Autor Thema: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan  (Gelesen 206482 mal)

Paula

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #270 am: 15. September 2014, 09:03:20 »
Flicka gibt es in Japan immer noch keine Tempo-Taschentücher zu kaufen? Ich hatte damals auch eine Erkältung und meine mitgebrachten Tempos waren alle. das einzige was es gab waren unglaublich dünne Kosmetiktücher von denen man mindestens 3 übereinander legen mußte um sich einmal die Nase zu putzen. Ich kann deinen Verbrauch nachvollziehen!
Das ist aber auch so ein Pech zu einer fiesen Erkältung auch noch mit einem schmerzenden Fuß gestraft zu sein, ich hoffe es geht dir bald besser!

Den Garten finde ich total schön und stelle mal wieder fest dass wir zur falschen Jahreszeit in Japan waren. Josef hat gestern nur ganz frustriert gemeint dass er von seinem Japanisch gar nix mehr weiß, kein einziges Wort, Zeichen, nix, alles weg, vergessen...

in so einem historischen Dorf waren wir damals auch aber es war wohl ein anderes, es war näher an Takayama. Wie warm war es dort denn? Ich habe in der Gegend sehr gefroren. Diese Heizlüfter sind doch ein Witz oder? Damit heizen die im Winter?  :o
Viele Grüße Paula

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #271 am: 15. September 2014, 19:11:23 »
Irgendwie schaut es aus wie ein japanisches Schlumpfhausen... Und das meine ich nicht abwertend. Mehr im Sinne von "liebenswert"

Ja, ein wenig putzig wirkt es schon. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Winter in der Gegend sehr schneereich sind. Die Dächer sind deshalb so dick und spitzgiebelig, damit sie die Schneelasten aushalten bzw. sich gar nicht so viel Schnee ansammelt.



Flicka gibt es in Japan immer noch keine Tempo-Taschentücher zu kaufen? Ich hatte damals auch eine Erkältung und meine mitgebrachten Tempos waren alle. das einzige was es gab waren unglaublich dünne Kosmetiktücher von denen man mindestens 3 übereinander legen mußte um sich einmal die Nase zu putzen. Ich kann deinen Verbrauch nachvollziehen!


Naseputzen ist doch in Japan verpönt, also gibts auch keine Taschentücher. Logisch, nicht? Das einzige, was man ab und zu bekommt, sind kleine Päckchen mit Werbeaufdrucken, die vor einem Restaurant oder so verteilt werden. Ansonsten muss man sich mit eigenen Vorräten und zweckentfremdeten Kosmetiktüchern usw. über die Runden helfen.

Josef hat gestern nur ganz frustriert gemeint dass er von seinem Japanisch gar nix mehr weiß, kein einziges Wort, Zeichen, nix, alles weg, vergessen...

Das ist ja echt schade. Ich habe in Erinnerung, dass er da richtig lange und intensiv gelernt hat. Aber vielleicht kommt es wieder, wenn er nochmal ein paar Stunden nimmt? Falls ihr nochmal nach Japan wollt, hätte er immerhin einen Anreiz, sein Japanisch wieder aus der Versenkung zu holen.


in so einem historischen Dorf waren wir damals auch aber es war wohl ein anderes, es war näher an Takayama. Wie warm war es dort denn? Ich habe in der Gegend sehr gefroren. Diese Heizlüfter sind doch ein Witz oder? Damit heizen die im Winter?  :o

Es war ziemlich kalt. Ich kann jetzt schon mal verraten, dass der Heizlüfter doch nicht die ganze Nacht lief und am nächsten Morgen weniger als 10 Grad im Zimmer waren. Aber das historische Haus, in dem ich übernachtet habe, war eh so schlecht isoliert, dass eine Heizung nix gebracht hätte. Da wäre die Wärme sowieso nicht dauerhaft im Zimmer geblieben. Geholfen hat hier nur ein Heizlüfter direkt neben dem Futonbett. :(

Paula

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #272 am: 16. September 2014, 08:16:09 »

in so einem historischen Dorf waren wir damals auch aber es war wohl ein anderes, es war näher an Takayama. Wie warm war es dort denn? Ich habe in der Gegend sehr gefroren. Diese Heizlüfter sind doch ein Witz oder? Damit heizen die im Winter?  :o

Es war ziemlich kalt. Ich kann jetzt schon mal verraten, dass der Heizlüfter doch nicht die ganze Nacht lief und am nächsten Morgen weniger als 10 Grad im Zimmer waren. Aber das historische Haus, in dem ich übernachtet habe, war eh so schlecht isoliert, dass eine Heizung nix gebracht hätte. Da wäre die Wärme sowieso nicht dauerhaft im Zimmer geblieben. Geholfen hat hier nur ein Heizlüfter direkt neben dem Futonbett. :(

das ist ja echt krass. Wie muss das erst im Winter sein? Japan gehört wohl definitiv zu den Ländern die man im Winter gar nicht bereisen kann.  Japan steht bei uns im Moment nicht an, erst mal noch China. Aber auch lieber wenns warm ist  :)
Viele Grüße Paula

Susan

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #273 am: 16. September 2014, 18:21:23 »
Hi,

habe jetzt auch den Anschluß wieder gefunden  :) Und Kirschblüten gibt es immer noch...

Dieses historische Dorf sieht ja putzig aus, mal was anderes nach all den Tempeln. Auf jeden Fall lieferst du weiterhin interessante Eindrücke, die mir so eine Kirschblütenreise immer schmackhafter machen.
Liebe Grüße
Susan


Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #274 am: 17. September 2014, 18:51:12 »
Hi,

habe jetzt auch den Anschluß wieder gefunden  :) Und Kirschblüten gibt es immer noch...

Dieses historische Dorf sieht ja putzig aus, mal was anderes nach all den Tempeln. Auf jeden Fall lieferst du weiterhin interessante Eindrücke, die mir so eine Kirschblütenreise immer schmackhafter machen.

Leider gibt es für die nächsten zwei Tage mal keine Blüten, weil die Kirschblüte weiter oben in dem bergigen Gebiet noch nicht angekommen ist. Aber gegen Ende der Reise finden sich noch ein paar rosa Blütenblätter.  :)



Japan gehört wohl definitiv zu den Ländern die man im Winter gar nicht bereisen kann.


Ach, sooo problematisch würde ich das gar nicht sehen. Aber ich würde mir dann wahrscheinlich keine traditionelle Unterkunft suchen, sondern ein normales Hotel mit vernünftiger Isolierung und moderner Klimatisierung. Ich denke, die Übergangszeiten, wenn es eigentlich schon halbwegs warm ist, sind viel schwieriger, weil man dann die Kälte und fehlende Heizungen bei der Planung gar nicht so einkalkuliert. Aber trotzdem war die Übernachtung in den traditionellen Unterkünften gut fürs Japan-"Feeling".

andi7435

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #275 am: 06. Oktober 2014, 13:52:57 »
@flicka

Ich wandle aktuell auf deinen Spuren in Kyoto. Der Hoteltip von dir ist super.
In Kyoto war ich jetzt schon 2x richtig stolz auf mich. Das erste Mal bei der U-Bahn. Da hat meine Suica-Card funktioniert und heute habe ich es geschaft, das Bustagesticket in einer U-Bahnstation zu kaufen.
Es kommt aber noch besser, ich und auch du hätten das Ticket auch an der Rezeption des Hotels kaufen koennen. Ansonsten sind deine Beschreibungen Klasse. Ein Ausdruck davon und man findet die richtigen Verbindungen. Bei der Hakonetour waere ich garantiert mit der falschen Seilbahn abwärts gefahren.
Ausserdem bewudere ich dich, was du alles an einen Tag so schaffst. Soviel geht bei mir nicht.
Nachteilig empfinde ich teilweise die vielen Besucher in Nikko und auch in manchen Tempeln hier in Kyoto.
Ansonsten ein fazinierendes Land.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #276 am: 06. Oktober 2014, 17:32:40 »
Huch, ich hatte gar nicht mehr im Blick, dass du ja schon unterwegs bist.

Dass du dich so gut zurechtfindest, ist klasse, und es freut mich, wenn ich ein wenig dazu beitragen konnte. Ein Bustagesticket hatte ich ja irgendwie verpasst. Daran, das Ticket im Hotel zu kaufen, hatte ich überhaupt nicht gedacht. Da hätte ich besser mal nachgefragt, aber zwischendurch hatte mich der Ehrgeiz gepackt, alles auf eigene Faust herauszufinden.

In Kyoto war ich abends nach den Besichtigungen oft ziemlich erledigt, aber ich konnte mich selten entschließen, einen Tempel auszulassen. Die vielen Besucher dort haben bei mir aber dazu geführt, dass ich es auf der restlichen Reise immer genossen habe, wenn ich mal irgendwo alleine herumspazieren konnte.

Noch viel Spaß weiter in Japan!

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #277 am: 13. November 2014, 21:34:21 »
So, es geht weiter auf unserer Reise. Heute gibts viele Fotos, also teile ich den Tag auf und poste den zweiten Teil morgen:

14. April: Shirakawago - Takayama
(Teil 1: Shirakawago)


Gestern nacht ist der Heizofen dann doch von selbst ausgegangen. Zuerst hat er um kurz nach zwölf eine Melodie gespielt und dann den Betrieb eingestellt. Weil ich nicht wusste, ob das bloß eine normale Selbstabschaltung war oder der Heizofen wegen Überhitzung kurz vor der Selbstzerstörung stand, habe ich ihn lieber nicht wieder eingeschaltet. Deshalb sind es heute morgen gerade mal acht Grad im Zimmer, das zeigt der Heizofen nämlich netterweise an. Ich schalte ihn an und nach einer Dreiviertelstunde ist die Temperatur immerhin auf sechzehn Grad geklettert, wenn auch sicher nicht am Boden, wo ich unter drei Decken im Futon-Bett liege.

Das Frühstück wird um halb acht serviert, vorher mache ich mich noch fertig und packe meinen Koffer. Die Schweden fragen mich beim Frühstück, wie ich geschlafen hätte. Na ja, ein paar Stunden habe ich geschlafen. Die Schweden hatten heute nacht möglicherweise Sehnsucht nach Midsommar, denn sie haben das Licht erst kurz vor Mitternacht ausgemacht und auch definitiv nicht die in den Zimmerinformationen angemahnte Ruhe in ihrem Zimmer gehalten. Ich habe allerdings die Vermutung, dass ich mich wegen meiner verstopften Nase anschließend mit lautem Schnarchen gerächt habe.

Das Frühstück besteht wieder aus Reis und verschiedenen Gemüsehäppchen, außerdem gibt es Suppe und Tee. Um kurz vor acht checke ich schließlich aus, lasse meinen Koffer aber noch ein paar Stunden hier, und mache mich auf einen weiteren Erkundungsgang durch den Ort. Es ist ein herrlicher Morgen mit wolkenlosem Himmel, und ich bin die erste, die mit der Kamera durch die Straßen läuft. Weil das Wetter so schön ist, gehe ich nochmal hoch zum Aussichtspunkt, und die Motive von gestern fotografiere ich heute größtenteils nochmal ab, denn bei Sonne sieht halt alles schöner aus.












Um neun Uhr besuche ich das Wada-Haus. Das Haus ist eines der größten im Dorf, teilweise bewohnt, teilweise als Museum ausgestaltet. In dem großen Raum im Erdgeschoss stehen der Familienschrein und eine Feuerstelle, über eine steile Treppe kommt man in die oberen Etagen und bekommt einen Einblick in die Dachkonstruktion.










Danach schaue ich mir das Gassho-zukuri-Minkaen, ein Freiluftmuseum an, in dem einige alte Farmhäuser stehen, die von anderen Orten hergebracht und auf dem Gelände des Freilichtmuseums wieder aufgebaut wurden, um sie vor der Zerstörung zu retten. Hier wäre es eigentlich ganz ruhig, wenn nicht ab und zu irgendeine japanische Durchsage per Lautsprecher durch das Tal schallen würde. Ich stelle mir gerade vor, dass die Sprecherin sagt: „Herr Tanaka möchte gerne aus dem Smaland abgeholt werden“, da geht plötzlich eine Sirene los, und nicht nur einmal, sondern zweimal hintereinander. Mir fallen sofort tausend mögliche Katastrophen ein, wobei ich den Tsunami schnell ausschließe, aber da bleiben ja noch Brand, Bergrutsch und Erdbeben übrig. Letztlich ist es dann wohl nur ein Probealarm.










Hier im Dorfmuseum verbringe ich relativ viel Zeit, denn ich genieße es, fast alleine über das Gelände zu laufen. Zum Schluss trinke ich noch Tee in einem der alten Häuser, dann gehe ich wieder in den Ort, kaufe noch ein Souvenir und hole meinen Koffer im Kidoya ab. Dort hängt schon wieder die frischgewaschene Wäsche über der Leine und die Zimmer werden für die nächsten Gäste vorbereitet.



Ich verabschiede mich und mache mich mit meinem Koffer auf den Weg zur Bushaltestelle. Um 12.15 Uhr soll die Fahrt nach Takayama starten. Darauf und auf das Takayama-Festival freue ich mich schon seit dem Beginn der Reise.

Teil 2 folgt...

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #278 am: 13. November 2014, 21:54:48 »
Wie schön, es geht weiter! Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile Japan-Bericht-süchtig geworden bin.  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Susan

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #279 am: 13. November 2014, 23:02:38 »
Freue mich auch, dass es weiter geht  ;D

Obwohl ich lt. Gatten Hardcore-Kaltschläferin bin  ;)  finde ich 8° morgens doch etwas frisch - auch mit vielen Decken Gut, dass es einen Heizofen gibt
Liebe Grüße
Susan


andi7435

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #280 am: 14. November 2014, 17:30:09 »
Sehr schön das es jetzt weitergeht.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #281 am: 14. November 2014, 19:10:19 »

Obwohl ich lt. Gatten Hardcore-Kaltschläferin bin  ;)  finde ich 8° morgens doch etwas frisch - auch mit vielen Decken Gut, dass es einen Heizofen gibt

Als Hardcore-Kaltschläferin kämst du in Japan sicher sehr gut zurecht. Ich persönlich mag es dann doch etwas weniger dicht am Gefrierpunkt.  ;)

Und an alle, die sich freuen, dass es weitergeht: Ich lade noch die Bilder hoch und bastele ein wenig am Bericht, und dann folgt auch gleich der zweite Teil des heutigen Reisetages.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #282 am: 14. November 2014, 19:50:22 »
14. April: Shirakawago - Takayama (Teil 2: Takayama)

Der Bus nach Takayama ist bis auf den letzten Platz voll. Neben mir sitzt ein Ire, und natürlich kommen wir über unsere Reisepläne und Erfahrungen ins Gespräch. Er bestätigt meine Erfahrungen, die mir gestern auch schon zwei Amerikaner bestätigt haben: Dass die Leute in Japan uns unwissenden hilfsbedürftigen Ausländern gegenüber unglaublich nett und hilfsbereit sind.

Auf der fünfzigminütigen Fahrt passieren wir viele lange Tunnels. Streckenabschnitte unter freiem Himmel sind klar in der Minderzahl. Mit leichter Verspätung – vermutlich muss der Busfahrer deshalb heute noch seine Kündigung anbieten – kommen wir dann in Takayama an. Hier habe ich für zwei Nächte ein Zimmer in einem Ryokan gebucht, nämlich im Hodakaso Yamano Iori, und obwohl mich der ausgedruckte Plan erst mal kurzzeitig in die Irre führt, komme ich schon gegen halb zwei dort an und stelle erfreut fest, dass an einem Fach am obligatorischen Schuhregal am Eingang sogar schon mein Name steht. Dort stelle ich auch gleich mal meine Schuhe ab, schlüpfe in die Pantoffeln und checke ein, zumindest auf dem Papier, denn ins Zimmer kann ich erst um drei. Ich will aber sowieso los, denn heute hat das Takayama-Festival begonnen.

Das Takayama-Festival wird zweimal im Jahr gefeiert, am 14. und 15. April und am 9. und 10. Oktober. Beide Festivals gehen von unterschiedlichen Schreinen der Stadt aus. Jetzt im Frühjahr ist der Hie-Schrein der Ausgangspunkt des zweitägigen Festivals, das mit Prozessionen, Vorführungen mit mechanischen Puppen und der Ausstellung der Festival-Wagen in den Straßen von Takayama begangen wird. Die Höhepunkte beider Festivals sind die Abende des 14. April bzw. 9. Oktober, an denen die beleuchteten Festival-Wagen durch die Straßen gezogen werden.

An der Rezeption bekomme ich netterweise schon eine Festival-Broschüre, und der Mitarbeiter erklärt mir, wo um drei Uhr die Vorführung der Puppen stattfindet. Ich spaziere los, erst mal an einem kleinen Schrein in der Nähe vorbei. Hier hängen keine Ema-Täfelchen, sondern Puppen, das habe ich jetzt noch nirgends gesehen.








Inzwischen füllen sich die Straßen, einige sind schon für den Autoverkehr gesperrt. Ich gehe durch die historische Altstadt, immer den anderen Leuten nach. Am Rand der Altstadt sind schon vier der Festival-Wagen aufgebaut, und obwohl es gerade erst zwei Uhr ist, sind die Wagen, auf denen nachher die Vorführungen stattfinden, schon eng umlagert. Na gut, wenn ich nach zwei Wochen Japan eines kann, dann mich hinzustellen und zu warten. Also sichere ich mir meinen Platz vor den drei Wagen, creme mich dick mit Sonnencreme ein und ziehe mir sicherheitshalber noch den Schal halb über den Kopf, denn die Sonne strahlt immer noch vom wolkenlosen Himmel.






Nach einer Stunde Wartezeit geht es dann auch pünktlich los. Die Puppen geben jeweils viertelstündige Vorstellungen. Gelenkt werden sie dabei von bis zu sechs Puppenspielern, die hinter einem Vorhang oder im Inneren des Wagens sitzen. Zuerst ist die Puppe auf dem linken Wagen dran. Die schiebt sich langsam nach vorne zu dem dort aufgestellten Kasten und nimmt dann tatsächlich die dort griffbereit wartenden Utensilien fürs No-Theater, einen Fächer und ein Glockenspiel in die Hände. Zum Schluss beugt sie sich noch mit dem Gesicht in den Kasten und hat plötzlich eine No-Maske im Gesicht. Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert, es ist jedenfalls eindrucksvoll.






Die nächste Puppe bekommt während ihrer Vorstellung zunächst mit etwas Hilfe von zwei schwarzgekleideten Personen eine Drachenpuppe in die Hand und vollführt einen Drachentanz. Dann verwandelt sich die Puppe plötzlich selbst in einen Drachen.






Zum Schluss wird auf dem dritten Wagen eine kleine Szene gezeigt: Zuerst trägt eine Puppe ein Fass bis zu dem kleinen Tisch vorne am Wagen. Als sie gegangen ist, springt das Fass auf und ein Derwisch dreht sich wild vorne auf dem Wagen.






Ich hatte ja vorher eher so etwas wie das „Urmel aus dem Eis“ erwartet und bin von den Vorführungen echt geplättet. Gut, dass ich so früh da war und alles sehen konnte.

Nach den Vorführungen komme ich auch näher an die Wagen ran. Die sind alle prachtvoll mit Schnitzereien und Vergoldungen ausgearbeitet. Wohin man schaut Blumenmotive und vor allem unterschiedlichste Drachen.




















Kurz darauf führt eine kleine Drachentanzgruppe in der Nähe einen Tanz auf. Ich wandere noch ein wenig durch die Straßen in der Hoffnung, noch weitere Wagen zu entdecken, denn laut Broschüre sollen die in den Straßen ausgestellt sein, aber ich finde nur leere Depots. Na, vielleicht habe ich morgen mehr Glück. Zumindest einen der Wagen von vorhin kann ich noch sehen, als er gerade für den abendlichen Umzug bereitgemacht wird.








Auf dem Rückweg zum Hotel hole ich mir noch zwei gefüllte Klöße und checke dann in mein Zimmer ein. Das ist richtig schön, eine Mischung aus traditionellem Tatami-Zimmer mit angrenzendem Bad und Toilette. Ein Hoch auf laterooms.com, die dieses Zimmer vor zehn Monaten im Sortiment hatten.






Ich lege nur kurz die Füße hoch, ziehe die dicke Weste über, dann mache ich mich auf den Weg zurück in die Altstadt, denn um sechs Uhr soll der abendliche Umzug beginnen. Um viertel vor sechs sichere ich mir einen Platz auf der Brücke, von der aus man eine gute Sicht auf die angrenzende rote Brücke hat, über die die Festival-Wagen später kommen sollen. Leider dauert es dann doch noch bis um sieben Uhr, bis der Umzug tatsächlich beginnt. Ein Thailänder, der neben mir steht, hofft noch bis zum halb sieben, dass es endlich losgeht, dann muss er zum Zug rennen, denn er hat in Takayama kein Zimmer mehr bekommen. Auch andere Leute brechen zwischendurch auf. Ich bin froh, dass ich hier übernachten kann und ohne Zeitdruck auf den Umzug warten kann. Und dann kommen die Wagen endlich.




Nach ein paar Wagen gehe ich weiter, um mir einen anderen Standort zu suchen, zuerst mal in einer Straße nahe der Brücke, aber hier ist schon unglaublich viel los.




Also weiter, zu einem entfernteren Teil der Strecke. Hier kann ich mich problemlos am Straßenrand positionieren und auf die Wagen warten. Angeführt werden sie von der Drachentänzertruppe, dann folgt der Trommelwagen und dann nacheinander die Festwagen. Sie werden jeweils an langen Seilen durch die Straßen gezogen, auf einigen von ihnen sitzen Musikanten, und Kinder winken zwischen den Laternen.














Als schließlich der letzte Wagen an mir vorbeigerollt ist, humpele ich gegen halb neun ziemlich geschafft zurück ins Hotel. Der Schnupfen ist wieder schlimmer geworden, der Fuß ist auch noch nicht richtig in Ordnung. Für morgen ist mein Plan relativ entspannt: einfach mal die kleine Stadt erkunden und schauen, was rund um das Festival so los ist und evtl. eine kleine Wanderung zur alten Burgruine. Und einfach mal ausschlafen.


Ausgaben des Tages

Wada-Haus Y 300
Freilichtmuseum Y 500
Busfahrt nach Takayama Y 2400
Snacks und Getränke Y 1200
1 ÜN im Hodakaso Yamano Iori Y 11000

Beim Takayama-Festival ein Zimmer in der Stadt zu haben: unbezahlbar

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #283 am: 14. November 2014, 22:37:29 »
Wenn ich ein Land hätte nennen sollen zum Stichwort "Drachen", dann wäre es sicher China gewesen. Mir war gar nicht bewusst, dass die Japaner auch "welche haben"  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #284 am: 16. November 2014, 21:03:53 »
Wenn ich ein Land hätte nennen sollen zum Stichwort "Drachen", dann wäre es sicher China gewesen. Mir war gar nicht bewusst, dass die Japaner auch "welche haben"  ;)

Ich hatte vorher gar nicht gemerkt, wie viele Drachen auf den Wagen abgebildet sind. Eigentlich ist mir erst beim Sortieren der Fotos klar geworden, wie drachenlastig das Festival ist.  :) Und ja, ich hätte Drachen bisher auch eher nach China "getan".