4. Tag – Donnerstag, 22.05.
Heute Morgen strahlt die Sonne vom blauen Himmel, als ob es den gestrigen Regentag gar nicht gegeben hätte.
Nun kann uns nichts von der ersten Wanderung des Urlaubs abhalten, na ja, bis auf den nervigen Verkehr auf dem Weg dorthin. Der Beginn der Strecke zum Wanderausgangspunkt in Arromanches-les-Bains ist identisch mit der gestrigen nach Caen, da konnten wir mit der Abfahrt von der Autobahn, um ins Zentrum von Caen zu kommen, dem Stau auf der weiterführenden Strecke ausweichen, deshalb hat Peter die Idee, heute mal nicht die Autobahn zu nehmen.
Ich habe so meine Zweifel, aber er fährt und entscheidet damit über die Strecke. Es kommt dann so wie ich befürchtet habe, die Landstraßen sind so voll wie die Autobahn, dazu nehmen wir einmal die falsche Ausfahrt von einem Kreisverkehr und müssen umdrehen, zweimal sind Straßen baustellenbedingt gesperrt und die Umleitungen schlecht bzw. falsch ausgeschildert.
Ich habe das Gefühl, wir kommen gar nicht mehr an und das bei diesem herrlichen Sonnenschein, aber tatsächlich brauchen wir 1,5 h statt 1h bei freier Fahrt, also noch im Rahmen.
Um 9.30 Uhr parken wir auf dem großen Parkplatz am Rande von Arromanches (kostenlos) und sind das zweite Auto dort.
Wir folgen der Wanderung 26 des Rother Wanderführers. Arromanches ist einer der vielen Orte in der unteren Normandie, die durch Ereignisse des D-Day 1944 bekannt sind. Hier in Arromanches wurde von den Alliierten nach ihrer Landung ein künstlicher Hafen mit Hilfe von versenkten Betonhohlkörpern und alten Schiffen angelegt, über den sie ihren Nachschub abwickeln konnten.
Reste dieser Hafenbefestigung sind bis heute vorhanden und vor allem bei Ebbe sichtbar, aber auch bei Flut, so wie gerade, kann man sie von der Anhöhe, die wir auf einem Feldweg hinauf wandern, ganz gut erkennen. Wir wandern weiter parallel zur Küste in Richtung Westen, immer mal wieder hat man Ausblicke auf die Steilküste.
Wunderschöne Blumenwiesen gibt es hier, teilweise wird auch Landwirtschaft betreiben, bis an die Abbruchkante. Abbruchkante ist das Stichwort, auch hier gibt es die Gefahr der Erosion und der eigentlich direkt an der Kante entlangführende Wanderpfad ist teilweise gesperrt bzw. dessen Nutzung verboten, wobei das alles nicht so ganz klar ist, wo man laufen darf und wo nicht. Wir halten uns an den Wanderführer, der uns zeitweise durch ein Dorf und Felder und Wiesen in einem Bogen um den direkten Küstenweg herumführt, aber teilweise auch auf diesem entlang.
Am Umkehrpunkt der Wanderung gibt es die Möglichkeit bis an den Strand hinunter zu wandern, was wir natürlich machen. Am schönen fast menschenleeren Strand machen wir auf bequemen Felsbrocken unsere Mittagspause.
Nun geht es ein Stück ins Landesinnere, wo nun sehr viele Leute unterwegs sind, der Grund dafür sind die ehemaligen deutschen Gefechtsstände (Batterie auf Französisch) von Longues-sur-Mer (mit der Besonderheit, dass noch die originalen Geschütze erhalten sind). Diese ziehen scheinbar so viele Besucher an, dass ein großer Parkplatz mit Informationszentrum, Picknickplatz und Toiletten gebaut wurde. Die Gefechtsstände schauen wir uns nur von weitem an, wo der Weg halt daran vorbeiführt, die Toiletten nutzen wir natürlich gerne.
Nach ungefähr der Hälfte der Wanderung treffen wir wieder auf den Hinweg und folgen diesem zurück nach Arromanches. Nun ist Ebbe und die alten Hafenbefestigungen sind noch deutlicher sichtbar als beim Start der Wanderung.
Gegen 14 Uhr sind wir am Auto und tauschen die Wanderschuhe gegen leichte Sneaker, wir wollen nun noch in den Ort bummeln. Wir gehen die Strandpromenade entlang
und treffen bald auf ein Restaurant, perfekt für eine Kaffeepause. Wir nehmen jeweils einen Cappuccino und einen Crêpe (einmal mit gesalzenem Karamell, einmal mit Schokolade, EUR 17,00), sie sind genießbar, aber nicht mal ansatzweise so gut, wie die gestern in Caen.
Danach gehen wir noch ins Ortszentrum, das frisch renoviert erscheint und fest in der Hand des D-Day Tourismus ist. Es gibt zwei größere Museen dazu und unzählige Souvenirgeschäfte und natürlich eine entsprechend größere Menge an Touristen. Die lassen wir auf dem Weg zurück zum Parkplatz aber schnell wieder hinter uns, so „weit“ vom Ortszentrum entfernt parken offensichtlich nur die, die wandern wollen und das sind zum Glück nicht sehr viele.
Nun wollen wir uns noch den nicht weit entfernt liegenden Fischerort mit dem komplizierten Namen Port-en-Bessin-Huppain anschauen. Der Hafen liegt malerisch zwischen den Hügeln, das fanden schon die Maler des 19. Jh. wie Paul Signac und Georges Seurat, außerdem ist er einer der bedeutendsten Fischerhafen der Normandie.
Nach dem Bummel durch das kleine Örtchen fahren wir, nun über die Autobahn und staufrei, in einer Stunde zurück in die Ferienwohnung, wo wir gegen 17.30 Uhr ankommen.
Das sonnige Wetter bietet sich wieder für einen Abendspaziergang an, im wohl sehr netten historischen Zentrum von Dives-sur-Mer waren wir ja noch gar nicht, aber ich spüre die 15 km Wanderung leider doch an meinem Problemknie und möchte es nun für den Rest des Abends lieber schonen, auch wenn es schwerfällt, aber wir haben noch einige Urlaubstage vor uns, da muss das Knie noch funktionieren.
Wetter: sonnig, ein paar Wolkenfelder, ca. 10° - 18°C
Wanderung: Rother Normandie 26, 15,12 km, 184 Höhenmeter