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Allgemeines => Mitglieder-Talk & Sonstiges => Thema gestartet von: Rainer am 01. August 2014, 15:32:58

Titel: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 01. August 2014, 15:32:58
Ich habe gerade wieder mal eine neue Nuance der ausgeprägten Behindertenfeindlichkeit in Deutschland gelernt, TUI bekleckert sich da mit ganz besonders peinlichem Ruhm.

Auf der Suche nach einer Urlaubsidee für den Oktober (wir haben da noch 1-2 Wochen Urlaub zu vergeben) habe ich einfach mal kreuz und quer alle möglichen Varianten durchgespielt, die eine nicht allze beschwerliche Anreise haben und die für mich attraktiv erscheinen. Dazu gehört u.a. auch die Idee, eine Kreuzfahrt zu machen.

Bei der Gelegenheit bin ich auf den einschlägigen Seiten gewesen und dann findet man, außer den "normalen" Seekreuzfahrten auch Flusskreuzfahrten, die mich bisher nicht so angesprochen haben, aber da war dann eine dabei, die passte terminlich gut, die sollte ab/bis Düsseldorf gehen (ist natürlich genial - quasi fast keine Anreise für uns), der Preis war gut und es klang auch interessant, es sollte mit dem "hochmodernen" (O-Ton) und neuen Schiff "TUI Sonata" bis Amsterdam und zurück gehen, wobei Amsterdam alleine 2 Tage einnimmt. Und Plätze gab es auch noch.

Das hätte ich möglicherweise jetzt einfach so gebucht, aber irgendwie dachte ich dann doch, ach schaust Du doch mal, wie das mit behinderten Passagieren da so aussieht, welche Möglichkeiten es gibt und wie die Ausstattung insgesamt so ist. Das gestaltete sich dann überraschend schwierig, ich habe auf diversen Seiten zunächst überhaupt keine konkreten Hinweise bekommen, bis ich dann endlich auf irgendeiner "Service" Seite von TUI den klaren Hinweis bekam, dass das Schiff nicht für Rollstuhlfahrer geeignet sei.

Das finde ich ja schon einmal ziemlich armselig, dass wieder einmal die Rollstuhlfahrer schauen dürfen, wo sie bleiben. Und das bei einem angeblich "hochmodernen" Schiff. In den USA hätte das Schiff gar keine Zulassung - Punkt. Andererseits dachte ich dann (weil da stand dann auch, dass das Bordpersonal leider keine Hilfen anbieten kann, Behinderte müßten die notwendige Begleitung mitbringen), immerhin "Behinderte" scheint es dann doch möglich zu sein, ich sitze ja auch nicht im Rollstuhl, aber ich kann eben keine Treppen steigen.

Gut, dann schaue ich halt, dass ich eine Kabine nicht so weit weg vom Fahrstuhl bekomme (immerhin haben auch diese flachen Flussschiffe 4 Etagen). Ja - denkste Puppe! Diese absoluten Scheißschiffe haben gar keinen Aufzug! Wie bitte?? Ja, richtig gelesen, auf diesen 4-5 Sterne Schiffen "nach neuestem Standard" gibt es KEINEN Aufzug. Sollen die Scheißbehinderten doch bleiben, wo der Pfeffer wächst, aber dieses Schiff werden sie nicht betreten!

Das hat mir echt den Rest gegeben - wie kann das heute noch möglich sein, dass in "Asi-Deutschland" solche Schiffe neu gebaut werden, ohne auch nur an Behinderte zu denken? Wie asozial muss man dafür sein, um das total zu ignorieren? TUI sollte sich schämen, die sind für mich gestorben, ich werde in den nächsten Tagen meine TUI VISA zurückgeben, mit so einem Laden will ich keine Geschäfte mehr machen. Es ist wirklich unfassbar.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: DocHoliday am 01. August 2014, 18:28:11
Finde ich auch ziemlich mies.

Aber zum Thema Zulassung in Deutschland: Das Ding fährt laut Wiki unter der Flagge von Malta.
TUI wird wissen warum!
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: serendipity am 01. August 2014, 19:53:06
Ich kann deine Entrüstung und deinen Zorn sehr gut verstehen und bin sehr überrascht, dass es wirklich so wenig offene Informationen zum Thema Barrierefreiheit auf (Fluss-) Kreuzfahrtschiffen gibt bzw. bin ich davon ausgegangen, dass man relativ schnell auf entsprechende Informationen stößt. Das es relativ neue Schiffe gibt, deren Bauweise keine behinderten Menschen zulassen, finde ich absolut nicht nachvollziehbar.

Durch das Thema Inklusion werde ich momentan sehr für dieses Thema sensibilisiert, was auch dringend notwendig war - ich hatte vorher keine Barrierefreiheit im Kopf! Umso besser finde ich, dass du uns auch hier auf solche Missstände aufmerksam machst.

Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Horst am 01. August 2014, 23:26:16
Restaurants, Veranstaltungen, Konzerte ... da gibt es in D massenhaft (schlechte Beispiele) dafür das (Geh-)Behinderte neben ihrem Handicap das schon schlimm genug ist von der Gesellschaft und politischen Führung im Stich gelassen werden.
Haben keine Lobby, bringen nicht so viele Wählerstimmen wie Rentner .. also who cares  ?!

Ich bin sehr gerne bereit das in unserem Forum anders zu handhaben.
Wir sollten einen Bereich überlegen in dem wir Infos zu Reisen/unterwegs sein mit Behinderung sammeln und besprechen können.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: DocHoliday am 01. August 2014, 23:34:08
Die Idee finde ich klasse!
So was habe ich bisher in keinem Reiseforum gesehen.

Aber wo wir gerade beim Thema sind: Ist denn das Forum/das Portal Eumerika.de barrierefrei nach BITV (http://de.wikipedia.org/wiki/Barrierefreie_Informationstechnik-Verordnung)?
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 02. August 2014, 08:41:05
Hammer! Unfassbar!

Die Idee von Horst finde ich hervorragend. Seitdem ich Rainer kenne, achte ich tatsächlich noch mehr auf Barrierefreiheit (beruflich habe ich aber auch öfters mal mit Rollifahrern, Rollatornutzern oder sehbehinderten Menschen zu tun). Behinderte liegen mir schon seit meiner Kindheit irgendwie am Herzen, aber so richtig engagiert habe ich mich leider noch nie. Und dabei wollte ich mit 14 noch Sonderpädagogik studieren....

Ich plane ja gerade einen Schottlandurlaub und habe diese Seite hier gefunden: http://www.schottland-fuer-alle.com/1.html
Ich habe noch nicht näher hingeschaut, aber bisher habe ich selten Reiseseiten gefunden, die auf Leute mit Handicap spezialisiert sind.

Rainer, nun ist Schottland im Oktober vielleicht nicht so toll, aber von Juni-September ganz sicher! Obwohl es ja nicht unbedingt die Highlands sein müssen...

Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 02. August 2014, 11:58:10
Aber wo wir gerade beim Thema sind: Ist denn das Forum/das Portal Eumerika.de barrierefrei nach BITV (http://de.wikipedia.org/wiki/Barrierefreie_Informationstechnik-Verordnung)?

Keine Ahnung - der Anforderungskatalog ist ziemlich komplex und man müßte die Punkte einzeln durchgehen. So oder so habe ich keinen Einfluss darauf, das ist ein Script von SMF (das ist der einzige Inhalt, den wir zur Zeit anbieten), die müßten im Prinzip überprüfen, ob sie die Kriterien nach WCAG (http://de.wikipedia.org/wiki/Web_Content_Accessibility_Guidelines) erfüllen.

Auf Grund der besonderen Problematik, dass hier auch noch freie Anwenderinhalte eingestellt werden (die teilweise auch mit HTML durch die Teilnehmer selbst gestaltbar sind), ist eine 100%-ige Konformität sicherlich ohnehin nicht erzwingbar, dazu müßten die Anwender ja selbst auch wissen, nach welchen Richtlinien sie ihre Beiträge verfassen. Es gibt leider auch keine "Syntaxchecker" wie beispielsweise bei den W3C Richtlinien für korrektes HTML, da viele Dinge einfach semantisch ausformuliert sind, ohne dass es eine technische Möglichkeit gibt, das im Source zu überprüfen.

Im Grunde gesehen müßte man Blinde befragen, ob die mit ihren Vorlesemaschinen hier zurechtkommen. Ich würde vermuten, dass es sicherlich nicht komplett ungeeignet ist, aber ob es wirklich komplett barrierefrei ist - weiß ich nicht. Ich hatte in der ReHa einen blinden Masseur, mit dem habe ich mich auch öfter darüber unterhalten, welche speziellen Probleme er wann hat, aber das ist so ohne weiteres nicht nachvollziehbar.

Was die Idee von Horst betrifft:

das ist natürlich im Ansatz immer eine gute Idee, aber ich weiß aus leidvoller jahrelanger Erfahrung, dass das nicht so einfach umzusetzen sein wird. Das Problem ist immer (und das sehen wir ja auch schon an der Frage nach der Barrierefreiheit, wobei das zugebenermaßen noch erheblich komplexer ist), dass gesunde Menschen schlecht bis gar nicht wahrnehmen und beurteilen können, was in welchem Maße "machbar" ist und was nicht. Das ist einfach in der Materie begründet, man kann sich als gesunder Mensch selbst bei gutem Vorstellungsvermögen nicht in die Lage eines Behinderten versetzen. Und entsprechend geht man auch mit einer anderen Wahrnehmung durch das Leben. Das ist kein Vorwurf, ich war ja selbst bis zum 38. Lebensjahr gesund und munter und habe selbst sicher auch nichts bemerkt.

Erst wenn man selbst betroffen ist, dann gehen einem buchstäblich die Augen auf. Man sieht und registriert Dinge, wo gesunde Menschen nachher sagen würden, ne, das war so nicht. Und selbst wenn man sich einen gewissen Blick dafür antrainiert hat - man muss sich sicherlich extrem bemühen und konzentrieren, um nicht doch irgendein blödes Detail übersehen zu haben. Wer behindert ist, nimmt das unmittelbar sofort wahr. Der sieht seine Umwelt in einem ganz anderen Licht.

Von daher stellt sich mir die praktische Frage, wie können wie diese im Moment noch sehr abstrakte Idee in Taten umsetzen? "Brainstorming" wurde das in der Firma immer genannt. Denn "einfach so" wird das nicht gehen.

Was die Behinderung und die Behinderten an sich betrifft: es liegt ja schon in der Materie begründet, man spricht von "den Behinderten". Das ist irgendwie eine fest definierte Gruppe innerhalb unserer Gesellschaft. So ist es in den Köpfen und genau das ist das Problem. Es gibt keine Gruppe "die Behinderten". Denn das sind wir selbst - alle. Auch die, die es vermeintlich nicht sind. Denn (und das ist das Tückische) es kann jeden treffen - sofort und mit endgültiger Wirkung. Mit einem Schlag ist man nicht mehr Teil der Gruppe der normalen Menschen, man ist ein Mitglied der Gruppe der Behinderten. Auf einmal ist man in der Gesellschaft nicht mehr der gleiche Mensch (obwohl man es eigentlich ist). Und jeder denkt tief in seinem Inneren: das trifft nur andere, das sind halt "die Behinderten". Niemand kann sich vorstellen, dass es ihn selbst auch trifft. Dabei sind fast alle Behinderten auch einmal gesund gewesen. Bis sie irgendwann einen Unfall hatten, oder (was sogar die deutliche häufigere Ursache ist) einer schweren Krankheit zum Opfer gefallen sind, eine Krankheit, die ja auch immer nur die anderen bekommen.

Und dieses getrennte Gruppendenken, das bekommen wir nicht aus den Köpfen heraus. Eigentlich müssen wir versuchen, eine Behinderung als etwas Selbstverständliches und normales und Teil unserer Gesellschaft anzuerkennen und mit diesen Menschen genauso leben und umgehen, wie mit nicht behinderten Menschen. Dass wir in Deutschland Lichtjahre(!) davon entfernt sind, zeigt beispielsweise dieser Bau des Flussschiffs TUI Sonata. Das hätte eigentlich so nie gebaut werden dürfen, weil es nur für einen Teil unserer Gesellschaft benutzbar ist, andere Teile sind ausgeschlossen. Was so besonders schrecklich daran ist: es wäre so einfach gewesen, das umzusetzen. Ich bin ja keiner der "radikalen Behinderten", die für sich alles einfordern, was auch die anderen machen können. Ich sehe ja ein, dass man ein altes Bauwerk nur unter extremen Kosten so verändern kann, dass es auch für Rollstuhlfahrer befahrbar ist, inkl. Toilette. Ich habe ja kein Problem damit, dass manche Dinge historisch gewachsen sind, ich muss nicht alles können in meinem Leben, es bleibt genügend übrig, was ich sonst tun kann.

Aber wenn da etwas neu gebaut wird und dann auch noch etwas so bewährtes, etwas so einfaches wie ein Kreuzfahrtschiff (derer es massenhaft wirklich behinderengerechte Ausführungen auf hoher See gibt), wie ignorant und dumm muss man sein, wenn man dann immer noch "vergisst", Aufzüge einzubauen und wenigstens ein oder zwei Zimmer mit einer ebenerdigen Dusche zu versehen und mit etwas mehr Raum zum Rangieren? Das ist mir vollkommen unbegreiflich. Das ist schon vorsätzlich und boshaft. Anders kann ich es nicht interpretieren, da sind die Behinderten wieder genau diese "andere Gruppe" und diese Gruppe ist unerwünscht. Das ist schlicht ekelhaft.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Paula am 02. August 2014, 23:55:02
Rainer ich gebe dir vollkommen recht wobei ich das alles fast nicht glauben kann.
Wenn ich einer gefragt hätte würde ich sagen natürlich muss so ein Schiff behindertengerecht ausgestattet sein, das ist doch gesetzlich vorgeschrieben! Das hatte ich wirklich geglaubt!

Rainer kennst du dich mit den diesbezüglichen Gesetzen aus? Ich finde das solltest du nicht einfach so hinnehmen, gibt es keine Beschwerdestelle? Das kann doch wirklich nicht wahr sein bei einem Schiff aus diesem Jahrtausend.
Und was heißt da es fährt unter der Flagge von Malta? Das ist doch EU Gebiet, das ist doch kein Drittweltland. Ich kann es wirklich kaum fassen.

Ich kenne die Problematik von einem Bekannten der durch eine Erkrankung lange schon auf einem Auge blind ist und nun akut auf dem zweiten auch fast nix mehr sieht. Er hat mal geschildert wie er im Alltag mit seinen Mitmenschen zusammenrumpelt weil die mehr auf ihr Mobilgerät starren statt auf die Umwelt. Seither bemühe ich mich in der U Bahn besser aufzupassen ich gehöre nämlich auch zu diesen iPadhinterherlaufern  :-[
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 00:56:11
Rainer kennst du dich mit den diesbezüglichen Gesetzen aus?

Ja, die Lage ist einfach: in Deutschland gibt es keine Gesetze. Jedenfalls keine, die vorschreiben, dass irgendwelche Schiffe, Flugzeuge, Bahnen, Busse oder Gebäude, egal ob öffentlich(!) oder privat in irgendeiner Weise auch nur annähernd für Behinderte geeignet sein müssen. Das ist Deutschland und der deutsche Beitrag für Behinderte von Gesetzesseite.

Ich finde das solltest du nicht einfach so hinnehmen, gibt es keine Beschwerdestelle?

"Beschwerdestelle"? Ne - wo denn, bei wem denn? Behindere haben keine Lobby in "Dunkeldeutschland". Ich habe das ernst gemeint mit "Behindertenfeindlich". Deutschland ist ein behindertenfeindliches Land, was in Gesetzgebung und entsprechenden Vorschriften weit hinten liegt. Selbst in Spanien gibt es Gesetze, dass Hotel bestimmte Auflagen erfüllen ermüssen. In Deutschland gibt es nichts dergleichen. Und zwar gar nichts.

Das kann doch wirklich nicht wahr sein bei einem Schiff aus diesem Jahrtausend.

Das habe ich auch bis gestern gedacht.

 
Das ist doch EU Gebiet, das ist doch kein Drittweltland. Ich kann es wirklich kaum fassen.

Deutschland ist ganz sicher Drittweltland, was gesetzliche Vorschriften betrifft, um Behinderte im Alltag zu integrieren.

Eine passende Schote dazu: bei uns in Mönchengladbach ist die Stadtverwaltung auf verschiedene Gebäude und Bereiche aufgeteilt. Das Amt für Schwerbehindertenangelegenheiten (Ausgabe des blauen Parkausweises gegen Vorlage eines mit den notwendigen Merkmalen versehenen Behindertenausweis) befindet sich in einem Gebäude, welches explizit NICHT für Rollstuhlfahrer geeignet ist... (kein Scherz!).

Am Düsseldorfer Flughafen ist der Lounge Bereich umgebaut worden, die Hugo Junkers Lounge hat einen neuen Sanitärbereich bekommen (größer und moderner). Anzahl Behindertentoiletten: NULL!

Usw. etc. pp. - es gibt unzählige Beispiele deutscher Ignoranz für die Bedürfnisse von Behinderten. Und Herr Schäuble, auf dessen Behinderung sicherlich auch einige Hoffnungen lagen, hat einen speziellen Sitzplatz im Bundestag bekommen und außerdem drei Bodygards, die ihn aus dem Auto in den Rollstuhl setzen und zurück. Für die "normalen" Behinderten hat sich sonst nichts geändert.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andreas am 03. August 2014, 00:57:08
Das mit den Flusskreuzfahrtschiffen ist aber kein Geheimnis:
Zitat
Besonders heikel wird es auf den zwangsläufig eher engen und kleinen Flusskreuzfahrtschiffen. Wirklich komplett behindertengerecht ist derzeit nur eins: Die "Alegria" des holländischen Anbieters Adelle Cruises hat Anfang 2012 dafür vom Verein Aktive Behinderte Stuttgart (ABS) den Award "Goldener Rollstuhl" verliehen bekommen.

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/barrierefreie-kreuzfahrt-nicht-alle-schiffe-sind-behindertengerecht-a-920524.html
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 01:04:03
Das mit den Flusskreuzfahrtschiffen ist aber kein Geheimnis:

Ein Geheimnis ist es sicher nicht, aber dennoch überraschend, wenn man sich sonst nicht damit befasst hat. Glücklicherweise habe ich es ja auch noch nachgeschaut, obwohl ich eigentlich nicht wirklich angenommen habe, es gäbe nicht einmal Aufzüge.

Und peinlich ist es so oder oder so.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Horst am 03. August 2014, 09:50:43
 
"Brainstorming" wurde das in der Firma immer genannt.
Na dann mal los...



Das ist einfach in der Materie begründet, man kann sich als gesunder Mensch selbst bei gutem Vorstellungsvermögen nicht in die Lage eines Behinderten versetzen. Und entsprechend geht man auch mit einer anderen Wahrnehmung durch das Leben. Das ist kein Vorwurf, ich war ja selbst bis zum 38. Lebensjahr gesund und munter und habe selbst sicher auch nichts bemerkt.
Das ist so - aber die Wahrnehmnung kann man versuchen zu ändern.
Als vor Jahren Bilderrätsel sehr beliebt und ein großes Thema waren haben die Leute auf Reisen plötzlich die Augen offen gehalten wo man denn zu dem Thema ein Foto machen könnte.
Also warum nicht dadurch daß wir hier thematisieren ein Bewusstsein dafür schaffen, daß wir zukünftig unterwegs auf solche Details beginnen zu achten und es hier im Forum besprechen.



Erst wenn man selbst betroffen ist, dann gehen einem buchstäblich die Augen auf. Man sieht und registriert Dinge, wo gesunde Menschen nachher sagen würden, ne, das war so nicht. Und selbst wenn man sich einen gewissen Blick dafür antrainiert hat - man muss sich sicherlich extrem bemühen und konzentrieren, um nicht doch irgendein blödes Detail übersehen zu haben. Wer behindert ist, nimmt das unmittelbar sofort wahr. Der sieht seine Umwelt in einem ganz anderen Licht.
Von daher stellt sich mir die praktische Frage, wie können wie diese im Moment noch sehr abstrakte Idee in Taten umsetzen?
In dem wir uns mit dem Thema befassen werden auch Nicht-Behinderte Dinge lernen, über die sie vorher noch nie nachgedacht haben.
Ich glaube zwar nicht, daß wir mit eumerika soviel Druck aufbauen können, daß wir deutsche Gesetze ändern werden, aber vielleicht kann zumindest ein Info-Portal entstehen, daß Orte, Locations, Parks, Restaurants, Hotels...ect. auf Behindertentauglichkeit hin bespricht.
Und wenn es nur die Info ist daß es einen Aufzug und eine Behindertentoilette gibt oder wie die Beschaffenheit der Wege ist.



Was die Behinderung und die Behinderten an sich betrifft: es liegt ja schon in der Materie begründet, man spricht von "den Behinderten". Das ist irgendwie eine fest definierte Gruppe innerhalb unserer Gesellschaft. So ist es in den Köpfen und genau das ist das Problem. Es gibt keine Gruppe "die Behinderten".
Welcher Gruppe der Behinderten würden denn Informationen in einem Forum am meisten nützen?
Ich selbst wäre jetzt von Geh-Behinderten ausgegangen.
Andere Behinderungen können wir über dieses Forum wahrscheinlich nicht erreichen.


Denn (und das ist das Tückische) es kann jeden treffen - sofort und mit endgültiger Wirkung. Mit einem Schlag ist man nicht mehr Teil der Gruppe der normalen Menschen, man ist ein Mitglied der Gruppe der Behinderten. Auf einmal ist man in der Gesellschaft nicht mehr der gleiche Mensch (obwohl man es eigentlich ist). Und jeder denkt tief in seinem Inneren: das trifft nur andere, das sind halt "die Behinderten". Niemand kann sich vorstellen, dass es ihn selbst auch trifft.

Und dieses getrennte Gruppendenken, das bekommen wir nicht aus den Köpfen heraus. Eigentlich müssen wir versuchen, eine Behinderung als etwas Selbstverständliches und normales und Teil unserer Gesellschaft anzuerkennen und mit diesen Menschen genauso leben und umgehen, wie mit nicht behinderten Menschen.
Im Moment sperren wir das Thema ja genauso aus wie alle anderen.
Ich würde dafür ein Board spendieren und unsere Mitglieder können dort Infos sammeln und Fragen stellen.
Das Board könnte z.B. durch gepinnte Themen eine kleine Struktur bekommen.
Ein Thread sollte sich mit dem Board an sich beschäftigen - also was man damit bezwecken will und worum es geht.
Ich denke alleine mit Deinen Statements hier und auch mit Deinen Reiseberichten ist schon der eine oder andere Gedankengang, ein anderer Blick ausgelöst worden.
Auf dem Weg sollten wir weiter gehen.

 
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 03. August 2014, 10:10:57
Ich finde die Idee sehr gut. Beispielsweise war mir 2011 am Grand Canyon North Rim aufgefallen, dass ein Weg, der als "accessible" deklariert war, mit einer riesigen Steigung verbunden war, bei dem der Rollifahrer gute Bremsen benötigt hätte bzw auf dem Rückweg jemanden, der (wirklich) kräftig schieben helfen kann... Ich glaube, ich hatte das sogar im Bericht erwähnt. Das war mir vorallem auch deswegen aufgefallen, weil ich ja hätte beide Wege gehen können und der mit den Treppen (immer mal wieder ein paar Stufen) erschien mir deutlich leichter  :(
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Silke am 03. August 2014, 10:12:50

Ich finde das solltest du nicht einfach so hinnehmen, gibt es keine Beschwerdestelle?

"Beschwerdestelle"? Ne - wo denn, bei wem denn? Behindere haben keine Lobby in "Dunkeldeutschland".

Z.B. dort: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html ?

Zitat

Ich habe das ernst gemeint mit "Behindertenfeindlich". Deutschland ist ein behindertenfeindliches Land, was in Gesetzgebung und entsprechenden Vorschriften weit hinten liegt. Selbst in Spanien gibt es Gesetze, dass Hotel bestimmte Auflagen erfüllen ermüssen. In Deutschland gibt es nichts dergleichen. Und zwar gar nichts.


Das stimmt zum Glück nicht so ganz. Es gibt das BGG (Behindertengleichstellungsgesetz).

Zitat

Eine passende Schote dazu: bei uns in Mönchengladbach ist die Stadtverwaltung auf verschiedene Gebäude und Bereiche aufgeteilt. Das Amt für Schwerbehindertenangelegenheiten (Ausgabe des blauen Parkausweises gegen Vorlage eines mit den notwendigen Merkmalen versehenen Behindertenausweis) befindet sich in einem Gebäude, welches explizit NICHT für Rollstuhlfahrer geeignet ist... (kein Scherz!).


Ich denke, dort muss man auch nicht zwangsläufig persönlich vorsprechen, oder? Das kann man sicher schriftlich erledigen.

Ich kann ja nur von dem Amt reden, in dem ich arbeite, dort wird schon großen Wert auf Barrierefreiheit gelegt. Das geht so weit, dass einige Merkblätter und Formulare lieber gar nicht im Internet eingestellt werden, bis sie barrierefrei gestaltet werden können (die Anforderungen sind so hoch und kompliziert, dass es im Amt nur Wenige können und das dauert). 
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 11:35:55
Z.B. dort: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html ?

Witzig. Schreib doch mal rein aus Spass an den Beauftragten und beschwere Dich, dass das TUI Schiff keine Aufzüge hat. Dann bekommst Du ein mitleidvolles Antwortschreiben, dass man bedauerlicherweise nichts machen kann, weil das nicht geregelt ist. Das Porto kann man sich sparen.

Das stimmt zum Glück nicht so ganz. Es gibt das BGG (Behindertengleichstellungsgesetz).

Das habe ich bewusst nicht genannt, das ist eines der schlimmsten "Alibi" Gesetze in unserem Bürgerlichen Gesetzbuch. Da wird nämlich gar nichts geregelt, da steht dann (beispielsweise):

"Die Dienststellen und sonstigen Einrichtungen der Bundesverwaltung, einschließlich der bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sollen im Rahmen ihres jeweiligen Aufgabenbereichs die in § 1 genannten Ziele aktiv fördern und bei der Planung von Maßnahmen beachten"

Und was heißt das nun? "Gebt Euch Mühe oder nicht, wenn es nicht klappt, auch egal". Traurig aber wahr - gerade diese laschen "Gesetze" sind es ja Schuld, dass die Politiker ein ruhiges  Gewissen haben, auf der anderen Seite überhaupt kein Druck vorhanden ist, um beispielsweise die Barrierefreiheit in öffentlichen Bereichen, oder Hotels oder Gaststätten oder sonst wo zu erzwingen. Genau das IST ja das Problem - die Politik denkt, man habe doch Gesetze gemacht, aber die sind wirkungslos. Wieso nicht nach amerikanischem Vorbild, ohne Behindertentoilette bekommt nicht einmal eine McDonalds-Filiale seine Lizenz?

Ich denke, dort muss man auch nicht zwangsläufig persönlich vorsprechen, oder? Das kann man sicher schriftlich erledigen.

Kann man natürlich, man muss allerdings dann seine Schwerbehindertenausweis per Post verschicken und es ist doch dennoch schizophren, wieso ist ausgerechnet dieses Amt nicht schwerbehindertengerecht? Ich habe das beispielsweise nicht gewusst und wir sind einfach hingefahren und dann schaut man doof aus der Wäsche, da rechnet man nicht mit (d.h. heute rechne ich damit, aber das ist eben der Lernprozess der stattfindet).

Ich kann ja nur von dem Amt reden, in dem ich arbeite, dort wird schon großen Wert auf Barrierefreiheit gelegt.

So soll es ja auch sein, aber die Integration von Schwerbehinderten ist eine Katastrophe. Es fehlt der Zwang und ohne Zwang gibt man sich Mühe oder auch nicht. Weißt Du, wieviele Lokale es in der Düsseldorfer Altstadt gibt, wo die Toilette wenigstens ebenerdig erreichbar ist? Mir fällt auf Anhieb nur das Schlösser Alt ein und das Uerige - und ich kenne eine ganze Menge Lokale dort. So etwas ist in den USA unvorstellbar.

Jetzt wird man sagen, ja ok, das sind alte Gebäude. Sehe ich auch ein, aber dass so gar nichts geht, ist schon schlimm. Und am neuerbauten Bereich im Hafen (da hätte man ja wirklich darauf achten können) haben auch fast alle Restaurants die Toilette im Keller. Ohne Aufzug.

Typisch sind auch solche Sachen: das Kaarster Rathaus ist vor 15 Jahren neu gebaut, hochmoderne Architektur. Im Anschluss an ein Jubliäumskonzert sollte für unseren Chor dort eine Feier stattfinden. Im Vorfeld habe ich das mit Mitsängern besprochen, die auch Beziehungen zur Stadt haben, es wurde ausdrücklich eine Behindertentoilette angepriesen. Als ich an dem Abend dann auf Toilette musste (und damals habe ich noch im Rollstuhl gesessen), habe ich nachgefragt. Man ging zusammen mit mir zu einem Aufzug - der tat es aber nicht. War geblockt. Der (stinkige) hinzugerufene Hausmeister (der hatte eigentlich längst Dienstschluss) musste den Aufzug freischalten. Endlich an der Behindertentoilette angekommen, das gleiche Problem von vorne - die Toilette war abgeschlossen. Der Hausmeister musste nochmal losziehen, um auch diesen Schlüssel zu holen. Als er endlich zurück kam und die Toilette aufgeschlossen wurde, stellte sich heraus, dass die Toilette nicht benutzbar war, die Putzfrauen (oder wer auch immer) hatten die Toilette pickepacke voll zugerammelt mit Putzkrempel und sonstigem Sperrmüll.

Wir sind dann mit dem Aufzug zurück nach oben und dann sind wir nach Hause gefahren, weil ich mir sonst buchstäblich in die Hose gemacht hätte. Du kannst Dir mit absoluter Sicherheit nicht vorstellen wie erniedrigend es ist, wenn Du nicht auf Toilette gehen kannst, wenn Du es gerne möchtest.

Aber das ganze Szenario ist typisch und stellvertretend für Deutschland. Zugepackte und entartete Behindertentoiletten habe ich inzwischen schon oft gesehen.

Natürlich gibt es dennoch ein paar Gesetze und Regelungen in Deutschland, die Behinderten helfen sollen - aber genau da liegt das Problem. Manches geht (behinderte Berufstätige haben Anspruch auf 5 Tage mehr Urlaub, genießen besonderen Kündigungsschutz usw  - aber das trifft leider nur 5% der Schwerbehinderten, die anderen 95% sind gar nicht der Lage zu arbeiten), manches ist ein schlechter Witz, wie beispielsweise die ganzen Steuernachlässe. Von welcher Steuer soll etwas nachgelassen werden, wenn man sowieso nur eine lachhafte Rente wegen Erwerbsunfähigkeit erhält? Wieso bekommt man stattdessen nicht einfach eine fixe Summe als Mehraufwand ausbezahlt (weil man Hilfe im Haushalt benötigt o.ä.), ähnlich wie Kindergeld? Das kommt wenigstens an, die Steuererleichterung ist das Papier nicht wert, auf dem sie verfasst wurde.

Ich könnte wahrscheinlich inzwischen ein ganzes Buch schreiben, was so alles im Argen liegt und was einfach nicht funktioniert. Und da sind gerade unsere skandinavischen Nachbarn um Welten weiter. Aber ausgerechnet in Deutschland tut sich so gut wie nichts. Da haben Einkaufsläden hohe Einstiegsstufen, Restaurants die Toilette im Keller, öffentliche Gebäude haben keine Aufzüge (in MG ist das Amtsgericht nur in der Parterre erreichbar - ich musste vor ein paar Jahren in den 1. Stock: ging nicht) usw. etc. pp. - es ist ein Katzenjammer. Und dass auf Behindertenparkplätzen allenfalls geistig Behinderte parken, weil es sie es als Kavaliersdelikt verstehen, ist sowieso der normale Alltag.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Silke am 03. August 2014, 12:01:17
Z.B. dort: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html ?

Witzig. Schreib doch mal rein aus Spass an den Beauftragten und beschwere Dich, dass das TUI Schiff keine Aufzüge hat. Dann bekommst Du ein mitleidvolles Antwortschreiben, dass man bedauerlicherweise nichts machen kann, weil das nicht geregelt ist. Das Porto kann man sich sparen.


Hast du es schon versucht?
Vermutlich wirst du als Einzelner Recht haben. Aber wenn Jeder, der ein entsprechendes Problem hat, dort hin schreibt, ändert sich vielleicht irgendwann etwas?

Zitat
Das stimmt zum Glück nicht so ganz. Es gibt das BGG (Behindertengleichstellungsgesetz).

Das habe ich bewusst nicht genannt, das ist eines der schlimmsten "Alibi" Gesetze in unserem Bürgerlichen Gesetzbuch. Da wird nämlich gar nichts geregelt, da steht dann (beispielsweise):

"Die Dienststellen und sonstigen Einrichtungen der Bundesverwaltung, einschließlich der bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sollen im Rahmen ihres jeweiligen Aufgabenbereichs die in § 1 genannten Ziele aktiv fördern und bei der Planung von Maßnahmen beachten"

Und was heißt das nun? "Gebt Euch Mühe oder nicht, wenn es nicht klappt, auch egal". Traurig aber wahr - gerade diese laschen "Gesetze" sind es ja Schuld, dass die Politiker ein ruhiges  Gewissen haben, auf der anderen Seite überhaupt kein Druck vorhanden ist, um beispielsweise die Barrierefreiheit in öffentlichen Bereichen, oder Hotels oder Gaststätten oder sonst wo zu erzwingen. Genau das IST ja das Problem - die Politik denkt, man habe doch Gesetze gemacht, aber die sind wirkungslos. Wieso nicht nach amerikanischem Vorbild, ohne Behindertentoilette bekommt nicht einmal eine McDonalds-Filiale seine Lizenz?


Dann lies bitte mal ab § 7 in diesem Gesetz. Da ist schon Einiges geregelt.

Wenn auch sicher noch nicht genug.

Zitat

Ich denke, dort muss man auch nicht zwangsläufig persönlich vorsprechen, oder? Das kann man sicher schriftlich erledigen.

Kann man natürlich, man muss allerdings dann seine Schwerbehindertenausweis per Post verschicken und es ist doch dennoch schizophren, wieso ist ausgerechnet dieses Amt nicht schwerbehindertengerecht?


Da hast du natürlich Recht, es könnte und sollte in einer Stadt, die sicher genügend Gebäude zur Verfügung hat, anders sein.

Zitat

Natürlich gibt es dennoch ein paar Gesetze und Regelungen in Deutschland, die Behinderten helfen sollen - aber genau da liegt das Problem. Manches geht (behinderte Berufstätige haben Anspruch auf 5 Tage mehr Urlaub, genießen besonderen Kündigungsschutz usw  - aber das trifft leider nur 5% der Schwerbehinderten, die anderen 95% sind gar nicht der Lage zu arbeiten),

Hast du für diese Zahlen irgendwelche Belege? Ich kenne viele Leute, die einen Schwerbehindertengrad haben und den zusätzlichen Urlaub nutzen können, weil sie im Berufsleben stehen. Vielen sieht man die Behinderung ja auch nicht auf den ersten Blicke oder auch gar nicht an.

Zitat

 manches ist ein schlechter Witz, wie beispielsweise die ganzen Steuernachlässe. Von welcher Steuer soll etwas nachgelassen werden, wenn man sowieso nur eine lachhafte Rente wegen Erwerbsunfähigkeit erhält? Wieso bekommt man stattdessen nicht einfach eine fixe Summe als Mehraufwand ausbezahlt (weil man Hilfe im Haushalt benötigt o.ä.), ähnlich wie Kindergeld? Das kommt wenigstens an, die Steuererleichterung ist das Papier nicht wert, auf dem sie verfasst wurde.


Es gibt Steuerermäßigungen auf die Kfz-Steuer und es gibt (zumindest hier, ich weiß nicht, ob das überall so ist) stark verbilligte Monatskarten für den öffentlichen Nahverkehr. Die genauen Bedingungen dafür weiß ich nicht, aber ich kenne allein zwei Leute, von denen ich weiß, dass sie das in Anspruch nehmen können.

Ansonsten siehe oben, es gibt schon viele Leute, denen der Steuerfreibetrag etwas nützt und wirklichen geldlichen Vorteil bringt.

Das mit der fixen Summe würde sicher recht teuer werden bei 7,5 Millionen schwerbehinderten Menschen in Deutschland. Und es wäre vielleicht auch nicht gerecht (oder es würde nicht Jeder als gerecht bezeichnen). Nicht jeder Schwerbehinderte benötigt Hilfe im Haushalt oder überhaupt Hilfe.

Aber du hast schon Recht, es müsste wesentlich mehr getan werden.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 03. August 2014, 12:03:49
Das fängt ja schon bei Behindertenparkplätzen an. Ich habe schon öfters offensichtlich gesunde Menschen angesprochen, dass sie auf einem Behindertenparkplatz stehen. Da gibt es schon manchmal fiese Antworten: "Hier ist der einzige Parkplatz, wo Schatten ist oder sollen meine Hund im Auto einen Hitzschlag bekommen?". Okay, irgendwo nachvollziehbar, aber der Typ stand samt Hunden neben seinem Auto und wartete auf seine Frau, die im Supermarkt war.

Oder: "Hier sind doch noch freie Parkplätze!" "Ja, aber die sind nicht breit genug geschnitten, damit ein Rollifahrer aussteigen kann" "Muss er sich da ganz hinten hinstellen, da parkt doch sowieso keiner"

Oder: "Mir egal, muss er eben warten, bis ich wieder da bin!"

Oder: "Was geht Sie das an?"

Oder: "Oh, habe ich gar nicht gesehen. Werde ich das nächste Mal woanders parken"

Solchen Leuten wünsche ich dann aus ganzem Herzen wirklich mal einen Gipsfuss (mindestens) mit dem sie weit zur Arztpraxis laufen müssen, da der Behindertenparkplatz vor der Praxis von einen Nicht-Behinderten belegt ist.

Behinderte haben keine Lobby, sind in den Köpfen der Leute einfach nicht existent. Es betrifft sie ja nicht. Vermutlich sind viele der Leute sogar der Meinung, dass Behinderte in Heime gehören und sowieso kein lebenswertes Leben haben. Das braucht man denen eh nicht zu erleichtern  (wieso haben wir hier keinen vor Wut kochenden Smiley?)

Immerhin werden hier in Bad Oeynhausen konsequent die Ausweise geprüft und  das Parken auf Behindertenparkplätzen im öffentlichen Raum ohne das "G" im Ausweis wird teuer.  Sogar für einen Schwerbehinderten ohne diesen Eintrag auf seinem Ausweis.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 13:04:16
Hast du für diese Zahlen irgendwelche Belege? Ich kenne viele Leute, die einen Schwerbehindertengrad haben und den zusätzlichen Urlaub nutzen können, weil sie im Berufsleben stehen. Vielen sieht man die Behinderung ja auch nicht auf den ersten Blicke oder auch gar nicht an.

Ich meine die Behinderten mit GdB 100. Belege gibt es sicherlich nur wenig, ich verlasse mich da auf die Aussagen des Ärzteteams der BG Klinik Duisburg, die für mich die Rente beantragt haben. Damals war ich entsetzt, weil ich eigentlich dachte, ich könnte wieder arbeiten, aber die Ärztin, die für die Betreuung zuständig war, sagte mir, das wäre sehr unwahrscheinlich, ca. 95% der betreuten und entlassenen (neuen) Schwerstbehinderten würden keine Arbeit mehr aufnehmen, auch wenn sie es erst nicht wahrhaben wollen.

Einen GdB kleiner als 100 bekommt man in der Tat oft auch dann, wenn überhaupt keine sichtbare Behinderung vorliegt. Diese Menschen haben oft auch keinerlei Kennzeichen im Ausweis und sind auch nicht auf Hilfe angewiesen, die bekommen den Schwerbiehndertenausweis wirklich nur deswegen, um eben in den Vorzug des Mehrurlaubs zu kommen. Ich selbst hatte von 1994 - 1997 auch nur einen GdB von 50 (was ausreicht für diese Regelung) und keinerlei Kennzeichen - das bekommt man nämlich auch schon grundsätzlich dann, wenn man an Krebs erkrankt ist. Es ist offensichtlich, dass diese Menschen im Sinne einer körperlichen Beeinträchtigung nicht behindert sind und es auch keine öffentlichen Anpassungen an irgendwelchen Einrichtungen bedarf, um diesen Menschen zu helfen. Das ist ein etwas eigenartiges Konstrukt, aber so ist es nun einmal.

Aber insgesamt glaube ich heute der Darstellung, dass kaum jemand mit Kennzeichen aG beispielsweise und GbB 100 wirklich einen Job hat. Die gibt es zwar, aber es sind eben nur sehr wenige.

Es gibt Steuerermäßigungen auf die Kfz-Steuer und es gibt (zumindest hier, ich weiß nicht, ob das überall so ist) stark verbilligte Monatskarten für den öffentlichen Nahverkehr.

Das ist schon die Krux: es gibt nur "oder". Nicht "und". Ich kenne die genauen Bedingungen, entweder man wählt die Befreiung der KFZ Steuer, oder fährt stark verbilligt im jeweiligen Verkehrsverbund. Letzteres ist natürlich total sinnfrei, wenn man (wie bei uns) am einzigen S-Bahnhof einen Mittelbahnsteig hat, der nur über eine lange Treppe erreichbar ist. Und die Befreiung von der KFZ Steuer (die voraussetzt, dass man ein KFZ besitzt, was auch bei weitem nicht jeder Behinderte hat) bekommt man alle Nase lang auch bei Erwerb von bestimmten Modellen (5 Jahre Befreiung) und selbst wenn man sie zahlt, dann macht das 20€ im Monat aus. Ok, besser als gar nichts, wenn man denn auch einen Wagen hat. Ich war übrigens auch (mit Kennzeichen RF) von der Rundfunkgebühr befreit, das ist bei der letzten Novelle auch geändert worden, jetzt muss ich zumindest einen Teil bezahlen.

Das mit der fixen Summe würde sicher recht teuer werden bei 7,5 Millionen schwerbehinderten Menschen in Deutschland.

Und deswegen schafft man ein Gesetz, wo ausschließlich diejenigen etwas von haben, die wirklich Geld verdienen können und mehr zur Verfügung haben, als diejenigen, die nicht das selbst können und eine lächerliche Rente bekommen? Wie pervers ist das denn??

Natürlich kann man die Unterstützung staffeln nach Schwere und Art der Behinderung, aber das momentane Prinzip ist doch geradezu hanebüchen, es trifft genau die Falschen. Und - ja, das kostet eben Geld. Entweder will man die Behinderten unterstützen oder eben nicht. Das ist im Sozialstaat nun einmal so und Deutschland will doch ein Sozialstaat sein.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 13:07:52
Immerhin werden hier in Bad Oeynhausen konsequent die Ausweise geprüft und  das Parken auf Behindertenparkplätzen im öffentlichen Raum ohne das "G" im Ausweis wird teuer.  Sogar für einen Schwerbehinderten ohne diesen Eintrag auf seinem Ausweis.

Das "G" im Schwerbehindertenausweis nützt nichts, der Schwerbehindertenausweis berechtigt nicht zur Nutzung der Behindertenparkplätze. Dazu dient ausschließlich der Schwerbehindertenparkausweis, den man sich mit Hilfe des Schwerbehindertenausweis besorgen muss - wer ein Anrecht darauf hat (die genauen Bedingungen kenne ich nicht, aber möglicherweise reicht "G" alleine nicht aus), muss sich den blauen Parkausweis beim Amt ausstellen lassen. Nur (und wirklich nur!) damit darf man auf dem Behindertenparkplatz parken.

P.S.: Wie vermutet, reicht "G" nicht für Erteilung des blauen Parkausweises. Die (inzwischen EU-weite) Regelung schreibt vor:

Zitat
EU-Regelung - Voraussetzungen für die Erteilung eines blauen Parkausweises
Berechtigter Personenkreis:

schwerbehinderte Menschen mit außergewöhnlicher Gehbehinderung (Merkzeichen aG)
Blinde (Merkzeichen Bl)
schwerbehinderte Menschen mit beidseitiger Amelie
schwerbehinderte Menschen mit Phokomelie
schwerbehinderte Menschen mit vergleichbaren Funktionseinschränkungen; z.B. Fehlen beider Arme, Hände, Füße.

Wann wiederum nur "G" (= gehbehindert) und wann "aG" (= außergewöhnlich gehbehindert) vorliegt, das weiß ich aber auch nicht, darüber gibt das Versorgungsamt Auskunft.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 03. August 2014, 13:14:01
Ja, ich glaube, das genau war das Problem eines Schwerbehinderten, der hier ins Herz- und Diabeteszentrum wollte... Wenn ich mich richtig erinnere, waren es 75€ Bußgeld.

lso alle Besucher von Bad Oeynhausen: Nicht nur hier wird kontrolliert! Auch wenn man nur ein paar cm im Halteverbot steht oder ganz leicht den Bürgersteig oder Radweg berührt, gibt es ein Ticket! Aber den Aufzug im Bahnhof haben die Monate lang (oder sogar Jahre?) nicht in Ordnung bekommen und den alternativen Zugang zu den Gleisen irgendwann auch noch gesperrt wegen Vandalismus oder so. Gehandicapte Menschen sind dann teilweise im Nachbarort aus- und eingestiegen  :o
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Silke am 03. August 2014, 13:29:48
Hast du für diese Zahlen irgendwelche Belege? Ich kenne viele Leute, die einen Schwerbehindertengrad haben und den zusätzlichen Urlaub nutzen können, weil sie im Berufsleben stehen. Vielen sieht man die Behinderung ja auch nicht auf den ersten Blicke oder auch gar nicht an.

Ich meine die Behinderten mit GdB 100.

Wenn du nur die meinst, hast du sicher Recht.

Zitat
Einen GdB kleiner als 100 bekommt man in der Tat oft auch dann, wenn überhaupt keine sichtbare Behinderung vorliegt. Diese Menschen haben oft auch keinerlei Kennzeichen im Ausweis und sind auch nicht auf Hilfe angewiesen, die bekommen den Schwerbiehndertenausweis wirklich nur deswegen, um eben in den Vorzug des Mehrurlaubs zu kommen. Ich selbst hatte von 1994 - 1997 auch nur einen GdB von 50 (was ausreicht für diese Regelung) und keinerlei Kennzeichen - das bekommt man nämlich auch schon grundsätzlich dann, wenn man an Krebs erkrankt ist. Es ist offensichtlich, dass diese Menschen im Sinne einer körperlichen Beeinträchtigung nicht behindert sind und es auch keine öffentlichen Anpassungen an irgendwelchen Einrichtungen bedarf, um diesen Menschen zu helfen. Das ist ein etwas eigenartiges Konstrukt, aber so ist es nun einmal.


Wieso ist das ein eigenartiges Konstrukt? Die Behinderungen werden eben nach ihrer Schwere bzw. Beeinträchtigung des Lebens gestaffelt. Das ist doch vernünftig. Es kann ja z.B. auch ein Schwerbeschädigter mit einem GdB von 80 das Merkzeichen aG erhalten.
aG: Als Schwerbehinderte mit außergewöhnlicher Gehbehinderung sind solche Personen anzusehen, die sich wegen der Schwere ihres Leidens dauernd nur mit fremder Hilfe oder nur mit großer Anstrengung außerhalb ihres Kraftfahrzeuges bewegen können.
Das können z.B. auch Schäden des Herzens und der Atmungsorgane sein, auch dann sieht man das nicht auf den ersten Blick. Und mit diesen Erkrankungen kann man andererseits auch einen GdB von 100 bekommen, auch das muss man nicht sofort sehen.

Zitat

Aber insgesamt glaube ich heute der Darstellung, dass kaum jemand mit Kennzeichen aG beispielsweise und GbB 100 wirklich einen Job hat. Die gibt es zwar, aber es sind eben nur sehr wenige.


Da wirst du Recht haben, aber es gibt sie. Bei uns im Amt arbeitet zumindest einer davon.

Zitat

Und deswegen schafft man ein Gesetz, wo ausschließlich diejenigen etwas von haben, die wirklich Geld verdienen können und mehr zur Verfügung haben, als diejenigen, die nicht das selbst können und eine lächerliche Rente bekommen? Wie pervers ist das denn??


Ich denke, dieses Gesetz hat man geschaffen, damit eben Diejenigen, die noch arbeiten können, das auch noch möglichst lange können. Um ihnen den Berufsalltag, der für sie sicher anstrengender ist als für Nichtbehinderte, etwas leichter zu machen. Finde ich nicht verkehrt.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 13:50:13
Um ihnen den Berufsalltag, der für sie sicher anstrengender ist als für Nichtbehinderte, etwas leichter zu machen. Finde ich nicht verkehrt.

Das musst mir genauer erklären: wieso bekommt der eine Schwerbehinderte die Kosten für die "Haushaltshilfe" ersetzt, während der andere sie nicht bekommt (und dann auch noch der, der sowieso weniger Geld hat)? Was hat das mit dem Beruf zu tun? So oder so können beide den Haushalt nicht ohne fremde Hilfe führen.

Und welche "Schwerbehinderung" hat jemand, der an Krebs leidet, sich aber nach einem einmaligen Eingriff (vergleichbar mit einer Blinddarm OP) in der Heilungsbewährung befindet? Ich meine mit "eigenartig" nicht die  Kombination von GdB und Kennzeichen, sondern das Prädikat "schwerbehindert" - worin besteht die Behinderung? Und warum bekommen AIDS Kranke dagegen den Ausweis erst dann, wenn nicht nur eine HIV Infektion vorliegt, sondern wirklich erste schwere Begleiterscheinungen?

Mir ist es egal, dass es so ist, aber das Konstrukt ist eigenartig und es werden Eigenschaften verknüpft, die eigentlich nicht verknüpfbar sind.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Silke am 03. August 2014, 14:47:14
Um ihnen den Berufsalltag, der für sie sicher anstrengender ist als für Nichtbehinderte, etwas leichter zu machen. Finde ich nicht verkehrt.

Das musst mir genauer erklären: wieso bekommt der eine Schwerbehinderte die Kosten für die "Haushaltshilfe" ersetzt, während der andere sie nicht bekommt (und dann auch noch der, der sowieso weniger Geld hat)? Was hat das mit dem Beruf zu tun? So oder so können beide den Haushalt nicht ohne fremde Hilfe führen.


Hmm, da haben wir dann jetzt wohl etwas aneinander vorbei geschrieben. Ich meinte die zusätzlichen Urlaubstage und die Steuerermäßigung auf das Einkommen.

Dass ein Schwerbehinderter eine Haushaltshilfe ersetzt bekommt, ist mir nicht bekannt. Aber auch das würde ich nicht verkehrt finden, weil der Berufstätige natürlich noch schwerer seinen Haushalt führen kann, er ist nach der Arbeit erschöpfter und hat weniger Zeit. Das Alles natürlich nur in Grenzen, es gibt sicher Dinge, die beide nicht allein machen können.

Die wenigsten Krebspatienten haben nur einen leichten operativen Eingriff, die meisten müssen Bestrahlung oder Chemo über sich ergehen lassen. Die sind sicher eingeschränkt. Von der psychischen Belastung, ob alles wirklich überstanden ist, mal abgesehen.
Aber man wird es eben nicht allen Recht machen können. Warum bekommen z.B. Leute, die schlecht sehen können, was mit Sehhilfen aber einigermaßen ausgeglichen werden kann, keinen GdB, während Leute, die schlecht hören können, was mit Hörhilfen auch ganz gut ausgeglichen werden kann, eine Schwerbehinderung?

Und welche "Schwerbehinderung" hat jemand, der an Krebs leidet, sich aber nach einem einmaligen Eingriff (vergleichbar mit einer Blinddarm OP) in der Heilungsbewährung befindet? Ich meine mit "eigenartig" nicht die  Kombination von GdB und Kennzeichen, sondern das Prädikat "schwerbehindert" - worin besteht die Behinderung? Und warum bekommen AIDS Kranke dagegen den Ausweis erst dann, wenn nicht nur eine HIV Infektion vorliegt, sondern wirklich erste schwere Begleiterscheinungen?

Mir ist es egal, dass es so ist, aber das Konstrukt ist eigenartig und es werden Eigenschaften verknüpft, die eigentlich nicht verknüpfbar sind.
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Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 16:19:22
... und die Steuerermäßigung auf das Einkommen.

Die meine ich auch.

Dass ein Schwerbehinderter eine Haushaltshilfe ersetzt bekommt, ist mir nicht bekannt.

Das ist ein wesentlicher Bestandteil, die sind alle irgendwie zweckgebunden. Wobei ja nicht die Hilfe "ersetzt" wird, man bekommt die Einkommenssteuer (pers. Spitzensatz) darauf zurück (was zugebenermaßen auch nicht die Welt ist), die erlaubte Obergrenze wird durch den GdB bestimmt. Ich habe Höchstgrenze, ich kann (glaube ich... das macht schon so lange meine Software) bis zu 2.800,-€ pro Jahr angeben (das muss allerdings per Rechnung belegt werden).

Aber auch das würde ich nicht verkehrt finden, weil der Berufstätige natürlich noch schwerer seinen Haushalt führen kann, er ist nach der Arbeit erschöpfter und hat weniger Zeit.

Zum einen geht es wirklich um die vielen Dinge, die man als Schwerbehinderter nicht machen kann (das ist eigentlich so ziemlich alles, ein Rollstuhlfahrer kann nicht einmal Staub saugen oder so - das geht einfach alles nicht mehr). Und das ist nur die Haushaltshilfe - das hat noch nichts mit Pflege zu tun.

Außerdem finde ich das überhaupt nicht selbstverständlich, dass ein Berufstätiger Mensch irgendwie angestrengter ist. Im Gegenteil, ich bin überzeugt, dass es ein großes Glück ist, wenn man überhaupt arbeiten kann. Die Vorstellung, dass Schwerbehinderte eben nur faul herumhängen, trifft den Alltag nicht. Es ist alles extrem beschwerlich, es ist unbefriedigend, man ist einsam, kommt sich überflüssig vor, man wird depressiv und vieles mehr - das ist sicherlich (auf seine Weise) genauso erschöpfend und anstrengend wie ein Beruf, in dem man dann auch Anerkennung und auch Anschluss findet.

Das ist auch die eigenartige Vorstellung, naja, so ein Rollstuhlfahrer sitzt doch prima den ganzen Tag. Was für unendliche Quälerei das ist (ich habe auch immerhin 4 Jahre im Rollstuhl gesessen), da macht man sich als Gesunder keine Vorstellung von. Das ist pure Folter, da tut Dir alles weh, was nur weh tun kann.

Nein, das steuerbasierte System (was ja nicht nur bei Schwerbehinderten zur Anwendung kommt), ist nicht gerecht und nicht vertretbar, sehr wohl leider sehr verbreitet. Aber es profitieren prinzipbedingt immer diejenigen am meisten davon, die es eigentlich am wenigsten nötig haben.

Die wenigsten Krebspatienten haben nur einen leichten operativen Eingriff, die meisten müssen Bestrahlung oder Chemo über sich ergehen lassen.

Nein, das stimmt ganz sicher nicht, das ist so die ängstliche Volksmeinung. Glücklicherweise haben sehr viele Krebspatienten NUR einen operativen Eingriff und sind danach geheilt, das ist ja gerade der Sinn und der Erfolg der Früherkennung. Das hängt vom Staging ab, welches Tumorstadium vorliegt, welcher Typ, welche Größe, Ausbreitung, Lymphknotenbefall usw. und sehr viele Patienten werden in einem Stadium behandelt, welches keinerlei weiteren Behandlungen erfordert. Das sollte bei mir damals auch so sein - aber ich hatte Pech, nach drei Jahren war der Krebs wieder da. Selbstverständlich ist die Einstufung der Behinderung sicherlich basiert auf der Tatsache, dass einige Patienten eine Chemo oder Bestrahlung machen müssen, deren Erfolgschancen sind allerdings in aller Regel schlechter. Nichtsdestotrotz bekommen alle Patienten auf Antrag den Schwerbehindertenausweis mit GdB 50. Unabhängig vom Stadium.
 
Ich finde es nur so seltsam, dass das über den Schwerbehindertausweis geregelt wird, man kann das ja im Sozialgesetz auch anders verankern. Das führt nämlich genau zu diesen irrwitzigen Situationen, dass ein körperlich völlig unbehinderter Mensch einen Schwerbehindertenparkplatz belegt (was ich schon sehr oft gesehen habe), legt seinen Ausweis in das Fenster und ist dann noch stinkig, wenn er verwarnt wird und eine Geldbuße zahlen muss - man ist doch schwerbehindert?! Nichtsdestotrotz leuchtet doch jedem ein, dass der keinesfalls auf so einen Parkplatz angewiesen ist.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: DocHoliday am 03. August 2014, 17:05:52
Zu ein paar Punkten will ich auch noch meinen Senf geben.

GdB bzw. MdE (Minderung der Erwerbsfähigkeit) bei Krebserkrankungen:
Durch den Grad der Behinderung von 50 erlangt der Betroffene zunächst mal einen verbesserten Kündigungsschutz, was ich absolut sinnvoll finde. Mit Parkausweis, Haushaltshilfe, etc. hat das gar nichts zu tun. Wer mit einem GdB von 50 auf einem Behindertenparplatz parkt, tut das im Wissen, dass er das nicht darf und hofft allenfalls durch den Behindertenausweis auf dem Armaturenbrett straffrei davon zu kommen.

Der Anteil von Menschen mit einem GdB von 100 ist sicherlich höher als 5%. Die Aussage von Rainers Ärzten in der BGU bezog sich wahrscheinlich auf Unfallopfer, die im Rollstuhl landen.
Ein großer Teil meiner Patienten hat ebenfalls einen GdB von 100 (Dialyse plus andere Krankheiten). Von denen im erwerbsfähigen Alter arbeiten aber sich mehr als ein Drittel oder suchen zumindest Arbeit.

Natürlich muss das Behindertengesetz ganz verschiedene Sachverhalte abdecken, von geistig Behinderten über Gehbehinderte/Rollstuhlfahrern, Amputierten, Blinden, Gehörlosen bis hin zu Behinderungen aufgrund von internistischen Erkrankungen (wie Dialyse und Krebs). Dass es dabei durchaus verschieden schwere Krankheitsbilder gibt, die mit dem gleichen GdB abgebildet werden, liegt in der Natur der Sache, ist aber m.E. gar kein Problem. Der Versuch, jedem individuellen Krankheitsbild gerecht werden zu wollen, würde zu riesigem Aufwand, endlosen Begutachtungen und einer Menge Bürokratie und Geldverschwendung führen. Deshalb gibt es halt die "Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit", in denen für typische Krankheitsbilder definierte Werte für den GdB festgelegt werden. Im Ermessen des Gutachters liegt es dann, wie aus den Einzel-GdBs ein Gesamtwert ermittelt wird.
Aufgrund der völlig verschiedenen Krankheits-/Schadens-Bildern werden dabei natürlich ganz unterschiedliche Zustände mit dem gleichen GdB bezeichnet. Dem einen sieht man seine Behinderung dabei sofort an, dem anderen nicht. Man sollte als behinderter nicht damit anfangen, sich gegeneinander ausspielen zu lassen. So nach dem Motto: "Ich bin aber behinderter als Du!"

Den Ansatz von Rainer, dass Leistungen mehr in direkten Zahlungen als in Steuervorteilen geleistet werden sollten, halte ich für richtig und wichtig. Um bei dem Beispiel zu bleiben,kostet die Haushaltshilfe ja immer gleich viel, egal ob man 100.000€ im Jahr verdient oder eine Mini-EU-Rente bekommt.

Außerdem sollte es meines Erachtens deutlich schwieriger sein, sich von der Verpflichtung frei zu kaufen, Schwerbehinderte zu beschäftigen. Statt nur ein paar Euro zu bezahlen sollte man nachweisen müssen, warum es nicht möglich ist, einen solchen Arbeitsplatz zu schaffen bzw., dass es trotz entsprechender Suche nicht möglich war, diesen Arbeitsplatz zu besetzen.

Schwierig wird es sicherlich bei der Verpflichtung von Privatunternehmen, z.B. Behindertentoiletten vorzuhalten. Ich denke, in dem Bereich käme evtl. man mit entsprechenden staatlichen Subventionen weiter. Und sobald staatliche Subventionen fließen, sollte Barrierefreiheit ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein.

Ein paar schöne Beispiele für die Gedankenlosigkeit von Firmen und Ämtern gegenüber Behinderten findet man übrigens hier:

Betonkopf (http://betonkopf-brandenburg.de/Anliegen.html)

Preis des Behindertenverbands Brandenburg für besondere Behinderten-Unfreundlichkeit.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 17:30:56
Wer mit einem GdB von 50 auf einem Behindertenparplatz parkt, tut das im Wissen, dass er das nicht darf und hofft allenfalls durch den Behindertenausweis auf dem Armaturenbrett straffrei davon zu kommen.

Da muss man im Prinzip von ausgehen, so blöd kann man eigentlich nicht sein. Dennoch ist das Geschreie unerträglich, wenn man solche Leute anspricht und es kommt erschreckend häufig vor. Ich habe da so meine "Pappenheimer" Parkplätze in Neuwerk, wenn wir es drauf anlegen, dann würde ich eine Wette eingehen, dass ich innerhalb weniger Tage jemanden so dort parken sehe (und fotografiere beispielsweise). Ein grandioser Platz dafür ist beispielsweise der Besucherparkplatz des Neuwerker Krankenhauses.

Die Aussage von Rainers Ärzten in der BGU bezog sich wahrscheinlich auf Unfallopfer, die im Rollstuhl landen.

Mit Sicherheit, das sind die Leute, die dort behandelt wurden. Unfallopfer (ich war ja der einzige, der über Trick 17 nicht als Unfallopfer eingewiesen wurde). Nur konnte ich ja selbst nicht glauben, dass die mich verrenten wollen, an dem Tag hat mir das noch einmal zusätzlich so einen richtigen negativen Schub gegeben, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ich war immer noch weit entfernt davon, mein Schicksal zu akzeptieren. Aber die Vorstellung, erwerbsunfähiger Rentner zu werden (und Du weißt, dass ich wirklich glücklich und zufrieden mit meinem Job gewesen bin), fand ich grauenhaft; am überraschendsten war daran eigentlich der Umstand, dass die Klinik von sich aus (ohne meine Einflussnahme) die Anträge gestellt hat, das war grausam. Es war sicherlich richtig und auch begründet, aber das hat mich in dem Moment überhaupt nicht interessiert. Mir brach damals quasi der letzte Stützpfeiler weg, dass es vielleicht doch noch nicht das letzte Wort gewesen ist.

Der Betonkopf ist zwar eine schaurig boshafte Idee, aber ist es nicht traurig, dass es nicht auch das Gegenteil davon gibt, dass man Bauten besonders lobt? Gibt es das wirklich so selten (das eine Flussfahrtschiff aus Andreas Link ist ja so sehr gelobt worden), dass man davon berichten kann? Manchmal sind es ja auch gerade positive Berichte, die andere dazu motivieren, vergleichbares zu leisten.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: DocHoliday am 03. August 2014, 17:46:38
Dass da ein Rentenantrag quasi über Deinen Kopf hinweg gestellt wurde, mag sachlich richtig gewesen sein. Dass man damit dem Betroffenen wieder eine Hoffnung mehr nimmt, sollte einem dabei aber schon klar sein und man sollte das wenigstens besprechen (auch dass der Rentenantrag ja nicht heißt, dass man nie wieder arbeiten kann).

Dass der Betonkopf als Preis notwendig zu sein scheint, ist schon traurig.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Silke am 03. August 2014, 17:50:44
Aber auch das würde ich nicht verkehrt finden, weil der Berufstätige natürlich noch schwerer seinen Haushalt führen kann, er ist nach der Arbeit erschöpfter und hat weniger Zeit.

Zum einen geht es wirklich um die vielen Dinge, die man als Schwerbehinderter nicht machen kann (das ist eigentlich so ziemlich alles, ein Rollstuhlfahrer kann nicht einmal Staub saugen oder so - das geht einfach alles nicht mehr). Und das ist nur die Haushaltshilfe - das hat noch nichts mit Pflege zu tun.

Außerdem finde ich das überhaupt nicht selbstverständlich, dass ein Berufstätiger Mensch irgendwie angestrengter ist. Im Gegenteil, ich bin überzeugt, dass es ein großes Glück ist, wenn man überhaupt arbeiten kann. Die Vorstellung, dass Schwerbehinderte eben nur faul herumhängen, trifft den Alltag nicht. Es ist alles extrem beschwerlich, es ist unbefriedigend, man ist einsam, kommt sich überflüssig vor, man wird depressiv und vieles mehr - das ist sicherlich (auf seine Weise) genauso erschöpfend und anstrengend wie ein Beruf, in dem man dann auch Anerkennung und auch Anschluss findet.


Da haben wir uns leider schon wieder mißverstanden. Ich meinte den Unterschied zwischen einem schwerbehinderten Berufstätigen und einem Schwerbehinderten, der nicht arbeiten kann.
Und da hat es doch der schwerbehinderte Berufstätige schwerer, und bekommt dafür eben ein paar Euro Steuererleichterung und ein paar Tage mehr Urlaub.

Zitat
Die wenigsten Krebspatienten haben nur einen leichten operativen Eingriff, die meisten müssen Bestrahlung oder Chemo über sich ergehen lassen.

Nein, das stimmt ganz sicher nicht, das ist so die ängstliche Volksmeinung. Glücklicherweise haben sehr viele Krebspatienten NUR einen operativen Eingriff und sind danach geheilt, das ist ja gerade der Sinn und der Erfolg der Früherkennung.

Naja, die Zahlen mögen dir Recht geben, ich kenne sie nicht. Aber wir haben auf Arbeit mehrere Kollegen, die eine Krebserkrankung durchgemacht haben. Und ausnahmslos alle mussten entweder Chemo oder Bestrahlung über sich ergehen lassen.

Wer geht schon regelmäßig zu allen Früherkennungen? Und auch die sind ja nicht mehr unumstritten.

Zitat

Ich finde es nur so seltsam, dass das über den Schwerbehindertausweis geregelt wird, man kann das ja im Sozialgesetz auch anders verankern. Das führt nämlich genau zu diesen irrwitzigen Situationen, dass ein körperlich völlig unbehinderter Mensch einen Schwerbehindertenparkplatz belegt (was ich schon sehr oft gesehen habe), legt seinen Ausweis in das Fenster und ist dann noch stinkig, wenn er verwarnt wird und eine Geldbuße zahlen muss - man ist doch schwerbehindert?! Nichtsdestotrotz leuchtet doch jedem ein, dass der keinesfalls auf so einen Parkplatz angewiesen ist.

Das ist ja nun aber kein Fehler im System, sondern ein Fehler des einzelnen Menschen. Wenn ich mich auf einen solchen Parkplatz stelle, muss ich mich vorher erkundigen, ob ich das darf.

Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 03. August 2014, 17:56:12
Rainer, ist eigentlich euer Haus in Groede behindertentauglich?

Ich meine diese Frage gar nicht mal provozierend. Du kommst darin klar, aber auch damals, als du noch auf den Rollstuhl angewiesen warst? Wenn ja: Warum macht ihr keine Werbung damit?
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 18:41:50
Da haben wir uns leider schon wieder mißverstanden.

Ne, auch hier erneut nicht.

Ich meinte den Unterschied zwischen einem schwerbehinderten Berufstätigen und einem Schwerbehinderten, der nicht arbeiten kann.

Ich auch.

Und da hat es doch der schwerbehinderte Berufstätige schwerer, und bekommt dafür eben ein paar Euro Steuererleichterung und ein paar Tage mehr Urlaub.

Das ist jetzt die Stelle, die Du in der Tat nicht verstanden hast: wieso hat es der (egal wie behinderte) Berufstätige "schwerer"? Schwerer als was und wieso? Ist Beruf für Dich grundsätzlich eine schwere Belastung? Für mich ist Arbeitslosigkeit/Arbeitsunfähigkeit und Isolierung eine mindestens genauso schwere Last, das hatte ich versucht darzustellen, das ist dann offensichtlich nicht gelungen. Aber ein Mißverständnis liegt hier nicht vor, lediglich unterschiedliche Erfahrungswerte.

Rainer, ist eigentlich euer Haus in Groede behindertentauglich?

Nein, nicht im allergeringsten. Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich lange so verzweifelt war, weil ich selbst das Haus auch nicht mehr besuchen konnte. Aber das läßt sich auch nicht mit bezahlbarem Aufwand ändern, das Haus ist über 100 Jahre alt und verwinkelt. Das käme einem Neubau gleich. Aber mein Zustand hat sich wenigstens so weit verbessert, dass ich das Haus (wenn auch mit Schwierigkeiten, die ich aber akzeptiere) benutzen kann.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 03. August 2014, 19:41:50
So - ich mache hier mal einen Schnitt, bevor ich selbst den Thread totlabere.

Es ist auch an dieser sehr engagierten Diskussion zu erkennen, dass das Thema Potential hat und auch ein durchaus vorhandenes Interesse weckt. Das ist schon einmal grundsätzlich sehr erfreulich.

Ich schließe mich vom Aktionsplan her vollumfänglich Horsts Vorschlag an, einfach die Initiative zu ergreifen und einen neuen Bereich zu eröffnen. "Behinderung im Urlaub" oder wie auch immer wir es nennen wollen.

Wichtig erscheint mir in unserem Kontext, dass wir die Behinderung und auch den Urlaub im einheitlichen Kontext betrachten. Wir können und wollen auch nicht sämtliche Belange für Behinderte besprechen und diskutieren, dafür sollte es andere Plattformen geben. Wir sind ein Reise- bzw. Urlaubsforum und legen den Schwerpunkt entsprechend auch dahin und beschäftigen uns mit den besonderen Bedürfnissen körperlich Behinderter. Das Thema sollte auch da weniger solche Dinge beleuchten wie die hier schon angesprochenen 5 Tage Mehrurlaub für Schwerbehinderte, sondern wir beschäftigen uns mit Gegebenheiten vor Ort - sei es in Deutschland, in den USA, auf dem Meer oder wo auch immer.

Welche genauen Unterteilungen so ein Bereich haben kann, ist natürlich nicht ganz einfach festzulegen, ich vertraue erst einmal in gewohnter Manier auf Horsts Regie. Das ist grundsätzlich sein "Revier", wir werden uns natürlich in Zweifelsfällen verständigen, aber grundsätzlich habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn Horst da (gerne auch kurzfristig) aktiv wird und ein Gerüst vorstellt resp. auch gleich einrichtet. Wir können da eigentlich nicht viel kaputt machen und sicherlich wird es spätestens im zweiten "Release" (falls überhaupt notwendig) sinnvolle Anpassungen geben.

Das fordert natürlich auch die Mehrheit unserer nicht-behinderten Teilnehmer, im Moment stelle ich mir das grundsätzlich so vor, dass der Einzelne mehr oder minder zu frei gewählten Themen und Gebieten Beobachtungen und Erfahrungen mitteilt, wo er/sie der Meinung ist, das wäre für körperlich Behinderte (viel mehr können wir hier nicht leisten) auf Grund dieser oder jener Option besonders geeignet. Vielleicht auch besonders ungeeignet, aber es liegt in der Natur der Sache, dass positive Empfehlungen generell mehr Hilfe leisten, als Kritik (die deswegen nicht unberechtigt ist, aber wir wollen ja Behinderten Perspektiven aufzeigen).

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde die Anforderung im höchsten Maße interessant und spannend und es ist mir fast schon peinlich, wieso ich nicht selbst von Anfang an auf so eine Idee gekommen bin - als schwerbehinderter Administrator liegt es doch eigentlich auf der Hand.

In diesem Sinne bin ich wirklich gespannt, ob wir hier wirklich etwas erreichen und auch Behinderte ansprechen können.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Horst am 03. August 2014, 23:20:15
In diesem Sinne bin ich wirklich gespannt, ob wir hier wirklich etwas erreichen und auch Behinderte ansprechen können.
Ich auch aber der Versuch etwas zu bewegen ist es alle mal wert.
Rainer Du wirst uns in manchen Punkten beibringen müssen worauf zu achten ist.

Also es sollte ein Board für dieses Thema geben und einen Info-Thread der erklärt was wo wie eingetragen werden kann.
Was meint Ihr - sollte man das Board (z.B. über gepinnte Threads) weiter strukturieren (Übernachten, Unterwegs, Sehenswürdigkeiten, Parks, Restaurants .... und relevante Anbieter von Reisedienstleistungen im Bezug auf (Geh-)Behindertentauglickeit zu sammeln) oder nicht?
Wenn Struktur - welche würden benötigt (z.B. Trennung D-USA-Europa-Rest der Welt oder alles in einen Topf)?
Natürlich kann man da leicht nachlegen bei Bedarf aber vom Gefühl her denke ich, daß ein Korsett/Vorgabe eher dazu einlädt zu fragen oder Infos zu sammeln (?).

Um so mehr man darüber nachdenkt - das ist ein Riesenthema.
Eine echte Herausforderung - aber die sind ja im Leben das Salz in der Suppe.  :)
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Michael am 04. August 2014, 06:09:56
Hallo,

ich finde das Thema wichtig und würde mich freuen, wenn wir es bei eumerika bewußt angehen. Eigentlich ist so was überfällig und nicht nur Dir, Rainer, müsste es - Zitat - "fast schon peinlich" sein, eigentlich müsste sich jeder am Kopf kratzen und sich fragen, warum das Thema bisher keine Rolle spielte. So ging und geht es zumindest mir.

Was meint Ihr - sollte man das Board (z.B. über gepinnte Threads) weiter strukturieren (Übernachten, Unterwegs, Sehenswürdigkeiten, Parks, Restaurants .... und relevante Anbieter von Reisedienstleistungen im Bezug auf (Geh-)Behindertentauglickeit zu sammeln) oder nicht?
Wenn Struktur - welche würden benötigt (z.B. Trennung D-USA-Europa-Rest der Welt oder alles in einen Topf)?
Natürlich kann man da leicht nachlegen bei Bedarf aber vom Gefühl her denke ich, daß ein Korsett/Vorgabe eher dazu einlädt zu fragen oder Infos zu sammeln (?).

Sturktur finde ich auch gut und wichtig, aus den Gründen, die auch Horst genannt hat. So eine Struktur entwickelt sich ja auch, lasst uns einfach mal anfangen.

wir beschäftigen uns mit Gegebenheiten vor Ort - sei es in Deutschland, in den USA, auf dem Meer oder wo auch immer.
Ich denke, es braucht nicht viel von jedem einzelnen. Einfach vor Ort mal drauf achten, ob der Ort an dem man gerade ist oder hin mag auch für Behinderte gut erreichbar ist, das ist kein Hexenwerk, man muss es nur im Hinterkopf haben. Ich werde gleich morgen damit anfangen und mir entsprechende Notizen machen.  :thumb:

Grüße aus der Pfalz,
Michael
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 04. August 2014, 09:47:15
Keiner muss sich hier an den Kopf fassen, dass wir das Thema bisher kaum behandelt haben. Wir befassen uns nun damit und das ist das Entscheidende!

Ich stelle es mir schwierig vor, für die ganze Welt hier Tipps und Anmerkungen zu sammeln, das ergibt sicher ein Chaos. Am leichtesten geht das sicher im Abschnitt USA, denn da haben wir eine deutliche Trennung der Themen Übernachtung, Reiseziele etc. Da könnte man jeweils oben einen Handicap-Thread festpinnen. Bei allen anderen Blöcken wird das schwieriger, denn am Ende würde da ja alles durcheinander drin stehen: Übernachtungstipps, erreichbare Reiseziele, Restauranttipps... Anfangs sicher kein Problem, aber sollten wir Erfolg haben und viele Beiträge zum Thema haben, dann stehen nachher Retaurantipps in Rom neben Museen in Madrid in einem Thema....
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Michael am 04. August 2014, 11:03:08
Anfangs sicher kein Problem, aber sollten wir Erfolg haben und viele Beiträge zum Thema haben, dann stehen nachher Retaurantipps in Rom neben Museen in Madrid in einem Thema....
Lass uns doch einfach mal Anfangen. Über Probleme können wir uns unterhalten, wenn sie da sind. ;)
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 04. August 2014, 14:40:00
Anfangs sicher kein Problem, aber sollten wir Erfolg haben und viele Beiträge zum Thema haben, dann stehen nachher Retaurantipps in Rom neben Museen in Madrid in einem Thema....

Dass das grundsätzlich problematisch wird sehe ich auch so. Die Idee ist lobenswert, aber die Umsetzung wird nicht einfach. Ich frage mich auch ehrlich, erreichen wir wirklich jemanden? Es ist schwer zu sagen.

Die Zahl 7,2 Millionen Schwerbehinderte in Deutschland klingt im ersten Moment nach viel. Aber da sind eben alle Ausprägungen, die es überhaupt in der Verbindung mit einem Schwerbehindertenausweis gibt, erfasst. Und in unseren Köpfen beschäftigen wir uns hier sicherlich vorrangig mit denen, die eine schwere Gehbehinderung haben (also Kennzeichen aG). Einem Bilnden kann ich keine Tipps geben und Schwerbehinderte vollkommen ohne Kennzeichen (das sind sämtliche Erkrankungen beispielsweise, deren Behandlung oder Symptome bestimmte Auswirkungen haben, aber diese Personen kommen im Urlaubs Alltag sonst eigentlich zurecht) kann ich auch nicht viel helfen. Diabeteskranke werden sicher so oder so sicherstellen, dass sie eine Dialyse vor Ort machen können usw. etc.pp.

Im Grunde gesehen können wir hier nur versuchen zu erkennen, was "unwegsames Gelände" ist (Gelände im abstrakten Sinn, da sind Gebäude usw. inkludiert). Und da stellt sich mir die Frage, wie groß ist dieser Kreis eigentlich und wieviele bleiben von denen übrig, dass sie unser Angebot  wahrnehmen können? Wenn ich ehrlich bin - ich habe fast noch nie einen schwerer behinderten deutschen Urlaube im Flieger gesehen als mich selbst. Bis auf auf eine einzige Ausnahme, das war ein Rückflug von Las Vegas nach Köln mit Condor, da sass eine junge Frau im Rollstuhl und mußte an den Platz gebracht werden.

Eine Idee, die mir noch dazu kam, anstatt dass der Einzelne in Prosa beschreibt, was er gesehen hat, kann er es doch einfach fotografieren. Das hat den unbedingten Vorteil, dass wir das nicht für Dritte bewerten müssen, jeder kann für sich an Hand der Fotos entscheiden, ob das ein Hindernis darstellt oder nicht. Im Motel/Hotel Bereich wäre es natürlich der Kracher, wenn man beim Checkin o.ä. fragt, ob es behindertengerechte Zimmer gibt und ob man das mal fotografieren darf. Auch wenn man selbst nicht drin wohnt. Aber das ist natürlich schon für manchen eine Hürde und nicht jeder traut sich so etwas.

Es bleibt schwierig, darüber müssen wir uns im Klaren sein und es kann auch völlig "für die Katz sein", das muss man bei so einem Vorhaben in Kauf nehmen. Erzwingen können wir hier gar nichts.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 04. August 2014, 18:16:16
So ähnlich schätze ich das auch ein. Und die Probleme fangen ja oft schon im Kleinen an: Ein Kühlschrank im Hotelzimmer für die Aufbewahrung von Medikamenten. Der ist nämlich nicht immer vorhanden und mit der Minibar funktioniert das ja auch nicht immer, weil man darin nicht einfach "Platz machen" darf.

Kleine Stufen oder Steigungen -  von Gesunden oft nicht wahrgenommen. Passende Mietwagen. Zu hohe Waschbecken. Zu enge Toiletten. Feste Sitzbänke im Diner. Begleithunde erlaubt? Sauerstoffgeräte im Flugzeug. Künstliche Hüftgelenke beim Sicherheitscheck...

Mir fallen da jetzt schon Unmengen von Themen ein ohne jemals intensiven Kontakt zu einem behinderten Menschen gehabt zu haben. Ich bin sicher, ich über-sehe dabei noch viel mehr Dinge, als ich sehe.

Fangen wir einfach mal an und sehen, wie das Echo ist und was nachher eigene Threads oder Boards einnimmt. Oder ob es dann doch wieder in der Senke verschwindet....
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Horst am 04. August 2014, 18:40:53
Ich würde es auch einfach mal probieren.
Wer weiß vielleicht greifen andere Foren die Idee auf.
Wenn keine Nachfrage kommt wird es genauso irgendwann eingetütet wie andere Versuche.
Einen Versuch ist es dennoch wert.

Überlegt ruhig noch ein paar Tage weiter.
Ich habe nächste Woche ein paar Tage frei - dann versuche ich mal was aufzustellen.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Michael am 04. August 2014, 18:44:25
Ich habe nächste Woche ein paar Tage frei - dann versuche ich mal was aufzustellen.

Klingt gut, Horst!  ;)

Ich bin ja ab morgen im pazifischen Nordwesten und dem Yellowstone unterwegs, falls ich was vor Ort ausprobieren oder nachschauen soll (keine Ahnung was, aber es könnte ja sein, dass Euch was einfällt), dann lasst es mich einfach wissen.

Grüße (noch) aus der Pfalz,
Michael
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 09. Januar 2018, 22:52:45
Z.B. dort: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html ?

... ist ja schon ein paar Jahre her. Aber nach dem ich mich wieder mal tierisch aufgeregt habe über behindertenfeindliche Schiffe (konkret die A-ROSA Schiffe), habe ich es einfach mal versucht und habe auf https://www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de eine lange Email hinterlassen. Mit allem Drum und Dran.

Das ist jetzt 5 Tage her und der Erfolg ist geradezu "durchschlagend": keine Antwort, keine Stellungnahme, nichts, rein gar nichts. Nicht einmal eine Empfangsbestätigung, geschweige denn eine Stellungnahme, ob sich überhaupt mal jemand darum kümmert. Ein absoluter Kackladen, der sich sein armseliges Brot von Steuergeldern finanzieren läßt, gemacht wird im Zweifel gar nichts, außer einer Internetseite, die mit der üblichen Schwallerei nicht über das unterdurchschnittliche Mittelmaß des totalen Desinteresses hinauskommt.

Ich bin definitiv noch enttäuschter, als ich es eigentlich sowieso erwartet hatte. Es ist einfach nur widerwärtig, wie solche Scheinstellen gegründet werden, nur um irgendwelchen pomadigen Beamten ein sorgenfreies und arbeitsfreies Auskommen zu ermöglichen. In der Sache gibt es kein Interesse, könnte ja mit Arbeit verbunden sein. Es kotzt mich an!
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Andrea am 09. Januar 2018, 23:20:41
Hm, vielleicht war das die falsche Behörde?

Zitat
Als kompetente Ansprechpartnerin hilft die Fachstelle, Barrierefreiheit in der öffentlichen Verwaltung weiter zu verbessern - und dies in einem breiten Spektrum: angefangen vom baulichen Zugang bis hin zur barrierefreien Information und Kommunikation.
Außerdem berät die Bundesfachstelle im Rahmen ihrer Kapazitäten auch die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft zu Fragen der Barrierefreiheit, um einen wichtigen Impuls für mehr Barrierefreiheit im privaten Sektor zu geben.

Die scheinen mir eher nicht für die Betroffenen direkt zuständig zu sein. Würde TUI oder wem auch immer die A-Rosa-Schiffe gehören anfragen, dann würden sie vielleicht im Rahmen ihrer Kapazitäten... bla bla blaaaa

Nichtsdestotrotz verstehe ich deinen Ärger. Es ist immer wieder erschreckend, wo es nicht barrierefrei ist. Eigentlich überall... :kotz: Echt peinlich für unser Land.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Paula am 10. Januar 2018, 08:40:49
Z.B. dort: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html ?

... ist ja schon ein paar Jahre her. Aber nach dem ich mich wieder mal tierisch aufgeregt habe über behindertenfeindliche Schiffe (konkret die A-ROSA Schiffe), habe ich es einfach mal versucht und habe auf https://www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de eine lange Email hinterlassen. Mit allem Drum und Dran.

Das ist jetzt 5 Tage her und der Erfolg ist geradezu "durchschlagend": keine Antwort, keine Stellungnahme, nichts, rein gar nichts. Nicht einmal eine Empfangsbestätigung, geschweige denn eine Stellungnahme, ob sich überhaupt mal jemand darum kümmert. Ein absoluter Kackladen, der sich sein armseliges Brot von Steuergeldern finanzieren läßt, gemacht wird im Zweifel gar nichts, außer einer Internetseite, die mit der üblichen Schwallerei nicht über das unterdurchschnittliche Mittelmaß des totalen Desinteresses hinauskommt.

Ich bin definitiv noch enttäuschter, als ich es eigentlich sowieso erwartet hatte. Es ist einfach nur widerwärtig, wie solche Scheinstellen gegründet werden, nur um irgendwelchen pomadigen Beamten ein sorgenfreies und arbeitsfreies Auskommen zu ermöglichen. In der Sache gibt es kein Interesse, könnte ja mit Arbeit verbunden sein. Es kotzt mich an!

ich habe mal auf der Webseite nachgeschaut: Träger dieser Organisation ist die deutsche Rentenversicherung. Eigentlich solltest du das nicht auf sich beruhen lassen sondern das eskalieren. Sprich: die Mail an den Träger weiterleiten und nachfragen warum du nicht mindestens eine Antwort bekommst. Die kriegen schließlich Geld für ihre Arbeit das kann ja wohl nicht sein dasss die einfach den Kopf in den Sand stecken.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Christina am 10. Januar 2018, 18:27:40
Mir scheint auch, dass sich die Fachstelle eher an "Anbieter" richtet, wenn diese Fragen haben, wie sie etwas barrierefrei machen können, zumindest deuten darauf die "Fragen und Antworten" und die Hinweise zu "Lob und Kritik" hin. Dennoch könnte man eine Antwort erwarten, die im Idealfall einen Hinweis auf den richtigen Ansprechpartner enthält.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Rainer am 11. Januar 2018, 12:14:53
Mir scheint auch, dass sich die Fachstelle eher an "Anbieter" richtet

Und ich habe das Gefühl, dass die Seite mit Absicht vollkommen substanzlos ist (da stehen ja überhaupt keine messbaren Inhalte, a la "unser Projekt Raststätten an der A1" oder so), das ist nur schales Geblubber. Die Unsicherheit, ist man hier eigentlich "richtig" oder nicht, oder wer ist hier richtig, das erscheint mir gewollt. Das ist alles Larifari.

SELBSTVERSTÄNDLICH hätten sie mir mindestens irgendwie antworten MÜSSEN, denn egal, für wen oder was unmittelbar diese Seite gedacht ist, in der Sache geht es letztendlich um Menschen wie mich, Menschen mit Behinderungen, die auf öffentliche Unterstützung bauen. Und genau da kommt überhaupt nichts, das ist so ein Trupp Stricklieseln oder so, die morgens zum fröhlichen Kaffeetrinken zusammenkommen und nach ein paar Stunden Solitaire am Computer erfüllt 16.00 Uhr nach Hause gehen, das ganze zu einem fürstlichen Salär auf Kosten des Rentenzahlers. Da wurde irgendwo ein Budget beschlossen und jetzt haben ein paar Beamten mehr den Frühruhestand erreicht. So stelle ich mir das vor. Es ist armselig, wie in Deutschland auf Bedürfnisse Behinderter eingegangen wird. Außer Geschwalle geschieht wie immer nichts.
Titel: Re: Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Beitrag von: Horst am 11. Januar 2018, 19:21:08
Vielleicht sind die mit der einen Mail schon tagelang ausgelastet ...

Man könnte ja auch mal bei dem Bürgertelefon der  Behinderten-Beauftragten (https://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Service/Kontakt/kontakt_node.html;jsessionid=0EFC67B18F1A06778EBF655176170343.2_cid345) unter 030 221 911 006 nachfragen, ob in diesem Jahr noch mit einer Antwort dieser obskuren Seite zu rechnen wäre ...