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Eine Reise/Rundreise in ein mir/uns unbekanntes Land planen

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serendipity:
Wie gehe ich an die Planung einer solchen individuellen Rundreise heran? Ich möchte es an meiner Sommerreise nach Schottland darstellen:

Zunächst stehen natürlich die Überlegungen zur Reisezeit, Reiselänge und Reiseart:

Reisezeit: Leider kommen für eine mindestens dreiwöchige Reise nur die Sommerferien in Frage - deshalb muss ich mich mit vielen Mitreisenden (Hauptsaison) konfrontiert sehen.

Reisedauer: Für eine Rundreise lasse ich mir, wenn möglich mindestens drei Wochen Zeit, da ich an manchen Orten gerne einmal mehrere Tage bleiben möchte. Zudem habe ich die Erfahrung, dass ich ca. in der Mitte der Zeit einen "Durchhänger" habe - ich brauche dann vielleicht einfach einen Tag Auszeit, sammeln, Eindrücke verarbeiten. Den kann ich mir bei einer dreiwöchigen Reise ohne Druck leisten.

Reiseart: Nun, hier gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Im Laufe meiner Reisejahre, habe ich bis auf eine Kreuzfahrt alles durch :-).

Für eine Rundreise gibt es natürlich auch die unterschiedlichsten Möglichkeiten.

Für mich am wenigsten in Frage kommt eine durchgeplante Busrundreise. Drei solcher Reisen habe ich hinter mir: Marokko, China, Türkei/Kappadokien. Weder Marokko noch die Türkei würde ich jemals wieder so bereisen, bei China bin ich mir nicht sicher, aber ich denke, es gibt dort auch bessere Alternativen.

Was stört mich an dieser Art zu reisen?

Nun einfach das Fehlen der Individualität. Unterbringung und Verpflegung/Restaurants kann ich nicht selbst wählen. Ich kann nicht halten, wo ich möchte. Ich muss mir oft wunderschöne Orte mit 30 -50 Mitreisenden teilen, die Aufenthaltsdauer ist vorgegeben. Ich werde von Beginn bis Ende getaktet und muss, so meine Erfahrung, meine Zeit mit Menschen teilen, die ich im normalen Leben nie als Reisepartner in Betracht ziehen würde - wieso sollte ich das freiwillig tun?

Für Schottland gab es zwei Alternativen: Flug/Mietwagen/Hotels/Ferienwohnungen oder Fähre/eigener Wagen/Hotels/Ferienwohnungen.
Ich habe mich für die Fähre und den eigenen Wagen entschieden und zwar aus diversen Gründen:
 - Ich bin noch nie im Linksverkehr gefahren und stelle es mir mit meinem gewohnten Gefährt einfacher vor.
 - Ich kann mitnehmen, was ich möchte: Kleidung für warme und kalte Tage; Proviant für unterwegs und
   Aufenthalt in Ferienwohnungen; mein Bettzeug für den Aufenthalt in Ferienwohnungen;
   ausreichend Reiseliteratur (Karten, Reiseführer); DVDs für verregnete Abende, falls ich diese sehen möchte;
   die komplette Fotoausrüstung usw.
 - "My car is my castle" - das Dickschiff gibt mir einfach Sicherheit, die ich wieder einmal als Alleinreisende, schätze.

Die Mischung Hotels/Ferienwohnungen habe ich in Norwegen drei Wochen erprobt und es gefällt mir außerordentlich gut: Manchmal lass ich morgens verwöhnen mit einem guten Frühstück, manchmal entscheide ich selbst, wann und wie ich essen möchte. Zudem ist natürlich der  längere Aufenthalt in einer Ferienwohnung eine zusätzliche Ersparnismöglichkeit, wenn man alleine reist.

Ist diese Entscheidung gefallen, geht es zunächst an die Buchung der Fähre, in diesem Fall die Fähre Amsterdam-Newcastle für meine gewünschten Termine (Hin-und Rückreise). Hier wird wieder einmal deutlich, dass Alleinreisen teuer ist - die Kabine kostet gleich viel, egal ob sie von einer oder zwei Personen bezogen wird  >:(

Natürlich habe ich gleichzeitig eine Reiserücktrittskostenversicherung gebucht, denn man weiß ja nie :-) In meiner gesamten Reisezeit (seit ich 16 Jahre alt bin - und das ist wirklich lang) habe ich eine solche noch in Anspruch nehmen müssen, trotzdem gibt es mir Sicherheit und wenn ich eine Reise von ca. 5000 € plane, dann sind die Kosten für die Rücktrittskostenversicherung nicht wirklich ins Gewicht fallend.

Nun kommen die Reiseführer, Foto-Reiseführer, Google Maps und vor allem Reiseberichte ins Spiel. Die besten Reiseberichte kann man natürlich in den entsprechenden Foren oder auf privaten Webseiten lesen, also für Schottland im Schottland-Forum, für Norwegen im Norwegen-Forum, für Namibia im Namibia-Forum usw.

Natürlich eignen sich diese Foren auch, um spezielle Fragen zu stellen, meine "geplante" Route würde ich - aus Erfahrung - in einem solchen Forum jedoch nicht vorstellen, denn man wird fast immer "zerrissen": "zu viel in viel zu wenig Zeit". Klar, ich will ja auch nicht in den nächsten zehn Jahren jährlich nach Schottland oder Norwegen oder Namibia. Ich will einen groben Eindruck vom Land gewinnen - haut es mich um, komme ich bestimmt noch einmal oder zweimal wieder. Ich werde jedoch bestimmt nicht die nächsten fünf Jahre immer in Schottland, Norwegen, der Bretagne oder dem Südwesten der USA verbringen

Damit lege ich meine Route und Zeiteinteilung grob fest und stelle sie in meinem bevorzugtem Reiseforum, nämlich hier vor. Gerade für Schottland gibt es auch dort einige Berichte und viele gute Informationen.

Anschließend geht es an die Buchung der Unterkünfte und schießlich an die Feinplanung, mit welcher ich mich gerade beschäftige:

Was gibt es auf der Strecke zu sehen?
Öffnungszeiten?
Eintrittskosten?
Spaziergänge/Wanderungen? Dauer und Niveau?
Restaurants am Abend?


Auf dem Bild oben sieht man die Grobplanung für Tag 5 bis Tag 9. Die Spalten von links nach rechts:
Tag/Datum  ~  von/bis mit ca.-km-Angabe  ~  to-do  ~  Unterkunft


Dieses Bild zeigt nun die momentane Feinplanung für Tag 6  - Rund um Loch Ness.

Ganz klar, eine solche Planung muss NIE eingehalten werden - ich habe alle Freiheiten der Welt und wenn mir ein Platz besonders gut gefällt, kann ich dort auch verweilen und meine Seele baumeln lassen. Ich notiere mir also nur "machbare Anregungen".

Etwas, was ich allerdings auch erst "lernen" musste, meine Norwegen-Reise war dabei sehr hilfreich: Ich kann auf einer dreiwöchigen Rundreise nicht das Land in allen Facetten kennenlernen, aber ich kann wunderschöne, einprägsame Momente haben, wenn ich meine Landschaft finde und dort meine Zeit habe und vielleicht auch noch meine Fotomomente - dabei helfen mir allerdings keine Reiseführer oder Reiseberichte.

Grobplanung (Tabelle) und Feinplanung landen ausgedruckt in einem Schnellhefter, zudem immer die Ausdrucke der Buchungsbestätigungen der Unterkünfte sowie andere wichtige Informationen z.B. die Map von HopOn-HopOff Edinburgh, auch wenn alles auf dem Laptop gespeichert ist. Oft habe ich abends keine Lust den Laptop anzuschmeißen. Der Schnellhefter liegt beim Fahren auf dem Beifahrersitz und ist neben meinem Notizbuch (DIN A5)und der Nikon der wichtigste Begleiter auf meiner Reise.
 

Silke:
Da ich schon einige Erfahrungen mit Linksverkehr habe, kann ich dir sagen, dass die Annahme, dass das mit deinem eigenen Fahrzeug einfacher ist, leider falsch ist. Du sitzt dann einfach auf der falschen Seite. Und gerade wenn du allein bist, wird überholen (oder auch nur einfach mal an einem stehenden Fahrzeug vorbeifahren) zu einer schwierigen Aktion.


Das mit dem Vorstellen einer Route in den entsprechenden Foren habe ich auch gerade bei Namibia gemerkt. Da habe ich auch einige Hinweise nach dem Motto: "zu viel in zu wenig Zeit" bekommen. Ich habe aber auch einige gute und wichtige Hinweise bekommen. Daher würde ich es bei einem neuen Land auch wieder so machen.

Susan:
Der Vorteil beim Linksfahren mirt deinem Auto ist, dass du sehr gut abschätzen kannst, wie weit links du rüber kannst. Schließlich sitzt du genau daneben   ;) Auf engen Straßen recht hilfreich. Überholen fanden wir nicht so problematisch, da kann frau ja genug Lücke lassen  8)  Kritisch fanden wir die Kreisel, besonders im Stadtverkehr, da kann man oft sehr schlecht sehen so auf der falschen Seite.

Reiserücktritt haben wir bisher  - toi, toi, toi - auch noch nie gebraucht. Wir haben trotzdem eine Jahresversicherung -rund 50 Euronen. Da sind alle Reisen im Jahr bis 3 Monate Dauer abgedeckt. Kam billiger als immer einzeln abzuschließen. Hotels + Motels buche ich zwarimmer stornierbar, bei Ferienwohnungen oder Campingplätzen geht das aber selten; also könnte sie sich jedes Jahr nützlich erweisen.

Sag niemals nie, aber Busreisen käme für mich auch nie in Frage. Ähnliche Gründe sprechen für uns gegen Kreuzfahrten. Ausnahme: wir kämen sonst nicht (sicher) hin; z.B. wie die Kreuzfahrt nach Grönland & Co. Oder wenn ich allein mal nach Afrika will.

Witzigerweise mache ich die Planung beinahe in umgekehrter Reihenfolge (bis auf die Reisezeit, die bisher auch immer "in den Ferien" hieß):

* in Reiseführern, -berichten,-blogs stöbern; da liebe ich die ganzen privaten Seiten
* Was möchte ich sehen und erleben? Wieviel Zeit bräuchte ich dafür?
* Welche Unterkünfte liegen in der Nähe?
* Kann ich daraus eine sinnvolle Route basteln?
* Reisedauer festlegen; Art erübrigt sich meist
* Buchen

--- Zitat ---Ganz klar, eine solche Planung muss NIE eingehalten werden - ich habe alle Freiheiten der Welt und wenn mir ein Platz besonders gut gefällt, kann ich dort auch verweilen und meine Seele baumeln lassen. Ich notiere mir also nur "machbare Anregungen".

Etwas, was ich allerdings auch erst "lernen" musste, meine Norwegen-Reise war dabei sehr hilfreich: Ich kann auf einer dreiwöchigen Rundreise nicht das Land in allen Facetten kennenlernen, aber ich kann wunderschöne, einprägsame Momente haben, wenn ich meine Landschaft finde und dort meine Zeit habe und vielleicht auch noch meine Fotomomente - dabei helfen mir allerdings keine Reiseführer oder Reiseberichte.
--- Ende Zitat ---

Unterstreiche ich voll  :thumb: So ganz habe ich es immer noch nicht gelernt, aber es wird....  ;D

Viel Spaß noch beim Schottland planen - ich bastle auch grad an der Route.

Guten Rutsch und alles Liebe für's Neue Jahr!



 

serendipity:

--- Zitat von: Silke am 30. Dezember 2017, 21:05:04 ---Da ich schon einige Erfahrungen mit Linksverkehr habe, kann ich dir sagen, dass die Annahme, dass das mit deinem eigenen Fahrzeug einfacher ist, leider falsch ist. Du sitzt dann einfach auf der falschen Seite. Und gerade wenn du allein bist, wird überholen (oder auch nur einfach mal an einem stehenden Fahrzeug vorbeifahren) zu einer schwierigen Aktion.

--- Ende Zitat ---

Hm, beim Überholen sehe ich das vollkommen ein, doch ich werde wohl nicht allzu oft in den "Genuss" kommen, denn die meisten Straßen, die ich fahre, werden Single Track Lanes sein  :)
Aber natürlich macht es Sinn, dass der Fahrer rechts sitzt im Linksverkehr.
Meine Überlegungen gingen eher dahin, dass ich mich nicht noch an ein anderes Auto gewöhnen muss.

Birgit:
An der Frage, ob man links besser mit dem eigenen für Rechtsverkehr ausgelegten Auto fährt oder mit einem für den Linksverkehr, scheiden sich die Geister. Fest steht, jeder ist von der eigenen Variante überzeugt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Fahren "auf der falschen Seite" letztlich viel einfacher ist als man sich zunächst so vorstellt.

Ich bin auch von der Variante überzeugt, dass man besser mit einem Rechtslenker unterwegs ist im Linksverkehr. Das liegt aber eher an meinem Reisestil (mit dem Flugzeug zum Ziel und dann Herumkommen mit dem Mietwagen), sodass ich mich mit der Variante mit dem eigenen Auto nie befasst und sie nie probiert habe. Außerdem ist es mir lieber, wenn der gesamte Verkehr "gespiegelt" ist, ich also an der Mittellinie sitze beim Fahren.

Nachdem ich auf Langkawi geübt hatte und dann in Malaysia auch in anderen Ecken und ein paar Jahre später in England mit dem Auto unterwegs war, bin ich noch in verschiedenen anderen Ländern gefahren und steige da inzwischen ebenso selbstverständlich in den Linksverkehr ein wie überall sonst auch.

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