Autor Thema: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017  (Gelesen 27966 mal)

Christina

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5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« am: 05. Februar 2018, 18:09:14 »
Zurück aus Lissabon und ohne eine konkrete Reise, für die ich planen könnte (und vermutlich wird sich daran so schnell nichts ändern, da ich mir zwei Wochen vor Lissabon einen Ermüdungsbruch am linken Fuß zugezogen habe, d.h. in den nächsten Monaten kann ich nur mit einem Entlastungsschuh gehen, was schon in Lissabon mehr als hinderlich war >:(), habe ich immerhin nun Zeit für den Bericht über meine Zeelandreise vergangenen Herbst:

1. Tag - Montag, 25.09. (Anreise, Roermond, Renesse)

Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker, Vorfreude und Aufregung haben mich aber schon früher geweckt. Dieses Mal ist die Aufregung etwas größer als sonst, ich werde alleine fahren und es geht in ein mir bisher unbekanntes Land: die Niederlande.

Wie kam es dazu? Die beiden Urlaubswochen im Mai in der Provence sind schon wieder so lange her und außerdem kam das Meer dabei ein bisschen kurz, da wäre es doch schön, vor dem Winter und Jahresende die Anzahl der Tage am Meer noch etwas zu erhöhen. Peter kann leider mal wieder keinen Urlaub nehmen bzw. braucht die Zeit, um einiges am Haus zu erledigen. Also fahre ich alleine.

Aber wohin? Da es nur ein paar Tage Urlaub sind, sollte die Anfahrt nicht weiter als 500 km sein, da kann ich an An- und Abreisetag noch etwas unternehmen. Ostfriesland? Ist toll, aber da war ich 2012 und 2015 schon, außerdem kommt man dort nur ans „wirkliche“ Meer, wenn man auf eine der Inseln fährt, sonst gibt es „nur“ das Wattenmeer. Die Anreise auf eine der Inseln ist mir organisatorisch für die paar Tage zu aufwändig.

Da bietet sich doch endlich mal Holland an. Rainer schwärmt ja immer davon und ein kurzes Überfliegen des Reisberichts von Gabi, sowie das Querlesen der bei Amazon beim „Blick ins Buch“ zugänglichen Reiseführer bestätigen, das der südwestliche Zipfel unseres Nachbarlandes, Zeeland, genau das bietet, was ich suche: tolle Strände und Städtchen zum besichtigen und bummeln, auch für den Fall, dass es regnen sollte.

Die Detailplanung gestaltet sich dann allerdings wider erwarten recht schwierig. Die Suche nach einer Unterkunft hält mich lange auf, da sich meine Preisvorstellung (orientiert daran, was wir in den letzten Jahren in Deutschland und Frankreich bezahlt haben) irgendwie nicht mit den Angeboten deckt. Nach einigem Hin- und Her buche ich schließlich einen kleinen Bungalow in einer Ferienanlage etwas ausserhalb von Renesse, obwohl dieser bei booking.com nur mit 6,9 bewertet ist und sich viele der ausführlichen Bewertungen ziemlich schlimm anhören. Mal sehen, sind ja nur vier Nächte, die kriege ich schon irgendwie rum.

Ein Niederlande –Forum gibt es leider nicht, so suche ich mir aus verschiedenen Quellen die Besonderheiten des Landes (soweit sie mich als Urlauber betreffen, also Verkehr, Supermärkte, Essengehen, …) zusammen, als sehr hilfreich hat sich dabei die Seite bzw. Blog www.nach-holland.de erwiesen.

Die Infos zu touristischen Sehenswürdigkeiten, Wanderungen, usw. finde ich hauptsächlich auf der Seite www.holland.com, dem niederländischen Fremdenverkehrsverein www.vvvzeeland.nl und den Seiten der einzelnen Orte. Einen Überblick darüber, was es so alles gibt, kann man sich darüber wunderbar beschaffen. Sobald es an Details geht wie Öffnungszeiten, konkrete navifähige Adressen von Parkplätzen oder Stadtpläne zum Ausdrucken, wird es sehr zäh. Oft gibt es diese Infos nur auf Niederländisch, oft sind sie auch gar nicht vorhanden. Einen ausdruckbaren Stadtplan für die Städte, die ich mir anschauen will oder gar einen Vorschlag für einen Stadtrundgang habe ich überhaupt nicht gefunden. Diese gibt es nur vor Ort in den Tourist Infos. Damit ich von diesen unabhängig bin, habe ich daher jeweils einen Google Maps Auszug ausgedruckt. Auch die gedruckten Reiseführer, von denen ich mir den Baedecker gekauft habe, sind dabei nicht hilfreich, da sie nur zu den großen Städten Details bieten.


Trotz dieser Widrigkeiten freue ich mich natürlich auf die folgenden Tage und starte nach einem kurzen Frühstück und dem Einladen der letzten Gepäckstücke ins Auto gegen 7.30 Uhr. Erstaunlicherweise ist die A61, der ich bis Mönchengladbach folge, wenig befahren, da habe ich an einem Montagmorgen doch den einen oder anderen Stau erwartet. Es ist neblig, zum Glück hängt dieser aber nur selten so tief, dass er die Sicht behindert.

Einen ersten Stopp mache ich gegen 9.30 Uhr an der Raststätte Bedburger Land kurz vor Mönchengladbach. Hier bekommt mein Auto Nachschub an Benzin (mehr als 400 km Reichweite hat es leider nicht, so dass ich mit einer Tankfüllung nicht bis nach Renesse komme, da das Tanken in Holland deutlich teurer ist als bei uns, gönne ich mir die Autobahntankstelle, diese ist immer noch günstiger als eine Tankstelle abseits der Autobahn in Zeeland) und ich esse eines der belegten Brote, die ich mir aus den Resten im Kühlschrank heute Morgen gemacht habe, noch ein Toilettenbesuch und schon geht es weiter.

Inzwischen hat die Sonne den Nebel vertreiben und ich biege gutgelaunt eine halbe Stunde später auf die praktisch leere A52 ab, die mich über die niederländische Grenze (hier gibt es keine Reste der ehemaligen Grenzanlagen, wie man sie an der Grenze zu Frankreich oder Österreich meist noch findet) und direkt zu meinem Zwischenziel Roermond in der Provinz Limburg führt. Am dortigen Designer Outlet Center komme ich gegen 10.30 Uhr an und fahre durch die Einfahrtsschranke zum Parkplatz. Sehr modern hier: das Kennzeichen meines Autos wird gescannt, der Parkschein dient nur zum zahlen, wenn ich ausfahre, erkennt das System, dass für meine Autonummer bezahlt wurde und geht automatisch auf.

Outletcenter? Nein, ich bin nicht zum shoppen hier, dafür wäre mir meine sowieso schon kurze Urlaubszeit zu schade. Aber man kann hier günstig (3 EUR für den ganzen Tag) und vor allem gut, d.h. ohne in die Innenstadt fahren zu müssen, parken und für den Fall, dass ich für die Anfahrt wesentlich länger gebraucht hätte und eine Besichtigung von Roermond zeitlich nicht möglich gewesen wäre, wäre das ein idealer Zwischenstopp mit Toiletten und Restaurants und der Möglichkeit kurz mal die Füße zu vertreten gewesen.

Vom Parkplatz gehe ich quer durch das Einkaufsareal, das recht nett aussieht und eine halbe Stunde nach Ladenöffnung noch ziemlich leer ist,


nutze die Toilette und verlasse das Center nicht direkt in Richtung Innenstadt, sondern in Richtung Wasser. Wasser und Schiffe ziehen mich ja immer magisch an und bei diesem Wetter erst recht, auch wenn das Wasser natürlich noch nicht das Meer ist, aber immerhin die Maas. Es ist windstill und die Boote spiegeln sich toll im Wasser.


Ich gehe durch den hier angelegten Park an der Maas entlang,


dann ein Stückchen die Strasse hinauf und stehe kurze Zeit später schon vor der Sint-Christoffelkathedraal, die leider geschlossen ist.


Rechts geht ein kleines Sträßchen ab mit den für die Niederlande typischen Backsteinhäusern mit den markanten Giebeln – ach ist das schön.


Ich gehe dann nach links und stehe auf dem großen Marktplatz mit einigen Cafés und Restaurants und dem großen Stadthuis (Rathaus) aus dem 17. Jh.




So schön hatte ich mir die Stadt gar nicht vorgestellt – die Entscheidung hier einen Zwischenhalt zu machen, war schon mal ein Volltreffer. Überall stehen bzw. hängen Blumenampeln, es gibt viele Wegweiser zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten (den aus Google Maps ausgedruckten Innenstadtplan hätte ich also nicht gebraucht) und es sind nur wenige Leute unterwegs, in Holland haben die Geschäfte nämlich am Montagvormittag geschlossen (hier in Roermond gilt das auch für die Touristeninfo).

Ich schlendere durch die Fußgängerzone. Dann komme ich auf einen weiteren großen Platz, den Munsterplein mit der Onze Lieve Vrouwe Munsterkerk (Liebfrauenkirche), die als Klosterkirche eines Zisterzienserinnenstifts 1224 erbaut bzw. geweiht wurde. Auch diese Kirche ist geschlossen, der Platz davor ist aber sehr nett, hier steht eine Art Pavillon, wie ich ihn noch häufiger im Laufe des Urlaubs auf dem zentralen Platz einer Stadt sehen werde, das scheint auch etwas typisch niederländisches zu sein.

Ich gehe einmal rund um das Münster, sehr schön angelegt mit einem kleinen (etwas verwilderten) Park/Garten auf einer Seite.




Dann komme ich am modernen Bau des Theaters/der Orangerie am Kloosterwandplein vorbei.


Von hier könnte ich nun nach weiter nach Süden gehen, um zum Cuypershuis Museum zu kommen, das im ehemaligen Wohnhaus und Atelier des niederländischen Architekten P. J. H. Cuypers (1827–1921), der unter anderem den Amsterdamer Hauptbahnhof und das dortige Rijksmuseum entwarf, eingerichtet ist. Das würde mich schon sehr interessieren, ist aber montags geschlossen. Da es auch schon auf Mittag zugeht, verzichte ich auf diesen Abstecher (ich hätte mir immerhin das Haus von außen mit moderner Skulptur davor anschauen können) und gehe durch die Marktstraat mit wunderschönen alten Giebelhäusern, unter anderem der Bibliothek, wieder in Richtung Norden.



Nach einem kurzen Abstecher in eine moderne überdachte Einkaufspassage entscheide ich mich für das „Bagels and Beans“ fürs Mittagessen.

Ich setze mich draußen in die Sonne und kann zum ersten Mal meine paar Brocken niederländisch, die ich für diesen Urlaub gelernt habe, testen. Ich frage die Bedienung „Spreekt u duits?“ (Sprechen sie deutsch?), was diese zu meiner Überraschung verneint. Aber vermutlich denkt sie, dass ich eine längere Unterhaltung auf Deutsch mit ihr führen möchte, denn nachfolgend kann sie dann doch die paar Worte, die man so im Restaurant wechselt und in Kombination mit „Danke“, „Die Rechnung bitte“ und „Auf Wiedersehen“, was ich auf Niederländisch kann, gibt es keine größeren Sprachprobleme.

Ich bestelle einen Bagel mit Ziegenkäse, Walnüssen, Honig und einer kleinen Salatbeilage, sowie einen Cappuccino. Sehr lecker und mit 10,00 EUR inkl. Trinkgeld durchaus im Rahmen dessen, was man auch bei uns zahlen würde, dass das Preisniveau in den Niederlanden, wie ich es öfters gelesen habe, beim Essengehen so viel höher sein soll, als in Deutschland kann ich auch in den nächsten Tagen nicht bestätigen.

Nach dem Essen spaziere ich noch ein bisschen an der Roer (dt. Rur, nicht Ruhr(!)), die hier in die Maas mündet, entlang


und gehe dann zurück zum Outletcenter. Dort ist es inzwischen deutlich voller geworden und – man glaubt es kaum – es sind tatsächlich auch einige Asiaten unterwegs. Ich nutze nochmal die Toiletten hier und fahre dann weiter. Es ist inzwischen 13 Uhr und ich habe noch ungefähr die Hälfte der Gesamtstrecke vor mir.

Roermond ist von vielen Seen umgeben (Maasplassen, das größte Binnenwassersportgebiet der Niederlande, entstanden sind die Seen durch Kiesabtragungen), an einigen davon komme ich bei meiner Weiterfahrt vorbei. Das Wetter ist so schön, da würde ich am liebsten Aussteigen und spazieren gehen, aber ich will heute ja noch das Meer sehen.

Nach einigen Kilometern auf der Landstraße erreiche ich dann die Autobahn mit sehr viel Verkehr. Der dichte Verkehr bleibt mir auf fast der gesamten Strecke, die mich an Eindhoven, Tilburg und Breda vorbeiführt, erhalten. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h bzw. zeitweise 130 km/h kann man aber meist fahren, Staus gibt es zum Glück nicht. Hin- und wieder wundere ich mich ja schon in Deutschland über die große Anzahl an LKW, die die rechte Spur belagern, im Vergleich zu dem was ich hier in den Niederlanden sehe, ist das in Deutschland aber noch gar nichts. Unfassbar viele LKW, besonders gut zu sehen, wenn sich mehrere Autobahnen kreuzen, z. T. auf Stelzen übereinander. Aber klar, die kommen vom Rotterdamer Hafen bzw. fahren dorthin und verteilen ihre Fracht dann im restlichen Europa. Als ich, schon auf der Landstraße, die letzte Abzweigung zu diesem Hafen hinter mir habe, sind dann auch alle LKW verschwunden.

So kann ich die letzten Kilometer recht entspannt fahren, bin dann aber doch froh, nach ca. 2,5 h gegen 15.30 Uhr vor dem Rezeptionsgebäude der Ferienanlage aus dem Auto steigen zu können.

Hier antwortet die Dame auf meine Frage „Spreekt u duits?“ mit ja, ich bekomme den Schlüssel zu meinem Bungalow, einen Plan der Anlage und mein Bettwäschepaket. Dann fahre ich ein paar hundert Meter bis fast zum Ende der Anlage, parke und gehe mit einigen Gepäckstücken noch einige Meter zu Fuß bis zum Häuschen.

Ich öffne die Türe und gehe zwei Schritte bis in den Wohnraum und bin extrem positiv überrascht. Wie schon geschrieben, hatte ich die mit 6,9 Punkten bewertete Ferienanlage nur unter Bauchschmerzen und mit großen Befürchtungen gebucht, diese stellen sich nun als völlig umsonst heraus. Einige der Kritikpunkte waren kaputte Möbel, dreckig, kaum Geschirr – zum Glück trifft nichts davon zu. Wohn-/Esszimmer, Küche und die beiden Schlafzimmer sind frisch renoviert, Geschirr ist reichlich vorhanden, das Bad ist alt, aber sauber. Mein einziger Kritikpunkt sind ein paar Krümel auf dem Boden und ein paar Spinnweben an den Heizungsrohren. Ich habe einen Bungalow in der äussersten Ecke der Ferienanlage erhalten, dadurch habe ich das Glück, an zwei Seiten keine Nachbarn zu haben, stattdessen kann ich den Blick auf eine Wiese/Weide und einen kleinen Wald genießen, dort sind immer wieder mal Kühe und Kaninchen zu beobachten. Ich bin höchst zufrieden und lade die restlichen Sachen aus dem Auto, dann ruhe ich mich ein bisschen aus (meine Bewertung bei booking.com nach meiner Rückkehr ergab eine 9,3 und inzwischen steht die Gesamtbewertung bei 7,1 Punkten, es gab noch weitere positive Bewertungen, nachdem ich zurück war).


(Die Fotos von außen sind teilweise vom nächsten Tag)

Gegen 17 Uhr fahre ich in wenigen Minuten nach Renesse, wo ich am Ortseingang auf einem großen Platz (Transferium) kostenlos parken kann. Von hier sind es nur wenige Gehminuten in den Ortskern. Dieser bietet erst mal eine längere Strasse (Hogezoom), die gesäumt ist von Andenkenläden und Restaurants, hier bummeln viele Urlauber herum, ich höre fast nur deutsche Worte. Diese Hauptstraße mündet dann in einen großen Kreisverkehr in dessen Mitte eine alte Backsteinkirche, die Jacobuskerk, steht, drumherum sind nette kleine Häuschen aufgereiht. Fazit Renesse: sicherlich keiner der zeeländischen Orte, die man gesehen haben muss, aber nicht mal annähernd so schlimm, wie er teilweise im Internet beschrieben ist.



Nun habe ich Hunger und bestelle mir in einem Selbstbedienungsrestaurant eine der niederländischen Spezialitäten, Kibbeling (in Würfel geschnittenes Filet vom Kabeljau, Seelachs oder Seehecht, mit Backteig überzogen und frittiert) mit Pommes für EUR 7,50. Ich muss ein paar Minuten warten und esse dann an einem der Tische draußen. Lecker, aber zu viel-zukünftig also entweder nur Kibbeling oder wenn mit Pommes, dann jeweils eine halbe Portion.


Nach dem Essen gehe ich in den Jumbo Supermarkt, der sich ebenfalls hier an der Hauptstrasse befindet. Meine Güte, ist das voll hier. Der Laden ist recht klein und die Leute treten sich vor den Regalen gegenseitig auf die Füße. Anders als in den USA oder Frankreich, wo schon der Blick die Regale entlang Spaß macht und die Auswahl dann so groß ist, dass man sich kaum für etwas entscheiden kann, ist hier eher das Gegenteil der Fall.

Beim Jogurt ist die Auswahl verschwindend klein, Naturjoghurt, wie ich es möchte, gibt es nur eines und das ist ein großer Becher. Na gut, dann nehme ich das, immerhin entdecke ich dann noch Snickers mit weißer Schokolade, das habe ich bisher noch nie gesehen, also wandert das auch in den Korb. Danach bin ich ganz schnell wieder draußen, mal sehen, wie sich die „Supermarktsituation“ in den nächsten Tagen darstellen wird.

Ich bringe die Einkäufe zum Auto und fahre nun endlich, als letzten Punkt für heute ans Meer. Es gibt mehrere Strandzugänge mit Parkplatz außerhalb von Renesse, vom Ortskern ist man aber auch in zwanzig Minuten zu Fuß am Strand. Der Parkplatz ist parktischerweise ab 18 Uhr (was es inzwischen ist) gebührenfrei und außerdem gibt es mehr als genug freie Plätze. Von hier führt ein Fußweg in die Dünen, die sehr breit und sehr hoch sind. Der Weg wird von Sanddornsträuchern gesäumt und man hat schöne Blicke über die Dünenlandschaft im aufkommenden Abendnebel.


Am herrlich breiten und endlos langen Sandstrand sind einige wenige Spaziergänger, viele davon mit Hunden, unterwegs. Mehrere Strandpavillons sind zu sehen, das sind auf Stelzen gebaute Restaurants oder Cafés, die unmittelbar am Rand der Dünen stehen und häufig vorkommen an zeeländischen Stränden.


Ich genieße den Abendspaziergang am Meer, es ist allerdings sinnlos bis auf den Sonnenuntergang zu warten, der Nebel bzw. Dunst wird immer dichter und die Sonne wird bald nicht mehr zu sehen sein. Außerdem bietet die Nordsee heute keine besonders lebhafte Kulisse, es ist windstill, da erinnert das Wasser eher an einen ruhigen See als ans Meer.



Nach diesem recht anstrengenden Tag bin ich auch gar nicht böse, nicht bis zum Sonnenuntergang (heute um ca. 19.30 Uhr) warten zu müssen und fahre daher gegen 19.00 Uhr zurück in meine Unterkunft, wo ich noch ausführlich mit Peter telefoniere (erstmalig kann ich nun von der neuen Regelung, dass im EU Ausland keine höheren Handygebühren anfallen dürfen, als bei Telefonaten im Inland, profitieren), stichwortartig die Erlebnisse des Tages festhalte, etwas fernsehe und lese und dann früh zu Bett gehe.

Wetter: morgens Nebel, ab 10 Uhr sonnig, ca. 20° C
Unterkunft: 4 Nächte Roompot Kustpark Klein Poelland bei Renesse, inkl. Bettwäsche, TV, Parken, Touristensteuer, W-Lan (Handtücher selbst mitgebracht, Endreinigung selbst durchgeführt) EUR 145,86



LG Christina

Paula

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #1 am: 06. Februar 2018, 10:36:43 »
Ach du Arme, ein Ermüdungsbruch, das klingt ja gar nicht gut  :( da wünsche ich erst mal gute Besserung!
Zeeland gefällt mir sehr gut, ich kenne bisher nur die Ecke um Domburg und fand es total schön da. Dass Essengehen teurer sei als zuhause ist mir nicht aufgefallen. Und in Domburg war auch ein Supermarkt mit reichlich Auswahl. Nur in den Restaurants fand ich die Speisekarte immer ziemlich schwach, aber wir waren am Campingplatz und haben meistens selbst gekocht. Und Kippeling liebe ich  :herz:
Hoffentlich bleibt das Wetter so schön!
Viele Grüße Paula

Silvia

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #2 am: 06. Februar 2018, 10:55:35 »
Da komm ich auch mit, da es ne völlig unbekannte Ecke ist und in absehbarer Zeit auch nicht auf dem Plan steht. Schön wenn man dann wenigstens am Bildschirm mitreisen kann.  :D

Ilona

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #3 am: 06. Februar 2018, 14:47:16 »
Das Kibbeling sieht aber lecker aus  :sabber:. Irgendwie appetitlicher als die englischen Fish & Chips.

Zeeland  :gruebel:, ist da nicht auch Rainers Ferienhaus? Die Wohnung ist nicht schlecht aus. Eine große Dusche, aber das Mini-Schlafzimmer mit den 2 Betten finde ich sehr beengt.

Ansonsten gefallen mir die ersten Eindrücke  :thumb: und ich hoffe, dass dein Bein wieder gut zusammenwächst. Wie kommt es eigentlich zu einem Ermüdungsbruch?
Liebe Grüße

Ilona

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Christina

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #4 am: 06. Februar 2018, 18:15:41 »
Schön, dass sich ein paar Mitreisende gefunden haben.

Nur in den Restaurants fand ich die Speisekarte immer ziemlich schwach, aber wir waren am Campingplatz und haben meistens selbst gekocht.

Also an Restaurants gab es alle Varianten, die es auch z.B. bei uns gibt, mit allen möglichen Gerichten, da ist mir keine Einschränkung aufgefallen.

Zeeland  :gruebel:, ist da nicht auch Rainers Ferienhaus? Die Wohnung ist nicht schlecht aus. Eine große Dusche, aber das Mini-Schlafzimmer mit den 2 Betten finde ich sehr beengt.

Ansonsten gefallen mir die ersten Eindrücke  :thumb: und ich hoffe, dass dein Bein wieder gut zusammenwächst. Wie kommt es eigentlich zu einem Ermüdungsbruch?

Ja, Rainer hat ein Ferienhaus in Zeeland, ganz im Süden. Dazu später mehr.

Das Schlafzimmer war etwas eng, aber es gab noch ein zweites identisches, so dass man mit zwei Personen auch genug Schrankplatz hatte, zu viert wäre das etwas beengt. Man hätte bei der Raumaufteilung sicherlich vom großen Wohnzimmer und Küchenbereich etwas wegnehmen können und dafür etwas größere Schlafzimmer haben können, aber für mich alleine war es sowieso kein Problem.

Normalerweise kommt es zu einem Ermüdungsbruch, wenn man den Fuß beim Gehen oder Joggen mehr anstrengt als zuvor, also z.B. das Laufpensum stark erhöht, auf anderem Untergrund läuft als bisher oder einen anderen Schuh trägt oder wenn man den Fuß gegen etwas stößt oder etwas auf den Fuß fällt. Nichts davon war bei mir der Fall, weshalb ich heute eine Knochendichtemessung hatte, die leider ergab, dass (ein leichter) Fall von Osteoporose vorliegt. Weniger schön, und nun gehen die Tests weiter, da trotz möglicher Vererbung durch meine Oma ich eigentlich noch zu jung dafür bin und auch ansonsten keinen der Risikofaktoren dafür erfülle. Na ja, mal sehen wie es weiter geht.

Wie geht es deinem Fuß bzw. Bein? Hoffentlich besser?



LG Christina

Ilona

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #5 am: 07. Februar 2018, 08:55:46 »
Normalerweise kommt es zu einem Ermüdungsbruch, wenn man den Fuß beim Gehen oder Joggen mehr anstrengt als zuvor, also z.B. das Laufpensum stark erhöht, auf anderem Untergrund läuft als bisher oder einen anderen Schuh trägt oder wenn man den Fuß gegen etwas stößt oder etwas auf den Fuß fällt. Nichts davon war bei mir der Fall, weshalb ich heute eine Knochendichtemessung hatte, die leider ergab, dass (ein leichter) Fall von Osteoporose vorliegt. Weniger schön, und nun gehen die Tests weiter, da trotz möglicher Vererbung durch meine Oma ich eigentlich noch zu jung dafür bin und auch ansonsten keinen der Risikofaktoren dafür erfülle. Na ja, mal sehen wie es weiter geht.
Wie geht es deinem Fuß bzw. Bein? Hoffentlich besser?

Dann geht es dir wie mir. Auch das 2. MRT hat nichts ergeben  :weissnicht: und mittlerweile ignoriere ich den noch latent vorhandenen Schmerz.

Wahrscheinlich war es doch "nur" eine Nervenentzündung, die mich seit Herbst plagte.
Liebe Grüße

Ilona

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #6 am: 07. Februar 2018, 17:57:05 »

Dann geht es dir wie mir. Auch das 2. MRT hat nichts ergeben  :weissnicht: und mittlerweile ignoriere ich den noch latent vorhandenen Schmerz.

Wahrscheinlich war es doch "nur" eine Nervenentzündung, die mich seit Herbst plagte.

Da drücke ich dir die Daumen, dass auch die letzten Schmerzen verschwinden und du deinen Urlaub im April wie geplant antreten kannst.



LG Christina

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #7 am: 07. Februar 2018, 18:27:20 »
2. Tag - Dienstag, 26.09. (Brouwershaven, Zierikzee, Westenschouwen Strand)

Um 7 Uhr stehe ich auf, gegen 8 Uhr gibt es Frühstück, dabei gebe ich meine für heute geplanten Ziele in das Navi ein. Es ist neblig, daher trödle ich noch etwas herum, bald sind aber zum Glück schon die ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel zu sehen, die schöne Lichtstimmung nutze ich für ein paar Fotos meiner Unterkunft von außen (siehe Fotos von gestrigen Tagesbericht).

Gegen 9 Uhr breche ich dann auf, die Autoscheiben sind komplett zu – nein – nicht zugefroren, auch wenn es so aussieht, sondern angelaufen, so feucht ist es hier an der Küste. Die Scheiben sind schnell mit dem Gummiabzieher freigemacht (und praktischerweise auch gleich sauber).

Auf der Fahrt nach Brouwershaven, ca. 15 km westlich von Renesse, ebenfalls auf der Insel Schouwen-Duiveland gelegen, bin ich fast alleine auf der Straße unterwegs und kann so die wunderschöne Stimmung aus Nebel und Sonne genießen. Die Straße führt an einer sumpfigen Wiese bzw. Marschland vorbei, die wohl auch vielen Vögeln als Landeplatz dient, jedenfalls gibt es mehrere Haltebuchten entlang der Straße mit Tafeln über die hier möglicherweise zu sehende Vögel. In der Ferne sind tatsächlich einige Vögel zu sehen, um sie besser zu erkennen, bräuchte man sicherlich ein Fernglas, das Morgenlicht ist aber auf jeden Fall ein paar Fotos wert. Und die Kühe vom nahegelegenen Bauernhof sind auch ohne Fernglas gut zu sehen.



Am Yachthafen des kleinen Orts Brouwershaven komme ich gegen 9.30 Uhr an und kann hier kostenlos parken. Ich schaue mich genauestens um, ob nicht doch noch irgendwo ein Parkautomat oder sonstige Parkregelung zu sehen ist, bei meiner Vorbereitung habe ich nämlich im Internet sehr viele Beschwerden von deutschen Urlaubern über die angeblich häufig undurchsichtigen Regelungen beim Parken in den Niederlanden gelesen, also bin ich lieber vorsichtig, immerhin sind die Bußgelder hier deutlich höher als in Deutschland.

Vom Yachthafen, wo sich die Boote toll im Wasser spiegeln,



spaziere ich durch den Ort bis an den schönen Marktplatz. In einer Seitenstrasse putzt ein älterer Herr seinen Wohnwagen und spricht mich an, leider versteht er kein Deutsch, so dass unsere „Unterhaltung“ schnell beendet ist. Dennoch schön zu sehen, dass es hier in Zeeland auch noch Einheimische gibt, die, wenn sie jemanden mit einer Kamera sehen, nicht gleich einen deutschen Touristen dahinter vermuten. Gestern in Renesse wurde ich mehrmals ganz selbstverständlich auf Deutsch (sicherlich von deutschen Urlaubern) angesprochen, das fand ich doch etwas befremdlich.

Vom Marktplatz mit dem Stadthuis



gehe ich am Binnenhafen entlang, vorbei an den süßen kleinen niederländischen Giebelhäusern mit Sitzgelegenheit vor der Haustüre,




wieder zurück zum Yachthafen. Als ich am Auto ankomme, fällt mir ein, dass ich die Sankt-Nikolauskirche, die ich mir als sehenswert notiert hatte, gar nicht angeschaut habe, aber nun gehe ich nicht nochmal zurück in den Ortskern.

Nun möchte ich ins 10 km entfernte Zierikzee, das ist mit 11.000 Einwohnern der Verwaltungssitz der Insel Schouwen-Duiveland und liegt im Süd-Osten der Insel. Das Navi führt mich aus dem Ort heraus nicht den Weg entlang, den ich gekommen bin (mit demselben Navi!), sondern mitten durch die engen Dorfstraßen. Keine Ahnung warum, aber ich denke mir noch nichts dabei und folge dem Navi am Ortsausgang auf eine schmale Straße, eine Art geteerter Feldweg.

Da endlich erinnere ich mich an die Frankreich Erlebnisse mit dem Navi, die hier scheinbar fortgeführt werden sollen >:(. Ich bin froh, dass mir auf dem schmalen Weg niemand entgegenkommt und als ich endlich wieder eine „richtige“ Straße erreiche, nehme ich diese und fahre der Beschilderung entsprechend. Zierikzee ist natürlich gut ausgeschildert, so dass ich das Navi erst wieder für den darin gespeicherten Parkplatz brauche. Für den Rest des Urlaubs gilt für mich: immer auf den Hauptstraßen bleiben(!) und im Zweifel der Beschilderung folgen, wenn mich das Navi auf einen Feldweg leiten will.

Nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt inklusive einem kleinen Umweg, weil ich an einem Kreisverkehr die falsche Ausfahrt nehme, komme ich auf dem von mir ausgesuchten, kostenlosen Parkplatz an. Dieser ist schon ziemlich gut gefüllt, es gibt aber noch einige freie Plätze. Ich nutze die Toilette dort und gehe dann wenige Schritte bis zur Tourist –Info am Rand der Innenstadt. Leider ist der Nebel hier in Zierikzee recht dicht, aber es ist trocken und warm, mal sehen, wann die Sonne herauskommt.

In der Tourist Info kaufe ich einen Innenstadtplan (2,50 EUR) mit eingezeichnetem Rundweg und einer genauen Beschreibung der einzelnen Stationen.

Erster Stopp ist die Korenmolen (Getreidemühle) Den Haas, die ich schon auf dem Weg vom Parkplatz zur Tourist Info gesehen habe. Der namensgebende Hase ist über dem Eingang zu sehen.




Dann geht es durch hübsche Wohnsträsschen


zum Sint-Lievens-Monstertoren (Münsterturm). 1454 wurde mit dem Bau des 62 Meter hohen Turms begonnen, er sollte bis zu 200 Meter hoch werden. Als 1510 bei einer Höhe von 58 Metern die Stadtkasse leer war, wurde der Bau gestoppt. 1530 kam ein Glockenturm dazu, dieser wurde im Lauf der Jahre aber zerstört, die sich heute an der Spitze befindliche Windfahne wurde bei Restaurierungen von 1957 – 1972 aufgesetzt. Von diesem Turm hat man natürlich eine tolle Aussicht auf Stadt und Land, bei diesem Nebel ist es jedoch sinnlos hinaufzusteigen, so dass ich zunächst verzichte, vielleicht lichtet sich der Nebel später noch.


Direkt neben diesem eigentlich hässlichen Turm steht die Nieuwe Kerk im neoklassizistischen Stil, erbaut 1848. Leider ist auch diese Kirche verschlossen. Auf dem Platz davor steht das Kunstwerk „Die Perle an der Oosterschelde“, ein Stein in Form der Umrisse der Insel Schouwen-Duiveland und an der Stelle von Zierikzee liegt eine Kugel, also die Perle.




Jetzt geht es in die Fußgängerzone mit wunderschönen Giebelhäusern, darunter das ehemalige Rathaus, heute Stadthuismuseum. Ich überlege kurz, hineinzugehen, aber das muss bis zu einem zweiten Besuch, eventuell ein Regentag, warten, nach der Stadtbesichtigung möchte ich schließlich auch noch an den Strand. Die Fußgängerzone, durch die ich nun schlendere, gefällt mir richtig gut. Süße alte Häuschen mit vielen tollen Boutiquen, Cafés und Restaurants.






Inzwischen ist es 12 Uhr und als ich am Restaurant „De Zeeuwse Hemel“ („Der zeeländische Himmel“) vorbeikomme, gehe ich hinein. Das ist ein kleines mit vielen alten Möbeln eingerichtetes Restaurant und Café- schade, dass ich nicht zum Kaffee trinken hier bin, in der Vitrine liegen herrliche Kuchen und sonstiges Gebäck. Aber ich bin vernünftig und bestelle einen Salat mit gegrilltem grünen Spargel und Blauschimmelkäse, sehr lecker. Mit einer kleinen Flasche Wasser dazu bezahle ich EUR 17,50 und setze gegen 12.30 Uhr meinen Stadtrundgang fort.

Am modernen Plein Montmaertre vorbei geht es zum Stadttor Nobelpoort.



Auf dem weiteren Weg komme ich an einem Supermarkt vorbei, wie praktisch, meine beiden Wasserflaschen sind leer, hier kann ich Nachschub kaufen. Das stellt sich aber als nicht so einfach heraus. Der Supermarkt ist zwar etwas größer als der in Renesse und hat dementsprechend mehr Auswahl, allerdings kein Mineralwasser. Ich hatte schon bei den Vorbereitungen gehört, dass die Niederländer hauptsächlich Leitungswasser trinken und es deshalb keine so große Vielfalt an Mineralwasser gibt, wie in Deutschland (oder Frankreich), aber dass es in einem Supermarkt überhaupt keines gibt, hätte ich nicht gedacht. Ich trinke zuhause auch überwiegend Leitungswasser, aber wie soll man unterwegs daran kommen? Immerhin gibt es dieses Wasser mit Fruchtsaftbeimischung oder Teebeimischung (keine Ahnung wie das offiziell heißt), das man bei uns auch findet, da nehme ich eben davon zwei kleine Flaschen mit, besser als nichts.

In der Nähe des Supermarkts sehe ich ein Feinkostgeschäft, das die typisch holländischen Käselaibe draußen aufgestapelt hat – das gibt ein schönes Bild ab.


Nun gehe ich in Richtung Museumshafen und komme an der Gasthuiskerk (Hospitalkirche) vorbei, an deren Fassade sich eine Säulengalerie befindet, unter der bis heute regelmässig Markt stattfindet. 


Der sich anschließende Havenpark ist schön gestaltet mit altem Anker und Springbrunnen.


Der Eingang zum Hafen wird durch zwei große Stadttore und Mauern geschützt, auch Zugbrücken sind vorhanden. Jetzt sind die ersten Sonnenstrahlen zu sehen und ich gehe noch bis zur alten „Stadt- und Handelswarft“, vor der einige alte Boote im Wasser liegen und von wo aus man einen schönen Blick auf die Stadtbefestigungen hat.





Der Weg führt mich jetzt wieder durch Wohnstraßen, die, wie ein Großteil des Zentrums von Zierikzee, ein paar Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Beim letzten großen Hochwasser 1953 standen diese natürlich unter Wasser.



Zuletzt komme ich am (ehemaligen) Fischmarkt vorbei, der heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.

Damit ist der Stadtrundgang beendet und ich setze mich am Plein Montmaertre in ein Café und genieße einen Cappuccino in der nun strahlenden Sonne.

Eine halbe Stunde später bin ich wieder fit für den Aufstieg auf den Sint-Lievens-Monstertoren, den ich heute Vormittag wegen des Nebels ausgelassen habe. Auch wenn es mangels klarer Luft keine gute Fernsicht geben wird, versuche ich mal mein Glück, der Eintritt von EUR 3,00 ist gut verkraftbar und ich bin nun mal nur heute hier. An der Kasse bekomme ich noch ein laminiertes Heftchen (das nach dem Abstieg wieder zurückzugeben ist) in deutscher Sprache über den Turm und das was es von oben zu sehen gibt, dann geht es 279 Stufen (laut Stadtführer, ich habe nicht nachgezählt) nach oben.

Außer einem älteren Ehepaar ist niemand oben und ich genieße ausgiebig die Sonne und den Ausblick. Die roten Dächer der Innenstadt sind schön zu sehen, etwas weiter in die Ferne wird es, wie befürchtet, ziemlich diesig. Immerhin ist die Zeelandbrücke noch zu erkennen.



Jetzt geht es zurück zum Parkplatz, auf dem Weg dahin fotografiere ich bei blauem Himmel noch die Lutherische Kirche mit den zwei weißen Schwänen auf dem Dach, die nach einem Ausspruch des Reformators Jan Hus Martin Luther symbolisieren und die Mühle gleich neben dem Parkplatz.



Es ist inzwischen schon halb vier und ich fahre ca. 20 km in Richtung Westen an den Strand von Westenschouwen bei Burgh-Haamsteede. Von dort hoffe ich einen guten Blick auf den Oosterscheldedam zu haben. Dieser ist Teil des sog. Deltaprogramms, das, nach dem für die Provinz Zeeland verheerenden Hochwasser von 1953 beschlossen wurde, um weitere Hochwasserschäden zu verhindern und gleichzeitig die Verkehrsverbindungen zwischen den Inseln, aus denen Zeeland besteht, zu verbessern. Der Oosterscheldedam ist das größte Bauwerk des Programms und wurde 1986 fertiggestellt. Es handelt sich um ein Sturmflutwehr, das im Normalfall aber geöffnet ist und so den Wasseraustausch weiterhin zulässt. Nur bei höheren Wasserständen können die Tore geschlossen und Überflutungen verhindert werden.

Gleichzeitig bildet der Damm, zusätzlich zur Zeelandbrücke bei Zierikzee, die ich heute vom Kirchturm aus gesehen habe, eine Verbindung zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland. Die Zeelandbrücke ist mit über 5 km Länge die längste Brücke der Niederlande und wurde 1965 eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt war der Oosterscheldedam schon in Planung, man wollte wegen des zunehmenden Verkehrs aber nicht bis zu dessen Fertigstellung warten. Heute ist man froh, dass man beide Verbindungen hat, da der Verkehr natürlich noch stärker geworden ist.

Durch den Ort Burgh-Haamsteede geht es nur sehr langsam vorwärts, da unendlich viele Radfahrer unterwegs sind, die man oft nicht überholen kann. Immerhin kann ich dabei ein bisschen was von den beiden Ortsteilen Burgh und Haamsteede sehen, das scheinen sehr hübsche alte Ortskerne zu sein, durch die sich sicherlich ein Spaziergang lohnen würde. Bis zum Parkplatz am Strand von Westenschouwen brauche ich daher eine halben Stunde.

Ich bezahle am Parkautomaten einen Euro für 1 h 10 min Parkzeit und gehe die hohe Düne hinauf. Anders als in Frankreich bei der Dune de Pilat muss man sich hier nicht durch den tiefen Sand quälen bzw. eine schmale, rutschige, kaum hilfreiche Treppe nehmen  ;D, sondern kann ganz bequem auf eine breiten Holztreppe sowohl hinauf, als auch auf der anderen Seite hinab zum Strand spazieren. (Nein, das würde ich mir bei der Dune de Pilat nicht wünschen, da es den Naturcharakter einschränkt, der aber hier in Zeeland mit den vielen Parkplätzen direkt unterhalb der Dünen die gesamte Küste entlang, sowieso nicht so gegeben ist, wie in der Umgebung der Dune de Pilat - daher passt es hier, in Frankreich wäre es unpassend. )



Kaum zu glauben, aber Ende September ist es hier in Zeeland so warm, dass sich viele Leute in Badebekleidung im Sand sonnen. Darüber will ich mich ja wirklich nicht beschweren, aber das warme, windstille Wetter führt eben auch dazu, dass zum einen das Meer, wie schon gestern, mehr wie ein See aussieht, Wellen sind Fehlanzeige, zum anderen ist die Luft so diesig hier, dass der Oosterscheldedam kaum zu sehen ist. Außerdem ist in Richtung Damm auch noch eine Baustelle, es wird Sand vom Meeresgrund auf den Strand gepumpt, so dass ich auch nicht zu Fuß dem Damm näher komme.



Egal, ein Strandspaziergang ist natürlich trotzdem möglich. Hier sind, anders als am Strand von Renesse, alle paar hundert Meter Reihen von Holzpfählen im Boden versenkt, die den Aufprall des Wassers abmindern sollen und ein schönes Fotomotiv bilden.




Leider macht sich bei mir nach einiger Zeit ein leichtes Kopfweh bemerkbar, so dass ich am Ende der Parkzeit diese nicht verlängere und in einem der Strandpavillons hier etwas trinke und esse, sondern zum Supermarkt in Burgh-Haamsteede fahre.

Nun also Supermarkt Nr. 3 für mich in den Niederlanden, diesmal ist es ein Albert Heijn. Er ist ähnlich groß wie der in Zierikzee und dementsprechend ist das Angebot auch wieder sehr begrenzt. Fürs Abendessen nehme ich ein Gericht für die Mikrowelle mit, außerdem lacht mich ein Apfelkuchen mit Nüssen an.

Nach dem Einkauf fahre ich die wenigen Kilometer zurück in die Ferienwohnung, wo ich gegen 17.30 Uhr ankomme. Aufgrund des Kopfwehs unternehme ich nichts mehr, außer Abendessen, mit Peter telefonieren, ausruhen, fernsehen und lesen. Die Kopfschmerzen verschwinden dann zum Glück am späteren Abend. 

Wetter: neblig (in Zierikzee) bis ca. 14.00 Uhr, dann sonnig, ca. 20 °C



LG Christina

Rainer

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #8 am: 07. Februar 2018, 21:57:55 »
Auch wenn es jetzt vielleicht nichts mehr hilft: was für eine Navi hast Du da im Einsatz?  Vom Symptom her klingt mir das so, als wenn Du (wahrscheinlich unbeabsichtigt) in den Suchoptionen nach dem "kürzesten Weg" suchen läßt, dann passiert nämlich genau so etwas, die Navi nimmt die allerletzten Gurkenstraßen, nur weil sie einen Meter weniger weit sind. Das ist mir auch schon mehrfach in den USA passiert, immer wenn die Navi die absurdesten Straßen nehmen will, dann ist mir wieder mal klar, dass sie falsch eingestellt ist.

Setzt aber voraus, dass die Navi das überhaupt kennt (unsere TomTom kennt das und die alte Falk Navi auch). Normalerweise stelle ich sonst immer auf "schnellste Verbindung" ein und dann fährt sie meistens auch die großen Straßen. Aber auch da kommt es manchmal vor (insbesondere in geschlossenen Ortschaften), dass leider die kleine Gurkenstraße auch noch die schnellste Verbindung ist und dann hilft gar nichts, dann muss man sich fügen, oder eben das Navi ignorieren.

Paula

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #9 am: 08. Februar 2018, 08:50:38 »
Die Orte gefallen mir total gut, in der Gegend möchte ich auch mal wieder Urlaub machen! Woran ich mich überhaupt nicht erinnern kann sind Stühle oder Bänke vor dem Haus, ich glaube in Domburg gibt es das nicht.
Dass die Holländer kein Mineralwasser trinken wundert mich ein bisschen. Bei uns in München kommt das Wasser aus den Bergen und ist wirklich sauber, das trinke ich auch, in Holland würde ich annehmen dass es aufbereitetes Wasser aus Flüssen ist, da würde ich Mineralwasser vorziehen.

Das Theater mit dem Navi ist wirklich nervig. Ich bin mal gespannt wie sich mein Garmin in Jugoslawien bewährt. In Holland sind wir damals vor Ort nur mit dem Fahrrad gefahren, da wären auch die engen Wege passend. Vielleich geht das Navi ja davon aus dass man in Holland mit dem Rad unterwegs ist  ;)
Viele Grüße Paula

Ilona

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #10 am: 08. Februar 2018, 08:58:40 »
Zitat
Jetzt geht es in die Fußgängerzone mit wunderschönen Giebelhäusern

Diese Giebelhäuser wirken wie ein Kulisse und man könnte meinen, in einem Vergnügungspark unterwegs zu sein. Mir gefällt das  :thumb:.

Zitat
Der Supermarkt ist zwar etwas größer als der in Renesse und hat dementsprechend mehr Auswahl, allerdings kein Mineralwasser. Ich hatte schon bei den Vorbereitungen gehört, dass die Niederländer hauptsächlich Leitungswasser trinken und es deshalb keine so große Vielfalt an Mineralwasser gibt, wie in Deutschland (oder Frankreich), aber dass es in einem Supermarkt überhaupt keines gibt, hätte ich nicht gedacht. Ich trinke zuhause auch überwiegend Leitungswasser, aber wie soll man unterwegs daran kommen? Immerhin gibt es dieses Wasser mit Fruchtsaftbeimischung oder Teebeimischung (keine Ahnung wie das offiziell heißt), das man bei uns auch findet, da nehme ich eben davon zwei kleine Flaschen mit, besser als nichts.

Obwohl Leitungswasser gesünder als das Flaschenwasser sein soll, mag ich es einfach nicht  :weissnicht:. Aber wenn du das im Vorfeld schon gewusst hast und mit dem Auto unterwegs warst, warum hast du dann kein MinWa von zu Hause mitgebracht? Ich fahre nur mit mind. zwei Sixpacks mit 1,5 Liter-Flaschen in Urlaub, da ich vor Ort am Abend nicht noch lange nach einem Supermarkt suchen möchte und unterwegs viel Wasser trinke.

Ansonsten hast du an dem Tag viel gesehen  :beifall:. Ich bin bisher nur einmal, auf dem Weg zur Fähre, durch die Niederlande gefahren. Aber da blieb keine Zeit für Sightseeing.

Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Rainer

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #11 am: 08. Februar 2018, 10:14:31 »
Das mit dem Mineralwasser wundert mich ein wenig, bei uns gibt es in jedem Laden das SPA Mineralwasser in Plastikflaschen. Rote Schrift für stark blubbernd, grüne Schrift für leicht blubbernd. Hat in Groede selbst der kleine Lebensmittelladen Iwaarden. Und die Supermärkte in Breskens und Oostburg sowieso (Jumbo, Plus, Albert Heyn).

Susan

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #12 am: 08. Februar 2018, 11:51:11 »
Schöne Eindrücke aus Zeeland - da bekommen wir wieder Richtung Lust auf eine Tour

Das ist ja eine blöde Geschichte mit dem Fuß; hoffentlich hattest du von Lissabon noch etwas. Gute Besserung!
Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #13 am: 08. Februar 2018, 17:51:05 »
Auch wenn es jetzt vielleicht nichts mehr hilft: was für eine Navi hast Du da im Einsatz?  Vom Symptom her klingt mir das so, als wenn Du (wahrscheinlich unbeabsichtigt) in den Suchoptionen nach dem "kürzesten Weg" suchen läßt, dann passiert nämlich genau so etwas, die Navi nimmt die allerletzten Gurkenstraßen, nur weil sie einen Meter weniger weit sind. Das ist mir auch schon mehrfach in den USA passiert, immer wenn die Navi die absurdesten Straßen nehmen will, dann ist mir wieder mal klar, dass sie falsch eingestellt ist.

Setzt aber voraus, dass die Navi das überhaupt kennt (unsere TomTom kennt das und die alte Falk Navi auch). Normalerweise stelle ich sonst immer auf "schnellste Verbindung" ein und dann fährt sie meistens auch die großen Straßen. Aber auch da kommt es manchmal vor (insbesondere in geschlossenen Ortschaften), dass leider die kleine Gurkenstraße auch noch die schnellste Verbindung ist und dann hilft gar nichts, dann muss man sich fügen, oder eben das Navi ignorieren.

Ich habe ein älteres Garmin, den Wechsel zwischen schnellste Verbindung und kürzeste Verbindung haben wir schon öfters gemacht, ohne Verbesserung. Na ja, so schlimm es ja an sich nicht, man muss nur drandenken und nicht einfach dem Navi folgen, aber zwischen den Urlauben liegt immer soooo viel Zeit, da braucht es immer erst eine Fahrt auf der Nebenstrecke, dann denkt man wieder daran (in Deutschland gibt es das Problem nicht, da diese Feldwege immer für den Autoverkehr verboten sind und das Navi das auch weiß.)

Das mit dem Mineralwasser wundert mich ein wenig, bei uns gibt es in jedem Laden das SPA Mineralwasser in Plastikflaschen. Rote Schrift für stark blubbernd, grüne Schrift für leicht blubbernd. Hat in Groede selbst der kleine Lebensmittelladen Iwaarden. Und die Supermärkte in Breskens und Oostburg sowieso (Jumbo, Plus, Albert Heyn).

Das war auch der einzige Laden, in dem es das SPA nicht gab, das wußte ich schon mit rot und grün (oder war es blau?) und das gab es auch immer im Restaurant.

Aber wenn du das im Vorfeld schon gewusst hast und mit dem Auto unterwegs warst, warum hast du dann kein MinWa von zu Hause mitgebracht? Ich fahre nur mit mind. zwei Sixpacks mit 1,5 Liter-Flaschen in Urlaub, da ich vor Ort am Abend nicht noch lange nach einem Supermarkt suchen möchte und unterwegs viel Wasser trinke.


Im Auto hatte ich genügend Wasser dabei, aber ich war ja mitten in der Stadt auf meiner Sightseeing Route, da wollte ich nicht den ganzen Weg zum Auto und wieder zurück gehen.


Das ist ja eine blöde Geschichte mit dem Fuß; hoffentlich hattest du von Lissabon noch etwas. Gute Besserung!
Danke, Lissabon war trotzdem toll, allerdings ist es wohl unter allen möglichen europäischen Großstädten die schlechteste Wahl, wenn man Gehprobleme hat, praktisch alles ist uneben gepflastert mit vielen Löchern und bei den U-Bahnen gibt es fast nie Rolltreppen oder Aufzüge.



LG Christina

Christina

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Re: 5 Tage Zeeland im Herbst 2017
« Antwort #14 am: 09. Februar 2018, 18:03:35 »
3. Tag – Mittwoch, 27.09. (Oosterscheldedam, Middelburg, Domburg)

Wie gestern stehe ich um 7 Uhr auf, frühstücke gegen 8 Uhr und plane dabei meinen Tag im Detail. Ebenfalls wie gestern hat es auch heute Morgen Nebel, so dass ich erst gegen 9.20 Uhr zu meinem ersten Ziel, dem Oosterscheldedam starte.

Es sind nur wenige Kilometer bis zum Damm. Mit dem Auto kann man nur auf der ungefähr in der Mitte des Damms liegenden künstlichen Arbeitsinsel Neeltje Jans halten bzw. parken. Man kann den Damm aber auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad überqueren, dafür gibt es einen von der Autofahrbahn abgetrennten Weg am äußeren Rand des Damms und von dort kann man die technische Konstruktion, insbesondere die Betonpfeiler, aus der Nähe betrachten.

Auf Neeltje Jans gibt es einen Vergnügungspark, der auch die Möglichkeit bietet, einiges über die Funktionsweise des Damms zu erfahren. Letzteres hätte ich mir sehr gerne angeschaut, der Ticketpreis von über 20 EUR plus ca. 7 EUR parken ist mir aber doch zu viel, da ich den größeren Teil, nämlich den Vergnügungspark, gar nicht anschauen würde. Schade, dass es das nicht mit getrennten Tickets gibt.

Ich spaziere stattdessen vom kostenlosen Parkplatz etwas am Wasser entlang und kann dabei auf den Damm und auf den Strand von Westenschouwen, wo ich gestern Nachmittag war, schauen. Der Nebel hat sich zwar zum Glück verzogen, es ist aber, wie gestern Nachmittag sehr diesig und die Sicht daher sehr eingeschränkt.




Dann fahre ich weiter über das Sturmflutwehr, das insgesamt 9 km lang ist und auf der Insel Noord-Beveland endet. Nach wenigen Kilometern bin ich dann schon wieder auf einem Damm, diesmal einem aufgeschütteten, der Noord-Beveland mit der Insel Walcheren verbindet. Auf Walcheren möchte ich mir als erstes die Hauptstadt von Zeeland, Middelburg anschauen. Middelburg hat ca. 48.000 Einwohner und ist damit deutlich größer als Zierikzee. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Bomben stark beschädigt, die Altstadt aber zum Glück danach weitgehend „originalgetreu“ wieder aufgebaut.

Mit Hilfe des Navis finde ich problemlos den von mir vorab ausgesuchten kostenlosen Parkplatz, etwas außerhalb des Zentrums. Von hier gehe ich ca. 10 min bis zur Fußgängerzone. Der Weg führt am Binnenhaven vorbei mit vielen wunderschönen niederländischen Giebelhäusern. Diese werde ich mir auf dem Rückweg noch genauer ansehen.



In der Fußgängerzone komme ich an einem Käsegeschäft vorbei, vor dem, ähnlich wie gestern in Zierikzee die Käselaibe gestapelt sind. Hier gibt es auch kleinere Laibe in verschiedenen Sorten, z.B. mit Brennnessel oder Kümmel. Das wäre eigentlich ein perfektes Mitbringsel für Peter, aber der Käse wäre ja bis heute abend ungekühlt und am Tage der Rückfahrt den ganzen Tag.
Aufgrund dieser Überlegungen kaufe ich keinen Käse. Zuhause fällt mir dann auf bzw. ein, dass die Käselaibe im Käsegeschäft gar nicht gekühlt sind. Vielleicht ist das, solange der Laib nicht angeschnitten ist, nicht nötig. Na ja, zu spät, aber vor einem eventuellen zweiten Urlaub dort, werde ich mich informieren.



Nur wenige Gehminuten von hier stoße ich auf eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt, die Abtei Unsere Liebe Frau, ein großer Gebäudekomplex mit unter anderem zwei Kirchen, einem Kreuzgang und dem Abteiturm Lange Jan. Außerdem befinden sich in den Gebäuden heute das Zeeuws Museum und die Provinzverwaltung.

Auf den Aufstieg auf den Turm verzichte ich nach der gestrigen Erfahrung. Heute ist es zwar sonnig, von klarer Luft kann aber nicht die Rede sein. Die beiden Kirchen und den Kreuzgang besichtige ich aber. Und ich bin begeistert. Durch die Kirchenfenster scheint die Sonne und sie erscheinen hell, freundlich, fast schon gemütlich. In einer der Kirchen ist eine Ausstellung mit schönen Wandteppichen zu sehen, die mir gut gefallen. Auch der Kreuzgang mit kleinem Garten ist sehenswert und ich genieße eine ganze Zeit lang auf einer Bank dort die Ruhe. Nur kurz muss ich den Garten mit einem Ehepaar teilen, nachdem ich ein Foto von den beiden mit ihrem Smartphone gemacht habe, gehen sie auch schon wieder.







Von der Abtei gehe ich zum Markt mit dem wunderschönen Stadhuis, ursprünglich aus dem 15. Jh. (aber wie schon geschrieben, im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach wieder aufgebaut).


In der Touristeninfo, die sich ebenfalls am Markt befindet, stöbere ich ein wenig im Andenkenshop, finde aber nichts, nutze die Toilette (EUR 0,50) und nehme mir einen kostenlosen Stadtplan mit.

Dann spaziere ich durch die Fußgängerzone mit hübschen Giebelhäusern, die allerdings nicht ganz so „schnuckelig“ ist, wie die von Zierikzee.


In einem Geschäft mit Produkten aus Zeeland kaufe ich ein paar Mini-Holzschuhe mit dem Wappen von Zeeland fürs Regal zu Hause. Am Ende der Fußgängerzone gehe ich ein Weilchen an der Gracht entlang, die die Stadt u-förmig umschließt. Hier steht auch der Kloveniersdoelen, das ehemalige Vereinsgebäude der Schützengilde aus dem 17. Jh.



Inzwischen ist es Mittag und ich gehe zurück in die Fußgängerzone zum Mittagessen. Heute habe ich Lust auf etwas Herzhaftes und ich entscheide mich für einen Burger (mit Chips als Beilage, wie man es ja auch oft zum Lunch in den USA bekommt) im „De Vliegenier“, den ich heute auf der sonnigen Terrasse essen kann. Zusammen mit einem Mineralwasser bezahle ich EUR 12,50 und gehe dann nochmal zurück zum Abteigebäude, um mir den Innenhof anzusehen, wo auch der Eingang zum Zeeuws Museum ist. Gerne würde ich mir das anschauen, aber dafür müsste ich auf den Nachmittagsausflug an den Strand verzichten bzw. diesen kürzen, was ich bei dem schönen Wetter definitiv nicht möchte.






Wenn man genug Zeit hat, kann man hier in Middelburg, aber auch im kleineren Zierikzee, mit Stadtbesichtigung, Museumsbesuch(en), im einen oder anderen Laden stöbern, Essen und Kaffeetrinken, jeweils einen kompletten Tag verbringen. Auch verschiedene Bootsfahrten und Spaziergänge in den Außenbezirken der beiden Städte bieten sich an.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz gehe ich durch idyllische alte Wohnstraßen bis ich wieder am Binnenhaven bin.




Diesen überquere ich und schaue mir die Häuser auf dieser Seite an. Und ich bin absolut begeistert. Wunderschöne alte Giebelhäuser, jedes etwas anders gestaltet, dazu noch der Blick auf den Kanal mit seinen Booten – herrlich. Ich verweile recht lange hier und nun gefällt mir Middelburg genauso gut wie Zierikzee, das mir bis zu diesem Punkt aufgrund der schönen Fußgängerzone besser gefallen hatte.









Gegen halb zwei Uhr reiße ich mich endgültig los, gehe den restlichen Weg zurück zum Auto und fahre ca. 15 km nach Domburg. Auch dort entdecke ich gleich am Ortseingang den vorab ausgesuchten kostenlosen Parkplatz, der schon gut gefüllt ist. Es gibt aber noch einige freie Plätze, vor allem, wenn man wie ich mit einem Kleinwagen unterwegs ist. Das fällt mir allgemein hier in Zeeland auf, dass sehr viele Holländer einen Kleinwagen fahren und dass Straßen und Parkplätze oft recht schmal sind.

Ich nutze noch die Toilette am Parkplatz (EUR 0,50) und gehe dann ein paar hundert Meter bis ins kleine Zentrum von Domburg. Das ist ein recht netter Ort, der ein bisschen „auf schick macht“ mit teuren Boutiquen und Hotels, aber nicht übertrieben. Das tolle am Ort ist aber, dass das Zentrum direkt hinter den Dünen liegt. Oft sind die Ortschaften, wie zum Beispiel Renesse oder Burgh Haamstede, einige Kilometer im Hinterland und der Weg zum Strand zieht sich.

Ich hole mir in einer Eisdiele ein typisch holländisches Softeis in der Tüte (EUR 3,00) und spaziere eisschleckend die Dünen hinauf. Von oben kann man nicht nur auf der anderen Seite zum Strand hinunter gehen, sondern es gibt einen Weg auf dem Dünenkamm parallel zum Strand entlang. Das gefällt mir richtig gut, zum einen hat man einen tollen Blick in alle Richtungen, zum anderen kann man bei einem Spaziergang die eine Richtung am Strand entlang gehen und den Rückweg oben auf den Dünen oder andersherum. Der Dünenweg ist auf beiden Seiten mit Sanddornbüschen bewachsen.





Ich gehe ein Stückchen in Richtung Westen auf dem Dünenweg bis zum nächsten Aussichtspunkt, dabei komme ich an einem der stilvollen Gebäude aus dem 19. Jh. vorbei, der Villa Carmen Sylva. Domburg war schon zu Zeiten der Römer ein Badeort und wurde 1834 der erste offizielle Badeort der Niederlande. Anfang des 19. Jh. war es auch unter Promis beliebt, z.B. machte die österreichische Kaiserin Sissi hier Urlaub oder die rumänische Königin Elisabeth zu Wied, deren Pseudonym Carmen Sylva war.


Nicht weit entfernt steht der große, erst kürzlich renovierte Badpavillon aus derselben Zeit, der aber schwierig zu fotografieren ist, mal sehen, ob ich noch an einer besseren Stelle dafür vorbeikomme.

Dann gehe ich wieder zurück und zum Strand hinunter, heute ist es so warm, dass tatsächlich einige Leute im Meer baden. Dass dies Ende September an der holländischen Nordseeküste möglich ist, hätte ich nun gar nicht gedacht und habe deshalb kein Badezeug mitgenommen.

Aber auch ohne zu Baden macht der Strandspaziergang Spaß. Auch heute ist das Meer allerdings sehr ruhig, immerhin kann man ein paar kleinere Wellen erahnen.






Ich gehe einige Zeit am Wasser entlang in Richtung Osten und wechsle dann auf den Dünenweg. Von hier zweigt bald ein Weg ins Landesinnere ab, der durch ein kleines Waldstück aus Dünen-Eichenwäldern (eine europaweite Besonderheit, dass der Wald so nahe an der Küste wächst) bis zum mittelalterlichen Schloß Westhove führt, dass schön in einem Park gelegen ist. Das Schloß gehörte ursprünglich zur Abtei von Middelburg, womit sich der Kreis zu meiner Besichtigung genau dieser Abtei heute vormittag schließt. Im Schloß ist heute ein Hostel untergebracht und ein Café. Nicht weit vom Schloß entfernt liegt dessen ehemalige Orangerie, in dem heute ein Museum über die Natur und Landschaft Zeelands untergebracht ist, sowie ein Museumsshop und ein Café.




Ich gehe durch den Park und das Wäldchen wieder zurück zum Dünenweg und mache mich auf den Rückweg nach Domburg. Leider hat sich der Himmel inzwischen zugezogen, es ist aber immer noch warm.


Am Ortseingang entdecke ich noch einen Punkt von dem aus sich der Badpavillion gut fotografieren lässt,


dann packe ich die Kamera ein und kaufe in einem Fischgeschäft im Ort eine Portion Kibbeling (ohne Pommes, EUR 5,00), die ich auf einer Bank draußen esse. Sehr lecker, sogar besser als der Kibbeling in Renesse, da die Fischteile weniger paniert sind und man dadurch den Fisch intensiver schmeckt.

Gegen 17.00 Uhr fahre ich zurück in die Ferienwohnung, wo ich eine halbe Stunde später ankomme. Bei schönem Fotolicht hätte ich nochmal am Oosterscheldedam angehalten oder wäre zum Sonnenuntergang an den Strand von Renesse gefahren, das erübrigt sich aber aufgrund der Bewölkung und ich verbringe einen gemütlichen Abend in der Ferienwohnung.

Wetter: sonnig, leichter Nebel, ab ca. 15.30 Uhr bewölkt, ca. 23 °C



LG Christina