Autor Thema: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten  (Gelesen 94659 mal)

Rainer

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #30 am: 15. April 2015, 12:35:30 »
Ich beschließe, dass eine leere Dreierreihe am Fenster meine ist, kann mich während des Fluges lang machen

Da hast Du irgendwie ein Händchen für, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann war der Rückflug aus der Karibik doch genauso, hattest Du da nicht auch eine ganze Reihe für Dich?!

Ich frage mich da nur, wie funktioniert das mit den Armlehnen, kann man die grundsätzlich hochklappen? Oder legst Du die Beine da irgendwie drüber?

Andrea

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #31 am: 15. April 2015, 12:42:46 »
Die Armlehnen kannst du in der Eco hochklappen, was ein Grund für uns ist, weiterhin Eco zu fliegen, denn die Sitze in der Premium Eco sind für Heiko zu eng. Bei hochgeklappten Armlehnen kann Heiko sich dann auch noch auf meinen Sitz mit drauf setzen.

@Lidschlag: Das klingt ja, als wenn dein Augenproblem im Griff ist und du tatsächlich fliegen kannst - ein Glück!
Liebe Grüße, Andrea



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Lidschlag

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #32 am: 15. April 2015, 13:03:14 »
Sorry, Birgit, für die Offtopic Antwort in deinem Thread.

@Lidschlag: Das klingt ja, als wenn dein Augenproblem im Griff ist und du tatsächlich fliegen kannst - ein Glück!

Ich kämpfe mit einer rechtsseitigen Gesichtslähmung, die aber jeden Tag besser wird.
Ich kann jetzt wieder mit dem rechten Auge zwinkern und länger auf den Bildschirm gucken.
Wie es aussieht, wird mir in knapp drei Wochen das Shushi nicht mehr aus dem völlig schiefen Mund fallen, wie es vor zwei Wochen noch der Fall gewesen wäre.
Ich fliege definitiv….wenn nicht irgendwas anderes dämliches beschließt mich heimzusuchen.

Rainer

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #33 am: 15. April 2015, 13:45:12 »
Ich kämpfe mit einer rechtsseitigen Gesichtslähmung, die aber jeden Tag besser wird.

Ach, so ein Scheiß, aber wenn es Dich tröstet: einer meiner besten Freunde hatte das auch schon einmal (bei der Bundeswehr) und eine Bekannte meiner Frau ebenso. Und bei beiden ist das spurlos wieder weggegangen, beide haben keine 100%ige Diagnose bekommen, woher das kam, man vermutet eine Viruserkrankung.

Wenn das schon besser wird, geht es auch wieder ganz weg. Ich drücke Dir die Daumen!

serendipity

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #34 am: 15. April 2015, 19:56:36 »
Die Armlehnen kannst du in der Eco hochklappen, was ein Grund für uns ist, weiterhin Eco zu fliegen, denn die Sitze in der Premium Eco sind für Heiko zu eng. Bei hochgeklappten Armlehnen kann Heiko sich dann auch noch auf meinen Sitz mit drauf setzen.

Kann man in Premium-Eco die Mittelarmlehnen nicht hoch klappen? Wie sinnvoll oder sinnlos ist das denn?

Liebe Steffi, ich wünsche dir weiterhin gute Besserung und drücke die Daumen, dass alles mit deiner geplanten Reise klappt!

serendipity

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #35 am: 15. April 2015, 20:11:10 »
Deine Anreise klingt entspannt und auch das Zimmer sieht (im Spiegel) wirklich richtig gut aus - fast irgendwie europäisch. Deinen Memsahib-Gang hätte ich nun wirklich gerne gesehen  ;)

Hach, ich freue mich auf Indien!

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #36 am: 15. April 2015, 20:18:31 »
Außer in bestimmten Reihen kann man die Armlehnen in der Eco hochklappen. Und ja, auf dem Rückflug aus der Karibik hatte ich ebensolches Glück.

Auf dem Rückflug nun war der Flieger allerdings bis auf den letzten Platz besetzt. Man bot mir sogar einen 600-Euro-Gutschein für den Rückflug einen Tag später. Leider, leider musste ich am Montag aber schon wieder arbeiten...

Beim Fliegen hat sich wohl einiges geändert. Man darf elektronische Geräte beim Start eingeschaltet behalten, Handys selbstverständlich im Flugmodus.

Und dass das WLAN kostenfrei ist, hatte mich auch gewundert. Vor ich glaube 3 Jahren noch wunderte ich mich, dass es überhaupt Internet im Flieger geben kann. Und nun war es sogar in der Hotspot-Flat drin. Zwischendurch auf meinen Flügen allerdings funktionierte es in der Regel leider gar nicht...

Gabi, das Hotel ist ein Luxus-Hotel gewesen, an dem es nichts auszusetzen gab, das hätte auch in den USA oder in Europa irgendwo sein können. Es war einfach eines der wenigen Hotels mit Pool im Stadtteil Colaba und bei Buchung im letzten Juni mit Welcome Rewards von Hotels.com auch absolut erschwinglich. Überhaupt hatte ich dieses Mal in den Städten teilweise eher nüchtern-moderne Hotels statt Heritage. Das Problem ist bei denen nur, dass denen Patina nicht so gut steht wie einem alten Haveli, und Patina setzen Hotels in Indien einfach schnell an ;)

Das war übrigens kein Spiegel, sondern eine Glasscheibe zwischen Bad und Zimmer...

Zitat
Sorry, Birgit, für die Offtopic Antwort in deinem Thread.

Macht gar nichts, auch von mir gute Besserung :)

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #37 am: 15. April 2015, 20:53:44 »
SA, 21.3.2015

Heute ist Indien light angesagt, das “light” wird ausgeglichen durch die 40 Grad Außentemperatur, die allerdings im Laufe des Tages durch eine frische Brise relativiert werden.

Ich gehe zu Fuß zum Gateway of India. Hier wird es das erste Mal voll, ansonsten alles sehr gechillt. So ganz bin ich noch nicht angekommen, allerdings merke ich das erst zwei Tage später. Kein Wunder, das Reisen strengt an und ich brauche eigentlich Erholung, dazu der krasse Temperaturunterschied zu Deutschland und die Zeitverschiebung.

















Ich gehe weiter durch den Stadtteil Colaba und rette mich immer wieder mal für ein paar Minuten in ein klimatisiertes Geschäft.

Plötzlich auf der Straße ein Unfall. Niemandem ist etwas passiert, sodass es bei ein wenig Streiterei bleibt und es nicht zu einer Prügelei kommt. Aber der beteiligte Mopedfahrer hat dabei seinen Eimer Farbe verloren, sodass die Straße plötzlich lustig leuchtend grün eingefärbt wird. Tja, in Indien ist das Leben bunt. Ob das wohl so bleibt oder ob, wie es in Deutschland wäre, der Schuldige die Reinigung zahlen musste? Hoffentlich ist die Farbe wasserlöslich!

Ich schnappe mir ein metered Taxi, das mich für umgerechnet keine 70 Cent (so viel auch nur, da der Fahrer keine 8 Rupies Wechselgeld hat, worüber ich großzügig hinwegsehe) zum Stadtteil Fort bringt. Englisch kann er fast gar nicht, aber er versteht, wohin ich will.



Übrigens gibt es hier mehr Verständigungsschwierigkeiten als im Norden: Während das Hindi dort ziemlich hart gesprochen wird, wird die hiesige Sprache (Maharati, nicht jeder spricht Hindi) eher gerollt und entsprechend auch das Englisch gesprochen, als ob der jeweilige Sprecher ein rohes Taubenei im Mund hat, das weder zerbrechen noch verschluckt werden darf. Das führt auch dazu, dass der mir mitgeteilte Wucher-Wechselkurs von 5950 Rupies für 100 Euro ausgesprochen wird wie “financefighty” - hääääää?

Hier sehe ich mir den berühmten Bahnhof an, an dem vormittags die Dabbahwallahs mit traumwandlerischer Sicherheit und ohne lesen und schreiben zu können, Tausende der von liebevollen Ehefrauen gekochten Essen zu den schwer schuftenden Ehemännern bringen. Hoffentlich schaffe ich es noch, hier vormittags zu landen, denn wegen der Zeitverschiebung habe ich nur schlecht und kurz geschlafen und habe das Hotel zu spät verlassen, nämlich erst um 11 Uhr.











Eigentlich habe ich für heute schon wieder genug, und da ich mich ja auch ein bisschen erholen will, beschließe ich, den Tag am Pool zu beenden.

Unterwegs, ja “this is India”, ein Festzug mit lauter tanzenden, gut gelaunten Menschen: Keine Ahnung, ist es eine Demo? Eine Hochzeit? Wahlwerbung? Eine Werbeveranstaltung eines Mobilfunkanbieters oder Energieversorgers? Egal, ich fotografiere eifrig, und die Betreffenden lassen sich auch gerne knipsen.











Auf dem Weg gibt es noch einen Snack und einen kurzen Stopp an der St. Thomas Cathedral. Ich passiere den altehrwürdigen High Court. Und mit Ehrfurcht vor der Begeisterung derer, die mittags um 14 Uhr bei Gluthitze Cricket spielen, schieße ich ein paar Fotos am Oval Maiden.

















Ein Schläfchen am Pool ist erholsam nach der kurzen Nacht und dem Aufstehen gegen 5 Uhr laut innerer Uhr, zumal die angeblich noch 35 Grad aufgrund des ziemlich heftigen Windes kaum spürbar sind.





Ich gehe ins Zimmer und dusche, verlasse dann das Hotel und genieße die Sonnenuntergangsstimmung an der Promenade mit Blick auf die Skyline. Indien hat mich wieder. Dieser Moment zwischen  Verkäufern inmitten von Anblick und Geruch von quietschrosa Zuckerwatte, Popcorn und gebrannten Mandeln, Verkäufern von Tee und Wasser und Obst, bringt mich Indien näher. Ich habe heute keine einzige heilige Kuh auf den Straßen gesehen, bin in keinen Dreck getreten, bin nicht öfter als bei einem Stadtbummel in Frankfurt oder München angebettelt worden, aber in diesem Moment, in dem der typische süßlich-faulige Indienduft aus Räucherstäbchen, Blüten, Essen und Verwesung mir hier begegnet, zeigt mir, dass ich wieder da bin...







Den Tag beschließe ich mit Wein und ein paar Snacks in meiner Club-Lounge. Ich verstehe mich mal wieder selber nicht mehr: Da mache ich so gute Erfahrungen beim ersten Besuch und fahre angstvoll und fast schon böse zum zweiten Indienbesuch. Ich bin beruhigt und freue mich auf alles, was nun kommt.

Andrea

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #38 am: 15. April 2015, 22:37:30 »
Ist schon merkwürdig: Genau wie du gerade in Indien ankommst geht es mir auch. Durch deine Beschreibungen und Bilder ist es auch für mich eine Art Rückkehr und der Bericht zieht mich fast sofort in den Bann, wie beim ersten Bericht auch schon...
Liebe Grüße, Andrea



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Lidschlag

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #39 am: 16. April 2015, 12:15:45 »
Hallo Birgit

Es gibt Orte auf der Welt, da werde ich nicht mehr hinreisen können, weil es gesundheitlich nicht geht.
Dazu gehören Gegenden, die unter hoher Luftverschmutzung leiden oder über 2500 Meter liegen.
Mit Temperaturen über 30 Grad komme ich auch nicht zurecht, es sei denn, sie werden vom Meer ausgeglichen.
Schon deshalb freue ich mich auf jeden neuen Beitrag von dir über Indien.
An einigen Bildern sehe ich, dass ich in Mumbai atemtechnische Probleme hätte, obwohl diese Stadt wohl jede Menge toller Bildmotive bietet…und wie ich deinem Bericht entnehmen kann, auch olfaktorische Abenteuer beinhaltet. Ich finde es immer spannend wie ein Land riecht.

Fünfunddreißig Grad? Ups! Wie hoch war denn die Luftfeuchtigkeit?
Bei solchen Temperaturen würde ich nur versuchen zu überleben und so wenig wie möglich zu schwitzen.  :schwitz:

Respekt, dass du dem Jetlag die Stirn geboten hast und, wenn auch ein wenig spät am Morgen, gleich losmaschiert bist.
Bin gespannt wie es weitergeht.  :thumb:

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #40 am: 16. April 2015, 12:59:27 »
Hm, also Smog gibt es in Mumbai ohne Ende. Normale beobachtbare Sonnenaufgänge und -Untergänge gab es nicht: Da liegt trotz der Lage am Meer immer eine Dunstglocke über der Stadt, und vom Meer steigt Dunst auf.

Das Maximum der Schwüle werden wir in einigen Tagen haben. Im Mumbai war es quasi nur direkt am Meer bzw. dem Hotelpool auszuhalten, nur da zog eine Brise.

Ich habe seit einigen Jahren mit Allergie zu tun, zwischendurch auch in Indien recht heftig. Aber ich vermute, da war (weil im Grünen zwischen Teeplantagen und Wäldern) eher eine Pflanze schuld.

Hm, aber Indien sollte für dich bei Interesse schon möglich sein im Norden im Himalaya...

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #41 am: 16. April 2015, 18:59:08 »
SO, 22.3.2015

Der Tag beginnt diesig und früher als gestern. Schon gegen 23 Uhr habe ich geschlafen und bin somit nun gegen 7.30 Uhr gut ausgeschlafen.

Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg mit dem Taxi zum Victoria-Bahnhof, der Central Station, wo ich hoffe, die Dabbah Wallahs zu treffen. Der Taxi-Wallah, der mich vor dem Hotel als erstes anspricht, wird gleich von mehreren Kollegen lautstark in die Flucht geschlagen, was auch immer er wohl falsch gemacht haben mag, er springt panisch ins Auto und düst mit quietschenden Reifen davon. Ich nehme von den Kollegen trotzdem keinen. Sie wollen für die Fahrt zum Bahnhof einen Fixpreis von 150 Rupies. Der korrekte Preis betrage 50 Rupies, schätze ich, und liege genau richtig. Ich gehe einmal um die Ecke, und der erstbeste Taxifahrer fährt mich nach Taxameter für exakt den Preis.

Nun weiß ich auch wieder, warum ich für heute eigentlich bei Reality Tours die Dharavi-Tour gebucht habe. Ich wollte gerne unter der Woche in Mumbai unterwegs sein. Aber da die Company mich mangels Kundschaft für heute so nett gebeten hat mich der Tour morgen anzuschließen, stehe ich hier auf einem ziemlich leeren Bahnhof und kann wieder nicht die Dabbah Wallahs bewundern… Immerhin ist der Bahnhof World Heritage Site und verdient entsprechende Aufmerksamkeit.













Am Bahnhof vorbei mache ich mich auf den Weg zu den verschiedenen Märkten, die dahinter liegen und lande als erstes beim Crawford Market. Jemand erklärt mir, er sei staatlich verpflichtet mich über den Markt zu führen, das sei sein Job, “no money, Mam”. Ich gehe einfach weiter und er trollt sich, dann brauche ich ihn wohl doch nicht so dringend...

Es ist Mangosaison und einige der begehrenswerten Früchte landen in meiner Tasche, sicherlich immer noch zu teuer, aber egal. Nach zähen Verhandlungen zahle ich mindestens 50 Rupies mehr als ich zahlen wollte, aber immerhin auch 30 weniger als der “last price” des Mango-Wallahs ist. Im Nachhinein erfahre ich allerdings, dass ein Kilo Mangos derzeit noch 120 bis 150 Rupies kostet, also habe ich mich mit 150 Rupies wohl tapfer geschlagen.

Ich schlendere durch die bunte Markthalle mit Obst und Gemüse, in der leider auch bedauernswerte Tiere in der Hitze ohne Wasser in viel zu kleinen Käfigen auf einen Käufer warten. Am liebsten würde ich alle Katzen, Hunde, Tauben, Wellensittiche und Häschen kaufen und sie in Freiheit entlassen.





Knapp hinter der Markthalle liegt die Jama Masjid, die (noch?) verschlossen ist. Es schließen sich Marktgassen an.











Übrigens: Ich bin schon den zweiten Tag in Indien und bin noch nicht angegrabscht, übers Ohr gehauen oder übel angestarrt worden. Ich habe noch niemanden gesehen, der auf die Straße gep… hat und außer im Bahnhof bin ich noch nicht über so dreckigen Boden gegangen, dass ich befürchten musste mir Pest und Cholera bei einem Sturz zu holen, und auch der Bahnhof war nicht schlimmer als der meines Heimatortes in den 70ern.

Ich reagiere das eine oder andere Mal sicherlich etwas pampig, wenn jemand mir etwas aufschwatzen will, aber es überwiegen diejenigen, die einfach freundlich grüßen, Kinder, die “helloooooo” und “bye bye” sagen.

Es wird schon wieder verdammt heiß, sodass ich in einem Café den ersten Mangolassi dieses Urlaubs trinke. Ach, was sage ich, bei der Glasgröße nehme ich doch glatt gleich zwei! Leider sind die Dosas gerade nicht lieferbar, auf westliche Sandwiches oder Pizza habe ich keine Lust, also bleibt es dabei.

Ich lasse mich von einem Taxi zu den Hanging Gardens fahren. Diese liegen am Ende der Bucht, bzw. des Marine Drives, an dem auch mein Hotel steht, definitiv zu weit zum Laufen bei der Hitze! Das Viertel heißt Malabar Hill, eine der reichsten Gegenden Indiens.

Die Hanging Gardens sind mäßig spannend, so als Garten für sich betrachtet, aber auch hier liegt über allem ein indischer Sound und indisches Flair. Leute entspannen in Pavillons im Schatten.





Hinter den Hanging Gardens liegt die gruselige Bestattungsstätte der Parsen: Erde, Feuer, Wasser dürfen nicht mit Toten beschmutzt werden, und so werden hier in den Towers of Silence die Toten in Türme auf Gitter gelegt, sodass Aasgeier sie holen sollen. Die dann von der Sonne ausgetrockneten Knochen fallen dann durch das Gitter in den Turm. Da die Geier aber ausgestorben sind, was am Paracetamol liegt und ich nicht weiß, ob wieder welche angesiedelt wurden, wie 2012 geplant, weiß ich nicht, ob hier aktuell bestattet wird. Jedenfalls kreisen keine Geier hier und es liegen auch keine verlorenen Finger und Ohren zu meinen Füßen.

Ich gehe wieder den Malabar Hill hinunter, komme vorbei an ärmlichen Hütten der Obdachlosen aus einigen Latten und Planen und stehe plötzlich vor dem Hare Krishna Tempel.

Wow, hier geht die Post ab: Das Hare Krishna Mantra wird gesungen. Das ist ja ganz einfach, hat schließlich auch in die Popsongs meiner Jugend Einzug gefunden, und so singe ich mit, schwinge die Arme über dem Kopf, wenn es die anderen tun und klatsche mit, wenn es die anderen tun. Ebenso wie die Aussteiger in den 70ern sehen die Gläubigen hier sehr glücklich aus bei dem, was sie tun. Fotografieren ist erlaubt, ich werde von den Gläubigen angestrahlt und darf mich setzen, brav auf die Frauenseite rechts.

Ich höre ein wenig zu und gehe dann wieder. Hier hat es mir gefallen, sehr empfehlenswert!



















Eher der Vollständigkeit halber gehe ich noch zum Chowpatty Beach, dem südlichen Stadtstrand von Mumbai. Im moderneren Norden gibt es noch einen anderen Strand, aber den werde ich wohl nicht zu sehen bekommen. Es sind einige Leute hier: Eisverkäufer, ein Mann schläft in der Gluthitze im Sand. In der trüben Brühe, die aus der Ferne so verlockend glitzert, badet niemand.





Ich will lieber am Pool schlafen und schnappe mir das nächste Taxi, das mich die letzten drei Kilometer für weniger als einen Euro zum Hotel bringt. Ich lasse mir die Mangos schmecken als Ersatz für das Mittagessen. Ansonsten endet der Tag wie der gestrige…






Andrea

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #42 am: 16. April 2015, 22:57:16 »
Der Totenturm ist ja total gruselig! Iiiih, wenn ich mir vorstelle, dass ich gerade in mein Sandwich beißen will und da fällt ein Körperteil vom Himmel....  :schreck:
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #43 am: 16. April 2015, 23:38:24 »
Und das dann noch als Vegetarierin!  :verpiss:

Silvia

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #44 am: 17. April 2015, 09:20:29 »
mmmhhh... stelle mir gerade einen leckeren Mango-Lassi vor den ich mir jetzt gerne gönnen würde   ::)   -  tja ist leider nicht. So genieße ich wenigstens die Fotos von den heißen Tagen im kühlen Zimmer und bin froh das du so nett für uns geschwitzt hast.

Die Totentürme der Parsen müssen doch auch ziemlichen Gestank hervorgerufen haben, bei der hohen Luftfeuchtigkeit!! War vllt. ganz gut das dort z.Zt. keine mehr bestattet werden.