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Macht euch das Corona-Virus Angst?

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Rainer:

--- Zitat von: Birgit am 11. Mai 2020, 16:48:06 ---Und leider gibt es in Sonneberg einen größeren Ausbruch. Dort muss ich immer mal zum Arbeiten hin, und unsere Ärztin arbeitet in dem Krankenhaus, in dem die Leute sich gegenseitig angesteckt haben... Ich hoffe, die wird immer mal getestet...

--- Ende Zitat ---

Solche Ausbrüche (wie ja auch in den Fleischbetrieben) zeigen aber auch die eklatanten Schwächen der pauschalen Vorgehensweise auf: auch hier sieht jeder Bürger sofort ein, dass gezielt die Fleischfabrik (oder in Deinem Fall das Krankenhaus) isoliert werden muss.

Aber eine übergreifende Maßnahme a la "Restaurants schließen" ist vollkommen verfehlt. Was hast Du davon, wenn in Sonneberg die Pommesbuden Pleite gehen?

Ilona:
Gestern las ich in DIE WELT, dass Covid-19 die Navajo arg getroffen hat. Das Verlinken vom Bericht nützt leider nichts, denn er wird nur gegen Bezahlung freigeschaltet  ::). Doch hier ist ein Bericht vom Guardian.

Jedenfalls wurde das Virus Anfang März von einem Mann ins Reservat eingeschleppt, der bei einem Basketballspiel in Tuscon war. Mit 300000 Mitgliedern sind die Navajo die zweitgrößte Gruppe von Ureinwohnern in den Vereinigen Staaten. Ihr Reservat ist riesig. Wäre es ein Bundesstaat, hätten sie beinahe die höchste Infektionsrate pro Kopf - nur New York läge noch vor ihnen.

Die Navajos sind besonders anfällig für diese Krankheit. Sie leiden häufiger als die Durchschnittsamerikaner an Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit. Es kommt hinzu, dass ein Drittel der Häuser im Reservat kein fließendes Wasser hat und es so unmöglich ist, die einfachste Regel zu befolgen, nämlich sich die Hände zu waschen. Die Familien leben zudem eng zusammen.

Acht Milliarden Dollar hat die Regierung den Natives bezahlt, damit sie Maßnahmen gegen das Virus ergreifen können. 600 Millionen gingen an die Navajo. Aber das Geld traf für Tests, Ausrüstung, Beatmungsgeräte und mediz. Personal viel zu spät ein.

Die lange Liste an Problemen enthält am Ende noch eine makabre Überraschung. Die Angestellten eines Krankenhauses in der Nähe von Seattle, das sich um etwa 6000 Natives kümmert, sollte eigentlich von den Behörden Schutzausrüstungen bekommen. Doch als sie das Paket öffneten, fanden sie stattdessen Leichensäcke  :'(.

 

serendipity:
Was mich interessieren würde, welche Schlüsse ziehst du daraus?
 
Du wärst nach deinen Aussagen ja in die USA geflogen und hättest evtl. auch den Virus verbreitet, der letzendlich dann vielleicht auch bei den Navajos landet und dort eine Katastrophe auslöst ...

Ich finde darüber müssen wir uns einfach jeden Tag, bei jedem Schritt, den wir tun bewusst sein!

Ich bin nicht für Panikmache, aber für ein nachdenkendes Leben und Urlaubsreisen gehören für mich derzeit einfach nicht zu Notwendigkeiten, genauso wie ich Bundesligaspiele nicht für notwendig erachte und auch den heimischen Tennissport nicht - sehr wohl aber die Betreuung der Kinder, die jedoch eine wesentlich größere organisatorische Herausforderung ist, als man als "Normalbürger" denkt. So viele Erzieher und Lehrer wie wir brauchen, um die Hygienevorschriften einzuhalten, haben wir einfach nicht! Also gibt es pro Kind ca. 6 Stunden in der Woche - ist Eltern damit geholfen? Eher nicht, mehr kann man aber nicht stemmen! Aber besser 6 als 0!

Silke:
Naja, dazu hat eben Jeder eine andere Meinung.
Wie wahrscheinlich ist es, dass ich im Urlaub das Virus verbreite, wenn ich mich an bestimmte Regeln halte? Ich halte das für sehr unwahrscheinlich.
Sicher können wir auf Urlaub verzichten. Aber was ist mit den Menschen in den Ländern, die keine andere Einkommensmöglichkeit und keine Sozialsysteme haben? Evtl. sterben dort mehr Menschen an Hunger als an Corona, wenn sich nicht bald etwas tut.
Und Sportarten wie Tennis usw. sind aus meiner Sicht völlig ungefährlich, wenn man die Regeln einhält.

Rainer:

--- Zitat von: serendipity am 17. Mai 2020, 19:45:39 ---Du wärst nach deinen Aussagen ja in die USA geflogen und hättest evtl. auch den Virus verbreitet, der letzendlich dann vielleicht auch bei den Navajos landet und dort eine Katastrophe auslöst ...

Ich finde darüber müssen wir uns einfach jeden Tag, bei jedem Schritt, den wir tun bewusst sein!

--- Ende Zitat ---

Da ich ja auch viel darüber nachdenke, ich sehe es nicht so einfach. Nur die Tatsache, dass ich in die USA fliege, heißt keinesfalls, dass ich eine Katastrophe unter den Navajos auslöse. Auf Grund meines Verhaltens hier zu Hause und auch einfach auf Grund der extrem geringen Wahrscheinlichkeit gehe ich davon aus, dass ich NICHT Träger des Virus bin. Die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung meinerseits beträgt aktuell ca. 0,2 Promille.

Und selbst wenn ich Träger wäre, ich habe auch ziemliche Probleme mit der Darstellung, dass niemand für sich selbst verantwortlich ist (was ja die implizite Folgerung ist, wenn ich angeblich irgendwelche Leute anstecke). Jeder Mensch hat (so ich auch) die Möglichkeit, sich zu isolieren. Genau das geschieht ja gerade auch im großen Stil weltweit. Die Isolierung schützt ja insbesondere auch sich selbst. Und genau das tu ich selbst seit Wochen auch. Ich finde trotz meiner besonders schwierigen Situation (ich bin definitiv Risikopatient) nicht verständlich, dass ANDERE sich isolieren, damit ICH mich nicht anstecke. Das ist aus meiner Sicht schlicht zu viel verlangt. Der Preis dafür ist zu hoch, wenn es "kostenlos" wäre, hätte ich kein Problem damit. Aber letztendlich ist es leider sehr weit entfernt von "kostenlos" und man muss auch fragen können, gibt es denn auch für die "letzten" in der Kette (also diejenigen, die sich erst sehr spät anstecken) die gleichen Mittel? Das bezweifle ich zutiefst, denn was aktuell "rausgehauen" wird, das kann man niemals für alle ausgeben - aber nach dem gleichen Soildarprinzip müßte doch genau das sichergestellt sein? Was ist denn geplant, wenn die Mittel lange zur Neige gehen und immer noch 90% die Infektion noch vor sich haben?

Last not least, wenn man wirklich diese Übertragungsängste hat, dann hätte man wahrscheinlich nie in die USA einreisen dürfen, denn es ist genauso bekannt, dass auch die "normalen" Grippeviren für bestimmte Volksgruppen tödlich sein können. Und diese Viren haben wir immer schon eingeschleppt.


--- Zitat von: serendipity am 17. Mai 2020, 19:45:39 ---genauso wie ich Bundesligaspiele nicht für notwendig erachte und auch den heimischen Tennissport nicht

--- Ende Zitat ---

Die Reduzierung auf die vermeintliche "Notwendigkeit" ist aber definitiv hoffnungslos zu wenig. Wir sind in einem freien Land mit klaren Vorstellungen der persönlichen Rechte und da ist es mit absoluter Sicherheit nicht einmal annähernd ausreichend, bestimmte Tätigkeiten zur verbieten(!), nur weil es dieser oder jener nicht als "notwendig" empfindet. Das ist überhaupt nicht diskutabel. Sehr wohl wäre zu fragen, welche Bedrohung für die Allgemeinheit entsteht (und das und nur das kann, wenn überhaupt, ein Maß für ein Verbot sein), wenn sich zwei Tennisspieler von einem Netz getrennt in 20m Abstand zueinander einen weichen Filzball zuspielen? Und ja, es gibt Menschen, für die ist diese Betätigung der Inhalt Ihres Lebens. Man könnte genauso Hundehaltung vollkommen sinnfrei verbieten, weil es mit Sicherheit nicht jeder "notwendig" empfindet. Das mag für Blinde und anderweitig behinderte noch zutreffen, aber für das Gros der Hundehalter ganz sicher nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Deine Zustimmung fände.

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