch Hanko und Porvoo haben mir sehr gut gefallen, insbesondere herrlich war die Küstenlandschaft der südfinnischen Schären mit Granitfelsen, Stränden, Inseln, dem Meer, Sonne und Wind. Aber auch architektonisch gab es viel Sehenswertes, sowohl historische Idylle auf Seurasaari, in Porvoo und Hanko, als auch moderne Bauten in Helsinki, dort besonders erwähnenswert auch die vielen Jugendstilgebäude. 

Was ich etwas vermisst habe, ist das Fotografieren bei Dämmerung und Dunkelheit, das ist im Juni dort natürlich nicht möglich. Die durchgehende Helligkeit hat mich sonst aber überhaupt nicht gestört, ich habe jede Nacht (auch ohne Schlafmaske, wie sie mir vorher z.T. empfohlen wurde) wunderbar durchgeschlafen.

Sehr schade waren die vielen Baustellen, die zeitgleich gleich mehrere der interessantesten Bauwerke unkenntlich machten.

Die letzten beiden Punkte bringen mich daher dazu, gedanklich eine weitere Reise nach Helsinki zu planen, wenn die Baustellen weg sind und dann im Herbst, wenn es früher dunkel wird. Besonders im Stadtzentrum habe ich noch ein paar «Rechnungen offen», einige weitere Inseln vor der Stadt warten auf meinen Besuch und dann wäre auch Zeit (und vermutlich das passende Wetter) für ein paar Museumsbesuche.

Aber bis es soweit ist (die Finlandia Halle wird wohl erst Ende 2023 oder gar 2024 fertig sein) zieht es mich trotzdem wieder nach Finnland, im Juni diesen Jahres geht es mit dem Mietwagen an der Westküste entlang und durch das Seen - Gebiet, von Helsinki werde ich nur den Flughafen sehen, der Schwerpunkt liegt auf der Natur. Ich freue mich schon riesig :happy2: :happy2: :happy2: :happy2:

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/collage2wkc3m.jpg)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silv am 26. Januar 2023, 13:24:32
Liebe Christina,

herzlichen Dank für deinen Bericht. Du weißt, ich bin eher der Naturmensch. Deswegen freue ich mich umso mehr auf deinen nächsten Bericht aus Finnland  ;)

Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen. Es war immer schön bunt und das Wetter war ja auch klasse.
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Ilona am 26. Januar 2023, 14:13:01
Aber bis es soweit ist (die Finlandia Halle wird wohl erst Ende 2023 oder gar 2024 fertig sein) zieht es mich trotzdem wieder nach Finnland, im Juni diesen Jahres geht es mit dem Mietwagen an der Westküste entlang und durch das Seen - Gebiet, von Helsinki werde ich nur den Flughafen sehen, der Schwerpunkt liegt auf der Natur. Ich freue mich schon riesig :happy2: :happy2: :happy2: :happy2:

Das kann ich mir vorstellen, liebe Christina. Konntest du Peter auch diesmal nicht davon überzeugen, dich nach Finnland zu begleiten? Bei einer kurzfristigen Planung kann ich verstehen, dass gemeinsames Reisen nicht immer klappt, aber bis Juni sind das noch ein paar Monate.

Noch habe ich die Länder im Norden nicht auf dem Schirm und Städtereisen verkrafte ich maximal zwei Tage.

Du weißt, ich bin eher der Naturmensch.

Ich bin auch lieber in der Natur unterwegs und immer froh, wenn ich Städte hinter mir lassen kann.

Es war trotzdem schön, Helsinki und Umgebung auf diese Weise und vor allem bei Kaiserwetter :strahl: kennenzulernen.

:danke: für den schönen Reisebericht und die Mühe, die dahinter steckt. 
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 26. Januar 2023, 18:02:50
Silvia, Ilona vielen herzlichen Dank für euer Begleitung, gerade auch weil ihr nicht so gerne Städtereisen macht, wobei dies wohl von allen meinen Städtereisen die am wenigsten städtische war. Nicht nur die Ausflüge, sondern auch die Tage in der Stadt waren ja sehr oft hauptsächlich in der Natur auf verschiedenen Inseln.

Ja, ich reise wieder alleine. Mit frühzeitiger Planung oder Terminfestlegung hat das nichts zu tun, im Gegenteil, Peter kann sich eigentlich immer nur sehr kurzfristig entscheiden, wann, wo und ob er reisen möchte. Wir hatten das Thema hier schon mal vor längerer Zeit, dass ich immer so kurze Vorfreude-Zeit habe, weil Peter sich immer so kurzfristig entscheidet. Für diesen Sommer kann ich nur deshalb so früh buchen, weil klar ist, dass Peter nicht mit kann, weil er im April einen neuen Job beginnt und daher nicht vor Herbst Urlaub nehmen kann. Für den Herbst Urlaub geht dann das kurzfristige Entscheiden wieder los.

Nach Mallorca hätten wir, wie sich vor wenigen Wochen herausgestellt hat, doch zusammen reisen können, allerdings passen die gebuchten Termine um ein paar Tage nicht für Peter, sonst hätte er noch einen Flug gebucht. So ist das halt bei so kurzfristigen Entscheidungen, wobei er auch gerne daheim bleibt. 
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Silvia am 28. Januar 2023, 15:00:53
Liebe Christina, ein herzliches Dankeschön für diesen herrlich entspannten Reisebericht... im Gegensatz zu dir konnte ich die herrlichen Aussichten und Ansichten ganz gemütlich am Bildschirm genießen... was du da runterläufst ist echt der Hammer.  20 km wandern - kein Problem, aber 20 km in der Stadt, das ist nochmal ganz was anderes!!   :respekt:  .. und das ja nicht nur an einem Tag!

Es gab da einiges in deinem Bericht, das mich reizt und lockt. Sollte Helsinki irgendwann mal in den Fokus rücken, dann werde ich sicher deinen Bericht wieder vorholen.

Umso mehr freue ich mich auch auf die nächste Tour... Küste, Wälder und Seen    :sabber:     ... da bin ich virtuell ganz sicher wieder dabei (und vllt. dann auch wieder mit mehr Kommentaren)
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Susan am 28. Januar 2023, 16:04:23
Liebe Christina,
Leider konnte ich diesen schönen Reisebericht nicht ganz so zeitnah mitverfolgen. Nichtsdestotrotz hat er mir sehr gefallen, Helsinki scheint eine sehr interessante Stadt zu sein, ebenso wie die Gegend drumherum. Daher bin ich schon mächtig gespannt auf die geplante Rundreise. Vielleicht wäre das auch mal eine Idee für eine WoMo Tour
Herzlichen Dank für die Vorstellung von Helsinki,bin sehr gerne mit nachgereist
 :danke:
Titel: Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
Beitrag von: Christina am 30. Januar 2023, 18:44:39
Auch euch vielen Dank fürs Mit- und Nachreisen Silvia und Susan.

Silvia, mir fällt das "Kilometer-machen" in der Stadt sehr viel leichter, weil es da eben nicht am Stück ist und auch nicht vorgeplant, sondern ich mache nach und nach auf was ich an dem Tag noch Lust und Zeit habe. Bei einer Wanderung ist es schon am Anfang klar, wie weit sie ist, und auch wenn ich sehr gerne wandere, kann sich das doch auch manchmal gegen Ende ziemlich hinziehen, da ist es in der Stadt viel abwechslungsreicher.

Susan, beim Planen der Rundreise stoße ich auf sehr viele Camping Plätze an Seen oder am Meer, nachdem ihr euch mit Schweden ja schon an den Norden ein bisschen gewöhnt habt ;D, ist Finnland sicherlich auch ein mögliches weiteres Ziel für euch. Es gibt auf jeden Fall wieder einen Bericht von mir.