Silke, das geht mir/uns mit meinem Vater genauso (in BaWü). Er war noch im Krankenhaus nach seinem Schlaganfall, dann war ab ca. Mitte März Besuchsverbot. Er kam dann, ohne jegliche Begleitung durch einen Angehörigen ins Pflegeheim, das wir nur aufgrund von Bildern auf der Homepage ausgesucht haben, da auch dort jegliches Besuchsverbot. Seit ein paar Wochen darf eine Person, das ist dann selbstverständlich meine Mutter, ihn einmal in der Woche für eine halbe Stunde besuchen, wobei von der halben Stunde noch die Zeit abgeht, die man braucht, die komplette Schutzkleidung anzulegen. Und alle paar Wochen fällt der wöchentliche Besuch aus, da dann alle Bewohner und Angestellten auf Corona getestet werden und in der Zeit niemand zu Besuch kommen kann.
Von uns sind derzeit einige Verwandte/Bekannte in Pflegeheimen (alles Ba-Wü) untergebracht. So streng wird das aber hier nicht gehandhabt.
In einem Fall darf die Oma mit dem Rollstuhl vor die Türe zu ihren Enkeln gefahren werden. Natürlich halten die den Abstand ein. Es gibt keine Plexiglastrennwände draußen.
Meine Schwester darf einmal die Woche eine alten Dame im Heim besuchen, mit der sie weder verwandt noch verschwägert ist. Die Tochter der alten Dame besteht sogar darauf, weil sich meine Schwester schon vorher um die Frau kümmerte, als sie noch zu Hause lebte.
Mein Schwager wurde letzte Woche mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert. Da durfte ihn nur meine Schwester eine Stunde pro Tag auf der Intensivstation besuchen und das Reglement finde ich gut.
Natürlich ist das schlimm und schrecklich, aber noch viel schlimmer wäre doch, wenn durch einen Besucher das Virus in so ein Alten- oder Pflegeheim getragen wird und einmal dort, praktisch nicht mehr aufzuhalten ist, d.h. sehr viele Bewohner würden dann sterben.
Wieso sollten nur Besucher die Spreader sein? Bei uns in der Stadt brach das Virus im Pflegeheim aus, weil es ein Pfleger aus Italien mitbrachte. Er war zu Besuch bei seinen Eltern in der Nähe von Mailand.
Acht Bewohner, vier Mitarbeiter und fünf Personen der Tagespflege steckte er an. Ein Mitarbeiter und drei Heimbewohner kamen in die Klinik, alle anderen in häusliche Quarantäne. Eine 80jährige Seniorin mit einer schweren Grunderkrankung starb, alle anderen sind wieder wohlauf.
Die Verläufe sind/waren alle nicht so heftig wie anfangs prophezeit. Ein Neffe von uns ist Krankenpfleger und er betreute u. a. die an Corona Erkrankten auf Station. Es waren nur DREI in einem großen Krankenhaus und keiner davon musste beatmet werden. Seine Freundin arbeitet in einem anderen Krankenhaus und dort verstarb auch keiner an Covid-19.
Klar, sollte man bei Risikopatienten vorsichtig sein, doch die Letalitätsrate ist viel geringer, als dies anfangs prognostiziert wurde.
Viel wichtiger ist, das Immunsystem der alten Leute zu stärken und das geht in erster Linie über die Psyche. Das Allein- und Abgeschobensein trägt nicht dazu bei.