29. Mai Kipoi Brücken Tour Eine weitere kalte Nacht, in der mehrmals die Heizung anspringt. Da sich die Sonne hinter einer Wolkenbank versteckt, frühstücken wir drinnen. Brot ist noch von gestern da und schmeckt auch aufgebacken.
Eigentlich hatte ich schon die Raftingtour hier eingeplant, doch Wasserstand und der mögliche Abschluss, das Wehr hinunter, haben uns abgeschreckt. Naja, heute jedenfalls ist es uns zu kalt dafür. Die Gegend bietet ja noch genug anzuschauen.
Nach Monsterabwasch und Durchfegen starten wir also zu unserer möglicherweise längsten Rollertour. Eigentlich sollte der Sprit noch reichen für die erste Tankstelle auf der Route (30 km). Als wir vom Camping hinauf zur Bergstraße gekurvt sind, meint Kersten jedoch, er wolle lieber gleich tanken. Um mein Hinterteil und die Schultern zu schonen, warte ich hier oben bei einer Kapelle (leider abgeschlossen). Da habe ich mal die Aussicht auf etwas andere Berge; auf denen weiter weg liegt sogar noch etwas Schnee.

Zum Glück muss Kersten nicht ganz bis Konitsa rollern, die sonst geschlossene Tankstelle hat heute mal geöffnet. Weiter geht’s auf bekannter Strecke. Kurz darauf in Aristi tröpfelt es tatsächlich mal für 5 Minuten.
Hier in der Zagori Bergregion gibt es 46 mehr oder weniger versteckt gelegene Dörfer. In ihrer Blütezeit Ende des 18. Jahrhunderts wurde es für den Transport von Ware und Menschen nötig, Brücken über die zahlreichen Flüsse zu bauen. Angeregt und bezahlt wurde der Bau meist von reichen Einwohnern oder einem Kloster. Nach ihnen wurde dann die Brücke in der Regel auch benannt. Heute findet man in Zagori 45 dieser alten Steinbrücken. Einige davon können wir relativ einfach in der Gegend um Kipoi besuchen.
Erster Stopp: Kapetan Arkoudas Brücke

Ein jüdischer Kaufmann geriet bei der Flussquerung hier in einem Sturm in Lebensgefahr. Nach seiner Rettung ließ er 1806 die Brücke als sichereren Überweg bauen. Viele Jahre später bekam sie den Namen des mazedonischen Helden, der an dieser Stelle 1906 von Türken ermordet wurde.

Grundbaustoff der Brücken war Schiefer, den es hier massig gibt. Bindemittel war eine Mischung aus gelöschtem Kalk, geriebenen Stein, Wasser und Lehm. Manchmal sollen noch Tierhaare und Eiweiße dazu gegeben worden sein. Gerüchteweise sind für den Brückenbau in der Gegend dreihunderttausend Eier zerschlagen worden.

Nächster Halt: Noutsos / Kokkoris Brücke. Ersterer hat sie 1750 errichten lassen, der andere irgendwann saniert. Sie steht an wichtiger Stelle, ermöglichte sie doch allen Zagoridörfern eine sichere Flussquerung für den Weg ins Handelszentrum Ioannina.

kaum Wasser hier im Vikos

Das Loch rechts an der Brücke diente als Leitung zu einer Wassermühle, von der aber nichts übrig geblieben ist. Wir machen es einigen anderen nach und steigen hinunter ins Flussbett.

alte Brücke und heutige

Ab hier soll ein Wanderweg dem Tal des Vikos folgen bis zur
Misios Brücke, die die Dörfer Vitsa und Kokokouli verbindet. Sie wurde 1748 erbaut und ihre Lage markiert den Beginn der Vikos-Schlucht. Eigentlich eine kurze Wanderung (3,5 km ret), doch außer dem Flussbett sehen wir keinen Weg. Das Balancieren über die vielen Steine ist besonders mir jedoch zu mühselig. Es gäbe wohl noch den alten Weg von den jeweiligen Dörfern; allerdings länger, steiler und schlecht markiert.
Wir machen einen kleinen Abstecher und rollern hinauf nach Kapesovo und zum Beginn eines spektakulären Wanderwegs.

Kapesovo

Ränder der Mezari Schlucht

gegenüber liegende Felswand
Erkennt ihr die fast mit der Felswand verschmelzenden Steinmauern? Sie kennzeichen den sich die steilen Wände hinaufschlängenden Weg in das abgelegene Dorf Vradeto, die Skala Vradetou (Vradeto Treppe) Bis 1973 waren die Steintreppen der einzige Weg von Vradeto nach Kapesovo und den Rest der Welt.

Von unserem Standort aus geht es auf relativ leichten Weg hinunter auf 1100 m zu Steinbrücken über die Schlucht, danach geht es in Serpentinen und rund 1150 Treppenstufen hinauf zum höchst gelegenen Zagori Dorf. 2,9 km lang soll der Weg sein. Uns haben natürlich nur die Kühe auf dem Weg von der Wanderung abgehaltenen

Daher hier ein paar Eindrücke von anderen Leuten:
Schlucht und Brücke,
Vradeto Treppe 1 und
Vradeto Treppe 2Auf etwas anderer Strecke rollern wir zurück ins Vikos Tal, dort warten noch drei Brücken auf uns. Nummer 1 Plakidas:

Vom Parkplatz aus müssen wir etwa 500 m hinunter zur drei bogigen Brücke laufen



So wellenartig auf und ab läuft es sich etwas komisch auf der Brücke

Weiter geht es zur Mylos Brücke



Da ist wenigstens mal Wasser drunter

So bei der Durchfahrt scheint es in Kipoi kaum Restaurationen zu geben. Kersten macht das Kipi Mountain Resort Cafe ausfindig. Dafür müssen wir auf einem Bohlenweg den Hang hinauf. Zum Glück war der Gatte damit nicht auf dem Holzweg; wir bekommen leckeren Cappucchino und selbst gebackene Kekse. Außerdem haben wir hier das
tolle Herbstbild von Konitsa gesehen.
Gestärkt nehmen wir den Weg zur Lazaridis Brücke unter die Füße.


Dort treffen wir auf zwei Wanderer, die offenbar mit einem Führer unterwegs sind. Anscheinend haben sie all die Brücken hier am Ort in einer Runde erwandert. Wir schauen uns die Lazaridis noch vom Flussbett aus an.

Auch hier nur ein Rinnsal von Wasser am Rand. Diese Brückentour war an sich interessant, etwas mehr Fluss unter ihnen wäre schöner gewesen. Ich habe nicht herausgefunden, ob die hier oben so schnell ausgetrocknet sind seit Winter oder schon länger trocken liegen.
Wir kommen im Trocknen zurück zum Campingplatz, dann regnet es leider den ganzen Abend.
Heutige Strecke: