10. Tag, Montag, 03.02. - 1. Teil
Zwischen 8.30 und 9.30 Uhr kann die Mezquita von Montag bis Samstag kostenlos und ohne vorab ein Ticket dafür zu reservieren, besichtigt werden. Da ich für die Nachttour schon Eintritt gezahlt habe, habe ich mich entschieden, das zu probieren, auch wenn ich nicht einschätzen konnte, wie voll es werden würde. Aber die Tatsache, dass dafür kein Ticket gebucht werden musste (anders als für die kostenlosen Zeitfenster bei diversen Attraktionen in Sevilla), ließ mich hoffen.
Gegen viertel nach acht bin ich am Eingang, nur ein paar Leute stehen schon an. Die Schlange wächst zwar bis zur Öffnung um halb neun, aber nicht sehr.
Nun bin also zum zweiten Mal in der Mezquita. Jetzt ist alles gleichmäßig, aber schwach beleuchtet, das erzeugt wieder eine besondere Stimmung, vor allem, weil ich ganze Bereiche anfänglich für mich alleine habe. Die Säulen scheinen sich endlos fortzusetzen (es sind 856, vor dem Einbau der christlichen Kathedrale in die ehemalige Moschee waren es sogar 1013), sehr beeindruckend, gut, dass ich mir das nun ein zweites Mal anschauen kann.
Die Moschee wurde um 790 gebaut und in den folgenden 200 Jahren immer wieder vergrößert. Nach der christlichen Eroberung von Andalusien wurde 1236 die Moschee zur Kathedrale geweiht, das Bauwerk als solches blieb erhalten. 1523 wurde dann damit begonnen eine Kathedrale in die Moschee hineinzubauen, schon davor wurden kleinere Kapellen in die Seitenwände der Moschee gebaut, die Moschee wurde dabei aber nicht zerstört. Beim Bau der Kathedrale ließ sich eine teilweise Zerstörung nicht mehr verhindern, zahlreiche Säulen mussten abgerissen werden.


Heute wirkt das Ganze wie ich finde, ziemlich harmonisch, es gibt an den Seiten christliche und islamische Altäre bzw. Gebetsnischen und mitten drin dann der riesige Altar der Kathedrale und das sehr beeindruckende hölzerne Chorgestühl. Sehr enttäuscht bin ich, dass die Kathedrale fast vollständig abgesperrt ist, man kann nur von weitem schauen, zum Glück war ich bei der Nachtführung, da waren der große Altar und das Chorgestühl einer der beleuchteten Stopps, aber ich hätte es mir gerne nochmal angeschaut. Keine Ahnung, ob das nur jetzt bei der kostenlosen morgendlichen Besichtigung abgesperrt ist, oder zurzeit immer. Wie so oft in Spanien ist dazu mal wieder nichts beschriftet und erklärt.
Gegen 9.15 Uhr ertönen dann immer wieder Durchsagen, dass die Mezquita nun zu verlassen ist und die Wachleute „leeren“ nach und nach einzelne Bereiche. Um halb zehn wird die Mezquita nochmal geschlossen und erst um 10 Uhr für Besucher mit Bezahlticket wieder geöffnet.
Ich hatte mir für 10 Uhr ein Ticket für die Besteigung des Glockenturms online vorab gekauft. Nun ist aber wieder wie gestern Hochnebel, da lasse ich das EUR 3,00 Ticket verfallen und kaufe mir an den Automaten hier ein neues Ticket für heute Nachmittag, da soll es sonnig sein.
Ich spaziere nun durch das kleine Basilio Viertel, das südlich der Judería hinter dem Alcázar liegt. Die Häuser sind auch hier weiß gekalkt, aber wesentlich niedriger und weiter auseinanderstehend als in der Judería.
Die Besonderheit in diesem Viertel sind die Patios, zahlreiche Hausbesitzer haben ihre Innenhöfe der Tradition entsprechend begrünt und seit ein paar Jahrzehnten für Besucher geöffnet. Im Mai findet jährlich ein Wettbewerb um den schönsten Patio statt. Jetzt im Winter ist die Bepflanzung natürlich nicht so üppig wie im Frühjahr und Sommer, auch deshalb haben nicht alle Höfe geöffnet, aber immerhin gibt es doch ein paar in die man reinschauen kann. Eintritt ist immer frei, es wird aber um eine Spende gebeten. Drei Patios schaue ich mir an, wirklich schön, auch die vielen Details mit Sitzplätzen, Wandschmuck usw. gefallen mir gut, da steckt auf jeden Fall sehr viel Arbeit dahinter.
Durch die Judería gehe ich nun, vorbei an der Plaza del Potro (Platz des Fohlens, so benannt weil am Brunnen von 1577 früher gerne die Tiere tranken)
und der großen Plaza de Corredera, die mich an den Markusplatz in Venedig erinnert,
wieder in den modernen Teil der Stadt.
Von der Plaza de las Tendillas, auf der gestern der Olivenölmarkt stattfand, ist nun etwas mehr zu sehen, leider sind die Buden aber nur geschlossen und nicht weggebracht. Ich spaziere weiter durch die Fußgängerzone, die mir nicht gefällt, es macht alles einen etwas schmuddeligen Eindruck, bis zum Park Jardines de la Victória, an dem die Innenstadt endet. Hier gibt es den Victoria Market, eine ehemalige Markthalle mit verschiedenen Restaurants und Cafés. Der sieht einigermassen nett aus, um viertel vor zwölf ist aber noch alles geschlossen. Ich gehe daher zurück zum Apartment, hole mir unterwegs im Supermarkt etwas zum Mittagessen und mache meine Mittagspause in der Unterkunft.