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Jordanien - zu den 7 Säulen der Weisheit
Horst:
--- Zitat von: Susan am 04. September 2013, 11:38:13 ---Hallo Horst,
Da staune ich aber, nach all den roten Steinen und Wüsten jetzt eine Blümchenwiese ;D Jordanien steckt doch voller Überraschungen...
--- Ende Zitat ---
Hi Susan,
ja Jordanien hat uns auch immer positiv überrascht und die Jahreszeit Frühling hat sich im Norden mit den schönen Blumen als goldrichtig herausgestellt. :)
Horst:
Donnerstag 3.4.2008 / Tag 13
Heute stehe ich schon um kurz nach 7 Uhr unter der Dusche – denn wir haben uns für das leider nahende Ende unserer Reise noch einmal ein richtiges Tophighlight aufgehoben.
Jerash bzw. das antike Gerasa ist eines der drei ganz großen Ziele die nicht nur in Jordanien sondern überhaupt im ganzen Nahen Osten zu finden sind.
Das frühe Aufstehen ist notwendig um gegen 8:30 Uhr vor Ort zu sein, wenn die Ausgrabungsstätte öffnet. Sinn der Übung ist vor allem die Hauptbereiche der riesigen Anlage mal ein bis zwei Stunden nur für uns zu haben – bevor die Bushorden aus Amman kommen – so wie übrigens 99% der Jordanien-Touristen Jerash per Tagesausflug von der Hauptstadt aus ansteuern. Beim Frühstück bekommen wir sogar die Auswahl zwischen arabisch und kontinental. Wir wählen letzteres, was uns Rühreier, Kaffee, Marmelade und steinharten Toast beschert (wäre der nicht tiefbraun wäre kein Unterschied zum Teller feststellbar).
Olive Branch Hotel
Vom Olive Branch Hotel brauchen wir wie erhofft nur 5 Minuten nach Jerash und stellen unseren blauen Japaner auf den noch verwaisten Parkplatz vor dem Visitor Center für die nächsten Stunden in die Sonne (gleiches Recht für alle), denn davon gibt es heute mal wieder jede Menge. Wie bisher jeder Tag ist es wolkenlos und sonnig aber heute wird es nicht so heiß – etwa angenehme 25 Grad und tiefblauer Himmel – ein Wetter wie für die Götter der Antike – und unsere Kameras. :D
Die Ausgabe von 8 Dinar pro Nase berechtigen uns das alte Gerasa durch den mächtigen Hadrianstorbogen zu betreten.
Kurz nach dem Eingang befindet sich das große Hippodrom (die Arena) in der an einigen Tagen der Woche eine Gladiatoren- und Römershow dargeboten wird. Ein alter Kartenverkäufer ist heiß auf die ersten Kunden des Tages und schwärmt uns in einer Mischung aus arabischen Wortfetzen und Katastrophenenglisch mit Händen und Füßen von der altertümlichen Darbietung vor. Wir wollen die Show sowieso sehen und haben Jerash deshalb extra auf einen der „Show-Tage“ gelegt – freuen uns aber an den Bemühungen des alten Jordaniers der nun sogar zur Verdeutlichung des Spektakels Luftsäbelhiebe, Ausfallschritte und das Wagenrennen à la Ben Hur pantomimisch nachspielt – wir können uns eines breiten Grinsens nicht erwehren – und machen ihm eine Riesenfreude – gleich zwei Tickets für die 11 Uhr Veranstaltung zu erstehen. Dann wird es im Gelände durch die einbrechenden Bustouris sowieso sehr voll sein und ein Päuschen auf der Tribüne mit „antiker Unterhaltung“ ist dann eine willkommene Abwechslung zu den vielen Säulen und Steinen die wir heute noch vor uns haben.
Die Tickets gut verstaut gehen wir durch das große Südtor.
Noch ist der große Platz der von vielen Säulen umringt ist vollkommen leer – das wird sich noch ändern !
Der Blick schweift über das weitläufige Gelände und hinüber zur „Neustadt“ Jerash.
Die Stadt ist somit zweigeteilt: in die Ausgrabungsstätte im Westen und das moderne Jerash im Osten unter dessen Gebäuden sich noch viele Ruinen der alten Stadt finden lassen würden.
Gerasa wurde durch die Griechen unter Alexander dem Großen gegründet, die Nabatäer (das sind wieder die umtriebigen Jungs, die auch Petra aus dem Stein gehauen haben) bauten sie zur Sicherung ihres Karawanenweges nach Damaskus aus, die Römer entwickelten sie zum kulturellen Zentrum und die Bischöfe des christlichen Byzanz überboten sich im Bau prächtiger Kirchen.
Ein schweres Erdbeben im Jahre 747 zerstörte und entvölkerte Gerasa und mehr als 1000 Jahre gerieten die Ruinen in Vergessenheit, bis sie 1806 von dem deutschen Archäologen Ulrich Jasper Seetzen (typisch ein Deutscher Touri) wiederentdeckt und ab 1812 von J. L. Burckhardt, dem "Entdecker" von Petra durch Skizzen und Beschreibungen der europäischen Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen wurden. Gerasa/Jerash gehörte auch zur so genannten Dekapolis – einem Verbund von 10 strategisch angeordneten Städten östlich des Jordans.
So viel zur Historie.
Mehr unter: Jerash bei Wikipedia
Übersichtskarte Jerash
Wir folgen der beeindruckenden Kolonnadenstraße noch ein Stück Richtung Nordtor.
Säulen und nochmals Säulen, ....
... dazu die blühenden gelben Rapsfelder die noch dazu mit Klatschmohn garniert sind – da kommt Freude auf ! :D
Noch haben wir das alles für uns – und dafür „legen“ wir uns auch richtig ins Zeug. ;)
Gegen halb 11 kehren wir erst mal um – den Rest besehen wir uns am Nachmittag – nach der Gladiatorenshow und einem Mittagspäuschen.
Am Eingang des Hippodroms winkt uns der alte Kartenverkäufer freudig durch – und wir gehen die Treppe hinauf zur Tribüne und suchen uns ein gutes Plätzchen - die Spiele mögen beginnen ! ;)
Mit Musik aus dem Kinofilm Gladiator betritt eine kleine Abordnung einer römischen Legion die Arena und ein Ansager setzt uns auf englisch über den Alltag eines römischen Legionärs ins Bild.
Übungen, Kampfeshandlungen, Verteidigungsstellungen werden demonstriert und bei den Zweikämpfen geht es nicht gerade zimperlich zu.
Als nächstes kommt ein Trupp grimmiger Gladiatoren in die Arena.
Es folgen die klassischen Duelle der Kämpfer mit ihren unterschiedlichen Waffen und das Publikum darf per Daumen hoch oder runter über Leben und Tod des unterlegenen Gladiators entscheiden.
Nicht weitersagen – aber die waren gar nicht wirklich tot :zwinker: sondern bei der 14 Uhr Show bestimmt wieder dabei – Recycling gab es halt im altem Rom noch nicht. ;)
Das größte Spektakel sind die 3 römischen Kampfwagen die wie von Höllenhunden gehetzt um die Bahn der Arena rasen.
Sieht echt klasse aus und überhaupt ....
.... das ist eine richtige gute Show – die man sich wenn man schon mal hier ist auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Zufrieden verlassen wir nach knapp einer Stunde die Arena, gehen das kurze Stück zum einzigen Restaurant des historischen Geländes und decken uns mit Getränken ein.
Inzwischen ist die Anlage auch gut gefüllt und vor allem im Südteil wimmelt es von Touristen – no Problem – da waren wir ja schon.
Nachdem unser Flüssigkeitshaushalt wieder im Gleichgewicht ist – befassen wir uns mit den Bereichen jenseits der Kolonnadenstraße und dem weniger besuchten (da weiter vom Parkplatz entfernten ;) ) Nordteil von Gerasa.
Der Mann mit den 5 Beinen ;)
Weiter geht es zum Nordtheater .....
.... und zum Artemistempel mit den schönsten Säulen die man in Jordanien finden kann.
Wir entwickeln Ehrgeiz möglichst viele der Säulenköpfe (Kapitelle) auf einem Bild unterzubringen was die abenteuerlichsten Verrenkungen erfordert.
Eine interessante Demonstration erleben wir auch an einer dieser Säulen, in der etwa einen Meter vom Boden entfernt ein Löffel zwischen zwei Säulenteilen steckt. Der Löffel vibriert und schwingt deutlich sichtbar mehrere Zentimeter auf und ab – und verdeutlicht so die Kräfte die an der hohen Säule wirken – die aus mehrere Blöcken aufeinander gestapelt in den blauen Himmel hinaufragt.
Wir gehen noch bis zum Nordtor. Hier ist im wahrsten Sinne des Wortes „Ende Gelände“ und somit der Umkehrpunkt erreicht. Das Nordtor ist übrigens ein Beispiel für ein Tetrapylon (das ist ein vierteiliges Bogenmonument der römischen Architektur – weiß doch jeder ;) ).
Das Nordtor Blick hinab auf das moderne Jerash
Auf der Kolonnadenstraße schlendern wir zurück Richtung Ausgang...
... und treffen den Slowaken von der Tea-Time in Umm Quais wieder – die Individualtouristen laufen sich in Jordanien scheinbar immer wieder über den Weg – wir halten noch mal ein kleines Schwätzchen,....
... machen dann noch die tausendundeinste Aufnahme einer Säule (sehen immer wieder toll aus) .....
.... und verlassen Gerasa gegen 17 Uhr – hochzufrieden mit unseren Eindrücken - Jerash ist definitiv ein Must-See einer Jordanien Reise ! :D
Wir kaufen noch ein paar Getränke und tanken für 5 Dinar – mehr ist nicht mehr nötig – da es morgen ja schon nach Amman zurück geht. Den Abend beschließen wir im Restaurant des Olive Branch Hotels – hier wird zu einem wieder guten Essen für jeweils zwei Bier der Daumen nach unten gehalten – zumindest die mussten ihr Leben wirklich lassen. ;)
Der letzte Tag steht an und eine Fahrt durch Downtown Amman :o – also noch mal ein echter „Aufreger“ zum Ende, und der Besuch der Suqs - der belebten Märkte in der Innenstadt.
Werden wir das überleben ?
Kommt das Auto unbeschadet zur Vermietstation zurück ?
Enden wir auf einer der heimtückischen Bodenwellen während wir einem Esel auf der Straße ausweichen ?
Die Beantwortung all dieser Fragen erleben wir morgen – also - es werden noch Wetten angenommen ..... ;)
Ma’a Salame...............
Heiko:
Auch das sind wirklich wieder beeindruckende Bauwerke die du uns hier zeigst :beifall:. Klasse, was die Altvorderen uns da so hinterlassen haben, vor allem wenn man bedenkt, mit welch bescheidenen Hilfsmitteln sie solche Bauwerke erstellen mussten :thumb:.
Jetzt wird der Reisebericht auch noch zum Aufreger
Susan:
Na, da haben die antiken Kulturen ja reichlich Säulen hinterlassen :D Sehr beeindruckend!
Interessant unterhaltsam sehen auch die Aufführungen aus - ist ja römischer als in Rom ;)
Ilona:
WOW, veranstalten die ein Spektakel in der Arena. Und: Das waren heute aber mehr als 7 Säulen :cool2: :toothy9:.
Noch etwas: Alle, die sich in den USA über das Frühstück beschweren, werden künftig nach Jordanien geschickt :totlach:.
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