Hi,
ich hab auch noch zwei Sagen aus den Dolomiten
Zum Pragser WildseeDie Könige der Fanes können mit ihrer Kriegspolitik und im Bündnis mit den Adlern das Reich der Fanes immer weiter ausdehnen. Doch dadurch entsteht ein Gegenbündnis von immer mehr Nachbarvölkern. Auf der Seite der Gegner kämpft auch der Zauberer Spina de Mul, das Maultiergerippe.
Dolasilla, die Königstochter, hat eine Anzahl unfehlbarer Pfeile und einen weißen Panzer. Ihr wurde geweissagt, dass sie nicht in die Schlacht ziehen dürfe, sollte sich der Panzer einmal schwarz verfärben, weil sie sonst sterben müsse.
Die Entscheidungsschlacht rückt immer näher. Durch eine List kann Spina de Mul Dolasilla ihre unfehlbaren Pfeile abnehmen, die er dann an Schützen des Gegenbündnisses verteilt. Am Morgen vor der Schlacht sieht Dolasilla, dass sich ihr Panzer schwarz verfärbt hat. Doch die verzweifelten Fanesleute bedrängen sie, in die Schlacht zu ziehen. Zunächst können in der Schlacht die feindlichen Bogenschützen Dolasilla nicht finden, weil sie nach einem weißen Panzer suchen und nicht wissen, dass sich dieser schwarz verfärbt hat. Doch schließlich erkennen sie Dolasilla, schießen die unfehlbaren Pfeile auf sie ab und töten sie. Damit ist die Schlacht für die Fanesleute verloren. Mit knapper Not kann sich die Königin mit einer kleinen Schar mit Hilfe der Murmeltiere in die unterirdischen Gänge der Fanes zurückziehen. Der König aber, der verräterisch Sache mit den Feinden gemacht hat, wird zu Stein und ist seitdem als falscher König am Falzaregopass zu sehen.
Lidsanel wurde geweissagt, dass er in seinem Leben drei Wünsche offen habe. Er müsse dann die unfehlbaren Pfeile für sich wünschen und könne dann das Reich der Fanes neu aufbauen. Doch jedes Mal, wenn eine Vivana Lidsanel einen Wunsch freistellt, vergisst dieser die Pfeile und wünscht sich etwas anderes. Nach dem dritten Mal sind so die Pfeile für immer verloren. Auch das Volk der Fanes ist jetzt verloren beziehungsweise es lebt noch heute bei den Murmeltieren unterirdisch unter der Fanes und wartet auf die verheißene Zeit.
Das inzwischen verschüttete Tor zur Unterwelt soll am Südende des Sees Richtung Seekofel gelegen haben, weshalb dieser auf ladinisch Sass d‘la Porta (Torberg) heißt.
Zum LatemarGegenüber dem Rosengarten erhebt sich das Latemar-Gebirge mit seinem zerklüfteten Grat. Diesen nennen die Fleimser "Die Puppenprozession". Sie soll so entstanden sein:
In einem kleinen Wäldchen nahe dem Karer Pass hüteten Hirtenkinder, als ein alter Mann vorbeikam und sie fragte, ob sie sein Messer gefunden hätten. Die Kinder verneinten, machten sich jedoch mit dem Mann auf die Suche, aber vergebens. Als es zum Abendsegen läutete, zogen die Kinder ins Dorf hinunter. Plötzlich sah Menega, das älteste Kind, das glänzende Messer zwischen den Blumen liegen. Sie eilte zurück, um es dem Besitzer zu bringen. Dieser war hoch erfreut und sprach: „ Als Dank darfst du dir morgen die schönste meiner Puppen aussuchen. Nun geh aber geschwind nach Hause, denn zu dieser Stunde gehen die bösen Geröllhexen um.“
Menega erschrak und lief zurück. Plötzlich stand eine fremde Frau vor ihr, die sie freundlich ansprach. Menega erzählte ihr von der Begegnung. Da lachte die Frau: „ Du Glückskind, du hast den reichen Venediger getroffen. Gib dich nicht zufrieden mit den Puppen in den seidigen Gewändern, sondern verlange nach denen in Brokat und mit edlem Schmuck. Sage folgenden Spruch:
Puppen von Stein mit seidenen Fetzen, bleibt dort und schaut den Latemar an! Dann muss euch der Alte die kostbaren Puppen geben." Alsdann verschwand sie im Wald.
Tags drauf gingen die Kinder zum Latemar um ihre Belohnung zu erhalten. Und siehe da, in den Bergwänden ging ein Tor auf und heraus kam ein endloser Zug von Puppen in bunten Seidenkleidern. Schnell sagte Menega ihren Spruch. Es erhob sich ein Sausen und Pfeifen, aus dem Wald erschallte lautes Hohngelächter und die Puppen verwandelten sich in Stein. Noch heute kann man die farbenprächtigen Seidenkleider der versteinerten Puppen in der Sonne glänzen sehen.