06.03.2016 - Fatehpur Sikri, Tempel mit Stufen, Tempel mit Affen und schließlich JaipurWunderbare Nacht. Schön ruhig. Kein Lärm aus den Nachbarzimmern oder sonstwoher. Eigentlich viel zu schade um direkt wieder auszuchecken. Ich habe zusammengepackt und mich mit meiner Tasche hinunterbegeben. Sofort stürzten Leute auf mich zu um mir die Taschen aus der Hand zu reißen. Ich habe den Jungs aber gerade noch klar machen können das ich die Taschen erst mal nur abstellen will, weil ich noch frühstücken wollte.
Im Frühstücksrestaurant war ein größeres Buffet aufgebaut mit allem was man so am Morgen sehen will. Ich habe also einen Tisch angesteuert, die Schlüsselkarte abgelegt und bin direkt zum Buffet um erst mal nen Saft zu holen. Ich habe schon gemerkt das ich mit Blicken verfolgt wurde. Dann habe ich den Toastautomat ins Visier genommen. Entsetzen macht sich breit. Als ich gerade einen Toast darin verarbeiten wollte, kam jemand auf mich zu und bedeutete mir mit freundlichen aber bestimmten Gesten das ich mich doch bitte hinsetzen solle, die Tätigkeiten am Buffet oblägen ausschließlich dem Personal.
Also habe ich mich jetzt wieder gesetzt und das Personal seine Arbeit machen lassen. Natürlich habe ich jetzt jeden für jede Toastscheibe und jeden Kaffee extra laufen lassen. Sie wolltens ja so.
Offenbar bin ich für Indien bzw. für dieses Hotel zu selbstständig. Ich kann es nur bis zu einem gewissen Grad vertragen wenn mir alles hinterhergetragen wird oder wie hier zugetragen wird. Naja.
Später beim Checkout klappte meine Kreditkarte nicht. Die Dame versuchte es zweimal und nix ging. Ich hätte noch ne Amex Karte gehabt, die haben sie aber nicht genommen. Ich war gerade schon bei Mastercard am klingeln, als die Dame es noch ein drittes Mal versuchte und oh Wunder, diesmal ging die Zahlung durch wie als wenn nix gewesen wäre. Nochmal Glück gehabt. Warum das zweimal abgelehnt wurde und dann plötzlich klappte (und den ganzen Resturlaub hindurch auch immer geklappt hat, egal wo) ? Keine Ahnung. Ich muss nicht alles wissen.
Anil war unterdessen schon vorgefahren und nach den jetzt schon üblichen Fragen wie Alles OK ? Wie war das Hotel ? Was das Zimmer gut ? War das Essen gut ? Gings jetzt los in Richtung Jaipur. Anil meinte, für die ca. 250 Kilometer würden wir schon so 5 Stunden brauchen und weil wir auf der Strecke noch ein paar Stopps geplant hatten, wären wir auch erst relativ spät in Jaipur. Kein Problem.
Der erste Stopp des Tages war jetzt nicht so sehr weit von Agra weg, sagen wir mal im ersten Viertel des Weges, und zwar Fatehpur Sikri. Eigentlich sind das zwei Sehenswürdigkeiten für den Preis von einer. Einmal eine weitläufige Palastanlage, und dann eine große Moschee. Vom Parkplatz aus fährt ein Zubringerbus die paar Meter zum Palast hoch. Rund um die Bushaltestelle hat sich ein kleines Touristendorf entwickelt mit etlichen Läden.
Ich bin noch kurz zur Toilette gegangen und hatte dann ab dem Klo einen recht penetranten Menschen an der Backe der mich zu seinem Shop lotsen wollte. Natürlich hat er alle seine drei Worte in Deutsch ausprobiert und war durch nichts abzuwimmeln. Wahrscheinlich wär der noch mit mir in den Bus gestiegen. Ich bin ihn erst losgeworden als ich ihm versprochen habe auf der Rücktour bei ihm vorbeizuschauen. Shop Nummer 54 (oder so ähnlich) hat er mir immer wieder nachgerufen. Natürlich dachte ich, bei den vielen Touristen die mit den Bussen wieder ankommen weiß der ja später garnicht mehr wer ich bin und ich bin ihn endlich los.
Der Bus kostet 20 Rupien und wird bis zur Hutschnur vollgemacht. Dichtgedrängt und mit fremden Leuten auf dem Schoß schaukelt es dann hoch bis zum Haupteingang des Palastes. Es war wohl so, das Fatehpur Sikri mal die Hauptstadt des Mogulreiches war und dieser Palast hier oben, bzw. das weitläufige Gelände mit den vielen Gebäuden, der Königspalast war. So gibt es den Hauptpalast, Audienzhallen, den Privatpalast, die Frauengemächer und und und.
Jedes der Gebäude ist reich verziert und für sich in seinem Stil ziemlich sehenswert. Natürlich boten sich am Eingang viele als Guide an. Denen konnte ich aber entfliehen. Muss aber dabei sagen, dass ich doch ein wenig verloren durch die große Anlage gestapft bin. Zum Glück gab es an den Eingängen zu den Gebäuden meist große Texttafeln, wo noch die Historie erklärt wurde. Den Ausgang, bzw. Seitenausgang und Weg zur Mosche habe ich auch erst im zweiten Anlauf gefunden. Trotzdem kann man sich das auf jeden Fall mal anschauen. War schön.
Die Mosche thront auf einem Hügel mit steilen Treppen. Wenn man die Treppen hochsteigt muss man stellenweise erst mal den ganzen Ziegen ausweichen die es sich auf der Treppe gemütlich gemacht haben. Wahrscheinlich Bergziegen
Den ganzen Weg vom Palast zur Moschee und die Treppen hoch hatte ich wieder einen penetranten Herren an meiner Seite, der die ganze Zeit unaufgefordert Ratschläge gab. Jegliches offensichtlich geäußerte Zeichen des Desinteresses wurde übersehen. Als ich die Treppen hochgestiegen war und in die Moschee reinwollte habe ich ihm schließlich 20 Rupien in die Hand gedrückt mit dem Hinweis, dass ich ab jetzt gerne alleine wäre.
Die Schuhe muss man ausziehen, darf sie aber in der Hand tragen. Das ist auch gut so, weil es auch hier einen Seitenausgang gibt, wo die Bushaltestelle ist für den Bus zurück zum Parkplatz. Man geht also nicht da raus wo man hergekommen ist, sollte seine Schuhe daher besser mitnehmen.
In der Moschee drin steht man erst einmal auf einem riesigen aber fast leeren Platz. Etwas zurückgesetzt steht ein kleines weißes Gebäude. Das schien das Hauptheiligtum zu sein, weil irgendwie da jeder hinstrebte. Später habe ich gelesen, das es ein Mausoleum ist und hier Frauen hinkommen um sich segnen zu lassen in der Hoffnung Schwanger zu werden. Ich bin auch mal in dieses Mausoleum rein (allerdings ohne Hintergedanken bei der Segnung
). Drinnen sind alle im Kreis um den Schrein herummarschiert, haben Tücher auf den Schrein gelegt und beim Rausgehen hat der Priester einem mit einer Art Reisigbesen auf den Kopf geklopft. Das war dann wohl der Segen. Interessant.
Natürlich hatte ich auch hier direkt wieder jemanden am Ar…, der mir ungefragt alles erklären wollte und nachher wollte das ich zu seinem Shop komme. Hui. Das wurde spätestens jetzt aber echt nervig. Und wenn das nicht genug gewesen wäre, taucht jetzt plötzlich auch noch der Typ von eben wieder auf, dem ich draußen 20 Rupies gegeben habe damit er mich in Ruhe lässt.
Jetzt konnte ich wirklich fast nicht mehr freundlich bleiben. Als ich ihn komplett ignoriert habe und konsequent in eine andere Richtung gegangen als er, hat er irgendwann von mir abgelassen.
Ich bin dann raus zum Bus. Der wurde auch wieder vollgestopft bis oben hin (bei den ganzen kleinen und dünnen Leuten hatte ich die ganze Zeit das Gefühl unglaublich viel Platz zu benötigen) und später wurden wir dann alle unten beim Touristendorf wieder ausgespuckt.
Kaum bin ich aus dem Bus ausgestiegen steht mein „Freund“ von heute früh vor mir. Hallo, wir gehen jetzt zu meine Laden, das hast du eben versprochen ! AAAAAARGH !!! Hatte er nichts anderes zu tun als auf mich zu warten ? Als ich dann schnurstracks zum Parkplatz marschiert bin, hat er hinter mir einen ziemlichen Tamtam aufgeführt. Als ich bei Anil im Auto saß habe ich nur gesagt schnellstens weg hier ! Ich glaube wenn jetzt nur noch einer auf mich zugekommen wäre um mir ungefragt was zu erzählen oder um mich in seinen Shop zu lotsen, wäre ich auf der Stelle zum Massenmörder geworden. Mir stand es bis Oberkante Unterlippe.
Im Nachhinein mit ein wenig Abstand muss ich sagen, dass das hier in Fatehpur Sikri wirklich das penetranteste und nervigste des ganzen Urlaubes war. Überall anders haben alle ab einem bestimmten Punkt ein klares Nein akzeptiert und haben einen in Ruhe gelassen. So nervig wie hier sollte es die restlichen 3 Wochen nicht mehr werden.
Wir sind jetzt erst mal noch ne ganze Zeit gefahren, dann ist Anil aber rangefahren um Mittag zu machen. Er hatte sich vorgenommen mir vegetarisches Essen zu zeigen. Es kamen zwei große Pötte mit a) einer eher grünen Pampe wo definitiv Erbsen, Bohnen und Linsen und sowas drin waren. Und noch undefinierbar anderes. Und b) im anderen Pott etwas eher rotes, etwas brockiger. Da waren wohl Paprikas, Chillis und sowas drin für die rote Farbe. Und Käsewürfel. Sehr suspekt. Dann kam Brot dabei. Anil zeigte mir dann was man mit dem Brot macht und wie man es am besten faltet damit man dann mit rechts schön aus dem Topf schaufeln kann.
Also mein Fall wars nicht. Das rote Zeug konnte man noch am ehesten essen, das grüne ging ja garnicht. Ich habe aus Anstand mal noch einen Brotfladen aus Topf Rot zu mir genommen, dann aber alles weitere abgelehnt. Habe erst mal ne Flasche Cola geext um den Geschmack einigermaßen zu töten.
Ergebnis des Experimentes : Das ist nicht meines. Das schmeckt mir nicht. Man könnte auch sagen, das man mich damit jagen könnte. Also das gibt’s nicht wieder. Das habe ich sofort beschlossen. Anil gegenüber habe ich das zwar nicht so deutlich ausgedrückt, ich glaube aber es ist rübergekommen, das ich das nicht unbedingt nochmal brauche. Lieber Chicken in allen erdenklich Ausprägungen
Unser nächster Halt auf der Strecke waren die Abhaneri Steps. Der Tempel ist auf drei Seiten von geometrisch abstrakten Treppen eingefasst, der Tempel selbst ist die vierte Seite und bildet damit ein fast 20 Meter tiefes Becken. Das ist natürlich jetzt die uninformativste Beschreibung die es geben kann, mir fällt aber irgendwie nix anderes ein. Am besten auf den Bildern selbst schauen. Die Treppen gehen in mehreren Kaskaden hinunter zum Wasserbecken. Und irgendwie kann man, wenn man draufschaut, garnicht so wirklich sagen, wo jetzt die eine Treppe anfängt oder die nächste aufhört. Wenn man lange genug draufstarrt und versucht die Geometrie zu erfassen dann flimmern einem die Augen weil das garnicht richtig auflösbar ist.
Also einen Besucht ist es allemal wert, ob man sich hier länger aufhalten kann wage ich aber zu bezweifeln. Neben dem Treppentempel ist an der Straße noch ein anderer Tempel, der wohl recht alt ist. Er sah recht zerfallen aus. Zumindest die vielen Steine die rundherum wie abgefallen rumliegen deuten darauf hin. Hier kann man sich mal umsehen, der Tempel hat auch ein paar kunstvoll behauene Pfeiler.
Der ganze Ort Abhaneri schien irgendwie jetzt nochmal ne Nummer ländlicher und „einfacher“ zu sein, als der Rest wo wir bisher hergefahren sind. An der Straße zum Dorf waren viele Frauen mit Töpfen und Kannen und sonstigen Gefäßen auf dem Kopf unterwegs. Die Herren waren auf abenteuerlich zusammengebauten Fuhrwerken unterwegs. Das sah irgendwie aus, als ob an einen Motor vier Räder drangebaut wurden und obendrauf ein Sitz und ne Lenkstange. Fertig ist die Büchse. Leider leider sind alle Bilder die ich beim Fahren durch die Seitenscheibe gemacht habe nix geworden.
Als wir schon fahren wollten hat mich Anil noch zu etwas „was ich dir unbedingt zeigen muss“ geschleppt. Ein alter Mann hat eine Art Mühlstein als Töpferscheibe betrieben und dort Krüge und Kannen und sowas getöpfert. Ganz nett, aber jetzt auch nicht die Attraktion des Tages. Spätestens als noch ein anderer Taxifahrer mit Kundschaft da reinkam und die auch noch ne Töpfervorführung bekamen und mir Anil ins Ohr sagte das ich dem Alten jetzt doch noch so ca. 50 Rupien geben solle für seine Arbeit, war ich doch ein wenig ungehalten wegen dieses „Touristenstops“. Im Auto habe ich mich dann mit Anil geeinigt das er mir zukünftig vorher sagt was er für tolle Sachen für mich parat hat, so dass ich vorher mein Veto einlegen kann.
Als ich ihm dann noch sagte das ich das schonmal selbst gemacht hätte, in der Schule, im Werkunterricht 5. Klasse, da hat er mich nur komisch angeschaut. Ich glaube er hat mir das nicht geglaubt.
Nun. Jetzt schon eindeutig am Nachmittag ging es jetzt zum letzten Stopp, dem Affentempel ganz in der Nähe von Jaipur. Der Tempel liegt in den Bergen und als wir dann den ersten Anstieg vor uns hatten meinte Anil, er müsse jetzt die Klimaanlage ausmachen, sonst würde das Auto den Berg nicht schaffen. Der Tata war ein wenig schwach auf der Brust. Aber mit offenem Fenster gings dann auch. Kurz vor dem Tempel gings noch durch einen kleinen Ort. Die Hauptstraße war fast komplett von Kühen blockiert, die sich auch durch nichts davon abbringen ließen da stoisch rumzuliegen. Anil ist in Zeitlupentempo um die Kühe rumgekurvt. Immer penibel drauf bedacht, ja keines der Tiere mit irgendeinem Autoteil zu berühren. Wenn mal wieder ein Tier so nahe kam das eine Berührung wahrscheinlich wurde hat er fast angefangen zu jammern und hat sich immer wieder durch Verneigen und Beten zu seinem Affengott dafür bedankt, das die Kuh dann doch im letzten Moment abgedreht hat. Also irgendwie war das fast schon ein denkwürdiges Schauspiel. Ganz ohne Berührung und dezentes Anschubsen gings aber doch nicht. Da wird Anil wohl heute später noch ne extrarunde mit seinem Affengott für verhandeln.
Der Affentempel selbst liegt vom Parkplatz aus ein wenige weiter oben in einer Felsschlucht. Vom Parkplatz aus geht’s noch an anderen Tempeln vorbei. Eigentlich kostet es keinen Eintritt, allerdings muss man wiedermal eine besondere „Kameraerlaubnis“ kaufen. Nebenbei stehen einem dann noch diverse Leutchen auf den Schuhen die noch Donations für den/die Tempel haben wollen.
Einem habe ich sogar eine Spende von 50 Rupien gegeben, er war sehr freundlich und nicht nervig und da habe ich es am ehesten eingesehen. Habe sogar eine Quittung bekommen. Mal schauen was das Finanzamt sagt wenn ich diese Quittung über horrende 50 Rupien abrechnen will
Kurz vor dem eigentlichen Affentempel war noch ein anderer Zausel, der recht penetrant auch irgendwas von mir wollte. Spende oder Affenfutter verkaufen. Keine Ahnung. Als ich ihn ignoriert habe und einfach weitergegangen bin hat er hinter mir noch richtig laut rumlamentiert. Bis dann die nächsten Leute gekommen sind und als neues Opfer bearbeitet wurden.
Irgendwie hatte ich mir unter dem Affentempel mehr vorgestellt. Mehr Affen. Insgeheim hatte ich wohl gedacht, das man sich regelrecht durch die fiesen Affenhorden durchkämpfen muss um zu überleben. Aber nein. Es war ganz gesittet. Die Anlage liegt recht schön in dieser Felsschlucht, der Tempelsee in den Felsen sieht ganz nett aus und die Affen sitzen friedlich in der Ecke und mampfen irgendwelche Blumenkränze oder Körnerzeugs. Oben raus waren auch noch ein paar kleine Schweinchen unterwegs.
Ich habe noch ein wenig die paar Affen beobachtet, wirklich lange aufgehalten habe ich mich aber nicht.
Als ich zurück am Auto war, wars so ca. 17 Uhr und jetzt langte es auch für heute. Zeit für Hotel. In Jaipur waren wir letztlich recht fix. Anil brauchte aber ein wenig um das Hotel zu finden. Hatte so den Eindruck das ich gleich noch eine Stadtrundfahrt bekommen habe. An diversen Stadttoren kamen wir vorbei, an einem riesigen (Bollywood) Kino und an ein paar McDonalds und KFCs. Nach etwas rumkurven und telefonischer Nachfrage beim Hotel war dann der richtige Abzweig gefunden. Ich muss aber auch zur Verteidigung von Anil sagen, das man das Hotel erst erkannt hat, als man unmittelbar vor der Türe stand.
Checkin wieder mit dem üblichen Verwaltungsakten, Dokumentation der Reiseroute, Pass kopieren etc. verbunden. Zimmer war wunderbar. Die gebuchte Suite war ein großer Wohnraum, ein großes Schlafzimmer und noch ein großes Bad dabei. Sehr schön. Hier kann man es gut aushalten.
Später bin ich noch ins Restaurant. Essen gut, Bier kalt. Danke. Gute Nacht.