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Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
Andrea:
Auch deutsch: Das Bier in Namibia wird nach deutschem Reinheitsgebot gebraut, worauf man auch sehr stolz ist!
Horst:
--- Zitat von: Andrea am 11. Juni 2013, 21:33:02 ---Auch deutsch: Das Bier in Namibia wird nach deutschem Reinheitsgebot gebraut, worauf man auch sehr stolz ist!
--- Ende Zitat ---
Ja und das schmeckt auch normalerweise sehr gut - nur einmal nicht und das gibt's gleich hier zu lesen.....
Horst:
5.Tag, Freitag 29.10.2010
Ein denkwürdiger Tag !
Für uns ist die Nacht heute gegen 5.20 Uhr vorbei. Noch immer ist das eine mehr als ungewohnte Zeit aber immerhin findet die Zahnbürste inzwischen auf den ersten Versuch den um diese Uhrzeit etwa 6,5mm geöffneten Mundschlitz und landet nicht wieder in einem der Nasenlöcher.
Wir hatten ja gehört, dass um Mata Mata im Moment die meisten Raubtiere zu finden seien. Dementsprechend haben wir es eilig um pünktlich zur Gateöffnung aus dem Camp fahren zu können. Hastig bauen wir das Dachzelt ab und verstauen die Campingausrüstung.
Wir sind noch nicht richtig wach, es ist noch nicht hell, wir sind noch nicht perfekt organisiert, keine Zeit für einen Kaffee (das dürfte das Schlimmste sein) - wir haben es eilig und dann begehen wir einen verhängnisvollen Fehler.
Gegen 6 Uhr holen wir das Permit für den KTP aus dem Office und sind wenige Minuten später auf Startposition 4 der kleinen Kolonne die zur morgendlichen Pirschfahrt aus dem Camp fährt.
Was folgt ist der stärkste Game Drive dieser Tage im KTP.
Während wir an malerisch am Hang stehenden Giraffen noch vorbeibrausen halten wir, als wir drei Autos auf der Piste vor uns stehen sehen – die Südafrikanerin ist dabei – also muss es sich lohnen.
Etwa 300 Meter entfernt läuft ein Gepard am Hang entlang. Nach einigen hundert Metern setzt er sich ins Gras.
Wir suchen uns für unser Auto eine gute Position und warten.
Wir haben Glück. 30 Minuten später steht das anmutige Tier wieder auf und bewegt sich genau zu uns herab. Der Gepard läuft schließlich an unserem Auto längs.
Die Südafrikanerin deutet uns aus dem Auto an, dass er die Straße überqueren will – hatten wir uns schon gedacht und das Auto gedreht. Gar nicht so einfach mit unserem unübersichtlichen Toyota – der als Orientierung nur die Außenspiegel bietet, zwischen chaotisch geparkten Autos und dem einen halben Meter hohen Sandhügel der hier entlang der Piste verläuft das Auto 40 Meter rückwärts zu bewegen – aber Petra, die heute morgen Fahrdienst hat, schafft das mit Bravour.
Jetzt kommt auch Bewegung in die anderen Autos – wäre aus der Vogelperspektive sicher lustig zu beobachten wie da rangiert wird.
Was man aus der Vogelperspektive nicht sieht, ist, wie ich mich mit meinem Oberkörper - das Autostativ in einer Hand - nach hinten über die Kofferberge unserer Rückbank schlängele und durch das nun geöffnete Fenster in völlig verdrehter Körperhaltung filme. Der Gepard ist ja inzwischen auf Petras Wagenseite unterwegs.
Ausgerechnet jetzt ist auch Petras Speicherkarte voll und muss gewechselt werden – ja, nicht immer alles so einfach morgens in Afrika. ;)
Kollege Gepard hat das aber scheinbar mitbekommen und wartet gnädig bis Petras Karte getauscht ist.
So können wir ihn auch noch eine Zeitlang beobachten wie er im Flusstal entlang läuft.
Das war stark !
Waren die letzten morgendlichen Pirschfahrten oft weniger erfolgreich als die Stunden danach ist es heute ein absolutes Tierfestival.
An jedem Wasserloch drängen sich Oryx, Strauße, Impalas, Gnus ...
... die Schakale trippeln im Hintergrund herum ..... es wirkt heute fast wie im Zoo.
Bitte recht freundlich
Dazu beobachten wir zwei wirklich seltene Tiere aus nächster Nähe:
einen Karakal – Wüstenluchs ...
... direkt neben uns an der Straße ...
... und eine afrikanische Wildkatze über uns in einem Baum der am Straßenrand steht.
Aus etwas größerer Entfernung sehen wir auch noch einmal einen Löwen der sich im Schatten unter einem Baum breit gemacht hat. Natürlich ist hier neben einigen anderen „üblichen Verdächtigen“ auch die Südafrikanerin mit dem Tele im Anschlag.
Nach 3 Tagen kennt man fast jedes Auto das im Park unterwegs ist und hat mit einigen von "Scheibe zu Scheibe" den einen oder anderen Smalltalk betrieben und sich über Sichtungen ausgetauscht.
Wir fahren das Auto neben die Südafrikanerin.
Natürlich sind wir neugierig wegen gestern Abend – „wie ist es ausgegangen?“.
Nun, die Giraffe hat schließlich getrunken, die Löwen sind liegengeblieben und die Südafrikanerin und die beiden anderen Fahrer mussten sich gestern Abend noch im Parkoffice melden und jeweils 500 Rand (50€) Strafe zahlen.
Wir unterhalten uns noch eine Zeitlang und verabschieden uns dann. Während die gute Frau nach einer Woche in Mata Mata nun noch eine Woche in Nossob verbringt – heißt es für uns schon nach drei Tagen Abschied nehmen vom Kgalagadi Transfrontier Park – wir haben heute ja noch eine lange Fahrt nach Westen vor uns.
Ein letztes mal geht es auf den Picknickplatz für ein kleines Frühstück.
Wehmut kommt auf. Eine Region der Erde die uns unter die Haut geht - die roten Dünen, das ausgetrocknete Flußtal an dem man so oft längs fährt – die Tiere oft nah vom Auto zu beobachten und eine entspannte, fast familiäre Atmosphäre die zwischen den Besuchern herrscht.
Zum Abschied ist sogar am letzten Wasserloch (Sitsas), das Mata Mata am nächsten liegt und an dem die Tage zuvor nie auch nur der Schatten eines Erdhörnchens gesichtet wurde jetzt zum Abschluß eine Massentierdemo.
Gegen Mittag passieren wir noch einmal das Camp Mata Mata - denn von hier geht es ja zurück nach Namibia. Wäre eine gute Gelegenheit gewesen nochmal auf dem Campingplatz vorbeizusehen ..........
Man reist per Formular aus Südafrika aus und reist per Formular in Namibia ein - anders als in Deutschland hat hier wenigstens alles noch seine Ordnung.
Lange ist die Fahrt (mehrere Stunden) Richtung Keetmanshoop. In Gedanken und in unseren Gesprächen sind wir bei unseren vielen Erlebnissen im KTP - den Hyänen in Nossob oder dem Morning Walk mit dem Ranger bei Twee Rivieren.
Besonders schön ist ein Streckenabschnitt auf der C17. Etwa eine Stunde führt das weiße Pistenband über schier unendliche orange Dünenkämme. Bei diesem hügeligen Auf und Ab hat man fast das Gefühl, man fährt durch die Straßen von San Francisco ....
Shoppen im kleinen Supermarkt in Koes
Etwa 40 km vor Keetmannshoop biegen wir auf das Gelände der Farm Mesosaurus ab. Die Landschaft ist toll (Köcherbäume und wie von einem Riesen verstreute Felsklötze) - aber der Campingplatz äußerst rudimentär, die Piste reichlich übel und vor allem unser leeren Akkus finden hier keinen Strom. Also weiter zum Köcherbaumwald und der Farm Gariganus (Quivertree Forest Rest Camp) auf der wir uns einen Campingplatz organisieren.
Da es gerade 17 Uhr und das schöne Fotografenlicht im Anmarsch ist - halten wir uns nicht länger mit dem Campingplatz auf - sondern gehen in das für Besucher zugängliche Teilstück des Köcherbaumwaldes des Farmgeländes.
Die Ansammlung der vermutlich 200–400 Jahre alten und um die 5 Meter hohen Aloen, der „Köcherbaumwald“, steht seit über 50 Jahren unter Naturschutz.
Der Köcherbaum ist hauptsächlich in den Halbwüsten Namibias und im nordwestlichen Teil Südafrikas anzutreffen ...
... und verdankt seinen Namen dem Brauch der hier ehemals lebenden Buschmänner, ihre Äste auszuhöhlen und die harte Rinde als Köcher für die Pfeile zu verwenden.
Für den Besucher sind diese irgendwie wie von einem anderen Stern gefallenen Bäume faszinierende Motive.
Die Auslöser unserer Kameras fürchten sicher schon sich an Maschinengewehre verlaufen zu haben.
Wildlife gibt's auch
Wir laufen kreuz und quer durch den Köcherbaumwald und entdecken auch einige possierliche Klippschliefer die sich auf den Steinen in den letzten Sonnenstrahlen wärmen. Dass der Klippschliefer, der ja eigentlich eher wie ein Murmeltier aussieht am nahesten mit dem Elefant verwandt ist mag man für einen Witz halten – stimmt aber.
Fantastisch ist die Stimmung zum Sonnenuntergang.
Wir haben uns vom Auto ein Sundowner-Bier geholt und genießen nun zu einem Windhuk Lager wie sich der Himmel von Gelb in Rot und schließlich in Lila färbt. Die schwarzen Silhouetten der Bäume verleihen der Szenerie eine unvergessliche Stimmung. Erst als der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont versunken ist gehen wir das kurze Stück zurück zum Auto.
Wir suchen und finden ein schönes Plätzchen für unser Lager und freuen uns auf Grillen unterm Sternenhimmel und einen entspannenden Abschluß auf einen absolut fantastischen wundervollen Tag.
Wir klappen das Dachzelt herunter ..... dann fährt uns der Schreck in die Glieder - das untere Stück der Leiter das als Steckteil lose normalerweise im Zelt liegt fehlt.
Was für eine Sch..*#*e !!!
Wir suchen alles ab - den Kofferraum – x-mal das Zelt ..... aber das knapp einen Meter lange Teil fehlt.
Petra steht das Wasser in den Augen und ich könnte mich selbst wohin treten. Wir müssen beim hektischen Aufbruch heute Morgen in Mata Mata das Leiterteil auf dem Campingplatz liegengelassen haben. Wie blöd kann man sein ?
Das Ding ist ja nicht eben klein ......
Während Petra noch versucht eine Ohnmacht zu vermeiden, löse ich meine Zähne die sich eben in meinen Hintern verbissen haben, hole mir mein Handy und rufe Hubert Hester, unseren Vermieter von Kalahari Car Hire an. Seine Reaktion zeigt, daß er sowas wohl auch noch nicht oft erlebt hat. Gedanklich gehe ich schon die Möglichkeit durch 10 Stunden (also hin und retour) nach Windhouk durch die Nacht zu fahren um ein Leiterersatzteil zu besorgen. Zurück nach Mata Mata plus über die Grenze (die ja nur tagsüber offen hat) mit Ausreise Namibia/ Einreise Südafrika – Ausreise Südafrika/Einreise Namibia würde praktisch nicht nur einen vollen Tag kosten, sondern es wäre auch mehr als unwahrscheinlich, daß unser Leiterunterteil noch am Campingplatz liegt.
Hubert Hester kennt den Chef einer Autowerkstatt in Keetmanshoop, der nur wenige Kilometer entfernten „Metropole des Südens“ in Namibia. Dort würde seinen Kunden im Notfall geholfen wenn sie was am Auto hätten und dort könnte man morgen fragen, ob man uns eventuell ein Provisorium zusammenschweißen kann. Die Adresse könnten wir ja übers Telefonbuch hier auf der Farm ermitteln.
Wir fahren vor zur Rezeption und fragen nach einem Zimmer - so ist unser Dachzelt ja nicht funktionstüchtig ohne Leiter und deren Abstützung. Offensichtlich haben wir es mit dem Farmbesitzer selbst zu tun – ein sehr freundlicher Mann bei dem wir problemlos und günstig "upgraden" können (unsere Gebühr für den Campingplatz wird verrechnet).
So verbringen wir völlig überraschend eine unfreiwillige Nacht in einer ungewöhnlich wie die Kuppel einer türkischen Moschee gebauten Unterkunft die aber eigentlich ein Iglu Bungalow sein soll – also irgendwas dazwischen.
Dass hier ein ausgewachsenes 100kg schweres Wildschwein als eine Art Streichelhund des Geländebesitzers fungiert nehmen wir bei Bier und Gin (Frustsaufen) kaum mehr wahr. Auf Essen haben wir heute Abend keine Lust - das wird ersatzlos gestrichen.
So ist das Leben. Im einen Moment bist Du ganz oben – und im nächsten ganz unten.
Der Frust ist so greifbar dass man ihn mit einem Messer in Scheiben schneiden könnte.
Gedanken für mögliche Hauruckaktionen jagen durch den Kopf – aber der Glaube dass die Campingtour damit nicht beendet ist und man das morgen irgendwie wieder hinbiegen kann und wir nichts von unseren Wunschzielen streichen müssen ist noch nicht begraben – auch wenn es im Moment nicht eben gut dafür aussieht.
Als ich vom Auto noch 2 Bier hole verwechsle ich auch noch die Tür unserer Unterkunft mit dem gleich aussehenden „Iglu“ nebenan und eine fremde Frau öffnet und fragt was ich will.
Heute kann ich darüber nicht lachen .... vielleicht morgen wieder ... hoffentlich.
Überhaupt - wir hoffen auf morgen.
Eigentlich wollen wir ja nach Lüderitz und dann weiter in die Namib.
Wird das klappen oder müssen wir Teile unseres Programms oder sogar das Campen streichen?
Kann man uns in Keetmanshoop helfen ?
Ein sehr intensiver spannender Tag steht uns bevor ..........
Übernachtung: Igloo Bungalow auf der Farm Gariganus (Quivertree Forest Rest Camp) beim Koecherbaumwald
Preis: 450 N$ (= 45 €)
Bewertung: 8 von 10
Kommentar: eigentlich sehr originell, schöne Umgebung – wir hätten trotzdem lieber den der Natur noch näheren Campingplatz vorgezogen
Bild des Tages:
Im Koecherbaumwald
Andrea:
Den Köcherbaum "von unten" hast du zwei Mal!
Das war soooo ein toller Tag! Wahnsinn, wie ergiebig der Gamedrive war!
Fies dagegen das Ende. Wie weit hört man eigentlich Wutschreie in der Wüste? Und: Lassen sich Löwen damit problemlos verjagen? Oder lockt man einen Elefantenbullen an? Oh Mann, ich wäre so wütend und enttäuscht und durcheinander gewesen, dass ich mit Sicherheit auch geheult hätte. Hoffentlich wird morgen alles wieder gut!
Horst:
--- Zitat von: Andrea am 11. Juni 2013, 22:51:27 ---Den Köcherbaum "von unten" hast du zwei Mal!
--- Ende Zitat ---
Danke - Link ausgetauscht.
--- Zitat ---Das war soooo ein toller Tag! Wahnsinn, wie ergiebig der Gamedrive war!
Fies dagegen das Ende. Wie weit hört man eigentlich Wutschreie in der Wüste? Und: Lassen sich Löwen damit problemlos verjagen? Oder lockt man einen Elefantenbullen an? Oh Mann, ich wäre so wütend und enttäuscht und durcheinander gewesen, dass ich mit Sicherheit auch geheult hätte. Hoffentlich wird morgen alles wieder gut!
--- Ende Zitat ---
Ja so ist das gerne im Leben - mal ist man ganz oben - dann fällt man wieder.
Ich rege mich meist über kleine Dinge mehr auf als über die größeren Katastrophen.
Da versuche ich mich erst mal zu konzentrieren und das beste aus einer Lage zu machen.
Aber die Stimmung war an dem Abend bei mir natürlich auch auf dem Nullpunkt und daß nach so einem tollen Tag.
Ich bin selbst gespannt wie's weiter geht ..... ;)
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