Autor Thema: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah  (Gelesen 74532 mal)

Paula

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #120 am: 23. Oktober 2017, 23:12:24 »

Sonntags dürfen Mormonen nicht fernsehen? Wieder was gelernt.


Das höre ich auch zum ersten Mal! Und dann auch noch Gottesdienstschichten für die man eingeteilt wird. Es ist mir völlig unverständlich wie man mit solchen Beschränkungen leben kann, das ist eine völlig andere Welt.
Viele Grüße Paula

nordlicht

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #121 am: 24. Oktober 2017, 02:11:00 »
Das wusste ich auch nicht, dass der Vatertag in Utah so zelebriert wird.
Nicht nur in Utah, das ist in der ganzen USA so. Der Vatertag ist Mitte Juni und wird wie der Muttertag bloß für Väter gefeiert. Also Kinder basteln  Geschenke und dann unternimmt die Familie was zusammen, etc. Als ich von dem deutschen Vatertag, wo sich die Väter treffen und kräftig einen heben, berichtet habe, fanden die Amis das durchgehend sehr seltsam. Und auch die, die alles andere als mormonisch veranlagt sind, wenn es um Alkohol geht. Nach dem Motto: nix gegen ein Besäufnis unter Freunden, aber doch nicht am Vatertag!

Susan

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #122 am: 24. Oktober 2017, 12:05:33 »
Sönke hat mir die Erklärungen zum Vatertag ja schon abgenommen...  Und ja, da die Familie schon ganz erstaunt war, dass unser Vatertag am "Ascension of Christ" stattfindet, habe ich die Männertouren verharmlost  ;)

Ich weiß nicht, ob die Mormonen nicht Fernsehen dürfen, oder ob es die Gläubigen unter ihnen nur einfach nicht tun. Der Sonntag gilt eben als ein Tag, an dem man Gott gedenkt, und da passen Ablenkungen nicht zu. Die zwei Kirchgangs-Schichten gibt es wohl, weil die Kirche zu klein für die Gemeinde ist.

Zitat
Es ist mir völlig unverständlich wie man mit solchen Beschränkungen leben kann, das ist eine völlig andere Welt.

Manche der Beschränkungen würden mir auch schwer fallen, andere kaum. Wir haben noch weitere Familien kennengelernt und sie alle leben ansonsten nicht viel anders als wir.

Der Abschied naht, doch vorher gibt's noch zu tun. Später mehr...
Liebe Grüße
Susan


Susan

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #123 am: 24. Oktober 2017, 19:10:11 »
19. Juni  Der Tag  F ;)

Wir haben auch ohne Ventilator ganz entspannt geschlafen, ganz ohne Hitzewellen. Nach einem gemütlichen Frühstück (allein, die Familie muss arbeiten) können wir uns gestärkt an die schwere Arbeit wagen. Packen!  Zu Colins Gepäck ist im Laufe der Monate einiges dazu gekommen, unter anderem:  sieben Paar Schuhe, Skihelm und -hose, zwei Anzüge, ein Stativ, ein Schlafsack,… Wir Eltern haben zwar sparsam eingepackt, doch als wir den aufgetürmten Berg in Colins Zimmer so anschauen – passt das alles wirklich in die zwei Koffer und die große Reisetasche?
 
Erstmal aufräumen und ausmisten; so gar nicht Kerlies Ding. Zwei kaputte Jeans und ein Paar abgewrackte Sneakers können weg. Zum Vorschein kommt außerdem das Geschenk von Colins Englischlehrer an seine Eltern: ein T-Shirt des Abschlussjahrgangs "Respect your Elders" (leider hat er keine zwei mehr bekommen können) und einen Brief mit Lobeshymnen auf unseren Sohn.  ^-^

Wir verpacken die Winterklamotten in Vakuumbeuteln, stopfen Socken in die Schuhe und rollen T-Shirts. Ohje, die Gepäckstücke sehen schon gut gefüllt aus.  :o Gut, dass BA eine großzügige Gewichtsbeschränkung beim Handgepäck hat. So können wir Eltern unsere Bordtrolleys noch voll packen.
Auch Packen schlaucht – Verschnaufspause willkommen

Mittlerweile ist Colins Gastmutter nach Hause gekommen und wir können zum allerwichtigsten Termin des ganzen Jahres aufbrechen.  8) Dazu fährt Josie mit Colin und mir hier hin: 



Nachdem Junior
  • am 19. Dezember mit bürokratischem Aufwand und nach einem kleinen Online-Test den Utah-Lernführerschein erhalten hat

  • einen Fahrschulkurs absolviert und dort eine Fahrprüfung bestanden hat
  • in den letzten sechs Monaten 40 Stunden in Begleitung selbst gefahren ist (100% davon in den letzten beiden Wochen)

kann er heute seinen Führerschein bekommen. :))

Ein sehr freundlicher Empfangsofficer (in Uniform) fragt nach unserem Begehr, prüft die Unterlagen und vergibt die Wartenummer. Wir müssen nicht lange warten. Kurzer Sehtest, ein paar Unterschriften der Gastmutter, einmal Drucken und da ist er:



Zumindest der vorläufige Führerschein, der im Scheckkarten-Format wird innerhalb der nächsten Wochen zugeschickt. Josie wird ihn dann per Eilbrief nach Deutschland weiter schicken.
Na, das hat ja wunderbar reibungslos geklappt!  Wie es weiter geht, seht später im Exkurs "Kerlies Führerschein".

Josie möchte mir unbedingt noch Cabela’s zeigen. Das ist ein großer Laden für all das Outdoor-Gedöns. Was sie mir hauptsächlich zeigen möchte, ist die Ausstellung mit den ausgestopften Tieren der Gegend.   



Neben Reh, Hirsch, Bär und Co gibt es noch einen Teich mit lebendigen Fischen. Ansonsten hat der Laden eben alles Mögliche für Camping, Wandern, Fischen und Jagen. Dazu gehört natürlich auch eine –für uns große- Waffenabteilung.



Die Gastmutter spricht den Verkäufer an: sie hätte hier einen Austauschschüler aus Deutschland, ob der wohl mal eine Pistole halten könne, er hätte sonst nie wieder Gelegenheit dazu.  Klar kann er!



Der Verkäufer ist ganz erstaunt über unsere Waffengesetze, schließlich kämen alle guten Waffen aus Deutschland: die Walther, die Sig Sauer, Heckler & Koch… Der gute Mann ist ganz in seinem Element; referiert und zeigt seine Schätze.  ::) Die Kerlie dann auch mal halten darf. Darunter auch ein sehr gefährlich aussehendes Schnellfeuer-Was-auch-immer :o  Wir lernen, dass es doch ein paar Bedingungen gibt, um in Utah Waffen kaufen zu können. Außerdem dürfen wir die "Bibliothek" besichtigen, sozusagen der Second-Hand-Laden. Dort sehen wir historische Revolver und Gewehre. Winnetous Silberbüchse lässt grüßen.

Wir stöbern noch ein wenig im Geschäft herum. Interessant, was es so alles an "Trailfood" gibt. Josie findet den Laden teuer; wenn ich mir die Wanderschuh-Preise so anschaue, ist es jedoch günstiger als bei uns.

In den Gängen treffen wir einen Schulkollegen von Colin,  der ist in der Schulband. Okay, ich stelle mir das vor wie unsere Skifflegruppe am Gymnasium damals. Weit gefehlt, auch das ist natürlich eine Riesentruppe.  ^-^ Colin zeigt uns Bilder vom Footballspiel der Davis High.




Marching Band & Tanzgruppe
in der Halbzeitpause   Korrektur seitens Colin - sind keine Tänzer sondern "Color Guards" = Fahnenschwenker





Den Rest des Nachmittages widmen wir uns wieder dem Pack-Puzzle, für den Abend haben wir eine Einladung zum "evening bread" .
Beim Skypen im Vorfeld erzählten uns die Gasteltern von einer deutschen Familie in der Nachbarschaft. Ein Sohn, jetzt Anfang zwanzig, war auch zum Austausch dort gewesen und jetzt wohnt die Familie in Farmington. Es gäbe also Leute, die Deutsch und über seine Heimat mit Colin reden könnten.  ^-^ Sie kamen dann auch in Kontakt, Colin war kurz vorher zur Hochzeit des Sohnes eingeladen, die Mutter hatte einen Narren an ihn gefressen und natürlich wollten sie nun uns kennenlernen. Wir hatten uns schon gewundert, wie Leute denn so einfach nach Utah ziehen, wo ihr Sohn zum Schüleraustausch war. Einfache Erklärung: es sind Mormonen.

Wir werden sehr herzlich und locker begrüßt. Entgegen der Ankündigung gibt es kein deutsches Abendbrot; eher ein Buffet mit Nudelgerichten, Salat, Käsetorte mit Erdbeeren und zu trinken selbst gemachte Zitronenlimonade. Wir sitzen im Garten und plaudern im munteren Mischmasch aus Deutsch und Englisch über alles Mögliche.  Colins Gasteltern wirken ungewohnt zurückhaltend, richtig respektvoll. Im Laufe des Abends bekommen wir auch eine Ahnung warum. Der Herr des Hauses ist ein ziemlich hohes Tier der Kirche. Spaßeshalber habe ich ihn daheim gegoogelt, der hat sogar einen Wikipedia-Eintrag.

Unsere Reisen sind Thema. Wir werden gefragt, warum wir nicht nach Utah ziehen, so oft wie wir hier Urlaub machen. ;D  Wäre tatsächlich eine Überlegung wert, wenn es nicht einige Wenns-und-Abers gäbe. Die Dame des Hauses und Kerlies Gastmutter sind sich jedenfalls einig, dass sie nirgendwo lieber als dort in Farmington wohnen wollen. Wobei erstere wahrscheinlich bald wieder umziehen muss, wenn ihr Mann versetzt wird. Witzigerweise war ihr oben erwähnter Sohn auf Mission im Polynesian Culture Center auf Hawai'i. Und eine der Töchter wohnt im weiteren Umkreis von Hannover.

Neugierig war ich auch, wie Deutsche denn zum Mormonentum kommen. Okay, die LDS-Kirche hier habe ich schon öfter gesehen, trotzdem erschien mir diese Religion doch mehr eine amerikanische Sache zu sein. Tatsächlich gab es schon ab 1842, zwölf Jahre nach Gründung der Kirche, Gemeinschaften von Mormonen in Deutschland. Die Religion kam mit Auswandern auf Heimatbesuch über den Teich, erste Missionare sozusagen. Viele der ersten Gläubigen damals sind später nach Utah ausgewandert. Die Familie unserer Gastgeberin ist schon seit deren Großeltern mormonisch.

Es war jedenfalls ein sehr interessanter und entspannter Abend, ganz ohne Missionierungsversuch. Während die anderen relativ früh zu Bett gehen, vernichten Kersten und ich noch unsere letzten zwei Dosen Schlummertrunk  :floet:
Liebe Grüße
Susan


Ilona

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #124 am: 25. Oktober 2017, 10:28:55 »
Zitat
Wir haben auch ohne Ventilator ganz entspannt geschlafen, ganz ohne Hitzewellen.

Ich bin überzeugt, dass zwei von euch drei keine Hitzewellen haben  :floet: . Seit einiger Zeit kann ich da mitfühlen :zwinker: .

Gilt der Utah-Führerschein eigentlich ewig?

Was für ein Programm an dem Tag :girly: mit interessanten Einblicken ins Mormonentum ohne Bekehrungsversuche  :thumb:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


soenke

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #125 am: 25. Oktober 2017, 13:04:23 »
Herzlichen Glückwunsch zum Führerschein, Colin. :D :D

Vielleicht solltet ihr wirklich mal überlegen nach Utah auszuwandern.

Dann bekommste bestimmt regelmäßig Besuch aus einem gewissen Forum !! ;) ;)
Und hast ganz viele tolle Abende wie den du letzten Abend hattest... und wir würden auch 3, 4 oder mehr Schlummertrunke (ist das die Mehrzahl?) mit dir geniessen !! ;D ;D

Christina

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #126 am: 25. Oktober 2017, 18:43:06 »
Das war ein sehr interessanter Tag abseits von touristischen Zielen und Erlebnissen. Ob man sich als Nicht-Mormone in Farmington wohl fühlen kann? Ich glaube für mich wäre das nichts.



LG Christina

Susan

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #127 am: 26. Oktober 2017, 19:26:52 »
Exkurs: Juniors Führerschein - ein kleines Drama

Eine der häufigsten Fragen von Austauschschülern: Kann ich meinen Führerschein dort machen?  Erstens wäre das natürlich cool, zweitens könnte man Geld sparen.

Die Organisationen verpassen ihnen meist einen Dämpfer; so einfach gehe das nicht. Amerikanische Teenager bekommen in der Regel einen Lernführerschein, üben mit den Eltern, machen eventuell einen kleinen Kurs und dann die Prüfung. Das geht mit den Austauschschülern nicht, da sie aus Versicherungsgründen keine motorisierten Fahrzeuge der Gastfamilie fahren dürfen. Ausweg: die Schule bietet Fahrkurse an. Es entscheidet aber jede für sich, ob da auch die Austauschler teilnehmen dürfen.
Zu Colins Pech und Ärger geht das in seinem Schulbezirk nicht. :( Aber so leicht gibt er nicht auf und sucht nach weiteren Möglichkeiten.  :cool2:

Sinn macht die Sache doch nur, wenn sich die Utah Drivers License dann in einen deutschen Führerschein umschreiben lässt.  Im Internet finde ich dazu zwar Informationen, doch nicht alle meine Fragen sind beantwortet. Also mache ich einen Termin bei der Fahrerlaubnisbehörde Hannover.  Der verläuft recht günstig.  :)

Ja, der Führerschein kann ohne weiteres  umgeschrieben werden. Sogar, wenn Kerlie noch nicht 18 ist, in die Erlaubnis zum begleiteten Fahren (Führerschein ab 17). Beglaubigungen/ Übersetzungen brauchen wir auch nicht. O-Ton: "Wir verstehen auch Englisch". Selbst die Befristung stört nicht, solange er den Antrag auf Umschreibung bis zum letzten Tag derselben gestellt hat.  (Da die Führerscheine in den USA auch zur ID genutzt werden, bekommen Ausländer nur eine befristete Drivers License; und zwar bis 30 Tage nach Ablauf des Visums, in unserem Fall 30.07.17).

Derweil haben Colin und seine Gastmutter die Mühe und Kosten (rund 30$) auf sich genommen und den Lernführerschein besorgt. Ein klein wenig spät; er kann erst nach 6 Monaten den offiziellen beantragen, egal, ob er vorher schon die Prüfung bestanden hat. Der Termin liegt nun rund 12 Tage nach dem offiziellen Ende seines Programms.
Tja, und deshalb kam ich bzw. kamen wir zu unserer USA-Reise. ;D Damit erledigte sich auch, wer denn die 40 Stunden Fahren begleiten sollte.  Man kann zwar auch wie bei uns, Stunden in einer Driving School absolvieren; die sind aber ebenso teuer wie hier. Tatsächlich hatte Colin die Fahrprüfung schon bestanden, als wir nach Utah kamen.

Und so klappte alles wunderbar bis zum 19. Juni!

 :toothy9:

Entgegen des  Gattens größten Befürchtungen, dass hier was schief geht…  ;)

Wir flogen also alle nach Hause und gewöhnten uns eine Woche wieder ein. Bevor wir  nach Frankreich an den Strand aufbrachen, schaute ich schlauerweise  nochmal, was wir alles zum Umschreiben und für den Antrag auf begleitetes Fahren brauchten. Oops, Frau Sachbearbeiterin meinte zwar: nichts; aber im Web steht was von Sehtest und Erste-Hilfe-Kurs. Glücklicherweise konnte ich da noch einen für Colin buchen.

Nach gut einer Woche Sonne, Sand und Meer trudelte die Message ein: Colins Drivers License Karte ist bei seinen Gasteltern angekommen.

 :herz:

Damit hatte sich meine größte Sorge erledigt!  Wie vereinbart schickte Josie dann den Führerschein per Priority Mail auf die Reise nach Deutschland. Wir instruierten den Opa, auf den Posteingang zu achten, die Oma buddelt nämlich manchmal Post unter. Und ich machte online einen Termin bei der Fahrerlaubnisbehörde fest.  ^-^

Zu früh gefreut   :(  Der Urlaub ging vorüber, der Brief aus Amerika war nicht da. Fünf bis sieben Werktage sollte die Laufzeit laut US Post sein; okay, großzügig berechnet kann er ja noch kommen.  Tut er aber auch die nächsten Tage nicht.  ???  :-[

Hat vielleicht die Oma doch den Brief irgendwo vergraben? Oder eine Mitteilung, dass er abgeholt werden muss, weil grad keiner Zuhause war? Wir wühlen uns durch Papierberge usw. in bester Hoffnung was zu finden, durchstöbern ihre Verstecke  und fragen beim Postamt nach, ob da vielleicht was liegt.  Null Erfolg und weitere Tage verstreichen ohne Posteingang.  :heul:

Auch auf der anderen Seite des Atlantiks bricht Hektik aus. Dort wird der Einlieferungsschein gesucht, um einen Nachforschungsauftrag stellen zu können.
All die  bescheuerte Werbung kommt an, nur diese eine wichtige Sendung nicht!

Nachts wälze ich Argumentationen: schließlich ist der Papierstreifen eine gültige, offizielle  Utah Drivers License; da steht auch nichts von Einschränkungen. Wenn doch nur das Wörtchen "Temporary" nicht wär!

Der Tag X  bei der Führerscheinstelle ist da, der Brief natürlich nicht. Wir nehmen was wir haben mit und beschließen uns erstmal ganz dumm zu stellen.   :floet:  Mit angehaltenem Atem warten wir, während der Sachbearbeiter sich durch die Bildschirm-Formulare clickt. Eine halbe Frage nur: "Das ist ein offizieller Utah-Führerschein?"  "Jawohl." Der Drucker rattert, der Herr stempelt und yeah, Kerlie kriegt die rote deutsche Fahrerlaubnis mit 17.

 :happy2:  :happy2:

Habt ihr gehört, wie uns das Gebirge vom Herzen gefallen ist?  ;D
Den richtigen Führerschein kann er sich dann an seinem Geburtstag abholen. Freude und Erleichterung natürlich auch in Farmington.

 
Ungefähr drei Wochen später bin ich zufällig die Erste am Briefkasten. Da leuchtet mich doch so ein blau-weiß-rot geränderter Umschlag an. Yepp, die Post aus Utah!  8)
Jetzt haben wir auch eine Nummer zur Sendungsverfolgung. Der Eil-Brief hat 18 Tage von San Francisco City Amt bis San Francisco Airport-Amt gebraucht!!!  Und dafür haben wir auch noch 31$ mehr als für einen normalen Brief bezahlt.
:hammer:

Wenigstens hat Colin nun noch ein schönes Souvenir.



So sind wir mit Kerlies Führerschein ganz günstig weggekommen: etwa 400$ und 100 Euro.  :))

Wenn kleingeistige Rechner jetzt sagen, für die Kosten unserer USA-Reise hätte Junior auch hier den Führerschein machen können - da pfeifen wir drauf, das zählt als Urlaubsgeld
 :baetsch:


Liebe Grüße
Susan


Silv

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #128 am: 26. Oktober 2017, 20:10:24 »


Wenn kleingeistige Rechner jetzt sagen, für die Kosten unserer USA-Reise hätte Junior auch hier den Führerschein machen können - da pfeifen wir drauf, das zählt als Urlaubsgeld
 :baetsch:
[/quote]

Da pfeif ich auch drauf. Das war doch mal ein ganz anderer Urlaub, das zählt.  :beifall:
Liebe Grüße
Silvia

Ilona

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #129 am: 27. Oktober 2017, 08:41:37 »
Was für ein Führerschein-Krimi :girly:, der mit viel Einsatz ein gutes Ende fand  :beifall:.

Ich bin wirklich erstaunt, dass das Umschreiben so problemlos verlief.

Gratulation zum deutschen Führerschein, Colin!
Liebe Grüße

Ilona

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nordlicht

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #130 am: 27. Oktober 2017, 08:42:40 »
Der Eil-Brief hat 18 Tage von San Francisco City Amt bis San Francisco Airport-Amt gebraucht!!! 
Ja, in den USA gewöhnt man sich jegliche Lästerei über die Deutsche Post ganz schnell ab. ;D

Christina

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #131 am: 27. Oktober 2017, 18:30:42 »
Das war ja ein wirklicher Führerschein - Krimi, zum Glück mit gutem Ausgang. Ich bin auch erstaunt, dass die Umschreibung in Deutschland so einfach ging. So gar ohne Übersetzung, kaum zu glauben.



LG Christina

Susan

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #132 am: 31. Oktober 2017, 12:41:15 »
Zitat
Ich bin überzeugt, dass zwei von euch drei keine Hitzewellen haben  :floet: . Seit einiger Zeit kann ich da mitfühlen :zwinker: .

Willkommen im Club :girly:

Zitat
Vielleicht solltet ihr wirklich mal überlegen nach Utah auszuwandern.
Dann bekommste bestimmt regelmäßig Besuch aus einem gewissen Forum !! ;) ;)
Und hast ganz viele tolle Abende wie den du letzten Abend hattest... und wir würden auch 3, 4 oder mehr Schlummertrunke (ist das die Mehrzahl?) mit dir geniessen !! ;D ;D

Yep, dann müssten wir gleich ausreichend Gästezimmer mit anbauen  ;D Und die Schlummertrunke wären bestimmt spaßig!

Früher hatten wir tatsächlich mal überlegt, das Rentnerdasein in den USA zu gemießen. Eigentlich wäre Farmington, UT dafür eine prima Lokation für uns: nicht weit zu den roten Steinen oder nach Yellowstone & Co oder zum Skifahren im Utah-Powder
ABER   wenn dann so die Zipperlein kommen und sei es nur Brille oder Zahnersatz, ist es hier bei uns doch ser viel günstiger.

Dann doch lieber immer mal wieder für länger hinreisen  ^-^


Liebe Grüße
Susan


Susan

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #133 am: 31. Oktober 2017, 15:34:23 »
20. Juni  Antelope Island

Colins Gastvater muss auf Geschäftsreise, leider wird er vor unserer Abreise nicht zurück sein. Kerlie ist darum extra früh aufgestanden. Wir haben unseren Wecker etwas spät gestellt und können uns darum nur flüchtig verabschieden, schade. Die Brüder gehen ein letztes Mal zusammen joggen, wir döseln noch etwas bis zum Frühstück.

Wir lernen einen weiteren Mormonen kennen, den Jugend-Gottesdienst-Leiter. Er sieht den Gatten "Oh, an older Colin - you must be his Dad."  ;D Wir werden ausführlich für unsere hervorragende Erziehungsarbeit gelobt  ::) Der gute Mann war begeistert, dass Junior so bereitwillig bei den Kirchgängen mitgemacht hat. Besonders als er der Gruppe einige deutsche Komplimente beigebracht hat, mit denen selbst er bei seiner Frau punkten konnte.  ;D  Also Mädels, wundert euch nicht, wenn ihr in Utah jetzt angeflirtet werdet mit "Deine Augen sind so blau wie der Ozean"

Danach fährt Colin mit seinem Gastbruder auf Abschiedstour, wir machen einen Ausflug nach Antelope Island. Die Insel ist die größte im Great Salt Lake, der wiederum der größte natürliche See westlich des Mississippi ist; ein Überbleibsel eines Binnenmeeres der letzten Eiszeit. Vier große Flüsse münden in den See, einen Ausfluss hat er nicht, Wasser schwindet nur durch Verdunstung. Daher rührt der große Salzgehalt. Fische und andere Wassertiere findet man dort nicht, nur Salzwassergarnelen, Sumpffliegen und jede Menge Algen.

Wir fahren über die Dammstraße zur Antelope Island, die als State Park geschützt ist; Eintritt 10 $ pro Auto. Die Insel ist etwa 15 Meilen lang und 4.5 Meilen breit. Der höchste Punkt liegt auf 2014m, je nach Wasserstand etwa 700 m über dem Seespiegel. Der Weg führt uns erstmal die Ostseite entlang nach Süden. Schon bald kommen wir zu einem Aussichtspunkt, nicht nur auf die Wasatch Gebirgskette und die Seemarschen, auch auf Teile der hier lebenden Bisonherde.




gegenüber im Dunst: Farmington

Es ist schon ziemlich heiß. Durchs Tele kann man die Luft richtig flimmern sehen. Kein Wunder, dass die Bisons faul herum liegen und sich mit ihren Schwänzen ständig Luft zu fächeln  ;)



Die lagern ja relativ nah am See. Trinken die Bisons diese Salzbrühe? Oder was sonst? Später erfahren wir, dass es auf der Insel rund 40 Süßwasserquellen gibt.




Weiter geht es bis zum Ende der Straße zur Fielding Garr Ranch. Die wurde 1848 gegründet und ist die älteste angloamerikanische Bebauung in Utah, die noch an gleicher Stelle steht. Sie liegt bei der stärksten und beständigsten Quelle der Insel. Schon prähistorische Ureinwohner bevorzugten die Lage. Von Gründung bis 1981 war die Ranch ständig bewohnt und bewirtschaftet, wenn auch unter verschiedenen Eigentümern. Betrieben wurde hauptsächlich je nach Marktlage Rinder- oder Schafzucht. Die Bisonherde wurde ebenfalls über die Ranch neu angesiedelt. Heute gehört sie zum Statepark und kann besichtigt werden.


Eingang mit Alarmglocke
im Gatter das Brandzeichen der letzten Besitzer IC



Schmiede

Im Schuppen nebenan lagern allerlei Gerätschaften und Trödel aus den Farmjahren. Auch alte Fotos kann man sich anschauen.




"This means you"  ;D

Draußen sehen wir dann die Vorläufer heutiger Wohnwagen




Innenausstattung

Die Hirten der Schafherden zogen damit von Weide zu Weide.


Scherschuppen von 1920

In der Blütezeit hatte die Ranch mehr als 10.000 Schafe. Daher wurde hier das mechanisierte Scheren erfunden. Unter der Decke befinden sich große Kurbelwellen, die mehrere Scherstationen betrieben. Die geschorene Wolle wurde über Laufbänder abtransportiert.

Wir sehen einige der alten Korräle. Hier stehen normalerweise noch Pferde, doch die sind grad auf Ausflug. In den ehemaligen Heuschobern stehen etliche der alten Fahrzeuge.





Kommen wir zum Farmhaus.



Das ist nicht annähernd so prächtig wie die in den alten Western, z.B. bei Pa Cartwright oder auf der Shiloh Ranch  ;) Eingerichtet sind die Räume wie in verschiedenen Zeitepochen. Strom gab es auf der Ranch erst ab 1950, als ein Generator installiert wurde.


eines der Schlafzimmer


Küche aus den 1970ern
so einen Herd haben meine Eltern auch noch im Keller stehen




Bad  ;)

Drei Nebengebäude können noch besichtigt werden: das Bunk House, Unterkunft der Saisonarbeiter, Cellar und das Spring House



Dies liegt neben der Quelle und halb unter der Erde. Dunstwasser der Quelle hält es schön kühl, daher diente es als Käserei und Vorratskammer.

Wir fahren zurück in den Norden und dann nach Westen hinauf zum Buffalo Point. Vom Parkplatz aus führt ein Wanderweg zum Gipfel, doch für einen Fußmarsch ist es viel zu warm. Die Aussicht ist auch von hier aus schon sehr schön.




White Rock Bay




Bridger Bay mit dem "Strand"



Wir fahren hinunter zur Bridger Bay. Dort gibt es einen Campingplatz, der sehr trocken  (und heiß) aussieht, und überdachte Picknickplätze. Dort nehmen wir erstmal einen Snack zu uns. Neugierig beäugt von den zwei Gesellen





Hier wäre auch ein Zugang zum See, doch der Weg dorthin sieht nach Meilen weiten Marsch durch die Öde aus, Nein, danke  ;) Besuchen wir lieber das Visitorcenter, dort ist es schön kühl  und es gibt eine interessante Ausstellung. Dort treffen wir dann tatsächlich mal einen Touri-Bus - natürlich Asiaten.


Causeway
Zufahrtsstraße im Blick





Die namensgebenden Inselbewohner haben wir übrigens nicht gesichtet und kaum Vögel. Zu Vogelzug Zeiten kommen hier wohl tausende Zugvögel auf dem Pacific Flyway vorbei. Wir fahren wieder zurück.




Ich weiß nicht, ob es am Wetter liegt, aber ich könnte schon im Auto einschlafen. Das hole ich dann auf dem Sofa nach.  8)

Den Rest des Tages passiert nicht mehr viel. Finales Packen (ja, wir haben alles in die Koffer gekriegt), zwei von Kerlies Kumpels kurz Guten Tag sagen; die Abfahrt morgen organisieren. Unser grün-lia Flitzer wird wohl nicht ins Parkhaus am Flughafen passen, außer ganz unten, wo es aber schnell voll wird. Wir essen zu Abend mit Kerlies drei Gastbrüdern und dem Mitbewohner. Es gibt "Pulled Pork Sandwiches". Colins Gastmutter hat Spätschicht, wir sehen sie erst kurz vorm Schlafengehen.

 :bett:



Liebe Grüße
Susan


Ilona

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Re: Juni 2017: Junior Rückholaktion - Kurztrip nach Utah
« Antwort #134 am: 31. Oktober 2017, 16:01:31 »
Besonders als er der Gruppe einige deutsche Komplimente beigebracht hat, mit denen selbst er bei seiner Frau punkten konnte.  ;D  Also Mädels, wundert euch nicht, wenn ihr in Utah jetzt angeflirtet werdet mit "Deine Augen sind so blau wie der Ozean"

Ohne Worte  :totlach: :lach: !

Das Island gefällt mir sehr gut  :thumb:.

Einer schöner letzter Tag in Utah :usa: und ich hatte echt unbegründete Zweifel, dass ihr alles in die Koffer kriegt.

Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)