Autor Thema: Welcher Reisetyp seid ihr?  (Gelesen 4398 mal)

Flicka

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Welcher Reisetyp seid ihr?
« am: 17. Oktober 2013, 23:15:07 »
Aufgrund jahrelanger Selbst- und Fremdstudien habe ich die folgenden fünf Kategorien von Reisetypen aufgestellt:


1) Der Lässige

Am Abend vor der Reise überlegst du, ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um deinen lang vermissten Reisepass zu suchen oder ob du lieber schon mal im Internet Winterreifen für den in fünf Monaten anstehenden Reifenwechsel suchst. Gegen zwei Uhr nachts rufst du deinen Kumpel Holger an und fragst ihn, ob er vielleicht von seiner letzten Frankreichreise noch deinen Koffer zuhause im Keller stehen hat. Dass Holger dir den Koffer erst morgens um acht bringen kann, ist kein Problem, schließlich fährt dein Zug zum Flughafen erst um 8.23 Uhr. Schade nur, dass die Zeit dann zu knapp ist, dir am Bahnhofskiosk noch einen Reiseführer zu deinem Urlaubsland zu kaufen. Aber das wird sich schon alles finden, und am Urlaubsziel ist sowieso alles billiger, sicher auch die Reiseführer. Denkst du jedenfalls, denn trotz eifriger Gehirnanstrengung fällt dir gerade nicht ein, in welcher Währung man in deinem Urlaubsland zahlt. Als du um 8.02 Uhr von Holgers Klingeln geweckt wirst, findest du das ziemlich uncool. Was will der Kerl so früh morgens von dir und warum bringt er dir so einen hässlichen Koffer? Dann macht er auch noch Bemerkungen darüber, dass du noch im Schlafanzug bist, dabei ist es doch viel wichtiger, dass du erst mal deine Schuhe polierst. Dafür darf er dich gleich anschließend zum Bahnhof fahren und dir dort eine Fahrkarte besorgen, du musst dir schließlich noch was zum Frühstück kaufen. Und eine Zahnbürste. Als du schließlich eine Stunde vor dem Abflug am Flughafen ankommst, hörst du zum ersten mal in deinem Leben den Begriff "Online Check-In" und wunderst dich, dass man irgendeinem Ding namens ESTA so große Bedeutung beimisst. Aber egal, es läuft wie immer, irgendwie funktioniert letztlich dann doch alles, schließlich hat der Flieger wie immer genau so lange Verspätung wie du brauchst, um deine Unterlagen zusammenzukriegen. Und hey, wegen der Verspätung verpasst du vielleicht sogar den Anschlussflug und kriegst in Chicago ein tolles Flughafenhotel bezahlt! Lässig lässt du dich im Flugzeug auf deinen Sitz plumpsen und fragst dich, warum die durchgedrehte Tussi schräg vor dir gerade einen Heulkrampf hat.

2) Der Langweiler
Als du deine Flüge gebucht hast und wenige Minuten später dein E-Ticket in einem Postfach gelandet ist, war das prinzipiell schon ein schönes Gefühl. Aber seitdem sind drei Monate vergangen, und du warst mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt. Deinen Reiseführer hast du gelesen, und was dort nicht drinsteht, das ist es auch vor Ort nicht wert besichtigt zu werden. ESTA? Klar. Online eingecheckt? Stimmt, musst du noch machen. Gang oder Fensterplatz? Ach, egal, man kommt ja auf jeden Fall an, und aus dem Flugzeug sieht man ja eh nicht gut. Du hast ein solides Auto reserviert, Straßen bauen können sie in den USA auch, was soll da also passieren? Außerdem bist du ADAC-Mitglied, seit 5 Jahren hast du sogar die Goldmitgliedschaft. Die Hotelreservierungen sind bestätigt, du musst vor Ort nur schauen, ob sie deine Travellerschecks akzeptieren. Du legst abends deine Unterlagen zurecht, schläfst wie üblich um 22.30 Uhr ein, stehst wie üblich um 6.30 Uhr auf und liest in der Zeitung noch die Todesanzeigen, dann lässt du dich vom vorbestellten Taxi zum Bahnhof fahren. Der 7.23 Uhr-Zug bringt dich mit einem ausreichenden Zeitpolster zum Flughafen, wo du feststellst, dass dein Flug Verspätung hat. Sicherheitshalber hast du für den Weiterflug ein Zeitfenster von 3 Stunden eingeplant, das müsste noch reichen. Im Flugzeug verstaust du akkurat dein Handgepäck im Gepäckfach, merkst, dass der lässige Typ neben dir leicht ungewaschen riecht und bedauerst die durchgedrehte Tussi vor dir, die gerade einen Heulkrampf hat. Egal, du hast ja schließlich dein Sudoku-Heft dabei und bist schon bald in die Welt der Zahlen abgetaucht. Nur drei Wochen, dann hast du die Reise hinter dir und kannst dich wieder mit wichtigeren Dingen beschäftigen.

3) Der Normalo
Seit du deine Flüge gebucht und von deinen Freunden zum Geburtstag einen neuen Koffer für deine tolle USA-Reise bekommen hast, fühlst du öfter mal ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch, vor allem, wenn wie vorgestern auf Phoenix ein Bericht über den Grand Canyon kommt. Du hoffst, dass du beim Landeanflug auf Las Vegas auf der richtigen Seite des Flugzeugs sitzt, so dass du schon mal aus der Luft ein Foto machen kannst. Um den Fensterplatz zu bekommen, hast du zeitig online eingecheckt. Wegen der Einreise machst du dir, wenn du ehrlich bist, schon leichte Sorgen, denn in deinem Pass sind einige Stempel aus anderen Ländern, und man hört ja immer wieder, dass die bei der Immigration so misstrauisch sind. Aber andererseits weißt du natürlich, dass alles klappen wird. Du hast noch 12 Stunden bis zum Abflug, und so langsam tanzen die Schmetterlinge in deinem Bauch einen flotten Tango. Ob du nachher schlafen kannst? Hm, du könntest ja nochmal schnell die Wetterberichte für die nächsten Tage anschauen. So sitzt du bis um halb eins vor dem PC, wachst aber am nächsten Morgen trotzdem munter auf. Ein Freund fährt dich zum Bahnhof, du nimmst den Zug um 7.23 Uhr und unterhältst dich am Flughafen nett mit einem etwas langweiligen Typ, der dann auch zufälligerweise im Flugzeug schräg hinter dir sitzt. Dass dein Flieger Verspätung hat, macht dich im Gegensatz zu ihm doch etwas nervös, denn in Chicago soll die Immigration immer so lange dauern. Ob die 3 Stunden Umsteigezeit reichen? Egal, jetzt bist du erst mal an Bord, der Rest wird sich finden. Aufgeregt schaust du das Bord-Magazin durch und informierst dich über die Filmauswahl auf dem Flug. Ob es wieder die Wahl zwischen Pasta und Chicken gibt? Du genießt es, endlich unterwegs zu sein. Allerdings ist die durchgedrehte Tussi neben dir schon etwas nervig.

4) Der Kranke
Vorgestern ist es dir noch gutgegangen. Endlich, denn schließlich hattest du vier Wochen lang unter Knieschmerzen zu leiden. Gestern hast du dann leichte Zahnschmerzen bekommen und dich nach einigem Zögern entschieden, vorsichtshalber doch mal zum Zahnarzt zu gehen. Besser jetzt als während des Urlaubs. Leider hat der Zahnarzt dir für ein horrendes Honorar zwar alle Amalgan-Plomben aufgebohrt und gegen Keramik ersetzt, die Ursache deiner Schmerzen hat er aber nicht gefunden. Kunststück, es waren gar keine Zahnschmerzen, weißt du jetzt, denn über Nacht sind die Schmerzen Richtung Ohr gewandert, und du bist ziemlich sicher, dass du gerade eine Mittelohr-Entzündung ausbrütest. Leider ist deine bevorzugte HNO-Ärztin gerade im Urlaub. Der Quacksalber, der sich als ihr Vertreter ausgibt, unterzieht dich zwar einer Vielzahl ausgeklügelter Tests, kann aber außer einer leichten Rötung des Außenohrs, die vermutlich von den beim Test verwendeten Kopfhörern stammt, keine Anzeichen einer Erkrankung feststellen. Zur Sicherheit verschreibt er dir aber noch eine halbe Apotheke und druckt dir ein freundliches auf englisch formuliertes Schreiben aus, in dem bestätigt wird, dass du als chronisch Kranker all diese Medikamente ins Flugzeug mitnehmen musst. Leider hat die Apotheke neben der Arztpraxis den empfohlenen antibiotisch wirkenden Spray nicht im Angebot, und es ist schon halb acht, als du schließlich von deiner Apotheken-Weltreise nach Hause kommst. Du packst statt T-Shirts lieber mal die Ski-Unterwäsche ein und achtest bei der Auswahl deines Sitzplatzes im Flugzeug darauf, ob andere User in einem Flugzeug-Bewertungs-Forum von kaltem Luftzug berichten. Als du den Koffer wiegst, wird dir klar, dass die nicht-mittelohrbezogene Reiseapotheke, die du im aufgegebenen Gepäck transportieren willst, zu einem deutlichen Übergewicht deines Koffers führt. Also müssen fünf dicke Wollschals den Koffer verlassen, die übrigen drei müssen dann halt reichen. Über die gebuchten Hotels machst du dir keine großen Sorgen, denn du hast dich vorab schon intensiv über die Qualität der jeweiligen Klimaanlagen erkundigt und weißt, wo jeweils die nächste Drogerie und die nächste Notaufnahme liegt. Leider konnte dir Alamo aber nicht bestätigen, dass die Pollenfilter in ihren Mietwagen regelmäßig gewartet werden. Das macht dir Sorgen. Deine Anreise zum Flughafen verläuft ohne Probleme. Im Flugzeug bedauerst du zwar, dass dein Flieger Verspätung hat, aber du wirst ohnehin erst einmal eine Nacht in Chicago verbringen, um dich an Klima und Zeitzone zu gewöhnen, bevor du nach Vegas weiterfliegst. Die heulende Tussi neben dir wird ja hoffentlich nicht unter japanischer Enzephalitis leiden?

5) Die Durchgedrehte
Gebucht hast du deine Flüge genau 330 Tage vor deiner Rückreise. 330 Tage vor der Hinreise ging nicht, da waren die Flüge für die Rückreise ja noch nicht buchbar. So hast du drei entnervende Wochen damit zugebracht, jeden Morgen und jeden Abend die Verfügbarkeit deines Hinflugs zu überprüfen, immer in der Erwartung, der Hinflug könnte schon ausgebucht sein, bevor der Rückflug überhaupt buchbar ist. Dass der Hinflug drei Wochen später immer noch buchbar war, hat dich ein wenig misstrauisch gemacht. Offenbar wollen andere Menschen diesen Flug nicht buchen, was ist also verkehrt an diesem Flug? Du hast schließlich doch gebucht und wusstest schon in dem Moment, als die Buchungsbestätigung bei dir angekommen ist, dass es ein Fehler war. Bis zum E-Ticket hat es drei Stunden gedauert, das ist doch schon mal ein schlechtes Zeichen. In der Folge hast du dir fünf Reiseführer gekauft: Einen mit vielen Fotos, einen mit viel Text, einen relativ alten, den du günstig bei Ebay bekommen hast, einen speziell zu Wandertouren und schließlich noch einen auf englisch, für den Fall, dass es Dinge gibt, die in einem deutschsprachigen Reiseführern nicht verraten werden. Parallel hast du alle Angaben in den Reiseführern im Internet überprüft und Abweichungen ausgedruckt und in einem Ordner abgeheftet. Jetzt am Tag vor dem Abflug merkst du, dass dieser Ordner vier Kilo wiegt, aber deine wertvollen Aufzeichnungen können unmöglich zuhause bleiben. Zum Glück hast du schon vor 10 Monaten nach einer umfangreichen selbsterstellten Studie zum Packvolumen und Gewicht verschiedener Koffer ein Leichtgewicht von 2,534 kg gefunden und vor drei Monaten schon mal alles probegepackt. Du kennst das Gewicht jedes einzelnen T-Shirts und kannst anhand einer detaillierten Liste entscheiden, welche Kleidungsstücke zuhause bleiben müssen, um Platz für den Ordner zu machen. Dass sich zwischen deiner Liste und dem Real-Gewicht eine Differenz von 221 Gramm ergibt, ist einer der Gründe, der dich nicht schlafen lässt. Die anderen Gründe sind - in alphabetischer Reihenfolge - mögliche ESTA-Probleme, mögliche Flugverspätungen, Führerscheinprobleme, mögliche Probleme bei Hertz, mögliche Hotelüberbuchungen und mögliche Zugverspätungen. Um letzteren aus dem Weg zu gehen, stehst du schließlich doch schon um vier Uhr auf und nimmst den Zug um 5.23 Uhr, obwohl du für den Zug um 6.23 Uhr schon vor 90 Tagen online eine Fahrkarte gekauft hast. Als du am Flughafen ankommst, ist der Schalter nicht geöffnet und du befürchtest eine halbe Stunde lang eine Insolvenz der Fluggesellschaft, darfst dann aber doch als allererste dein Gepäck abgeben und stellst triumphierend fest, dass die Waage am Schalter dein errechnetes Koffergewicht bestätigt. Dass der Flug Verspätung haben wird, trifft dich wie ein Schlag, und sofort wird dir klar, dass dies der Grund sein muss, warum der Flug vor 300 Tagen noch nicht ausgebucht war. Nie im Leben wirst du die eingeplante sechsstündige Umsteigezeit in Chicago einhalten können. Während neben dir im Flugzeug irgendein Typ mit fahler Gesichtshaut eine Dosis Nasenspray nach der anderen in seinen Körper jagt, weinst du erst leise und dann immer lauter vor dich hin. Dein Urlaub ist im Eimer.

Und ihr? Welcher Reisetyp seid ihr? Oder habt ihr eine ganz eigene Kategorie?  :)


Edit: Typo geändert.

Silvia

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #1 am: 18. Oktober 2013, 08:53:01 »
 :totlach:      herrlich     :lach:


bin grad am überlegen wo ich hinpasse   ;D


Shadra

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #2 am: 18. Oktober 2013, 10:19:14 »


Scheeee!!

Ich glaub, ich gehör zu den Normalos ...
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

Ilona

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #3 am: 18. Oktober 2013, 10:24:37 »
Ich glaube, für mich müsste ich eine neue Kategorie aufmachen: Der Planer :toothy9:.

Der To-Do-Ordner ist für mindestens 3 Jahre im voraus gefüllt. Das Ticket ist 8 Monate vor Abreise gekauft. Die Routen mit Ersatzprogrammen sind bis ins Detail aufgelistet. Die Motelzimmer sind spätestens 6 Monate im voraus reserviert. Der Koffer zwei Wochen vor Abreise griffbereit ...  :floet:. Es wird also nichts dem Zufall überlassen :zwinker:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Andrea

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #4 am: 18. Oktober 2013, 10:25:57 »
Ich lache mich schlapp...




Ich bin wohl von allem etwas. Ich buche und plane alles haarklein, kann trotzdem flexibel sein oder auch cool was auf mich zukommen lassen, reagiere nervös bei zu geringen Umsteigzeiten auf dem Hinflug, wobei mir das auf dem Rückweg wieder egal ist. Und krank werden kann ich besonders gut...  ;) Nur ein Langweiler bin ich nicht: Wer wünscht sich schon, das sein Urlaub schnell wieder zuende ist???  :o
Liebe Grüße, Andrea



www.antiwalks.eumerika.de

Rainer

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #5 am: 18. Oktober 2013, 11:03:12 »
Sehr schön.

Auch wenn nicht alles trifft, die Tendenz geht eindeutig zum "Langweiler". Wobei mir der noch viel zu aufgeregt ist, das Konstrukt "Hotel reservieren" befindet sich (fast) nicht in meinem aktiven Wortschatz, da kann man doch reingehen und fragen, wenn es soweit ist?! :cool2:

Flicka

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #6 am: 18. Oktober 2013, 17:22:06 »
Ups, bei meiner eigenen Zuordnung habe ich gemerkt, dass ich eine Kategorie völlig vergessen hatte. Ich persönlich stufe mich als Mischung zwischen 3) 5) und 6) ein, mit leider bedenklichem Schwerpunkt auf 5) und einem gelegentlichem Hang zu 4).  :)


Und hier kommt noch

6) Der Schnäppchenjäger
Dass deine Reise dich in die USA führen würde, war Zufall. Eigentlich hattest du am Ersten Weihnachtsfeiertag kurz vor halb fünf Uhr morgens in einem Flieger-Forum im Internet einen Hinweis auf eine Error Fare nach Malaysia gefunden, aber bis der Kollege, mit dem du deinen Urlaub abstimmen musst, zwei Stunden später endlich auf die siebte Nachricht auf seinem Anrufbeantworter reagiert hatte, war nur noch ein Flug nach Las Vegas verfügbar gewesen. Immerhin konntest du diese Error Fare über die japanische Expediaseite nochmal um insgesamt 1000 Yen im Preis drücken, auch wenn du dir angesichts der unbekannten Schriftzeichen nicht ganz sicher bist, was du da eigentlich gebucht hast. Von 15 Hotelübernachtungen hast du 10 kostenlos über diverse Best Rate Garantien bekommen, wobei vier der Übernachtungen auf den Account deines Meerschweinchens und drei auf deinen zweiten Vornamen gebucht wurden. Für zwei Übernachtungen konntest du deine American-Express-Punkte zur Buchung der Point Breaks von Priority Club nutzen. Die restlichen drei Übernachtungen wirst du über die Teilnahme an einer Verkaufsveranstaltung in Las Vegas finanzieren. Du hast einen Economy Car mit zwei Sitzen ohne CD-Spieler und Klimaanlage reserviert, bist aber zuversichtlich, durch das Herüberschieben von 20 Dollar ein kostenloses Upgrade auf einen Fullsize mit Allradantrieb zu erhalten. Am Abend vor der Reise meldest du dich noch für alle Treueprogramme von Supermarktketten und Outletcentern an und druckst den Willkommensgutschein von Denny's über eine kostenlose Eistüte aus. Packen musst du nicht, denn du wirst dich in den USA komplett neu einkleiden, wobei du diese Einkäufe dadurch gegenfinanzieren wirst, dass du bei Walmart eine Kitchen Aid für 249 Dollar einkaufen und nach deiner Rückkehr für 399 Euro an deine Mutter weiterverkaufen willst. Du bist sauer, dass es für ESTA keine Rabatt-Gutscheine gibt, hast dir aber immerhin über den Kauf von 5 Packungen Süßwaren einen kostenlosen Bahn-Mitfahrergutschein verdient, so dass du am nächsten Morgen frühzeitig am Zug bist, um dich bei einem dir unbekannten Bahnfahrkarteninhaber, einem ziemlichen Langweiler, als kostenlosen Mitfahrer anzudienen. Am Flughafen lungerst du eine Weile vor einer Vielfliegerlounge herum, bis dich schließlich ein mitleidiger First-Class-Passagier als Gast mithineinnimmt. 50 Minuten, fünf Portionen Hummer und eine Flasche Champagner später musst du leider zurück in die harte Economy-Wirklichkeit. Du bist enttäuscht, dass dein Flieger mit nur 45 Minuten Verspätung starten soll, denn um den Anschlussflug zu verpassen und eine Kompensationszahlung einstreichen zu können, wird das wohl nicht reichen. Dir bleibt aber noch die Hoffnung, dass der Weiterflug überbucht ist. Obwohl du langsam merkst, dass dein Magen immer heftiger gegen das reichhaltige Hummer-Frühstück rebelliert, bist du guter Dinge, denn du hast gerade von der Heulsuse hinter dir erfahren, wie viel sie für diesen Flug bezahlt hat und weidest dich daran, exakt 555 Euro gespart zu haben. Wenn du es geschickt anstellst, wirst du mit einem finanziellen Plus wieder nach Hause kommen. Alles andere wäre eine Niederlage.

Hatchcanyon

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #7 am: 18. Oktober 2013, 17:23:56 »
Bei uns triff nach den vielen Jahren eher der

Einfach-den-Wohnort-Wechsler
 
zu.

Gruss

Rolf

Horst

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #8 am: 18. Oktober 2013, 17:29:52 »
Zunächst mal finde ich diese Kategorien köstlich wobei schon mehr als ein Körnchen Wahrheit dran ist.  ;)
Ich werde jetzt mal übers Wochenende in mich gehen und überlegen was ich für ein Reisetyp bin.
Auf jeden Fall einer, bei dem kurz nach einer Reise schon wieder Fernweh ausbricht.  :)
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Kauschthaus

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Re: Welcher Reisetyp seid ihr?
« Antwort #9 am: 18. Oktober 2013, 19:06:22 »
Hallo Flicka,

herrlich geschrieben!

Ich würde mich als Normalo ansehen mit gelegentlichen Abweichungen sowohl zur Lässigkeit als auch zum genauen Planen. Über Umsteigezeiten denke ich nur selten nach. Andererseits erstelle ich Routenpläne, um ein grobes Raster zu haben, aber hauptsächlich um überhaupt zu checken, ob die Route und die angepeilten Aktivitäten gut machbar sind.

Ohne jegliche Abweichungen gefolgt sind wir bisher noch keiner Route, und das war eigentlich immer ein bisschen das Salz in der Suppe. Wir mögen es, wenn noch Zeit für Dinge da ist, die sich erst im Laufe der Reise ergeben.

Über Alternativen mache ich mir wenig Gedanken, das zu entscheiden reicht mir vor Ort völlig. Und wir buchen nur vor, wenn es sich nicht vermeiden lässt bei stark frequentierten Zielen (z.B. Yellowstone im August) und natürlich die erste/n und meistens auch die letzte/n Übernachtung/en. Wobei wir oft mit dem Zelt unterwegs waren, da ist das natürlich auch einfacher.

Viele Grüße, Petra





Seit ich das Wort Dings kenne, kann ich alles erklären.