Allgemeines > Mitglieder-Talk & Sonstiges

09/11

<< < (3/5) > >>

Horst:
Ich wollte an dem Tag am Nachmittag etwas erledigen, wollte gerade von der Arbeit nach Hause gehen, als im Radio in der Firma die Meldung von der Explosion im World Trade Center kam.
Zu Hause habe ich dann den den Fernseher angestellt und auf ntv live gesehen wie das zweite Flugzeug in den Turm flog.
Den Rest des Tages habe ich fassungslos vor dem Fernseher verbracht.
Die Ereignisse haben sich an dem Tag ja förmlich überschlagen. Noch nie gab es so etwas zuvor.

Was ist von damals haften geblieben ?
Das Gefühl der Trauer und der Solidarität das die westlich Welt den unschuldigen Opfern und ihren Angehörigen entgegenbrachte und daß durch diese grauenvolle Tat kein Umdenken eingesetzt hat.
Die Fronten sind die gleichen wie davor.
Nur teilweise alberne Sicherheitsbestimmungen bei Flügen hat man innovativ an den Mann oder die Frau gebracht - den Terroristen den Nährboden durch entsprechende Politik zu entziehen - das wurde nicht annähernd geschafft - die Frage ist ob man das überhaupt wollte (?).
Die Feindbilder liefern beste Argumente für Rüstungspolitk und politische Entscheidungen zum nahen Osten - die will man scheinbar gar nicht aufgeben.

So erinnert man sich nun 12 Jahre später an Massaker an Unschuldigen, an Menschen die für andere Menschen beim Versuch der Rettung ihr Leben riskiert und teilweise verloren haben, an die Menschen die das dritte Flugzeug,  das auf das weiße Haus stürzen sollte vorher zum Absturz gebracht haben und damit ihr Leben opferten, an Lichterketten, an die Jagd auf Terroristen, den darauffolgenden Afghanistankireg gegen die Taliban und fragt sich was die Menschen daraus gelernt haben ?
Wenn die Antwort "nichts" lautet wäre das fast noch schlimmer als der 11.September 2001 selbst.

serendipity:
Und nun schreiben wir das Jahr 2016 - 15 Jahre - eine lange Zeit und noch immer kann ich mich minutiös an diesen Nachmittag erinnern.

Horst schrieb 2013 "... fragt sich was die Menschen daraus gelernt haben ?
Wenn die Antwort "nichts" lautet wäre das fast noch schlimmer als der 11.September 2001 selbst."

Es ist traurig, aber für mich hat niemand aus dieser Katastrophe gelernt: Syrien zeigt es offensichtlich und wieder sterben Unschuldige ... unendlich viele Kinder werden Halbwaisen oder Waisen oder sterben selbst in einem Krieg, der durch unsere Großmächte unterstützt wird. Anschläge durch Islamisten terrorisieren die Welt, dagegen sind Amokläufe von fehlgeleiteten rechten oder linken Sympathisanten oder psychisch Kranken ja nur noch  "Kinkerlitzchen", Grenzen und Mauern werden neu errichtet, Flüchtlingsheime werden in Brand gesetzt und in Deutschland bekommt die AfD in einem Bundesland mehr Stimmen als die CDU, während die USA ihre Einreiseformalitäten verschärft ... ist das schon schlimmer oder muss noch mehr passieren?

Rainer:

--- Zitat von: serendipity am 10. September 2016, 21:15:46 --- ist das schon schlimmer oder muss noch mehr passieren?
--- Ende Zitat ---

Was ist schlimm?

Der Zufall wollte es, dass sich für mich am 9/11 ein anderes Ereignis jährt, dieses Jahr zum ersten Mal. Ich bin vor genau einem Jahr quasi nachts um halb zwei an einem schweren Herzinfarkt verstorben. Es ist der Summe von überlegten und konsequenten Reaktionen (nämlich meiner Frau Sylvia, die ohne Umschweife auf meine Klagen die Notrufnummer 112 gewählt hat), sowie der offensichtlich hervorragenden medizinischen Versorgung in Deutschland zu verdanken (zwei Notarztwagen waren innerhalb 10 Minuten bei uns, innerhalb 25 Minuten war ich in der Kardiologie eines geeigneten Krankenhauses und innerhalb von 50 Minuten war der Infarkt in einem Katheterlabor behoben worden und mein Weiterleben mit einem Stent gesichert - obwohl ich bei Eintreffen in der Station mit lebensgefährlichem Kammerflimmern in Ohnmacht fiel, da ging es dann um Sekunden, um mein Leben zu retten).

Ich habe das damals nicht an die große Glocke gehängt, ich habe jetzt das extrem wichtige erste Jahr überlebt und bin dankbar für alles, was mir das Überleben gesichert hat. 9/11 hat für mich seit einem  Jahr eine vollkommen neue Bedeutung, meine Frau und ich sind uns einig, dass wir das Ereignis nicht als Pech, sondern als Glücksfall und Wiedergeburt feiern. Über 60% aller Erstinfarkte enden mit dem sofortigen Tod. Ich lebe noch.

Was ist schlimm?

Andrea:
Wow, das ist schon wieder ein Jahr her? Gestern haben wir noch darüber gesprochen, ob man Rotwein aus hellem Teppich bekommt und dachten da sofort an das Malheur bei euch und dass nur wenige Tage später das nicht mehr unsere größte Sorge war. Selbstverständlich ist dieses Datum nun dein persönlicher Glückstag.

Aber 2001 betrifft ja tausende von Menschen. Damals und auch heute noch. Und ich denke, die meisten wissen noch genau, wo sie damals waren, als sie davon erfuhren. Die Welt hat sich sehr verändert seitdem. Angst und Fremdenfeindlichkeit haben zugenommen. Es ist Krieg. Überall. Nur eben anders, als man Krieg früher definiert hat.

Paula:
Wenn man selber ein einschneidendes Erlebnis an so einem historischen Datum erlebt hat steht die selbst erlebte Katastrophe natürlich im Vordergrund. Was für ein Glück dass alle so perfekt reagiert haben und dass es die wieder besser geht  :thumb:
Für mich sind die Anschläge von 9/11 eine Zeitenwende, ich habe das Gefühl seither hat sich eine Gewaltspirale entwickelt die die Welt immer weiter runterzieht. Man fragt sich wirklich wie das weiter gehen soll. Ich habe derzeit wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln