Autor Thema: Provence - Mai 2017  (Gelesen 59343 mal)

Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #30 am: 09. Oktober 2017, 18:14:20 »
5. Tag – Mittwoch, 17.05. (Avignon)

Nach den anstrengenden Wanderungen an den letzten drei Tagen sollen heute mal die Wanderschuhe im Kofferraum bleiben, wir wollen uns ganz entspannt Avignon anschauen.

Nach Aufstehen und Frühstück kommen wir gegen 8.30 Uhr los und stoppen mal wieder in Coustellet am Super U, heute aber nicht um einzukaufen, sondern nur um zu tanken. Daher geht es schnell weiter, wir haben ungefähr 35 km vor uns. Gestern haben wir noch kurz in die Karte geschaut, o.k. ziemlich einfacher Weg, wie schon bekannt bis Cavaillon, auf der Umgehungsstraße am Zentrum weiträumig vorbei und auf die N7 direkt nach Avignon. Dort hatte ich vorab recherchiert, gibt es am Stadtrand zwei große, bewachte, kostenlose Parkplätze mit kostenlosem Shuttle Bus in die Innenstadt.

Wir stellen das Navi auf Avignon und fahren von der Tankstelle ab. Noch vor Cavaillon dirigiert uns dann das Navi nach links. Ohne groß nachzudenken, biegen wir ab. Wir werden durch Wohngebiete von Cavaillon geführt, bis wir schließlich vor einer Einbahnstraße (natürlich in der falschen Richtung) stehen. Nun reicht es uns, warum leitet uns das Navi hier durch, wenn es eine schöne, breite Umgehungsstraße gibt? Ziemlich sauer schalten wir das Navi ab, drehen um und fahren zurück auf die Umgehungsstraße. Ich als Beifahrerin lege mir wie früher die Straßenkarte in den Schoß und los geht’s.

Das Ganze ist kein Problem, Avignon ist als eine der größeren Städte in der Umgebung gut ausgeschildert und wenn mal nicht, hilft die Straßennummer, die in Frankreich immer angeschrieben ist.

In Avignon fahren wir Richtung Zentrum und irgendwann, als ich schon dachte, da gibt es keine Ausschilderung, wird einer der beiden von mir rausgesuchten Parkplätze angezeigt. Allerdings ist die Beschilderung sehr dürftig (da sind wir von Deutschland mit den Parkleitsystemen selbst in kleinen Städten schon ziemlich verwöhnt) und irgendwann biegen wir wohl falsch ab. Nun ist wieder der Einsatz des Navis gefragt. Unter Parkplätze wird der Gesuchte aufgelistet, als Ziel eingegeben und kurz darauf sind wir dort. Aber, was ist das denn? Der riesige Platz ist voller Autos, oh je, so viele Touristen, das wird ja schön voll sein in der Stadt. Als wir aber so durch die Reihen fahren, sehen wir schnell, dass es sich zu 95% um einheimische Autokennzeichen handelt, darauf wäre ich gar nicht gekommen, ich hatte den Parkplatz immer nur mit Touristen in Verbindung gebracht. Wir atmen auf, auch weil wir nach unendlich vielen vollen Parkplatzreihen noch viele weitere, leere entdecken.

Gegen 10 Uhr schließen wir das Auto ab, gehen in Richtung Innenstadt und kommen dabei auch an der Haltestelle für die Busse vorbei. Wirklich weit ist es nicht bis ins Stadtzentrum, wie wir bei der Anfahrt gesehen haben, da aber gerade ein Bus dasteht, nutzen wir ihn auch. Ich frage vorsichtshalber nochmal beim Fahrer, der draußen steht, nach, ob es kostenlos ist. Er bejaht, sagt aber, wir sollen ein Ticket nehmen und entwerten. Warum denn das und woher sollen wir denn das Ticket nehmen? Nach vielen suchenden Blicken unsererseits stößt uns der Fahrer schließlich mit der Nase auf den Stapel an Tickets, die auf einer Ablage im Bus liegen und von da wo wir standen nicht sichtbar waren. Er erklärt uns außerdem, dass wir das entwertete Ticket für die Möglichkeit einer ebenfalls kostenlosen Rückfahrt brauchen. Ah ok, verstanden.

Bis zur Abfahrt füllt sich der anfänglich fast leere Bus ziemlich und wir sind froh, dass es tatsächlich nur wenige Minuten Fahrt sind bis zur ersten Haltestelle im Zentrum. Hier an der Place Pie steigen wir aus. Durch die hübschen Gassen der Altstadt schlendern wir zum Office de Tourisme, um uns einen Stadtplan zu holen, der im Reiseführer abgedruckte ist sehr klein und enthält nicht alle Straßennamen.

Dann gehen wir durch den kleinen Park Square Agricol Perdiguier mit den Überresten der Abtei St. Martial


zurück in die Fußgängerzone, trinken einen Kaffee



und kaufen Postkarten in einem Geschäft mit vielen wundervollen Produkten aus der Region, also unter anderem Seife, Lavendel, Olivenöl und –holz, alles sehr hochpreisig, daher kaufen wir, außer den Postkarten, nichts.

Nun gehen wir zum Papstpalast, dabei kommen wir an der Place de l’Horloge vorbei, hier ist ein Restaurant neben dem anderen, alle mit Aussensitzplätzen, alle mit Fotos der angebotenen Speisen. Aha, das ist also die Touristenfressmeile.


Noch ein paar Schritte, dann stehen wir vor dem beeindruckend großen Palais des Papes, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, im 14. Jhd. von Papst Benedikt XII. in Auftrag gegeben wurde und erst nach über 30 Jahren Bauzeit fertig war. Wir schauen uns den Palast und die daran angrenzende Cathédrale Notre-Dame-des-Doms vom großen Platz davor in aller Ruhe an. Erstaunlicherweise sind kaum Touristen da und am Eingang ist keine Schlange. Dennoch entscheiden wir uns gegen eine Innenbesichtigung des Palastes, das Wetter ist so schön und die Räume sind überwiegend leer, da werden wir (hoffentlich!) nicht allzu viel verpassen.



Stattdessen umrunden wir den Papstpalast auf der sog. Promenade des Papes. Als erstes kommt man durch die enge Rue Peyrollerie, die direkt unter den Strebebogen der sich an dieser Seite befindlichen Kapelle führt. Hier kann man auch sehen, dass der Palast praktisch in bzw. auf den Felsen gebaut wurde.



Dann geht es in einen Park, von dem man eine schöne Aussicht auf die Rhône, die Pont St. Bénézet und das gegenüber liegende Villeneuve-lez-Avignon mit Fort hat.



Schließlich stehen wir wieder auf dem Platz vor dem Palast.

Da es inzwischen bereits nach 12 Uhr ist, unterbrechen wir unseren Stadtrundgang und suchen uns ein Restaurant fürs Mittagessen. Aus dem Reiseführer suche ich eines in der Nähe aus, das wir dann aber nicht finden. Egal, in der Umgebung gibt es andere Restaurants und wir wählen das L’Epicerie mit Außenbestuhlung am ruhigen Place St. Pierre gegenüber dem Eingang zur Kirche St. Pierre.

So früh haben wir noch freie Platzwahl, naja nicht ganz, zu zweit darf man nur an einem Zweiertisch sitzen, die Vierertische sind den Dreier- und Vierergruppen vorbehalten, da ist die Bedienung streng (das haben wir in diesem Urlaub mehrmals beobachtet, lieber weist man ein Pärchen ganz ab, als es an einen größeren Tisch zu setzen, es könnte ja noch eine größere Gruppe kommen) und wir wählen einen Tisch am äußeren Rand der Außenbestuhlung, um von dem spärlichen Luftzug etwas abzubekommen, es ist nämlich auch heute wieder ziemlich heiß.

Wir nehmen beide das zweigängige Mittagsmenü und eine große Flasche Wasser. Das Hauptgericht besteht aus leicht angerösteter Blutwurst (boudin noir) auf grob gestampftem Kartoffelbrei dazu verschiedene Blattsalate mit leckerem Dressing. Der Nachtisch ist eine Spezialität der Region, türkischer Honig (auf franz. le nougat), gekühlt, mit sehr klein gehackten Nüssen und darüber eine Soße aus pürierten roten Beeren. Beides ist sehr lecker und der Nachtisch etwas, was ich noch nie vorher gegessen habe (überhaupt nicht zu vergleichen mit den relativ harten weißen Stücken türkischen Honigs, den man bei uns kriegt). Peter trinkt noch eine Tasse Kaffee, wir bezahlen EUR 40,00 und sind gegen 13.30 Uhr gestärkt und ausgeruht für weitere Besichtigungen.

Wir gehen zurück zum Papstpalast, den wir nun ohne die Feuerwehrautos vom Vormittag und bei besserem Licht nochmal fotografieren.



Von hier sind es nur wenige Minuten bis zum Ufer der Rhône und der durch das Lied berühmt gewordenen Pont d’Avignon („Sur le Pont d’Avignon, on y danse on y danse…“). Die Brücke, die eigentlich Pont St-Bénézet heißt (nach dem Hirten Bénézet, der 1177 laut einer Legende von Engeln damit beauftragt wurde, eine Brücke über die Rhône zu bauen, was ihm tatsächlich, unter anderem nach Gründung der Bruderschaft der Brückenbauer, innerhalb von 8 Jahren gelang), ist heute Teil des UNESCO Weltkulturerbes und endet mitten im Fluss. Natürlich hat sie ursprünglich mit einer Länge von 900 m den gesamten Fluss überspannt, sie wurde aber immer wieder durch Kriege und die Strömung der Rhône beschädigt und wieder aufgebaut, ab Mitte des 17. Jh. aber in ihrem halb zerstörten Zustand belassen.

Eine weitere Besonderheit der Brücke ist die Chapelle St-Nicolas, die auf einen der Brückenpfeiler gebaut wurde. Kirche und Brücke können nur gegen Bezahlung betreten werden, das finden wir dann doch etwas übertrieben, zumal man die Brücke wunderbar vom Ufer aus anschauen kann, was wir auch ausgiebig machen.





Ein Blick zurück auf die Stadtmauer ist von hier aus ebenfalls möglich.


Nun gehen wir zurück in die Altstadt und durchqueren diese dem Wegvorschlag unseres Reiseführers entsprechend. 


Gegen 15 Uhr sind wir am wunderschönen Place des Corps Saints mit Cafés und Restaurants unter Platanen. Wir können nicht widerstehen und setzen uns auf einen Kaffee dort hin.

Eine halbe Stunde später gehen wir durch die Rue des Lices weiter in das ehemalige Färberviertel. In der Rue des Teinturiers fließt der Fluß Sorgue offen in einem Kanal, große Schaufelräder sind immer noch vorhanden. In der idyllischen Straße befinden sich heute Cafés und Restaurants.





Ab hier kürzen wir den Stadtrundgang ab, es ist soo heiß und das wichtigste haben wir wohl gesehen.

Wir gehen also zurück zum Parkplatz (ohne Busnutzung) und fahren gegen 16.15 Uhr dort weg.

Für den Weg raus aus der Stadt schalten wir das Navi ein. Da wir den Parkplatz an der der Einfahrt gegenüberliegenden Seite verlassen müssen, ist uns der Weg nicht vom Morgen bekannt. Nach kurzer Fahrt stehen wir in einer Schlange mit vielen Lkw vor der Einfahrt in einen Kreisverkehr. Das Navi zeigt an, wir sollen den Kreisverkehr an der zweiten Ausfahrt verlassen und diese führt, wie wir sehen können – direkt auf die Autobahn, natürlich durch eine Mautstation hindurch, die voller Lkw ist.

Sonst führt uns das Navi immer auf die kleinsten Straßen und ausgerechnet hier möchte es nun auf die Autobahn. Ein Blick auf die Karte bestätigt unsere Vermutung, dass es nur um die Strecke bis zur nächsten Ausfahrt geht, denn die Autobahn verläuft von Nord nach Süd und wir müssen von West nach Ost. Für eine so kurze Strecke wollen wir uns nicht in den Stau vor der Mautstation einreihen. Wir verlassen daher den Kreisverkehr an der ersten Ausfahrt, die uns in ein Gewerbegebiet führt. Am Straßenrand halten wir an und schließen im Navi Autobahnen und mautpflichtige Straßen aus und geben erneut unser Hotel als Ziel ein. Wir hätten es uns ja denken können – nun leitet uns das Navi auf eine Art geteerten Feldweg auf dem keine zwei Autos nebeneinander passen. Wir haben keine andere Wahl und nehmen diesen Weg.

Er führt endlos lange durch Felder und Wiesen, manchmal an ein paar Häusern vorbei. Zum Glück ist kein Verkehr, aber irgendwann kommt uns natürlich doch ein Auto entgegen. Und zwar ein überbreiter amerikanischer Pick-Up mit einem Anhänger voller Heuballen. Wir können nur wenig nach rechts ausweichen, da der Bereich neben dem geteerten Weg voller Schlaglöcher ist. Der Pick-Up ist für so etwas aber zum Glück besser ausgerüstet und fährt so weit nach links, dass wir problemlos aneinander vorbei kommen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie der Fahrer über die deutschen Touristen schimpft, die nicht auf den Hauptstraßen bleiben können, sondern die für die Bauern bestimmten Feldwege nutzen und dann nicht mal richtig ausweichen können.

Zum Glück bleibt das die einzige Begegnung und kurze Zeit später erreichen wir endlich wieder eine „richtige“ Straße. Um 17.30 Uhr sind wir in Coustellet, wo wir noch fürs Abendessen einkaufen wollen.

Nach der abenteuerlichen Fahrt entscheiden wir uns aber zunächst für eine kurze Erholungspause im Café La Vie en Rose, wo wir ja schon am ersten Tag waren. Heute ist hier richtig viel los, wir suchen uns einen Kuchen an der Theke aus und setzen uns dann in den Innenraum. Hier ist es schön kühl, die Terrasse liegt dagegen in der Sonne. Außerdem können wir nun ausgiebig den üppig dekorierten Raum bestaunen.



Im Supermarkt kaufen wir fürs Abendessen Baguette, Käse und verschiedene Sorten Tapenade, eine traditionelle Olivenpaste mit Sardellen, Kapern und Olivenöl bzw. Tomaten oder Paprika anstelle der Oliven.

Um 18.30 Uhr sind wir zurück in der Ferienwohnung, wo wir den Tag überwiegend auf dem Balkon ausklingen lassen.

Wetter: sonnig, ca. 28° C


LG Christina

Paula

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #31 am: 09. Oktober 2017, 22:50:51 »
Eure Erfahrung was das Fahren mit Navi in Frankreich angeht deckt sich zu 100 % mit unseren Erfahrungen. Wir haben daher einen großformatigen Autoatlas wo jedes Kaff drin ist und ich fahre nur nach Atlas und Schildern ( die Beschilderung ist erfahrungsgemäß in Frankreich besser als in Deutschland) und fahren wenn immer vorhanden auf den grünen Umgehungsstraßen. Nur für das letzte Stück zum Hotel fahren wir nach Navi.
Auch unser Navi hat uns schon auf Feldwege geschickt, die ich in Deutschland als Fußpfad bezeichnen würde.
Es würde mich echt mal interessieren warum Navis in allen Ländern Europas funktionieren nur in Frankreich nicht. Offensichtlich ist die Kategorisierung der Straßen völlig falsch.

In Avignon waren wir vor vielen Jahren mal, auf die Brücke konnte man damals noch ohne Eintritt. An das Färberviertel erinnere ich mich auch noch. Ob wir im Papstpalast waren habe ich völlig vergessen, aber ich weiß noch dass es strahlendes Sommerwetter war, genauso wie bei euch. Eine wunderschöne Stadt!
Viele Grüße Paula

Susan

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #32 am: 10. Oktober 2017, 01:05:03 »
Endlich wieder Zeit für's Forum und dann wartet so ein schöner Reisebericht  :herz: In die Provence komme ich immer gern mit und neben Bekanntem hast du mir schon was Neues gezeigt. Die Calanques Wanderung finde ich besonders schön, erstaunt mich auch, dass da soviele Leute waren. Und  traumhafte Bilder von den anderen Zielen. So darf das gern weiter gehen  ;)

Ohje, noch jemand der gestolpert ist; gut, dass das glimpflich ausgegangen ist.

Über den solch lapidare oder verharmlosende Aussagen in Wanderführern - bei uns meist einer der Rother - haben wir uns auch schon öfter geärgert   ??? Frage mich immer, wen die als "Referenzpersonen" nehmen.
Liebe Grüße
Susan

Ilona

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #33 am: 10. Oktober 2017, 08:16:06 »
Zitat
(„Sur le Pont d’Avignon, on y danse on y danse…“).

Der Ohrwurm kam mir gleich ins den Sinn, als ich Avignon gelesen habe. Dann natürlich noch der Spatz von Avignon :zwinker:.

Der krönende Abschluss war aber wieder das Törtchen im Kleinmädchen-Café  :toothy9:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Andrea

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #34 am: 10. Oktober 2017, 09:33:07 »
In dem Cafe fühlen sich auch Barbie und ihre Freundinnen wohl  ;D Das ist schon ganz schön abgefahren, aber wenn der Kuchen nun einmal lecker ist, nimmt man auch Augenschmerzen in Kauf  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #35 am: 10. Oktober 2017, 17:47:41 »

Über den solch lapidare oder verharmlosende Aussagen in Wanderführern - bei uns meist einer der Rother - haben wir uns auch schon öfter geärgert   ??? Frage mich immer, wen die als "Referenzpersonen" nehmen.

So extrem wie bei diesem Wanderführer ist uns das noch nie passiert.

Eure Erfahrung was das Fahren mit Navi in Frankreich angeht deckt sich zu 100 % mit unseren Erfahrungen. Wir haben daher einen großformatigen Autoatlas wo jedes Kaff drin ist und ich fahre nur nach Atlas und Schildern ( die Beschilderung ist erfahrungsgemäß in Frankreich besser als in Deutschland) und fahren wenn immer vorhanden auf den grünen Umgehungsstraßen. Nur für das letzte Stück zum Hotel fahren wir nach Navi.
Auch unser Navi hat uns schon auf Feldwege geschickt, die ich in Deutschland als Fußpfad bezeichnen würde.
Es würde mich echt mal interessieren warum Navis in allen Ländern Europas funktionieren nur in Frankreich nicht. Offensichtlich ist die Kategorisierung der Straßen völlig falsch.

Vorletzte Woche in Zeeland ist mir das allerdings auch passiert, war nicht ganz so schlimm, aber auch dort gibt es so schmale "Feldwege", die asphaltiert sind und auf denen üblicherweise Traktoren unterwegs sind. Dort gilt immerhin eine Beschränkung auf 60 km/h und die Ränder sind gut befahrbar. Nach diesem Erlebnis bin ich dann konsequent der Beschilderung gefolgt ;D.


LG Christina

Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #36 am: 11. Oktober 2017, 18:04:09 »
6. Tag – Donnerstag, 18.05. (Wanderung Fontaine-de-Vaucluse, Pont Julien, Bonnieux)

Nach der Stadtbesichtigung gestern, wollen wir heute wandern. Gegen 8.45 Uhr fahren wir nach der üblichen morgendlichen Routine, zum Supermarkt in Coustellet, um Proviant für den Tag einzukaufen.

Von dort geht es in ca. zwanzig Minuten in den kleinen Ort Fontaine de Vaucluse. Dieser liegt sehr idyllisch in einem Talkessel, ist allerdings ein Touristenanziehungspunkt, da sich hier mit der Quelle des Flusses Sorgue die (oder eine der) größte Karstquelle Europas bzw. der Welt befindet. Die Tiefe wurde zuletzt 1985 mit einem ferngesteuerten U-Boot auf 308 m vermessen. Außerdem wohnte der italienische Dichter Petrarca 16 Jahre lang hier.

Früher lebten die Einwohner hauptsächlich von der Papierherstellung, die Papiermühlen wurden von der Sorgue angetrieben. Von diesen Mühlen ist heute nur noch eine erhalten, die als Museum dient. Haupteinnahmequelle (welch passendes Wort) ist heute der Tourismus.

Wir parken am Ortseingang auf einem großen Parkplatz direkt am Flussufer. Ein Schild weist eine Parkgebühr von EUR 4 aus, eine Möglichkeit diese zu bezahlen gibt es jedoch nicht.

Wir gehen als erstes in den Ort, nutzen die öffentliche Toilette und schauen uns ein bisschen um. Sehr hübsch hier und um diese Uhrzeit noch wunderbar leer.




Ich möchte vor der Wanderung noch zur Quelle der Sorgue gehen, da später, wenn wir von der Wanderung zurück sind, sicherlich deutlich mehr Touristen unterwegs sein werden. Aber Peter will gleich mit der Wanderung starten, na gut, verschieben wir die Quelle auf später. Wir laufen zurück in Richtung Parkplatz, wo nun an der Einfahrt eine Dame sitzt, die offensichtlich die Parkgebühr bei den einfahrenden Autos kassiert. Da können wir dann sicherlich noch bezahlen, wenn wir wegfahren.

Gegen 10 Uhr verlassen wir auf Höhe des Parkplatzes die Hauptstrasse und gehen ein kurzes Stück an Wohnhäusern vorbei, dann am Friedhof und schließlich stoßen wir auf den grob geschotterten Wanderweg. Dieser führt immer leicht ansteigend, zwischen mehreren Felsformationen hindurch (Müller Wanderführer Nr. 14).



Nach einiger Zeit wird der Weg steiler, enger und die Vegetation links und rechts rückt näher heran, Felsen sieht man nun keine mehr. Die einzige Abwechslung bieten die vielen Blumen, die auch hier wieder blühen, ein paar knorrige Bäume und ein Wanderer, der uns entgegen kommt, die einzige Person, die wir seit verlassen der Ortschaft getroffen haben.



Es ist wieder ziemlich heiss und der Weg scheint sich endlos hinzuziehen, aber nach ca. 1,5 h sind wir am höchsten Punkt der Wanderung mit 670 m angelangt. Wir befinden uns nun auf einer Hochebene, die mit Büschen und Steineichen bewachsen ist.

Hier wären wir ohne unser neues Wander-Navi ziemlich verloren, es führen nämlich unzählige Pfade quer über die Hochfläche und die Beschreibung im Wanderführer, nach wie vielen Metern man welchen Weg wählen soll und nach der wievielten Abzweigung ein Richtungswechsel erfolgen soll, sind zwar sicherlich korrekt und eine andere Beschreibung kaum möglich, ein Verlaufen ist aber fast vorprogrammiert (eine Markierung ist nicht vorhanden). Wir folgen aber problemlos dem Track im GPS Gerät und kommen eine halbe Stunde später an den Rand der Hochebene, von wo aus der Abstieg startet und wo man neben einem Feuerbeobachtungsturm schöne Ausblicke in die Umgebung hat.



Hier machen wir erst mal Mittagspause, genauso wie ein Mountainbikefahrer, der auf einem anderen Weg raufgefahren ist und sich nun in die Sonne legt, immerhin unsere zweite Begegnung bei dieser Wanderung.

Gegen Viertel vor eins machen wir uns dann an den Abstieg. Dieser erfolgt auf einem schmalen, natürlich sehr steinigen Pfad, natürlich z.T. sehr steil und rutschig.

Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde haben wir das schlimmste hinter uns, der Weg wird breiter und flacher und führt nun durch ein idyllisches Tal. Dies ist der schönste Teil der ansonsten eher etwas langweiligen Wanderung und ich kann mich gar nicht sattsehen an den grünen Wiesen mit den vielen bunten Blumen und den Felsen im Hintergrund. In diesem kleinen Paradies steht ein verlassener Bauernhof, das wäre doch ein schönes Fleckchen für ein Ferienhaus, allerdings wohl nicht mit einem normalen Pkw erreichbar, da nur ein Feldweg dort hinführt.





Wir kommen nochmals an interessanten Felsformationen vorbei,


dann erreichen wir die ersten Häuser von Fontaine-de-Vaucluse.


Hier treffen wir auf eine kleine Gruppe Wanderer, kurze Zeit später sind wir wieder auf der „Hauptstrasse“ des Dorfs – und mitten im Touristentrubel. Gerade waren wir noch in der Einsamkeit und nun sind wir umgeben von einer Menge an herumschlendernden Menschen mit Sandalen und in Sommerkleidung, da kommen wir uns etwas merkwürdig vor, verschwitzt und in Wanderbekleidung. Hätten wir mal die Quelle schon heute Morgen besichtigt. Der Weg zur Quelle führt am bewaldeten Flussufer entlang, an der Flussseite des Wegs sind einige Restaurants mit schönen Terrassen direkt über dem Wasser, hin und wieder führen Pfade direkt an den Fluss. Auf der anderen Seite des Wegs sind hohe Felsen, davor eine lange Reihe von Ständen mit Eis, Crêpes und Andenken. Wirklich schade, die schöne Landschaft so zu verschandeln.

Nach ungefähr zehn Minuten Fußmarsch erreichen wir dann die Quelle der Sorgue: wunderbar türkis-blaues Wasser in einem fast runden Quelltopf an einer Felswand.


Auch drumherum ragen Felsen in den Himmel. Hier endet das Tal und damit auch der Weg und wir gehen zurück zum Parkplatz. (Irgendwie war ich gar nicht mehr motiviert Fotos zu machen, nur das obige, sehr bescheidene vom Quelltopf selbst, das ich euch, mangels Alternativen trotzdem nicht vorenthalten wolle).

Bei der Ausfahrt wird nicht überprüft, ob wir die Parkgebühr schon bezahlt haben, auch gut, 4 EUR gespart.

Es ist 15.00 Uhr und wir wollen uns nun den Ort L’Isle sur la Sorgue anschauen. Das Städtchen mit 19.000 Einwohnern ist nur wenige Kilometer von Fontaine-de-Vaucluse entfernt und liegt auf einer Insel in der Sorgue. Dementsprechend viele Brücken, Kanäle und Wasserräder finden sich dort. Leider ist unmöglich, einen freien Parkplatz zu bekommen. Wir fahren von einem Parkplatz zum anderen, die sich rund um das Zentrum aufreihen, es ist aber alles besetzt. Fast ausschließlich mit Autos mit heimischen Kennzeichen, wie schon mehrfach festgestellt in diesem Urlaub, ist hier im Süden die Bevölkerungsdichte sehr viel höher als in anderen Regionen des Landes.

Etwas enttäuscht beschliessen wir, zurück zur Ferienwohnung zu fahren, endlich mal den Pool zu nutzen (meine Wunde sollte soweit verheilt sein, dass ein Bad nicht schadet) und gegen Abend noch eines der hübschen Dörfer in der näheren Umgebung zu besichtigen.

So verbringen wir ab 16.00 Uhr eine gute Stunde am und im Pool, wo wir fast alleine sind. Herrlich erfrischend und entspannend. Dann gibt es die Reste von gestern, also Brot, Tapenade und Ziegenkäse zum Abendessen auf dem Balkon.

Gegen 18.30 Uhr fahren wir nochmal los. Erster Halt ist die Römerbrücke Pont Julien, gebaut 3 v.Chr., die sich ca. 10 km östlich unserer Ferienanlage befindet. Noch bis vor ca. 15 Jahren war diese unglaubliche 2020 Jahre alte Brücke für den allgemeinen Verkehr freigegeben, nun gibt es parallel dazu eine neue Brücke und die Pont Julien ist für Fußgänger reserviert. Wir schauen uns die Brücke von allen Seiten an und freuen uns über die ideale Lichtstimmung, die sich aus den zwischenzeitlich aufgezogenen dunklen Wolken und gleichzeitigem Sonnenschein ergibt.



Dann fahren wir ein paar Kilometer weiter in das Bergdorf Bonnieux. Es ist wunderbar ruhig hier und wir begegnen nur wenigen Leuten auf unserem Spaziergang durch den malerischen Ort.










Gegen 19.45 Uhr sind wir zurück in der Ferienwohnung, nehmen uns vom Foodtruck, der auch heute wieder auf dem Parkplatz der Ferienanlage steht, ein Eis mit und beenden den Abend wie schon üblich auf dem Balkon.

Wanderung lt. Wanderführer:

Gehzeit 3.45 h (unsere Gesamtzeit 4.15 h)
Strecke 12,4 km
Aufstieg 740 m

Wetter: sonnig, gegen Abend teils bewölkt und windig, ca. 26 °C


LG Christina

soenke

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #37 am: 11. Oktober 2017, 21:41:32 »
Ich als Stadtmuffel finde Avignon wirklich schön, auch wenn du den Spatz von Avignon nicht getroffen hast.  :D Ich liebe Mireille Mathieu. ;D

Die letzte Wanderrung war auch schön und wie grün dort alles ist. 8)

Paula

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #38 am: 11. Oktober 2017, 21:53:51 »
Heute begeistert mich vor allem das strahlende grün, herrlich satte Farben!
Ein Bad im Pool ist für mich immer der krönende Abschluss einer Wanderung, aber es ist natürlich blöd wenn man eine Besichtigung nicht machen kann weil man keinen Parkplatz findet. Das ist uns an der Küste auch schon passiert.
Viele Grüße Paula

Andrea

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #39 am: 12. Oktober 2017, 07:13:54 »
Du hast es geschafft, eure Wanderung als komplett wunderschön darzustellen, überhaupt nicht langweilig. Und auch Bonnieux hat mir gut gefallen, so dass das jetzt für mich wieder einmal ein toller Tag war. Danke!
Liebe Grüße, Andrea



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Ilona

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #40 am: 12. Oktober 2017, 10:37:49 »
Die Landschaft  :beifall: und die Orte begeistern mich total.

Vielleicht schaffst du es doch noch, mir Frankreich etwas schmackhaft zu machen.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #41 am: 12. Oktober 2017, 17:40:41 »
:D Ich liebe Mireille Mathieu. ;D


Wirklich? Ich kann mich noch daran erinnern, dass sie in meiner Kindheit öfter im Fernsehen zu sehen war, seither habe ich mich aber überhaupt nicht mehr für sie interessiert, so dass ich auch gar nicht wusste, dass Mireille aus Avignon kommt. Sonst hätte ich mal recherchiert, ob man vielleicht ihr Geburtshaus oder so dort sehen kann ;D

Aber am besten ist doch, du fährst selbst mal hin  ;D

Vielleicht schaffst du es doch noch, mir Frankreich etwas schmackhaft zu machen.

Da bin ich mal gespannt Ilona.

Du hast es geschafft, eure Wanderung als komplett wunderschön darzustellen, überhaupt nicht langweilig. Und auch Bonnieux hat mir gut gefallen, so dass das jetzt für mich wieder einmal ein toller Tag war. Danke!

Das freut mich.


LG Christina

Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #42 am: 12. Oktober 2017, 17:42:57 »
Heute begeistert mich vor allem das strahlende grün, herrlich satte Farben!

Das ist sicherlich der Vorteil, wenn man im Frühjahr dort hinfährt. Nach einem heissen und trockenen Sommer ist dann vermutlich alles eher braun.


LG Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #43 am: 12. Oktober 2017, 18:06:59 »
7. Tag – Freitag, 19.05. (St-Rémy-de-Provence, Les Beaux-de-Provence, Ménerbes)

Nach dem Frühstück fahren wir heute gegen 8.45 Uhr ins 40 km entfernte St-Rémy-de-Provence. Das Städtchen liegt südwestlich von Les Beaumettes am Rande der Gebirgskette Les Alpilles, die sich zwischen Avignon und Arles erstreckt.

Vergangene Nacht hat es geregnet, der Wind (laut Wettervorhersage ein kleiner Mistral, das ist der berühmt-berüchtigte provenzalische Wind, der vom Zentralmassiv ins Rhône Tal weht und extrem kalt und heftig sein kann, wir erleben zum Glück die gemässigte Variante) hat die Wolken aber inzwischen weitgehend weggepustet und die Luft ist herrlich klar und kühl.

Problemlos ohne Navi ( ;D) erreichen wir St-Rémy eine dreiviertel Stunde später. Im Zentrum entdecken wir sowohl einen freien, kostenlosen Kurzzeitparkplatz als auch ein Café und machen eine kurze Pause.
Dann fahren wir ein Stückchen raus aus der Stadt zum Plateau des Antiques bzw. Glanum. Wir bezahlen beim Parkwächter die Tagesgebühr von EUR 2,80 und besichtigen als erstes die beiden frei zugänglichen Bauwerke, das Mausoleum und den Arc Municipal. Diese beiden Monumente sind die einzigen fast vollständig erhaltenen Teile der keltischen, dann römischen Stadt Glanum, alles andere wurde durch einen Germaneneinfall 260 n.Chr. weitestgehend zerstört. Das Mausoleum, dem nur der Pinienzapfen fehlt, der auf der Spitze angebracht war, wurde von drei Brüdern einer römischen Familie in Erinnerung an ihren Vater und Großvater errichtet.




Der Stadtbogen ist der älteste noch erhaltene Bogen Frankreichs und stand am Eingang von Glanum.




Nun gehen wir ins Besucherzentrum von Glanum, bezahlen den Eintritt von EUR 8,00 p.P. und schauen uns noch kurz die dortige kleine Ausstellung und den Souvenirshop an. Wir erhalten einen Flyer auf Deutsch und können uns dann frei auf dem Gelände bewegen. Erfreulicherweise sind nur eine Handvoll weiterer Besucher dort, die Schulklasse, über die ich anfänglich nicht sehr begeistert war, bleibt zum Glück eng beisammen und hält sich während unserer Zeit dort nur an zwei Stellen auf, auch akustisch fällt sie nicht auf.



Wir schlendern durch die Ausgrabungen, dem Flyer und der Beschilderung kann man entnehmen, wie die Gebäude ursprünglich ausgesehen haben und welche Funktion sie hatten. Schon faszinierend, wie weit entwickelt die Stadt schon bei den Kelten bis zum 2. und 1. Jh. v.Chr. mit griechischen Einflüssen war und noch mehr dann unter den Römern. Ebenfalls interessant ist, dass bereits ab dem 16. Jh. Gelehrte und Reisende das Plateau be- und untersuchten, damals war nur das Mausoleum und der Stadtbogen zu sehen. Seit 1921 erfolgten dann systematische Ausgrabungen, die bis heute weitergehen.



Auch die Lage der Stadt ist herrlich, direkt unterhalb mehrerer Felsformationen. Am Ende des Rundgangs kann man einen kleinen Aussichtshügel besteigen, von dem man einen Überblick über die gesamten Ausgrabungen und weit nach Norden bis zum Mont Ventoux und den Cevennen hat.





Gegen 11.15 Uhr, also nach ungefähr einer Stunde Aufenthalt, verlassen wir Glanum, lassen das Auto dort stehen und gehen zu Fuß etwa einen Kilometer ins Zentrum von St-Rémy. Unmittelbar neben Glanum liegt das ehemalige Kloster St-Paul-de-Mausole, das seit dem 18. Jh. (bis heute) eine Heilanstalt ist und in der sich Vincent van Gogh von Mai 1889 bis Mai 1890 freiwillig aufhielt. Auf die (kostenpflichtige) Besichtigung der Rekonstruktion der von Van Gogh bewohnten Räume verzichten wir und gehen entlang des Van-Gogh-Rundgangs in Richtung Innenstadt. Hier werden insgesamt 21 Reproduktionen von Bildern gezeigt, die Van-Gogh während seiner Zeit in St-Rémy gemalt hat, ausserdem Auszüge aus seinem Tagebuch, in dem er seine Erfolge und Misserfolge beim Malen beschreibt. Auch an Olivenhainen, die Van Gogh zu einigen seinen Bildern inspiriert haben, kommt man vorbei.




Die kleine Innenstadt von St-Rémy überrascht uns dann positiv, viele idyllische, kleine Gässchen und Plätze mit Boutiquen, Restaurants und Cafés.









Hier steht auch das Geburtshaus von Nostradamus, das nur von außen angeschaut werden kann:



Nach dem Bummeln suchen wir ein Restaurant zum Mittagessen. Zunächst gehen wir in ein im Reiseführer empfohlenes Bistro, das liegt aber direkt an einer vielbefahrenen Straße, außerdem werden wir gleich auf Englisch begrüßt, nein, das ist uns zu touristisch, wir gehen daher wieder, die Bedienung ist sowieso mit einer kurz vor uns eingetroffenen (vermutlich britischen) Seniorengruppe beschäftigt.

In einer der Gassen haben wir vorhin ein nett aussehendes Restaurant gesehen, das L’Aile ou la Cuisse, dort bekommen wir einen Platz auf der schönen Terrasse hinter dem Haus. Wir nehmen beide das drei-gängige Mittagsmenu, Peter entscheidet sich für Fisch als Vorspeise und Rind als Hauptspeise, ich mache es andersherum. Alles ist wieder sehr lecker, der Höhepunkt ist jedoch das Dessert: man kann sich etwas von einem großen Patisserie Buffet aussuchen. Ich wähle ein Törtchen aus Mürbeteig und verschiedenen Schokoladenfüllungen sowie Schokoladenüberzug. Das schmeckt einfach göttlich! Ich esse ganz langsam, um möglichst lange genießen zu können. Auch Peter ist mit seiner Wahl sehr zufrieden. Gegen 13.30 Uhr bezahlen wir EUR 65,00 und gehen, wieder auf dem Van-Gogh-Weg, zurück zum Auto.

Dann fahren wir zum wenige Kilometer entfernten Örtchen Les Baux-de-Provence. Das besondere an diesem Ort ist seine Lage auf einem Felsplateau mitten in den Hügeln der Alpilles. In den letzten Kurven der Serpentinenstrasse hinauf nach Les Baux sind Parkplätze ausgewiesen. Wir parken und Peter geht zum nächsten Parkautomat. Stolze EUR 6,00 sind fällig, für den ganzen Tag vielleicht noch o.k., dieser ist nun aber schon zur Hälfte vorbei, es gibt aber keine andere Ticketmöglichkeit. Ein holländisches Pärchen, das uns darüber sprechen hört, meint auch, dass das sehr teuer wäre. Wir schlendern dann gemütlich durch das nette Dörfchen und geniessen auch die Weitblicke.





Nach ungefähr einer halben Stunde stehen wir dann vor dem Eingang zum Schloss bzw. Burg und hier verstehe ich das, was auf dem Ortsplan im Reiseführer eingezeichnet ist, erst wirklich: ungefähr die Hälfte des Plateaus, auf dem sich das Dorf befindet, gehört zum Bereich des Schlosses und kann (auch die Außenbereiche und Aussichtspunkte) nur gegen Entrichtung des Eintrittspreises betreten werden. Und dieser beträgt pro Person EUR 8,50. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, auf den Burgmauern herumzuspazieren, aber nach den EUR 6 fürs Parken (und der Park- und Eintrittsgebühr für Glanum heute Vormittag) ist uns das doch zu viel. Hier haben wir zum ersten (und einzigen) Mal in diesem Urlaub das Gefühl der Touristenabzocke. Zumal es am Fuß des Plateaus in einem ehemaligen Steinbruch noch eine Show mit Lichtinstallationen und 3D Bildern gibt, die dann nochmal EUR 12,00 p.P. (oder Kombiticket Schloss und Lichtshow EUR 16,00 p.P.) kostet. Auch wenn das sicherlich sehr beeindruckend und außergewöhnlich gewesen wäre, verzichten wir darauf.

Etwas enttäuscht verlassen wir gegen 14.45 Uhr Les Baux und fahren zu einem Aussichtspunkt, der inmitten von toll geformten Felsen im Val d‘Enfer liegt und von dem man dank der klaren Luft heute nicht nur einen tollen Blick auf Les Baux hat, sondern sogar bis zu den Industriehäfen am Mittelmeer schauen kann (ich hatte nur mein Weitwinkelobjektiv dabei, deshalb ist das auf dem Bild nicht so gut zu erkennen, Peter hat mit Tele fotografiert, aber bisher noch keine Zeit gehabt, sich seine Bilder anzuschauen und eventuell an mich weiterzugeben).



Gegen 15.15 Uhr treten wir dann die Rückfahrt an und kommen problemlos eine dreiviertel Stunde später am SuperU in Coustellet an. Hier kaufen wir fürs Abendessen und für den morgigen Tag ein.

In der Ferienwohnung ruhen wir etwas aus und essen zu Abend, bevor wir um 19.00 Uhr nochmal aufbrechen. Heute Abend wollen wir uns ein weiteres der Bergdörfchen, die sich in der näheren Umgebung der Ferienanlage befinden, anschauen: Ménerbes. Schriftsteller wie Camus und Maler wie Picasso und viele weitere Künstler haben sich hier mal für kürzere, mal für längere Zeit aufgehalten, dementsprechend bekannt ist das Dorf. Jetzt am Abend ist es sehr ruhig, wir parken am Ortseingang und bummeln dann gemütlich durch den hübschen Ort. Vom höchsten Punkt gibt es auch hier schöne Ausblicke in die Ferne.






Um halb neun Uhr sind wir wieder in der Wohnung und beenden den Tag mit den üblichen Beschäftigungen.


Wetter: sonnig, teils wolkig, windig, ca. 22 °C


LG Christina

Susan

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #44 am: 12. Oktober 2017, 19:15:52 »
Hach, das waren wieder zwei sehr schöne Provencetage  :herz: Und wieder zwei, drei neue Ziele entdeckt.

Eintritt nach Les Beaux ist mir neu, bei unserem letzten Besuch mussten wir noch nichts zahlen :denk: Der ist allerdings schon wieder ein paar Jährchen her.

Gute Strategie, so bekannte Orte erst spät nachmittags oder abends aufzusuchen. Da sind viele Besucherströme geringer und man hat mehr davon.
Liebe Grüße
Susan