Autor Thema: Goa und Radschasthan in 18 Tagen  (Gelesen 27822 mal)

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #45 am: 09. Dezember 2013, 20:40:50 »
Naja, ich denke ich werde mich schon wieder "erhohlen" ;). Aber vorerst genieße ich lieber mal die Weihnachtsspezialitäten.

nelilein

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5. Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #46 am: 10. Dezember 2013, 20:05:52 »
Dienstag: Heute geht es um 10 Uhr los zur Stadtbesichtigung.
Wir fragen Rakesh lieber erst mal, wo er mit uns hin will. 
Er hat zu viel vor und wir streichen ihm die diversen Tempel.
Wieder ist er nicht so ganz einverstanden, gibt aber nach.
Zuerst fahren wir zum Amber Fort außerhalb von Jaipur.
Dort gibt es die Touristenattraktion:  Man kann auf dem Elefant zum Fort hochreiten.
Allerdings geht die Karawane nur bis Mittag, da die Regierung die massive Ausbeutung der Tiere einschränken musste, als ein erschöpfter Elefant Amok lief und einen Menschen zu Tode trampelte.
Als wir Rakesh sagen, dass wir keinenfalls auf dem Elefanten reiten, trübt sich seine Laune weiter. 
Die Anderen Touris sind doch begeistert…?... Wir erklären ihm, was ein Touristennepp ist.
Wir besichtigen das Fort und stellen fest, wir haben schon einige Forts gesehen.
Auf dem Rückweg halten wir am Wasserpalast. Ich habe auf den Weg herrliche Sonnenschirme in den typischen Rajasthanstoffen gesehen, die will ich haben!
Wieder scheine ich unserem Rakesh auf den Schlips zu treten.  Er würde mit uns zuerst in ein Geschäft fahren, wo es alles sooo günstig gibt.
Also gut, warum nicht, denken wir uns, bis wir den Laden mit andern Weißnasen zusammen betreten.
HA! Gute 2,50 Euro für ein Stoffnadelkissen?!? Da lachen ja die Hühner im Stall! Immerhin ist das ein Kinobesuch!
Schneller als drinnen, sind wir wieder draußen.
2 Straßen (Rakeshs Empfehlung) weiter lasse ich mir mit Henna die Handfläche bemalen, was ich, für mein Empfinden,  auch zu teuer bezahle. Aber immerhin muß Rakesh Provission ja mit bezahlt werden.
Zum Trocknen der Paste sollen wir den Tempel nebenan besuchen, der seltsamerweise Eintritt kostet. 
Harald weigert sich, und Rakeshs Gesichtsausdruck wir immer düsterer.
Nach einer halben Stunde (vorher darf ich nicht ins Auto - Verschmierungsgefahr) im Schatten, mit der Hand in der Sonne, fahren wir weiter, und allen Ernstes will Rakesh mir erzählen, ich bekäme nirgends so günstig Souvenirs, wie in dem von ihm gezeigten Laden. >:D
 Also gut, es ist wohl wieder an der Zeit, unserem Inderlein ein paar Zähne zu ziehen.
Ich schaue ihm kritisch ins Auge und sage nur: We will see. And now please drive to the street with the umbrellas.
Mißmutig hält er bei Schirmen weiter oben am Straßenrand und ich laufe zur Hochform auf: Die Schirme hier gefallen mir hier nicht, also weiße ich Rakesh an, zurückzufahren an die Stelle wo sie mir gefallen haben.
Was mit denen hier nicht stimmt? Tja, ich will eben nicht einen Schirm, ich will DEN Schirm.
An meinem Wunschort angekommen stürme ich das Geschäft.
Ich habe immerhin nicht umsonst fast 20 Jahre für unser Geschäft den Einkauf gemacht.
Ich gebe klare Anweisungen, sage was ich will. Lasse mir die Farben und Muster zeigen und die wo mir nicht gefallen wieder wegpacken. 
Ich beschließe 2 Stück zu kaufen und fange mit den Preisverhandlungen an.
Rakesh, der uns in den Laden gefolgt ist, bleibt der Mund offenstehen.
Harald und ich spielen ein bisschen „guter Bulle, böser Bulle“ diskutieren lauthals auf Deutsch (wir wissen ja, was für eine Wirkung unsere Sprache im Ausland hat, wenn man etwas lauter spricht).
Ich zahle am Ende 30 Prozent vom Ursprungspreis und bin zufrieden.
Harald verlangt eine Rechnung mit Ursprungszeugnis für den Deutschen Zoll.
Die Schirme werden verpackt, während ich dem Chef noch zwei kunstvoll bestickte Handtaschen, jeweils zum Preis eines Nadelkissens (!) aus den Rippen leiere.
Das Rakesh trotzdem Provision bekommen wird ist klar – that’s India. 
Wir fahren weiter in die Innenstadt und teilen Rakesh mit, dass wir zuerst im Mc Donalds essen und dann alleine auf Tour gehen werden.
Er wartet auf dem Parkplatz.
Da es schon nach 14 Uhr ist, verzichten wir ganz frech auf die Palastbesichtigung und lassen uns lieber durch die Basarstraßen treiben. 
Wir besuchen die Juweliere, kaufen ein Souvenir, Harald schaut eine Weile einem Goldschmied zu.
Wir kommen an den Schneidern mit ihren antiken Singer-Nähmaschinen vorbei und laufen weiter zu den Stoffen.
Und wir dürfen überall Fotos machen, man erlaubt es uns immer lächelnd.
So viele Farben, wir sind ganz begeistert und stellen fest, dass auch hier in Jaipur die Menschen sehr freundlich sind, wenn man ihnen ebenso entgegenkommt.
Von den berüchtigten Neppern und Schleppern bekommen wir nichts mit.
Am Palast der Winde möchte man uns schon gerne was verkaufen, versuchen darf man es ja – machen wir halt nicht.
Zum Sonnenuntergang hin machen wir uns auf zum Parkplatz und kommen sogar vor der Dunkelheit dort an.
Rakesh wirkt auf uns, als hätte er heute einen stressigen Tag gehabt.
Er fragt ob’s in der Stadt schön war und wir erwidern: Na sicher doch!
Ich schaue mir den Rosenquarz Ganesha mit Goldbemalung an, den ich gekauft habe.
Rakesh behauptet ungefragt, den besorgt er uns für 100 Rupees  (1,20 Euro)….
Haha!
Ich lächle ihn an und sage, das ist ja super! Ich kann durchaus noch einen als Geschenk für meinen Papa gebrauchen.
Also immer her mit dem 100 Rupees Ganesha.
Er macht einen Rückzieher ;).
Oh Rakesh – heute wird das wohl nichts mehr zwischen uns beiden.
Schauen wir mal ob´s morgen wieder „besserle“ ist.

Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #47 am: 10. Dezember 2013, 20:53:23 »
Hm, an solche Schirme kann ich mich gar nicht erinnern. Wie sahen die denn aus?

Ich finde es ja lustig. Jaipur war mein erstes Fort: Große, staundende AUgen, abgewunken habe ich dann später auch nach dem 10. Prachtexemplar. Welches man am schönsten findet, hängt sicherlich damit zusammen, wann die Eindrücke noch neu sind ;)

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #48 am: 10. Dezember 2013, 21:04:19 »

Andrea

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #49 am: 10. Dezember 2013, 22:37:11 »
Scheinbar hattet ihr mit Rakesh nicht so viel Glück wie Birgit mit Anil. Aber gut, dass ihr da nicht zimperlich mit der Durchsetzung eurer Wünsche seid. Ich Doofie hätte wohl fast alles mit mir machen lassen...  :verlegen:
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #50 am: 10. Dezember 2013, 22:50:13 »
Nele, der Schirm ist ja hübsch. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich konkret damit sollte, aber auf dem Bild sieht er wirklich toll aus!

Andrea, wer weiß, möglicherweise hat Anil ja auch Scheiß gebaut und ich habe es nicht nur mit mir machen lassen, sondern es sogar nicht einmal gemerkt. :denk:

Ilona

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #51 am: 11. Dezember 2013, 08:13:24 »
Der Rakesh ist aber eine komische Type. Konnte man den nicht umtauschen  ;)  ;D ?
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Silke

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #52 am: 11. Dezember 2013, 08:30:18 »
Ich glaube nicht, dass Umtauschen Sinn gemacht hätte. Inder haben nach unserer Erfahrung eine andere Denkweise als wir, das ist oft schwer bis gar nicht zu verstehen.

Und dann muss man auch bedenken, dass so ein Fahrer ein monatliches Einkommen hat, mit dem er nicht überleben kann. Er ist auf die Provision und das Trinkgeld angewiesen. Ob und in welcher Höhe er Trinkgeld bekommt, weiß er am Anfang nicht. Die Höhe der Provision wird er wissen.

Shadra

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #53 am: 11. Dezember 2013, 10:35:51 »
Zitat
Rakesh behauptet ungefragt, den besorgt er uns für 100 Rupees  (1,20 Euro)….
Haha!
Ich lächle ihn an und sage, das ist ja super! Ich kann durchaus noch einen als Geschenk für meinen Papa gebrauchen.
Also immer her mit dem 100 Rupees Ganesha.
Er macht einen Rückzieher ;).
Bissl trotzig Euer Fahrer?? Solches verhalten kenn ich bisher nur von kleinen Kindern ;D

Bekommen die Fahrer diese seltsameProvision eigentlich dann gleich, wenn man dort ist, oder gibts da eine Art Sammelbuch, wo über Tage hinweg Buch für jeden Fahrer in allen Läden und Ständen geführt wird? Ich kann mir das irgendwie nicht wirklich vorstellen.
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #54 am: 11. Dezember 2013, 10:53:32 »
Also, ich habe so eine Provisionsübergabe nie gesehen, bin mir aber auch in manchen Fällen sicher, dass es eine gab. Ich glaube, das ist so ein Agreement. Schließlich fährt der Fahrer in der Regel immer ähnliche Touren und kann, wenn er frei hat, sicher mal kassieren gehen, auch für 'Vermittlungen' von vor 2, 4 oder noch mehr Wochen. Schließlich wissen die Hotels, Läden und Restaurants auch, dass er seine Gäste sonst woanders hinbringt, wenn sie sich nicht an die Vereinbarung halten.

In einem Hotel habe ich beispielsweise gesehen, dass sein Name hinter meiner Eintragung stand. Welchen Grund sollte es dafür geben, wenn Anil nicht einmal dort eine Fahrerunterkunft hatte?

Anil hat im Moment Schiss vor seinem Chef, weil dieser den wohl nicht unbegründeten Verdacht hat, dass Anil bei mir auf die Tränendrüse gedrückt hat in Bezug auf sein Einkommen. Ob es dabei darum geht, dass dem Gast nicht mit Tricks ein höheres Trinkgeld aus Mitleid abgerungen wird oder um die Ehre (unwahre Behauptung: böser Chef lässt mich am ausgestreckten Arm verhungern), weiß ich nicht.

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #55 am: 11. Dezember 2013, 14:31:14 »
Ich glaube auch, dass in Indien alle mehr oder weniger geschickt was "mauscheln".  >:D
An diesem Tag war es eben besonders auffällig und das Miteinander dadurch etwas schwierig.
Dazu kommt, dass wir alle Hotels vorgebucht hatten und ihm so einiges an Provisionen entgangen ist.
Im Großen und Ganzen war Rakesh ganz in Ordnung. Er war halt gewohnt, wie soll ich sagen.. der Platzhirsch zu sein..?..
Und ich bin eben auch einer! :toothy9:
Wenn wir brav gemacht hätten, was er für uns wollte, wäre bestimmt alles reibungslos abgelaufen   :evil:

nelilein

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Letzter Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #56 am: 18. Dezember 2013, 10:31:05 »
Wir lassen uns zum Hotel fahren und einigen uns auf eine Abfahrtszeit um 9 Uhr in Richtung Agra. 
In der Lobby plaudern wir ein bisschen mit dem Concierge, der uns gestern das Kino klar gemacht hat, über den gesehenen Film.
Er erzählt uns, dass eine Veranstaltung, zu Ehren des Gründers der Lalit Hotelkette,  für die Hotelangestellten stattfindet.
Ob wir ein bisschen zusehen wollen? Na klar!
Und so schauen wir bei einer Modeschau zu, bei der die Angestellten die Models sind an und noch eine paar Programmpunkte wie singende und tanzende Kinder der Angestellten.
Das Volk johlt und ist ganz aus dem Häuschen. 
Wieder im Hotelzimmer pflegt Harald seinen Durchfall mit Bananen und Imodium.
Bei mir sind alle Körperfunktionen  normal und so beschließe ich, etwas  ganz dekadentes  zu tun und bestelle eine Pizza Primavera beim Zimmerservice.
LECKER! Ob ich jemals wieder zu unserem Marionetten-Inder nach Baden-Baden zum essen gehen werde?
Mittwoch: Wir haben gestern schon vom Hotel Bescheid bekommen, dass heute eine Privatfeier im Hotelstattfinden wird.
 Deshalb wird das Frühstück kurzerhand in ein anderes Restaurant im ersten Stock umgelegt.
 Heute Morgen wird klar, es ist eine Hochzeit!
 Alles ist und wird noch aufwendig geschmückt.
So ein PECH! Einen Tag zu spät. Wie gerne hätte ich das Spektakel gesehen.
Das Frühstück ist heute aufgrund der Hochzeitsgäste rein indisch.
Harald schlägt, seine aus den Fugen geratenen Körperfunktionen zum Trotz, genussvoll zu. Ich halte mich ans Gebäck- und Süßigkeitenbuffet.
Wir erfahren, dass die Hochzeit heute Vormittag stattfinden wird. Wir sollen uns ruhig unter die Gäste mischen und können gerne auch Fotos machen. Das wäre kein Problem.
Um Nichts auf der Welt würden wir uns diese Gelegenheit  entgehen lassen!!
Wir  packen schnell, ich sause hinunter um Rakesh mitzuteilen, dass sich unsere Abfahrt verschieben wird.
Dann mische ich mich mit meinem Fotoapparat unter die bunte Hochzeitsgäste.
In der Lobby sind Tuchhändler, die den ankommenden männlichen Gästen alle dieselben bunten Turbane wickeln.
Ich wage mich an einen   älteren Herren heran und frage ihn, ob es in Ordnung wäre, wenn ich ein Foto von ihm und der Wickelei mache.
Er nickt lächelnd und setzt sich in Position.
Die Lobby und das ganze Erdgeschoß sind dekoriert in der Farbe Gelb. Es müssen hunderte Gäste erwarte werden!!
Wir stellen uns mit anderen Zuschauern in den breiten Zufahrtsbereich des Hotel und da kommen sie auch schon:
Ein reich geschmückter Elefant, Kamele und weiße Pferde.
Musiker spielen auf und es werden Böller und Konfettikanonen abgefeuert.
Es treibt uns spontan die Tränen in die Augen, dass wir das erleben dürfen. Wir können unser Glück kaum fassen! 
Das Ende der Prozession bildet ein fahrbarer Pavillon in dem ich das Brautpaar vermute.
 Aber ich sehe nur den Bräutigam, beeindruckend geschmückt auf einem weißen Pferd.
Hier heißt es wohl nicht „hier kommt die Braut“ sondern „hier kommt der Bräutigam“.
Von der Braut keine Spur. Harald fragt seinen Nebensteher, wo denn die Braut sei und erfährt, sie ist doch  schon längst da, um auf ihren zukünftigen Mann zu warten.
Die Verwandten tanzen auf der Straße und werfen Geldscheine in die Luft, die die Musiker fangen.
Als der Bräutigam vor dem geschmückten Torbogen zum stehen kommt, wartet er mit dem absteigen, bis die Braut ihn zu Fuß abholen kommt.
Er steigt ab und lässt sich von ihr segnen.


Anschließen schreitet er alleine über den roten, mit Blumen übersäten Teppich.  Wo ist die Braut abgeblieben? 
Sie entschwindet inmitten ihrer Damen zurück ins Hotelgebäude.
Wieder finden wir, das ist jetzt aber wirklich der Höhepunkt unserer Reise. 
Eine Stunde nach Zeitplan kommen wir los.
Auf dem Weg nach Agra hält Rakesh an der ältesten Stufen-Zisterne Rajasthans.
Sie wurde im 9ten Jahrhundert erbaut und  ich bin ganz angetan, weil ich sie als Filmkulisse des Films Paheli wiedererkenne.
Die Zisterne ist sehr tief und beeindruckend mit den 1000den Stufen die hinunter zum Wasser führen.


 Allerdings darf man als Tourist leider nicht hinuntersteigen. 
Rakesh ist heute wie ausgewechselt und gibt sich extra viel Mühe mit uns.
Er riskiert sogar mal ein Späßle. So ist das doch viel netter!
Wir fahren weiter und beschießen heute ausnahmsweise zu Mittag zu essen.
Wir halten an der typischen „Autobahnraststätte“ für Weißnasen mit integriertem Souveniershop, die es überall an den Straßen gibt.
 Die sind zwar nicht so günstig, aber man kann sicher sein, dass man sich den Magen nicht verdirbt.
Ich esse einfaches Nan-Brot.
Ich bin immer noch im Indischen-Essen-Streik.
Gegen 15 Uhr kommen wir in Fathembur Sikri an, der alten, verlassenen Königsstadt vor Agra, aus dem 16. Jahrhundert.
 Bis wir von Parkplatz endlich in der Anlage sind, sind wir schweißgebadet!
Die Händler, Guides und sonstige Schlepper stürzen sich mit aller Energie auf alles was sich bewegt.
Die Anlage ist sehr groß und gut erhalten. Aber irgendwie fehlt uns so recht die Muse, sie zu genießen.
In Gedanken sind wir schon wieder auf dem Rückweg bzw. Spießrutenlauf.
Dieser ist fast noch schlimmer als der Hinweg. Ganz knapp entgeht ein ganz schlauer, sehr penetranter Kerl, der unsere entwerteten Eintrittskarten (zum Wiederverkauf an eine dumme Weißnase) von uns geschenkt haben will, einer Rasur durch meinen genervten Mann.
Wir möchten gerne zum Sonnenuntergang im Taj Mahal sein (das übrigens laut einem Shopbesitzer schon läääängst geschlossen hat, wir sollen lieber seinen Shop besuchen).
Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, den wir leider verlieren, als am Bahnübergang ein Zug kommt und wir unser Auto nicht unter den Schranken durchschieben können, wie die Rad- und Motoradfahrer das tun. 
Es dauert daher eine halbe Ewigkeit, bis der Zug im Schritttempo den letzten Fußgänger von den Gleisen „geschoben“ hat.
Also morgen zum Sonnenaufgang! 5.30 Abfahrt zum Taj Mahal. Ich stöhne!
Als wir durch Agra fahren, sind wir geschockt.
Da Agra immerhin eine Bundeslandhauptstadt ist, haben wir dieses armselige, heruntergekommene Nest nicht erwartet.
Und die Luft ist so versmokt, ich bekomme es sofort an den Bronchen. Das ist definitiv nichts für Asthmakranke. Und in diesem, äh, Loch soll eine der berühmtesten Bauten der Welt stehen?


Zwischendurch kam ein Anruf von der Agentur.
Bangahli und Anita von Anita-Tours sind zufällig auch in Agra und wollen uns zum Essen einladen. 
Also holt uns Rakesh um 19 Uhr vom Hotel ab und bringt uns in ein kleines Lokal.
Bangahli ist ein lustiger, gesprächiger Geselle, seine Frau eher schweigsam. 
Ich komme dieses Mal nicht um ein Thali herum, möchte es aber bitte unscharf  (wehe wenn ich wieder Sodbrennen bekomme). Während des Essens wird geplaudert und Bangahli läd uns für morgen zum Essen zu sich nach Hause ein.
Wir möchten höflich ablehnen, da wir morgen Abend erst in Dehli ankommen und Übermorgen unser Flug frühmorgens geht.
Aber er akzeptiert kein noch so höflich formuliertes nein.
Also sagen wir zu und meinen, das Vergnügen sei ganz unsererseits.
Wir machen noch die Rahmenbedingungen für die Restzahlung aus und verabschieden uns, da wir ja so früh aufstehen müssen. Bangali rät uns, lieber gegen 8 Uhr zum Taj zu fahren, das Wetter sei nebelig und morgens würde man nichts sehe.
Das ist uns sehr recht und Rakesh wird über den Beschluss seines Chefs umgehend von ihm informiert.
Ich bekomme kein Sodbrennen. Dafür aber Durchfall, das nur am Rande.
Donnerstag: Kurzes Wort zum Zimmer(5 Sternehotel ITC): Man kann nicht immer upgegrated werden.
Es ist klein, dunkel, abgewohnt und etwas muffig.
Das Frühstücksbuffet ist dafür aber sehr umfangreich und vor allen auf Japaner, die Hordenweise hier sind, ausgerichtet. 
Japaner haben wir bisher so gut wie nicht gesehen, ich glaube, die machen Indien in 3 Tagen: Delhi, Jaipur (Palast der Winde), Agra (Taj Mahal) und schnell wieder zurück nach Japan.
Das Taj ist 2 Kilometer von unserem Hotel weg und von der Dachterrasse könnte man es gut sehen, wenn die Luft nicht so, sagen wir es mal „nebelig“ wäre.
Und so erahnen wir das Taj eher, als dass wir es sehen und sind weiterhin gespannt auf das berühmte Gebäude. 
Nach dem Frühstück sehen wir zu, dass wir die Japaner hinter uns lassen, die Busse stehen schon bereit.
Wir sind schneller!
Das Taj ist nicht weit und vom Parkplatz geht ein Transferbus zum Eingang, wo man 20 Minuten beim Security-Check (Männer und Frauen in getrennten Reihen) anstehen muss.
Da kommt eher noch Bin Laden in die USA, als unsereins ins Taj Mahal. 
Endlich drinnen, laufen wir zum Haupttor, hinter dem sich das Taj befindet.
Was soll ich sagen? Ist das Taj Mahal eine Reise wert? Definitiv!
Man sagt immer es sein schöner als auf allen Fotos und das ist wahr.
Ein unglaublich schönes Riesengebäude aus weißem Marmor.
Nie hätte ich erwartet, dass es so schön und beeindruckend ist.
Wir haben Glück, es ist noch nicht so viel los (für Indien) und der Himmel ist blau.
Wir bleiben, bis es uns zu voll wird.
Der Rückweg soll durch die Händlergasse führen, wir umrunden diese aber geschickt und kommen nahezu unbehelligt bei Rakesh an.
Auf dem Rückweg, schon in Richtung Delhi, taufen wir Agra liebevoll von „Loch“ in „Dreckloch“ um.
Rakesh bringt es auf den Punkt: Agra is not good for health. Dem stimme ich zu.
Wir beschließen den Express Highway zu nehmen.
So können wir die Fahrtzeit reduzieren und evtl. noch ein bisschen was von Delhi sehen.
Wieder fährt er nur 60 km/h. Ich sage er soll schneller fahren, immerhin haben wir dafür die Gebühren bezahlt und es kommt raus, der Wagen braucht bei dieser Geschwindigkeit halt am wenigsten Sprit….
Na, ein wenig schneller fährt er dann aber doch, auch weil ich ihn nicht in Ruhe lasse. 3,5 Stunden sind wir auf dem Highway unterwegs bis wir nach Delhi kommen.
Dehli ist (für Indien) recht Modern und im Innenstadtbereich stehen an den Straßen viele Bäume.
Gefällt mir.
Wir besuchen das Gate of India, den Regierungspalast und das Wohnhaus von Mahadma Gandhi.
Wie vermutet, haut das mit der Einladung nicht so ganz hin.
Es ist inzwischen Spätnachmittag und Banghalis Wohnung liegt auf der entgegengesetzten Seite der Stadt. Rakesh scheint von der Aussicht, nochmal quer durch die Stadt zu fahren, nicht begeistert zu sein.
Wir möchten noch indischen Rum einkaufen, deshalb wird auch die Zeit knapp.
Rakesh ruft seinen Chef übers Handy an. Wir einigen uns darauf, dass wir den Restbetrag an Rakesh bezahlen und Bangahli wünscht uns eine gute Reise.
Rakesh hat was vor….
Immer wieder hält er am Straßenrand und weißt uns bestimmt an, im Auto zu bleiben.
Offensichtlich sucht er was….
Nach etlichen solcher Stopps, läd er uns in einem Einkaufszentrum ab und sagt, er käme in einer Stunde wieder…. 
Wir gehen was essen (nein, nicht indisch!) und als wir uns wieder treffen präsentiert er uns voller Stolz zwei edle Flaschen „old monk“ Rum in kunstvollen Zierflaschen.
Wir freuen uns, er auch.
Er fährt uns ins Hotel, wo wir auf dem Parkplatz das Finanzielle erledigen.
Er wird so ein bisschen sentimental, und als ich sage, sollte er mal nach Deutschland kommen, soll er uns besuchen, fragt er, ob ich ihm auch unsere Adresse aufgeschrieben habe. 
Im Hotel verschwindet ein Angestellter gleich mit meinen „monk“ Flaschen ins Foyer.
Alle versammeln sich und begutachten sie von allen Seiten. Offensichtlich sind sie wirklich schwer zu bekommen.
Als ich sie dann wieder an mich nehme, sagen alle was von good quality und nice bottles.
So und nun zu unserer Reisediätbilanz:
Harald hat wieder mal gewonnen mit 5 Kilo Gewichtsverlust im Vergleich zu meinen guten 3 Kilo.
Gefällt ihm natürlich. Und so geht unsere Indienreise langsam dem Ende zu. Morgen fliegen wir nach Hause.

Ende des Reiseberichts

Anmerkung:
Bitte beachtet, dass ich diesen Reisebericht eigentlich nur für meine Freunde und die Familie geschrieben habe.
Diese kennen mich und meinen trockenen, sarkastischen Humor und nehmen nicht alles wörtlich.
Wenn ich gewusst hätte, dass ich den Bericht in ein Forum einstellen würde, für Leute die mich nicht kennen, hätte ich ihn sicher etwas moderater, sachlicher geschrieben.
Indien ist ein faszinierendes, buntes Land voller krasser Gegensätze.
Ich wollte schon immer nach Indien und bin glücklich, diese Reise gemacht zu haben.
Indien ist für mich eine Reise wert weil:
Es anders ist als alle Länder, die ich bisher bereist habe.
Nichts so ist, wie es in ersten Moment scheint – das macht die Reise spannend.
Es wichtig ist, diese krassen Gegensätze mal mit eigenen Augen gesehen (und gerochen) zu haben.

Ich werde Indien sicher wieder besuchen!

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #57 am: 18. Dezember 2013, 10:37:27 »
Ups - das Foto vom Taj habe ich ganz vergessen... Hier kommt es:

Ilona

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Re: Letzter Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #58 am: 18. Dezember 2013, 11:12:28 »
Bitte beachtet, dass ich diesen Reisebericht eigentlich nur für meine Freunde und die Familie geschrieben habe.
Diese kennen mich und meinen trockenen, sarkastischen Humor und nehmen nicht alles wörtlich.
Wenn ich gewusst hätte, dass ich den Bericht in ein Forum einstellen würde, für Leute die mich nicht kennen, hätte ich ihn sicher etwas moderater, sachlicher geschrieben.

Das passt schon und ich bin froh, dass du den Reisebericht so mit uns geteilt hast  :knuddel:. Wir sind doch hier auch wie ein kleine Familie  :toothy9:.

 :danke: für die vielen bunten Eindrücke aus einem Land, das ich bestimmt nicht besuchen werde, da ich bereits "indisch" vorgeschädigt bin :evil:. Wenn man das Taj Mahal, den Palast der Winde und noch zwei/drei andere Sehenswürdigkeiten in einen Tag packen könnte, dann vielleicht ...  :weissnicht:  :).
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #59 am: 18. Dezember 2013, 11:59:28 »
Hallo Nele,

ich finde es jedenfalls super, dass du deinen Reisebericht hier gepostet hast. Und ich finde auch gar nicht, dass du unsachlich warst. Berichte über Bauwerke und geschichtliche Ereignisse gibt es in jedem Reiseführer. Gerade in Sachen Indien habe ich aber oft auch eine Bewertung des Reisens im Land gesucht und selten gefunden. Das kommt doch prima rüber!

Tja, und zu eurem letzten Reisetag: Komisch, irgendwie scheint jeder Indienreisende irgendwie und irgendwo eine Hochzeit miterleben zu dürfen, nur ich nicht *heul*

Und dass das Taj Mahal im Morgengrauen schon längst kein Geheimtipp mehr ist, das habe ich auch schon gehört und bin nach der Bestätigung durch Banghali da nun erst recht nicht mehr traurig, dass ich im Bett liegen geblieben bin. In irgendeinem Reisebericht habe ich auch von ellenlangen Schlangen früh morgens gelesen. Und ich selbst habe auch gar nichts vermisst im Spätnachmittagslicht...

Nele, war prima bei dir mitzulesen. Danke! :thumb: