Allgemeines > Reiseberichte
Erinnerungen an "XL-Tours in Schottland" (2009)
Andrea:
Donnerstag, 4. Juni 2009: Braveheart
Mensch, das war ja ganz schön kalt heute Nacht! Und auch der Morgen sah etwas trübe aus. Was soll´s, wir haben ja schottisches Wetter erwartet und endlich war es scheinbar soweit. Immerhin regnete es noch nicht.
Wir hatten ja vom Schloß in Stirling aus das Wallace Monument gesehen. Und nachdem wir nun im Land von Rob Roy waren, musste jetzt auch noch Braveheart her. Wer sich für William Wallace interessiert, möge hier nachlesen.
Es ging also los. Kurz vor Stirling kamen wir in einen Stau. Huch! So etwas gibt es hier auch? Wir standen recht lange und machten einfach mal ein paar Fotos:
Und dann passierte etwas, was wir bis dahin noch nie gesehen hatten: Der Gegenverkehr kam hinter einem Pilotfahrzeug. Aha! Hier gibt es scheinbar nicht einfach eine Baustellenampel, sondern auch noch "Begleitschutz"! Und tatsächlich, dieses Fahrzeug fuhr an die Seite, ließ die Autoschlange passieren, fuhr dann an uns vorbei und setzte sich vor das erste Auto in unserer Schlange. Kurze Zeit später ging es für uns los. Fanden wir kurios, später in den USA erlebten wir so etwas häufiger.
Wir parkten auf dem Parkplatz zum Monument. Infotafeln wiesen auf einen Shuttlebus zum Monument hin, denn das lag hoch über uns. Aber irgendwie fuhr dieser Bus nicht bzw. hätten wir recht lange warten müssen. Eine Gruppe deutscher Biker wollte weiter warten, wir entschieden uns zu Fuss zu gehen. Steil und in Serpentinen ging es nach oben:
Auf diese Weise wurde uns auch warm, denn noch immer hielt sich die Sonne bedeckt. Wir erreichten den Turm auf jeden Fall weit vor den Bikern...
Den Turm hätte man besichtigen können (ich glaube 6 GBP pro Person) inkl. einer Diashow etc. Aber Heiko leidet an Höhenangst und meinte, dass das herausgeschmissenes Geld sei. Er würde wie vorletztes Jahr auf Fehmarn den Leuchtturm den Turm hier nicht erklimmen können. Und für die Diashow (die wohl unten gezeigt wurde) wäre sein Englisch zu schlecht. Na gut, dann eben hier noch ein wenig in die Gegend schauen:
Dann ging es zurück zum Parkplatz und wir sahen jetzt den Shuttlebus mit den Bikern herauf kommen. In der langen Wartezeit dort unten wäre ich vermutlich erfroren... Wir dagegen waren gut gewärmt und meisterten den Abstieg, den ich schwieriger fand als den Aufstieg. Da es so steil war (was man kaum auf den Fotos erkennt), rutschte ich eher an einigen Stellen abwärts statt zu gehen.
Im Tesco kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten und fuhren zurück nach Aberfoyle zu dem Aussichtspunkt, wo wir am ersten Tag waren. Dort stand ein Picknicktisch, den wir für ein solches nutzen wollten. Außerdem warteten über 70 Postkarten auf uns, die mit kurzen Grüßen beschrieben werden wollten.
Das erste Mal mit Selbstauslöser
Andrea:
Hier auch noch mal ein paar Bilder aus Aberfoyle (eigentlich nur die Hauptstraße)
Hier gab´s den leckeren Burger
"Unser Co-Op"
Am Abend machten wir uns dann wieder am/im Zelt zu essen. Es war aber eigentlich zu kalt, hier nun herum zu sitzen aber auch noch zu früh zum Schlafen. Also gingen wir in den Gemeinschaftsraum, wo ein Fernseher stand, Spielzeug und ein Billard-Tisch. Wir spielten ein paar Runden Pool. Anschließend ging Heiko schon zum Zelt und ich wollte noch schnell eine Flasche Wasser für den morgendlichen Tee von der Rezeption holen. Da begegnete mir einer der Hosts und wir unterhielten uns, während er sich auf seine Kontrollrunde machte. Er hatte eine 7-Tage-Woche, das ist schon echt hart. Aber er machte den Job gerne. Er fragte, was wir so alles erlebt hatten und ich erzählte unter anderem vom Wallace Monument und wir kamen auf den Film Braveheart zu sprechen. Der sei zwar nicht ganz historisch korrekt, aber ganz nett. Nur Mel Gibson sei eine totale Fehlbesetzung. Hä? Wieso das denn? "He`s got a bad australian accent" ;D Das fällt dem Durchschnittsdeutschen aufgrund der Synchronisation natürlich nicht auf. Dieses Verfahren wiederum verblüffte den Host. So etwas hätte er ja noch nie gehört. Na klar, die meisten Filme seien ja eh auf Englisch, sagte ich und wir lachten beide.
Heiko und ich beendeten den Abend wie üblich: Bier, Spiele und ein neuer Whisky wurde getestet. Und heute nacht zog ich eine Jogginghose und eine dünne Fleecejacke über. Brrr, war das kalt!
Andrea:
Freitag, 5. Juni 2009: Callander oder: Joa is denn heut scho Weihnachten?
Also diese Nacht war immer noch nicht wärmer... :o Da müssen nächste Nacht auch noch Socken an die Füße!
Gestern abend beim Gespräch mit dem Campingwart fragte ich nach einer weiteren Location, die man vielleicht besuchen könnte. Er schlug Callander vor. Das war nicht weit weg, also los. Wie gestern war das Wetter eher trüb, aber davon lasen wir uns die Laune natürlich nicht verderben.
Wir kamen in Callander an und ganz plötzlich kamen ein paar dicke Tropfen vom Himmel. Wir schafften es gerade noch unsere Regenjacken anzuziehen.
Es schüttete richtig los. Aber noch bevor wir uns überlegt hatten, ob wir hier abbrechen (10 Meter vom Auto entfernt!), hörte der Regen genauso plötzlich wieder auf wie er angefangen hatte. Ja dann können wir uns den kleinen Touri-Ort ja auch ansehen. Prima!
Hier ein paar Eindrücke:
Es gab unglaublich viele kleine Geschäfte, ich fand den Ort richtig süß. Aber dieser Laden überraschte mich am allermeisten:
Da gab es wirklich - jetzt im Juni! - Weihnachtsdeko. Warum wir davon keine Fotos haben, ist mir ein Rätsel. Aber euch USA-Reisenden sollten solche Kuriositäten ja durchaus vertraut sein.
Dann suchte ich einen Geldautomaten, denn so langsam brauchte ich wieder Bares. An einem Geldautomaten war ich schon ein paar Tage zuvor gescheitert. Hier jetzt der nächste Versuch mit meiner EC-Karte (war es da schon Maestro? keine Ahnung, ist ja auch egal). Ich wollte 400 Pfund, aber das ging nicht. Merkwürdig. Ich ging in die Bank hinein und fragte dort einen Mitarbeiter. Der aber war nicht zuständig für die Automaten draußen und konnte mir auch kein Geld auszahlen. Na, so ein Mist! Wir waren fast blank.
Ja ja, ihr wisst jetzt schon des Rätsels Lösung, oder? Na klar: Ich probierte 200 Pfund und es klappte! Da habe ich wohl zuviel auf einmal gewollt ;D
Wie auch immer, wir waren erleichtert. Und da nun auch dieser Ort nicht mehr viel hergab (nicht mal mehr Geld ;) ), machten wir uns auf den Weg nach Stirling, was recht nahe lag und enterten noch einmal den Tesco. Wir schauten uns die DVDs dort an und stellten fest, dass sich die Sprachauswahl auf Englisch und Spanisch beschränkte. Komisch, in Deutschland sind da immer (oder oft) viel mehr Sprachen drauf. Die DVDs blieben also wo sie sind und wir stöberten weiter. Natürlich wurde unser Biervorrat aufgefüllt (nach netter Beratung eines Angestellten) und ein weiterer Whisky wurde unserer Sammlung hinzugefügt. Ein neuer Standard wurde auch der Einkauf von mundgerecht zubereitetem Obst.
Da muss ich doch mal kurz etwas zur Deklarierung der Lebensmittel schreiben. Auf allen Convenience-Produkten steht sehr deutlich drauf, welche Stoffe darin enthalten sein können, die Allergien erzeugen. Wie etwa Nüsse, Sellerie etc. Und ob der Artikel laktosefrei ist. Und - für mich gut - ob er Veggie ist. Die erste Zeit las ich trotzdem immer skeptisch die Zutatenliste durch. Aber irgendwann hatte ich vertrauen.
Die Sandwiches in den Plastikverpackungen (im Dreieck) waren deutlich leckerer als die, die ich aus Deutschland kannte (die sind nämlich bä-bä) und die Auswahl auch für Veggies war riesig.
Un zu guter letzt (schreibt man das so?) wanderten noch 2 Flaschen Malt Vinegar in den Einkaufswagen. Dann kann es auch zu Hause Chips mit Vinegar geben. (Wenn ich gewusst hätte, wie lange die halten, hätte ich nur eine Flasche gekauft)
Nach dem Bezahlen - Small Talk an der Kasse inklusive - verließen wir den Markt. Und was macht ihr, wenn euch direkt auf eurem Weg jemand entgegen kommt? Umrennen? Manchmal, aber normalerweise weicht man ja nach rechts aus. Ihr ahnt es: Die Briten weichen nach links aus. Eine Frau lachte sich schlapp und fragte mich: "Do you wanna dance?"
Das sind so Kleinigkeiten, an die man gar nicht denkt und normalerweise intuitiv erfolgen. Schnell rechts einparken, nach rechts ausweichen... ;D
Als wir dann wieder in Aberfoyle ankamen, war es Essenszeit. Es war unser letzter Abend hier und wir beschlossen, wieder in das Restaurant vom ersten Abend zu gehen. Der Wirt (der neulich der Koch war) begrüßte uns direkt freudig mit Handschlag und fragte Heiko direkt, ob er wieder einen Stilton-Burger wolle. Nein, er interessiere sich auch für seine weiteren Spezialitäten und wollte irgendwie erklärt haben, was wohl Haddock sei. Alles was er heraushörte war, dass es Fisch sei. Nagut, dann Haddock. Was ich hatte, weiß ich schon nicht mehr - ich glaube, Ofenkartoffel mit Sour Cream und Salat.
Wieder war es sehr lecker und dieses Mal war der Fisch auch grätenfrei. Während wir so dasaßen, stellten wir fest, dass die hier Guinness und Foster zapften. Jeweils einmal kalt oder nach Wunsch auch ungekühlt. Obelix würde sagen: "Die spinnen, die Briten" ;D
Wir verabschiedeten uns ausgiebig von dem Wirt/Koch und er bedauerte sehr, dass wir am nächsten Tag Aberfoyle verließen. Wir versprachen, sein Restaurant weiter zu empfehlen, was ich hiermit tue. Auf Nachfrage meinte Heiko, dass der Burger von dort immer noch der beste in seinem Leben war, aber einer von Jack in the Box (wir wissen nicht mehr, welcher) wäre fast genauso gut gewesen. Wenn auch komplett anders.
Ihr wisst, wie der Abend zuende ging und ich ging dann wirklich mit Socken in die Kajüte.
Andrea:
Samstag, 6. Juni 2009: Es geht in die Highlands! Oder: "Es kann nur einen geben!"
Warum Sean Connery gerne beim "Highlander" mitgespielt hat und warum er sich in sein Haus in den Highlands zurückgezogen hat, kann ich gut verstehen. Was braucht man mehr? Nach einem ereignisreichen Leben (mit bestimmt auch viel Stress) kann man sich hierhin wunderbar zurückziehen. Und jetzt beim Bilder aussuchen, befiel mich schon wieder die Sehnsucht dorthin zurückkehren zu müssen. Und wenn man dort geboren und aufgewachsen ist, dann muss das Heimweh vermutlich grenzenlos sein...
Aber das wusste ich morgens beim Zeltabbau noch nicht. Ich war traurig, dass wir diese schöne Gegend hier verlassen würden und hatte sogar ein wenig Bedenken, was den Campingplatz etwas nördlich von Ullapool betraf. Der sollte etwas spärlicher eingerichtet sein als dieser hier und hier war im Vergleich zum Weissenhäuser Strand oder Fehmarn schon sehr wenig geboten. Aber klar, die meisten Leute mieteten hier ja auch diese Trailer, wo sie alles drin hatten.
Durch Tee und den Zeltabbau wurde uns wieder warm, die Dusche half auch. Wieder hatten wir beide gefroren, trotz Socken. Das Wetter war auch wieder nicht so toll, aber wir konnten in Ruhe das Auto packen und bekamen sogar wieder alles ordentlich hinein. Wir fuhren nach vorne um auszuchecken und trafen dort auch auf unsere beiden Lieblingshosts. Wir quatschten eine Weile über alles mögliche, wo wir waren, wo es nun hingeht und welche Whiskys wir schon probiert haben. Und einer der beiden zeichnete uns eine Destillerie in eine Karte ein, die wir vielleicht auf unserem Weg in der Nähe von Inverness besuchen könnten. Wir verabschiedeten uns herzlich (am liebsten hätte ich die beiden geknuddelt, die waren echt klasse!) und verließen den Campground Richtung Aberfoyle. Dort wollten wir in "unserem" Co-Op noch eine Kleinigkeit für den Weg einkaufen.
Wir stellten fest, dass es hier heute etwas voller war. Auf dem riesigen Parkplatz am Wool Center standen heute auch ein paar Busse. Was war denn dort los? Na, dann müssen wir uns das doch mal anschauen. Vor dem Laden wurde gerade eine Schafschur vorgeführt:
Währenddessen
Und das zweigeteilte Schaf danach
Es blökte ganz herzzerreißend, denn ihm war jetzt bestimmt saukalt.
Dann gingen wir hinein ins Center und sahen, was wir vermutet haben. Eine Tourifalle!
Hm, aber die Preise gingen doch eigenlich. So erstand ich 2 dicke Fleecejacken zusammen für 25GBP. Das war mehr als fair. Und weil ich so fasziniert von keltischen Symbolen bin, bekam ich auch noch für einen kleinen Preis eine (vermeintliche) Silberkette mir einem solchen Symbol. Okay, für den Preis konnte da natürlich das Silber nur "draufgehaucht" sein... Auch Heiko sollte nicht leer ausgehen, obwohl ich auch Nutznießerin bin: Einen Scottish Blend namens Islay Mist (sprich: eila mist) und wunderschöne mit keltischen Symbolen handgravierte Gläser. Aber an einem der Gläser war eine Macke - wie schade! Wir fragten nach, ob es davon noch mehr geben würde. Nein, leider nicht. Da aber die Macke nicht allzu groß war und die Gläser wirklich schön und dann auch noch einen Preisnachlass dazu, nahmen wir sie mit.
An der Kasse dann ein Gewimmel. Man lernt ja schon in der Schule, dass die Briten das "an die Schlange anstellen" ausgezeichnet beherrschen. Dem passte ich mich selbstverständlich an. Das machte mir auch keine Schwierigkeit, denn ich weiß ja, was sich gehört. Andere wussten das scheinbar nicht. Aufgeregt und diskutierend belagerten sie die beiden Kassiererinnen. Sich immer wieder vordrängelnd, laut und arrogant anderen Kunden gegenüber. Wo kamen denn die her? Die sprachen alle fließend englisch, aber der Akzent war irgendwie nicht von hier. Da fielen mir die Busse wieder ein. Und als eine der "Damen" partout in Dollar bezahlen wollte (was wieder ein Umstand für die Kassiererinnen war), war mir klar: Amerikaner! Was für schreckliche Menschen! Die meinen wohl, ihnen gehöre die Welt...
Natürlich machte ich 2 Jahre später ganz andere Erfahrungen mit ihnen, aber bis dahin waren sie gnadenlos von mir vorverurteilt. Und das absolut nicht positiv.
Als ich dann nach langem Warten endlich bezahlt hatte (die Kassiererin beantwortete meinen bedauernden Blick mit einem schulterzuckenden Lächeln), ging ich nach draußen, wo Heiko schon auf mich wartete. Eine neue Attraktion war zu bewundern: Eulen!
Die hier durfte ich kraulen - die war ja sooooo flauschig!
Und vor dieser hier hatte ich größten Respekt - wow, die ist ja riesig:
Und diese Spannweite - wie hält der Typ die bloß?
Nach dieser Präsentation gingen wir noch eine Kleingkeit essen. Ich bekam einen Tee dazu und das erste mal trank ich ihn britisch: Schwarzer Tee mit Zucker und Sahne. Leute, ich bin und bleibe Freundin des puren Tees. Das war echt nicht mein Ding. Einen türkischen Tee trinke ich wohl auch mal mit Zucker, aber den normalen nicht. Und schon gar nicht mit Milch oder so...
Andrea:
Dann ging es los - es wurde Zeit. Wehmütig verließen wir die Trossachs, kamen noch mal am Loch Lomond vorbei, die Berge wurden höher und die gesamte Landschaft etwas karger.
leider ohne Zug
da hinten regnete es gerade
Auf einmal meinte Heiko: "Guck mal, was ist das denn für eine Brücke?" Ich gebe zu, beim ersten Hinsehen habe ich das auch gedacht:
Wir fuhren immer weiter Richtung Norden, genau Nordwesten. Einmal, hinter einer scharfen Kurve dann waren sie da: Die Tränen in meinen Augen. Ich war total ergriffen. Wie schön es hier war. Ein vorsichtiger Blick zur Seite verriet, dass es Heiko ähnlich ging. Schweigend fuhren wir weiter, nicht mal ein Foto haben wir gemacht. Das Anhalten hätte den Augenblick bestimmt auch zerstört.
Aber irgendwann gab es auch wieder Fotos.
Auch ein kleiner Wasserfall lud zu einem Stopp ein:
Aber wir sind noch längst nicht an unserem Ziel angekommen...
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln