Autor Thema: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016  (Gelesen 38585 mal)

Andrea

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #15 am: 30. Mai 2016, 11:56:17 »
Ich glaube, ich würde wahnsinnig werden bei all diesen "netten Helfern". Und es ist ja scheinbar auch nicht so, dass man sich alle anderen vom Leibe hält, wenn man erst einmal einen "engagiert" hat. Eher im Gegenteil, die wittern dann alle fette Beute.
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #16 am: 31. Mai 2016, 09:48:29 »
10.03.2016 - Udaipur - Zimmer mit See und Volkstanz

Auschecken beim Hotel Everest war easy. Der vereinbarte Betrag für das Zimmer stimmte und die zwei Posten vom Essen waren auch korrekt. Zahlung ging nur in Bar, Kreditkartengeräte gabs hier nicht. Konnte man aber auch nicht unbedingt erwarten, ich war ja gestern nicht umsonst beim Automaten gewesen. Der Rücktransport zur Straße wo Anil schon wartete erfolgte auch wieder mit dem Moped. Auch wieder ne wilde Fahrt um enge Ecken und Kurven.

Der heutige Weg zu unserem nächsten Ziel Udaipur war auch wieder so um 300 Kilometer. Bedeutete auch wieder ne Fahrt vom mindestens 5 Stunden.

Heute haben wir bis auf unseren High-Noon-Tee keine weiteren Stopps eingelegt und sind quasi durchgefahren. In Udaipur haben wir zuerst so etwas wie einen Botanischen Garten angesteuert. War ganz nett, leider aber total überlaufen. Alle Touristenbusse der Umgebung haben diesen Garten auch als Stopp im Programm. So war der Garten eigentlich komplett in der Hand von Franzosen. Deutschland hat sich aber auch mit mindestens einem Bus an dem Aufmarsch beteiligt.

Da ich solchen Massen nichts abgewinnen kann, war ich dann doch recht schnell mit gucken fertig.
 
 

Am Nachmittag in Udaipur hieß es dann wieder : Das Hotel kann nicht mit dem Auto erreicht werden. Hier bitte umsteigen ins Tuktuk. Das hatte Anil schon gut drauf. Schon quasi beim Einparken am Straßenrand hatte er durchs Fenster schon einen Tuktuk-Fahrer an der Hand und der bekam dann direkt die Order fürs Jagat Niwas Palace. Anil hatte ihn auf 100 Rupien festgelegt und der Fahrer hat auch später nicht nachverhandelt. War ganz angenehm.

Zuerst dachte ich mir noch, das Anil sich ein wenig anstellt, das man da noch locker mit dem Auto durchgekommen wäre. Dann um die nächste Ecke waren wir aber dann doch wieder in kleinen Gassen die nur für Tuktuks gebaut schienen.

Das Hotel selbst war vom Ende der Gasse noch etwas zurückgesetzt durch so etwas wie eine kleine Ladenpassage zu erreichen. Eine Oase der Ruhe. Durch die Passage durch zur Rezeption tauchte man in eine schöne kleine und vor allem ruhige Welt ein.

 

Dieser Jagat Niwas Palace war wohl früher mal wirklich ein (kleiner?) Palast von irgendwem und ist wirklich recht idyllisch mit vielen Ecken, Treppen, Ebenen und bunten Innenhöfen gelegen. Mein Zimmer ging fast auf Wasserebene zum See raus. Das große Zimmer hatte noch eine schöne Sitzecke, die in den See rausgebaut war. Davon hatte ich perfekten Blick auf den Octopussy Palast mitten im See. Das Hotel hatte mir direkt auf den ersten Blick gefallen. Allerdings habe ich mir in den nächsten Tagen öfters mal den Kopf angehauen, weil die irgendwie alle Türdurchgänge für mich deutlich zu niedrig gebaut hatten.

Nachdem ich im Zimmer die See-Sitzecke mal eingeweiht und noch kurz im Lonely Planet gespickt hatte, was ich in Udaipur unbedingt sehen muss, habe ich festgestellt, das ich mit meinem Hotel irgendwie direkt ganz nahe zum City Palast und dem Jagadish Temple gesetzt bin. Das habe ich direkt mal erkundet. Vom Hotel aus geht’s durch kleine Gassen taktisch einmal um die Ecke den Berg hoch und schwupps stand ich schon ziemlich genau  in der Mitte zwischen Tempel und Palast. Der Tempel war 50 Meter die Straße runter und der Palast 50 Meter die Straße hoch.

Ich bin mal zu den Ticketkassen für den Citypalast gegangen und habe mir das schonmal angeschaut. Es gibt eine Unmenge von verschiedenen Optionen hier. Palast mit der Ausstellung oder dieser Ausstellung, Palast mit Bootsfahrt, Palast ohne alles oder doch mit Crystal Gallery …. . Verwirrend. Zumindest hatte ich genug gesehen um die Optionen morgen zu wissen wenns zum Ticketkauf geht.

 

 

Anschließend bin ich runter zum Tempel. Hat man die fette und chaotische Kreuzung davor lebend überquert geht’s hier ne steile Treppe nach oben in den Tempel. Das Licht war jetzt am Nachmittag nicht mehr das beste (hätte nie gedacht das ich das mal sage :) ), aber ein paar Bilder habe ich noch gemacht.

Anil hatte mir noch mit auf den Weg gegeben, das ich unbedingt zum „Bagore Ki Haveli“ gehen müsse. Da würde am Abend eine suuuupertolle Tanzvorführung stattfinden. Das müsse man unbedingt gesehen haben. Zuerst hatte ich vergeblich im Lonely Planet danach gesucht. Es steht nicht unter Bagore Ki Haveli sondern unter dem Punkt "Veranstaltungen" mit dem Namen der Veranstaltung (Dahrohar Dance Show). Aber auch hier schrieb man nicht unbegeistert davon. Da dachte ich mir, kuck dir das mal an.

Als nächstes durfte ich feststellen, das alles was hier so in dem Gassengewirr auf der Karte eingezeichnet ist nur etwa einen Katzensprung voneinander entfernt ist. Zu diesem Haveli  wars vom Hotel aus nicht weit. Im Prinzip anstatt zum City Palace nach rechts abbiegen hier nach links abbiegen. Also echt einfach. OK. Ich hatte GPS und Google Maps Unterstützung. Sonst hätte ich mich garantiert verlaufen.

Am Haveli angekommen war ich natürlich viel zu früh. So habe ich am Wasser noch ein wenig Zeit vertrödelt, den Kindern beim Hopsen ins Wasser zugeschaut, den Verkäufern beim Werben um Kundschaft für Ringe und Armreifen und allgemein anderen Touris beim Rumschauen. Warum kann man eigentlich Teilnehmer von Busgruppen direkt 10 Kilometer gegen den Wind erkennen ? Komisch.

 

 

Als es dann Zeit war, sich zum Tanz zu begeben, hatten sich schon diverse Leute versammelt. Gut, dann war ich nicht alleine und andere Leute wussten auch von dieser Veranstaltung. Alle wurden zu einem Innenhof geleitet. Mitten stand ein großer Baum. Eigentlich recht idyllisch hier. Es gab niedrige Bänkchen und Sitzkissen. Man konnte sich schön im Schneidersitz da niederlassen.

Um mich herum verteilte sich dann noch eine Reisegruppe aus Korea. Die Männer und Frauen waren allesamt taubstumm und verständigten sich alle nur mit Gebärdensprache. Respekt. Ich denke auch in der Gruppe ist Reisen so nicht wirklich einfach. Auch der Koreaner kann keine 5 Minuten rumsitzen ohne eine seiner Videokameras oder Fotoapparate oder Handys zu bedienen, auch meine taubstummen Sitznachbarn nicht. Als die vor mir ausgiebig dem Selfie-Wahn frönten, habe ich mich einfach mal dazwischen geworfen, ein lustiges Gesicht gemacht und mich mit aufs Bild gemogelt. Das war die Attraktion schlechthin. Die Herren haben sie köstlichst amüsiert. In den nächsten Minuten bekam jeder das Bild mit dem lustigen Weißbrot gezeigt. Ich glaube ich bin jetzt in Korea ein Star :)

 

 

Gegen Ende wurde es doch noch recht voll und um Punkt 19 Uhr gings auch los.

Nun ja. In der folgenden Stunde gab es dann ein recht eigenwilliges Programm geboten. Von Tänzerinnen mit Feuerpötten auf dem Kopf über Puppenspieler und Spielszenen wo jemand auf einem anderen Jemand geritten ist und noch sowas wie ein Vogelstimmenimitator der da rumgezwitschert hat.

Also zwischendurch habe ich mich ja echt ein wenig veralbert gefühlt. Das kam mir so vor wie eine Mischung aus Laienspieltruppe und Kinderzirkus. Zumindest wars nicht teuer, so das man sich in dieser Beziehung nicht ärgern musste.

Den meisten und lautesten Beifall hat die allerletzte Nummer bekommen. Eine stämmige Frau hat viele Töpfe auf dem Kopf balanciert.

Naja. Offensichtlich bin ich mit so etwas nicht ganz kompatibel. Vielleicht wars ja wirklich gut, ich konnte damit allerdings nix anfangen.

Zurück im Hotel habe ich das Restaurant noch getestet. Essen war gut, leider wurde ich um halb 10 von der Dachterrasse vertrieben. Eine Etage weiter drunter hat man dann aber auch um 10 schon Schluss gemacht.

 

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Andrea

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #17 am: 31. Mai 2016, 09:57:13 »
Und die Koreaner "erzählen" nachher, dass bei der Show ein lustiger Weißer aufgetreten sei. Das war der beste Teil von allen, noch vor der Pötte-Tante  ;D
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #18 am: 31. Mai 2016, 20:12:55 »
Das Erlebnis mit deinem Elefanten ist wahrscheinlich unvergesslich! Einem exotischen Tier so nah zu kommen, das würde mir auch gefallen - ob es den Elefanten gefällt, werden wir wohl nie erfahren!

Tolles Zimmer hast du in Udaipur und ich mag die Tanzkultur anderer sehr und kann mich dem voll und ganz hingeben und auch mittanzen ;-) - ich kenne das aus Thailand und habe mich bestimmt ganz oft zum Lacher der Nation gemacht, trotzdem würde ich es immer wieder tun. Lachen kann jeder, mittanzen und damit vielleicht auch nur einen ganz kleinen Moment etwas ganz nah erfahren, kann ich nur, wenn ich mitmache.

Ganz ehrlich, wenn du mir ins Bild "hüpfen" würdest -du würdest der neue Facebook-Hüpfer werden! Geht ja gar nicht  ;D

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #19 am: 01. Juni 2016, 10:11:55 »
Hallo.

>>Ganz ehrlich, wenn du mir ins Bild "hüpfen" würdest -du würdest der neue Facebook-Hüpfer werden! Geht ja gar nicht  ;D
Ach was. Ich sprenge jedes Bild.

Zu Musik und Tanzen. Also ich habe festgestellt (auch später auf der Tour) das mein Musikgeschmack und meine Vorstellung einer Musikveranstaltung zu den indischen Varianten gänzlich inkompatibel sind. Natürlich muss nicht immer der Bono und seine Freunde vor 80.000 Zuschauern auftreten damit es mir gefällt. Aber das was ich da so hören und sehen durfte war nicht unbedingt meine Welt.
Gibt es eigentlich irgendwelche internationalen Pop/Rock-Größen, die auf ihren Touren in Indien Station machen ? Also zumindest von meinen favorites U2 und Springsteen wüsste ich nicht, das mal irgendwann Mumbai und Co auf dem Tourneeplan gestanden hätten. Große Stadien hätten sie ja.

Aber jetzt geht's erst mal weiter mit 007 Udaipur - Im Auftrag ihrer Majestät :)

11.03.2016 - Auf James Bond Spuren in Udaipur

Habe ich denn schon den James Bond in Verbindung mit Udaipur erwähnt ? Wie die James Bond Fans unter den Lesern ja sicherlich wie aus der Pistole geschossen sagen können, wurden ja Szenen für den Film Octopussy mit Roger Moore in Udaipur gedreht.

Ein „Überbleibsel“ des Films, den Octopussy Palast mitten im See, den hatte ich ja vor meinem Fenster direkt vor der Nase. Heute das Taj Lake Palace Hotel (Übernachtung > 600 Euro) war damals der Schauplatz und Wohnort für die Frauen vom Zirkus und Zirkuscheffin Octopussy selbst.

Da die Insel ja jetzt Luxushotel ist, darf man als Nicht-Gast nicht hin. Schade. Man kommt also nur mit dem Boot hin, beziehungsweise nah dran vorbei.

Ein weiterer Schauplatz von damals ist das Shiv Niwas Palace Hotel. Ich weiß jetzt garnicht ob es Aufnahmen davon im Film gibt, auf jeden Fall bekommt Bond bei seiner Ankunft gesagt, das für ihn „im Shiv Niwas etwas gebucht ist“. Das Shiv Niwas ist hinter dem Stadtpalast quasi angebaut.

Als dritten Drehort gibt’s noch den Monsoon Palace. Im Film wohnt Kamal Khan dort und veranstaltet von dort auch Safaris mit Tigerjagd. Nur das in Wirklichkeit rund um den Palast überhaupt kein Urwald zum Tiger jagen ist. Das war wohl eine kleine schöpferische Freiheit des Films. Im (nicht vorhandenen) tropischen Dschungel beim Palast sagt der gute Bond dann ja noch seinen "Ab mit dir in den Tank" - Spruch.
Zumindest ist der Monsoon Palace heute nicht mehr bewohnt und ein wenig runtergekommen. Mittlerweile gibt’s zwar erste Anzeichen dass da was gemacht wird, allerdings hat man es zu lange verkommen lassen, so dass es doch ein wenig verwahrlost aussieht.

Ich hatte Anil gestern auf den Monsoon Palast angesprochen. Er meinte natürlich das sich das nicht lohnen würde, da gäbe es nix zu sehen. Außerdem, und das war meist seine Standardformulierung, sei es zu weit weg und dauert viel zu lange hinzufahren. Allerdings meinte er danach, wenn auch nicht sehr begeistert, wenn ich unbedingt hinwolle, dann solle ich ihn anrufen, dann würde er fahren. Ich hatte mittlerweile im Lonely Planet gelesen, dass es wohl einen geschäftstüchtigen Taxifahrer gibt, der per Minibus jeden Abend zum Sonnenuntergang da hoch fährt. Ich hatte mir vorgenommen, bevor ich Anil rufe, das ich den Taximann mal ausprobieren werde.
 
 

 

 

Aber zuerst der Reihe nach. Jetzt am Mittag war zuerst mal der Stadtpalast dran. Den Weg kannte ich ja schon, also war ich schnell an der Ticketkasse. Veränderung zu gestern : Heute klebte da ein Schild „Heute ganzer Tag keine Bootsfahrten“. Hmmm. Dann musste ich da was anderes finden. So habe ich dann auch erst mal ein Ticket für den Palast und die Crystal Gallery gekauft. Auch auf Nachfrage direkt am Schalter bekam ich die Auskunft das Bootsfahrten vom Palast aus heute nicht möglich seien.

Mit Ticket und einem extra (natürlich kostenpflichtigen) Fotopermit ausgestattet, habe ich dann nun jetzt den Stadtpalast durchstreift. Es war sehr viel Betrieb. Ich habe dann gesehen, das ich die ganzen Gruppen in den ersten Räumen schnell überholt habe, so dass ich in einen Slot kam, wo nicht so viele Leute unterwegs waren. Durch den Palast geht eine Art Rundweg, auf dem man dann irgendwann unweigerlich am Ausgang rauspurzelt. Ui. Das ist groß hier. Ui. Das sind aber viele Räume hier zu gucken. Irgendwann hat das Interesse nachgelassen und das letzte Drittel bin ich im Prinzip durchmarschiert. Der Stadtpalast ist sehenswert, keine Frage. Mir wurde es aber dann am Ende zuviel.

 

 

Die Crystal Gallery ist zwar im Stadtpalast Komplex eingegliedert. Den eigentlichen Stadtpalast verlässt man aber. Ich glaube die Crystal Gallery ist in einem Hotel welches auf dem Gelände ist. Man betritt das Hotel bei der Rezeption und steigt nun ein paar Treppen nach oben. In der Folge gibt es nun ganz viel Zeugs und Nippes aus, je eben Kristall, zu sehen. Ziemlich viele Vitrinen mit Tellern und Tassen und Schüsseln. Bemerkenswert wäre einzig das Kristallbett und der Kristallthron. Alles andere würde ich jetzt mal in Kitsch einordnen. Eine Etage wieder runter kann man noch in einen großen Ballsaal und die riesigen Kristall-Kronleuchter ansehen. Ich habe hier noch ein wenig Pause gemacht und mich ganz still in mich hinein über die 500 Rupien Eintritt für die Glasschau hier geärgert.

Ich habe mich dann verkrümelt und mir den Rest des Komplexes noch ein wenig angeschaut. Die Bootsanlegestelle habe ich auch gesehen. War wirklich abgesperrt. Ich bin dann raus in Richtung Tempel. Heute jetzt im strahlenden Sonnenschein konnte man gute Fotos machen. Ich habe heute dann auch die Treppe erklommen und mich oben drin umgeschaut. Hier waren viele Leute unterwegs die laut bei viel Tschingderassabumm Musik machten. Hier hats mir gefallen. Und nebenbei. Hier war niemand der mich ungefragt zugetextet hat oder mir ungewollt Blumen in die Hand gedrückt hat. Ich wurde schlicht in Ruhe gelassen. Ich habe versucht mich möglichst unauffällig in einer Ecke zu verstecken und einfach mal zuzusehen.

 

 

 

Zum Thema Bootsfahrt hatte mir in der Pause zuvor Herr Google einen Hinweis geliefert. Bootstouren gehen auch direkt nahe meinem Hotel vom Lal Ghat los. Na das ist doch praktisch.

 Ich bin also zum Hotel zurück und als ich in den Abzweig zum Bootsanleger einbiege, sehe ich schon ein Boot anlegen. Ohne Wartezeit konnte ich quasi das Boot besteigen. Es war noch eine indische Familie mit dabei, sonst war keiner da. Zum Glück hatte das Boot ein Planendach, sonst wären wir in der nächsten Dreiviertelstunde wohl auf dem Wasser gegrillt worden.

Nun. Wir haben die große Runde gedreht und sind bei allen interessanten Dingen wie dem Taj Lake Palace, der Jagmandir Insel oder auf der anderen Seite beim Oberoi mal vorbeigefahren.

Schön das mal vom Wasser aus gesehen zu haben. Vom Boot aus konnte man auch erst mal richtig sehen, wie riesig der ganze Stadtpalast-Komplex ist.

Ich bin danach erst mal zum Hotel zurück um meine Räkelecke im Zimmer noch gebührend zu nutzen. Um 4 habe ich mich dann wieder aufgemacht und bin wieder zum Bagore Ki von gestern gegangen. Von dort wollte der Taximann zum Monsoon Palace starten. Als ich dort um die Ecke bog war der ganze Platz brechend voll. Dort fanden gerade Filmaufnahmen statt. Man konnte vor lauter Leuten die da rumwuselten kaum treten. Mehrmals fingen viele Leute zu lauter Bollywood Musik an zu tanzen und zu springen nur um kurz danach von irgendwelchen Regierufen unterbrochen zu werden. Jeder wieder auf Anfang und dann zur Musik erneut loshüpfen.

 

 

 

Der Taxifahrer stand auch schon parat, meinte aber zu mir, das er nur mit mindestens zwei Leuten fahren würde. Er hat auch noch bis 5 Uhr viele Leute angesprochen und versucht einen Mitfahrer zu werben. Wollte heute aber keiner mehr mit. Dann habe ich zu ihm gesagt, dass ich für zwei Personen zahle. Ob er jetzt von zwei Leuten Geld kriegt oder das Doppelte von mir ist ja kein Unterschied. Das hat er auch eingesehen und so bin ich dann auch zu einer Privatfahrt im Minibus gekommen. Wenn ich es richtig im Kopf habe wollte er am Ende 600 Rupien haben. Fand ich jetzt nicht allzuviel.

Wie schon oben erwähnt wurde der Monsoon Palace seit einer ganzen Zeit nicht mehr unterhalten und steht leer. Wenn man vom Parkplatz das kurze Stück Straße hochgeht und auch später drinnen sich ein wenig umschaut, dann kann man zumindest erahnen das das Gebäude früher mal recht schön war. Jetzt ist aber der Lack ab, wie man so schön sagt.

Trotzdem war noch recht viel los. Es waren viele Leute hier um auch den Sonnenuntergang zu sehen und den Panorama-Ausblick über Udaipur zu fotografieren. Nebenbei sind auch noch diverse Bilder von Affen abgefallen. Die sprangen hier oben nämlich auch zuhauf rum.

Später hat mich der Taxifahrer dann wieder zur Stadt gefahren. Er hat mich ein wenig vor dem Haveli rausgeworfen, da brauchte ich nur noch einmal abbiegen und stand in der Straße vom Hotel. Praktisch. Der Fahrer hatte mit seinem Minibus übrigens nen echt heißen Reifen drauf. So wie der gefahren ist habe ich mich aber mehrmals extra festgehalten weil ich damit gerechnet hatte, das er jetzt gleich ein Tuktuk oder ne Kuh auf seinem vorne dran montierten Kuhfänger kleben hätte. Puh. Verglichen dagegen war Anil der sicherste Fahrer der Welt.

Im Hotel bin ich noch im Restaurant mit Blick über den See und das beleuchtete Taj Mahal Palace bis um 10 sitzen geblieben bis sie mich rausgekehrt haben.

 

Udaipur. Find ich gut ! So könnte man die zwei Tage hier überschreiben. Udaipur hat mir wirklich gefallen. Es gab genug zum gucken und es war total angenehm das mich fast niemand angesprochen hat oder mich niemand in seinen Laden lotsen wollte oder sich ungefragt als Guide angeboten hat. Ich konnte die anderthalb Tage fast unbehelligt durch die Stadt gehen. Klasse.

Das Jagat Niwas Palace ist ein gutes Hotel. Sehr ruhig und komfortabel. Das Restaurant ist auch zu empfehlen.


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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #20 am: 01. Juni 2016, 20:44:37 »
So, jetzt bin ich endlich hinterher... tolle Fotos und toller Bericht   :thumb:   macht Spaß mit dir durchs Land zu gondeln und das ganz ohne das jemand mich ständig von der Seite anquatscht. Das fand ich in Indien mit am gewöhnungsbedürftigsten - die vielen, vielen Menschen und dazu noch gerne auf Kontakt. Ich erinnere mich da an eine Schulklasse - neben dem obligatorischem Foto mit mir in der Mitte kam es mir vor als wollte mich jedes Kind wenigstens mal berühren. Ob das vielleicht Glück bringt?   O:-)

Achja  am 10.03.  Das 2. Foto  ... ist das ein kleiner Elefant auf dem LKW oder ein großer Büffel??

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #21 am: 02. Juni 2016, 11:37:08 »
fand ich in Indien mit am gewöhnungsbedürftigsten - die vielen, vielen Menschen und dazu noch gerne auf Kontakt.

Achja  am 10.03.  Das 2. Foto  ... ist das ein kleiner Elefant auf dem LKW oder ein großer Büffel??

Jedesmal wenn ich kurz mal 5 Minuten irgendwo gesessen bin, kamen da Leute vorbei die ein Foto von mir / mit mir machen wollten. Manchmal haben sie gefragt und mich mit Umarmung "geselfied". Manchmal hat sich auch einfach einer neben mich gesetzt, schnell Foto gemacht und ist wieder abgehauen.
Irgendwann habe ich mich daran gewöhnt und fand es nur noch lustig.
Das mit dem Kontakt, das habe ich in Delhi in der Bahn auch gemerkt. Einen Abstand zu halten ist den Indern wohl generell fremd.

Zum Foto. Na das muss aber ein genmanipulierter Atombüffel sein. :) Nein nein. Das ist schon ein ausgewachsener Elefanten-Ar....... der da zu sehen ist. Da wird mal schnell ein Elefant per Laster irgendwo hin gefahren.


12.03.2016 - Festung in den Bergen und 1.444 Säulen (mehr oder weniger)

Für den Transport zum Treffpunkt mit Anil brauchte ich auch wieder ein Tuktuk heute morgen. Das haben die Jungs von der Rezeption gemacht. Meinten auch das 100 R in Ordnung seien. Der Fahrer hat mich dann zwar auch gut gefahren, leider meinte er anschließend noch nachverhandeln zu müssen. Ich habe ihn stehen lassen und mich zu Anil ins Auto verdrückt. Irgendwas hat mir der Tuktuk Mann noch hinterher gerufen. Wahrscheinlich hat er mich verflucht oder sowas. :)

Als ich Anil dann erzählte, das ich am Tag zuvor doch noch beim Monsoon Palace gewesen sei, da würde er richtiggehend etwas sauer. Warum ich ihn denn nicht angerufen hätte und warum ich jetzt den anderen Taxifahrer bezahlt hätte. Keine Ahnung warum er sich so angestellt hat. Vielleicht war er in seiner Taxifahrer-Berufsehre geknickt oder vielleicht war es ihm auch unangenehm das es eventuell Mr. Ashok zu Ohren kommen könnte, das der Gast andere Transportmittel engagiert.  Naja. Egal.

Heute stand eine größere Etappe auf dem Plan. Es sollte in die Berge gehen zu einem Fort und danach weiter nach Ranakpur.

Von Udaipur aus bis hoch in die Berge zum Kumbalgarh Fort hats von Morgens um 9 bis zum Nachmittags so ca. 15 Uhr gedauert. Zumindest wurde es, sobald es bergiger wurde, noch interessant. War mal was anderes als die ewig gleichen flachen Ebenen links und rechts der Straße. Natürlich musste berghoch wieder die Klimaanlage ausgemacht werden. Wir erinnern uns. Der etwas schwache Tata.
 
 

 

 

Am Fort angekommen meinte Anil das ich zusehen solle, das ich in einer Stunde wieder da wäre. Weil in Ranakpur wollten wir noch zum Jain Tempel und der macht um 17 Uhr oder sowas zu. Wenn ich jetzt noch stundenlang in der Festung gewesen wäre, hätten wir das nicht mehr geschafft. In der Festung war dann erst mal Treppensteigen angesagt. Vom Eingangstor (mit verdammt dicken Mauern) geht’s zur Festung erst mal in langen und spitzkehrigen Wegen recht anstrengend nach oben. Die eigentliche Festung liegt ein ziemliches Stück höher als wie der Parkplatz und das große Tor.

Im Fort ist mir jetzt garnicht so viel interessantes im Kopf geblieben. Es ging eher um das Setting auf dem Bergrücken allgemein und die tollen fetten Mauern, die sich über den ganzen Rücken ziehen. Da hatte sich irgendein Bauherr vor langer Zeit schon ziemlich verausgabt mit der Festung. Ich fands gut. War ne gute Idee hier herzukommen.

Vom Fort geht’s dann auf vielen Serpentinen runter ins Tal. Und unvermutet schnell ist man dann auch unten und ist beim Jain Tempel. Anil meinte, ich solle lieber die kurze Hose gegen eine lange Hose wechseln. Die wären hier recht penibel wenns um die Einhaltung der Regeln geht. Am Ticketschalter wurden dann auch von ein paar Frauen erst einmal die Röcke kontrolliert und die kurzen Ärmel an den Shirts kritisch beäugt. War der Rock zu kurz musste sich die Dame irgendein langes Tuch umbinden so das die Beine danach züchtig bedeckt waren.


Man durfte nichts aus Leder in den Tempel bringen, Schuhe waren selbstverständlich auszuziehen. Anil meinte zwar noch das Socken auch nicht erlaubt seien, das war aber Blödsinn. Auf Socks gings ganz selbstverständlich in den Tempel rein.

Der große Tempel ist bekannt wegen seiner insgesamt 1.444 Säulen, die alle individuell gestaltet und verziert sind. Und ja. Das sah stellenweise schon spektakulär aus. Ein nettes Detail am Rande. An allen 4 Seiten des Tempels stehen Elefantenstatuen. Die Statuen sind alle 4 gleich. Allerdings sitzt bei jeder Statue etwas / jemand anderes drauf. Von den 4 Elefantenpositionen hat man auch jeweils einen guten Blick durch den Tempel bis zum Heiligtum.

Ich fand es wirklich schön hier drin, der Besuch hat sich echt gelohnt. Zumindest ich wurde von den (selbsternannten?) Priestern in Ruhe gelassen die einem gegen eine kleine Spende nen Punkt auf die Stirn machen. Die haben sich auf die Reisegruppe aus dem Bus, der mit uns auf den Parkplatz gerollt war, gestürzt.

Zwei Sachen geschaut und schon war der Tag rum. Also blieb jetzt nur noch zum Hotel zu fahren. So weit wars jetzt vom Tempel nicht mehr. Allerdings wurde dann auch schnell klar, dass außer dem Hotel, dem Ranakpur Hill Resort, nicht wirklich viel in der Umgebung drumherum los war. Selbst Google Maps zeigte im vergrößerten Kartenausschnitt in der weiteren Umgebung nur viel leere Fläche an.

Dieses Hill Resort war aber ganz ok. Checkin war ganz locker. Zimmer war groß, großes Bett, große Sitzecke, das Bad vorzeigbar. Der Preis war zwar eher am oberen Limit angesiedelt, aber dafür wars auch die einzige nennenswerte Unterkunft weit und breit.

 

 

 


Das WLAN war allerdings kostenpflichtig. Als ich an der Rezeption danach gefragt habe, hat mir der Mensch dort mit ganz bedauernder Miene erklärt, das das WLAN für den Tag leider 200 Rupien kosten würde. Er drückte sich so verlegen aus, als ob ihm das sehr leid täte. Nun sind 200 R ja keine 3 Euro und ich habe diesen Betrag tapfer investiert. Ich hatte den Eindruck das sich der Kollege irgendwie gewundert hat, das ich das ohne Riesenprotest direkt bezahlt habe.

Ich habe mir dann im Restaurant was zu trinken geholt und mich in meine Sitzecke verdrückt, und noch die Internet-Updates des Tages geholt. Ich habe da ungefähr ne Stunde verbracht und in dieser Zeit gab es ungefähr 7-8 Stromausfälle. Teilweise ne Minute, teilweise 5 Minuten. Das war am Ende doch recht nervig.

Ich denke mal das die später im Restaurant auch mit Gas gekocht haben und Kerzen aufgestellt haben, da auch am Abend im Restaurant dauernd mal kurz der Saft weg war. In solch einer hohen Frequenz hatte ich das auch noch nicht erlebt.

Das Essen war OK, aber nichts berauschendes. Irgendwie wars schon bei Anlieferung ein wenig kalt. Zumindest wars nicht teuer. Von daher wars OK. Ich konnte noch zwei Tische weiter zwei Leute beobachten (ich glaube sogar es waren Deutsche. Vater und Tochter (oder junge Geliebte :) ), die waren offenbar penibel darauf bedacht ja nix indisches zu essen. Die haben sich Pommes mit Unmengen Ketchup bestellt. tststs

Service im Restaurant war eigentlich nicht vorhanden. Kam mal jemand vorbei, musste man ihn anhalten. Später zum Zahlen bin ich nach ner halben Stunde aufgestanden und selbst vorne hin wo so etwas wie ne Kasse stand gegangen. Kasse war aber nur Attrappe. Rechnung ging "aufs Zimmer" und sei beim Check-Out zu zahlen. Offensichtlich hätte ich auch aufstehen können und einfach so rausgehen. Wahrscheinlich ist deshalb auch keiner gekommen für die Rechnung.





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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #22 am: 03. Juni 2016, 11:28:10 »
13.03.2016 - Ein Markt für Alles

Das Auschecken beim Hill Resort wäre so einfach gewesen, wenn Strom da gewesen wäre. Als ich bezahlen wollte gabs keinen Strom und somit auch keine Kreditkartentransaktion. Ich bin dann erst mal frühstücken gegangen. Als ich zurück an die Rezeption kam gabs immer noch lange Gesichter. Ich war gerade schon meinen Bargeldbestand im Kopf am durchrechnen als diverse elektronische Geräte plötzlich wieder einen Lebenspieps von sich gaben. Jetzt aber schnell. Wir haben der Internetleitung noch einen Moment gegeben um sich zu beleben und dann haben wir schnell gesehen das die Kreditkarte durchging. Puh. Nochmal Glück gehabt.

Essen und Getränke musste ich allerdings trotzdem Bar bezahlen, nur der Übernachtungspreis wurde mit Karte abgerechnet. Komische Regelung.

Von Ranakpur nach Jodhpur sind es so ca. 150/160 Kilometer. Trotzdem dauerte die Fahrt wieder absurd lange. Also Autoreisen in Indien wären echt nicht meine Sache. Wir sind am frühen Nachmittag angekommen und jetzt stand erst einmal das Erreichen der Unterkunft für die nächsten zwei Nächte auf dem Programm. Während wir durch die Stadt fuhren (Jodhpur an sich ist schon etwas größer, die haben hier sogar sowas wie nen kleinen Flughafen) konnte man merken, das, je näher man dem alten Teil Jodhpurs kam, es immer dichteren Betrieb und immer mehr Tuktuks, Mopeds und Fahrräder gab. Rund um den Uhrenturm war dann alles in der Hand von Zwei- und Dreirädern.
 
 

Anil hatte es auch jetzt wieder geschafft quasi mit dem Einparken schon einen Tuktuk Fahrer einzuhalten und ihn für die Fahrt zum "Hotel" zu chartern. Allerdings wusste scheinbar der Tuktuk-Mann auch nicht so recht wo das "Geetha Mahal" nun sein könnte, man einigte sich aber darauf, das es irgendwo in den Gasen jenseits des Uhrenturms wäre. Also ging die Fahrt los und der Fahrer hat auch prompt an fast jeder Ecke angehalten und nach dem Weg gefragt. Interessanterweise hat er bei seinen Fragen auch sehr viel Schulterzucken geerntet. Ich dachte schon wir wären gleich hilflos in den Gassen verloren. Doch plötzlich, oh wunder, fahren wir auf eine angestrichene Hauswand zu, auf der ganz dick der Schriftzug "Geetha Mahal" zu sehen ist (und ein dicker roter Pfeil nach links). Hier hat mich der Fahrer dann rausgeschmissen, mit dem Hinweis, ich solle jetzt dem Pfeil folgen. Zum Glück habe ich dann aber das rote Haus (ich hatte vorher auf Tripadvisor ein Bild von dem Haus gesehen) auch gesehen.

Ich wurde unten sofort in Empfang genommen. El Scheffe hatte alle nötigen Infos auf seinem Handy vorliegen und ich wurde herzlich willkommen geheißen. Die Unterkunft ist eigentlich ein altes Wohnhaus, wo die Betreiber selbst wohnen. Die oberen 2 Etagen sind zu Gästezimmern ausgebaut und ganz oben auf dem Dach ist ein Restaurant. Das Zimmer war groß, ein großes Doppelbett, eine Klimaanlage und Platz die Tasche hinzustellen. Das Bad war auch OK. Die blauen Kacheln mit Wellenmuster und glücklichen Delphinen drauf waren allerdings schon fast ein bisschen zuviel des Guten.

 

 

Mein Zimmer war auf Ebene drei, direkt unter dem Rooftop-Restaurant. Hier hoch kam man nur durch ein abenteuerliches Treppenhaus, für das man eigentlich eine Bergsteigerausrüstung benötigt hätte. Von Etage 2 zu Etage 3 gabs an der Wand nur ne Kette, an der man sich hochziehen konnte um die ungleichen und unebenen Steinstufen zu meistern. Ich habe mir an den nächsten zwei Tagen mehrmals den Schädel angehauen, weil das Treppenhaus zusätzlich zur Kletterei verdammt niedrig war.

Also ich kann nur sagen, das Haus hatte Charm.

Nachdem ich mich eingerichtet hatte, bin ich sofort wieder los. Ich wollte ausprobieren, ob ich von hier den Weg zum Uhrenturm zurück wieder finden würde. Eigentlich war das garkein so großes Problem. Wenn man einmal die grobe Richtung erwischt hatte, kam man immer so ziemlich richtig raus.

Von meiner Richtung her kam ich immer zuerst an einem recht großen Laden vorbei der so ziemlich alles aus Holz verkaufte. Figürchen, Möbel, Laternen, große Figuren und und und. Der große Elefant vor der Türe war toll. Da hätte man aber bestimmt schon nen Hänger gebraucht um den wegzubringen. Also nix fürs Handgepäck. Gegenüber war ein Läden für Leitern und allgemein Holzstangen aller Art. Da konnte man im Vorbeigehen ne schöne handgefertigte Holzleiter mitnehmen. Hat auch was.

 

 

Durch das Tor an den vielen Tuktuks vorbei steht man dann mitten im Leben, sprich mitten im Basar von Jodhpur. Hier versammelt sich alles an Marktständen, was man nie zu träumen gewagt hat. Zuerst bin ich linkerhand marschiert und habe mich inmitten von vielen Obst- und Gemüseständen wiedergefunden. In den Gassen dahinter gibts viele Stände mit Reis und Gewürzen. Was nicht am Stand verkauft wird, fahren Männer auf mobilen Karren durch die Straßen. Knoblauchzehen, Rosinen (oder Datteln?) oder irgendwelches Brot.

Schlägt man eine andere Richtung ein, gehts in den Haushaltswaren-Bereich. Hier gibts alles vom Topf, der Kaffeemühle, dem Löffel bis zum Sieb oder der kleinen Spülbürste. Alles in Haufen teils kreuz und quer aufgetürmt.

Daneben dann die Klamotten und Schuhe. Schreiend bunte Textilien und große Berge von Plastiklatschen schreien nach Kundschaft.

Zwischendrin auf ein paar Quadratmetern freiem Platz tun Straßenfriseure ihr Handwerk oder es sitzen ein paar Schuster dort die Schuhe flicken. Ein kunterbuntes Treiben.

Das kurioseste war aber der ganze Bereich des Marktes wo offensichtlich nur alter Schrott verkauft wurde. Da gab es "Läden" die boten alte Netzteile und Festplatten an. Daneben standen viele ausgeschlachtete Home Trainer neben Benzinkanistern und Munitionskisten. Alte Hartschalenkoffer langen neben Haufen von Schraubenschlüsseln. Schrottige Fernseher wurden zusammen mit Mixern aus 7. Hand angeboten.

 

 

 

Ich bin hier noch recht lange geblieben und habe mir alles angesehen. Ich konnte mich hier fast nicht mehr satt sehen. Eine Gasse mit Schneidern hab ich noch erkundet. Da hätte man sich in Rekordzeit neue Garderobe machen lassen können. Der Stoff lag draußen in Ballen vor der Türe und drinnen saßen Männer vor Schneidetischen und alten Kurbel-Nähmaschinen mit Fußantrieb. Herrlich herrlich herrlich.

Später habe ich mich dann doch losgerissen und versucht, jetzt einen anderen Weg zurück zu erkunden. Obwohl ich eigentlich ursprünglich in eine andere Richtung gegangen war, bin ich nach diversen Abzweigungen doch wieder auf den Weg von eben zurückgekommen. Also eine Gefahr sich zu verlaufen gabs scheinbar nicht. An neuralgischen Punkten trafen sich wundersamerweise immer alle Wege aus allen Richtungen :)

Gegenüber des Holz- und Leitergeschäfts konnte ich noch Zeuge werden, wie zwei junge Männer versuchten, irgendein Möbelstück (was mich an eine Art Unterstellbock erinnerte) mit ihrem Moped abzutransportieren. Sogar der Leiternfabrikant gegenüber hat sich köstlich darüber amüsiert. Die Zwei haben aber auch wirklich jede erdenkliche Position ausprobiert bis sie es endlich geschafft hatten dieses Holzteil irgendwie auf dem Zweirad zu halten.

Später oben im Rooftop-Restaurant gabs kaltes Kingfisher. Die Speisekarte war jetzt nicht allzu ergiebig. Vegetarisch plus Pizza. Ich habe mich heute für Pizza entschieden. Die hat mich dann aber später eher an Tiefkühl Pizza erinnert. War nich so dolle.

 

Ungewohnt war, das es kein gewohntes Sitzmöbel gab. Man hat im Schneidersitz an niedrigen Tischchen gehockt oder gekniet. War sehr ungewohnt. Am Ende des Abends waren meine Beine eingeschlafen so das ich kaum noch die Treppe runtergekommen bin.

Dafür das ich von der Gasse eigentlich nur durch einen Holz-Fensterladen und ein Fliegengitter getrennt war, war es am Abend und in der Nacht eigentlich verdammt ruhig. Hätte jetzt gedacht das hier mehr Krach gewesen wäre.

Gute Nacht.
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #23 am: 04. Juni 2016, 10:45:10 »
 :beifall:  ich liebe solche Märkte!!  Durch sie hindurchzustreifen und mit allen Sinnen: Augen - Ohren - Nase (okay das ist manchmal nicht immer angenehm  ;D ) zu genießen

Andrea

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #24 am: 04. Juni 2016, 11:28:28 »
Das hat mir heute auch sehr gefallen! Hast du eigentlich auch mal Bilder von deinen Zimmern gemacht?  Die Treppe scheint ja wirklich mal etwas ungewöhnliches zu sein...
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #25 am: 04. Juni 2016, 19:10:46 »
Bilder Zimmer. Ja vereinzelt. Gerade hier von jodhpur habe ich das Zimmer und das Bad fotografiert. Aber oft auch nicht. Habe am Anfang damit angefangen und schon bei der zweiten Station es vergessen und dachte dann, jetzt lohnt es auch nicht mehr :)

Werde morgen mal das super Deluxe Double für 11 Euro mal hier einstellen zwecks Dokumentation :)

Gruß
Bernd
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #26 am: 06. Juni 2016, 10:52:12 »
Bin am WE nicht dazu gekommen die beiden Bilder vom Geetha Mahal hochzuladen.
Daher, entgegen Ankündigung, kommen die Bilder vom Zimmer später.

14.03.2016 - Blaue Stadt mit Fort
 
Frühstück bestand heute aus ein wenig Toast und dazu nem Kaffee. Irgendwie war heute im „Dachrestaurant“ offenbar nur der jüngste Ableger der Geetha-Mahal-Betreiber im Dienst (ich schätze mal 12 oder sowas) der mich zum einen nicht wirklich verstand und zum anderen wohl nur in der Lage war, Kaffee und Toast zu machen. Ansonsten war er hauptsächlich damit beschäftigt die Treppe zu kehren.

Mit Anil hatte ich mich beim Uhrenturm verabredet. Den Weg kannte ich jetzt schon sehr gut. Nach 10 Minuten war ich da, wobei ich wohl am längsten gebraucht habe, mich über die große Kreuzung zu trauen.

Im Bereich des Basars war (noch) nix los. Die Straßen waren auch alle einigermaßen gut aufgeräumt. Ich hätte jetzt echt nicht gedacht, das die Leutchen hier jeden Abend ihren Kram zusammenpacken und die Stände abbauen bei all den Unmengen Klimbim der gestern Abend hier rumlagen. Zumindest jetzt so kurz nach 9 war auch noch keine große Wiederaufbautätigkeit zu erkennen. Der Basar geht scheinbar erst später los.

Für Jodhpur standen heute erst einmal zwei Sightseeing-Sachen auf dem Programm. Zum einen die große Festung und dann noch ein etwas kleinerer Palast.
 
 

Zu dem kleineren Ding sind wir zuerst hin. War eine recht umständliche Schaukelei durch ziemlich abenteuerliche Ecken, bis wir zum Aufstieg auf den Berg kamen. Unser Ziel, Jaswant Thada, ist in Sichtweite der Festung ebenfalls auf einem Hügel und ist garkein Palast sondern ein Denkmal oder Ehrenmal, welches irgendwann mal ein Maharaja für seinen Maharaja-Vater gebaut hat. Das Teil ist komplett aus Marmor gebaut und ist wirklich sehenswert.

Ob man auch reinkann weiß ich garnicht. Ich glaube aber nicht. Beim Ticketkauf muss man das obligatorische Photopermit auch kaufen. Jetzt mal echt eine Frage. Gibt es wirklich Leute die ohne Fotoapparat dahinkommen ? Warum schlägt man nicht einfach den Preis für den Eintritt etwas auf anstatt diese lächerliche Zusatzgebühr nochmal extra zu kassieren. Naja. Egal.

Letztlich bin ich dann doch recht schnell wieder gegangen, weil kurz nach uns ein paar Busse neben uns einparkten und wieder viele Franzosen ausgespuckt haben. Wurde mir dann zu schnell zu voll hier.

Als nächstes gings dann zum großen Fort, dem Mehrangarh Fort. Dieses Fort ist wohl „eine der“ größten Festungen dieser Art in Indien. Wobei mir jetzt der Maßstab bei „eine der“ etwas fehlt. Zumindest kann man sehen das es ziemlich riesig und klotzig ist. Vom Jaswant Thada wo wir gerade herkamen hat man einen schönen Blick auf den fetten Steinblock auf dem Nachbarberg.

 


Mit Anil wurde das übliche vereinbart. Ich parke hier, nimm dir soviel Zeit wie du brauchst, ich warte hier. Danke, bis später.

Nach Kauf des Tickets steht man erst mal „unten“ in einer Art großem Vorhof. Um jetzt in das eigentliche Fort und die Palasträume zu kommen, muss man immer Bergauf und immer über Spitzkehren durch eine Kaskade von 7 Eingangstoren marschieren. Für die Lauffaulen gibt’s aber auch einen Aufzug (kostet natürlich extra).

In der Festung drin gibt’s dann den „normalen“ Rundweg durch die Räume der Maharajas sowie zur Auflockerung ein paar Ausstellungen. Es gibt eine Ausstellung mit alten Sänften, mit alten Elefanten-Hochsitzen und mit Waffen. Es gab noch Gemälde und noch irgendwas aus den Schatzkammern, das habe ich aber nicht genau angeschaut. Sah irgendwie uninteressant aus. Die Sänften waren cool. Wenn man sich mal vorstellt das da wirklich bis teilweise 10 Männer den Maharaja durch die Gegend geschleppt haben. Andere Zeiten, andere Fortbewegungsmittel.

Alles in Allem war ich, glaube ich, so ungefähr 2 Stunden da im Fort unterwegs. Lohnt sich. Später bin ich draußen noch ein wenig rumgewandert. Leider kommt man nicht direkt an die Mauern mit den Zinnen und Türmchen dran. War alles abgesperrt. Den Fußweg runter in die Stadt habe ich aber gefunden.

 

 

Jetzt war später Mittag und Anil hat mich jetzt mehr oder weniger ungefragt zu einem Restaurant gefahren. Offenbar war das sowas wie ein Standardstopp in Jodhpur. Ich habe jetzt auch schon gelesen, das zu diesem Restaurant „On The Rocks“ wohl die meisten Touristen von ihren Fahrern hingefahren werden. Zufälligerweise passte es ganz gut, da ich gestern außer der kleinen Aufbackpizza nichts mehr gegessen hatte. Daher habe ich nicht protestiert.

Ein wenig zu früh waren wir. Ich konnte von meinem Tisch noch zusehen, wie alle Angestellten (übrigens aus einem unerfindlichen Grund alle in irgendwelchen Fantasie-Militäruniformen) vom großen Supervisor noch auf den Tag eingeschworen wurden. Bei jedem Satz vom Scheffe ging ein ruckartiges Kopfnicken durch die Reihen. Ja Meister !

Dieses „On The Rocks“ ist Teil eines etwas größeren Komplexes mit ner Handvoll Läden und noch nem Hotel. Ob das Restaurant zum Hotel gehört oder beides nur zufällig nebeneinander liegt, konnte ich nicht herausfinden.

Das Essen war sehr gut. Nach Vorspeise und irgendein Chicken Tikka als Main war ich denn auch pappsatt. Es hat sehr gut geschmeckt. Allerdings wars auch ein wenig teurer wie jetzt in den letzten Tagen. Aber irgendwie müssen ja die Uniformen bezahlt werden. Allerdings war der Service doch indientypisch langsam. Vom Verlangen der Rechnung bis wo mal jemand mit nem Block in der Hand erschienen ist, hats dann schon so ne halbe Stunde gedauert. Auch mein leeres Glas wurde von allen vorbeischlurfenden Uniformträgern geflissentlich ignoriert.

Dieses Restaurant liegt übrigens ganz nahe neben dem Superluxushotel „Umain Bhawan Palace“ bei dem ich über Booking locker ne Suite für mehrere tausend Euro (pro Nacht natürlich) hätte kriegen können. Laut Lonely Planet legt man keinen Wert auf einen Besuch von Nicht-Gästen nur zum gucken, weshalb ich Anil garnicht drauf angesprochen habe.

Kleine Abschweifung am Rande. Als ich nach Hotels in Jodhpur gesucht habe, wurde mir der Umain Bhawan Palace auch von Booking angeboten. Preise für "Zimmer" 1.000 Euro aufwärts und kleine Suite 3.000 Euro aufwärts. Und bei diesen Schnäppchenpreisen wurde natürlich dauernd penetrant eingeblendet "Schnell buchen, dieses Hotel wird demnächst ausgebucht sein. Letztes Zimmer auf unserer Seite. Schnell, die letzte Buchung erfolgt vor 5 Minuten aus ...".

 

 

Nun ging es wieder auf verschlungenen Wegen zurück zum Uhrenturm. Oben von der Festung aus hatte ich in einem Teil der Stadt gesehen, das es da tatsächlich recht blau zuging. Will damit sagen, so wie Jaipur die Pink City ist, so ist Jodhpur die blaue Stadt. Es gibt aber nur noch kleine Bereiche wo man dies gut erkennen kann. Anil hat mir noch kurz den Weg beschrieben zu einem Bereich mit vielen blauen Häusern und dann habe ich mal das Essen von eben abtrainiert.

Sehr weit bin ich allerdings nicht unbedingt gekommen. Die normale Geschwindigkeit durch den Megabetrieb mit Menschen, Mopeds und Tuktuks ist erschreckend langsam. Als es mir auf der Main Road zu bunt wurde bin ich rechts in Richtung Festungsberg abgebogen und da einfach mal kreuz und quer durch die hier nun weniger vollen Gassen marschiert. Ich habe auch tatsächlich ein kleines Viertel gefunden mit viel Blau. Gleichzeitig bin ich dabei auf den Fußweg hoch zum Fort geraten.

Irgendwann habe ich mich mal umgeschaut und dabei festgestellt, dass ich schon recht nahe unterhalb der Festung befand. Da bin ich rumgedreht und habe die erste Möglichkeit gesucht, wieder bergab abzubiegen.

An einer Stelle zeigten dann zwei Straßenköter Interesse an mir. Bisher hatte ich die allgegenwärtigen Hunde eher als schläfrig und passiv in der Sonne liegend erlebt. Hier die beiden Höllenhunde machten sich einen Spaß daraus die Zähne zu fletschen, zu knurren und mich anzulaufen. Hui. Da ist mir aber mal kurz des Herz in die Hose gefallen. Sie haben dann aber kurz vor mir rumgedreht und mich verschont. Puh !

Drei Ecken weiter bin ich dann falsch abgebogen. Der Weg durch die Häuser war nur noch schulterbreit und plötzlich stand ich auf ner Müllkippe und wurde von drei Kühen angeglotzt. War ein wirklich herrliches Bild welches ich leider nicht in echt fotografiert habe.

 

 

Mittlerweile war ich auch genug gelaufen und ich habe mich erst einmal zum Hotel zurück begeben. Als ich in die düstere untere Etage reinkam war der erste Satz den ich zu hören bekam: Es gibt keinen Strom. Toll. Da wollte ich mich im Zimmer gerade ein wenig runterkühlen, dann gibt’s keinen Saft. Ich hab noch ein paar Worte mit dem Typen an der Rezeption gewechselt. Offenbar war er hier der Chef. Bin dann aber wieder raus und habe mir um die Ecke erst mal was zu trinken gekauft. Das war jetzt auch nicht mehr sonderlich kalt, deren Kühlschrank hatte ja auch keinen Strom.

Ich bin jetzt mal in eine ganz andere Richtung gegangen und habe den Basar links (in diesem Fall im Wirklichkeit rechts) liegen lassen. Trotzdem stand ich nach kurzer Zeit wieder nahe vom Uhrenturm auf der Kreuzung. Von hier bin ich dann wieder quer durchs Viertel. Das Pal Haveli Hotel habe ich gesehen. Scheint das erste Haus am Platze zu sein. Ich glaube das hatte ich ursprünglich bei Booking auch in der ersten Wahl. Gegenüber ist ein großes Wasserbasin. Ich hoffe mal das das nicht der Wasserversorgung der Stadt dient. Sah recht verdreckt aus.

Irgendwo in einer der Straßen saßen etliche Schuster auf dem Bürgersteig. Hier wurde emsig gearbeitet. Die Kunden saßen auf kleinen Schemelchen daneben und konnten die Arbeite live verfolgen. Schatz ich geh mal eben zum Schuster und lass meine Sandale flicken. Ja is gut, bis gleich.

Ein paar Ecken weiter war Riesenlärm. Indische Love Parade ? Bum bum bum hyper hyper ? Nein. Ein Laden der Lautsprecherboxen (mannshohe amtliche Teile !) herstellte machte gerade scheinbar eine Produktdemo und hat damit den ganzen Stadtteil beschallt. Könnte mir vorstellen das es sogar ein paar Verrückte gibt die sich sowas in ihr Tuktuk einbauen :)

Irgendwann hatte ich aber echt keine Lust mehr rumzurennen und bin daher zum Hotel zurück. Strom war wieder da und ich konnte nun endlich wieder normale Körpertemperatur herstellen. Als ich ausreichend abgekühlt war bin ich wieder rauf aufs Dach.

Als Verpflegung habe ich mich heute an das Knoblauchbrot gehalten. Das war ganz gut. Und das Kingfisher war auch gut kalt. So bin ich unterhalb der schön beleuchteten Festung noch länger sitzen geblieben.

Gute Nacht.
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Andrea

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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #27 am: 06. Juni 2016, 11:04:58 »

Irgendwo in einer der Straßen saßen etliche Schuster auf dem Bürgersteig. Hier wurde emsig gearbeitet. Die Kunden saßen auf kleinen Schemelchen daneben und konnten die Arbeite live verfolgen. Schatz ich geh mal eben zum Schuster und lass meine Sandale flicken. Ja is gut, bis gleich.


 :lach: Ich könnte mich immer beömmeln, wenn ich mir so deine fiktiven Szenen vorstelle.... Klasse!
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #28 am: 07. Juni 2016, 10:27:55 »
15.03.2016 - Ankommen am Ende der Welt (fast)
 
Als ich am Morgen zum Auschecken kam wurde ich schon erwartet. Der Mensch hinter seiner Mini-Rezeption begrüßte mich wieder mit breitem Lächeln und bester Laune. In den letzten beiden Tagen habe ich ihn nur lachend und „gut drauf“ erlebt. Machte direkt immer Spaß unten am Rezeptions-Tischchen vorbei zu kommen. Nachdem ich den lächerlich kleinen Betrag (22 Euro) für die zwei Nächte bezahlt hatte sind wir noch ins Gespräch gekommen. Bei ihm auf dem Tisch lag ein Prospekt von sowas wie dem indischen Saturn, wo auch Iphones beworben wurden. Auf den ersten Blick konnte ich sehen, das der Rupien-Betrag für so ein IPhone in dem Prospekt doch verdammt groß war. Er meinte dann auch, das Iphones in Indien fast unbezahlbar wären (obwohl ich in der ganzen Zeit unendlich viele Leute mit Apple Sachen gesehen habe. So unbezahlbar wars dann doch wohl nicht). Wir haben uns noch ein wenig unterhalten und anschließend hat er mich dann noch höchstselbst mit seinem Moped zum Uhrenturm gefahren.

Anil war auch schon da und so gings flux weiter nach Jaisalmer. Entfernung auch wieder so rund 300 Kilometer. Also Ankunft am frühen Nachmittag. Ich kann mich noch erinnern das auf dem Weg die Straßen, je weiter man Richtung Jaisalmer kam, unglaublich schlecht wurden. Erst im großen Einzugsbereich von Jaisalmer wurde es wieder besser.

Rund um Jaisalmer ist man erst einmal an vielen Kasernen vorbeigefahren. Hier, schon recht nahe der Grenze zu Pakistan, hatten die Inder reichlich viel Militär aufgefahren.

Das Hotel war einigermaßen zentral, lag aber in einer Gegend, die nicht wirklich vertrauenserweckend aussah.
 
 

Von einem auf den anderen Meter gabs auch keinen Teer mehr, sondern Sandpiste. Alles ringsherum sah verkommen aus und kaputt. Das Klientel welches auf der Straße unterwegs war auch irgendwie. Zwischendurch kam jemand mit ner Ziegen- oder Kuh Herde durch und auf der Ecke vom Hotel wurden Kuhfladen in der Sonne getrocknet. Huiuiui. Freiwillig wäre ich hier nicht hingegangen. Und hier sollte ich übernachten ? Als wir das Hotel dann gefunden hatten bin ich mal reingegangen um die Lage zu sondieren. Und was soll ich sagen ? In dem Moment wo ich eintrat wurde ich freundlichst empfangen und das Zimmer, welches ich dann gezeigt bekam, war riesengroß mit riesigem Bett, toller Klimaanlage und großem Bad mit freistehender Dusche. Toll. Wirklich. Jetzt konnte ich auch die ausnahmslos guten Bewertungen des „Jasmin Home“ bei Booking verstehen. Die Umgebung bekommt von mir auch 0 Punkte. Das Hotel dafür aber mind. 99  :)

Anil wollte mich später um 5 wieder abholen. Also hatte ich noch Zeit, mich ein wenig langzulegen und später an der Rezeption nach einer Camel Safari zu fragen. Ehrlich gesagt hatte ich im Vorfeld total versäumt, mich selbst um so ne Kamelsafari zu kümmern. Ich hatte zwar gelesen, das es hier Anbieter wie Sand am Meer gibt, aber ich hatte nix vorher klargemacht.

Ich habe dann im Hotel an der Rezeption gefragt und schon hat sich der Mensch dort mit mir hingesetzt und mir fast ne Stunde lang alles über Kamelsafaris erzählt. Natürlich würde er auch Safaris anbieten ….. aber leider nicht für eine Person. Er hätte für morgen bisher keine weitere Anfrage und für eine Person ginge es nicht. Grrr.

Ich habe dann im Lonely Planet noch ein wenig gelesen. Da waren Anbieter genannt. Ich habe mir noch offen gehalten da mal nachzuhaken. Zuerst war meine Idee aber mal Anil zu fragen.

 

Als er mich zur vereinbarten Zeit abholte, meinte ich zu ihm, ob wir nicht noch in die Stadt fahren sollten um ne Kameltour zu buchen. Da bekam ich prompt als Antwort, das er für mich selbstverständlich so ne Tour klarmachen könne. Kein Problem. Sollte mich auch nur 1.500 Rupien kosten. 1.200 für die Tour und 300 dann für den zusätzlichen Sprit. Er würde mit mir ja ca. 50 Kilometer in die Wüste fahren und das hin und zurück wäre ja nicht in der normalen Tour mit drin. Hm. Ok.

Ich solle ihm nur jetzt schonmal 500 Rupien geben, dann würde er alles klarmachen. Doppel-Hmmmm.  Die 1.500 sind so irgendwas um 20 Euro. Da ich jetzt keine Lust hatte, wegen dem einen oder anderen Euro noch eine große Welle zu machen (im Lonely Planet stand auch drin, das die Touren 1.000 Rupien aufwärts kosten) habe ich Anil zugesagt. Mal kucken was da morgen dann wird.

Zum Abschluss gab er mir noch mit auf den Weg, das ich im Hotel, wenn ich gefragt würde, bloß nicht sagen solle, das er mir ne Tour besorgt hätte. Das müssten die im Hotel nicht wissen. Ach so. Ok.

Nachdem die Verhandlungen dann abgeschlossen waren, sind wir aus der Stadt raus, zu einem Ort Namens „Bada Bagh“. Das ist so etwas wie eine Ansammlung von kleinen Tempeln und Denkmälern, die irgendwie alle zusammengebaut, fast ineinander verbaut sind.

 

War ganz nett hier. Konnte man auch schön mal in Ruhe sitzen und sich den Wind um die Ohren pfeifen lassen. Teils waren die Kuppeln halb zusammengefallen und kaputt. Schien echt alt zu sein. Keine Ahnung ob es irgendwie gewartet wurde oder ob das sich selbst überlassen wird.

Am frühen Abend waren wir dann wieder zurück am Hotel. Ich habe direkt mal das Restaurant getestet. War zwar nur vegetarisch, aber ich habe echt verdammt gute Kartoffeln mit Cumin und sonstigen Gewürzen gegessen. Hat sehr gut geschmeckt. Kingfisher gabs übrigens auch.

Als ich noch schnell ein Foto vom Fort in der untergehenden Sonne machen wollte streikte der Apparat. Eben bei den Denkmälern ganz normal ausgemacht, jetzt geht er nicht mehr an. Arrgh. Hier am Ende der Welt geht der Fotoapparat kaputt ? Na super.

Später im Zimmer habe noch alles mögliche Probiert, ich habe aber immer nur ne Meldung "Bitte ausschalten und dann wieder einschalten" gesehen und irgendeine Fehlernummer vorbeihuschen sehen. Da habe ich den Apparat recht unsanft auf den Tisch gepfeffert und mal ein wenig gegoogled. Und tatsächlich. Es gab wirklich nen Sony Dealer in Jaisalmer. Hätte ich jetzt echt nicht gedacht. Plan A war jetzt erst mal mit dem IPhone zu knipsen. Plan B wäre jetzt der Weg zum Sony Händler gewesen.

Guts Nächtle.
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Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
« Antwort #29 am: 08. Juni 2016, 13:13:08 »
Hier habe ich noch einen schönen Tag in Jaisalmer. Ab morgen ist erst mal ein wenig Pause, da ich jetzt erst mal noch ein wenig Royals-Gucken Urlaub in London mache. Außerdem war ich die letzten Tage faul und habe nix mehr geschrieben. Mir gehen langsam die Tage aus, ich muss dringend nach hinten raus noch weiter schreiben. Wenn das nur nicht so viel Arbeit wäre :)



16.03.2016 - Festung und Kamelsafari
 
Beim Frühstück habe ich interessiert dem Treiben in der Schule direkt gegenüber zugeschaut. Von oben hatte ich besten Einblick auf den Schulhof. Also zumindest beim Rumtoben auf dem Schulhof unterscheiden sich indische Kinder nicht von denen hier bei uns. Jungs und Mädchen rennen die ganze Zeit rum und machen Lärm. Jungs ärgern Mädchen und Mädchen ärgern Jungs. Dann wurde geklingelt, bzw. ein Lehrer schlug mit nem Eisenteil gegen ein anderes Eisenteil. Boing boing boing schepper. Das war zumindest für die Schüler das Signal zum Aufstellen. Jetzt wurde sich begrüßt. Good Mooorning Miss Schalalalala-irgendwas. Danach wurde gesungen. Könnte die Nationalhymne gewesen sein. Die Kinder standen zumindest richtig stramm. Dann wurde gebetet. Und dann gabs irgendwelche Ehrungen. Es wurden einzelne Kinder aufgerufen die dann nach vorne gekommen sind und ein Lob, einen Händedruck und noch ein Präsent bekommen haben.

Dann war die erste Schulstunde auch rum und ich musste mich jetzt auch mit Anil treffen.

Wir sind dann zum Jaisalmer Fort gefahren. Der große Komplex auf dem Hügel ist jetzt kein Fort im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Art Stadtteil der bewohnt ist mit vielen kleinen Geschäften, Lädchen, Wohnhäusern, Tempeln und ein paar Restaurants. Das alles aber eingefasst in fette Festungsmauern.
 
 

 

 

Anil hat auf halber Höhe geparkt und ich habe das Fort durch das Haupttor geentert. Es ist jetzt auf gewundenen Wegen noch ein Stück bis innerhalb der Mauern. Die Pflastersteine waren durch die vielen Füße und Tuktuks ziemlich abgewetzt. Ich habe mir noch gedacht, wenn das hier mal regnet, dann legt man sich hier ganz bestimmt ganz dolle auf die Nase. Und da biege ich um die nächste Kurve und da sitzt eine Arbeitskolonne Männer auf dem Boden die mit Hammer und Meißel wieder neues Profil in die glattgewetzten Steine klopfen. In echter Handarbeit wurden hier viele kleine Riefen in die Steine gehauen. Die Stein-Klopf-Brigade.

In der folgenden Zeit bin ich dann kreuz und quer durch die Gegend marschiert. Die ganzen Ladenbesitzer haben natürlich immer versucht einen in die Läden zu kriegen. Ein freundliches Neindanke auf ihre Ansprache haben aber alle akzeptiert. Es waren keine penetranten Nachläufer hier. Das war recht angenehm.

An ein paar Stellen gibt’s Viewpoints, von denen man von der Mauer einen guten Überblick über die Umgebung hat. Allerdings ist der Blick über Jaisalmer nicht allzu spektakulär. Allerdings wars doch in der Ausdehnung größer als ich gedacht hätte.

Aus dem Fort raus kann man direkt in die Altstadt abbiegen. Am Fuß des Fort entlang und dann mitten rein ins Gewühl konnte man sich durch die Gassen treiben lassen. Unendlich viele kleine Lädchen, Gemüsestände am Weg, Kühe die im Weg standen und Mopeds die sich durch die Fußgängermeute geschoben haben.

Es gab auch noch das eine oder andere prunkvolle Haus, welches unvermutet plötzlich vor einem stand. Wo ich letztendlich gelandet bin kann ich jetzt in Nachhinein garnicht mehr nachvollziehen. Auch mit google Maps kann ich nur noch grob nachvollziehen wo ich überall war. Ich weiß nur noch, das ich später irgendwann rumgedreht bin, als ich vor einem Stadttor stand und das was ich dahinter sehen konnte sehr uninteressant aussah. Da in der Gegend (ich weiß noch das da ein Microsoft-Laden auf der Ecke war!) stand auch noch ein feudaler Palast, der wohl ein Hotel war. Ich bin da mal hin und habe mir ein paar Gebäude und Höfe angeschaut. Irgendwo standen noch ein paar Pferde herum, die direkt auf mich zukamen und ganz dreist Streicheleinheiten forderten. Natürlich habe ich mich um die Tiere gekümmert, was dann aber wiederum irgendeinen uniformierten Herren auf den Plan gerufen hat, der meinte mich wegscheuchen zu müssen. Schade. Die Pferdchen waren auch ganz traurig als ich schon wieder gehen musste. Scheinbar war ich irgendwo über eine Schranke zuviel geklettert und war bei Polizei oder Militär im Pferdestall gelandet :)

 

 

 

Zurück habe ich zur Sicherheit den gleichen Weg gewählt wie hin.
Alleine das war schon schwer zu finden, weil die Gassen aus der anderen Richtung alle irgendwie komplett anders aussahen. An der Festung habe ich dann auch Anils Auto gefunden, nur Anil war nicht da. Der hatte sich wohl für die Wartezeit aus der Sonne raus in eines der Restaurants rundherum verzogen. Ich habe ein wenig am Auto gewartet. Als es mir dann aber in der Sonne auch zu warm wurde, habe ich mal Anils Mobilnummer ausprobiert. Er klang schon sehr überrascht als er sich meldete. Er wäre sofort da. Und keine 2 Minuten später stand er auch vor mir.

So. Fort und Stadt abgehakt. Die Kamel Safari war erst später am Nachmittag. Also hat Anil mich zum Hotel gefahren und wir haben uns für 17 Uhr wieder verabredet.

Später um 5 wollte Anil nicht bis zum Hotel fahren. Er wollte mich um die Ecke in der Zufahrtsstraße treffen. Offenbar wollte er unter allen Umständen vermeiden, das er als Abholer zur Kamelsafari erkannt würde. Im Auto fragte er auch noch, ob mich im Hotel jemand darauf angesprochen hätte. Nein hatte keiner. Anil war erleichtert

Wir sind schnell aus der Stadt raus, auf einer immer schmaler und schlechter werdenden Straße, in Richtung Wüste gefahren. Eigentlich waren wir ja schon die ganze Zeit in der Wüste. Aber jetzt wollten wir wohl zu einem Teil „richtiger“ Wüste mit echten Sanddünen fahren. Dort wären dann auch die Kamele beheimatet. War schon ne gute Strecke. Das mit den 40 oder 50 Kilometern kommt wohl echt hin. Während der Fahrt bekam ich noch ein Briefing. Ich solle bitte nicht mit anderen Leuten darüber sprechen wieviel ich bezahlt hätte. Ich hätte ja den Superspezialpreis bekommen und die anderen sollten nicht erfahren „wie wenig“ ich bezahlt hätte. Da würden sich die anderen Leute nur ärgern und die würden sich beschweren. Ach so. Na gut. Ich habe das Spiel mitgespielt und natürlich gesagt, wenn mich einer fragen würde, würde ich irgendeinen utopisch hohen Preis nennen.

 

 

 

So penibel wie Anil damit beschäftigt war, die Details der Tour und Preis unter Verschluss zu halten, könnte ich mir schon vorstellen, dass er sich die Kohle mit den Leutchen aus dem Kamelcamp geteilt hat und ein guter Teil in seine Tasche gewandert ist. Soll mir jetzt eigentlich egal sein. Wenn er da einen Deal gemacht hat und selbst was verdient hat, ok, wen juckt es. Ich hätte es nur unverdächtiger gefunden, wenn er nicht so ein Geheimnis drum gemacht hätte.

Später beim Camp angekommen kannte da jeder jeden. Es waren noch andere Taxifahrer dort die Kunden angeliefert hatten und jeder war mit jedem sofort mit Handschlag und Begrüßung per Du. Anil wurde auch namentlich von den Kamel-Leuten begrüßt. Man kennt sich halt. Anils Provision wird wohl entsprechend ausgefallen sein. Und was mit dem Geld für den Extrasprit geworden ist, da habe ich auch meine Zweifel dran. Aber wie gesagt, es soll mir egal sein.

Dann habe ich „mein“ Kamel kennengelernt. Das Tier war allerdings offensichtlich nicht unbedingt begeistert mich kennenzulernen. Beim ersten Aufstieg wär ich fast hinten runtergefallen. Ich hatte nicht erwartet das das Kamel so energisch schnell aufsteht. Natürlich gabs auch einen Führer. Der hat das Kamel nun durch die Sanddünen geleitet.

Die Umgebung war schön. Irgendwie habe ich noch nie schöne große Sanddünen gesehen. Ne. Stimmt nicht. In Neuseeland bin ich mal eine mitm Schlitten runtergefahren. Aber die war ja nicht in der Wüste. Also zählt die nicht mit.

Der Ritt auf dem Kamel war allerdings nicht so dolle. Die ganze Zeit habe ich gedacht, das ich gleich runterfallen werde und habe die ganze Zeit nach allem gesucht wo ich mich dran festhalten könnte. Gab aber nix. Aus dem Sattel ragte vor mir nur ein kleiner Knauf raus, an dem ich mich krampfhaft festgeklammert habe.

Hat schon mächtig geschaukelt da oben. Offenbar hatte das Tier Kohldampf. Bei jedem Busch an dem wir vorbeikamen machte es spontan Halt und fraß erst mal. Da konnte der Mann vorne soviel ziehen wie er wollte. Das Kamel hat gemütlich gemampft und komische Laute von sich gegeben. Man kann es aus diesen Zeilen herauslesen. Wohl gefühlt habe ich mich nicht.

 

 

 

Das ging so ca. ne Stunde so. Dann waren wir auf einer der größten Dünen der Umgebung angekommen und jetzt hieß es erstmal auf den Sonnenuntergang warten. Hier waren auch noch etliche andere Leute schon versammelt. Die müssen aber von einer anderen Tour gewesen sein, weil die habe ich später beim „Folkloreprogramm“ nicht mehr wieder gesehen.

Als es so unaufhörlich auf den Sonnenuntergang zuging zog sich der Himmel immer weiter zu, so dass man nur noch grau sehen konnte. Hm. Doof. Der Guide meinte dann auch das es sich nicht lohnen würde noch länger hier zu bleiben, er könne aber einen längeren Weg zurück nehmen, so dass wir dann auch zusammen mit den anderen ankommen würden. Das war OK, hat mir aber dann auch nochmal Extrazeit auf meinem grunzenden und gluckernden Kamel beschert. Zumindest ist später der Himmel noch aufgerissen und ich konnte den Sonnenuntergang zwischen den Dünen vom erhöhter Position vom Rücken des Kameles beobachten. War auch ganz schön.

Als wir dann wieder im Camp waren, trudelten auch nach einer kurzen Zeit andere Leutchen aus allen möglichen Richtungen per Kamel ein. Alle wurden nun in einem Hof zum großen Sitzkreis, oder besser hier Sitzquadrat, angeordnet und nun begann das "Folkloreprogramm" wie ich es nennen würde. Es gab ne Kapelle aus drei Herren, die dann Musik gemacht haben. Einer der Drei hat auch viel erzählt. Allerdings nur auf Hindi, so das ich den ganzen Abend nur Bahnhof verstanden habe.

Die Musik war teilweise so schräg, das ernsthaft Gefahr eines akuten Ohrenblutens bestand. Vor allem der an der Tröte spielte manchmal so, wie als wenn eine Katze misshandelt würde. Dann kam eine Frau dazu, die dann mit ein paar Pötten auf dem Kopf zu der Schrammelmusik getanzt hat.

 

 

 

Zum Glück gab es hier auch was zu trinken. Ohne Alkohol hätte ich die Folter nicht ausgehalten. Ich glaube das Ganze ging fast ne Stunde. Kurz nachdem das Musikprogramm dann zu Ende war, wurde noch ein Buffet aufgebaut und es gab Abendessen. Das war auch schon so gegen 21 Uhr. Nachdem ich was gegessen hatte ist Anil aus der Versenkung aufgetaucht und fragte ob wir fahren sollten. Das habe ich dankend bejaht und so sind wir dann wieder die kleine Wüstenstraße zurück nach Jaisalmer gefahren.

Wir haben noch zwei Leutchen mitgenommen, die nach Jaisalmer zum Bahnhof wollten. Anil fragte mich ob ich was dagegen hätte wenn er die zwei mitnehmen würde. Nein hatte ich ganz und garnicht. Ich vermute mal, an den Beiden hat er auch noch ein paar Rupien verdient.

Am Ende hat sich die Fahrt in der Dunkelheit doch noch ziemlich gezogen und ich war froh irgendwann so um 22 Uhr beim Hotel zu sein. Klasse war, das die im Restaurant noch geöffnet hatten. Ich habe sogar noch ne schöne Portion Kartoffeln bekommen. Ich musste nochwas essen, weil ich beim Kamelcamp an dem vegetarischen Büfett nicht so richtig was gefunden hatte und nur ne kleine Miniportion gegessen hatte. Die Cumin-und-andere-Gewürze-Kartoffeln waren wieder echt gut. Um 23 Uhr haben die dann zugemacht. Meinten sie würden jetzt gehen, ich könne aber gerne so lange sitzen bleiben wie ich wolle.

 

 
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