Autor Thema: Eine Woche London, Oxford, Nottingham  (Gelesen 15417 mal)

Andrea

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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #15 am: 02. Dezember 2015, 10:00:06 »
Cool, Patti Smith, die alte Röhre...  ;D

Hast du eigentlich einen Schrittzähler oder zeichnest sonst irgendwie die Meilen auf, die du so täglich im Urlaub rennst? Nur, dass ich mal so eine Vorstellung bekomme, denn deine Art zu reisen gefällt mir. Weiß nur nicht, ob´s auch meinen Füßen gefallen würde  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #16 am: 02. Dezember 2015, 12:22:02 »
Pattie Smith kannte ich von Aussehen her garnicht. Hatte mir nur, als sie plötzlich oben stand, gedacht was hat der Bono denn für ne alte weißhaarige Frau da geangelt :)

Kilometerzähler ? Nee. Wenn mir abends die Socken qualmen dann weiß ich das es weit genug war. Das reicht.  8)

Gruß
Bernd
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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #17 am: 03. Dezember 2015, 09:54:02 »
30.10.2015 - Rollende Brücken und Friedhöfe
 
So. Letzter Tag. Letztes Konzert. Ein Friedhof muss da noch rein. Zuerst gibt’s aber ein Date mit der Rolling Bridge.

Da die Friedhofstour erst um 13:45 losgehen sollte, hatte ich noch Zeit kurz nach Paddington zu fahren und mich auf die Suche nach der Rollbrücke zu machen. Da ich ja mittlerweile so ziemlich alle Seiten von „unbekanntes London“ bis „kurioses London“ auf Kurzwahl habe, hatte ich beim Stöbern den Tip für die Rolling Bridge gelesen. Was ist das nun genau. Das ist eine kleine Fußgängerbrücke über den Seitenarm eines Kanals, die jeden Freitag um 12 Uhr „aufgerollt“ wird. Das „aufrollen“ erfolgt durch hydraulisches Heben und Senken von einzelnen Segmenten, die am Ende dann aussehen wie ein eckiges Rad wenn es vollständig eingeklappt ist. Wahrscheinlich muss man es sehen, denn eine Beschreibung ist irgendwie garnicht so einfach. Deshalb siehe Bilder.

Zumindest hatte ich gedacht, das ich mit der Idee mir das am Freitag Mittag anzusehen recht alleine wäre. Nix da. Mit mir standen da bestimmt noch 20 bis 30 andere Idioten rum um sich das anzusehen. Hätte ich nicht gedacht.
 
 

 

 

Die ganze Ecke hier mit den Hochhäusern die sich an dem Kanal entlang reihten sah garnicht mal so unattraktiv aus. Könnte mir vorstellen das das alles relativ neuerem Datums ist. Auf halbem Weg zurück zur Straße geht noch eine andere Brücke über diesen Paddington Canal, bzw. Paddington Basin wie es wohl richtig heißt.

Ich konnte beobachten wie sich die zwei in Warngelb gekleideten Kollegen die eben die Rolling Bridge bedient hatten sich auch an einem Schaltkasten neben dieser Brücke zu schaffen machten. Da dachte ich bleib mal stehen und schau mal was passiert. Und tatsächlich. Nach ner ganzen Zeit setzte sich auch diese Brücke in Bewegung. Als sie sich ganz langsam anhob teilte sie sich in 5 einzelne "Scheiben" die sich danach wie eine Art Fächer aufstellten. Das sah fast noch ne Spur besser aus wie die andere Brücke. Wie heißt diese hier ? Slicing Bridge ?

 

 

Bei dem ganzen Brücke gucken war es jetzt doch schon spät geworden und ich musste jetzt zügig zum Highgate Cemetery (West). Der Highgate Cemetery wird in zwei Bereiche aufgeteilt. In East und West. Der Ostteil ist frei zugänglich. Der wird auch in Schuss gehalten. Hier gibt’s unter anderem das Grab von Karl Marx zu sehen. Der Westteil hingegen wird eigentlich nicht mehr großartig gepflegt (umgestürzte Bäume werden weggeräumt und Wege freigehalten, sonst aber nix) und kann nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Diese ist eigentlich täglich aber fast immer relativ schnell voll. Diesmal hatte ich früh genug geschaut und ein Kärtchen gekauft (12 Pfund).

Zuerst muss man aber hinkommen. Laut Beschreibung soll man mit der Northern zur Station Archway fahren und von dort noch zwei Stationen mit einem Bus weiter. Der Bus lässt einen in Höhe des Waterlow Park raus. Den muss man jetzt nur noch durchwandern und schon ist man beim Friedhof.

Die Tour wurde vom „Registrar“ des Friedhofes durchgeführt. Dieser Highate Cemetery ist (egal ob East oder West) immer noch ein „working cemetery“. Und der Registrar hat die Hoheit darüber wo noch welche Parzelle frei ist. Der führt sozusagen Buch. Im Laufe der nächsten guten Stunde hat der Mann dann sehr viel über die Historie des Friedhofes erzählt, von Gebräuchen und wie sie sich im Laufe der Jahre (Jahrhunderte?) geändert haben, was die einzelnen Sachen auf den Gräbern für eine Bedeutung haben (Engel mit offenen Flügeln der nach oben schaut, Engel der etwas in der Hand hält und nach unten schaut, rundes Kreuz, klassisches Kreuz und so weiter. Das hatte laut seiner Beschreibung alles eine eigene Symbolik) und zu guter Letzt noch einige Anekdötchen.

 

 

Wir sind dabei nen großen Bogen gegangen mit Schwerpunkt auf den Ägyptischen Teil. Damals 18hundertirgendwas als die Engländer Ägypten geplündert haben war Ägypten so IN wie kaum etwas anderes. Und da die Friedhöfe untereinander in Konkurrenz standen (der Highgate Cemetery und diverse andere im Großraum London sind/waren privatwirtschaftlich betriebene Unternehmen, die natürlich Geld verdienen wollten) hat man einen ägyptischen Teil angelegt, mit Grabkammern, Obelisken, verzierten Dächern, Auge des Ra und diversem anderen um den Leuten ein ganz neues Beerdigungserlebnis zu ermöglichen.

 

 

Ich fand die Tour sehr gut und sehr informativ. Die verwilderten Grabstätten waren im nicht minder verwilderten Wald für viele Fotomotive gut. Anschließend bin ich noch zum Ostteil gegangen um den Herrn Marx zu knipsen. Das war dann aber auch genug Friedhof. Zurück an der Ubahn (wieder zurück durch den Park und mitm Bus ) bin ich dann, weil ich einmal an der Northern Line war, nach Angel gefahren. Ich wollte mir die Camden Passage anschauen. Die Camden Passage soll sowas wie eine Straße, oder besser Gasse, für Antiquitätenhändler sein.

 

Von der Station Angel aus kann man es auch fast nicht verfehlen. Allerdings war ich jetzt am späten Nachmittag deutlich zur falschen Zeit da. In der beginnenden Dämmerung war schon alles wieder eingeräumt, Läden zu und niemand mehr unterwegs. Somit kann ich jetzt auch garkein Urteil abgeben ob es sich eigentlich lohnt oder nicht. Ich glaube bis spätestens Mittags sollte man hier gewesen sein.

 

Durch die Gasse wieder zurück und am „Islington Green“ abgebogen habe ich mir noch ein wenig die Umgebung hier im Stadtteil Islington angeschaut. Also zumindest an der Hauptstraße zurück zur Ubahn war an Läden so ziemlich alles vertreten was man nicht braucht. Ebenso unzählige bekannte Kettenrestaurants und Pubs. Ob es hier in der Gegend sonst noch etwas gibt was interessant ist, konnte ich auf die Schnelle nicht mehr feststellen.

Da es jetzt um fünf Uhr auch schon fast dunkel war habe ich das Programm beendet und stattdessen den jetzt schon mehrfach erprobten Abendablauf eingeläutet. Leicester Square, Steakhouse, Fleisch, Brewmaster, Bierchen und dann zum O2 fahren.

 


Heute Abend viertes und (für mich) letztes Konzert. Alles gut wie immer, keine besonderen Vorkommnisse. Morgen geht’s früh los, daher habe ich im Hotel noch schnell die Tasche fertig gepackt, so dass ich morgen (iigitt 6 Uhr !) direkt los kann.

 

31.10.2015 - Samstag Morgen um 6, die Frisur sitzt, die Ubahn ist voll

Wie ? Voll ? Am frühen Samstagmorgen ? Tatsächlich. Wenn ich nicht gewusst hätte, das es 6 Uhr 30 sind und es ein Samstag ist, ich hätte vermutet das ich irgendwann in der Woche unterwegs wäre. OK. Das Publikum war schon etwas anders. Da waren zum einen viele Leutchen in dreckigen Klamotten die wohl offensichtlich irgendwo auf den Bau wollten, andere in alten ausgeleierten Jogginghosen und Pullis (wo die hinwollten konnte ich mir nicht zusammenreimen) und aufgedonnerte und angeschickerte Partygänger(innen) die jetzt gerade die Nacht beendeten. Lustige Kombination.

Irgendwie ging es dann doch aber alles recht zügig, so das ich am Ende doch deutlich zu früh am Flughafen war. So war auch noch Zeit fürn Sandwich und nen Kaffee. Einen Pret gabs nicht. Dafür eine andere Kette mit Namen EAT! Deren Kram war mindestens ebenso lecker wie die Pret Sandwiches. Die Germanwings war pünktlich und sogar früher als geplant in Köln zurück. So war ich dann auch am Samstag Mittag wieder zu Hause und eine tolle U2 Woche lag hinter mir. Schade, schon vorbei.

See you next year in London.

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Andrea

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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #18 am: 03. Dezember 2015, 10:15:15 »
Welchen Sinn hat denn das mit den Brücken? Fahren da irgendwelche Böötchen lang? Auf jeden Fall ein Hingucker und ich finde es prima, dass du dich zu den anderen 30 Idioten gesellt hast um uns das zu zeigen  ;D

Den Highgate Friedhof hatte Lidschlag ja oben schon empfohlen. Schön, dass wir auf dieser Tour auch noch deine persönlichen Eindrücke davon zu sehen bekommen. Das mit Ägypten ist ja verrückt - die Tour hat sich scheinbar wirklich gelohnt. Dagegen sind die Friedhöfe in Deutschland, die ich bisher sehen durfte/musste eher langweilig.
Liebe Grüße, Andrea



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Paula

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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #19 am: 03. Dezember 2015, 13:41:40 »
die Tour über den Friedhof hat mir auch gefallen, sowas habe ich in Paris öfter gemacht und in Athen habe ich mal das Grab von Schliemann besucht. Dass Karl Marx in London begraben ist wußte ich gar nicht, den hätte ich in Trier vermutet.
Viele Grüße Paula

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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #20 am: 03. Dezember 2015, 14:31:23 »
Ich glaube es gibt keinen wirklichen Sinn dahinter, warum die beiden Brücken jeweils am Freitag Mittag gerollt/geklappt werden. Die Brücken haben auch keinen wirklichen Nutzen, da man auch ohne die Brücken zu benutzen am Kanal entlang gehen kann.

Rauskopiert aus Wiki :
Das nur wenige Meter lange Bauwerk wurde 2004 als Teil des Grand Union Canal office & retail development projects vom britischen Architekten Thomas Heatherwick entworfen. Die Konstruktion besteht aus acht dreieckigen Abschnitten aus Stahl und Holz und kann durch Hydraulik-Pumpen, die Wellen unterhalb des Geländers bewegen, zusammengerollt werden. Der gesamte Vorgang des Ein- bzw. Aufrollens dauert 180 Sekunden. Die Technik dafür ist in einem separaten Gebäude untergebracht. Vollständig eingerollt bildet die Brücke ein Achteck. Die Brücke wird jeden Freitag zur Mittagszeit eingerollt. 2005 wurde die Konstruktion mit dem Structural Steel Design Award ausgezeichnet.

Zu den Friedhöfen.
In England scheint das generell anders zu sein mit den Friedhöfen als zum Beispiel bei uns. Ohne jetzt genau zu wissen wie das bei uns geregelt ist (musste ich gottseidank bisher damit nicht auseinandersetzen), meine ich aber zu wissen, das man eine Grabstelle ja für eine bestimmte Anzahl Jahre pachtet und wenn die Zeit abgelaufen ist die Grabstelle eingeebnet wird wenn da nicht jemand ist der weiterzahlt. Ist das in etwa richtig ?
Auf diesem Highgate Friedhof ist das wohl so (ich habe nicht alles vom Bestattungs-Fachjargon des Registrars verstanden) das man zwar auch niemals das Land bzw. die Grabstelle als solches kauft, man aber ein unendliches "Nutzungsrecht" erwirbt. Dieses Liegerecht verwirkt niemals und kann beliebig vererbt werden an Angehörige, Nachlassverwalter oder wen auch immer.
Das bedeutet die Grabstelle ist auf "unendlich" belegt und wird auch vom Friedhof nicht angefasst. Der Zustand des Grabes/der Grabstelle ist einzig und allein im Zuständigkeitsbereich desjenigen, der gerade im Besitz dieses Liegerechts ist.
Bei vielen Grabstellen ist es überhaupt nicht bekannt, wer dieses Recht gerade besitzt und ob überhaupt noch jemand das Recht besitzt. Es wird hier aber im positiven einfach angenommen und einfach als Tatsache angesehen, das irgendjemand auf der Welt im Besitz dieses Rechtes ist.
Die Friedhofsverwaltung selbst macht lediglich "Wartungsarbeiten" an den Anlagen, an den Bäumen, an den Wegen und hält das einigermaßen in Schuss. Umgestürzte werden weggeräumt. Die Grabstelle wird einzig dann angefasst, wenn ein Baum zum Beispiel ein Kreuz umgeworfen hat als er umgefallen ist. Dann wird das Kreuz halt wieder aufgestellt. Aber sonst wird nichts gemacht. Wie o.a. ist der Zustand der Gräber Sache des Rechteinhabers und das ist auch der Grund warum das alles so verwittert aussieht.
Die machen auf dem Friedhof übrigens auch noch Bestattungen "nach alter Tradition". Die haben extra noch Pferde die die Lafette mit dem Sarg ziehen und die Kutsche mit den Angehörigen ziehen. Von der Friedhofshalle zieht der Trauerzug dann mit Pferden und Kutschen und dem Registrar im schwarzen Talar vorneweg dann durch den Wald.

Gruß
Bernd
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Paula

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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #21 am: 03. Dezember 2015, 16:49:38 »

Zu den Friedhöfen.
In England scheint das generell anders zu sein mit den Friedhöfen als zum Beispiel bei uns. Ohne jetzt genau zu wissen wie das bei uns geregelt ist (musste ich gottseidank bisher damit nicht auseinandersetzen), meine ich aber zu wissen, das man eine Grabstelle ja für eine bestimmte Anzahl Jahre pachtet und wenn die Zeit abgelaufen ist die Grabstelle eingeebnet wird wenn da nicht jemand ist der weiterzahlt. Ist das in etwa richtig ?


in Deutschland ist das so. Man kauft ein Grab für 25 Jahre und kann/muss dann verlängern was natürlich heißt noch mal zahlen. So war das jedenfalls beim Grab von meinem Vater.
Viele Grüße Paula

Andrea

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Re: Eine Woche London, Oxford, Nottingham
« Antwort #22 am: 03. Dezember 2015, 22:20:30 »
Danke für die sehr interessanten Zusatzinformationen.

Und vor allem vielen lieben Dank für den Bericht.  Freue mich schon auf Indien mit dir!  8)
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