Nebenan - Nachbarschaftshilfe

[Andrea]

Hallo ihr!

Habt ihr schon einmal von www.nebenan.de gehört oder seid sogar dabei? Heute hatte ich dazu eine Einladung im Briefkasten. Dabei geht es um Nachbarschaftshilfen wie Paket annehmen, einkaufen (z.B. bei Krankheit), die 2 fehlenden Eier zum Kuchenbacken haben oder brauchen, Nachhilfe, Partner zum Joggen, Spieletreff, Blumengießen im Urlaub, fertig Gelesenes weitergeben,.... Eben alles, was sich in einer funktionierenden Nachbarschaft so abspielt. Bin ja neugierig, soll ich mich da anmelden?

[Silv]

Hallo Andrea,
ich wohne in einer kleinen Ortschaft und meine Nachbarn kenne ich fast alle mein Leben lang. Bei uns ist das eigentlich üblich, ein Paket anzunehmen, mit Sachen aushelfen etc. Wir haben zur Zeit grössere Arbeiten im Garten, da können wir z.B. Lieferanten von Containern, Pflanzsteinen über die Einfahrt unserer Nachbarn fahren lassen. Heute morgen war eine Nachbarin bei meiner Mutter: "Hast du noch ein Päckchen Butter?".

Die Nachbarin auf der anderen Seite hatte neulich gefragt, ob wir ab und an mal "rüber schauen" könnten, weil sie übers WE wegfährt und ihre Mutter (schon etwas älter) alleine zuhause wäre.

Ein weiterer Nachbar gegenüber hat von dessen 2 Nachbarinnen (auch schon älter) den Hausschlüssel,  falls mal etwas sein sollte.

Als ich vorletztes WE im Krankenhaus war, und Andy noch spät im Garten gearbeitet hat, hat ein Nachbar etwas vom Grill zu ihm in den Garten gebracht.

Also ich mag unsere Nachbarn. 

[Andrea]

Ja, so kenne ich das von früher auch. Mein Vater ist schon dort im Haus aufgewachsen und alle kannten ihn als kleinen Jungen und selbstverständlich kannte man auch mich oder ich die Nachbarn. Hier in Bad Oeynhausen hatten wir auch mal eine tolle Nachbarschaft, aber irgendwie ist die verloren gegangen. In unserem 7-Parteien-Haus wohnt jemand, den ich noch nie gesehen habe und das schon seit mehr als einem halben Jahr. Das finde ich entsetzlich. Auch in den Nachbarhäusern wohnen irgendwie nur noch Fremde. Allerdings ist hier in allen Häusern eine ziemliche Fluktuation.

[Ilona]

Bei uns ist das eigentlich üblich, ein Paket anzunehmen, mit Sachen aushelfen etc.

Das ist bei uns auch üblich und da erübrigt sich die Registrierung.

[Andrea]

Das mit den Paketen funktioniert hier im Haus normalerweise auch (weil wir sie meist für alle annehmen  ), Nur ein Nachbar schlägt da quer. Aber für den nehme ich auch nichts mehr an. 

[nordlicht]

Ich bin bei der US-Version nextdoor angemeldet. Das ist vor allem ein Flohmarkt, Meldestelle für entlaufene Hunde, Katzen, Hühner etc, und Nachrichtenbörse bzw. Tratschecke. Die übliche Nachbarschaftshilfe wie Paket annehmen, Eier schnorren etc. läuft immer noch auf die altmodische Art. Nextdoor spricht dafür ein wesentlich größeres Publikum an, da dort das ganze Viertel vertreten ist. Ich würde das also nicht als Ersatz zu dem normalen Miteinander unter Nachbarn ansehen sondern als Ergänzung.

[Christina]

Wir wohnen hier im Dorf erst seit knapp vier Jahren, die Nachbarn waren aber von Anfang super nett, Pakete nehmen wir immer gegenseitig an, wenn wir in Urlaub fahren, haben die einen Nachbarn die Schlüssel und leeren den Briefkasten, die anderen Nachbarn informieren wir, dass wir nicht da sind, dann wird immer besonders aufmerksam geschaut, wegen der bei uns hohen Gefahr von Einbrüchen. Man sitzt auch mal auf der Terrasse zusammen und trinkt etwas. Eine Registrierung brauche ich daher nicht. Ich denke, das ist hauptsächlich in Mehrfamilienhäusern interessant, wo man oft nicht mal die nächsten Nachbarn kennt, vor allem bei sehr großen Häusern. Das hatte ich in früheren Wohnungen oft, vielleicht hätte ich damals so eine Möglichkeit genutzt, andererseits bin ich oft umgezogen und war unter der Woche tagsüber eigentlich nie zu Hause, daher war auch nichts mit Pakete annehmen o.ä.

[Rainer]

Ich habe noch nicht verstanden, was denn das besondere an www.nebenan.de ist? Pakete nehme ich sowieso immer an (ich bin ja auch als einziger die ganze Zeit zu Hause, bei mir landet fast alles), Lebensmittel habe ich noch nie nach gefragt und bin auch nie gefragt worden, die Haustürschlüssel haben wir über Kreuz getauscht und bei Urlaub wird auch über Kreuz die Post aus dem Briefkasten geholt und die Blumen gegossen.

Das ist meiner Meinung nach der Normalfall. Klingt auch alles nach mehr, als es ist.

[Birgit]

Na ja, man hat vielleicht zu den unmittelbaren Nachbarn Kontakt, aber doch nicht zu allen im Umkreis der nächsten 200 Meter oder so... Und ich würde nie irgendwo 3 Häuser weiter klingeln um herauszufinden, ob da vielleicht jemand lebt, der bereit wäre in meinem Urlaub den Kanarienvogel zu versorgen, sofern sich hier im Haus niemand findet.

Rainer, bei euch ist das ja anders, da kennt man sicher jeden in der Straße. Es ist ja deutlich übersichtlicher bei euch.

Ich finde es für städtische Bereiche ganz gut. Man kann beispielsweise herausfinden, wen man mal für eine Runde Federball oder einen Spaziergang fragen könnte oder wo ein netter Mensch für einen schnellen Kaffee oder ein Glas Wein zu haben wäre, wer mich ggf. mal zum Bahnhof bringen würde vor einer Reise. Und ich persönlich würde liebend gerne "hier!" schreien, sollte ein Katzensitter gesucht werden.

Das erfordert ja schon ein bisschen mehr Aufwand und Interesse an der Nachbarschaft als mal eben ein Päckchen entgegenzunehmen oder eine Kopfschmerztablette zu spendieren.

Dummerweise spielt sich das Leben zumindest hier so gar nicht auf der Straße ab, sodass ich es nicht schlecht fände mal mit den Nachbarn in Kontakt zu kommen, die ein paar Meter weiter sind, schon allein um der städtischen Anonymität entgegenzuwirken.

In meinem Viertel sind so etwa 30 Menschen angemeldet, was schon deutlich mehr ist als vor einigen Monaten, als ich auf diese Seite das erste Mal gestoßen bin. Aber ich denke, es wird wieder mal an der komplizierten Anmeldeprozedur scheitern, von der ich gerade nicht weiß, ob ich sie gut finde (keine Fake-Profile, weniger oberflächlich Neugierige, die dann nicht wirklich mitmachen wollen) oder ob ich sie doof finde, da die Hürde schon deutlich höher liegt als normal...

Man gibt seinen vollen Namen und Adresse an ohne zu wissen, was davon dann allen angezeigt wird, wem genau und in welcher Weise - finde ich unheimlich!

[Andrea]

Danke für eure Einschätzungen. Ich bin in der Tat sehr neugierig und fände es sogar gut, wenn es irgendwo in der Nachbarschaft jemand gäbe, der während meines Urlaubs meine Tageszeitung bekommt (im Moment gebe ich sie frei und der Verlag spendet sie dann irgendwo hin, wo ich nicht weiß wohin genau) oder wenn jemand mal ein paar Stunden Nachhilfe in Mathe bräuchte oder meine ganzen Krimis (zum großen Teil auf Englisch) adoptieren würde. Aber wenn man sich beim Anmeldeprozess so nackig macht (was ich ja auch irgendwie verstehe), dann hält es mich doch ab.

[Birgit]

Ich wohne schon seit ich vor 17 Jahren nach Erfurt gegangen bin im selben Haus.

Irgendwann, auch schon mehr als 10 Jahre her, gab es dort eine sehr coole Clique: Der "harte Kern" von 4 Personen/Paaren, die hier wohnten, traf sich immer mal auf der Treppe. Irgendwann standen Weinflaschen, Gläser, Chips auf den Stufen und die Treppenbeleuchtung, die immer aus ging, wurde durch Kerzen ersetzt. Und wer von den anderen hinzukam, war herzlich willkommen.

Das hat sich leider sehr verändert, auch wenn es nicht wirklich anonym ist, nichts gestohlen wird etc.

In der Ortschaft, wo ich groß wurde, war es zu Beginn auch so. Ein Haus nach dem anderen wurde in unserer Straße ab Anfang der 80er gebaut. Da wohnten eben lauter Familien mit Kindern, die man meistens bei deren Richtfest kennenlernte. Wenn jemand 40 wurde oder 10-jährigen Hochzeitstag hatte oder so, war immer die gesamte Nachbarschaft da. Auch da ist der Kern derjenigen, die sich nicht ganz zurückziehen, inzwischen überschaubar geworden. Aber ich freue mich für meine Mutter, dass es alte und neue Nachbarn gibt, zu denen es super Kontakt gibt. Auf Anhieb fallen mir 4 Parteien/Familien ein...

[Paula]

wir haben zu einigen Nachbarn in gleichen Haus und Nachbarhaus engen Kontakt. Die gießen auch unsere Blumen und leeren den Briefkasten wenn wir in Urlaub sind. Und wenn was in der Küche fehlt habe ich kein Problem bei einem zu klingeln und zu fragen (kommt ab und zu vor). Insofern brauche ich die Seite nicht. Pakete nehmen alle Nachbarn an und umgekehrt auch.
Ich habe mir die Seite www.nebenan.de  mal angeschaut aber wenn man sich nicht anmeldet erfährt man da nicht viel und mit meinen privaten Daten bin ich sehr vorsichtig. Für Einbrecher ist so eine Seite ja ein Eldorado, wenn er die knackt weiß er genau wann jemand in Urlaub ist...

[Ilona]

Für Einbrecher ist so eine Seite ja ein Eldorado, wenn er die knackt weiß er genau wann jemand in Urlaub ist...

Das war auch mein erster Gedanke.

[nordlicht]

Für Einbrecher ist so eine Seite ja ein Eldorado, wenn er die knackt weiß er genau wann jemand in Urlaub ist...

Das war auch mein erster Gedanke.

Ich weiß nicht wie es bei nebenan.de aussieht, aber bei nextdoor.com, die ja ziemlich ähnlich zu sein scheint, postet niemand seine Urlaubsdaten. Ich finde die Beispiele Paketannahme, Pflanzengießen im Urlaub und Eiernotversorgung auch alle sehr unglücklich gewählt. Das geht viel einfacher und zuverlässiger auf die althergebrachte Methode und sowas habe ich ich selber bei nextdoor bisher auch noch nie gesehen.
Um mal zwei konkrete Beispiele zu geben: ich hatte von der Stadt eine Ladung Rindenmulche umsonst bekommen. Leider ist selbst die kleinste Abnahmemenge viel mehr als ich brauche. Da habe ich dann bei nextdoor gepostet: Rindenmulche umsonst auf der Auffahrt am Haus wer will bedient sich. Und zwei Tage später war der Haufen weg. Dann liegt demnächst an, dass ich einen Zaun neu machen muß. Da gibt es dieses praktische Gerät das Löcher passend für Zaunpfähle macht. Da werde ich auf nextdoor mal gucken, ob irgendjemand in der Gegend so ein Ding hat, das ich ausleihen kann.
Und auf nextdoor wissen die Tratschtanten der Nachbarschaft schon was für ein Restaurant in das Erdgeschoß im Neubau an der Ecke einzieht. (Und bisher lagen die immer recht gut)
Der Kontakt in der Umgebung über die 200m oder so wie Birgit sagt hinaus, das ist was nextdoor leisten kann. Die direkte Nachbarschaftshilfe wie bisher kann und wird es nicht ersetzen.

Und was das Eldorado für Einbrecher angeht, ich würde mich da in Reiseforen anmelden. Mit Ticker, Live-Reisebericht und Link auf die eigene Reisewebsite mit Impressum könnte ich da meine Diebeszüge fürs ganze Jahr im voraus planen ;-)

[Andrea]

Meine Neugier hat gesiegt, ich habe versucht mich dort anzumelden. Mit einem mageren Ergebnis: Ich wohne genau im Grenzgebiet zweier Nachbarschaften. Eine hat schon 22 Mitglieder (gegründet am 12.6.17, also nicht mal eine Woche alt) und von denen hatte ich auch die Einladung. Aber bei der Eingabe meiner Adresse wurde ich einer anderen Nachbarschaft zugeordnet. Mitglieder: 1. Nämlich ich. Blöd, denn eigentlich passt mir die andere Nachbarschaft besser, denn es liegt ein großer Acker zwischen mir und der mir zugeordneten Nachbarschaft. Und da oben (Süden) habe ich rein gar nichts zu tun, im Norden schon eher (Ärzte, Bank, Bäcker, Fleischer, Tankstelle)