Autor Thema: Bildbearbeitung  (Gelesen 18234 mal)

Rainer

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #15 am: 30. März 2016, 16:44:23 »
Jetzt habe ich doch noch ein paar Fragen zu den RAW-Fotografen:

Nur um Mißverständnissen vorzubeugen: ich kann darauf nicht antworten, weil ich auch nur JPG Fotos mache. Ich weiß, dass RAW natürlich mehr Möglichkeiten bietet, aber es ist eben auch mit Nachteilen verbunden und mir reichen die JPG Möglichkeiten aus. Ist auch ein wenig historisch gewachsen, bis vor wenigen Jahren konnten meine Kameras (vorzugsweise Kompaktkameras) gar kein RAW speichern.

serendipity

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #16 am: 30. März 2016, 17:25:00 »
Lieber Rainer,

das habe ich verstanden bzw. wäre es ja auch nicht schlimm, wenn du als RAW-Fotograf nicht antworten würdest, ist ja hier kein automatischer Nachhilfeunterricht für mich.

Mir geht es ja ähnlich wie dir, in den meisten Fällen reichen mir auch die jpg-Möglichkeiten, deshalb auch meine Frage Nr. 3  ;)

Ob natürlich das mehrmalige Umstellen komfortabel ist, ist natürlich auch die Frage. Es gibt wohl auch Leute, die gleichzeitig jpg. und raw. speichern, aber wie sieht es dann mit den Speicherkarten  bzw. auf Dauer mit dem Speicherplatz aus? Brauche ich dann unzählige externe Festplatten, die "Speicherplatz" in meinem Arbeitszimmer verbrauchen?

Flicka

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #17 am: 30. März 2016, 17:43:01 »
Bei mir war es so:

Ich habe früher nur in JPG gespeichert. Die RAW-Dateien waren mir einfach zu groß und die anschließende Bearbeitung zu Hause hat mich auch nicht sonderlich gereizt.

Mein Aha-Erlebnis hatte ich vor ein paar Jahren, nach dem Urlaub in Vietnam und Kambodscha. Viele Fotos von Angkor Wat sahen so aus, dass der diesige Himmel ziemlich weiß war und die dunklen Ruinen ziemlich schattig. Ich habe damals versucht, aus den JPG-Fotos das beste zu machen was ging, aber da waren den Daten einfach ziemlich enge Grenzen gesetzt. Später habe ich dann mal gesehen, was man aus RAW-Fotos noch rausholen kann und habe mich dann im nachhinein geärgert, dass ich mir die Möglichkeiten einfach dadurch abgeschnitten habe, dass ich die Fotos nur im JPG-Format gespeichert hatte.

Heute mache ich es so, dass ich in JPG und RAW speichere. Dann habe ich die JPGs, wenn ich keine Lust zur Bearbeitung habe, und die RAWs, wenn ich doch was bearbeiten will. Allerdings ist der Nachteil tatsächlich der Speicherplatz. Im letzten Urlaub habe ich bei den Tierbeobachtungen teilweise mehrere hundert Fotos gemacht. Insgesamt bin ich mit über 100 GB Daten wieder nach Hause gekommen. Andererseits: Eine externe Festplatte schluckt das heute locker, und 32-GB-Speicherkarten kosten auch nicht mehr die Welt.


Seit einiger Zeit habe ich Adobe Photoshop Elements 13 auf dem PC. Da ist ein RAW-Konverter integriert, den ich auch nutze. Sicher gibt es da bessere / professionellere Programme, aber für den Hausgebrauch hat es mir bisher gereicht. Ich zeige mal drei Beispiele:

Das ist das Bild, wie es unbearbeitet nach dem Öffnen angezeigt wird. Man sieht, dass der Himmel ziemlich weiß ist. Der kleine rote Klecks im Himmel und der rechte Rand des Histogramms (beide gelb umkringelt) zeigen, dass der Himmel teilweise überbelichtet ist. Dort wo das Programm den Himmel rot färbt, ist keine Struktur mehr vorhanden, der Himmel ist dort rein weiß.





Man könnte jetzt das Bild komplett mit dem Belichtungsregler dunkler machen, um Struktur in den Himmel zu bekommen. Dann wird der Himmel zwar dunkler, der Rest des Bildes wird aber genau so dunkler. Im Histogramm ist der rechte Rand, der die hellen Bereiche anzeigt, jetzt zwar nach links gerückt, dafür bekommt das Histogramm im linken Bereich deutlich Zuwachs, weil jetzt viele Bildbereiche sehr dunkel sind. Dort kann man kaum noch Strukturen erkennen:





Man kann aber auch gesondert die Lichter abdunkeln. Dann rückt der rechte Rand des Histogramms nach links und es entstehen Strukturen in den Wolken, die dunklen Bereiche werden aber kaum verdunkelt:




Im "richtigen" Photoshop und in anderen Programm zieht man meines Wissens übrigens nicht an Reglern für Lichter, Tiefen usw. sondern bearbeitet Gradationskurven.

Flicka

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #18 am: 30. März 2016, 18:00:41 »
Ergänzend habe ich versucht, in der JPG-Datei Strukturen im Himmel sichtbar zu machen. Das hat trotz extremer Abdunklung des Fotos nur noch minimal funktioniert und zeigt die Reserven des RAW-Formats:


nordlicht

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #19 am: 30. März 2016, 23:34:08 »
Mir geht es ein wenig wie Rainer. bis vor kurzem hatte ich auch noch keine Möglichkeit RAWs aufzunehmen und habe mit JPGs gearbeitet.


Hierzu kann ich allerdings auch noch was beitragen:
Man kann aber auch gesondert die Lichter abdunkeln. Dann rückt der rechte Rand des Histogramms nach links und es entstehen Strukturen in den Wolken, die dunklen Bereiche werden aber kaum verdunkelt:
Wenn man das allerdings zu kräftig macht, dann bekommen scharfe dunkle Kanten oft eine Art Heiligenschein, der mir meist nicht so gut gefällt. Daher bin ich damit immer ein wenig vorsichtig.
Zitat
Im "richtigen" Photoshop und in anderen Programm zieht man meines Wissens übrigens nicht an Reglern für Lichter, Tiefen usw. sondern bearbeitet Gradationskurven.
Zumindest mein uralter Photoshop CS hat auch die Möglichkeit Tiefen und Lichter jeweils mit einem einfachen Regler zu bearbeiten.

serendipity

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #20 am: 31. März 2016, 09:32:14 »
Danke für die anschauliche Erklärung  :)

Ja, den "Heiligenschein" kenne ich auch und mag ihn nicht  O:-)

Michael

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #21 am: 31. März 2016, 15:37:39 »
So, jetzt bin ich wieder zu Hause und auch schon wieder so weit geerdet, dass ich hier antworten kann. Flicka, Rainer und Nordlicht haben ja eigentlich schon das wichtigste erzählt. Auf eine Frage von Gabi möchte ich hier aber noch eingehen, weil der vielleicht noch nicht so betrachtet wurde:

Wie viel Zeit braucht ihr mindestens für ein Foto - also rein für die Konvertierung und einfache Settings bei Kontrast, Sättigung und Schärfe?
Diese Frage würde ich gerne zum Anlass nehmen, um her eine weitere Betrachtung ins Spiel zu bringen und einen Vorschlag für eine pragmatische Vorgehensweise zu dem Thema zu aufzuzeigen, den man vielleicht als 'RAW zum Reinschnuppern' bezeichnen könnte. Dazu sollten wir uns zuerst mal anschauen, was eigentlich in der Kamera passiert, wenn bereits dort ein JPG erzeugt wird. Stellen wir uns hierzu die Bilderstellung in der Kamera, wie ein Fließband vor. Das Steuern von Blende und Verschluß, das Auslesen des Sensors, das Umwandeln dieser Informationen in Bilddaten und das Speichern dieser Bilddaten als Bild auf der Speicherkarte kann man sich dabei als einzelne, sequentielle Arbeitschritte vorstellen, die an verschiedenen Stationen in der Kamera ausgeführt werden. Das ist eine sehr, sehr vereinfachte Betrachtung, aber für unsere Fälle soll sie genügen.
Die Unterschiede in der Vorgehensweise zwischen RAW und JPG Bildern liegen hier eigentlich nur darin, dass im Falle einer JPG-Speicherung bereits IN der Kamera ein Algorithmus losläuft (eine Automatik, wenn man so will), der aus den RAW-Daten ein JPG errechnet.
Selbstverständlich kann man diese (oder eine vergleichbare) Automatik auch nachträglich außerhalb der Kamera auf dem PC mit den RAW-Daten anstoßen. Man markiert die gewünschten Daten und stößt die JPG-Erstellung dafür an. Je nach Datenmenge und Rechnergeschwindigkeit kommt man nach ein paar Minuten (oder ein paar mehr Minuten) wieder und hat dann erst mal ein Ergebnis, was nicht schlechter ist, als die JPGs aus der Kamera.
Für die Bilder mit denen man zufrieden ist, ist damit die "Arbeit" am RAW auch schon erledigt. Die Bilder, die es einem Wert sind, dass man sie gezielter bearbeitet (egal, ob sie besonders schön geworden sind und gedruckt werden sollen oder man versucht noch was zu retten, weil das Licht nicht optimal war), die kann man dann in Ruhe nochmal gezielt aus dem RAW "von Hand" entwickeln. Es wird sich dabei meist um eine geringe Prozentzahl vom Gesamtbildervolumen handeln.

Bis auf den größeren Speicherbedarf der RAW-Dateien und die kurze Verzögerung für die nachträgliche JPG Umwandlung, verliert man hier nichts und behält sich trotzdem alle Freiheitsgrade einer RAW-Entwicklung vor. 

RAW verbraucht ja grundsätzlich wesentlich mehr Datenvolumen als ein JPG, mit welcher Größe der Speicherkarte arbeitet ihr bzw. wie sichert ihre eure Bilder unterwegs?
Was die Speicherkartengröße angeht, findest Du für Dich die beste Antwort, wenn Du ein paar RAWs mit Deiner Kamera erstellst, daraus die Durchschnittsgröße berechnest und das mit der Anzahl deiner Bilder vom letzten Urlaub mal nimmst. Angaben von anderen sind hier wenig verlässlich, denn neben der Auflösung sind es ja auch die Fotografiergewohnheiten, die den Speicherkartenbedarf bestimmen.
Datensicherung: Meine Datensicherung erfolgt in der Kamera. Die Kameras, mit denen ich meine "wichtigen" Aufnahmen mache, haben alle zwei Kartenslots. Abends im Hotel lösche ich den groben Ausschuss des Tages und kopiere dann mit der Backup-Funktion in der Kamera von einer Karte auf die andere Karte.


Macht ihr alle Bilder in RAW oder nutzt ihr auch noch JPG, passt also sozusagen an Lichtverhältnisse usw. an?
Ausschließlich RAW, wäre mir viel zu Umständlich da jedesmal zu überlegen, ob das jetzt auch mit JPG geht. Mein Workflow ist mittlerweile so eingespielt auf RAW, dass ich das in keinster Weise als unnötigen Zusatzaufwand empfinde. Dazu kommt bei mir:  Bei den großen Naturfoto-Wettbewerben wird in der Endrunde auch zusätzlich das RAW angefordert, als ein Nachweis der Authentizität der Aufnahme.
...nach der Reise ist vor der Reise...

serendipity

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #22 am: 31. März 2016, 18:28:08 »
Ich danke dir ebenfalls, Michael!

In der nächsten Woche habe ich bisschen Zeit und möchte einige Ausflüge in die nähere Umgebung machen, da werde ich mit RAW experimentieren  :)

Da ich in Norwegen nicht immer mit traumhaften Wetter-und Lichtverhältnissen rechne, kommen mir die ersten Erfahrungen vielleicht sehr gelegen.

Flicka

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #23 am: 31. März 2016, 20:44:47 »

Man kann aber auch gesondert die Lichter abdunkeln. Dann rückt der rechte Rand des Histogramms nach links und es entstehen Strukturen in den Wolken, die dunklen Bereiche werden aber kaum verdunkelt:
Wenn man das allerdings zu kräftig macht, dann bekommen scharfe dunkle Kanten oft eine Art Heiligenschein, der mir meist nicht so gut gefällt. Daher bin ich damit immer ein wenig vorsichtig.

Ja, vieles, was rein technisch möglich ist, führt im Ergebnis zu einem Foto, das nicht mehr natürlich wirkt. Ich finde es nicht immer leicht, den Punkt zu finden, ab dem man das Foto mit weiterer Bearbeitung verschlechtern würde statt es zu verbessern.



Dazu kommt bei mir:  Bei den großen Naturfoto-Wettbewerben wird in der Endrunde auch zusätzlich das RAW angefordert, als ein Nachweis der Authentizität der Aufnahme.


An dieser Stelle Herzlichen Glückwunsch zum tollen Abschneiden deines Fotos von den Lower Falls!  :anbeten:
Ich habe vor ein paar Tagen auf deiner Homepage gestöbert und deinen Eintrag gefunden:
http://michaels-pictures.net/natures-best-yellowstone/

Was ist denn eigentlich bei solchen Wettbewerben an Bearbeitung erlaubt?

serendipity

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #24 am: 17. April 2016, 10:55:51 »
Jetzt braucht das Wochenende mindestens zwei Tage mehr und ihr seid schuld  ;)
Erste Gehversuche mit RAW und Lightroom:





Ich glaube richtig interessant kann es bei Landschaftsaufnahmen werden  :)

Flicka

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Re: Bildbearbeitung
« Antwort #25 am: 17. April 2016, 15:44:07 »
Aha, Mission erfüllt, Probandin erfolgreich angefixt.  ;)