Allgemeines > Mitglieder-Talk & Sonstiges
Wie geht Ihr eigentlich mit Rezensionen um?
Horst:
Hallo zusammen,
eben einen Koffer im Web bestellt und wie üblich auch auf die Rezensionen geachtet.
Das kennt man ja auch nicht nur von Gegenständen sondern (tripadvisor & Co) auch noch direkter auf die Urlaubsorganisation bezogen.
Wie sehr achtet Ihr auf dieses Thema oder ist Euch das wurscht - frei nach dem Motto - ist eh manipuliert?
Für den Fall, daß Ihr die Meinungen lest - wie geht Ihr vor - lest Ihr nur die besten oder schlechtesten Bewertungen oder alle oder die mittleren?
Wie wichtig schätzt Ihr heutzutage Rezensionen/Meinungen im Web ein?
Edit: Ergänzung: Gibt es zu einem Produkt/Thema gar keine Rezensionen (zu neu / zu unbekannt) lasst Ihr dann ganz die Finger davon?
Rainer:
Schwieriges Thema.
Von hinten nach vorne: insgesamt halte ich Renzensionen für einen sehr wichtigen Bestandteil des WWW, wobei das nicht automatisch bedeutet, dass es für jeden gleichwichtig ist. Aber sie sind nicht aus dem Internet wegzudenken.
Ich gehe uneinheitlich mit Rezensionen um, abhängig von der Thematik die Inhalt der Rezension ist. Für mich mit die nichtssagendendsten Rezensionen sind welche über die Qualität eines Essens (bzw. eines Restaurants). Wenn ich wirklich mal eine Rezension über ein Restaurant einhole, ist nachher häufig mein persönlicher Eindruck stark abweichend. Das ist ja auch nicht unbedingt überraschend, denn Essen ist zum einen Geschmackssache, zum anderen sicher auch Tagesform des Kochs und des Personals.
Bei Hotelrezensionen bin ich auch sehr vorsichtig und versuche zu erkennen, ob eine schlechte Kritik in der Sache für mich nachvollziehbar erscheint (und ich das gleiche Urteil abgegeben hätte), oder ob ich den gleichen Sachverhalt als "unwichtig" einstufen würde. Gerade bei Hotelrezensionen lese ich deswegen eher die schlechten zuerst (wenn überhaupt), denn auch wenn sie natürlich stark subjektiv sind, sie weisen zumindest auf einen theoretischen Mißstand hin. Aber auch dort ist die Gefahr sehr groß, dass die Rezension (selbst wenn sie zutrifft) nicht mehr zutrifft, weil der Mißstand inzwischen behoben ist.
Ohnehin lese ich solche Hotelrezensionen nahezu nur bei sehr hochpreisigen Unterkünften, denn dort erwartet man ja auch die besonders gute Leistung, ansonsten bin nämlich auch mit sehr bescheidenen Unterkünften zufrieden. Ich bin auch nicht der Typ, der wegen eines Haares im Waschbecken zur Rezeption laufen würde, das wird weggespült und fertig. Aber wenn bei einer sehr teuren Unterkunft sehr viele Stimmen enttäuscht sind, weil beispielsweise selbst die Nichtraucherzimmer nach Rauch riechen (was wiederum ein Knackpunkt bei uns ist), dann meide ich diese Unterkunft, denn das ist ein schwer zu behebender Mißstand. Insgesamt lese ich aber (speziell auf unseren US-Reisen) nur extrem selten Hotelrezensionen, was natürlich u.a. der Tatsache geschuldet ist, dass wir oft "Walk In" Gäste sind und uns vor Ort spontan irgendwo einchecken.
Sowohl bei Restaurant- wie auch Hotelbewertungen ist natürlich die Gefahr erwiesenermaßen sehr hoch, dass Rezensionen getürkt sind, das muss man versuchen am Stil zu erkennen. Oft sind diese Bewertungen merkwürdig pauschal, ohne zu tief ins Detail zu gehen.
Bei technischen Gegenständen sehe ich das ganze etwas anders, da diese Gegenstände "so sind, wie sie sind", auch wenn es dort zwar "Montagsgeräte" gibt, aber das ist dann oft schon an der Rezension zu erkennen. Im Prinzip lese ich da fast ausschließlich die Kundenwertungen bei Amazon. Dort lese ich dann aber auch die guten Wertungen (anders als bei Hotels und Restaurants) und vergleiche sie mit den schlechten Wertungen. Aktuelles Beispiel: ich bin im Moment auf der Suche nach einem guten Kopfhörer für den Heimgebrauch, der aber auch mobil einsetzbar sein soll. Der darf also nicht "zu leise" sein, außerdem versuche ich an den Rezensionen zu erkennen, ob das charakteristische Klangbild des jeweiligen Hörers auch mir zusagen würde - schwierig, wie ich zugeben muss.
Summa summarum: wie ich einleitend schon schrieb, Rezensionen sind nicht mehr wegzudenken aus dem Internetalltag, aber es ist durchaus eine Kunst für sich, die für sich richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Ob sie wirklich dazu beitragen, dass man selbst weniger Fehlentscheidungen trifft (was ja der eigentliche Sinn ist), kann ich indes ehrlicherweise nicht beurteilen. Sicherlich steht da auch der Unterhaltungswert weit im Vordergrund, nicht nur der schiere Nutzen.
Ilona:
Bewertungen lese ich grundsätzlich. Natürlich wird einiges beschönigt, doch es gibt glücklicherweise viele Bewerter, die kein Blatt vor den Mund nehmen.
Wenn bei einer Hotelbewertungen einmal "Bedbugs" drin steht, dann werde ich dort bestimmt nie einchecken :verpiss:.
Birgit:
Man muss bei Rezensionen wirklich immer sehr genau hinschauen, wer sie geschrieben hat und warum. Letztlich ersetzen sie derzeit bei Deals im Internet oft die Beratung, die man früher im Laden von einem Verkäufer erhalten hat, bzw. den persönlichen Eindruck von einem Produkt.
Und wenn man dann von dem Koffer ohnehin nur ein Bild sieht, dann ist der persönliche Eindruck (Reißverschluss geht schwer, gut verarbeitet, empfindliches Material, sehr wenig Widerstand beim Rollen) wichtig. Allerdings kaufe ich solche Sachen selten im Internet. Da kaufe ich eigentlich fast nur Bücher oder beispielsweise ein Paar Schuhe, das ich im Laden an hatte, das ich eine halbe Nummer größer brauche und das es dort nicht mehr gab oder eben andere Produkte, die ich schon mal in natura gesehen habe.
Ich lese Rezensionen vorwiegend zu Hotels und habe auch früher zu Hotels immer eine geschrieben. Worauf achte ich dabei?
Persönliche Wut wegen eines singulären Ereignisses (habe Raucherzimmer bekommen, obwohl ich ein Nichtraucherzimmer wollte) übergehe ich. Shit happens, ist mir auch schon so ergangen. Das allein macht ein Hotel nicht schlecht.
Wenn Rezensionen herausstechen, sehe ich mir den Rezensienten genauer an:
Zerreißt jemand ein ansonsten gut bewertetes Hotel in Grund und Boden, weil er normalerweise "Besseres" gewohnt ist?
Kommt ein sehr schlichtes Hotel vielleicht nur deshalb sehr gut weg, weil der Betreffende sonst hart im Nehmen ist und nur die allerbilligsten Absteigen nimmt, die allgemein schlecht bewertet werden?
Findet jemand ein Hotel vielleicht deshalb unmöglich, weil er beispielsweise eine Generation älter oder jünger ist als das von ihm kritisierte Publikum? Und bin ich dann vom Alter her eher jemand der kritisierten Gäste oder der Kritisierer?
Ist ein Hotel tatsächlich ekelig oder hat da jemand eine persönliche Macke? So habe ich eine Bekannte, die offenbar eine "Stuhlmeise" hat: In jedem Hotel findet sie beim Frühsück Stühle, deren Bezüge zerschlissen und befleckt sind, auf die sie sich nicht setzen mag. Da bin ich offenbar generell nicht empfindlich.
Und ich sehe mir die anderen Rezensionen an:
Wird sich grundsätzlich über Straßenlärm beschwert?
Ist der Pool offenbar öfter dreckig und verwahrlost oder auch in der Saison immer wieder geschlossen?
Werden immer wieder die hygienischen Verhältnisse beim Frühstück bemängelt?
Haben mehrfach Gäste den Eindruck, die Bettwäsche ist nicht gewechselt worden?
Und was bitte ist eine "gute Lage"? Für mich bedeutet gute Lage beispielsweise, dass ein Hotel nah an dem ist, was ich mir ansehen will. Jemand anders hat es vielleicht grundsätzlich gerne ruhig und nimmt dafür ein paar Minuten Fahrt mehr in Kauf.
Und bei so etwas wiederum schaue ich dann, ob es mir wichtig ist. Der verwahrloste Pool wäre mir bei einer Zwischenstation irgendwo im Nirgendwo egal, wenn ich spät abends ankomme und früh wieder fahre. Die möglicherweise schon benutzte Bettwäsche hingegen würde mir grundsätzliche Sorgen bereiten.
Letztlich ist es eine Frage der Konkretheit. Mit "Lage toll, Frühstück super, genialer Ausblick" kann ich ebenso wenig anfangen wie mit "unfreundlicher Empfang, überfülltes Hotel". Wenn jemand beschreibt, was ihm aufgefallen ist, warum er es gut oder schlecht fand, wenn er beispielsweise beschreibt, warum er das Frühstück als "ausreichend, wenn auch wenig Auswahl" empfindet, also beispielsweise aufzählt, was es gab, kann ich damit eine Menge anfangen.
Das ist mir selbst auch immer wichtig, schon rein beruflich muss ich ja Beobachtung und persönlichen Eindruck trennen und begründen, weshalb ich etwas genau so bewerte, wie ich es mache und nicht anders. Und obwohl ich mich immer bemüht habe, meine Hotelbewertungen bei Tripadvisor und Holidaycheck konkret zu beschreiben, ist es trotzdem bei Letzterem immer wierder passiert, dass die Bewertung als "nicht hilfreich" abqualifiziert wurde. Ich vermute, das lag dann daran, dass jemand anders zu dem Hotel eine andere Meinung hatte.
Hatchcanyon:
Rezensionen halte ich für weitgehend überflüssig, wenig hilfreich.
Meinungen können sich zum gleichen Sujet stark unterscheiden, weil die Menschen unterschiedliche Erwartungen, Erfahrungen, Bildungsgrad, Kostengesichtspunkte, etc. haben. Da ich den jeweiligen Rezensenten nicht persönlich kenne, ist eine Einordnung nicht zuverlässig möglich.
Auch die Menge positiver oder negativer Stimmen sagt wenig. Wie heisstes doch: "50 Millionen Fliegen können nicht irren!" Genau das was der Mehrheit gefällt kann für uns eher zu den Katastrophen zählen.
Leider habe ich im vergangenen Jahr einmal auf Meinungen aus dem Internet vertraut. Der Reinfall war gewaltig, obwohl sich geschätzte 85% positiv zum Produkt äusserten. Da hat im Nachhinein gesehen offenbar die falsche Klientel Meinungen abgegeben oder andersherum, das Produkt war für den Einsatz, den wir vorhatten, wenig geeignet.
Wem will man da jetzt den Vorwurf machen? Uns natürlich. Wir hätten beim Händler genauer hinsehen sollen, genauer auf die Bedingungen, die uns wichtig waren, achten müssen. Aus Bequemlichkeit(?) haben wir auf die Aussagen im Internet vertraut. Es wird mir eine Lehre sein.
Gruss
Rolf
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln