Autor Thema: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?  (Gelesen 66490 mal)

nordlicht

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #60 am: 23. Januar 2017, 00:50:10 »
Und ich war im Gegensatz zu Dir vor Ort.

Natürlich.
8)
Zitat
Aber jetzt mal Butter bei die Fische: die Plakete sind uns doch beiden egal. Das ist "Beiwerk".
Wenn es egal ist warum diskutieren wir dann darüber? Als Demonstrant versuchst Du Dein zentrales Anliegen auf Dein Plakat zu schreiben. Man bekommt also einen Eindruck worum es den Leuten geht, wenn man die Plakate anguckt. Und ich denke wir haben beide eine sehr unterschiedliche Vorstellung davon, was die Motive hinter den Demonstrationen sind.
Zitat
Aber ich kenne Dich gut genug und ich weiß ganz genau, dass Du ganz sicher ebenso genau weißt wie ich, worum es bei diesen Demos geht: Trump abzusetzen und nicht als Präsidenten anzuerkennen.
Das denke ich eben nicht.
Mal wieder konkrete Erfahrungen vor Ort: ich war unter anderem mit zwei lesbischen Pärchen auf der Demo. Die einen haben gerade in einer schnell geplanten Hochzeit geheiratet, da sie sich nicht sicher waren, ob das unter einem Präsidenten Trump noch lange möglich ist. Die anderen machen sich Sorgen weil das Kind der einen von der anderen adoptiert werden soll, damit sie beide das Kind als gleichberechtigte Eltern grossziehen können. Auch da gibt es jetzt Fragezeichen. Zwei der Frauen sind auch in der Politik aktiv und hatten sich von der ersten weiblichen Präsidentin einen Schub in Richtung von voller Gleichberechtigung versprochen und sind jetzt entsprechend frustriert, weil das genaue Gegenteil eingetreten ist. Das sind ihre Hauptsorgen und die haben sie auf ihren Schildern auch so formuliert. Und viele andere Schilder gingen auch in die Richtung. Viele Eltern mit Kindern hatten Schilder dabei, die sich gegen die geplanten Schritte in Richtung von Privatisierung der Schulen wenden. Es gab Schilder in Spanisch gegen die Mauer (wenn ich das mit meinem Schullatein richtig übersetzt habe). Dir hätten vielleicht die "Engineers against Trump" gefallen, die einige Parolen zum Klimawandel und zur Wissenschaftsferne der neuen Regierung hatten. etc usw. Natürlich gab es auch Schilder, die sich über Trump lustig machten (da bietet er ja genug Angriffsfläche) und ich erinnere auch ein "Impeach Trump"-Schild, aber in der grossen Masse waren es konkrete Sachthemen, die die Leute offenbar bewegten, und nicht einfach nur stumpf "No to Trump".
Zitat
Aber aus demokratischer Sicht hat man den zu akzeptieren und der Versuch, da irgendetwas anderes hinein zu interpretieren als der unbedingte Wille, Trump nicht anzuerkennen, greift bei bei mir nicht. Und ich glaube auch nicht, dass Du da an irgendetwas anderes glaubst. Es geht um alles, es geht um Trump.
Was Du glaubst, was ich glaube, ist natürlich Dir überlassen, aber ich bin mir dagegen sicher, dass die überwiegende Mehrheit der Leute gestern das genauso sieht wie ich, nämlich das die USA die nächsten vier Jahre Trump irgendwie überstehen muß. Ich hab mich im Gegenteil gewundert, dass die Sache mit dem Electoral College keine großere Rolle gespielt hat. Nein, Deine Einschätzung, dass Trump ein Arschloch ist, hat sicher viele Anhänger, aber auch die wissen, dass er jetzt leider Präsident ist. Vielleicht stellt er sich ja irgendwie noch selber ein Bein, aber die Alternative dass ihm sein Vize als Präsident nachfolgt ist, ist ja fast noch besorgniserregender.
Da brauchen wir sicher nicht zu diskutieren, dass eine "Revolution" so ziemlich das diametrale Gegenteil einer demokratischen Wahl darstellt. Wie gesagt: mir geht es nicht um Trump, mir geht es um die Demokratie. Wenn es möglich ist, im Nachhinein eine Wahl mit undemokratischen Mitteln (Revolution) außer Kraft zu setzen, dann ist das das Ende der Demokratie. Das ist dann Bürgerkrieg und Lynchjustiz. Wo sind die Grenzen, wer legt fest, wann so eine Revolution gerechtfertigt ist?

Ich finde es ehrlich ziemlich furchtbar, was sich da gerade absplelt. In Anbetracht der schlechten Wahlbeteiligung ist das unfassbar - man wählt nicht, man setzt seinen Willen mit Gewalt durch.
Aus der Tatsache, dass Madonna von einer "Revolution der Liebe" faselt, jetzt zu schliessen, dass es den Leuten um einen gewaltsamen Umsturz geht, ist aber schon ziemlich weit hergeholt.
Ich war gestern von vielen Leuten jeden Alters, Familien mit Kindern, also ganz normalen Leuten umgeben, die komplett friedlich und ohne Zwischenfälle ihre Meinung kundgetan haben. Wer das als Gefahr für die Demokratie sieht, der hat aber ein sehr anderes Verständnis von selbiger als ich.
Bei Dir klingt das ja so als ob der schwarze Block marschiert und mit Mollis in den Strassenkampf gezogen ist.
Ich weiß, dass Du persönliche Erfahrungen wie die meine immer schnell als Einzelfälle abtust, wenn sie Dir nicht in den Kram passen, daher googel doch einfach mal die Polizeiberichte der Demonstrationen. In Portland drehten sich die Polizeieinsätze auf der Demonstration darum ältere Demonstranten, die bei dem kalten Schietwetter Schwächeanfälle erlitten hatten, abzutransportieren, den Verkehr zu regeln und ein Kind hatte seine Eltern im Gewühl komplett verloren. Vielleicht gibt das Dir einen Eindruck von der Art und Zusammensetzung der Demonstration und der Gefahr, dass es in der Folge zu antidemokratischen Revolutionen, Bürgerkrieg und Lynchjustiz kommt.

Rainer

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #61 am: 23. Januar 2017, 12:02:15 »
Wenn es egal ist warum diskutieren wir dann darüber?

Weiß ich nicht - weil Du aus irgendeinem Grund gerade eine 180 Grad Wende vollziehst. Jetzt geht es auf einmal nicht um Trump / gegen Trump, jetzt sind es verängstigte Lesben, die eine abtrakte Angst vor irgendetwas haben. Weiter oben klang das noch so:

Zitat
Heute war Protestmarsch gegen Trump.

"Gegen Trump". Nicht "gegen anti-lesbische Pläne". Nicht gegen irgendeinen Gesetzesentwurf. Sondern ganz konkret gegen die Person Trump.


Zitat
Aber ich denke es ist eine gute Motivation, wenn man sieht wieviele Menschen gegen Trump auf die Straße gehen


Und wieder. Es geht nicht gegen Rassismus, gegen Schwulenfeindlichkeit oder gegen sonstiges Thema. Es geht "gegen Trump". ("No to Trump" finde ich da übrigens dann durchaus ein sehr passendes Plakat, also so fehl am Platz stellt sich mir das gar nicht dar).


Zitat
Und nicht zuletzt ist es ja auch nicht schlecht nochmal aller Welt in Erinnerung zu rufen, dass die Mehrheit der Amerikaner eben nicht hinter Trump steht.

Und aller guten Dinge sind drei: wieder geht es um Trump als Person, hinter dem man nicht steht. Es geht auch hier nicht um irgendwelche Sachthemen, es geht um Trump. Um Trump und nur um Trump.

Wenn das alles also nicht so gemeint war, dann nehme ich das hiermit zur Kenntnis und halte mich fortan geschlossen. Ich warte einfach ab, was die Zukunft bringt. In Deutschland haben wir auch dieses Jahr Wahlen und auch wenn die Auswahl größer ist als in den USA, so habe ich auch das Gefühl, nur die Wahl zwischen Pest und Cholera zu haben.

Andrea

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #62 am: 23. Januar 2017, 12:46:22 »
Es sind Demonstrationen gegen eine Politik, die Trump betreiben will. Nicht platt gegen Trump, sondern gegen das, für das er steht.
Liebe Grüße, Andrea



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Michael

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #63 am: 23. Januar 2017, 12:52:18 »
Es sind Demonstrationen gegen eine Politik, die Trump betreiben will. Nicht platt gegen Trump, sondern gegen das, für das er steht.
Genau so verstehe ich das auch. "Trump" ist dabei nur die Klammer bzw. die Präsidentschaft unter der das stattfindet und dient als Sammelbegriff für die darunter versammelten Unannehmlichkeiten.
...nach der Reise ist vor der Reise...

Horst

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #64 am: 24. Januar 2017, 17:22:49 »
Jetzt muss ich noch mal zum Thema Trump nachfassen - einfach zu schön  8)  ;)



Nicht von den ersten Sekunden Holländisch irritieren lassen.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Christina

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #65 am: 24. Januar 2017, 18:19:33 »
Das Video ist wirklich klasse, ich habe Tränen gelacht!

Zum Thema Trump und Demonstrationen dagegen ist, glaube ich alles gesagt worden, man könnte noch ergänzend an Deutschland 1933 erinnern (ich möchte Trump nicht mit Hitler vergleichen, aber als übertriebenes Extrembeispiel), auch hier wurde jemand demokratisch gewählt und wenn es danach Proteste oder gar eine "Revolution" gegeben hätte, wüsste man heute vermutlich nicht mal, wie dankbar man den Protestlern hätte sein müssen.

Daher bleibe ich dabei, auch in einer Demokratie muss es erlaubt sein, seine Meinung gegen einen gewählten Präsidenten/Regierung bei Demonstrationen kund zu tun.



LG Christina

serendipity

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #66 am: 24. Januar 2017, 18:59:52 »
Danke fürs Video  ;)

Rainer

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #67 am: 24. Januar 2017, 22:26:54 »
man könnte noch ergänzend an Deutschland 1933 erinnern (ich möchte Trump nicht mit Hitler vergleichen, aber als übertriebenes Extrembeispiel), auch hier wurde jemand demokratisch gewählt und wenn es danach Proteste oder gar eine "Revolution" gegeben hätte, wüsste man heute vermutlich nicht mal, wie dankbar man den Protestlern hätte sein müssen.

Da muss man doch gar nicht weit so zurück gehen, wenn im November Angela Merkel (vielleicht) die Wahl gewinnt, schaffen es die braunen Massen (die erwiesenermaßen die Massen sehr erfolgreich motivieren können), dass gar eine "Revolution" dafür sorgt, dass nicht Angela Kanzlerin wird, sondern Frauke Petry. Wie dankbar wir den Protestlern dann sein müssen, kann ich gar nicht in Worte fassen. Es muss also möglich sein, seine "Meinung auch gegen einen gewählten Bundeskanzler" kund zu tun, mit allem drum und dran.

nordlicht

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #68 am: 15. Juni 2017, 20:13:55 »
Wie jedes Jahr findet Anfang Juni in der City of Roses das Rose Festival statt:


Christina

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #69 am: 16. Juni 2017, 18:01:36 »
Wunderschön! Wir waren 2011 Mitte Juni in Portland und haben den Rosengarten und auch den Japanischen Garten nebenan genossen - dein Bild war gerade Anlass für mich, nochmal unsere Bilder von damals anzuschauen. Danke.



LG Christina

Andrea

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #70 am: 16. Juni 2017, 18:34:50 »
Portland ist einer der wenigen Städte in den USA, die mich interessieren. Daran ist ein Reisebericht von dir Schuld, Sönke. Und der Rosengarten war damals ja auch dabei. Einfach nur toll!
Liebe Grüße, Andrea



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nordlicht

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #71 am: 19. Juni 2017, 20:23:26 »
Wunderschön! Wir waren 2011 Mitte Juni in Portland und haben den Rosengarten und auch den Japanischen Garten nebenan genossen - dein Bild war gerade Anlass für mich, nochmal unsere Bilder von damals anzuschauen. Danke.
Ich hätte nichts dagegen, Deine Bilder von damals auch mal anzuschauen.  ;)
Den Japanischen Garten liebe ich ganz besonders.
Portland ist einer der wenigen Städte in den USA, die mich interessieren. Daran ist ein Reisebericht von dir Schuld, Sönke. Und der Rosengarten war damals ja auch dabei. Einfach nur toll!
Egal wo ich gewohnt habe, ich war immer hoffnungsloser Lokalpatriot, daher freut mich das natürlich. :) Allerdings habe ich auch in einem anderen Forum in diesem Jahr zwei Reiseberichte gelesen, wo die Leute von der Stadt überhaupt nicht angetan waren ganz im Gegenteil und das ist ja keine Ausnahme sondern eher die Regel. Allerdings muß ich auch sagen, bei dem Programm, was die hatten, kann ich das auch gut verstehen. Es steht leider ziemlich viel Mist in Reiseführern. Da schreiben die meisten Autoren vermutlich aus amerikanischen Reiseführern ab, die von historischer Old Town reden, den Pioneer Courthouse Square als lebendigen Innenstadtplatz empfehlen und die Leute zu einem schrägen Donut-Laden schicken, der zwar daher immer eine riesige Schlage hat, aber dafür keine besonders guten Donuts. Aus amerikanischer Sicht ist eine Innenstadt mit 100 Jahre alten Gebäuden und einem lebendigen Platz in der Mitte vielleicht ganz sehenswert, aber ganz ehrlich das kann selbst Bielefeld besser. Und dann schreiben die Leute einen Reisebericht und der nächste Besucher macht genau dasselbe was im vorherigen Reisebericht stand. Da kann ich jeden verstehen , der von der Stadt enttäuscht ist. Die interessanten Stellen muß man sich vorher schon ein bisschen ausgucken, aber dann finde ich schon lohnt sich ein Besuch. Hast ja damals im Reisebericht ja schon einen kleinen Eindruck bekommen.
Und was natürlich unschlagbar ist, ist die Lage: Küste, Hochgebirge, Wüste, Regenwald, Wasserfälle , Weingegend, etc. ist alles nur ein, zwei Stunden weg und alles gut als Tagestour machbar. Da würde mir jetzt spontan keine andere Stadt in der USA oder überhaupt einfallen die diese Vielfalt an unterschiedlicher Natur so direkt vor der Haustür hat.

Andrea

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #72 am: 19. Juni 2017, 20:48:29 »
Die meisten lassen ja Portland einfach links oder rechts liegen. Nach zwei Rundreisen in den USA freuen wir uns nun darauf, in Schottland sternförmig die Gegend zu erkunden. Nicht täglich neues Motel, sondern man kommt "nach Hause". Und wie du schon schreibst: Von Portland aus lässt sich einiges erleben und sehen. Michael hatte ja vor ein paar Jahren auch mal eine Cabin irgendwo am Pazifik und hat das sehr genossen. So etwas könnte ich mir auch vorstellen. Aber Portland hat halt den Vorteil der Infrastruktur und ich kenne mindestens einen netten Menschen dort  ;) Vielleicht klappt´s ja doch irgendwann noch mal mit einem gemeinsamen Flens   :drunken:
Liebe Grüße, Andrea



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nordlicht

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #73 am: 19. Juni 2017, 23:34:07 »
Vielleicht klappt´s ja doch irgendwann noch mal mit einem gemeinsamen Flens   :drunken:
:thumb: Bloß das Flens müsstest Du dann mitbringen. Das gab's nur knapp zwei Wochen.

Andrea

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Re: Was passiert denn da gerade in Portland, OR?
« Antwort #74 am: 19. Juni 2017, 23:53:27 »
Vielleicht klappt´s ja doch irgendwann noch mal mit einem gemeinsamen Flens   :drunken:
:thumb: Bloß das Flens müsstest Du dann mitbringen. Das gab's nur knapp zwei Wochen.

Weiß ich doch...
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