12. Tag – Dienstag, 29.09.
Um 7.30 Uhr gehe ich zum Bäcker, um zwei belegte Brötchen als Proviant für heute Mittag zu kaufen. Eine Viertelstunde später starte ich dann in Richtung Großparkplatz Hagen beim Nationalpark Jasmund. Ich hatte mir ja letzte Woche vorgenommen bei passendem Wetter mir noch ein zweites Mal die schöne Kreideküste anzuschauen und mir dabei auch den Anblick auf den Königsstuhl ohne Menschenmassen durch frühe Ankunft vor Ort möglich zu machen. Das habe ich nun heute vor. Von Sellin nach Hagen sind es eigentlich 35 km, 40 Minuten, durch die Umleitung über Putbus und Bergen ist es natürlich deutlich weiter, trotz wenig Verkehr komme ich erst gegen 8.50 Uhr am Parkplatz an. Noch ist kein anderes Auto da, auf dem an den Parkplatz angrenzenden Campingplatz stehen aber einige Wohnmobile. Zu Fuß sind es laut Beschilderung 35 Minuten zum Königstuhl von hier, würde ich sicherlich in 30 Minuten schaffen, um 9.10 Uhr fährt aber der erste Shuttlebus, da spare ich mir die Wegstrecke, es gibt noch genug zu wandern heute.
Der Bus hat etwas Verspätung, ich bin der einzige Fahrgast. Für die paar Minuten Fahrt zahle ich EUR 1,70. Von der Haltestelle sind es nur ein paar Minuten Fußpfad bis zu den Aussichtsplattformen der Victoriasicht. Und wie ich gehofft hatte – kein Vergleich zu den Menschenmassen letzte Woche um die Mittagszeit, nur ein paar einzelne Besucher sind auf den Plattformen und jeder lässt dem anderen genug Zeit zu fotografieren und die Aussicht zu genießen. Und diese ist wunderschön, noch schöner finde ich aber den mir bereits bekannten Blick auf die Kreideküste vom Kollicker Ort und Kieler Ufer und dorthin wandere ich nun nochmal.
Wie schon letzte Woche macht mir die Waldwanderung richtig viel Spaß und heute lasse ich mir Zeit, die An- und Ausblicke ausgiebig zu genießen.
Ich steige nochmal zum Kieler Ufer hinunter, setzte mich in die Sonne, spaziere ein wenig in beide Richtungen, suche nach interessanten Feuersteinen, fotografiere, höre den plätschernden Wellen zu – ach, ist das wieder schön und friedlich hier.
Dann gehe ich wieder zurück zum Königsstuhl. Eigentlich wollte ich direkt zum Parkplatz und zum nächsten Programmpunkt weiterfahren, es ist aber so schön durch den Wald zu wandern und die Aussicht von der Terrasse des Café «Niedlich» lockt mich, daher werfe ich meinen Plan über den Haufen und verlängere die Wanderung bis nach Lohme. Letzte Woche bin ich bis Lohme auf dem Hochuferweg geblieben, heute wandere ich oberhalb davon. Ich komme an einem kleinen Moorsee vorbei und an toll geformten Bäumen bzw. Ästen.
Nach einiger Zeit verlässt der Weg den Wald und führt an Schloss Ranzow, das heute ein Restaurant und Hotel mit angrenzendem Golfplatz beherbergt, vorbei. Es ist Mittagszeit, aber leider öffnet ausgerechnet dienstags das Schlossrestaurant erst am Nachmittag. Aber es gibt ja genug Bänke am Weg, auf einer davon esse ich meine belegten Brötchen.
Dann führt der Weg bergab in den Ort Lohme hinein. Ich spaziere hinunter zum netten kleinen Hafen, für den ich mir heute auch mehr Zeit nehme als letzte Woche und kehre dann gegen 13.30 Uhr im Café «Niedlich» ein. Aussicht, Milchkaffee und Apfelkuchen sind wieder wunderbar.
Nach der Pause mache ich mich auf den Rückweg durch den Wald zum Parkplatz. Um 15.03 Uhr zahle ich nach 6 h 18 min EUR 6 fürs Parken. Meine Weiterfahrt geht in den Westen der Halbinsel Jasmund über schmale und kurvige Sträßchen zum Schloss Spyker.
Wie die rote Farbe des hübschen Schlosses vermuten lässt, wurde es zwar nicht von einem Schweden erbaut, ein schwedischer Generalfeldmarschall erhielt das Gebäude und die Ländereien aber nach dem 30-jährigen Krieg - Rügen war Teil des schwedischen Reichs geworden - und renovierte es im Stil seiner Heimat.
Heute ist im Schloss ein Hotel und Restaurant untergebracht, sehr beliebt für Hochzeiten. Ich spaziere durch den Park und schaue mir das Gebäude von allen Seiten an, die Terrasse wäre durchaus ein netter Platz für eine Kaffeepause, aber die habe ich ja schon in Lohme gemacht.
Ich fahre daher weiter nach Süden zum Ort Lietzow am südwestlichen Ende der Halbinsel Jasmund. 1868 wurde hier ein Damm gebaut, der bis heute den Großen und Kleinen Jasmunder Bodden trennt und eine direkte Verbindung zwischen Bergen und Sassnitz schuf. Ich parke am Ortsrand (kostenlos) und spaziere am Bodden entlang in Richtung bewaldetes Hochufer. Ein richtig idyllisches Fleckchen ist das hier, mit kleineren und größeren Sandbuchten und einem Blick auf Schloss Nr. 3 heute, das Lietzower Schloss (in Privatbesitz).
An einer der Buchten gibt es ein Ausflugslokal mit einer großen Terrasse mit herrlichem Blick über den Bodden. Nur der Kiosk ist geöffnet und ich würde mir gerne ein Eis kaufen. Die Eistruhe ist aber praktisch leer und als ich frage, ob es noch mehr Eis gibt, meint die Verkäuferin dass das alles wäre und sie mir davon abrät es zu kaufen, das wäre schon sehr alt. Obwohl nicht sehr vertrauenserweckend bestelle ich mir statt Eis eine Portion Pommes, da ich nun doch etwas Hunger habe. Die Pommes sind aber alles andere als knusprig und Ketchup und Mayo gibt es - in Coronazeiten! – aus zwei großen Flaschen für alle, Mundschutz trägt die Verkäuferin natürlich auch keinen (und es gibt keine Scheibe vor ihrem Kiosk). Na ja, ich hab’s überlebt.
Eigentlich war geplant in den an die Buchten angrenzenden Wald zu spazieren und dort eine Schlossruine und einen Krüppelbuchenhain anzuschauen. Das wären aber hin- und zurück 4 km, dafür bin ich jetzt irgendwie zu müde – das hätte ohne die spontane Verlängerung der Wanderung an der Kreideküste bis nach Lohme gut geklappt, nun verzichte ich halt darauf.
Gemütlich gehe ich zurück zum Auto und fahre über den Damm nach Bergen und weiter nach Sellin, wo ich gegen 17.30 Uhr in der Ferienwohnung ankomme.
Wetter: sonnig, ca. 17 °C
Wanderung: vom Königsstuhl zum Kieler Ufer und zurück, dann weiter bis Lohme und von Lohme zum Parkplatz Hagen, ca. 15 km (lt. Google Maps)