4. Tag, 16. Mai 2014 – Ancient Bristlecones, Las Vegas
Das Bett im ABVI ist eine Katastrophe. Die Kissen sind viel zu klein, das Bett ist durchgelegen und wir schlafen entsprechend schlecht. Um 3:45 Uhr ist die Nacht vorbei und um 5 Uhr können wir nicht mehr in dieser Frechheit, die sich Bett schimpft, liegen.
Unter der Dusche war es aber auch nicht viel besser. Wenn ich gewusst hätte, dass das warme Wasser nur für etwa 10 Minuten reicht, hätte ich die Dusche etwas kürzer gehalten. Tja, so ist es für Martin leider schlecht gelaufen.
Aber danach ist er wenigstens wach.
Was ich insbesondere an kalifornischen Hotels und Motels komisch finde: es dauert teilweise quälend lange, bis überhaupt mal lauwarmes Wasser aus dem Hahn kommt. Eigentlich sollte man doch in einem Staat, der Wasser sparen muss, dafür sorgen, dass sie Leute möglichst kurz duschen. Aber wie soll das gehen, wenn man erst mal minutenlang auf warmes Wasser warten muss? Kalt duschen geht echt gar nicht.
Gegen kurz nach 6 Uhr fahren wir los zum Frühstücken ins Village Café, das wir uns aufgrund der guten Bewertungen bei Tripadvisor ausgesucht hatten. Leider hat es wegen Krankheit geschlossen. Dann statten wir Erick Schat's Bakkerÿ (sic!) einen Besuch ab, aber der Laden ist mir gleich unsympatisch, weil fotografieren hier schon an der Eingangstür verboten wird. Zum Frühstücken gibt’s hier für uns auch nichts, aber wir nehmen uns einen Donut und ein gefülltes Teilchen für später mit. Letztlich landen wir dann bei Denny’s, den wir zwar eigentlich nicht so mögen, aber Frühstück können sie einigermaßen gut. Wir teilen uns ein Breakfast Sandwich und Eggs in a Basket (Cheddar-Brot gefüllt mit Ei).
Vollgefuttert machen wir uns um halb acht endlich auf den Weg Richtung Big Pine und dann Richtung Ancient Bristlecones. Schon der Weg ist sehr schön und links und rechts der Straße sind jede Menge Wildblumen zu sehen.
Wir sind weit und breit das einzige Auto und die Strecke macht echt Laune beim Fahren. Überall Dips und Kurven, sodass das Frühstück im Magen noch mal ordentlich durchgewirbelt wird.
Als wir eine Stunde später bei den Bristlecones ankommen, sind nur 2 Autos dort. Als wir aussteigen, war mir gleich klar, dass ich ein Sauerstoffgerät brauche. Wir sind auf 3000 Metern Höhe und das vertragen wir beide nicht so richtig gut. Wir schleppen uns keuchend auf den Discovery Trail, wo uns gleich ein Murmler begrüßt.
Die Bristlecones gefallen uns richtig gut. Kaum vorstellbar, dass manche bis zu 4800 Jahre alt sein sollen und sogar noch leben. Ich dachte bisher immer, dass die meisten Bäume schon tot sind, aber hier oben aufgrund der Witterung nicht verrotten.
Zum Glück stehen am Trail jede Menge Banken, da kann man kurz so tun, als würde man nur die Aussicht genießen wollen. In Wirklichkeit muss man seinen Puls irgendwie normalisieren.
Als wir ankamen, war der Weg zum Patriarch Grove noch gesperrt, als wir fuhren, war das Schild verschwunden. Wir überlegten kurz, ob wir noch dort hochfahren wollen, aber die 12 Meilen waren uns dann doch zu lang und so machten wir uns auf den Weg nach Vegas.
Wir spielen Miss Daisy und ihr Chauffeur und ich nehme den Platz in der First Class auf der Rückbank ein. Praktischerweise kann man die Rückbank nach hinten klappen, sodass ich richtig schön liegen kann. Kurz darauf penne ich ein … Sauerstoffmangel schlaucht.
In Beatty legen wir eine Pause ein und tanken. Als wir im letzten November hier waren, war es tierisch kalt und der Wind pfiff uns um die Ohren.
In Las Vegas gingen wir bei Target eine Runde shoppen, bevor wir zu unserem Hilton Flamingo fahren. Eigentlich halten wir uns mittlerweile vom Strip weiträumig fern, aber wir treffen ja meine Familie hier und die habe ich im Flamingo einquartiert. Deren Zimmer habe ich für etwa 90 € reserviert (Wochenende halt …) und als ich uns dort auch ein Zimmer reservieren wollte, sollte es schon 150 € kosten. Das ist mir für das Flamingo definitiv zu viel, aber das Hilton war eine super Alternative. Wir sind auf eine Suite upgegradet worden und wir sind begeistert von unserem Zimmer! Vom Hotelflur aus können wir sogar direkt in die Kapseln des High Rollers sehen.
Der Clou am Kühlschrank war, dass er Eiswürfel machen konnte. Wenn man das Ding eingeschaltet hat, hörte man mehrere Minuten lang „klack, klack, klack“.
Leider reichte unsere Geduld nicht aus, damit die Kühlbox zu befüllen, aber lustig war es schon.
Der Bett-Elefant begrüßte uns …
Und ein Jacuzzi geht immer!
Das Beste war aber: wir hatten eine Waschmaschine und einen Trockner in der Suite! Das kam wie gerufen und daran könnte ich mich glatt gewöhnen.
Im Hotel war es total ruhig. Obwohl Wochenende war, waren hier kaum Gäste. Obwohl es nur wenige Meter bis zum Strip sind, war hier vom Halligalli nichts zu spüren. Theoretisch kann man den Pool des Flamingo Hotels mitbenutzen, aber als wir gesehen haben, was da los war, haben wir den Plan schnell verworfen. Das Hilton hat auch einen eigenen Pool, den wir morgens zwei Mal genutzt haben.
Wir schmeißen die Wäsche an und gehen dann rüber ins Flamingo, wo wir meine Eltern, Tante und Onkel in der Lobby treffen. Die vier sind jetzt seit guten 2 Wochen zum ersten Mal in den USA unterwegs und da ich meine Tante und meinen Onkel, die seit den 60er Jahren in Australien leben, nicht oft sehe, haben wir viel zu bequatschen.
Zum Essen gehen wir zu Cheesecake Factory rüber zu den Caesar Shops. Das Restaurant ist ganz oben in der hintersten Ecke der Mall, was zu viel Gequengel führt. „Wie weit ist es denn noch?“, „Seid ihr sicher, dass das hier ist?“, „Mein Gott, ist das alles riesig hier!“, „Ich kann nicht so schnell laufen mit diesen Schuhen!“, „Müssen wir den ganzen Weg auch wieder zurück???“. Ja, so geht das die ganze Zeit. Ich bin jetzt schon froh, dass wir nicht gemeinsam reisen.
Bei der Cheesecake Factory müssen wir 15 Minuten auf einen Tisch warten, was natürlich auch zu ungläubigen Blicken führt. Meine Familie ist eher von der Sorte, die einfach durchmarschiert, sich von nichts und niemandem aufhalten lässt und sich einfach an einen freien Tisch setzt. Was sie dann auch später in der Cheesecake Factory in San Francisco gemacht haben und prompt wieder verjagt wurden.
Ich nehme den Mac & Cheese Burger, der unglaublich lecker ist, und Martin nimmt sein Lieblingsgericht Louisiana Chicken Pasta.
Auch die Verwandtschaft ist vom Essen begeistert, obwohl sich mein Onkel vorher beim Kellner ausgekotzt hatte, weil seiner Meinung nach das Essen in den USA ja noch viiiiiieeeel schlechter ist, als in Australien. Gott sei Dank war er aus Kanada und nahm es mit Humor.
Aber noch hatten wir den Abend nicht überstanden, denn es ging ja noch auf den High Roller. Die Tickets hatten wir erst für 22 Uhr reserviert, also verdrückten wir den mitgenommenen Cheesecake in unserer Suite. Wir hatten ja Platz genug. Die Bagage war begeistert! Und ein wenig neidisch. Das Zimmer im Flamingo fanden zumindest mein Onkel und meine Tante total schlecht. Überhaupt ließen sie kein gutes Haar am Flamingo („Dieser ganze Krach!“, „So viele Betrunkene!“, „Ist das normal hier?“), meinen Eltern gefiel es hingegen ganz gut.
Danach ging es dann zum High Roller, dessen Eingang direkt um die Ecke war. Eigentlich wollten wir ja nicht so gerne hier drauf, weil ich keine Lust darauf hatte, mit bis zu 39 weiteren Menschen hier eingequetscht zu werden, aber die Sorge war nicht berechtigt, denn obwohl Freitagabend war, war hier tote Hose.
Wir gingen überall direkt durch und bestiegen die Kapsel. Sieht schon fesch aus! Die Fahrt dauerte 30 Minuten und man wird mit dröhnend lauter Musik beschallt.
Die Aussicht ist schon gut, aber ich finde, nicht ganz ideal. Und zum Fotografieren ist es sowieso nicht ideal, denn ein Stativ darf man nicht mitnehmen und die Beleuchtung der Kapseln reflektiert schon recht stark in der Scheibe.
Meiner Familie gefiel es sehr gut und mein Onkel kaufte sogar eins von diesen Bildern, die dort am Anfang von allen Gästen vor einer Blauen Wand gemacht wurde. Wir lassen uns vor diesen Dingern immer nur fotografieren, um nicht blöd rumdiskutieren zu müssen, und ich habe mich schon immer gefragt, wer diesen überteuerten Quatsch eigentlich kauft. Jetzt habe ich endlich eine Antwort.
Aber wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht ganz so dämlich gegrinst.
Wir verabreden uns für den nächsten Abend. Morgen wollen wir uns endlich einen kleinen Traum erfüllen und zu Little Finland fahren. Das haben wir schon länger auf der Liste und es hat bisher leider nie geklappt. Meine Familie interessiert das verständlicherweise nicht so sehr und sie wollen sich lieber Las Vegas ansehen.
Infos:Unterkunft – Hilton Grand Vacation Suites at the Flamingo, 115 €, gebucht über Hotel Website
Gefahrene Meilen: 290
Wetter: zwischen 15 (Ancient Bristlecones) und 40 (Las Vegas) Grad C, leicht bedeckt