Autor Thema: "wir können nichts mehr für Sie tun"  (Gelesen 8247 mal)

Paula

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"wir können nichts mehr für Sie tun"
« am: 25. Juni 2017, 14:37:48 »
Hallo Leute,

ich wollte euch von meiner aktuellen Erfahrung mit Lufthansa erzählen. Ich muss sagen dass ich so ein Totalversagen (so habe ich es empfunden) nicht für möglich gehalten hätte.
Ich war von Dienstag bis Donnerstag mit 4 Kollegen auf einer Schulung bei Hannover (im Ort Garbsen). Donnerstag Abend waren wir auf den letzten Lufthansa Flug von Hannover nach München gebucht. Ihr habt vielleicht mitbekommen, dass am Donnerstag ein Sturmtief über Norddeutschland gezogen ist. In Garbsen haben wir davon nicht viel mitbekommen, es wurde nur bewölkt und etwas windig. Abends sind wir mit dem Taxi zum Flughafen Hannover gefahren (war nicht so einfach ein Taxi zu organisieren, wegen des Guns n' Roses Konzerts in Hannover waren die Taxis gut gebucht).
Am Flughafen war schon der vorletzte Flug nach München verspätet und unser Flug war um eine Stunde verschoben, also hieß es warten. Gegen 21 Uhr wurde der Flugverkehr für 15 Minuten unterbrochen, eine schwarze Wand war herangezogen, so was sieht man echt nicht oft, ein richtiges Gewittertief. Es zog aber rasch weiter nach ein paar Minuten war der Himmel nur noch grau und es regnete. Zwei Maschinen starteten, eine landete. Dann kam die Durchsage:

Zitat
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich muss Ihnen leider mitteilen dass Flug nach München gecancelt wurde, die Maschine wurde nach Bremen umgeleitet. Leider können wir Ihnen heute keinen Ersatzflug mehr anbieten und morgen auch nicht. Leider sind auch alle Hotels im Umkreis von 100 km belegt. Unsere Mitarbeiter sind nun schon so lange im Dienst dass wir sie jetzt nach Hause schicken müssen. Wir können nichts mehr für Sie tun.

wir dachten echt wir hören nicht richtig, das war so etwa um 21:30 Uhr und es sollte später noch eine Maschine nach Stuttgart gehen, der Flughafen stand also mitnichten vor der Schließung.
Meine Kollegen und ich sind schnell Richtung Ausgang geeilt, wir hatten nur Handgepäck, in der Hoffnung einen Mietwagen zu bekommen, wir wollten so schnell wie möglich nach München. Am Abflugschalter der Lufthansa standen etwa 10 Kunden bei den beiden Lufthansamitarbeitern und schrien sie an, es sah so aus als ob sie demnächst zuschlagen würden...

Mietwagen waren alle schon weg, zum Glück gab es noch Taxen und wir beschlossen uns zum Bahnhof fahren zu lassen. Im Taxi erzählte uns dann der Fahrer dass am Bahnhof schon ab Mittags wegen des Sturms nichts mehr ging und er nicht glaube dass noch Züge fahren und dass wir sicher nirgends mehr einen Mietwagen bekämen. Der Bahnhof stand unter Wasser (unterirdischer Tunnel mit Durchgang zu den Gleisen und Geschäften) vor dem Reisezentrum eine ellenlange Schlange. Als wir gerade überlegten wie wir zu einem Hannoveraner Kollegen gelangen könnten um die Nacht dort zu verbringen erreichte uns eine Durchsage dass an Gleis 4 ein außerplanmäßiger ICE zur Abfahrt nach Nürnberg bereit steht. Diesen Zug haben wir geentert  :)

Als der Schaffner kam und wir ihm unsere mißliche Lage schilderten meinte er ob uns die Lufthansa denn keine Zuggutscheine gegeben hätte das sei doch üblich (soviel zum Thema "wir können nichts mehr für Sie tun"). Er hat dann zusammen mit uns versucht auf unseren Handys auf der Lufthansa App den Flugschein in ein Zugticket umzuwandeln, das Feature gibt es, aber der Lufthansaserver antwortete nicht. Er meinte dann da müsse er jetzt seinen Chef fragen, der kam aber nie um die Ecke, also sind wir eben ohne Ticket gefahren. Für den Schaffner waren es auch Überstunden, denn der Zug stand stundenlang in Hannover zur Weiterfahrt nach Hamburg und irgendwann wurde entschieden ihn zurück nach Nürnberg fahren zu lassen (unser Glück). Weil kein Personal fürs Bordrestaurant zur Verfügung stand blieb es geschlossen, die Fahrgäste durften sich dafür kostenlose Wasserflaschen beim Schaffner holen.

Ich finde die Bahn hat das alles gut gemanged, man hätte uns ja zwingen können Tickets zu kaufen, aber das haben sie nicht getan. Und kostenlos Wasser fand ich auch sehr anständig, ich war ziemlich fertig und hätte ein Problem gehabt die nächsten 4 Stunden nix trinken zu können. Von Nürnberg aus sind wir übrigens per Taxi  nach München gefahren wo wir um 4:30 Uhr ankamen.

Wie findet ihr diese "Leistung" der Lufthansa?

Mir fiele spantan als Notlösung ein: einen Bus bereit stellen und alle Gäste die das wünschen in ein Hotel fahren (das dann eben weiter als 100 km entfernt ist) oder Notbetten am Flughafen organisieren (das hatte ich mal in Paris am Flughafen bei Schneechaos) oder zum Beispiel Zugticktes ausstellen für Fluggäste die das wünschen. Bei längerem Nachdenken fällt mir bestimmt noch mehr ein. Vor allem kann ich nicht verstehen dass in einem solchen Notfall nicht noch 2 Überstunden drin sein sollen. In meiner Firma gilt die 10 Stunden Regelung im Notfall explizit nicht. Stellt sich die Frage was für die Lufthansa ein Notfall ist...
Viele Grüße Paula

Rainer

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Re: "wir können nichts mehr für Sie tun"
« Antwort #1 am: 25. Juni 2017, 15:28:18 »
Wie findet ihr diese "Leistung" der Lufthansa?

Warum wohl habe ich schon vor ziemlich vielen Jahren beschlossen, NICHT Lufthansa zu fliegen? Ich kann es wirklich nicht verstehen, wieso man sich das antut. Das ist eine arrogante Kotzairline für den reichen Businesskunden. Der kleine Mann hat die Lufthansa noch nie interessiert, Hauptsache der Vorstand sackt die fetten Gehälter ein. Allein schon der immer noch ungelöste Pilotenstreik wäre für mich ein Grund, NIE Lufthansa zu fliegen. Aber viele Kunden werden doch immer wieder weich, ich lasse mich nicht erweichen und so ein Erlebnis wie Deines brauche ich nicht.

Zugegebenermaßen glaube ich allerdings nicht, dass andere Airlines in diesem speziellen Fall viel besser gehandelt hätten - die wollen alle nur nach Hause zu Mama. Aber das entschuldigt es natürlich nicht.

P.S.: Um auch mal ein mustergültiges Beispiel zu bringen, wie es besser geht: Als vor Jahren der Vulkan auf Island den europäischen Flugverkehr lahm gelegt hat, hatte auch eine AIDA Kreuzfahrtreise mit diesem Problem umzugehen. Die AIDA sollte in Palma de Mallorca anlegen und dort sollten einige Passagiere einen Rückflug nach Deutschland antreten. Dieser Flug würde mit absoluter Sicherheit nicht stattfinden, das war am Tag vor der Ankunft schon klar. Die AIDA Leitung hat es tatsächlich geschafft, außerplanmäßig vorher nach Barcelona zu schippern (das stand eigentlich nicht auf dem Plan, es war ein Seetag geplant) und in Barcelona hatte AIDA eine Armada von Reisebussen bereitstellen lassen, die alle Passagiere, die das wünschten, nach Hause fahren würden. Selbstverständlich konnten die Passagiere wählen, wer bleiben wollte, der wurde planmäßig am nächsten Tag auf Mallorca abgesetzt. Das war ein organisatorisches Meisterstück und wenn auch die Busfahrt natürlich viel länger dauerte als der ausgefallen Flug, waren alle Passagier im höchsten Maße zufrieden, denn damals flog nun einmal nichts und anders konnte man nicht nach Hause kommen.

Also wenn ein Wille da ist, dann ist auch ein Weg da.

Andrea

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Re: "wir können nichts mehr für Sie tun"
« Antwort #2 am: 25. Juni 2017, 15:50:12 »
Meine Güte, zur Hannover Messe und zur Cebit gibt es doch auch genug Betten. Das soll wegen Guns ´n´ Roses und ein paar ausgefallener Züge und Flüge anders sein? Was in den 90ern zu den Messen und im Jahr 2000 zur Expo da an Massen an Leuten in und um der Stadt untergebracht wurde, das kann doch jetzt nicht alles dicht sein?

Falls du noch einmal in Hannover strandest, Paula, dann ruf mich an. Irgendwo kriege ich dich dort privat unter. Und übrigens: Bad Oeynhausen liegt auch in der 100km Zone. Hier hättest du sicher was bekommen. Da hätten wir auch was für deine Kollegen gebucht bekommen.

Aber vermutlich waren einfach nur das Flughafenhotel ausgebucht oder wo auch immer LH seine Gäste im Notfall einbucht.
Liebe Grüße, Andrea



www.antiwalks.eumerika.de

Horst

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Re: "wir können nichts mehr für Sie tun"
« Antwort #3 am: 25. Juni 2017, 17:54:44 »
War auch noch nie Lufthansa Fan (schon wegen den Dauerstreiks und der latenten Gefahr davon betroffen zu sein) und die sind seit Jahren nicht besser und schon gar nicht günstiger als andere.
Dieses Verhalten ist einfach nur sauschwach.
LH macht für mich nur Sinn wenn es einen Vorteil durch einen Non-Stop-Flug gibt sonst ist es anderswo das bessere Preis-Leistungsverhältnis.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Ilona

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Re: "wir können nichts mehr für Sie tun"
« Antwort #4 am: 25. Juni 2017, 17:55:10 »
Oje, welch eine Odyssee habt ihr da hinter euch, Paula.

Die Kollegin von Heiko strandete kürzlich auf dem Rückflug von den Kanaren mitten in der Nacht in Köln.

Sie ist aber nicht mit der Lufthansa geflogen  :cool2:. In Köln Flughafen waren in der Nacht keine Schalter offen. Mietwägen gab's zu der Zeit auch keine.

Die sind dann kurzentschlossen auf eigene Kosten mit dem ICE nach Frankfurt weiter gefahren, denn die Zubringermaschine wäre erst im Laufe des Vormittags gestartet.

Bin mal gespannt, ob sie eine Entschädigung von der Airline bekommt.
Liebe Grüße

Ilona

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Paula

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Re: "wir können nichts mehr für Sie tun"
« Antwort #5 am: 25. Juni 2017, 19:15:38 »
Also was die Kosten angeht ist mir das Wurscht, den Flug hat die Firma gebucht, um Entschädigung muss sich unsere Sekretärin kümmern. Von München nach Hannover hat man auch nicht viel Auswahl bei den Fluglinien. Privat werde ich in Zukunft nach dieser Erfahrung eher einen Bogen um die Lifthansa machen. Wegen der Streikgefahr habe ich die in letzter Zeit eh nicht gebucht.
Viele Grüße Paula

Paula

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Re: "wir können nichts mehr für Sie tun"
« Antwort #6 am: 25. Juni 2017, 19:18:55 »
Meine Güte, zur Hannover Messe und zur Cebit gibt es doch auch genug Betten. Das soll wegen Guns ´n´ Roses und ein paar ausgefallener Züge und Flüge anders sein? Was in den 90ern zu den Messen und im Jahr 2000 zur Expo da an Massen an Leuten in und um der Stadt untergebracht wurde, das kann doch jetzt nicht alles dicht sein?

Falls du noch einmal in Hannover strandest, Paula, dann ruf mich an. Irgendwo kriege ich dich dort privat unter. Und übrigens: Bad Oeynhausen liegt auch in der 100km Zone. Hier hättest du sicher was bekommen. Da hätten wir auch was für deine Kollegen gebucht bekommen.

Aber vermutlich waren einfach nur das Flughafenhotel ausgebucht oder wo auch immer LH seine Gäste im Notfall einbucht.

Danke Andrea!
Ob es wirklich keine Hotelbetten gab haben wir nicht nachgeprüft. Es waren tagsüber ja schon andere Maschinen und Züge ausgefallen, aber gewundert hat es mich auch. Vielleicht waren die einfach für jede Hilfe zu faul...
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: "wir können nichts mehr für Sie tun"
« Antwort #7 am: 26. Juni 2017, 19:35:12 »
Sowas braucht man ja echt nicht  >:(. Ich bin weder Lufthansa Fan noch Gegner (wegen der Streiksituation hätte ich dort aber nicht mehr gebucht, aber ich dachte, das wäre seit ein paar Wochen erledigt) oder Fan/Gegner anderer Airlines. Ich denke, dass einem so etwas bei jeder Airline passieren kann und von der Bahn möchte ich gar nicht erst anfangen (ich bin drei Jahre tgl. von Augsburg nach München gependelt und könnte Romane schreiben...).

Ich hatte so was mal vor zig Jahren bei einem innerkanadischen Flug, keine Ahnung mehr welche Fluggesellschaft. Wegen Schneechaos ist die Maschine kurz vor der Landung am Ankunftsflughafen wieder umgedreht und zum Ausgangsflughafen geflogen. Dort wurden wir Passagiere kommentarlos bzw. mit dem Kommentar "wir können heute Nacht nichts mehr für sie tun, alle Flughafenhotels sind voll, schauen sie, dass sie morgen bei einem Flug standby mitkommen" aus dem Flugzeug geworfen. Im Flughafen war kein Geschäft mehr geöffnet, gab also nichts zu essen und zu trinken, auch keine Feldbetten o.ä. Irgendwie habe ich die Nacht rumgebracht und am nächsten Morgen dann sofort bei Schalteröffnung eine Umbuchung gemacht. Es war dann allerdings später nachmittag bis ich bei einem Flug einen Platz bekommen habe. Das Gepäck ist dann erst einige Tage später angekommen.


LG Christina