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Jordanien - zu den 7 Säulen der Weisheit

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Horst:

--- Zitat von: Heiko am 26. August 2013, 15:46:20 ---Wieviel Personen wären denn in dem Jeep gewesen, wenn ihr die Tour nicht für euch zwei alleine gebucht hättet?

--- Ende Zitat ---
Hallo Heiko,
dann wären wir wohl zu dritt oder zu viert gewesen.
Mehr passen in den kleinen Wagen ja auch nicht rein.
So war es natürlich wesentlich schöner.
Wir konnten Suleymann anhalten lassen wo wir wollten und konnten uns dann jeweils auch so viel Zeit nehmen wie wir wollten.
Mit noch fremden Leuten dabei muss man sich dann schon absprechen.

Horst:
Sonntag,  30.3.2008 / Tag 9


Um 7 Uhr ist es bereits so hell, daß wir davon wach geworden sind - aber trotzdem noch leicht angezählt von der Nacht liegen bleiben.
So langsam kommt um uns herum Leben ins Lager, die Tour-Guides sind aus Rum Village hergefahren und Chefkoch Suleyman bereitet das Frühstück vor. Wir schälen uns aus unseren Decken und machen uns frisch (und sehen danach immer noch aus wie die Hauptfigur von „Ein Zombie hing am Glockenseil“   ;) ).





Das Lager am Morgen




Die Reste des abendlichen Gelages (wie üblich nur Wasserflaschen  8) )
Beim gemeinschaftlichen Frühstück bekleckern wir uns nicht mit Ruhm aber dafür die Hose mit Aprikosen-Marmelade (Misch-Misch).





Um 8.30 Uhr verlassen wir das Camp und fahren mit Suleyman nach Süden in Richtung Grenze nach Saudi Arabien.



Nach einigem Gehoppel das unsanft die Müdigkeit aus unseren Gliedern schaukelt erreichen wir das Wadi Nura und den Fuß des 1000m hoch gelegenen Jebel Hasch – zu dem es heute in einer 4 Stunden Rund-Wanderung geht. Von hier sind es nur noch 4 km bis nach Saudi Arabien – auf das man vom Gipfel des Berges blicken kann.



Der Weg ist gut zu gehen, führt allmählich nach oben und wechselt zwischen sandigen und felsigen Passagen.




Suleyman hat sich schon an meine Filmstopps gewöhnt.













Unterwegs treffen wir einen betagten Verwandten Suleymans, was uns ein kleines Päuschen beschert. Ob die sich auch über ein Schnäppchen-Angebot eines TFT Monitors bei Aldi unterhalten wie das zwei deutsche Männer machen würden ?




Das letzte Stück der Wanderung führt auf ein Plateau unterhalb der Bergspitze.



Ja wer hat denn den Weg geklaut ? Da soll's nun hoch ?



Der einfach Teil des Weges ist damit Geschichte. Wie eine Gemse klettert Suleyman voran - hinauf zur Bergspitze und ich muss Stativ und Kamera einpacken um meine Hände frei zu haben und ihm folgen zu können. Petra will in der Zwischenzeit das Plateau erkunden.




Mondlandschaft auf dem Bergplateau




Nach knapp 30 Minuten zumindest für mich sehr anstrengenden Aufstiegs ist der Gipfel erreicht.



Leider ist es heute noch diesiger als gestern und der Fernblick dadurch beeinträchtigt. An klaren Tagen kann man von hier oben sogar das Rote Meer bei Aqaba sehen.



Trotzdem ist es ein tolles Gefühl auf die rotbraune Bergwelt des Wadi Rum hinabzublicken.



Suleyman erklärt mir welche Berge wir von hier oben sehen und zeigt mir die gedachte Grenzlinie die Jordanien von Saudi Arabien trennt.



Jordanier lieben ihr Handy – da macht auch Suleyman keine Ausnahme. Während ich zwischen den Felsen am Gipfel mein Stativ in Anschlag bringe – testet er hier oben den Empfang seines Handys – der sogar voll da ist – meine Begeisterung fürs Telefonieren an sich und Handys im besonderen hält sich ja sehr in Grenzen – also war ich in einem früheren Leben wahrscheinlich kein Jordanier sondern vielleicht Sitting Bull – der mochte auch keine Telefon- bzw. Telegraphenleitungen und hat die immer durchgeschnitten.  ;)

War der Aufstieg schon nicht gerade einfach – der Abstieg hat es richtig in sich. Höchste Konzentration ist gefragt - ein falscher Schritt und man saust 200 m mit dem Geröllhang nach unten. Sogar Bergziege Suleyman lässt es hier ein wenig langsamer angehen als bergauf, .....



..... hat aber schon wieder die Ruhestellung eingenommen als ich unten ankomme.





Für den Rückweg wählt unser Guide eine andere, noch reizvollere Strecke die auch einen schöneren Blick hinunter ins Wadi Nura gewährt als beim Aufstieg.







Der Wagen schon in Sicht


200 Meter vor Erreichen des Ausgangspunktes entdecken wir von oben einen Slotcanyon.




Da können wir natürlich nicht widerstehen – der muß erkundet werden ! :D



Etwa 400 Meter weit kommen wir - zwei leichte Klettereinlagen inklusive - dann ist Ende Gelände für uns – wir stehen vor einer Wand über die man ohne Ausrüstung nicht hochkommt – der Slotcanyon war bis dahin aber äußerst sehenswert und hat uns fast besser gefallen als der Khazali Canyon – hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht !




Wieder zurück am Wagen kniet Suleyman der nicht mit im Canyon war vor dem linken Vorderreifen des Toyota  – da wird doch nicht ....... oh doch !


Eine Reise von mir ohne Plattfuß – das wäre ja auch ein Stilbruch.  ;)
Von meinem schlechten Reifenkarma ist nun sogar Suleyman betroffen.  :o

Kleiner ungünstiger Umstand – sein Toyota hat keinen Wagenheber (*huppala*).  Aber wie so oft im Leben – Einfallsreichtum schlägt Technik. Mit seiner Bierruhe legt er vor den platten Reifen einen Stein und fährt den ein Stück hoch und plaziert weitere Steine unter die Achse die als eine Art Wagenheber bzw. Stütze fungieren. Dann wird unter dem platten Reifen ein Loch ausgebuddelt und die Steine unter der Achse fangen das Absenken des Wagens ab. Nun wird das Rad gewechselt wobei ich ihm als „Profi“ in solchen Dingen zur Hand gehe. Immerhin hatte ich damit nun schon „Plattfüße in 4 Erdteilen“ – kommt man damit eigentlich in irgendein Buch ?  ;)


Jedenfalls ist der Toyota schnell wieder flott und wir fahren wieder Richtung Norden. Es ist inzwischen Nachmittag und das Wetter nicht besonders ideal.



 Die Sonne scheint zwar nach wie vor und kein Wölkchen zeigt sich am Himmel – aber immer wieder peitschen Sandstürme durch die Wüste und wirbeln so viel Sand und Staub auf – daß die Sicht immer schlechter wird.


Suleyman lädt uns überraschend in sein Haus in Wadi Rum Village ein. Wir fühlen uns sehr geehrt und sagen zu. :D




Nach einer Stunde Fahrt ....



..... ein letztes Mal quer durchs Wadi Rum ....


... erreichen wir den kleinen Ort und sein selbstgebautes Haus, begrüßen seine schwangere Frau und lernen seine Kinder (2 Mädchen, 2 Jungs) im Alter von 4 bis 10 Jahren kennen. Neben Küche und kleinem nicht sonderlich anheimelnden Waschraum mit Toilette, gibt es ein Schlafzimmer, einen Raum in dem Suleyman seine Freunde empfangen kann (für die Frau gibt es so was nicht – Arabien ist eine Männerwelt oder andersrum da ist der Mann noch etwas wert !!!!  ;) ) und ein geräumiges Wohnzimmer – der zentrale Platz im Haus – in dem auch seine Kinder schlafen.
Stühle oder gar einen Tisch sucht man in Jordaniens Haushalten außerhalb der Großstädte vergebens – also sitzen wir im Wohnzimmer wie gewohnt ungewohnt auf dem Boden auf flachen Matten. Auch dieser Hauptwohnbereich ist schlicht ausgestattet - an der Wand hängt ein Auszug aus dem Koran, es gibt einen Schrank und auf einer Kommode einen Fernseher der auch an ist. 
Suleyman reicht uns etwas zu essen – wieder die schon bekannte Thunfisch-, Hummus- (Kichererbsenpüree), Tomaten-, Gurken-, Brot -  Geschichte und wir greifen dankbar zu. Die Kinder gruppieren sich um uns und blicken uns neugierig an. Ein bisschen ehrfurchteinflößend sind wir beiden großen Europäer für sie scheinbar schon. Der kleine Familienracker der sonst scheinbar kein Auge trocken lässt wie Suleyman andeutet – traut sich nicht näher und beobachtet uns von den sicheren Rockschößen seiner Mutter, was die Eltern offensichtlich leicht belustigt.
Nach eineinhalb Stunden verabschieden wir uns von Suleymans Familie und er fährt uns noch das kurze Stück zum Bait Ali – wo wir uns von ihm verabschieden – ein überaus feiner Mensch – der uns die zwei Tage richtig ans Herz gewachsen ist – und ich habe den Eindruck - wir ihm auch.

Jetzt wollen wir einmal etwas für uns völlig außergewöhnliches tun – am Pool bis zum Abendessen relaxen!
Es ist ja nach wie vor heiß und die letzten Tage hatten es in sich – da kommt so ein bis zwei Stunden am helllichten Reisetag einmal nixtun, und die Beine hochlegen sogar für uns in Betracht. Aber irgendwie scheint das mit Neckermann-Relaxen für uns einfach nicht drin. Den Pool belagert eine Monstergruppe Teenager die mit Spielchen, frühpubertärem Gekreische und vor allem lauter Musikbeschallung bei der die Beats nur so dröhnen - jegliche Idylle und Ruhe in dieser an sich  schönen Anlage zunichte machen.
Ok, also dann aufs Zimmer – Tür zu – und da für ein Stündchen lang gelegt – die kurze Nacht fordert ihren Tribut.
Mit großem Appetit absolvieren wir noch das außerordentlich leckere Buffet und gönnen uns je 3 Amstel – enthaltsam kann man ja wieder zu Hause leben (wer’s glaubt  ;) )


Mit Gedanken an unsere tolle Wüstentour und überhaupt an die unendlich vielen und intensiven Eindrücke die wir hier jeden Tag erleben, beenden wir diesen Abend und sind gespannt was uns der neue Tag in Aqaba und am Roten Meer bringen wird (oder doch nicht ?   8) )

Ma’a salame .............

Andrea:
So langsam glaube ich, dass dies ein für euch perfekter Urlaub war (von Kleinigkeiten wie pubertierenden Teenagern abgesehen). Einfach großartig!

Petra:

--- Zitat von: Andrea am 27. August 2013, 10:56:39 ---So langsam glaube ich, dass dies ein für euch perfekter Urlaub war...

--- Ende Zitat ---

Perfekter als dieser Urlaub war geht es tatsächlich nicht. Ich werde heute noch ganz wehmütig wenn ich an Jordanien denke und diesen Bericht hier sehe. Eigentlich würde ich ja gerne spätestens zu meinem 50. Geburtstag  noch mal dorthin, aber wir haben auch etwas Bedenken, weil man das was wir 2008 dort erlebt haben mit Sicherheit niemals wieder so erleben wird.

Aber mal sehen, die Sehnsucht nach diesem tollen Land und seinen tollen Menschen wächst jedenfalls stetig und irgendwann wird dem einfach nachgegeben und wenn die Reise dann nur halb so schön wird wie die erste ist sie mit Sicherheit immer noch großartig :).

Ilona:
Wie Suleyman so auf den Felsen saß, passt der Spruch: "In der Ruhe liegt die Kraft"  :toothy9:. Das wurde zum Abschluss noch richtig familiär  :thumb:.

Bestimmt habt ihr es ihm mit etwas Bakschiss gedankt  :zwinker:.

Aber dass du so ein schlechtes Reifenkarma hast  :verpiss:.

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