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Erinnerungen an "XL-Tours in Schottland" (2009)
Andrea:
Als nächstes Highlight kamen wir zu einer Schwenkbrücke, die gerade öffnete. Das ist ja interessant! Wir stiegen aus - vor uns ein Bus voller Asiaten. Die stiegen mit ihren Fotoapperaten natürlich auch aus. Aber Heiko ist ja groß und fotografierte über ihre Köpfe hinweg ;D
Wir waren am Caledonian Canal angekommen. Dieser Kanal wurde gebaut, weil man der Meinung war, dass es doch prima wäre, wenn man mehr oder weniger direkt von West nach Ost und umgekehrt käme und nicht immer den Weg außen rum nehmen müsste. Prinzipiell ja eine gute Idee, aber ihr seht ja auf den Bildern, dass das Ding recht schmal ist und deswegen fahren dort heute nur noch Hobby-Kapitäne. Dieses Ausflugsschiff ist das größte Schiff, was hier durch fährt und fahren kann.
Überhaupt ist diese Art zu reisen sehr interessant, denn etwa ein halbes Jahr nach unserer Reise habe ich einen Bericht darüber gesehen. Es fährt nicht nur den Caledonian Canal (der eigentlich ein Loch mit dem nächsten verbindet - pfiffig, denn so musste man weniger Kanal bauen) sondern fährt auf der Westseite auch noch weiter hinaus zu einer der vorgelagerten Inseln. Weiß ich aber nicht mehr ganz so genau. Aber auf die Hebriden zu reisen oder wenigstens nach Islay (wo der rauchigste aller Whiskys herkommt: Lagavulin) wäre schon noch ein Traum von mir.
Wie auch immer, das Schiff passierte den Kanal, alle machten ihre Fotos, stiegen in ihre Autos zurück. Nur nicht die Asiaten. Die Brücke war längst wieder freigegeben, aber keiner konnte fahren, weil der Bus im Wege stand. Der Busfahrer hatte viel Mühe, sein Schäfchen wieder alle zusammen zu bekommen. Gab es Theater? Ein Hupkonzert? Nö, alle warteten gelassen bis amüsiert, bis die "Kleinen" alle wieder eingesammelt waren.
Weiter ging es dann entlang des berühmten Loch Ness, aber heute zeigte sich Nessie nicht. Aber wir wollten gerne ein Foto von einer der berühmtesten Touristenattraktionen Schottlands machen: Urquhart Castle. Dort angekommen stellten wir fest, dass dort wohl gerade ein mitteralterliches Spektakel stattfand. Es war alles abgeschirmt und wir Kulturbanausen wolltenauch keinen Eintritt von 6GBP pro Person zahlen, um inmitten von nachgestellten Schlachten ein Foto zu schießen. Obwohl: Dann hätten wir nachher behaupten können, wir hätten eine Zeitreise gemacht. ;) Wenn ich es so überdenke, waren die normalen Eintrittspreise für diesen Tag sogar außer Kraft gesetzt, d.h es war noch teurer. Und wir zu geizig. Daher haben wir nur Bruchstücke vom Schloss:
Irgendwann war es Zeit für eine Pipipause. Da kam uns dieser kleine Wasserfall gerade recht:
Nein, da haben wir nicht hingemacht. Aber da war eine Recreation Area. Und auch Restrooms in einer Holzhütte schon fast im Wald gelegen. Mit dem Schlimmsten rechnend ging ich dort hin. Schon darauf gefasst Gestank, Spinnenweben und sonstigem ungemütlichen Zeug zu begegenen. Egal: Watt mutt dat mutt. Und dann die Überraschung: Von Natur innen keine Spur mehr. Alles in Edelstahl - sogar die Kloschüsseln. Das habe ich ja noch nie gesehen! Und alles pikobello sauber. Wer hätte das gedacht? That´s Scotland!
Andrea:
Bald kamen wir nach Ullapool. Und irgendwann später auch den Ardmair Campground. Der Check in war recht voll und wir lernten ein älteres Ehepaar aus Südwestdeutschland kennen, die 6 Wochen mit ihrem Womo in GB unterwegs waren. Sie war sehr mitteilsam und teilte direkt ihr Stück Flammkuchen mit Heiko, der das gar nicht haben wollte... Sie war so richtig die Art Frau, die immer irgendjemanden betüddeln und umsorgen muss. Wir bekamen unsere Platznummer, sie auch. Irgendwo anders - gut so. Aber dann die Überraschung: Unsere Site war belegt! Da hatte irgendwer seinFahrzeug abgestellt und der Besitzer was nicht aufzufinden. Der Host teilte uns dann einen neuen Platz zu. Der war viiiiiiel schöner - Zimmer mit Aussicht sozusagen. Wir bauten das Zelt auf und Heiko ging noch einmal nach vorne, um eine neue Flasche Whisky zu besorgen. Der Laden wurde aber gerade abgeschlossen. Der Besitzer fragte, was er denn benötige. Och, nur eine Flasche Whisky. Na, also für so etwas würde er selbstverständlich wieder öffnen. Heiko bekam eine neue Sorte und wir erfuhren was Prost auf Gälisch hieß: Slainte mhath! (http://de.wiktionary.org/wiki/sl%C3%A0inte_mhath)
Und dann genossen wir den Sonnenuntergang.
Dann zogen wir uns ins Zelt zurück. Hier noch mal ein Foto von unserem Wohnzimmer/Esszimmer/Küche
Links ist das Schlafzimmer, rechts die Rumpelkammer (Gepäck)
Andrea:
Sonntag, 7. Juni 2009: Rest and be thankful
Anders kann man diesen Tag gar nicht beschreiben. Dass wir hier an einem so schönen Ort landen würden, hatten wir nicht geglaubt. Und was noch dazu kam: Wir waren endlich diese lästigen midges los und konnten gefahrlos das Zelt auflassen, uns draußen aufhalten ohne anschließend eine Tube Mückengel zu benötigen oder ohne uns vorher komplett mit Autan einzunebeln.
Aber von vorne:
Diese Nacht war ich so richtig dick eingepackt: Unterwäsche, Schlafanzug, dünne Fleecejacke, dicke Fleecejacke, Jogginghose, Socken, Wollsocken, Wolldecke, Steppdecke. Da kann man ja nicht mehr frieren, oder? Doch. Nämlich im Gesicht, an der Nase vor allem, an den Händen und an allen Stellen, die sich so nachts sich "freigewühlt" haben. Uns war kalt. Saukalt. Also erst mal ab unter die Dusche - das tat gut! Und dann ein schönes Frühstück im Sonnenschein mit heißem Tee. Herrlich!
Da kam prompt das deutsche Ehepaar von gestern abend vorbei marschiert:
"Aaaach hier seid ihr gelandet! Ich habe ja schon gestern abend an euch gedacht - ihr nur mit Zelt! War es denn sehr kalt?"
"Äh, es..."
"Ich wollte euch ja schon holen, ihr tatet mir so Leid"
"Warum denn?"
"Ich sehe schon, ihr habt euch gut eingerichtet, braucht ihr heißen Kaffee oder Tee?"
"Danke, wir haben alles"
"Mensch, ihr müsst ja total durchgefroren sein. Ich wollte euch ja noch Decken bringen"
...
"Heute früh waren es ja mal gerade 3 Grad, ihr Süßen müsst ja fürchterlich gefroren haben" :o
"Naja, wenn man genug anzieht..."
So in etwa war der MonoDialog. Das mit den 3 Grad erklärte alles. Wir sind gar keine Weicheier, es war nachts wirklich ar...kalt! ;D
Nach dem Geschirrspülen fuhren wir nach Ullapool hinein. Sogar hier gab es einen großen Tesco Markt, obwohl der Ort gar nicht so groß ist. Als erstes kamen wir an den frischen Backwaren vorbei und ich als Schokoholikerin konnte einfach nicht an dem 4er Pack Schoko-Cookies vorbei gehen. Die waren riesig! Handtellergroß! Dann ging es zielstrebig in die Alkoholabteilung. Wie jetzt? Wieso ist die abgesperrt? War dort ein Malheur passiert und aus Sicherheitsgründen gesperrt? Nein, wurden wir aufgeklärt: Sonnstags gibt es erst nach der Kirche um 12 Uhr Alkohol zu kaufen! Ach so, erst die Sünden beichten, um Vergebung bitten, Besserung geloben und dann einen darauf trinken. Verstehe...
Tja, jetzt hatten wir unererwartet eine Viertelstunde Zeit (gut, dass wir nicht noch früher hier waren!). Das ist in einem Supermarkt natürlich fatal. So kauften wir nicht nur Lebensmittel, sondern auch eine ganze Kollektion an Bonbons und Fudge, Druckerpatronen (die hier deutlich billiger waren als bei uns) und noch so ein paar Dinge, die wir eigentlich im Moment gar nicht brauchten. Und dann endlich auch den ersehnten "Stoff".
Dann ging es auch zurück zum Campingplatz. Wir waren in dieser Woche schon über 2000km gefahren und benötigten auch mal eine Pause. Wenn ich nichts dazu schreibe, weiß ich nicht mehr, was wir zum Mittagessen hatten. Dann haben wir selber gekocht. Auf jeden Fall machten wir nachmittags dann einen Spaziergang an den "Strand" vor unserer Tür.
Anschließend drehten wir noch eine Runde über den Campingplatz. Auffällig: In fast jedem Vorzelt oder Wohnwagen war eine Flasche Whiskey auf dem Tisch zu sehen ;D
Wir kamen dann mit unseren Campingnachbarinnen ins Gespräch. Sie kamen von der Isle of Sky und fuhren mit ihrem Wohnwagen durch die Gegend. Auch sie fragten, ob uns denn nicht kalt gewesen sei. Ja, doch. Schon. Da kamen die doch glatt mit einem Heizlüfter an, den wir so lange nutzen könnten, wie wir auf diesem Platz sind. Echt??? Wow, das ist ja nett! Wir wollten ihn anschließen, aber da gab es einen Haken: Wir hatten ein Verlänerungslkabel mit diesen blauen Steckern, die man für draußen benutzt. Heißen die Eurostecker oder so? Egal, jedenfalls hatten wir einen Reisestecker dabei, aber der konnte natürlich nicht "von Deutsch auf Britisch" sondern nur "Britisch-Deutsch". Wir brachten den Heizlüfter mit herzlichem Dank zurück. Die beiden Frauen stellten daraufhin den ganzen Wohnwagen auf den Kopf, ob sie nicht einen passenden Adapter hätten. Natürlich nicht, aber der Aufwand, den sie betrieben, war unglaublich.
Dann erzählten sie noch, dass man hier abends manchmal Seals beobachten könne. Natürlich hielt ich den ganzen Abend Ausschau...
Und tatsächlich, da gaaaaanz hinten, da war doch was? Ja, da war irgendwas. Heiko konnte durch die Kamera sehen, dass es tatsächlich Seehunde waren. Da habe ich schnell am Wohnwagen nebenan geklopft und gerufen: "there are seals - you were right!" Gemeinsam mit einem Becher Sekt beobachteten wir die beiden Tiere. An diesem Abend muss bei Heiko der Wunsch nach einer besseren Kamera herangereift sein, denn die Bilder sind echt Mist...
Durch die Aktion mit dem Heizlüfter muss Heiko wieder eingefallen sein, dass er ja den Heizstrahler eingepackt hatte. Der wurde nun hervorgekramt, die Gasflasche von umserem Kocher abgeschraubt und der Strahler auf die Gasflasche drauf. Dann setzten wir uns wie immer hin, spielten und tranken. Irgendwann krochen wir ins Bett und schauten noch einen Film. Heiko als Filmjunkie hatte nämlich vor dem Urlaub noch einen tragbaren DVD-Player gekauft, damit er im Urlaub nicht komplett auf bewegte Bilder verzichten musste. Nachdem der Film zuende war, machten wir auch die Heizung aus. Das war uns über Nacht zu gefährlich. Aber immerhin hatten wir ein paar Stunden etwas Wärme im Zelt.
Andrea:
Montag, 8. Juni 2009: Nordwärts!
Achtung, Bilderflut!
Heute eigentlich der landschaftlich schönste Tag - zumindest für mich. Hier - wirklich hier - wohnt nun ein Teil meines Herzens. Beim Bilderaussuchen erfasste mich eine unglaubliche Sehnsucht und entsprechend fiel es mir schwer, mich mit den Bildern zurück zu halten. Da nützt auch ein Zweiteilen des Tages wenig, denn in diesem Teil werden es allein schon 20 Bilder sein. Sorry an alle, die deswegen jetzt lange warten müssen.
Heute sollte es in den äußersten Norden des schottischen Festlandes gehen. Mal sehen, wie weit wir kommen. Durch unseren Versuch zum Mull of Kintyre zu kommen, hätte ich eigentlich wissen müssen, dass wir nicht die große Runde schaffen würden.
Zum Frühstück wurden wir erst einmal von der Küstenwache begrüßt. Sie machten scheinbar eine Übung oder inspizierten die Gegend etwas genauer, da nicht nur das große Schiff dort war sondern auch noch ein Schlauchboot.
Bei bestem Wetter fuhren wir los, auch wenn es eigentlich stark bewölkt war. Aber die Wolken zogen so schnell, dass man immer wieder genug Sonne abbekam und nicht das Gefühl hatte, dass dies nun ein dunkler trüber Tag sei.
Wir fuhren als erstes zu einer Art Aussichtspunkt auf einen kleinen Berg hinauf, wo scheinbar auch ein Trailhead für eine Wanderung war. Aber Heiko wollte nicht laufen und wir hatten ja eigentlich auch anderes vor. Viel zu wenig Zeit für all die schönen Dinge! Ein kleiner Vogel verfolgte uns auf Schritt und Tritt bis wir endlich aus dem Auto einen Keks holten und ihm hinwarfen. Unglaublich, dieser "Bettler-Vogel". Wir mussten echt aufpassen, dass wir ihn nicht treten, so hartnäckig verfolgte er uns. Aber jetzt war er erst mal beschäftigt. (Heute würde ich keine wilden Tiere mehr füttern, aber der Vogel war eigentlich auch alles andere als wild. Das kommt, wenn Menschen es doch sooo gut meinen und das Tier doch soooo süß ist!)
Es ging weiter Richtung Norden. Immer wieder auf und ab mit immer neuen schönen Ausblicken.
Es gab auch immer mal Regenschauer, die schnell vorbei waren. Zwischen dem obigen Bild (da waren wir noch im Trocknen) und dem unteren Bild liegen gerade mal 7 Minuten.
Andrea:
Immer wieder gab es Ruinen von alten Gebäuden zu sehen oder auch Gedenkstätten an die Kämpfe im 2. Weltkrieg. Schottland muss strategisch wichtig gewesen sein.
Irgendwie will diese moderne Brücke gar nicht so recht ins Bild passen und tatsächlich sah man auch viel alte Brücken, die noch "in Betrieb" sind. Manchmal aber auch neue Brücken direkt neben der alten, da die alte wohl nicht erhalten werden konnte bzw. den heutigen Lasten nicht mehr standhalten kann.
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