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Innerdeutsches Reisen - Entwicklung der Möglichkeiten
Birgit:
Und weil wir das nicht wissen, hätten wir es auf dem Wissensstand vom 15.3. einfach laufen lassen sollen um dann eventuell zu sagen: "upps, wusste ich nicht?"
Ich möchte nicht wissen, wie du erst gewettert und geschimpft hättest, wenn wir italienische Verhältnisse hier bekommen hätten. Oder denkst du, dann hättest du still dagesessen und dir gesagt: Ja, war voll korrekt, schließlich konnte das niemand wissen?
Vielleicht wäre Bhakdi schuld gewesen und die Regierung, weil sie nicht auf Warnungen der Virologen gehört haben?
Du sagst jetzt, wir wissen nichts, aber das eine weißt du ganz genau, dass Bhakdi Recht hat, das ist klar. Bhakdi und du gegen den Rest der Welt, wo der Lockdown übrigens tatsächlich gruselig ist im Gegensatz zu Deutschland?
Rainer, du hast keine Ahnung von meinem Job und wie sicher der ist. Ja, ich habe mein Gehalt auch seit Mitte März weiter bekommen. Und ja, ich mache mir im Moment keine Sorgen morgen auf der Straße zu sitzen. Aber in unserem Gehaltssystem habe ich dazu so etwas wie Minusstunden aufgebaut, die ich alle nachholen darf. Ich werde nämlich nicht nach abgeleisteter Arbeitszeit bezahlt, sondern nach dem, was ich sozusagen reinscheffele.
Ich hätte also mit Fug und Recht 6 Wochen lang unbezahlten Urlaub zu Hause absitzen können. Habe ich aber nicht. Ich bin in den Laden gegangen, habe mich von meiner durchdrehenden persönlichkeitsgestörten kaufmännischen Kraft nicht nur einmal wüst beschimpfen lassen wegen meiner Unfähigkeit und bin aufgrund meiner Leitungstätigkeit letztlich nur für etwa 2:45 Stunden am Tag bezahlt worden.
Ich habe Schutzausrüstung auf eigene Kosten besorgt und von den etwa 200 Euro, die ich ausgegeben habe, nur etwa die Hälfte wieder bekommen.
Und überdies ist das Gejammer unter der Kundschaft ohnehin auch schon in guten Zeiten groß. Wie oft muss ich mir anhören, wie verdammt teuer das alles sei, dass man kein Geld habe um dann festzustellen, dass die Herrschaften, die sich das Gutachten und die Vorbereitung "nicht leisten können", dicke Protzkarren fahren, und dennoch am liebsten von mir auch noch ohne Bezahlung wissen wollen, wie das denn so läuft mit dem Gutachten, wohl gemerkt, in meiner Freizeit (s.o.). Manchmal gibt es dafür ein knappes Danke, oft gibt es dafür dann auch noch Gemecker, dass es nicht schnell genug geht mit dem Gutachten, dass das alles nur Schikane sei. Ich, nebenbei gesagt, fahre Corsa.
Und das wird nicht besser werden, denn diejenigen, die nun den Führerschein brauchen, die werden in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation tatsächlich wirklich, wirklich, wirklich in finanzieller Not sein. Und rate mal, wer für schlechte Umsätze die Verantwortung trägt und wer dann gebeten wird, zusätzlich doch bitte noch Akquise zu betreiben?
Rainer, ich verstehe sehr wohl, dass dich die Geschichte sehr belastet, dass du dir Sorgen um Sylvia machst, nur bitte höre endlich auf so herumzumotzen. Das macht es nicht besser für dich, nicht besser für deinen Haussegen, nicht besser für die Welt. Ich bin sicher, wir haben alle unsere Sorgen mit Covid, dem Arschloch. Ich wünsche mir ja ebenso wie du, dass nun die Zahlen weiter zurück gehen und dass das Kapitel Corona in einigen Monaten geschlossen werden kann.
Silvia:
Ich stimme da Birgit zu, das Problem ist ja: Man wusste nichts über das Virus, sah nur wie schnell es sich verbreitet.
... und es ist immer noch da! Ich wohne in einem Dorf mit ca. 900 Einw. ... vor etwa 4 Wochen ist eine Familie erkrankt und der Mann verstorben... vor ca 1 Woche ist eine Nachbarin (2 Häuser weiter) ins Krankenhaus gekommen, wg. Müdigkeit und Gliederschmerzen, ebenfalls Corona, ihr Mann - auch positiv - zeigt überhaupt keine Symptome.
Bei beiden Familien weiß man nicht wo/wie sie sich angesteckt haben. Erstere hat große Verwandschaft im Dorf und ohne den Lockdown wären da 1 große Familienfeier, Kaffeekränzchen, Kirchgang, Frühschoppen und weitere Dorfaktivitäten gewesen. Das ganze Dorf ist hier einfach nur FROH über den harten Weg!!!
--- Zitat von: Horst am 06. Mai 2020, 23:11:26 ---Schweden hat eben gleich auf Bewusstsein der Bevölkerung gesetzt und gewonnen. Man hat den Leuten anders als hier keine Angst gemacht sondern erklärt was Sache ist und was zu tun ist.
Jetzt kann man dagegenhalten das der typische Deutsche dümmer ist als ein Schwede, was laut Pisa ja auch stimmt.
--- Ende Zitat ---
Hier ist ein guter Artikel über die Unterschiede, warum man es nicht vergleichen kann https://www.schwedenhappen.ch/die-schwedische-corona-strategie-fuer-schweden-ist-richtig/
Horst:
@Silvia
unsere Bevölkerungsdichte wird sich gegenüber Schweden in den nächsten Wochen und Monaten nicht ändern.
Trotzdem nähern wir uns ja schrittweise ihren natürlich vorhandenen Regeln an.
Natürlich muss das jedes Land auch irgendwo individuell machen.
China hat mit dem Lockdown einer Region (Wuhan) angefangen - und mangels anderer Konzepte und der Eile des Geschehens haben Italien und Spanien das nachgemacht.
Wir hätten frühzeitiger Großveranstaltungen (Fasching) canceln müssen (ein großer Fehler der Politik), dann hätte man sich bei uns den Lockdown sparen können und das schwedische Modell plus ein paar Modifikationen hätte gereicht.
Habe ich schon mal verlinkt - mache ich gerne noch mal:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Neue-RKI-Corona-Fall-Studie-Einfluss-der-Kontaktsperre-eher-maessig-4702096.html
--- Zitat ---Was bringen die Ausgangsbeschränkungen?
Die Vorabversion der Studie (Anmerkung des RKI) zeigte so beispielsweise, dass die Kontaktsperrmaßnahme vom 23. März offenbar so gut wie gar keine Auswirkungen auf den Verlauf der Fallzahlen gehabt hat. Im aktuellen Update, das in dem heutigen Situationsbericht veröffentlicht werden wird und das heise online vorab zur Verfügung steht, sieht man nur einen mäßigen Effekt auf die Fallzahlen.
--- Ende Zitat ---
So hat sich meine Meinung von einem anfänglichen Befürworter des Lockdowns zu einem Gegner gewandelt.
Gerade die Skandinavier haben einen höheren Bildungsstand (gegenüber uns) und es ist schon ein Schlag ins Gesicht einer so tollen Industrienation wie Deutschland, dass selbst das kleine Island schon seit einem Monat diese Tracing App hat und die bei uns noch nicht mal einen Termin hat (nach dem HickHack ist das Thema eigentlich auch schon verbrannt).
Unsere ständig neuen "Regeln/Gesetzte" werden zunehmend wirrer und konfuser - keine Sau blickt mehr durch. Eben typisch deutsch.
Natürlich bleibt ein Risiko. Das ist mir bewusst. Aber auch das habe ich hier schon oft geschrieben - die Beschränkungen haben auch Risiken und zwar irrsinnig viele. Leider wird immer nur über die wirtschaftlichen Aspekte gesprochen - jede Branche schreit nach finanziellen Hilfen usw.
Dieses Virus ist gefährlich - keine Frage. Viele andere Probleme (auch die gesundheitlichen) auch.
Wir haben uns jetzt 2 Monate lang so sehr auf dieses Virus fixiert, dass dabei ALLES andere auf der Strecke blieb.
Wir müssen den Virus jetzt anders einordnen. Das ist neu. Vor allem nach allem was uns die Politik ja dauernd erzählt und auch wieder andere wichtige Aspekte unseres gesellschaftlichen Lebens betrachten.
Was bringt es wenn ein Patient stirbt, weil er sich nicht zu wichtigen Behandlungen traut - vor lauter Angst er könnte sich mit dem Virus anstecken oder jemand im Altersheim seinen Lebensmut verliert weil er alleine vor sich hinvegetiert. Fragt mal Leute die jetzt eben keinen sicheren Job mehr haben, wovor die in den letzten Wochen mehr Angst hatten, die mit mehreren Kindern zu Hause sitzen. Die Nerven liegen Blank oder sind schon durch.
Es ist leicht Anderen etwas zuzumuten was einen selbst nicht betrifft, da hat Rainer völlig recht (bitte hier niemand persönlich nehmen).
Die Ängste Einiger vor dem Virus respektiere ich, die Probleme der Anderen aber auch.
Die Verhältnismäßigkeit ist mir verloren gegangen - ich denke - die Politik darf ihr Gesicht nicht verlieren und beschäftigt uns mit ständig neuen Lockerungsregeln, dann merkt vielleicht keiner, dass das Thema von der alles umwälzenden Gefahr her (zumindest im Moment) schon durch ist.
Horst:
Noch was möchte ich an der Stelle mal loswerden und ich schreib das jetz einfach mal hier rein.
Als einer der beiden Betreiber dieses Forums finde ich es absolut klasse, wie hier nun 2 Monate über dieses Thema diskutiert wurde.
Nicht einmal musste man irgendwo auch nur annähernd eingreifen.
Das ist ja wirklich kein Allerweltsthema.
Ich bin nun seit 20 Jahren in Foren unterwegs (davon 17 in einer Moderatorentätigkeit). Ich kann mich auch nicht mal annähernd an ein so dramatisches Thema erinnern, das ausnahmeslos jeden so tief bewegt und wo unterschiedliche Ansichten vorprogrammiert sind. Geht ja gar nicht anders und sonst machen Diskussionen ja auch keinen Spaß, wenn jede oder jeder die gleiche Meinung hat. ;)
Für Eure Disziplin und den Umgang, das Miteinander, bei trotzdem vorhandener Leidenschaft möchte ich mich gerne bedanken.
Rainer:
--- Zitat von: Birgit am 07. Mai 2020, 00:19:49 ---Und weil wir das nicht wissen, hätten wir es auf dem Wissensstand vom 15.3. einfach laufen lassen sollen um dann eventuell zu sagen: "upps, wusste ich nicht?"
--- Ende Zitat ---
Man hätte mindestens die vorhanden Massnahme auswerten und abwarten müsse, das erklärte Ziel war ja, nicht das Gesundheitssystem zu überlasten. Und das ist nie eingehalten worden, es wurde einfach beschlossen, dass wir zusätzlich zu den offensichtlich wirksamen Massnahmen auch noch Lockdown machen. Die notwendigen Betten standen jederzeit leer und jetzt haben wir deswegen auch noch Krankenhausinsolvenzen.
--- Zitat von: Birgit am 07. Mai 2020, 00:19:49 ---Ich möchte nicht wissen, wie du erst gewettert und geschimpft hättest, wenn wir italienische Verhältnisse hier bekommen hätten. Oder denkst du, dann hättest du still dagesessen und dir gesagt: Ja, war voll korrekt, schließlich konnte das niemand wissen?
--- Ende Zitat ---
Das sagt meine Schwägerin auch und da gebe ich auch diese Antwort: wieso hätten wir 75% oder 80% unserer Behandlungskapazitäte wegwerfen sollen? Das ist nämlich die erste Voraussetzung für "italienische Verhältnisse". Ausserdem halte ich selbst das Geschehen in Italien für moderat. Auch da sterben innerhalb von 2 Monaten sowieso ca. 150.000 Menschen, die Grippe forderte auch in den Jahren davor jeweils ca. 23.000 Menschen, aber Italien hat sich jetzt so ruiniert, dass sie ohne fremde Hilfe überhaupt nicht mehr auf die Beine kommen.
Jetzt sind wir in der prekären Situation, dass mit einer 2. Welle gedroht wird, wir aber unsere Ressourcen schon aus dem Fenster geworfen haben. Noch einen Lockdown überlebt die Wirtschaft nicht.
Und was den Bhakdi betrifft: hast Du überhaupt irgendein Video gesehen? Seine zentrale Aussage ist, dass unwissenschaftlich gearbeitet wird, weil nicht ermittelt wird, wie gefährlich das Virus überhaupt ist. Das ist die zentrale Aussage und das stimmt, bis jetzt wissen wir es nicht. Natürlich sterben Menschen, aber es ist die Frage, wieviele sterben, und in welchem Zeitraum. Wir können nicht verhindern, dass Menschen sterben und schon gar nicht um jeden Preis.
Das hat mit Sylvia gar nichts zu tun, das ist nur der private Aspekt. Ich habe viel mehr Angst, dass diese weltweite Vorgehensweise so massive Schäden anrichtet, dass es keiner mehr unter Kontrolle kriegt. Die unverwarteten Nebeneffekte werden immer massiver und bedrohlicher, u.a. die Verschärfung der Medikamentenknappheit.
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