Autor Thema: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)  (Gelesen 92534 mal)

DocHoliday

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #15 am: 16. Oktober 2016, 18:44:21 »
23.08.16

Morgens war es immer noch ziemlich dunstig und neblig und vom Schiff aus, konnte man kaum den Strand sehen. Als wir mit dem Schlauchboot übergesetzt hatten, war zunächst weiterhin nichts zu sehen außer Strand, ein bisschen Gras und einigen Bachläufen, die hier ins Meer mündeten.
Wir brauchten aber nicht lange zu warten, bevor der erste Bär (bzw. die erste Bärin) aus dem Dunst auftauchte.



Und sie war nicht alleine  - 2 Kinderlein folgten ihr.





Da sie relativ jung zu sein schien und eher klein und zierlich war (vergleichsweise), habe ich sie für mich “Little Mom“ getauft. So langsam näherte sie die kleine Familie unserem Standort.



Noch bevor sie den ersten Flusslauf erreicht hatten, drehten sie aber wieder ab, weil von der anderen Seite ein großes Männchen auftauchte.



Er überquerte den Fluss und tat sich erst mal an einem Lachs gütlich, der sozusagen mundgerecht auf einer Sandbank lag.







Dabei kam er Little Mom und ihrem Nachwuchs langsam näher, so dass diese sich und ihre Kinderlein in Sicherheit brachte, indem sie sich ins Dickicht der steilen Böschung über dem Strand verzogen.
Das Männchen schien jetzt Witterung aufgenommen zu haben und kam langsam näher.







Dabei wurde er von Little Mom genau beobachtet.



Sie ließ ihn nicht aus den Augen. So richtig groß war sein Interesse aber nicht, ein Verdauungsschläfchen schien wichtiger.



Damit hatte er seinen Namen natürlich weg: “Lazy Boy“.

Nach einer Weile traute sich Little Mom mit ihrem Nachwuchs in einigem Abstand wieder runter an den Strand.


Lazy Boy registrierte das aber er war nicht bereit deshalb seine Ruhepause zu unterbrechen.





Erst eine ganze Weile später raffte er sich auf, trottete gemächlich in die andere Richtung und verschwand in eine Nachbarbucht.



Dafür tauchte im Fluss plötzlich ein anderes Männchen aus dem Nebel auf und begann nach Lachsen zu suchen. Ihn habe ich Scarface getauft – ich denke, man kann sehen, warum.





Dieser große Bär hatte offensichtlich schon so manchen Kampf überstanden. Wahrscheinlich war er auch der Grund, warum Lazy Boy das Feld geräumt hatte. Irgendwie sah er nicht so aus, als sollte man sich mit ihm anlegen.







So richtig erfolgreich war er beim Lachsfang nicht und so verzog er sich bald ans andere Ende der Bucht, um im Sand nach Muscheln zu suchen.

Das war endlich die Chance für Little Mom, endlich an den Fluss zu kommen.
Sie wanderte erst vorsichtig mit ihren Jungen am Ufer auf und ab.



Auch die kleinen waren dabei sehr aufmerksam. Schien so, als wüssten sie, dass von einem ausgewachsenen Männchen nichts gutes zu erwarten ist.



Auch Little Mom hatte kein Glück bei der Lachssuche und verschwand schließlich am Flussufer entlang wandernd Richtung Landesinnere.



Das war für uns das Signal zum Aufbruch, denn auch ohne welchen zu fangen, wartete auf dem Boot ein Lunch mit leckerem Lachs auf uns.

Fortsetzung folgt ...

Silv

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #16 am: 17. Oktober 2016, 07:39:49 »
Die Bilder sind mal wieder der Knaller!

Es ist schon traurig, wenn man hört, das ein Grizzley-Männchen selbst seinen eigenen Nachwuchs töten würde...
Liebe Grüße
Silvia

Christina

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #17 am: 17. Oktober 2016, 17:55:02 »
Wieder schöne Bärenbegegnungen und richtig nett, wie du da eine kleine Geschichte über die "teilnehmenden" Bären und ihre Aktivitäten erzählst.



LG Christina

Silvia

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #18 am: 18. Oktober 2016, 18:53:47 »
Beeindruckende Tiere ... und wenn man sich dann auch noch die Krallen mal näher ansieht.  :verpiss:

Andrea

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #19 am: 18. Oktober 2016, 21:05:03 »
Beeindruckende Tiere ... und wenn man sich dann auch noch die Krallen mal näher ansieht.  :verpiss:

... also soooo genau will ich die gar nicht sehen  :schreck:
Liebe Grüße, Andrea



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Shadra

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #20 am: 19. Oktober 2016, 11:35:54 »
Jetzt hab ich glatt den Start verpasst ...

Aber ich eile hinterher und bin jetzt schon  :herz: bei den tollen Fotos!!
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

DocHoliday

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #21 am: 19. Oktober 2016, 22:02:04 »
23.8.16 – Fortsetzung

Nach leckerem Lunch und je nach Lust und Laune Zeit zum Bilder bearbeiten, Duschen Mittagsschläfchen, etc. brachte uns der Zodiac wieder an den Strand. Und siehe da: Nichts!

Kein einziger Bär zu sehen. Wir liefen also ganz gemütlich zu der kleinen Insel, auf der sich schon eine andere Besuchergruppe versammelt hatte, die per Wasserflugzeug eingeflogen war (die Sicht war inzwischen besser geworden).
Da immer noch kein Bär zu sehen war, hatten wir auch noch Zeit für ein ausführliches Schwätzchen mit 2National-park-Rangers, die als Wilderness Ranger den ganzen Sommer in  Zelten in der Nachbarbucht verbrachten – ohne Strom, ohne Telefon, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt aber immerhin mit Gaskochern und einem Chemieklo. “At least we don’t have to poo in a bag“ ;) Waren nett die beiden. Beide Mitte/Ende 20, einer aus Florida, der andere aus Michigan.

Als die beiden zu der anderen Gruppe weiter gewandert hatten, tauchte dann auf einmal ein junger Bär am Fluss auf. Diesmal war es Nachwuchs vom vorletzten Jahr, deutlich größer und deutlich selbständiger als die Kleinen vom Morgen.





Und wo der Nachwuchs ist, ist auch Mama nicht weit.



Da diese Bärin deutlich erfahrener und kräftiger schien taufte ich sie “Big Mama“. Lange hatten wir allerdings nichts von der kleinen Familie, denn sie wanderten am Fluss entlang ins Landesinnere.
Aber es gab auch Gegenverkehr. Etwa 20 Minuten später tauchte in der Ferne eine weitere Bärin auf, diesmal ohne Anhang aber dafür erheblich größer und kräftiger.





Der Kopf war genau so kugelrund wie ihr Baucht. Ich habe sie daher etwas uncharmant “Fat Lady“ genannt.



Auf der Suche nach Lachs kam sie im Flussbett immer weiter auf uns zu, so dass wir zu immer besseren Fotos kamen.





Ich war ganz fasziniert und habe die Kamera gar nicht mehr abgesetzt. Als ich es doch mal tat, war sie schon verdammt nah gekommen.



Und sie kam immer weiter schnurstracks auf uns zu.



Das ist aber jetzt wirklich nah genug!

Nicht für sie!


Das ist das letzte Foto, wo das 500er noch scharf gestellt hat. Die Naheinstellgrenze liegt übrigens bei 3,7 m.
Ohne sich im geringsten für uns zu interessieren lief sie genau zwischen uns durch. Ich glaube als sie an mir vorbei lief, hätte ich sie mit dem ausgestreckten Arm berühren können. Wahrscheinich nur einmal aber von der Entfernung her hätte es wahrscheinlich  gepasst. ;)

Puh, da kommt das Adrenalin ganz schön in Wallung!

Es bleib uns gerade genug Zeit, einmal tief durch zu atmen. Dann ging die Show schon weiter. Big Mama war wieder da und zeigte ihrem Nachwuchs, wie man Lachse fängt.









Sie war dabei relativ erfolgreich und man hatte das Gefühl, dass der Nachwuchs jede Bewegung genau verfolgte. Ich war mir nur nicht sicher ob die Motivation war, zu lernen, wie man fischt oder die Gier nur ja genug abzubekommen. ;)










Kugelblitz ;)





Ich hoffe, Ihr mögt Bärenbilder, es kommen nämlich noch “ein paar“. Die Show, die sie uns im Fluss vorgeführt hat, war einfach zu schön, um nicht ausführlich fotografisch festgehalten zu werden.



Besonders gut hat mir gefallen, dass sie sich immer wieder auf die Hinterbeine gestellt hat, um nach Lachs Ausschau zu halten.








Lecker!

Sohnemann schaute überwiegend vom Ufer aus zu und kam nur ins Wasser, wenn es etwas zu futtern gab.



















Irgendwann war eine Pause fällig und ich hatte auch mal Zeit zum durchatmen.  Die vielen kleinen Punkte, die man auf den Bildern rund um die Köpfe der Bären sieht, sind übrigens Fliegen, die natürlich auch um unsere Köpfe herum flogen. Auch wenn sie nicht gebissen haben, waren sie doch sehr lästig.





So langsam verabschiedeten sich Mutter und Sohn dann Richtung Landesinnere.

Aber dafür tauchte Fat Lady noch mal auf.




Puh, zum Glück hat sie uns nicht so angeschaut!

Sie kam nämlich auch diesmal wieder genau auf unsere Gruppe zu. Diesmal war es Bob, an dem sie ganz nah vorbei lief.



Und auch wenn Fat Lady nicht gesungen hat, war mit ihrem Abgang der Nachmittag bzw. Abend für uns beendet und wir sind zurück aufs Schiff.

Wow! Was für ein Erlebnis!

Mitten drin ist man so sehr damit beschäftigt, die Bären zu beobachten und zu knipsen, dass man gar nicht realisiert, was für ein außergewöhnliches Erlebnis das ist. Erst im Nachhinein wird mir so richtig klar, was für ein Glück ich habe, so etwas erleben zu dürfen.
Alle waren wir beim Dinner immer noch aufgeputscht von dem erlebten. Nach dem Essen haben wir noch mit einem Whisky angestoßen auf die Bären und darauf, dass sie uns an ihrem Leben teilhaben ließen. Natürlich habe ich auch die ganze Nacht  mit einem seligen Lächeln im Gesicht von Bären geträumt. Ein perfekter Tag!



Silvia

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #22 am: 20. Oktober 2016, 08:55:16 »
 :happy:   Hammerbilder - für mich konnten es gar nicht genug Bärenbilder sein!  Wahnsinnsaufnahmen!!!!!

Aber so nah?    

Shadra

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #23 am: 20. Oktober 2016, 09:27:23 »
Wahnsinns Bilder!!!!

Aber wie konntet ihr so sicher sein, dass, wenn sie so nahe waren, nix passiert?? Sind die dort auch schon so an Menschen (bzw. Fotografen) gewöhnt, dass sie es grundsätzlich nicht mehr stört, oder hätte jemand zum Rückzug geblasen, wenn ein Männchen gekommen wäre??
Schöne Grüße
Nele

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Flicka

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #24 am: 20. Oktober 2016, 11:45:01 »
Ich komme auch noch mit!

Was soll ich sagen, dem Kommentar "Wahnsinn" kann ich mich eigentlich nur anschließen!  :)

Aber da gefriert einem ja schon vom Mitlesen das Blut in den Adern! Ich habe mich ja schon bei meiner Tour in Kanada, als wir am Fluss standen und das Bärenjunge auf uns zu gelaufen kam, gefragt, was die machen würden, wenn die Bären mal zu nahe kommen sollten, aber näher als bei euch geht's ja gar nicht mehr.

Silv

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #25 am: 20. Oktober 2016, 12:50:16 »
 :schreck:

Auf der Suche nach Lachs kam sie im Flussbett immer weiter auf uns zu, so dass wir zu immer besseren Fotos kamen.

Dieser Satz würde bei mir in etwa so enden: ..., so dass wir uns in Sicherheit brachten.

Mir fällt leider auch nur "Wahnsinn" dazu ein. Echt klasse! Danke, dass du uns daran teilhaben lässt! :anbeten:
Liebe Grüße
Silvia

Christina

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #26 am: 20. Oktober 2016, 18:23:55 »
Super interessante Bärenstudien :beifall:

Aber ich frage mich auch, ob da nicht mal ein Bär angreifen könnte, auch die Ranger, die da im Zelt übernachten. Aber wahrscheinlich sind die wirklich schon an die Fotografen gewöhnt.



LG Christina

DocHoliday

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #27 am: 23. Oktober 2016, 17:24:35 »
Aber ich frage mich auch, ob da nicht mal ein Bär angreifen könnte, auch die Ranger, die da im Zelt übernachten. Aber wahrscheinlich sind die wirklich schon an die Fotografen gewöhnt.

Ich denke, der letzte Satz ist der entscheidende. Sie sind dran gewöhnt.

Andrea

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #28 am: 23. Oktober 2016, 17:51:35 »
Oder der Fisch ist viel wichtiger als so doofe Touris. Und nach dem Essen sind die zu träge um noch Menschen zu erschrecken oder gar zu jagen.
Liebe Grüße, Andrea



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DocHoliday

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Re: Alaska & Yukon - Top of the World (Reisebericht)
« Antwort #29 am: 23. Oktober 2016, 18:19:27 »
Oder der Fisch ist viel wichtiger als so doofe Touris.

Und schmeckt sicher auch viel besser! ;)